AUSGABE 2 SAISON 2020/21
NICOLAS MOUMI NGAMALEU S C H N E L L , TE C H N I S C H STA R K U N D E R F O L G R E I C H : DER TORSCHÜTZE DES JAHRES IM GROSSEN INTERVIEW
Interview
«Man findet immer einen Grund, gut aufgelegt zu sein» Nicolas Moumi Ngamaleu hat für YB seit 2017 über 150 Spiele bestritten. Der 26-jährige Nationalspieler Kameruns hat Lust auf weitere Titel mit seinen Kollegen - und er möchte den Traum von einem Transfer nach England verwirklichen. Jüngst wurde er von der Swiss Football League für das «Tor des Jahres 2020» geehrt. Bereits im 2017 hatte er für Altach in Österreich diese Auszeichnung erhalten.
Nicolas Moumi Ngamaleu
Nicolas, wer ist der grösste Spassvogel in der Mannschaft?
Ende Jahr in Kamerun verbrachte, an der Wärme die Batterien laden. Und mit den wichtigsten Menschen meines Lebens zusammen sein. Das tat gut.
Ich würde sagen: Chris Martins.
Er und viele andere behaupten aber: Du bist es… ...ich weiss schon, was alle im Team sagen: Ich sei lustig und immer für ein Spässchen gut.
Stimmt das? Es ist sicher nicht falsch. Ich bin jemand, der mit einem Lächeln durchs Leben geht und stets guter Laune ist. Das erleichtert sehr vieles im Alltag, wenn man zufrieden ist und Witzchen macht. Auch wenn es manchmal schwierig ist: Man findet immer einen Grund, gut aufgelegt zu sein.
Gegen aussen machst Du eher den Eindruck, schüchtern zu sein. Ich kann es nachvollziehen, wenn jemand das Gefühl hat, ich sei eher reserviert. Wer mich nicht kennt, kann diesen Eindruck erhalten, weil ich vielleicht nicht viel sage und leise spreche. Aber wenn ich mich in einer Gruppe aufhalte, in der ich die Leute kenne und in der ich mich wohl fühle, bin ich anders, total offen.
In der Mannschaft zum Beispiel.
Dein Sohn lebt bei Deinen Eltern in Kamerun. Wie hältst Du Kontakt zu ihm? Mit täglichen Telefonaten. Jeden Abend telefonieren wir zusammen, und dank Face-Time können wir uns auch sehen. Manchmal werden das lange Gespräche. Wenn ausnahmsweise einmal etwas dazwischenkommt und ich mich nicht melde, bittet mein Sohn meine Mutter, mich anzurufen. Ich bin wahnsinnig stolz auf ihn.
Interessiert er sich für Fussball? Und wie! Er will ganz viel wissen, und wenn wir zusammen sind, muss ich mit ihm kicken. In den Ferien spielten wir ständig. Das war hohes Niveau (lacht).
Soll aus ihm auch einmal ein Profi werden? Ich weiss nicht so recht. Das Geschäft ist nicht ganz einfach. Aber wenn er die Fähigkeiten dazu hat und das auch unbedingt möchte, bremse ich ihn sicher nicht. Er soll selber entscheiden, was er eines Tages beruflich tun will. Wichtig ist nur, dass er glücklich ist.
Aus Dir ist ein Fussballer geworden - und Dein Vorname hat auch mit einem Fussballer zu tun: Nicolas Anelka.
Vor allem meine Familie, die Eltern - und mein vierjäh-riger Sohn. Manchmal vermisse ich auch die Kultur mei-nes Landes, natürlich das schöne Wetter…
Genau. Mein Vater war Fan des Stürmers aus Frankreich, darum wurde ich Nicolas getauft. Als ich klein war, nannte er mich nicht nur Nicolas, sondern stets Nicolas Anelka, aber ich hatte damals noch keine Ahnung, wer das war. Für meine Kollegen, mit denen ich aufwuchs, war ich automatisch Nicolas Anelka. Erst mit den Jahren, als ich die ersten Bilder von Anelka sah, wusste ich, um wen es sich handelt. Ich bin zwar nicht der gleiche Spielertyp wie er, aber es gefällt mir, dass ich gleich heisse wie einer, der mit Frankreich Europameister geworden ist und eine überragende Karriere hingelegt hat.
...der Schweizer Winter mit viel Schnee müsste also nicht sein?
In der Schweiz ruft Dich aber niemand Nicolas, schon gar nicht Nicolas Anelka.
Mich stört der Schnee überhaupt nicht, mir gefallen die weissen Landschaften. Aber die Kälte müsste nicht unbe-dingt sein. Schnee bei 25 Grad, das wäre exzellent (lacht). Immerhin konnte ich in den zwei Wochen Ferien, die ich
Nein, hier bin ich für die meisten Moumi. Das ist zwar mein erster Familienname, aber für mich spielt das keine Rolle, wie ich genannt werden. Ich bin Nicolas, ich bin Moumi, ich bin Ngamaleu.
Ja, aber nicht nur. Ich kann es auch mit Menschen, die ich beim Einkaufen immer wieder treffe und mir deshalb vertraut sind, lustig haben. Ich mag es, mich mit ihnen zu unterhalten.
2016 hast Du Kamerun verlassen. Was fehlt Dir aus Deiner Heimat?
Interview
Zwei Vornamen, zwei Nachnamen: Nicolas Brice Moumi Ngamaleu.
Wurde Anelka auch das Vorbild in Deiner Jugend? Er gehörte zu den Spielern, die ich bewunderte. Aber noch mehr inspirierte mich Ronaldinho. Ich schaute unzählige Videos von ihm, ihm eiferte ich nach wie keinem anderen.
Und zu welchen Landsleuten hast Du hochgeschaut? Zu Samuel Eto’o natürlich, er ist für mich der beste Spieler der kamerunischen Geschichte. Mitgeprägt hat sie aber auch Roger Milla, ein anderer überragender Stürmer.
wohnst, musst du dir das Essen selber zubereiten können». Für mich ist das ein Vergnügen.
Du bist in Yaoundé aufgewachsen, einer Stadt mit rund 2,5 Millionen Einwohnern. Und 2016 war auf einmal Altach Dein Lebensmittelpunkt, eine Vorarlberger Gemeinde mit 6 800 Menschen. Wie kamst Du mit dieser Umstellung zurecht?
Milla feierte viele seiner Tore mit einem Tänzchen. Kommt es vor, dass auch Du ab und zu tanzt?
Die Grösse des Ortes machte mir nichts aus. Dafür war das Klima ein Schock. Aus Kamerun waren für mich 30 Grad die Normalität, nun kam ich im Winter in Österreich an und musste mich an Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gewöhnen. Ich stellte mich im Vergleich zu Kamerun auf ein anderes Wetter ein, aber dass es gleich so würde… Damit hatte ich nicht gerechnet.
Ja, sehr gerne sogar. Das gehört zu mir. Wenn ich zum Beispiel koche, höre ich Musik und tanze in der Küche.
Dachtest Du: Das ist nichts für mich, ich reise umgehend wieder nach Hause?
Bist Du ein guter Koch?
Nein. Ich bekam eine Chance in Österreich, viele Menschen hatten hohe Erwartungen in mich, und sie wollte ich auf keinen Fall enttäuschen. Ich war sehr motiviert, die Ansprüche zu erfüllen. Von der Kälte liess ich mich
Kein schlechter, finde ich. Meine Mutter hat mir das früh beigebracht, sie sagte immer: «Wenn du einmal alleine
Nicolas Moumi Ngamaleu
sicher nicht aufhalten. Inzwischen ist das sowieso kein Problem mehr. Bei YB trainiere ich im Winter oft als einer der wenigen in kurzen Hosen.
