AUSGABE 3, SAISON 2018/19 | WEBVERSION
MAG
TORE IN LETZTER MINUTE: EIN MERKMAL DER GRANDIOSEN YB-SAISON ULISSES GARCIA ERZIELT GEGEN SION IN DER NACHSPIELZEIT DAS SIEGESTOR – HINTEN GIANLUCA GAUDINO
A I C R A G S E S IS L U T F PEDRO LENZ TRIF
T I M S S U F S K N I L N I E
R E H C E I R R O T
PEDRO LENZ
Geboren ist Ulisses Garcia 1996 in Almada, einer portugiesischen Hafenstadt am Südufer des Tejo. Seine Eltern stammen von den Kapverdischen Inseln. An seine früheste Kindheit in Portugal hat Ulisses kaum noch Erinnerungen, denn schon als er drei Jahre alt war, zog die Familie Garcia nach Onex, einer Vorstadt von Genf. Dort kickte Ulisses schon sehr früh mit seinen Cousins und Freunden auf Strassen und Plätzen. Seit er einem Ball nachrennen kann, hat Ulisses Freude am Fussball. Bereits als 5-Jähriger trat der heutige YB-Defensivspieler dem FC Onex bei. «Niemand hat mich in den Fussballclub geschickt, ich selbst wollte dort hin. Fussball war immer meine Passion. Und ich wurde von Anfang an bei Mannschaften eingeteilt, in denen alle andern älter waren als ich.»
Schon bald wurden die Scouts des Servette FC auf sein Talent aufmerksam, doch der kleine Ulisses wollte in seinem Club bei seinen Kameraden bleiben. Deshalb dauerte es ziemlich lange, bis er sich zu einem Wechsel zum Grossclub überreden liess. Im Alter von 13 Jahren lief er erstmals im Trikot der «Grenats» auf. Ausschlaggebend für den Wechsel zu Servette war die Möglichkeit, in Genf eine Sportschule zu besuchen. Nach zwei erfolgreichen Jahren bei Servette bekam Garcia ein Angebot der Zürcher Grasshoppers. Bei einem Besuch im GC-Campus in Niederhasli war der 15-Jährige sehr beeindruckt von der professionellen Infrastruktur. Er entschied sich für den Wechsel und zog ins GC-Internat. «Für meine Mutter war es unheimlich schwer, mich fortgehen zu lassen, ich meine, ich war erst fünfzehn und Zürich ist drei Fahrstunden von Genf entfernt. Auch für mich war es am Anfang nicht einfach. Ich kam in eine fremde Umgebung, musste mich in einer Sprache verständigen, die ich kaum verstand und war umgeben von lauter neuen Mitspielern. Zum Glück hatte ich im Internat eine tolle Betreuerin. Sie wurde für mich bald zu einer Art Ersatzmutter, so dass ich mich trotz allem schnell akklimatisieren konnte.» Der junge Genfer machte auch in Zürich rasch Fortschritte. Er durchlief die Juniorenstufen U16, U18 und U21 und kam als 18-Jähriger zu seinem ersten Einsatz im Profiteam. Im Qualifikationsspiel zur Europa League gegen den FC Brügge spielte er auf der linken Abwehrseite durch. Wenige Tage später kam er im Schweizer Cup zu einem Kurzeinsatz.
Auf die Saison 2015/16 wechselte er mit erst 19 Jahren in die Bundesliga zu Werder Bremen. Beim deutschen Traditionsclub startete der damals noch recht unbekannte Garcia überraschend gut. Gleich in seiner ersten Saison kam er auf elf Bundesliga-Einsätze als Linksverteidiger oder im linken Mittelfeld. Ausserdem spielte er auch zwei Mal im DFB-Pokal. Aber bereits in dieser ersten Bundesligasaison hatte der junge Genfer mit verschiedenen Verletzungen zu kämpfen. In seiner zweiten Saison stand er noch sieben Mal für die Profimannschaft von Werder auf dem Platz. In der Winterpause seiner dritten Saison wurde er an den damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg ausgeliehen. Von diesem Wechsel erhoffte sich Garcia mehr Spielpraxis, war er doch unterdessen so oft von Verletzungen zurückgeworfen worden, dass er im Kader von Werder keinen Platz mehr fand. Das Abenteuer in Nürnberg gipfelte am Ende der Saison im Aufstieg in die 1. Bundesliga. Da sich Garcia selbst jedoch in Nürnberg nicht wunschgemäss entfalten konnte, war er froh, im Sommer 2018 ein Angebot der Young Boys zu erhalten. War es vielleicht ein Fehler, derart früh und mit so wenig Super-League-Erfahrung in die Bundesliga zu wechseln? Garcia schüttelt den Kopf: «Natürlich gibt es viele, die der Ansicht sind, man müsse sich erst in der Super League durchgesetzt haben, bevor man ins Ausland kann. Aber es gibt verschiedene Wege. Und eine Garantie, dass man sich durchsetzt, hat man sowieso nie. Am Anfang in Bremen hatte ich diese Euphorie, die mich antrieb. Später musste ich beissen, durchhalten und immer wieder Verletzungen weg-
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stecken. All diese Erfahrungen haben mich stärker und reifer werden lassen. Ich kann nicht wissen, ob es für meine Karriere besser gewesen wäre, mit dem Wechsel ins Ausland zu warten. Wer würde nein sagen, wenn er schon als 19-Jähriger bei Werder Bremen unterschreiben kann?» Dass er nun beim amtierenden Schweizermeister um einen Platz im Team hart kämpfen muss, macht ihm keine Probleme. Er habe ja gewusst, dass er nicht als Stammspieler zu YB komme. «Ich nehme die Herausforderung gerne an und will mich allmählich in die Startelf spielen!» Bei den Young Boys findet Ulisses Garcia ideale Bedingungen vor. Hier war er sofort gut integriert. Die Kameradschaft unter den Spielern sei ausgezeichnet, unterstreicht der Linksfuss. Zudem könne er dank seiner Sprachkenntnisse auch jederzeit als Übersetzer oder als Vermittler für die französischsprachigen Teamkollegen einspringen. Wo sieht Garcia, der seine Qualitäten bei YB schon mehrfach unter Beweis gestellt hat, seine persönlichen Stärken: «Ich glaube, dass es ein Vorteil ist, einen starken linken Fuss zu haben, weil es nicht so viele Linksfüsser gibt. Was ich recht gut kann, ist mit dem Ball am Fuss vorstossen und flanken. Ausserdem bin ich ein ruhiger Typ und ich bleibe auch vor dem Tor meist ruhig.» – «So ruhig wie Guillaume Hoarau?» – «Das wäre unmöglich!» sagt Garcia mit einem breiten Lächeln im Gesicht: «So cool wie Guillaume ist keiner.»
