AUSGABE 3, SAISON 2019/20 | APRIL 2020 | WEBVERSION
MAG
EINLAUF OHNE FANS UND STIMMUNG: GEISTER-TESTSPIEL GEGEN WINTERTHUR AM 13. MÄRZ STAND YB LETZTMALS VOR DER ZWANGSPAUSE IM EINSATZ – WANN WIEDER GESPIELT WIRD, HÄNGT VON DER CORONA-KRISE AB
O C R A M I L F L Ö W INTERVIEW MIT
Eine Legende tritt mit 37 ab: Goalie Marco Wölfli erinnert sich an seine Anfänge bei YB, sagt, warum er nie ins Ausland wechselte – und erklärt, warum er auch weniger schöne Momente nicht aus dem Gedächtnis löschen möchte. Marco, erinnerst Du Dich an den 9. Oktober 1999? Das muss der Tag sein, an dem ich bei YB mein Debüt in der ersten Mannschaft gab. Exakt. Hast Du von damals noch ein paar Bilder im Kopf? Ich war 17, und wir spielten in der Nationalliga B gegen Stade Nyonnais. Nach vier Minuten stand es 0:1, und ich hatte bis dahin keinen Ball berührt. Ich dachte: Das fängt ja gut an. Wenigstens war das Ende positiv. In der Nachspielzeit erzielten wir das 3:2. Wie viele Zuschauer waren im Wankdorf dabei? 2500? Gut geraten. 2050 waren es. Wie kommt Dir diese Zahl verglichen mit den heutigen Dimensionen vor? Es war einfach eine andere Zeit. Für mich war das damals bereits etwas Grosses. Ich hatte das Gefühl, erwachsen zu sein. Aber wenn ich heute Fotos aus jener Zeit anschaue, muss ich lachen: Jö, herzig – da war ich noch ein Riesenbaby. (lacht laut) Was sagt Dir der 16. Juli 2003? Uff… Du fragst Sachen… Es ist das Datum deines Super-League-Einstands bei YB. In St. Gallen gab es ein 4:1. Stimmt!
Weisst Du, wer vor Dir verteidigt hat? Meines Wissens waren das Disler, Knez, Eugster und Rochat. An St. Gallen habe ich noch eine besondere Erinnerung. Ein Jahr nach jenem 4:1 dribbelte ich im Espenmoos zwei, drei Meter vor unserer Torlinie zwei gegnerische Spieler aus. Ich war zwar noch jung, aber diese Aktion war für mich die Bestätigung, dass ich ruhig sein und mit Druck umgehen kann.
Würdest Du so viel Risiko auch mit 37 noch eingehen? Das gehört ein bisschen zu meinem Stil. In der Champions League gelang es mir gegen Mario Mandzukic von Juventus. Wenn nichts passiert, machts auch nichts. (grinst) Nun stehst Du vor dem Rücktritt. Und man kann sich das schwer vorstellen: YB ohne Wölfli… ...natürlich wird es eine Umstellung, auch für meine Mutter, die bei jedem Heimspiel im Stadion ist. Oder für meine Frau, die sich darauf einstellt, dass ich nun an den Wochenenden häufiger zu Hause bin. (grinst) Aber jetzt ist die Zeit reif für den Rücktritt. Ganz verloren gehst Du YB ja nicht. Genau. Es fanden erste Gespräche statt, in denen zum Vorschein kam, dass beide Seiten an einer Zusammenarbeit in anderer Form interessiert sind. Wir sprechen vom Gleichen. Muss es nicht zwingend eine Rolle als Goalietrainer sein? Nein. Ich bin relativ offen. Vorstellbar ist, dass ich teilweise bei YB beschäftigt bin und daneben im Immobilienbereich tätig sein werde. Das ist meine zweite Leidenschaft. Wie die berufliche Lösung konkret aussieht, wird sich in den kommenden Monaten ergeben. Du bist zwar seit 2017 nicht mehr die Nummer 1, aber weiterhin einer der Wortführer. Wie hast Du das geschafft? Eines begriff ich früh: Erfolg ist nur möglich, wenn wir als Team funktionieren. Das wollte ich immer vorleben. Als Nummer 2 versuche ich, David von Ballmoos eine Hilfe zu sein. Gleichzeitig möchte ich der ganzen Mannschaft mit meiner positiven Art etwas mitgeben. Ich bin überzeugt: Ehrliche Arbeit zahlt sich aus. Kann man als eigentliche Rivalen ein kollegiales Verhältnis pflegen? Wieso nicht? Du bist mit dem Goaliekollegen so häufig zusammen. Wenn eine schlechte Stimmung herrscht, entsteht nur negative Energie. Ich hatte es mit allen immer gut, ob ich die Nummer 1 oder Nummer 2 war. Schliesslich sind wir ja ähnlich. Ich nenne uns Goalies positive Psychos. Wir machen alle das Gleiche durch, im Guten wie im Negativen. Ich kann nachfühlen, wenn dem anderen Torhüter ein Fehler unterläuft.