Seit August 2017 bist Du in Bern. Was unterscheidet Dich heute vom damaligen Spieler Moumi? Ich bin erfahrener geworden, reifer - und erfolgreicher. Ich habe mit meinen Kollegen in dieser Zeit drei Meistertitel und einen Cupsieg gewonnen. Zu Beginn benötigte ich Geduld, weil ich nicht immer spielte, aber die Integration wurde mir trotzdem leicht gemacht. Ich fühlte mich bei YB sehr schnell wohl, weil mir viele Leute im Klub halfen.
Wer zum Beispiel? Eine der wichtigsten Personen war Steve von Bergen. Er ist für mich einer der besten Captains, die ich in meiner Laufbahn hatte. Steve kommunizierte viel und setzte sich vorbildlich für die Kollegen ein. Wenn ich ein Anliegen hatte, konnte ich mich jederzeit bei ihm melden. Ich wusste: Steve kümmert sich um mich. Und wichtig war auch Sportchef Christoph Spycher, der mir aufgezeigt hat, welche Rolle für mich vorgesehen ist und wie meine Karriere langfristig verlaufen könnte. Bei ihm wusste ich jederzeit, woran ich bin. Wenn ich heute darüber nachdenke, was ich in den bald vier Jahren bei YB erlebt habe, macht mich das sehr glücklich.
Welcher der vier Titel ist für Dich der schönste?
Auszeichnung, die ich für das Tor in St. Gallen erhalte, gehört aber nicht mir allein, sondern dem ganzen Team. Ulisses Garcia löste den Konter aus mit einem Pass auf Felix Mambimbi, der mich sah und mir den Ball zuspielte - ohne ihre Unterstützung wäre ich nie in diese Abschlussposition gekommen.
In Kamerun bist Du Nationalspieler. Welche Ziele hast Du mit der Auswahl? Ich bin sehr stolz darauf, mein Land vertreten zu dürfen, und hoffe, mit Kamerun einmal an einer WM teilnehmen zu können.
Du hast im vergangenen August Deinen Vertrag bei YB bis 2023 verlängert. Das heisst: Dir gefällt es in Bern sehr gut. Und wie! Ich fühle mich in dieser wunderbaren Stadt daheim, auch dank der warmherzigen Menschen. Und mit YB verläuft alles bestens.
Du hast neben YB aber zwei weitere Lieblingsklubs: Chelsea und Manchester City. Wieso diese zwei? Das hat ebenfalls mit meinem Vater zu tun. Er war immer schon Fan dieser Mannschaften, das habe ich von ihm übernommen. Ich verfolge sie heute noch intensiv. Und es ist mein Traum, einmal in der Premier League zu spielen. Wenn ich hart dafür arbeite, kann dieser Traum Wirklichkeit werden. Aber natürlich ist es ein weiter Weg.
Alle haben einen extrem hohen Stellenwert. Aber der emotionalste war der Meistertitel 2018. Nach so langer Zeit wieder einmal einen Pokal nach Bern zu holen und nicht nur uns, sondern auch so vielen Menschen eine gewaltige Freude zu bereiten - diesen 28. April 2018 werde ich niemals vergessen. Ich glaube, jeder, der dabei war, denkt so. Aber jetzt geht es darum, weitere Titel mit YB zu gewinnen. Der Hunger ist immer noch riesig.
Du scheinst über eine unerschöpfliche Energie zu verfügen. Woher kommt das?
Neben den Pokalen hast Du auch eine persönliche Auszeichnung erhalten: Dein Tor zum 2:1 in St. Gallen am 23. Februar 2020 ist zum Tor des Jahres gewählt worden. Was bedeutet Dir das?
Doch. Aber Müdigkeit lässt sich überwinden, wenn die mentale Verfassung gut ist.
Es ist eine grosse Ehre und schon das zweite Mal, dass ich einen Treffer erzielte, der zum schönsten des Jahres gekürt wurde. 2017 gelang mir das bereits mit Altach mit einem Schuss aus über 50 Metern Entfernung. Die
Ich setze auf ein einfaches, aber effizientes Mittel: Ich schlafe sehr viel.
Das ist naturgegeben und ein Erbe meines Vaters, der selber auch spielte, schnell und auf dem Platz ständig unterwegs war.
Bist Du nie müde?
Wie erholst Du Dich am besten?
15 Stichworte
15 STICHWORTE FÜR
JORDY SIEBATCHEU STADE REIMS
In der Champagner-Stadt wuchs ich auf und trat mit sechs Jahren Stade Reims bei. Meine Mutter wollte, dass ich etwas Sinnvolles mache. Der Klub wurde zu meiner zweiten Familie, der Präsident ist wie ein Vater für mich. Ich stieg mit dem Verein ab und wieder auf, erlebte dort eine eindrückliche Zeit.
STADE RENNES
Nach sechs Jahren in der Heimatstadt war es Zeit für einen Wechsel – obwohl ich 2018 mit Reims soeben den Wiederaufstieg in die Ligue 1 geschafft hatte. Rennes ist ganz anders als Reims. In der Bretagne spielt das Wetter verrückt. Es wechselt oft und schnell zwischen Sonne, Regen und Wind. Der Klub ist grossartig, in Rennes ist die FussballEuphorie riesig. Und wir hatten ein tolles Team mit starken Spielern und konnten beachtliche Erfolge feiern.
COUPE DE FRANCE
Mein bisher einziger Titel. Vor zwei Jahren stürmten wir mit Rennes bis in den Cupfinal vor. Im Stade de France spielten wir gegen das grosse PSG, das wir im Penaltyschiessen bezwingen konnten. Leider sass ich wegen einer Verletzung nur auf der Tribüne, aber im Achtelfinal schoss ich gegen Lille beide Tore. Nach dem Finalsieg kannte die Freude keine Grenzen, war es für Rennes doch der erste Titel nach fast 50 Jahren.
YB
Die Young Boys kennt man in Frankreich vor allem dank Guillaume Hoarau. Er erzählte mir, genauso wie Nicolas Moumi Ngamaleu, nur Gutes, weshalb ich sofort begeistert für einen Wechsel war – zumal ich in Rennes nicht mehr oft spielte. Ich wurde bei YB von der ersten Sekunde an wie ein Familienmitglied aufgenommen und bekam von allen Seiten viel Vertrauen.
NATIONALMANNSCHAFT
Ich könnte theoretisch für drei Nationalmannschaften auflaufen: Für die USA, weil ich in Washington geboren bin, für Kamerun wegen meinen Eltern und für Frankreich. Für die U21 der «Equipe Tricolore» habe ich zwei Spiele bestritten.
STADION
2016 durfte ich mit Stade Reims zu einem Freundschaftsspiel gegen Real Madrid im Bernabeu spielen. Es wurde das 60-jährige Jubiläum des Meistercup-Endspiels gefeiert. Auch wenn das Stadion nicht voll besetzt war, hat es mich sehr beeindruckt. Herausragende Arenen haben auch Olympique Lyon und Olympique Marseille.
MEIN ERSTES SPIEL
Mein Debüt im Profi-Fussball gab ich mit 18 Jahren bei Reims. In der Partie gegen Toulouse kam ich 20 Minuten vor Schluss zum Einsatz. Es war ein toller Moment, den ich nie mehr vergessen werde, auch wenn wir die Partie mit 0:1 verloren.
JUBEL
Es wurde eine grosse Sache um meinen Torjubel gemacht. Aber für mich ist es nichts Aussergewöhnliches. Es ist einfach ein Zeichen, um meine Familie und meine Freunde zu grüssen. Heute haben doch viele Fussballer irgendeinen speziellen Torjubel.