S E S S I L U GARCIA 19
KOLUMNE
E G A R F E N I E
T I E Z DER Blöde Frage, werden Sie jetzt sagen. Natürlich 15 Minuten. Sind Sie sicher? Die YB-Viertelstunde beginnt, wenn exakt 75 Minuten 00 Sekunden gespielt sind. Das ist klar. Aber wann hört sie auf? Nach 90 Minuten 00 Sekunden, weil sie eben genau eine Viertelstunde dauert? Oder aber mit dem Schlusspfiff, der in aller Regel erst drei, vier Minuten später ertönt, manchmal noch später?
Chrigu Zingg ist Journalist und Kabarettist in Bern.
CHRIGU ZINGG
Ungelöste Fragen der Menschheit: Woraus besteht das Universum? Wie entstand das Leben? Vor allem aber: Wie lange dauert eigentlich die YB-Viertelstunde?
Freund Raul sagt: «Blöde Frage. Die YB-Viertelstunde ist vorbei, wenn das Spiel vorbei ist. Wenn Jean-Pierre Nsame in der zweiten Minute der Nachspielzeit einnetzt, dann hat er eindeutig in der YB-Viertelstunde getroffen.» Das leuchtet ein. Aber Moment: Dann hat ja die YB-Viertelstunde 17 Minuten gedauert! Erzählen Sie das mal einem Physiker. Ich habe in der Winterpause viel über dieses Paradoxon nachgedacht, und irgendwann wurde mir klar: Eigentlich liegt das Problem am anderen
Ende. Dass die YB-Viertelstunde erst mit dem Abpfiff aufhört, ist klar. Dass eine Viertelstunde per Definition nur 15 Minuten dauern kann, ist ebenfalls unbestritten. Aber dann beginnt die YB-Viertelstunde eben nicht nach 75 Minuten 00 Sekunden! Sondern etwas später. Wann also sollen die Fans in Zukunft den Countdown starten? Keine Ahnung, denn es kommt natürlich drauf an, wieviel Nachspielzeit dereinst gegeben werden wird. Gute Güte, jetzt wird es sprachlich anspruchsvoll. Und auch technisch, weil die Nachspielzeit ja erst am Ende der regulären Spielzeit bekanntgegeben worden sein kann! Jetzt habe ich Kopfweh. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir genau, wann die YB-Viertelstunde endet, aber wir haben keine Ahnung, wann sie beginnt. Stört das irgendjemanden? Blöde Frage.
GASTSPIEL VON
R E B E G Z L A S A I R A M R E N I RA DER GELB-SCHWARZE ANZUG NACH DER NACHT DER NÄCHTE Es liegt in der Natur der Sache, dass ich als SRF-Moderator im Schweizer Klubfussball neutral bin. Das fällt mir auch nicht schwer, weil ich in meiner Jugend nicht Fan eines Vereins war, sondern eines einzelnen Spielers: Erich Burgener.
tenschule nach Bern. Ich habe in der Kaserne an der Papiermühlestrasse, unweit des Wankdorfs, Klarinette gespielt. Ich gehörte damals als Torhüter dem Kader der 1. Mannschaft des FC Raron (1. Liga) an. Dank Vermittlung von Erich durfte ich während der RS gelegentlich mit der 2. MannDas kam so: Ich war Junior beim schaft der Young Boys mittraiFC Raron, Stammklub eines genieren – auf dem «Sempacher»wissen Georges Bregy, womit ich Platz, direkt hinter der Tribüne erstmals einen YB-Bezug hatte. des Stadions und neben dem leAber noch viel näher war mir Erich gendären Boccia-Hüsli. Das GoaBurgener, der ebenfalls aus Ralie-Training leitete jeweils Walter Eich, auf dem Rasen extrem forron stammt und mit dem ich verwandtschaftlich verbunden bin. dernd, daneben ein wunderbarer Rainer Maria Salzgeber versteigerte seinen Was gibt es Schöneres für einen Zeitgenosse. Später, als ich ihn YB-Blazer an Tobias Burkhalter (Inhaber grossen Fussball-Fan in der Juals SRF-Reporter traf, konnte er Burkhalter Gastro Management AG). sich an den damaligen temporägend, als seinem eigenen Idol zu begegnen? Nicht auf einem Posren Trainingsgast aus Raron noch erinnern, was mich natürlich stolz machte. Unvergessen ter an der Wand des Kinderzimmers, sondern persönlich bleibt für mich auch, dass ich bei der Eröffnung des Stade in Fleisch und Blut. Ich verlor mein Sportlerherz nicht an de Suisse im Jahr 2005 als Moderator dabei sein durfte. einen Klub, sondern an einen Spieler. Wo auch immer Das war für mich als Walliser eine ganz besondere Ehre. Erich spielte, ich war zuerst Burgener-Fan und dann Anhänger seines Vereins. Mein damaliger zweiter Lieblingsgoalie war übrigens Walter Eichenberger von den Überhaupt: Meine Berührungspunkte mit YB sind von Young Boys. Aber natürlich schon mit einem beträchtden Begegnungen mit grossen Persönlichkeiten geprägt. Andy und Hans Ueli Rihs lernte ich auch privat lichen Abstand zu Erich Burgener… «Wale» habe ich unterkennen und sehr schätzen. Mit dem ehemaligen CEO dessen längst kennen gelernt – ein ganz feiner Mensch, Stefan Niedermaier hatte ich den ersten Kontakt noch den ich sehr schätze. Und ein talentierter Golfer. vor seiner YB-Zeit. Mit Christoph Spycher hatte ich beim SRF direkt zu tun (YB hat ihn uns als grossartigen Die erste Erinnerung ans Wankdorfstadion geht für mich TV-Experten leider weggeschnappt…). Auch von Klubauf den Cupfinal 1986 zurück: Sion bezwang Servette mit legende Heinz Schneiter, ein Gentleman par excel3:1 (wieder einmal hatte der Sittener Alain Balet ein Endlence, bekam ich stets grössten Respekt zu spüren. spiel geprägt…). Erich verlor mit Servette – ich war den Und natürlich kenne ich Martin Fryand, den langjähTränen nah und vermutlich der einzige Walliser im Starigen Konditionstrainer (es geht schliesslich nirgends dion, der nach einem Cuptriumph des FC Sion nicht jubelte. ohne Walliser ). Später, es war 1990, verschlug es mich für die Rekru-
☺
Schöne Begegnung in spezieller Umgebung: Rainer Maria Salzgeber mit dem 94-Jährigen YB-Fan Ruedi Lohri.