Du bist seit 1998, abgesehen von eineinhalb Jahren in Thun, bei YB. Über 20 Saisons bei YB – was löst das für Gedanken in Dir aus? Es ist zugegebenermassen fast unglaublich, und es macht mich auch stolz, wenn ich bei vielen Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe. Geplant war es nicht, die ganze Karriere bei YB zu verbringen. Als junger Fussballer hatte ich im Hinterkopf: Eines Tages gehe ich ins Ausland. Es sind die Träume, wie sie viele haben.
«Nur gegen uns hat Ronaldo nicht getroffen» Gab es oft Kontakte zu ausländischen Vereinen? Es gab sie immer wieder, vor allem zu Zeiten, als ich Nationalspieler war. Von wem? Es waren natürlich Dutzende… (strahlt und lacht). Dann nenne uns doch zwei, drei dieser Interessenten. Kaum hatte ich bei YB meinen ersten Profivertrag unterschrieben, meldete sich die AC Milan. Das löste eini-
28. April 2018: Penaltyparade für die Ewigkeit.
ges in mir aus, aber gleichzeitig sagte ich mir: Die Chance, bei Milan von den Junioren zu den Profis aufzusteigen, ist wohl sehr gering. Und einmal bot Schalke mir an, die Nummer 2 zu werden. Es ist zwar komisch, Schalke mitteilen zu müssen, dass das nichts für mich ist. Aber es war einfach so: Ich verlängerte bei YB den Vertrag jeweils mit voller Überzeugung und einem guten Gefühl. Nur das war relevant. Obwohl Du anderswo mehr verdient hättest? Mein persönliches Glück war mir wichtiger als ein Wechsel ins Ausland und ein grösserer Lohn. Ich bin nicht jemand, der etwas Gutes verlässt, weil er anderswo mehr verdienen könnte. Gelegentlich bekam ich zu hören, dass ich den einfachen Weg gewählt hätte, aber ich sehe das nicht so. Die Zeiten bei YB waren nicht immer nur rosig. Für mich waren sie aber auch eine Lebensschule. Ich war immer bereit, Verantwortung zu übernehmen. Es gab auch unangenehme Momente. Zum Beispiel? Als es nicht gut lief, stellte ich mich den Gesprächen mit den Fans. Es gab Phasen, da warteten welche beim alten Trainingsgelände in Schönbühl vor der Kabine auf uns, aber nicht, um uns auf die Schultern zu klopfen… Sie waren unzufrieden. Da konnte und wollte ich nicht einfach davonlaufen, obwohl ich noch sehr jung war. Solche Erlebnisse gehören zu meiner Geschichte, sie haben mich mitgeprägt.