MEIN ERSTES TOR
Gelang mir schon in meinem zweiten Profi-Spiel. Am ersten Spieltag der Saison 2015/2016 gegen Girondins Bordeaux wurde ich eingewechselt und erzielte drei Minuten vor Schluss den 2:1-Siegestreffer. Bei YB musste ich mich gedulden, bis ich das erste Mal traf. Aber alle haben hier immer an mich geglaubt. Das war in der Zeit ohne Tor sehr wichtig und gab mir viel Vertrauen.
NAME
Mein richtiger Name ist Theoson-Jordan. Theoson werde ich zu Hause in meinem Quartier genannt, für meine Mitspieler bin ich «Jordy». Auf meinem Trikot steht mit «Pefok» der Name meiner Mutter. Es ist mir wichtig, meine Familie in meine Karriere einzubinden. Mein Bruder darf beispielsweise jeweils auch meine Rückennummer auswählen.
MITSPIELER
Ich durfte mit vielen guten Fussballern zusammenspielen. Der talentierteste war Hatem Ben Arfa. Er hat eine herausragende Technik und macht mit dem Ball die verrücktesten Sachen. Er war auch ein sehr angenehmer Teamkollege.
LIEBLINGSVEREIN
Als Junge war ich Fan von Manchester United. Zu Spielern wie Patrice Evra, Cristiano Ronaldo oder Ryan Giggs habe ich hinaufgeschaut. Auch den FC Barcelona finde ich cool.
TRAINER
David Guion hat mich am meisten geprägt. Er hat mich in Reims zum Stammspieler gemacht und mir viel Vertrauen geschenkt. Auch Sabri Lamouchi war in Rennes ein guter Trainer, genauso wie Gerry Seoane bei YB. Er ist immer ehrlich und souverän und vermittelt uns Spielern ein gutes Gefühl.
MEDIA
Ich habe keine Playstation und bin auch kein verbissener Netflix-Schauer. Wenn ich mir etwas im TV anschaue, dann meistens Manga-Serien. Auch auf Facebook oder Instagram bin ich nicht so aktiv. Um mit meinen Freunden zu kommunizieren, brauche ich mehr Snap-Chat.
BERN
In Reims war es immer sehr laut und hektisch. Im Vergleich dazu ist es hier in Bern immer schön ruhig und gemütlich. Obwohl ich allein wohne und manchmal meine Familie vermisse, fühle ich mich in der Hauptstadt sehr wohl.
Etienne Güngerich
21 Wer trug die …?
1
Unsere 21er
Früher wurden die Rückennummern nicht fix vergeben, dennoch trugen viele Spieler in ihrer Karriere praktisch immer dieselbe Zahl auf dem Rücken - obligatorisch war das aber nicht. Die Nummern konnten theoretisch vor jedem Spiel neu verteilt werden. Wie heute noch in den unteren Ligen. Im Profibereich werden seit Ende der Neunziger Jahre die Nummern fest zugeteilt, zudem steht auf dem Trikot auch der Spielername. In unserer neuen Serie starten wir zu Beginn des Jahres 2021 mit der entsprechenden Nummer.
Abwehrspieler Alain Rochat war Garcias Vorgänger, er spielte zweimal bei YB. Gesamthaft trug er siebeneinhalb Jahre das YB-Trikot mit der 21 (Januar 2002 bis Juni 2005 und Juli 2013 bis Juni 2017) und erzielte in 198 SuperLeague-Partien neun Tore.
Vor Rochat trug David Degen die Nummer 21. Der Mittelfeldspieler stand zwischen 2008 und 2012 106 Mal für YB in der Super League im Einsatz (17 Tore).
Einundzwanzig
Unsere aktuelle Nummer 21, Ulisses Garcia, spielt seit Sommer 2018 bei YB. Der Aussenverteidiger stammt aus Genf und machte dann im Nachwuchs von GC auf sich aufmerksam. 2015 wechselte er zu Werder Bremen und kam schon bald zu einigen Bundesliga-Einsätzen. Nach einem leihweisen Wechsel für ein halbes Jahr zu Nürnberg stiess er vor zweieinhalb Jahren zu den Young Boys. «Ich hatte eigentlich ein Auge auf die Nummer 20 geworfen. Aber die gehörte schon Michel Aebischer. So habe ich mich für die 21 entschieden, das passt seither sehr gut. Ich hoffe natürlich, dass mir die 21 im Jahr 2021 besonders viel Glück bringt und wir mit YB weitere Erfolge feiern können.» Der 25-Jährige hat für YB mittlerweile weit über 80 Pflichtspiele bestritten.
Stefan Stauffiger
Shi Jun, der Stürmer aus China, spielte zwischen Juli 2005 und Winter 2008 bei YB mit der 21 auf dem Rücken. Shi Jun kam 34 Mal für YB zum Einsatz (3 Tore).
Der erste, der die Rückennummer 21 fix trug, war Ende der 90er Jahre Angreifer Carlos Gomes. Der ehemalige YB-Junior stiess in der Saison 1998/99 zur ersten Mannschaft. Er kam auf 15 NLA-Einsätze und erzielte einen Treffer.
Unvergessene Spieler
Georges Bregy YB hat ihm viel zu verdanken. Und umgekehrt. Georges Bregy war ein Ausnahme-Fussballer. Zu seiner Zeit – in den Achtziger- und frühen Neunziger Jahren – gehörte er zu jenem kleinen Kreis der Schweizer Profis, die man auch im Ausland kannte: Den jungen Bregy als Torschützen, später den routinierten Bregy als Spielmacher und Spezialisten für den sogenannt «ruhenden» Ball. Für YB spielte er in zwei Etappen während sechs Jahren. Als regelmässiger Torschütze und als Spielmacher.
Bregy, der Goalgetter Er war mit dem FC Sion eben Schweizer Torschützenkönig (21 Goals) geworden, als er im Sommer 1984 zu YB wechselte. Als nationaler Topskorer erfuhr er – als YB-Spieler – internationale Ehren mit der Einladung nach Paris zum «Ballon d‘Or». Er sass bei der Feier zusammen mit Marco von Basten (damals Ajax) und Diego Maradona (gerade von Barcelona zu Napoli transferiert) und fühlte sich in deren Gesellschaft durchaus wohl. Auf dem Spielfeld freilich noch wohler, hier war er bei YB der Chef, und – als im Winter 1985 Robert Prytz zum Team stiess – einer der Chefs. 1986 wurde er in der legendären Mannschaft von Alexander Mandziara Schweizermeister. «Es war ein unvergesslicher und für uns unglaublicher Erfolg, den uns niemand zugetraut hatte», sagt Georges Bregy heute, 35 Jahre später. Seine Berner Ausbeute in der Meisterschaft (zwei Saisons) vor seiner Rückkehr zum FC Sion: 58 Spiele, 25 Tore, ein Meistertitel. Der Oberwalliser war einer jener Spieler, die für YB den Unterschied ausmachten – vom durchschnittlichen NL-AKlub (seit 1960 hatten die Young Boys keinen Meistertitel mehr gewonnen) zum Schweizer Spitzenteam. Bregy war kein «pflegeleichter» Fussballer, er war ehrgeizig, hatte seine Ecken und Kanten und wusste um seinen Wert. Doch er konnte an freien Tagen durchaus abschalten – noch heute zirkulieren «Räubergeschichten» der Mannschaft von einst. Die legendären Montag-Abende jedenfalls dienten für Weber, Zurbuchen, Lunde, Bregy und Co. als «Pflege des YB-Teamgeists».
Bregys legendärer Stuhltrick, aufgeführt im Boccia-Hüsli in der Meisternacht 1986.
Georges Bregy beobachtet den Fussball immer noch intensiv und drückt YB die Daumen.
Georges Bregy
Auch im Schnee ein treffsicherer Freistossexperte: Georges Bregy.