Ja, und dann kam dieser 28. April 2018. Wir hatten unser Studio im Durchgang hinter dem Sektor A aufgestellt, quasi mittendrin im späteren Freudentränenmeer der YB-Fans, fast im Zentrum der Feierlichkeiten. Es waren unglaubliche Momente im Stadion nach 32 Jahren ohne Meistertitel. Eine Explosion der Gefühle und der Sehnsucht. Auch als neutralem Gast bleiben einem dieser Abend und diese Nacht in ewiger Erinnerung. Und es kam zu tollen Begegnungen wie jener mit Ruedi Lohri, einem YB-Fan durch und durch, mittlerweile 94 Jahre alt. Er erzählte mir, dass er schon in den Fünfzigerjahren ins Wankdorf gepilgert sei. Natürlich hatte er am 28. April Tränen in den Augen. Dieser Meistertitel war verdient und Gold wert für YB und Bern. Und für mich hatte er zur Folge, dass ich eine Wettschuld einlösen musste. Am Dreikönigs-Apéro 2018 hatte ich im Kursaal vor vollen Rängen verkündet, dass ich den Anlass ein Jahr später in einem eigens kreierten YB-Anzug moderieren würde, sollte YB den Titel holen. Wettschulden sind Ehrenschulden: Also erschien ich ein Jahr später in Gelb-Schwarz. Der Anzug wurde von YB-Fan Tobias Burkhalter ersteigert. Auf diese Weise
fanden 2000 Franken den Weg in die NachwuchsKasse der Young Boys. Und auf der Innenseite des Anzugs haben mittlerweile Hoarau, Mbabu und Co. alle ihre Unterschriften verewigt. Aufgezeichnet von as
Zwei Originale: Salzgeber mit Gilbert Gress.
15 STICHWORTE FÜR
A C U L N GIA
O N I D U A G ETIENNE GÜNGERICH
FC BAYERN MÜNCHEN
Angefangen in einem Verein Fussball zu spielen, habe ich in Mannheim. Schon bald folgte jedoch der Wechsel in die U9-Mannschaft von Bayern München. Dort habe ich jede Stufe durchlaufen, bis ich 2014 meinen ersten Profi-Vertrag erhielt. Zwei Saisons mit insgesamt elf Spielen durfte ich mit den Bayern absolvieren. Ich wurde zweimal Deutscher Meister.
FC ST. GALLEN
Im Winter 2016 wurde ich an den FC St. Gallen ausgeliehen. Bei den Ostschweizern sah ich die Perspektive auf mehr Spielpraxis. Ich war das erste Mal von zu Hause weg und konnte auf dem Feld viel lernen.
CHIEVO VERONA
Nach dem eineinhalbjährigen Leih-Engagement in St. Gallen entschied ich mich für einen Wechsel nach Italien zu Chievo Verona. Leider hat mir eine Lungenentzündung schon früh einen Strich durch meine Pläne gemacht. Es war danach schwer, mich ins Team zu kämpfen – weil der Trainer mehr auf routinierte Spieler setzte. Auch wenn ich nicht viel spielte, habe ich bei Chievo viel gelernt. Der Fussball in Italien ist enorm taktisch geprägt.
YB
Nach dem Jahr mit Chievo mit wenig Spielpraxis entschloss ich mich für einen Neustart in Deutschland. Bei Gladbach konnte ich mich fit halten, bis mich YB im Dezember zu Probetrainings einlud. Für mich war dies eine grosse Chance, die ich packen wollte. Schliesslich kennt man YB in Deutschland. Der Meisterjubel hat es auch in meine Heimat geschafft.
ERSTES SPIEL
Beim Supercup gegen Dortmund durfte ich erstmals fßr die Profis von Bayern auflaufen. Ich wurde sozusagen ins kalte Wasser geschmissen, sah beim TeamMeeting meinen Namen in der Startaufstellung. Leider verloren wir das Spiel 0:2, mir persÜnlich lief es aber im Signal-Iduna-Park vor ßber 80’000 Zuschauern nicht so schlecht.
LIEBLINGSVEREIN
Der FC Barcelona. Das Spiel der Katalanen hat mich schon immer begeistert – sie spielen fßr mich den schÜnsten und attraktivsten Fussball. Ich war noch nie als Zuschauer an einem Barca-Spiel. Aber immerhin sass ich mal mit den Bayern in der Champions League im Camp Nou auf der Bank – von dort war die Sicht nicht schlecht‌
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STADION
Ich hatte das GlĂźck, schon viele grosse Stadien Europas betreten zu haben. Das Camp Nou war das wohl eindrĂźcklichste, weil die TribĂźnen fast bis in den Himmel reichen. Aber auch die Allianz Arena und der SignalIduna-Park in Dortmund sind beeindruckend.
TV
Ich mag Marvel-Filme. Iron Man, Thor oder Captain America: Sie ziehen mich in den Bann und vor den Fernseher. Fussball gucke ich nicht ßbermässig viel, die besten Spiele aus den Top-Ligen und Partien in der Champions League lasse ich mir nicht entgehen.
AUTO
Das Thema Auto und Motoren interessiert mich. Ich gehe zum Beispiel gerne Go-Kart fahren und spiele mit dem Gedanken, nach meiner Karriere eine Garage zu erÜffnen. Wer weiss, ob dies tatsächlich eintreten wird.
MUSIK
Manchmal Hip-Hop, manchmal Reggae. Mit dem Musikgeschmack in unserer Garderobe bin ich bis jetzt ganz zufrieden, ich musste noch nie etwas einwenden.
FERIEN BESTER SPIELER
Ronaldinho. Wie er Technik und Eleganz mit Spielwitz und Freude vereinte, war brillant. Ihm habe ich immer gern zugesehen. Auch Iniesta ist ein begnadeter Fussballer und mein Vater war immer irgendwie ein Vorbild – auch wenn ich ihn nie spielen sah. Und als besten Mitspieler nenne ich Thiago Alcantara von Bayern Mßnchen. Ein toller Spieler und ein super Typ.
PEP GUARDIOLA
In MĂźnchen hatte ich die Ehre, mit Pep Guardiola zusammenarbeiten zu dĂźrfen. Von ihm habe ich in meiner Karriere am meisten profitiert. Er bringt dich mit seinem enormen Fachwissen weiter, weil er akribisch arbeitet und ungemein detailversessen ist. Ăœber unseren Sport weiss er alles.
Ich bin ganz klar der Typ fĂźr Strandferien. Im Sommer habe ich eine Reise nach Mykonos geplant. Ich liebe das Meer, die Sonne und den Strand. Es bedeutet fĂźr mich Erholung und eine Auszeit des Alltags.
BERN
Viel habe ich in der kurzen Zeit, in der ich hier bin, noch nicht gesehen. Aber die Altstadt ist hĂźbsch. Man sagte mir, dass man im Sommer in der Aare baden kann. Ob sie besser ist als die Isar in MĂźnchen, muss ich noch herausfinden. Von der GrĂśsse her ist Bern ideal. Ich wohne etwas ausserhalb und kann von meinem Haus die Alpen sehen.
SCHWEIZ
Durch die Karriere meines Vaters kam ich viel herum, lebte drei Jahre in der Tßrkei und in verschiedenen deutschen Städten. Weil mein Vater mal fßr Basel spielte, besteht ein Bezug zur Schweiz. Ich schätze das Land als sehr gut organisiert und strukturiert ein.