«Jö, herzig – da war ich noch ein Riesenbaby»
Erzählst Du den Jungen bei YB von Zeiten, die düster und weniger lustig waren? Das kommt vor. Ich sage ihnen, dass die vergangenen zwei Jahre keine Selbstverständlichkeit sind. Zwei Meistertitel, Champions League gegen Manchester United, Juventus – das alles ist nicht normal. Ich erlebte Momente, in denen der Gegner in unserem Stadion Meister wurde. Das ist gar nicht lustig. Gleichzeitig motiviert es, alles dafür zu tun, dass sich so etwas nicht wiederholt. Die Jungen müssen auch wissen: Wir müssen dann parat sein und zusammenhalten, wenn es nicht so gut läuft. Im Erfolgsfall ist es einfach, beste Freunde zu sein. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch für das normale Leben. Hast Du in Deiner Karriere einen Stürmer gefürchtet? Nein. Ich sage allen dasselbe: Cristiano Ronaldo erzielt in jedem Match ein Tor – nur gegen YB ist ihm das nicht gelungen… Ich hatte nie Angst oder übertriebenen Respekt vor einem gegnerischen Stürmer.
Willst Du auch ein Vorbild sein? Mir ist es wichtig, Werte zu haben wie Ehrlichkeit, Offenheit, Bescheidenheit, und diese Werte will ich leben. Ich möchte ein Vorbild sein und gerade auch meinen Kindern Dinge mitgeben.
Hast Du Dich dafür auf Duelle speziell gefreut? Wenn, dann auf solche mit Kollegen aus der Nationalmannschaft, Alex Frei oder Marco Streller zum Beispiel. Im Spiel gingen wir quasi aufeinander los, danach reichten wir uns die Hand.
Zum Beispiel? Dass jeder Mensch gleich ist, egal, woher er kommt, welchen Beruf er hat, wie viel er verdient. Und: Du kannst im Leben nicht immer nur gewinnen, es ist nicht immer alles nur schön, aber es kommt darauf an, wie du eine kritische Phase bewältigst. Als vor zwei Jahren mein Vater starb, war das unheimlich traurig für mich, für die ganze Familie, die Verbundenheit mit ihm war enorm gross. Aber mein Vater wollte, dass wir weiter unseren Weg gehen und positiv bleiben. Darum haben wir diese schwierige Situation so gemeistert.
Du hast einst Oliver Kahn und Fabien Barthez als Deine Vorbilder bezeichnet. Wieso die beiden? Kahn imponierte mir mit seinem Willen, seiner Präsenz und seiner Ausstrahlung. Barthez gefiel mir mit seiner fussballerischen Art und seiner Lockerheit. Zwischendurch lächelte er auf dem Platz. Eine Mischung der beiden ergäbe den perfekten Goalie.
Du hast bei YB wahnsinnig viel erlebt. Welcher Moment ist der grösste überhaupt? Der 28. April 2018, der Tag, an dem wir nach 32 Jahren erstmals wieder Meister geworden sind. Ich stehe gegen Luzern im Tor, halte beim Stand von 1:1 einen Penalty, wir schiessen das 2:1 - und dann diese Explosion der Emotionen. Ich bekomme jetzt noch Hühnerhaut! Im Frühjahr vertrat ich den verletzten David von Ballmoos, und der Druck, der auf mir lastete, war gross. Aber ich kam damit gut klar. Wir machten viele Menschen glücklich. Was gibt es Schöneres? Gibt es auch Momente, die Du am liebsten aus dem Gedächtnis eliminieren würdest? Nein. Es gibt solche, die ich verdränge. Verlorene Cupfinals oder Finalissimas zum Beispiel. Das schmerzte zwar extrem, ich schaute diese Bilder deutlich weniger oft an als jene vom 28. April 2018. Aber diese Episoden gehören eben auch zu meiner Geschichte. Sie zeigen mir: Es kommt nichts von allein.