Bregy, der Spielmacher Nach seiner Meistersaison in Bern wechselte er – als Stammspieler der Nationalmannschaft - zurück zum FC Sion, nachdem sich andere Optionen zerschlagen hatten. Es war für ihn keine besonders erfolgreiche Zeit. International fiel er prompt aus den Traktanden; er war froh, dass ihn 1990 (nach den Stationen Martigny und Lausanne) der damals neue YB-Trainer, Martin Trümpler, zusammen mit Präsident Ruedi Baer wieder nach Bern holte. Und hier lebte er richtig auf: Mit Regisseur Bregy kehrte bei YB die Stabilität zurück. Mit dem «verlorenen Sohn» war Trümplers Mannschaft wieder ein Spitzenteam, spielte attraktiven Fussball (inzwischen mit Spielern wie Jakobsen, Christensen, Kunz, Novak und Gottardi), wurde Vizemeister – und prompt wurde der von vielen längst abgeschriebene Bregy von Coach Roy Hodgson wieder in die Nationalmannschaft berufen. Mehr noch: Nach seiner Gala beim Lausanner Länderspiel-Sieg gegen Frankreich blieb Bregy im Schweizer Team gesetzter Spielmacher – mit unvergessenen Partien an der Fussball-WM 1994 in den USA. Sein grosses internationales Comeback verdankte «Schorsch» letztlich auch den Young Boys bzw. seinem damaligen Trainer und seinen einstigen Mitspielern. Der Captain von damals, Martin Weber, sagt es heute so: «Er war ein
aussergewöhnlicher Fussballer mit grossem Willen. Wer als Mitspieler Leistung zeigte, der wurde von ihm akzeptiert – alle anderen hatten es schwer. An seinen zweiten Frühling mit dem Höhepunkt 1994 an der WM hatten wir in Bern alle unseren Anteil.» Nach der WM 1994 verliess Georges Bregy den BSC Young Boys endgültig. Er war nun 36-jährig und hatte für «seinen Club», wie er YB beim Abschied bezeichnete, insgesamt 189 Meisterschaftsspiele bestritten und 53 Tore erzielt. Im YBMuseum erinnert das Aiwa-Meistertrikot mit der Nummer 10 an den Walliser, ebenso eine riesige Glocke, die ihm seine Fans 1994 geschenkt hatten. Bregy war später auch ein erfolgreicher Trainer (Lausanne, Thun, FC Zürich). Inzwischen hat er auch diese Aktivitäten beendet: «Jetzt konsumiere ich den Fussball vor allem als Zuschauer», sagt er. Und er freut sich, dass er sein Wissen und seine Erfahrung als TV-Experte einbringen kann. Und klar: Als ehemaliger YB-ler drückt er «seinem» Klub aus der Ferne immer die Daumen.
Charles Beuret
Im Gleichgewicht der Emotionen Wenn YB-Goalie Guillaume Faivre zwischen den Pfosten steht, trägt er einen Rugby-Helm. Das ist bestimmt vernünftig, denn der Mann aus dem Neuenburger Jura schützt mit diesem Helm einen kreativen und originellen Kopf. Zwar steht Guillaume Faivre schon seit frühester Kindheit im Fussballtor, doch seine Interessen und Talente gehen weit über den Sportplatz hinaus. In fehlerfreiem Deutsch erzählt der Torhüter in unserem Video-Anruf von seinen Stationen Xamax, Vaduz, Wil und Thun und davon, wie er bei seinem Stammclub, dem AS Vallée, schon als kleiner Knirps das Goalie-Leibchen überstreifte: «Die meisten Torhüter waren anfänglich Feldspieler, ich nicht. Mein grosses Goalie-Vorbild war ein älterer Cousin. Und als ich mit sechs Jahren zusammen mit meinem Zwillingsbruder der AS Vallée in meinem Dorf La Brévine beitrat, kam für mich von Anfang an nur die Goalie-Position in Frage.» Um Torhüter zu sein, brauche es einen speziellen Charakter, sagt Faivre. Auf keiner anderen Position könne man sich selbst besser kennenlernen als im Tor. Erst wenn man mit sich im Reinen sei, wenn man glücklich sei und den Kopf frei habe, könne man ein guter Torwart werden. Speziell sei ausserdem, dass die Goalies im Trainingsalltag eine Art kleines Team innerhalb des grossen Teams bilden. Sie trainieren teilweise für sich und sie treiben einander zu guten Leistungen an. Man könne fast sagen, sie seien Einzelsportler und Teamsportler zugleich.
«DIE MEISTEN TORHÜTER WAREN ANFÄNGLICH FELDSPIELER, ICH NICHT.» In seinen Anfängen war der ältere Cousin sein Mentor und Vorbild. Guillaume Faivres Talent sprach sich herum bis nach Neuenburg. Er kam in ein kantonales Kader und mit 14 wurde er Junior bei Neuchâtel Xamax. Im Jahr 2007 unterschrieb er bei den Neuenburgern seinen ersten Profivertrag. Um ihm mehr Einsatzzeit zu ermöglichen, lieh Xamax den jungen Keeper an den FC Vaduz und den FC Wil aus. «Am Anfang fiel es mir schon etwas schwer, mich so weit von zuhause in einem anderen Sprachraum zurechtzufinden. Aber die Erfahrung machte mich in jeder Beziehung stärker. Und heute bin ich den beiden Clubs dankbar, dass sie mir die Chance gaben, sportlich und menschlich zu reifen.» Mit konstant guten Leistungen in der Challenge League empfahl sich Faivre bald für höhere Aufgaben. 2012 wurde er vom FC Thun verpflichtet, bei dem er fortan fast durchgehend Stammgoalie war und bis im Jahr 2020 nicht weniger als 234 Spiele absolvierte.
Als der FC Thun letzte Saison trotz bärenstarker Rückrunde den Abstieg nicht mehr abwenden konnte, musste sich Guillaume Faivre neu orientieren. Der Familienvater war sehr glücklich, als er im letzten Sommer einen Vertrag bei den Young Boys unterschreiben konnte. Die Familie musste so nicht umziehen und die Kinder im Schulund Kindergartenalter konnten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Neben diesen praktischen Vorteilen sieht Faivre aber auch die sportliche Herausforderung beim amtierenden Meister und Cupsieger.
«EGAL, WAS DU IM LEBEN MACHST, DU MUSST VOLLGAS GEBEN»
Er ist nicht nach Bern gekommen, um die Goalie-Hierarchie durcheinander zu wirbeln. Aber sein sportlicher Ehrgeiz ist auch mit über dreissig ungebrochen, und wenn Stammtorhüter David von Ballmoos einmal fehlt, will er ein gleichwertiger Ersatz sein. Dass er das kann, hat er in der laufenden Saison schon beim Startsieg gegen den FCZ und beim 0:0 gegen Servette bewiesen. «Mich fasziniert vieles bei YB, der tolle Teamgeist, die gute Mischung im Kader, der hervorragende Staff und die umsichtige Clubführung. Man merkt, dass sich YB die Erfolge der letzten Jahre seriös erarbeitet hat. Schade nur, dass die tollen Fans zurzeit nicht an die Spiele kommen können.»
Faivre selbst hat sein Gleichgewicht ebenfalls gefunden, nicht nur auf dem Fussballplatz, sondern auch im Leben ausserhalb des Platzes. Sein schulischer Rucksack ist gut gefüllt. Als junger Mann schloss er in Neuenburg das Gymnasium ab. Später absolvierte er eine Ausbildung zum Innenarchitekten. «Innenarchitektur ist etwas, das mich schon länger interessiert und für das ich ein Auge habe. Ausserdem spiele ich seit meiner Jugend sehr gerne Musik. Hätte ich im Leben nur den Sport, würde mir etwas fehlen.»