: DAS MUSEUM ERZÄHLT
N E D T R E I E F E L A V I R T D A T S B Y E G I T S N I E R DE
G A T S T R U B E G . 5 2 1 CHARLES BEURET
Der FC Bern feiert ein stolzes Jubiläum. Er ist 125 Jahre alt – also vier Jahre älter als YB. Vom Stade de Suisse Wankdorf senden wir herzliche Gratulationen in Richtung Neufeld. Dorthin, wo der einstige «Stadtrivale» ein schönes Kapitel Schweizer Fussballgeschichte geschrieben hat. Anfang letztes Jahrhundert bis in die Fünfzigerjahre spielten Rot-Schwarz und Gelb-Schwarz immer wieder auf Augenhöhe in der obersten Schweizer Liga – aber mitnichten war man sehr freundschaftlich miteinander verbunden. Heute allerdings sind die alten Bosheiten längst vergessen. Man kann darüber nur noch schmunzeln.
FC Bern und YB – das war einst eine Rivalität, wie sie zwischen FCZ und GC in Zürich heute noch existiert. Die «Fehde» in Bern erklärt sich aus der Entstehungsgeschichte des damaligen FC Young Boys. Sie, die jungen Gymnasiasten und Schüler, die beim FC Bern Fussball spielen wollten, wurden bei den Matches kaum eingesetzt, weshalb sie sich anno 1898 selbständig machten – und bald einmal grosse Erfolge feierten. Das passte natürlich den konservativen «Bärnern» und ihrem Anhang nicht ins Konzept. Ausgerechnet dieses YB, welches aus dem eigenen Club entstanden war, wurde schon 1903 und dann auch dreimal von 1909–11 Schweizermeister – etwas, was der FC Bern nie schaffte.
Trainer Geni Meier (im beigen Anzug) feiert mit seinen Bernern den Aufstieg in die Nationalliga B. Links von ihm: Walter Wahlen.
Das letzte Stadtderby in der Nationalliga A am 4. April 1954. Eich, Flückiger und Casali im Kampf gegen Leuenberger.
Neufeld. Eine Ausnahme gab es nur bei den Derbies, bei denen es im letzten Jahrhundert entsprechend zur Sache ging. Die «Feindschaft» trieb mitunter seltsame Blüten – etwa beim «Fall Ramseyer»:
Immerhin war der FC Bern einmal sehr nahe am Meisterschaftssieg: Der Titel in der Saison 1922/23 wurde ihm aber nachträglich aberkannt, weil Torhüter Zorzotti im Spiel gegen den FC Basel keinen Spielerpass besessen hatte. Deshalb wurde 1923 kein Meistertitel vergeben – das einzige Mal in der inzwischen 121-jährigen Schweizer Fussballgeschichte.
Bei YB war «Rüedu» Ramseyer eine der Teamstützen im Meisterteam 1920. Und als Verteidiger ein sicherer Wert in der Nationalmannschaft. Sein Vater führte ein bekanntes Berner Bauunternehmen. Als es 1923 darum ging, im Wankdorf das neue YB-Stadion zu bauen, wurde die Firma Ramseyer aber nicht berücksichtigt. Das war für «Rüedu» unerträglich – er nahm persönlich Rache und wechselte zum Erzfeind FC Bern. Und als das Wankdorf I eingeweiht wurde, war Ramseyer an den Olympischen Spielen in Paris mit der Schweiz 1924 als FC-Bern-Spieler Europameister geworden.
Die Stadien als «feindliches Land» Die fremden Stadien waren anno dazumal für die Anhänger beider Klubs «feindliches Territorium». Der FCBZuschauer mied den Spitteler und später das Wankdorf, der YB-Anhang das Kirchenfeld und dann das
YB gegen den «FC Waldrand» (wie der FC Bern vom YBAnhang oft genannt wurde), bei den Rivalenkämpfen des letzten Jahrhunderts wurde «nicht um des Sportes, sondern um die Ehre des Clubs» gespielt – so steht es im Organ «Football» vom 9. Juni 1910.
Mit Geni Meier kam die Wende Der FC Bern vermochte auf oberster Stufe irgendwann nicht mehr mitzuhalten. 1954 der Abstieg in die Nationalliga B, dann viele Jahre 1. Liga, dazwischen wieder einmal ein Aufstieg in die Nationalliga B, von wo man sich 1982 endgültig verabschiedete. Für einen zweiten Spitzenklub in der Bundesstadt gab es kein wirtschaftliches Potenzial mehr. Anders auf der sportlichen Seite. Der FCB mit einer ausgezeichneten Juniorenabteilung brachte immer wieder starke Spieler hervor – einige fanden sich dann auch bei YB wieder. Es gab aber auch den umgekehrten Weg, einer war besonders markant: jener von YB-Ikone Geni Meier. Der populäre einstige YB-Star liess sich nach seiner aktiven Karriere im Jahr 1965 überreden, beim ErstligaKlub FC Bern den Trainerjob zu übernehmen. Geni Meier schaffte mit seinen motivierten Mannen prompt den Aufstieg in die Nationalliga B. Unvergessen damals, wie er nach dem entscheidenden Spiel gegen Freiburg auf den Schultern begeisterter Fans (viele von YB) vom Neufeldrasen getragen wurde. Nicht nur Geni Meier, später auch Bert Theunissen (der einstige YB-Bomber und Meier-Nachfolger) und HansOtto Peters (NLA-Torschützenkönig mit Biel und später YB-Spieler und -Spielertrainer) gehörten zu den Nationalliga-Trainern in der FC-Bern-Geschichte. Ebenso René Häfeli, Louis Casali und Albert Wirsching. Es gibt anderseits eine ganze Reihe von Spielern, die den Weg zu YB über den FC Bern fanden. So unter anderen seit den Achtzigerjahren Hansruedi Baur, Bernard Pulver und Jürg Wittwer. Für andere talentierte Berner Spieler, die in der Nationalliga A bestimmt Karriere gemacht hätten, etwa Rico Jauner oder Walter Wahlen, kam ein Wechsel zum «Erzfeind» YB aber nicht in Frage. Das letzte Derby 1954 Es ist schon 65 Jahre her, als das letzte «echte» Stadtderby, ein Spiel zwischen den alten Rivalen in der höchsten Schweizer Spielklasse, stattfand. Man schrieb den 4. April 1954. Im Wankdorf siegte YB vor 10’000 Zuschauern mit 2:1 und behauptete den 5. Tabellenrang. Der FC Bern hingegen rutschte auf Position 13 ab – und stieg ein paar Wochen später endgültig aus der Nationalliga A ab. Das Hinspiel im Neufeld im Herbst 1953 hatte YB vor 12’000 Matchbesuchern noch 4:0 gewonnen, beim letzten Rivalenkampf aber war die Entscheidung knapp. Die Formationen beim 2:1 (Tore: Meier und Thommen für YB, Liechti für Bern) von damals: YB: Eich – Casali I, Flückiger – Haag, Meier, Bigler – Hamel, Häuptli, Sing, Thommen, Grütter. FC Bern: Stettler – Quinche, Hochstrasser – Just, Grossenbacher, Jauner – Schönmann, Wirsching, Liechti, Leuenberger, Grüebler
Die Karikatur sagt über die jahrelange Rivalität alles aus. Postkarte aus den Fünfzigerjahren.