Wer ist heute der weltbeste Torhüter? Eine Zeitlang war es Manuel Neuer, aber dann hatte er eine schwierigere Phase. Davor war es Gianluigi Buffon. Auch Marc-André Ter Stegen ist stark. Allerdings kann ich jetzt nicht sagen: Der oder der überragt alle anderen. Wärst Du gerne nochmals 25? Ich fühle mich gut, ich bin glücklich, gesund, habe eine tolle Familie – darum: nein. Es ist gut so, wie es ist.
MICHEL GSELL R E IK S U M D N U T IS T RET GASTSPIEL VON K ABA
, L L A B S S U F N I E M
B Y N MEI • Michel Gsell (58) lebt auf dem Ferenberg mit Blick auf die Alpen und das Stadion • YB-Fan • Kabarettist und Musiker, Lehrer und Coach für Erwachsene • Der grössere Teil von «Schertenlaib+Jegerlehner» (mit Gerhard Tschan), Musik, Poesie und höherer Blödsinn, www.schertenlaibundjegerlehner.ch • SRF 1-Hausband «Ohrfeigen: 2Ster (mit Pesche Gurtner) • Preise: – der Goldene Biberflade (schon gegessen), Appenzell 2009 – Salzburger Stier (nicht gegessen) 2013 – Schweizerischer Kabarettpreis Cornichon (gegessen), Olten 2018
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Das erfolgreiche Kabarett-Duo «Schertenlaib+Jegerlehner».
Während ich diese Zeilen schreibe, sollte ich eigentlich im Stadion sein. Es ist der 29. Februar, ich hatte mich, wie immer, seriös auf den Match vorbereitet: Statistiken analysieren, Matchunterhose bereitlegen, morgens beim Aufstehen mit meinem starken linken Fuss zuerst den Boden berühren, später in der Stube versuchen, den genoppten Gymnastik-Massageball mit einem Innenristschlenzer ins leere, hohe rechte Eck unserer Wohnwand (Buchenoptik) zu pfeffern. Und ich schwöre: JEDESMAL, wenn ich nicht treffe, gewinnen wir! Immer! Jetzt spüre ich eine Leere in mir, diese Leere ist mindestens so leer wie das leere Stadion. Meine Frau (auch sie Anhängerin des schönen Fussballs, der atemberaubenden Choreos und des gewaltfreien Gesangs im Stadion, auch sie mit Saisonkarte), versucht es mit Safranrisotto und schwerem Roten. Der Bauch ist voll, die Leere bleibt. Aber ich will ja von und über mein Leben mit dem Fussball im Allgemeinen und mit den Young Boys im Besonderen schreiben. Also hier: Mit neun Jahren zum FC Büren an der Aare, ich spielte bei den B-Junioren, der Klub hatte damals nur diese eine Juniorenmannschaft, der älteste Spieler war 14. Leider war der Torhüter zwar talentiert, aber halt erst elf und für sein Alter eher klein. Wir verloren JEDES Spiel. Drei Jahre später, Umzug nach Thun zum FC Dürrenast. Ich wollte nicht in ein Stadion, das «Lachen» heisst und spielte deshalb beim Underdog auf dem schönsten Fussballplatz der Welt, direkt am Thunersee, mit Blick auf die Alpen. Es war toll, ich gewann meine ersten Partien, spielte in der kantonalen Auswahl und freute mich auf eine Profikarriere bei YB. Höhepunkt Am 28. Juni 1977 hatte ich meinen ersten (und im Nachhinein muss man sagen, auch meinen einzigen) Karrierehöhepunkt, denn an diesem Tag spielten Servette und Basel in einem Entscheidungsspiel um die Meisterschaft gegeneinander. Im Wankdorf! Vor 50’000 Zuschauern! Und ich spielte mit dieser Kantonsauswahl (mit Jacobacci) das Vorspiel (ja, das gab es damals noch). Keine Ahnung mehr, wie das Spiel ausging. Ich schaute vermutlich vor allem