Es kann vorkommen, dass Faivre an spielfreien Tagen am TV einen internationalen Match schaut. Allerdings hänge er nicht jeden Abend am Bildschirm, denn schliesslich verbringe er die freie Zeit am liebsten mit der Familie. Aber wenn er wichtige Spiele schaut, dann achtet er natürlich besonders auf die Goalies. Selbstverständlich beobachtet er die Goalie-Arbeit anders als die meisten Fans. Er sieht nicht nur die spektakulären Hechtsprünge, sondern auch die weniger auffällige Arbeit, die Ballkontrolle mit dem Fuss, die Angriffsauslösung oder das Stellungsspiel. «Ich schaue allerdings nicht nur auf die Technik und Taktik der Torhüter, sondern auch auf ihre Körpersprache. Mich interessiert am meisten das Verhalten im Spiel. Ein guter Goalie ist immer im Gleichgewicht zwischen Anspannung und Coolness. Er darf nicht zu locker sein, sonst fehlt ihm die Explosivität. Aber er darf auch nicht zu angespannt sein, sonst fehlt ihm die nötige Ruhe und Voraussicht. Er braucht einfach die richtige Balance, aber klar, das ist leichter gesagt als getan. Ganz stark in dieser Beziehung scheint mir zurzeit der Brasilianer Alisson vom FC Liverpool.»
Faivre, der im Februar 34 wird, weiss natürlich, dass seine Goalie-Karriere nicht mehr ewig dauern wird. Da ist es bestimmt beruhigend für ihn, dass sein Horizont über den Fussball hinaus reicht. Aber so lange der Körper mitmacht und so lange sein inneres Feuer brennt, bleibe er mit Leib und Seele Profifussballer, betont er. «Egal, was du im Leben machst, du musst Vollgas geben, das innere Feuer muss brennen und die Balance muss stimmen!»
Pedro Lenz
Guillaume Faivre und Pedro Lenz haben sich coronakonform via Video-Call prächtig unterhalten.
Youth Base
Sorgfältig ausbilden, ganzheitlich fördern Pascal Furgler leitet bei YB das Footeco-Projekt mit den Partnervereinen. Zu dieser Abteilung gehören über 400 potenzielle Talente und rund 50 Trainer in 24 Teams. Der Begriff hat sich längst etabliert, und doch ist er für manche ein Rätsel: Footeco - was bedeutet das eigentlich? Es handelt sich um einen Abschnitt der Ausbildung von 12- bis 14-Jährigen und dient als Vorbereitung auf den Juniorenspitzenfussball ab U15. Footeco setzt sich aus drei Teilen zusammen, die diese Philosophie prägen: «FOOT» steht für Fussball, «TE» für Technik, «CO» für Koordination und Kognition. Ins Leben gerufen wurde Footeco vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) für die Young Boys ist diese Stufe ein bedeutender Teil der Youth Base. Zum Projekt gehören über 400 Spieler, die aber nicht nur die gelb-schwarzen Farben von YB tragen, sondern auch jene der Partnervereine: Team Köniz, Team Oberaargau Emmental (TOBE) sowie Team Fribourg (AFF-FFV).
YB HUUS powered by
Rund 50 Trainer betreuen die 24 Mannschaften, wobei die Partnerorganisationen autonom funktionieren: Das Tagesgeschäft wird von deren Technischen Leitern organisiert. Die Gesamtleitung liegt bei Pascal Furgler - der 42-jährige Ostschweizer ist ein Sohn von Martin Furgler, der einst Sportchef beim Schweizer Fernsehen war.
Pascal Furgler, Leiter des Footeco-Projekts.
Footeco
Guter Draht zu den Eltern Der gelernte Kaufmann Pascal Furgler holte die Matura nach, studierte in Bern Sport und Geschichte und liess sich zum Gymnasiallehrer ausbilden. 2009 ergab sich für ihn die Möglichkeit, als Trainer das U-16-Frauenteam bei YB zu übernehmen. Vier Jahre danach betreute er die FE12, bevor er 2017 sein aktuelles Amt antrat - ein Amt an der Basis, das den zweifachen Familienvater immer wieder von Neuem fordert, ihm aber auch Spass macht: «Ich fühle mich extrem wohl und glaube auch, dass ich zu den Eltern der Kinder einen guten Draht habe.» Wer die Footeco-Stufe erreichen will, muss Anlagen mitbringen. Furgler aber vermeidet es, bereits von Talenten zu sprechen. Die Spieler sind für ihn «potenzielle Talente», die nicht nur fussballerische Kriterien erfüllen müssen, um für den Sprung in die U15 ein Thema zu werden. «Die Qualitäten auf dem Platz sind das eine, aber das andere, ebenfalls sehr wichtige, sind die menschlichen Qualitäten», sagt Furgler. «Was für einen Charakter hat der Spieler, in welchem Umfeld bewegt er sich - es geht darum, ein umfassendes Bild jedes einzelnen zu erhalten.» In der Youth Base von YB wird nicht nur das Technisch-Taktische geschult, es dreht sich vieles auch um das Miteinander und Füreinander, kurz um Werte wie «Mitenang respäktvou umga», «Mitenang besser wärde» oder «Fürenang da si». Furgler sagt: «Diese Werte sind ein wichtiges Fundament unserer Arbeit und gehören zur ganzheitlichen Förderung.»
«MITENANG BESSER WÄRDE»
Natürlich träumen praktisch alle von einer Karriere als Profi. Aber Furgler und seine Equipe pflegen eine transparente Kommunikation mit ihnen und deren Eltern. Sie machen von Anfang an klar, dass nur die wenigsten den Durchbruch schaffen: Wenn bei YB Jahr für Jahr zwei bis drei Nachwuchsleute im Kader der ersten Mannschaft unterkommen, ist das ein guter Wert. Die Verantwortlichen zeigen unmissverständlich auf, dass viele Faktoren zusammenpassen müssen, um zu den Glücklichen zu gehören. Aber sie können auch mit einigen Namen belegen, dass es sich lohnt, maximalen Aufwand zu betreiben: David von Ballmoos, Felix Mambimbi, Michel Aebischer, Nicolas Bürgy, Esteban Petignat, Sandro Lauper, nun auch Nico Maier, Joschua Neuenschwander und Fabian Rieder - diese YB-Profis stammen aus der Youth Base.
Individuelle Ausbildung hat Priorität Wenn für einen Junior nach drei Footeco-Jahren der Weg bei YB oder einem der Partnervereine endet, heisst das nicht automatisch, dass er keine Aussichten mehr hat, einmal im professionellen Fussball zu landen. «Es kann durchaus sein, dass er auf Umwegen doch noch ans Ziel gelangt», sagt Furgler, «wenn das so ist, freuen wir uns ebenfalls mit.» Auf Footeco-Stufe hat die individuelle Ausbildung Priorität. Die Teams definieren sich nicht über Siege, wenn ein Match umkämpft ist, setzt der Trainer nicht zwingend auf die Besten, um die Chancen auf den Erfolg zu erhöhen. «Mit diesem Denken würden wir unserer Philosophie nicht gerecht», erklärt Furgler, «unser Bestreben ist es, jedem Kaderspieler möglichst viel Einsatz zu geben und ihn so zu entwickeln.» Aber eines betont er doch: «Jeder Spieler soll mit der Mentalität auf den Platz gehen, die Partie gewinnen zu wollen.»
Youth Base Partner des YB HUUS
Youth Base
Der Anspruch von YB und den Partnerschaften ist es, die besten Junioren dieser Altersklassen zu entdecken. Das geschieht zum einen durch Scouting auf regionalen E-Juniorenplätzen, zum andern auch durch die Zusammenarbeit mit Vereinen, die potenzielle Talente melden. Dann kann es sein, dass Furgler selber einmal als Beobachter im Einsatz steht. Und schliesslich organisiert YB in normalen Zeiten einen Talenttag.