Erfreulich ist, dass die alten Vorurteile nach rund einem Jahrhundert kaum mehr bestehen. YB hat verschiedentlich beim FC Bern Gastrecht geniessen dürfen (so auch beim Bau des Stade de Suisse). Heute läuft es beim Fanionteam des ehemaligen Stadtrivalen sportlich leider nicht sehr gut – bedauerlicherweise auch aus YB-Sicht. Man ist zurzeit nur fünftklassig. Und doch ist und bleibt der FC Bern der sogenannte «Stadtklub» mit viel Tradition und Geschichte – vier Jahre älter als die Young Boys, die ihre Existenz eben diesem FCB verdanken. Deshalb noch einmal und herzlich: Glückwünsche zum 125. Geburtstag!
Museumspartner
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CHARLES BEURETT
Wie schnell doch die Zeit vergeht: Gerade ein einziger Spieler von damals, der Saison 2008/09, ist bei YB als Aktiver noch dabei, Torhüter Marco Wölfli. Von all den andern sind die meisten unvergessen (und für die Fans unvergesslich) – höchste Zeit also, dass wir sie heute den MAG-Lesern auch optisch in Erinnerung rufen. Der Trainer von damals, Vladimir Petkovic, ist längst Schweizer Nationalcoach, und zwei der ehemaligen Spieler sind inzwischen selbst Trainer bei einem Super League-Club: Marc Schneider (FC Thun) und Thomas Häberli (FC Luzern). Ein anderer macht aktuell internationale Karriere und steht an der Bundesliga-Spitze:
Roman Bürki. Und natürlich: Auch der legendäre «Lord» Seydou Doumbia war dabei – er wurde mit 20 Toren erstmals Schweizer Topskorer. Sportlich lief es YB ausgezeichnet, obschon es «nur» zu Rang 2 reichte. Meister wurde der FC Zürich mit 79 Punkten. Die Young Boys (73) fingen den FC Basel (72) in der letzten Runde mit einem Auswärtssieg im St. JakobPark noch ab. Thomas Häberli erzielte das 0:3 – es war das letzte Tor der Saison und sein letztes für YB. YB stand auch im Cupfinal, verlor aber unglücklich gegen Sion 2:3. Und im UEFA-Cup schied man nach zwei Siegen gegen Debrecen (4:1 und 3:2) schliesslich gegen Brügge (2:2 und 0:2) ehrenvoll aus.
4. Reihe von links: Mario Raimondi (heute YB-Nachwuchstrainer), David Degen, Bakyal Kulaksizoglu, Felix Bastians, Saif Ghezal, Marc Schneider, Sven Lüscher. 3. Reihe: Roger Krähenbühl (Physio), Christian Schwegler, Thierry Doubai, Xavier Hochstrasser, Seydou Doumbia, François Affolter, Eudis, Alain Baumann (Sportchef), Didi Thür (Arzt, letztes Jahr leider tödlich verunfallt). 2. Reihe: Matthias Gubler, Beni Bührer (beide Physio), Marco Schneuwly, Harry Körner (Konditionstrainer), Erminio Piserchia (Assistenztrainer, heute YB-Nachwuchstrainer), Vladimir Petkovic (Trainer), Peter Kobel (Goalietrainer), Thomas Häberli, Ruedi Roder (Arzt), Andreas Brand (Arzt). 1. Reihe: Heinz Minder (Material), Gilles Yapi, Carlos Varela, Paolo Collaviti, Marco Wölfli, Roman Bürki, Miguel Portillo, Alberto Regazzoni, Hans Imboden (Material).
STADE DE SUISSE Die Eventlocation mit dem vielfältigen Raumangebot bereits für Gruppen ab 10 Personen. Gerne beraten wir Sie persönlich unter +41 31 344 88 20 oder events@bscyb.ch Wir freuen uns auf Ihre Reservation!
Die Wankdorf Lounge ist... • …perfekt geeignet für einmalige Incentives oder Kundenevents mit 24 Personen. • Sie dinieren in einer exklusiven Atmosphäre und verfolgen ein spannendes Spiel auf der Haupttribüne direkt vor der Lounge mit bester Sicht auf das Spielfeld. • An spielfreien Tagen kann die Wankdorf Lounge für Bankette, Referate oder Meetings reserviert werden.
Logen-Konzept • 5 unterschiedlich grosse Logen bieten Platz für Meetings bis zu 24 Personen (Blocktisch). • Ganztägige Events werden mit einem köstlichen Lunch im Restaurant Eleven sowie saisonalen Kaffeepausen kombiniert. • Für Ihren besonderen VIP-Anlass steht an Spieltagen eine exklusive Loge für 12 oder 24 Personen bereit.
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2 4 E S S A R T S D L E F H C HOTOP-ADRESSE FÜR KÜNFTIGE SPITZENSPORTLER DIE
Ob David von Ballmoos, Gregory Wüthrich oder Sandro Lauper: Sie alle gingen hier zur Schule. In keinem anderen Berner Schulhaus ist die Talentdichte so hoch wie im Hochfeld. HANS MARKUS TSCHIRREN
Seit 2004 führt die Stadt Bern hier drei Sportklassen und bereitet so den Nährboden für künftige Spitzensportler. Die Jugendlichen absolvieren im Hochfeld das 7., 8. und 9. Schuljahr, sei es nun im Real- oder auf dem Sekundarschulniveau. Dreimal wöchentlich steht von 10 bis 12 Uhr eine Trainingseinheit auf dem Stundenplan. Zusammen mit ihren Klubtrainings kommen die Schülerinnen und Schüler damit jede Woche auf rund zehn Trainingsstunden. Rund die Hälfte der Ausbildungsplätze belegt YB. Die restlichen beanspruchen der Schlittschuhclub Bern, der Schwimmklub und die Synchronschwimmerinnen. Bei den YB-Talenten sind die Plätze in den Sportklassen natürlich heiss begehrt, denn sie haben alle dasselbe Ziel: einen Profivertrag in der 1. Mannschaft. Nur geht das mit den rund zehn Neuntklässlern, die alljährlich aus der Schule kommen schon rein mathematisch nicht auf. «Unser Ziel ist es, von jedem Jahrgang ein bis zwei Spieler in die 1. Mannschaft zu integrieren», sagt Christian Franke, der Nachwuchschef bei YB. Bleiben also neun, die den Sprung nicht direkt schaffen und zumindest vorübergehend zu einem Challenge League-Klub oder in den Amateurfussball wechseln. Speziell ihnen gegenüber nimmt YB die soziale Verantwortung sehr ernst. «Jeder, und sei er noch so ein grosses Talent, besucht nach der 9. Klasse eine weiterführende Schule oder macht eine Berufslehre», sagt Christian Franke. Öffentliche oder private Sporthandelsschulen sowie Sportgymnasien sind da sehr ge-
fragt. Sie geben den Jugendlichen für die Ausbildung mehr Zeit, da sie wegen des Sports oft fehlen müssen. Beliebt sind auch kaufmännische Ausbildungen in der BWD oder der WKS sowie traditionelle Berufslehren. In dieser Schnittstelle zwischen obligatorischer Schulzeit und Berufsausbildung ist Simon Mosimann, der Schulleiter der Sportklassen im Hochfeldschulhaus, ganz besonders gefordert. «Wir suchen für jeden Einzelnen eine individuelle, massgeschneiderte Lösung. In den letzten Jahren fanden wir dafür auch in den KMUs zunehmend Unterstützung und Wohlwollen unseren Junioren gegenüber. Es hat sich herumgesprochen, dass die YB-Spieler wegen Kaderzusammenzügen oder Trainings zwar ab und zu fehlen und für ihre Ausbildung etwas mehr Zeit brauchen. Aber sie haben schon nur durch die Doppelbelastung Schule/Sport auch gelernt, zielstrebig und effizient zu arbeiten». Zielgerichtetes Arbeiten und tadelloses Auftreten fallen jedem auf, der mit den Jugendlichen zu tun hat, sei es bei einem Besuch in der Schule oder beim Verhalten an einem Spiel. Jeder gibt sein Bestes, ist voll und ganz bei der Sache, respektiert aber auch Entscheide und reflektiert sie. «Wir haben es wirklich gut in unserer Klasse», beteuern auch Daria, Lars, Medon und Leo, die diesen Sommer ihre obligatorische Schulzeit abschliessen. «Wir werden einander vermissen. Aber es ist auch spannend, neue Wege zu gehen, eigenes Geld zu verdienen und einen Beruf zu erlernen. Und schliesslich bleiben wir ja auch weiterhin zusammen – bei YB».
«MAN MUSS IMMER AN SICH GLAUBEN – DANN ERREICHT MAN AUCH GROSSE ZIELE.»
«MORGENTRAININGS SIND MIT DEN GIELE ZUSAMMEN. DAS IST ABER KEIN PROBLEM, SIE BEHANDELN MICH GANZ NORMAL.»
Lars Eicher, U17, Torhüter, beginnt eine Lehre als Koch im Shoppyland.
Daria Willimann, U 15, Torhüterin, beginnt eine Lehre als Schreinerin bei der TF Bern.
«WIR MACHEN IN DER KLASSE IMMER ALLES ZUSAMMEN – AUCH DIE STREICHE.»
«ES IST EINE EHRE FÜR MICH, DASS ICH AUF UND NEBEN DEM PLATZ BEI YB SEIN KANN.»
Medon Berisha, U16, Mittelfeldspieler, beginnt eine Sport-KV-Lehre.
Leo Buljan, U15, Mittelfeldspieler, beginnt eine Sport-KV-Lehre auf der YB-Geschäftsstelle.
H C L I M R Ü F R A W H «IC » G I D N Ä T S U Z E F P Ü UND Z oos David von Ballm
Ich wechselte 2007 von meiner Dorfschule in Kappelen bei Wynigen ins Hochfeld in die 7. Klasse. Die Umstellung war gross, der Schulweg weit. Um 6:30 Uhr fuhr der Zug, abends um 21:30 Uhr kam ich nach Hause. Aber ich kannte die meisten Kollegen ja schon vom Fussball her und das erleichterte mir vieles. Die Schule im Hochfeld gab mir ein gutes Fundament. Darauf hätte ich bauen können, auch wenn es mir nicht in die 1. Mannschaft gereicht hätte. Ich bin auch stolz, dass ich eine vierjährige Lehre als Landwirtschaftsmaschinen-Mechaniker abgeschlossen habe. Ich werde kaum je wieder in diesem Beruf arbeiten – aber er gibt mir Sicherheit. Wir hatten es im Hochfeld zwar streng, aber es war auch gemütlich. Wir haben nicht nur in jeder freien Minute «gschuttet», sondern auch ab und zu gemeinsam «zmörgelet». Da brachte jeder etwas mit: Als Bauernbub war ich immer für Milch und Züpfe zuständig.
ER UNVERGESSENE SPIEL
N N A M U A ALAIN B CHARLES BEURET
«…und dann ist der junge Baumann da – wunderbarer weiter Pass auf Lunde - der läuft allen davon und … Tor, Tor, Tor. Jetzt ist YB Schweizermeister!» Ziemlich genau so tönt Beni Thurnheers TV-Zusammenfassung von 1986, von damals, als die Young Boys beim unvergessenen zweitletzten Match der Saison in Neuenburg gegen die Stars von Xamax 4:1 gewannen und Meister wurden. YB endlich wieder Meister nach 26 Jahren! Das Spiel von der Maladière hat noch immer Kult-Status. Und für Alain Baumann, eben 20 Jahre alt geworden und in der Saison 1985/86 erstmals im Kader der ersten YB-Mannschaft, war diese Partie der Schlüssel zu einer langen und erfolgreichen Karriere als Fussballer. Bis 1999, also 13 Jahre lang, stand der ehemalige Könizer Junior für YB auf dem Spielfeld. Meistens als defensiver Mann im Mittelfeld, mal zentral, mal links, mal rechts – aber immer mit dem Auge für den Mitspieler,
mit dem richtigen und präzisen Pass nach vorn oder nach hinten, je nach gebotener Spielsituation. Er war keine spektakuläre Nummer 10, sondern die geborene und verlässliche Nummer 6, wie man im Jargon etwa sagte. Und deshalb war er für all seine Trainer (Mandziara, Grip, Csernai, Trümpler, Challandes, Conz, Andersson, Smajic, Ryf) unersetzbar, er spielte «immer». Auch mal in der Abwehr, aber nie im Sturm. Klar war er auch Captain, und klar hat er in all den Jahren manchen unvergessenen Nebenspieler «assistiert». Ein aussergewöhnlich talentierter Fussballer sei Anders Limpar gewesen, sagt er in der Rückblende, aber er habe auch mit vielen anderen «Grossen» spielen dürfen: Prytz, Bregy, Bamert und Jeitziner in der ersten Phase, dann Jakobsen und Limpar und viele andere. 1986 wurde er mit YB Meister, ein Jahr später Cupsieger. Es folgten unvergessene Europacup-Auftritte gegen Real Madrid, Ajax Amsterdam oder Celtic Glasgow. In letzteren, als YB im Rückspiel in Schottland um ein Haar weitergekommen wäre (es stand 0:0 in der Verlängerung), passierte Alain Baumann in unglücklichster Weise ein fatales Eigentor. «Heute kann ich darüber