«FÜR DIE JUNGEN FUSSBALLER IST ES VON GROSSER BEDEUTUNG, DASS SIE AUCH WETTKÄMPFE BESTREITEN» Die Situation gut angenommen Von normalen Zeiten kann zwar nicht die Rede sein, aber die jungen Spieler und ihre Trainer haben sich mit den Einschränkungen während der Pandemie arrangiert. Als Zweikämpfe im Herbst untersagt waren, legten die Verantwortlichen das Augenmerk auf technische Belange. Nun fielen beliebte Anlässe wie Hallenturniere weg. Und die für Ende Februar geplante Wiederaufnahme der Meisterschaft wird verschoben. «Alle Beteiligten nehmen die Situation sehr gut an», lobt Furgler, «sie machen alle das Beste daraus.» Er gibt sich optimistisch, so gut es geht. Aber ihn beschleichen manchmal auch ungute Gefühle. «Für die jungen Fussballer ist es von grosser Bedeutung, dass sie auch Wettkämpfe bestreiten», sagt er, «wenn die Pause noch lange andauert oder wieder ein Unterbruch notwendig wird, ist das für die Entwicklung nicht förderlich. Ich kann nur hoffen, was jeder hofft: dass so schnell wie möglich wieder Normalität einkehrt.»
Stellvertretend für alle ehemaligen Youth-Base-Spieler, die heute in der ersten Mannschaft spielen (von oben nach unten): Michel Aebischer, David von Ballmoos, Felix Mambimbi und Nicolas Bürgy.
Benfica - Barcelona
Das Benfica-Wunder vom Wankdorf Vor 60 Jahren fand in Bern der spektakuläre Final des Europacups der Meisterclubs zwischen dem FC Barcelona und Benfica Lissabon statt.
Die Captains begrüssen sich: Mittelstürmer Aguas von Benfica (links) und Barca-Goalie Ramallets, dazwischen der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst.
Das Muesum erzählt
Die Benfica-Spieler jubeln. Es steht 1:1.
Barcelona-Goalie Ramallets fängt den Ball, beobachtet von drei am Boden liegenden Teamkollegen.
Barcelona-Stars gratulieren Hier wurde der WM-Final gespielt, es war 1954: Deutschland schlug das «unbezwingbare» Ungarn sensationell 3:2. Und wurde Weltmeister. Das Wunder von Bern. Es ist natürlich das bedeutendste Spiel, das in unserem Wankdorfstadion je ausgetragen wurde. Aber es gab auch noch andere ähnlichen Kalibers: Zum Beispiel der Final im Europacup der Meisterclubs zwischen dem FC Barcelona und Benfica Lissabon, das sich in diesem Frühling zum sechzigsten Mal jährt. Das Match wurde zum unvergessenen Spektakel. Er endete ebenfalls 3:2. Und wieder gewann der Aussenseiter: Benfica. Benfica Lissabon damals? Fast nie gehört. International waren die Portugiesen ein unbeschriebenes Blatt. Im Herbst 1957 spielten sie zwar einmal im Europacup – doch sie schieden gegen Sevilla (1:2, 0:0) in der Qualifikation aus. Am 31. Mai 1961 aber ging der Stern Benficas richtig auf: Mit dem Sieg in Bern gegen den grossen FC Barcelona im Final des Europacups der Meisterclubs. Von nun an gehörte Benfica (bis heute) zu den ganz Grossen des Weltfussballs.
Die Qualifikation fürs Wankdorf-Endspiel erlangten die Portugiesen unspektakulär gegen nicht besonders bekannte Teams: Gegen Heart of Midlothian, Ujpest Budapest, Aarhus GF und Rapid Wien. Schwieriger war dann die Aufgabe gegen den grossen FC Barcelona: Dort spielten Stars wie Torhüter Ramallets, Kubala, Kocsis, Suarez, Czibor. Hingegen kannte man die Akteure von Benfica kaum. Doch das sollte sich ändern: Mit einer Direktabnahme erzielten die Portugiesen durch Coluna ein Traumtor in der 54. Minute zum 3:1. Dieser Treffer sei entscheidend gewesen, schrieb der Sportjournalist Heinz Erb (später bekannt als kurzzeitiger Präsident des SC Bern) im «Bund»: «Was diese elf Mann von Benfica während 90 Minuten an Einsatz, Kampffreudigkeit, Mut und Ausdauer, Siegeswillen und Kondition zeigten, war das Beste, das es in Bern je zu sehen gab.» In der Tat: Benfica zeigte ein grosses Spiel, selbst die Spanier bezeichneten den Sieg des Gegners als verdient. Czibor, ehemaliger Internationaler des grossen Ungarn, war nach dem Schlusspfiff einer der ersten Gratulanten.
Benfica - Barcelona
Das Telegramm vom 31. Mai 1961 Wankdorfstadion Bern. - 32 000 Zuschauer. SR Gottfried Dienst (Schweiz). Tore: Kocsis 0:1. Aguas 1:1. Eigentor 2:1. Coluna 3:1. Czibor 3:2. Benfica: Pereira - Joao, Germano, Angelo - Neto, Cruz - Augusto, Santana, Aguas, Coluna, Cavem. Barcelona: Ramallets - Foncho, Gensana, Garcia Verges, Garay - Kubala, Kocsis, Evaristo, Suarez, Czibor. Nach dem Berner Final erreichte der inzwischen 37-fache portugiesische Champion noch sechs weitere Mal das Endspiel im Europacup der Meisterclubs. Ein Jahr nach dem Triumph gegen Barcelona gewann Benfica den Europacup erneut – diesmal gegen Real Madrid (5:3) mit ihrem neuen Star Eusebio. Heute gilt Benfica Lissabon als Club mit den weltweit meisten Mitgliedern: Offiziell werden 233 000 angegeben. Klar, in diesem Benfica-Text darf ein kleiner YB-Bezug nicht fehlen… Im Sommer 2017 haben «wir» im Rahmen des Uhrencups in Biel gegen die Portugiesen (damals noch ohne Saisonvorbereitung) gespielt. Das Resultat: 5:1 – für YB. Tore: 23. Jonas 0:1. 25. Assalé (Hoarau) 1:1. 51. Sulejmani (Sanogo) 2:1. 74. Assalé (Ravet) 3:1. 86. Fassnacht 4:1. 88. Fassnacht (Schick) 5:1. - YB: Von Ballmoos - Mbabu (58. Lotomba), Nuhu, Von Bergen, Benito - Ravet (81. Schick), Aebischer (71. Sow), Sanogo, Sulejmani (65. Fassnacht) - Assalé, Hoarau (81. Bertone). – Trainer: Adi Hütter. Und noch ein YB-Bezug zum Benfica-Wunder von Bern: In jener Saison, als die Portugiesen im Wankdorf den Meistercup gewannen, war unsere Mannschaft nach dem vierten Titel der Sing-Serie ebenfalls im Europacup dabei. In der ersten Runde hiess der Gegner FC Limerick (Irland), der auswärts mit 5:0 und im Wankdorf mit 4:2 bezwungen wurde. Im Achtelfinal wartete der
Hamburger SV, der in Bern (mit dem Sturm-Trio SeelerStürmer-Dörfel) gleich 5:0 gewann. Im Retourspiel in Hamburg rehabilitierte sich YB mit einem bemerkenswerten 3:3. Fazit: Man schied nach vier Spielen, zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage mit einem positiven Torverhältnis von 12:10 ehrenvoll aus dem Wettbewerb aus. Der HSV hingegen schaffte es fast ins Berner Endspiel: Im Halbfinal gegen Barcelona (0:1, 2:1) kam das Out erst nach einem Entscheidungsmatch in Brüssel (0:1).