46 Alain Baumann 1986 im Zweikampf mit Reals Michel, links Torhüter Urs Zurbuchen, rechts Reto Gertschen.
schmunzeln», sagt er, «aber damals war ich am Boden zerstört.» Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er in diesem Match als einer der besten YB-Spieler bezeichnet wurde. Einer der besten, verlässlichsten und – vor allem – klubtreusten Spieler war Alain Baumann auch in den folgenden Jahren, als YB aus wirtschaftlichen Gründen um die Existenz und auch um das sportliche Überleben kämpfen musste. Es war eine triste Zeit mit zwei Abstiegen und dem Wiederaufstieg. Bevor er seine Spielerkarriere beim FC Thun abschloss, kam Alain Baumann gemäss einer inoffiziellen Statistik auf 369 Spiele in der höchsten Liga (mit 13 Goals) für den BSC Young Boys. Damit dürfte er in der ewigen YB-Rangliste hinter Martin Weber (499) und Jean-Marie Conz (392) Rang 3 belegen. Alain Baumann hat auch später noch zweimal Karriere gemacht: Als Sportchef bei YB und als Verkaufschef der Versicherungsagentur Helvetia.
Alain Baumann heute.
Alain Baumann (rechts) feiert mit Georges Bregy den Wintermeistertitel 1992.
MEIN MATCHTAG
H C I E L E I P S R E D E W T N E « N E U A R F BEI DEN YB E M H E N R E B Ü H C I R E D O » A M R I F S PAPA Leonie Thür ist der «grösste» YB-Fan. Wir haben die 10-Jährige an den ersten Match nach der Winterpause und ins Fussballtraining auf den Spitz begleitet. CLAUDIA SALZMANN
Zielstrebig geht Leonie Thür durch die Menschenmenge. Heute ist das Stadion voll, trotz Kälte. Ihre Mütze hat sie tief ins Gesicht gezogen, das Buff bis über die Nase, ihre blauen Augen leuchten. Endlich wieder Match, es ist der erste nach der Winterpause und die 10-jährige Leonie konnte es kaum erwarten. Doch jetzt will sie grad nicht aufs Spielfeld schauen, jetzt braucht sie den Radiatoren in der Toilette, um sich aufzuwärmen. Sie ist aber kein Gfrörli. Ein Gfrörli würde nicht Fussball schauen oder spielen. Mit den E-Junioren des FC Breitenrain trainiert sie zwei Mal pro Woche auf dem Spitz. Auch im Winter bei Eiseskälte. Mit im Team ist auch ihr 9-jähriger Bruder Noel. Spielpositionen sind noch nicht festgelegt, doch Leonie weiss: «Ich will rechts im Sturm sein.» Leonie trainiert beim FC Breitenrain zwei Mal pro Woche auf dem «Spitz».
Leonie ist heute 10 Jahre alt, doch sie war schon im Tragtuch im Wankdorf.
Als Patchwork-Familie ans Spiel Ihre Mutter Janine nahm sie schon im Tragtuch ins Wankdorf, Leonie habe schon als kleines Mädchen lange stillsitzen können. «Nicht das Spiel hat sie fasziniert, sondern die Fans», sagt ihre 39-jährige Mama. Auch heute schaut Leonie rüber zur Fankurve, die den amtierenden Schweizer Meister zum Rückrundenstart begrüsst. Ob sie, wenn sie älter ist, auch dort drüben stehen wird? «Mal sehen», sagt sie. Vorher muss sie noch die Lieder üben, denn sie könne nicht alle Fanlieder auswendig. «Aber das Meisterlied natürlich schon.» An die Meisterfeier erinnert sie sich gern und erzählt vom ersten Schultag in Ittigen nach dem alles entscheidenden Match gegen den FC Luzern: «Ich bin so stolz zur Schule gegangen, und der Unterricht verlief gar nicht normal.»
Leonie ist der grösste Fan der ganzen Familie, sagt die Mutter über ihre Tochter. Dabei hat sie nicht wenig Konkurrenz: Denn nebst der Mutter – selber YB-Anhängerin seit Kindertagen – und ihrem Bruder Noel sind auch der Partner von Janine, Yves Schüpbach, und seine Söhne Andri (6) und Gian (10) grosse Supporter. Auch sie sind natürlich heute am Spiel. Die Abos haben sie nicht nebeneinander, aber die Kinder hoffen immer, dass jemand nicht erscheint, damit sie alle in einer Reihe sitzen können. Heute aber sind alle gekommen, und so sitzen die drei Schüpbachs zwei Reihen weiter hinten. Wenn auch nicht nebeneinander, Hauptsache im Stadion. Nur eine Ausrede Das Vorbild von Leonie in Sachen Tore ist Guillaume Hoarau. Sie mag seine Nummer und seine Grösse, weil er nur noch den Kopf hinhalten müsse, um zu treffen. Und etwas Spezielles verbindet sie mit ihm: «An meinem Geburtstag habe ich ein Gratulationsvideo von ihm bekommen, das war cool.» Dass Fussball nur etwas für Jungs ist, hat sie sich noch nie überlegt. «Manche Buben machen Sprüche, aber im Juniorenteam hat es auch zwei andere Mädchen.» So zielstrebig ihre Laufwege auf dem Fussballplatz sind, so fallen auch ihre Antworten aus. «Wenn ich erwachsen bin, will ich entweder bei den YB-Frauen spielen oder die Firma von meinem Papa übernehmen», sagt sie und blickt einem ernst in die Augen, dass man es schlicht glauben muss. Bis dahin übt sie, daheim mit Noel oder auf dem Pausenplatz. Eine Ausrede, nicht Fussball zu spielen, gibt es für sie nicht, ausser: «Wenn es schneit, dann machen wir lieber eine Schneeballschlacht.»
Gelb-schwarze Patch-Workfamilie: Noel, Andri, Yves, Leonie, Janine und Gian.
LUNG M M A S R E LV A R E N E -G YB
E I D R Ü F T S E F N I E
E I L I M -FA
Die Generalversammlung des Vereins erinnerte sich mit Begeisterung an das Meisterjahr 2018. CHARLES BEURET
Es war wie immer: Fast 300 treue Mitglieder der YBFamilie versammelten sich zur Jahresversammlung in der Champions Lounge des Stade de Suisse. Und wie immer: Sie freuten sich über die Teilnahme einer starken Delegation der ersten Mannschaft – inklusive Trainer und Sportchef – sowie der YB-Frauen. Aber etwas war nicht wie immer: Während der ganzen Dauer der Versammlung musste sich die Vereinsleitung kein einziges negatives Votum aus dem Kreis der YBFamilie anhören. Es gab keine unzufriedenen Fans, keine Nörgeleien, keine Kritik – nur gutgemeinte Anfragen zum Pyro-Problem und vor allem viel Applaus: Applaus für die Leistungen der Meistermannschaft 2018. Letztere wurden dem begeisterten Publikum in hochwertigen Filmsequenzen noch einmal zu Gemüte geführt – geschickt und vor allem sehr humorvoll moderiert durch Albert Staudenmann, den Vorsitzenden unseres Vereins, dem ja alle Besitzer einer YB-Saisonkarte als Mitglied angehören. Die üblichen Traktanden passierten diskussionslos, und ehrend gedachte die YB-Familie jener Ehemaligen, die im Vereinsjahr verstorben waren: So unter anderen die ehemaligen bekannten Erstteamler Walter Eich
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und Walter Müller. Und schliesslich freute sich die Versammlung zusammen mit den Jubilaren, die für eine lange Mitgliedschaft ausgezeichnet werden konnten: Für 60 Jahre der 94-jährige Ruedi Lohri, für 50 Jahre Jörg Bieri, Hans-Ulrich Buchser und André Liniger. Der offizielle Teil der GV wurde mit einem interessanten Einblick in die Welt der YB-Frauen (vorgetragen durch Rolf Kirchhofer) abgeschlossen, bevor die rund 300 Vereinsmitglieder zum Gratis-Lotto und anschliessend zum offerierten Apéro riche schritten. Einige ganz treue YB-Fans hatten einen langen Heimweg: Einer war extra aus Arbon, ein anderer aus Winterthur angereist, und Jean-Pierre Läderach (seit Jahren im Rollstuhl) kam auf beschwerlicher Reise aus dem Kanton Jura ins Stade de Suisse. Nicht ganz so weit hatte es Felix Ansermet, unser Meistergoalie von 1960. Er durfte einen Goalie-Pullover von Marco Wölfli heim nach Freiburg nehmen. Der Vorstand beglich damit eine alte Schuld: Früher, so hatte Ansermet jüngst am Stammtisch erzählt, habe er immer im privaten Pulli spielen müssen… Viele Bilder rund um die YB-GV gibt es unter www.bscyb.ch/gv
Die geehrten Rudolf Lohri (links), Hans Ulrich Buchser (Mitte) und Jörg Bieri (rechts) flankiert von Christoph Spycher (ganz links), Annina Spahr, Steve von Bergen, Michel Aebischer, Sandro Lauper, Aline Stöckli, Gregory Wüthrich, Gerry Seoane und Chiara Messerli.
Kommt gut an: das Lotto nach dem offiziellen Teil der GV.
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Rund 300 YB-Mitglieder waren an der diesjährigen GV anwesend.
N E U A R F N VO N E U A R F ÜBER FÜR ALLE Der Medienraum des Stade de Suisse, wo normalerweise vor allem Männer über Männer für Männer berichten, war letzthin fest in Frauenhand. CLAUDIA SALZMANN
Die interaktive Ausstellung «Fan.tastic Females» machte vom 28. Februar bis am 8. März in Bern Halt. Zur Eröffnung der einzigartigen Wanderausstellung waren hohe Gäste aus dem Verein und der Politik geladen. Stadtpräsident Alec von Graffenried fand Zeit, um in der Pause der gleichzeitig laufenden Stadtratssitzung ein kurzes Grusswort an die Gäste zu richten. «Fussball ist universal, Fussball hat eine integrierende Wirkung. Ich finde gut, dass uns diese Ausstellung zeigt, dass viele Frauen da sind», sagte er. Wie viele es bei YB sind, lässt sich an der Rekordzahl der Abonnemente ablesen: Von den 18’800 verkauften Dauerkarten gehören 20 Prozent Frauen.
Gabriel Haldimann von Radio Gelb-Schwarz führte durch den Abend und interviewte nebst dem YB-Fanverantwortlicher Daniel Bühlmann nur Frauen, die etwas zum Fussball zu sagen haben. Von der Fanarbeit war Monika Metzger da, die ihre erste Berührung mit Fussball durch ihren Vater hatte. «Er war Schiedsrichter und so verbrachte ich so viele Wochenende auf Plätzen, sah dabei zu, wie man ihn ausgepfiffen hat», sagt sie, und die Lacher aus dem Publikum waren ihr sicher. Zugegen war auch ein Ehrengast, oder müsste man im Kontext dieser Ausstellung Gästin schreiben? Antje Grabenhorst von Football Supporters Europe, die das Publikum an der Entstehung der Ausstellung teilhaben liess. «Vor neun Jahren hatten wir die Idee dazu. Mit dem Thema treffen wir jetzt den Zahn der Zeit», sagt die Deutsche. Die Ausstellung sei aber nicht nur für Frauen gedacht: Sie wurde zwar von Frauen über Frauen gemacht, ist aber für alle Interessierten zugänglich.
Projektleiterin Monika Metzger mit Moderator Gabriel Haldimann.
Nächste Station der Wanderausstellung ist München.
Insgesamt besuchten 350 Personen die Ausstellung.
Stadtpräsident Alec von Graffenried eröffnete die Ausstellung.
An Panels konnte man die Geschichten ablesen oder mittels QR-Code als Film auf dem Smartphone anschauen. Eine der 21 Geschichten dreht sich um einen von zwei rein weiblichen YB-Fanclubs: die Ragazze Berna (RaBe). Jasmin betrat stellvertretend die Bühne. «Was uns interessierte, war das grosse Ganze, deshalb haben wir mitgemacht», sagt sie. Gemeinsam mit weiteren RaBe-Mitgliedern reiste sie vor einigen Jahren nach Berlin, wo in Workshops die Idee einer Ausstellung über weibliche Fussballfans aufkam und danach weiterverfolgt wurde. Aber nicht nur das sei interessant gewesen: «Wir konnten uns international vernetzen», sagt sie. Im Film, der RaBe porträtiert, dabei die Frauen aber nicht allzu sehr ins Rampenlicht zieht, spricht sie vom schönsten Moment, aber auch vom schlimmsten sowie über ihre Beweggründe als Gruppe: «Wir wollten nicht einfach nur zum Fussball fahren, Bier trinken und das Spiel schauen, sondern aktiv Teil davon sein».
Insgesamt fanden 350 Personen den Weg ins Wankdorf, fast 100 Personen besuchten die Podiumsdiskussion im Politforum Käfigturm. Für Mädchen und junge Frauen fanden weitere Events wie Fahnenmalen, Selbstverteidigung und Stadionführungen statt. Während der Partie gegen den FC Sion waren einige Panels im Umgang und im Medienzetrum aufgestellt, jedoch war die Ausstellung geschlossen. Der Medienraum war wiederum – vor allem – in Männerhand.
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