Charles Beuret
YB-Frauen
Auf einem ChampionsLeague-Platz in die Rückrunde Die YB-Frauen starten am 6. Februar mit einem Auswärtsspiel beim FC Lugano in die Rückrunde. Die Bernerinnen können auf einen starken Schlussspurt in der Vorrunde zurückblicken, in welchem das gelb-schwarze Frauenteam seit dem 29. August ungeschlagen blieb. Die Bernerinnen überwintern mit fünf Punkten Rückstand auf Leader Servette und drei Punkten vor dem amtierenden Meister FC Zürich Frauen auf dem zweiten Platz. Damit leuchten auch die Sterne der Champions League hell über dem Berner Himmel; am Saisonende sind die zwei bestplatzierten Schweizer Teams für die Teilnahme an der UEFA Women’s Champions League berechtigt. Um optimal auf die zweite Saisonphase in einer sehr ausgeglichenen Meisterschaft vorbereitet zu sein, ging es für die YB-Frauen in der Wintervorbereitung für ein Kurzzeit-Trainingslager nach Ruggell in Liechtenstein. Dabei kann Cheftrainer Charles Grütter auf sein bisheriges Stammkader bauen. Im Fokus der YB-Frauen steht nicht nur die Meisterschaft, sondern auch der Schweizer Cup. Dieser Wettbewerb findet voraussichtlich seine Fortsetzung im April. Dabei werden die YB-Frauen im Achtelfinal auswärts auf Servette FC Chênois Féminin treffen.
IM PORTRAIT:
STEPHANIE
WAEBER
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Die Meisterschaftsspiele der YB-Frauen im Februar: 6.2.2021, 16:00 Uhr:
FC Lugano - YB-Frauen 13.2.2021, 16:15 Uhr:
YB-Frauen - FC Zürich Frauen (Live auf SRF) 27.2.2021, 16:00 Uhr:
YB-Frauen - FC Lugano Wegen den Corona-Massnahmen finden die Partien weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Andres Meier
Position: Stürmerin Rückennummer: 13 Geburtsdatum: 8. Dezember 2000 Bei YB seit: 2016 Bisherige Clubs: FC Tafers, FC Fribourg
Stephanie Waeber
Wie bist Du zum Fussball gekommen? Schon früh in meiner Kindheit spielte ich oft mit meinen Geschwistern und meinen Nachbarn draussen Fussball. Das bereitete mir sehr viel Freude. Deshalb ging ich mit acht Jahren mit einer Schulkollegin zum FC Tafers.
Wie sieht dein Alltag neben dem Fussball aus? Zurzeit absolviere ich ein Praktikum beim Bundesamt für Bauten und Logistik. Im Sommer 2020 habe ich das Gymnasium abgeschlossen und wollte ein wenig Arbeitswelt-Erfahrung sammeln, bevor ich das Studium beginne. Nach der Arbeit geht es für mich dann ab ins Training.
Was sind deine Stärken und Schwächen? Ich sehe meine Stärken als Stürmerin in der Ballbehauptung und dem präzisen Torschuss. Ausserdem verteile ich gerne die Bälle in die Tiefe. Ich würde mich gerne in der Schnelligkeit verbessern und noch mehr Mut in den Kopfballduellen haben.
Im Sommer meldetest Du dich mit tollen Auftritten nach einer schweren Knieverletzung zurück. Wie schwierig war die Aufbauphase für Dich? Am Anfang, als bei mir eine Kreuzbandverletzung diagnostiziert wurde, war ich sehr traurig, aber zum Glück bekam ich Halt von meiner Familie und meinen Freunden. Als ich nach der Operation mit der Reha angefangen hatte, war mein Ziel ganz klar wieder zurück auf den Platz zu kehren. Es ist normal, dass man nach einer schweren Verletzung viele Zweifel hat, wie es mit der Karriere weitergehen soll. Ich war aber sehr optimistisch, in guten Händen und wusste, dass alles gut gehen wird. Als es soweit war und ich mein Comeback geben konnte und sogar einen Treffer erzielte, war ich sehr glücklich.
Wie nimmst Du die Entwicklung in der AXA Women’s Super League wahr? Ich sehe viele positive Aspekte bei der Entwicklung der Liga. Dadurch, dass nun einige Spiele im Fernsehen übertragen werden, hat der Frauenfussball sicherlich mehr an Aufmerksamkeit gewonnen.
Welche Ziele verfolgst Du mit den YB-Frauen für die Rückrunde? Unser Ziel ist es, definitiv mit den besten Teams mitzuhalten und an die gelungenen Leistungen der Vorrunde anzuknüpfen. Die Saison mit der Champions-LeagueQualifikation abzuschliessen, wäre für uns die Krönung.
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Mein Matchtag
YB-Fans und ihre Vorsätze Loïc Kälin (10), Schliern bei Köniz «Ich wünsche mir, dass YB den vierten Meistertitel in Folge gewinnt. Ausserdem würde ich mich freuen, wenn wir es in der Europa-League-K.O.-Phase möglichst weit schaffen. Meine schönste Winter-Erinnerung ist das Spiel gegen Cluj, als YB zuerst in Rückstand geraten ist. Ich bin fast verzweifelt, aber als wir dann doch noch gewonnen haben, konnte ich mit einem guten Gefühl schlafen. Auch im Bett ist mein Club präsent: In der YBBettwäsche träume ich vom nächsten Meistertitel. YBLiebe bedeutet für mich, dass ich zum Club stehe, auch wenn er mal nicht erfolgreich ist. Dass ich alle Spieler mit Rückennummer, Vor- und Nachname kenne. Dass ich immer weiss, wo und wann die Spiele stattfinden und immer den Tabellenstand kenne. Meine Familie sagt, ich sei ein YB-Lexikon.»
in Corona-Zeiten
Flavia Wasserfallen (41), Bern
«Gute Vorsätze zum Jahreswechsel nehme ich weder für mich noch für andere vor. Natürlich wünsche ich mir für YB guten Fussball, keine Verletzungen, viele Tore und hoffentlich wieder Spiele mit Publikum und guter Fanstimmung. Ein fussballerisches Highlight war für mich persönlich der 8. September, als wir im Wankdorf den FC Helvetia gegründet haben, unter Anwesenheit von Bundesrätin Viola Amherd. Ich glaube, es gibt sonst nur noch im englischen Parlament ein reines Frauenfussballteam. Der FC Helvetia ist auch ein Resultat des merklich jüngeren und
weiblicheren Parlaments. Schade, konnten wir erst einmal trainieren. Für die Spielbegegnungen sind wir für die nächsten Jahre ausgebucht. Der Run auf ein Spiel mit uns war riesig. Hoffentlich blamieren wir uns nicht. Zuletzt war ich am 10. Oktober im Wankdorf. Das war das Spiel der YB-Frauen gegen Luzern – ein Spektakel mit einem 4:2-Sieg für YB. Es war nicht nur toll, dass das Spiel im Stadion Wankdorf stattfand, es wurde auch auf SRF2 übertragen. Das müsste es viel mehr geben! Ein Highlight für meine Jungs, die auch im Stadion waren, war, dass ein paar Sitzreihen hinter uns Jean-Pierre Nsame sass, der sich das Spiel auch ansah.»
Mein Matchtag
Bernhard Bühlmann (52), Bern
«Meine guten Vorsätze fürs neue Jahr mit YB sind die Lieder gut einzuüben, damit ich bereit bin, sobald wir wieder ins Wankdorf gehen dürfen. Zum Beispiel dieser alte Fangesang:
A dr Wankdorfküschte am Stadtrand vo Bärn isch der Meister deheime s isch YB vo Bärn. Ich finde, das Lied «Weisch no dä Tag» sollte für jeden Fan Pflicht sein. Es fasst auf eine poetische Art zusammen, was der 28. April 2018 für uns Fans bedeutet. Diese Liederkultur gehört zu YB, dann noch in Berndeutsch, das findet man selten. Ich erinnere mich haargenau an den Moment, als ich Fan wurde. YB spielte im Neufeld gegen den FC Basel, als ein heftiges Gewitter über den Platz fegte. Die Fans - ohne jegliches Dach über dem Kopf - fingen zu johlen an statt zu fluchen. Ab dann war ich praktisch an jedem Heimspiel. Ein besonderer Moment war für mich im Dezember 2012, als wir gegen den FC Liverpool spielten, als alle an der Anfield Road aufstanden und die legendäre Hymne sangen. Eine Minute von diesem Film reicht, und ich habe Tränchen in den Augen. Der Wintermoment im Wankdorf war - das werden wohl viele noch in Erinnerung haben - am 1. Dezember 2010 gegen den VfB Stuttgart. Bei der Partie ging es ums Überwintern in der Europa League, weshalb die Stimmung genial war. YB spielte damals noch im Bienchentrikot, und Emmanuel Mayuka jubelte mit seinem Salto. Da waren 18 000 Fans im Stadion, die das Spiel auf dem schneeweissen Feld verfolgten. Der zweite Schneemoment war der Cuphalbfinal gegen den FCB in unglaublicher Kälte. Ich hatte sieben Schichten Kleider an, der Bierschaum gefror, dennoch wurden sechs Glacé im Wankdorf verkauft.»
Claudia Salzmann
Mannschaftsgalerie 2000/01
Obere Reihe von links: Rotanzi, Sidibe, Baumgartner, Reinmann, Mbedi, Vardanyan, Blattmann, Bollendorff, Burri, Sermeter. Mittlere Reihe: Fontana (Physio), Kühne (Physio), Descloux, Seweryn, Häberli, Abdou Manzo, Mitreski, Sekulovic, Hänzi, Gämperle (Assistenztrainer), Schällibaum (Trainer), Bickel (Sportchef). Vorne: Imboden (Betreuer), Fryand, Wallon, Malacarne, Wölfli, Collaviti, Disler, Gugger, Pintul, Minder (Betreuer). Im Lauf der Saison stiessen Petrosyan und Tholot zum YB-Kader.
Zurück in der Nationalliga A Es war die letzte YB-Meisterschaftssaison im alten Wankdorf – und schade eigentlich, dass damals, im Sommer 2000, das offizielle Mannschaftsfoto nicht im geschichtsträchtigen Stadion entstand. Man hatte sich für einen anderen Standort entschieden: Den Rosengarten, weil im Hintergrund die Berner Altstadt eine wunderschöne Kulisse abgab. Das YB-Kader von Trainer Marco Schällibaum gibt sich auf dem Bild ziemlich selbstbewusst – und das war für den Verlauf der Meisterschaft ein gutes Omen. Man startete zwar nur als Klub der Nationalliga B und hatte beim Startspiel (1:0 gegen Kriens) im Wankdorf nur 2 850 Zuschauer – doch das sollte sich ändern: Zuletzt waren es immerhin 6 350, als die Young Boys am 15. Mai 2001 den FC Winterthur 2:0
bezwangen und sich als Aufsteiger in die höchste Liga feiern lassen durften. Auf dem Weg zu diesem Erfolg gab es ein aussergewöhnliches Resultat: Am 1. November 2000 bezwang YB den FC Thun mit …8:2. Aussergewöhnlich war nicht nur die Höhe des Verdikts, sondern auch die Tatsachen, dass YB in diesem Spiel zweimal in Rückstand lag und jedes der acht Tore von einem anderen Spieler erzielt wurde. Die Schützen: Vardanyan, Hänzi, Häberli, Fryand, Sermeter, Burri, Descloux und Seweryn.
Charles Beuret
Gastspiel
Gianfranco De Taddeo Er war Torhüter beim BSC Young Boys in den frühen Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts und damals Rivale und Freund von Kollege Walter Eich: Gianfranco de Taddeo. Er erlebte den Cupsieg 1953 ebenso mit wie einige Jahre später die legendäre YB-Reise «Der Sonne entgegen» in den fernen Osten. Erinnerungen eines 95-Jährigen
Gianfranco De Taddeo
Liebe YB-Familie Beim Stöbern in alten Schriften konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nachstehend einige Details aus «steinalten Tagen». Die heutige Fussball-Generation (lies: Profis!) kann sich natürlich nur schwer die damaligen Zustände vorstellen. Man war stolz, in einem Nationalliga-Verein spielen zu dürfen. Das ist heute bestimmt auch noch so. Neben dem Beruf wurde der Fussball mit grossem Engagement betrieben und dabei auch viel Herzblut und Zeit investiert. Zum Beispiel waren damals gleich vier Vereine aus dem Tessin in der Nationalliga A mit dabei: Bellinzona, Locarno, Lugano und Chiasso. Das bedeutete an Spieltagen: Bern um 06:00 Uhr verlassen, mit der SBB die Reise antreten, spielen und sofort nach dem Match wieder zum Bahnhof und per Bahn zurück nach Bern, Ankunft hier um 23:30 Uhr. Am nächsten Vormittag wieder um 07:00 oder 08:00 Uhr an die Arbeit. In meinem Fall kam noch eine kleine «Finesse» dazu: Ich war im Modehaus Weilenmann am Waisenhausplatz als Dekorateur angestellt. Da wir in den Schaufenstern immer frische Blumenarrangements hatten, musste man den Pflanzen jeden Morgen Wasser geben. An den Sonntagen, wenn wir ins Tessin fuhren, hiess das für mich: Um 05:30 Uhr in den Schaufenstern am Waisenhausplatz die Blumen wässern. Noch eine Kleinigkeit zu unseren Prämien und dem Trainingsgeld: Das Geld wurde vom Kassier Schaffner per Post nach Hause geschickt. Damit hatten alle Spieler die Übersicht, dass alle die gleichen Auszahlungen erhielten. Pro Training gab es 5 Franken, pro Sieg 50 Franken, bei Unentschieden 30 Franken. Ausnahmen oder Zuschüsse irgendwelcher Art kannte man nicht.
Die YB-Mitgliederkarte von Gianfranco de Taddeo und ein Lohn-Überweisungsbeleg.
ein Match trotz allem sein sollte) noch eine pekuniäre Mitgift erhalten… Natürlich ist der Aufwand eines Spielers heute in keiner Weise mit YB von 1950 zu vergleichen. Überhaupt sind die Zeiten nicht vergleichbar. Meine Zeilen sind nicht als Kritik für die heutige Zeit zu verstehen, sondern sie sind einfach Erinnerungen eines inzwischen 95-jährigen YB-lers. Beiliegend noch ein paar Belege der damaligen LohnÜberweisungen. Für heutige Begriffe natürlich undenkbar – anderseits bezahlte ich für mein Zimmer im Fischermätteli auch nur 50 Franken pro Monat. Ich wünsche YB viel Glück bei den kommenden «grossen Prüfungen» und halte die Daumen. Hopp YB!
Gianfranco De Taddeo
Ich weiss, das alles tönt heute vorsintflutartig, aber es war die Realität. Die heutige Realität ist allerdings da und dort auch irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Die Summen für Transfers sind utopisch und für das gewöhnliche Volk manchmal kaum glaubhaft. Vielleicht sollten sich auf höchstem internationalen Niveau einige Spieler einmal Gedanken machen, dass sie für ihr Vergnügen (was
Cupsieger 1953: Gianfranco de Taddeo (rechts) mit Trainer Albert Sing (links) und Louis Casali (Mitte)
De Taddeo 2016 anlässlich der Aufführung des YB-Films «Der Sonne entgegen».