auf die Tribünen, die sich immer mehr füllten, hörte den Lärm der Fans und spürte die positive Aufregung, die Vorfreude und die Energie dieser Menschenmasse. Fantastisch. So sollte es sein. Nun, mit der Profikarriere wurde es dann doch nichts. Später spielte ich noch ein paar Jahre bei Ostermundigen, trainiert wurden wir von Gérard Weissbaum, ihr wisst, wen ich meine. Er führte uns in die 2. Liga. Danach war Schluss. Immer YB Im Herbst 1986, YB war der amtierende Meister, Urs Zurbuchen im Tor und ich im Publikum. Das grosse Real Madrid gab sich im Wankdorf die Ehre mit all den Stars. Aber wir hatten eben: Urs Bamert. Zusammen mit Conz, Wittwer und Weber bildete er die Abteilung «bis hier und nicht weiter». Libero, zwei Aussenbacks und die klassische Nummer 4, der «Vordere». Gibt es ja nicht mehr. Nicht etwa der geniale Prytz, nicht die rotzfreche Angriffsra-kete Lunde, nein Bamert wars, der Turm. Er schraubte sich nach zwei Minuten im gegnerischen Strafraum in den Nachthimmel (ich glaube es war ein Corner?) und nickte souverän ein. Yes! Was danach kam: Abwehrschlacht, Ab-pfiff und Hoffnung aufs Weiterkommen. Wir verloren die Auswärtspartie im Bernabéu. 0:5. Wankdorf Danach die Jahre bis ins neue Jahrtausend, na ja. Mein prägendstes Ereignis war die Standhaftigkeit des einen Flutlichtmasts am 3. August 2001. Er widersetzte sich der Sprengung, was für mich ein kraftvolles Zeichen und neue Hoffnung auf eine goldene YB-Zukunft war. Das alte Wankdorf war Geschichte, die Spiele im Neufeld ein Warten auf den Einzug ins neue Stadion. Über die Namensgebung schweige ich, wie auch über die Plastikunterlage. YB-Liebe Was ich am Fussball liebe: die Schönheit des öffnenden Passes, Zirkusartistik in Hochgeschwindigkeit, Draufgängertum, unbedingter Wille zum Erfolg, Teamarbeit, Spielfreude, Drama, die Wucht des Angriffs, die Freude der Menschen im Stadion, viele Tore, viele Siege. Deshalb und immer wieder: vielen Dank YB.
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S IN T R A M R E H P O T IS R H PEDRO LENZ TRIFFT C
N R E B – N O Y L – G R U B M E X LU PEDRO LENZ
Spätestens seit dem 10. September 2008 wissen wir hierzulande, dass man den Fussball aus Luxemburg nicht unterschätzen sollte. Damals verlor die Schweiz unter Ottmar Hitzfeld im heimischen Letzigrund mit 1:2 gegen die Truppe aus dem Grossherzogtum mit 610’000 Einwohnern.
im stark besetzten Fanionteam regelmässig aufzulaufen, ging Martins in der Rückrunde der Saison 2017/18 leihweise zum damaligen Ligue 2 Club Bourg-en-Bress Péronnas 01. Nach verlorenem Abstiegskampf folgte eine Ausleihe zum ES Troyes AC, der ebenfalls in der League 2 spielte.
Einer dieser 610’000 Einwohner Luxemburgs, der damals freilich noch ein elfjähriger Schulbube war, heisst Christopher Martins. Er kickte mit seinen Kumpels in der Freizeit und wenig deutete darauf hin, dass er einmal im Mittelfeld des BSC Young Boys spielen würde.
«Das Niveau dort ist recht hoch, aber vor allem wird in der League 2 unglaublich hart auf den Mann gespielt. Da konnte ich punkto Zweikampfverhalten sehr viel lernen. Wichtig war jedoch vor allem die Spielpraxis.»
Seine Fussballkarriere nahm Fahrt auf, als er in die U12 von Racing FC Union Luxemburg kam. Bald erhielt der junge Martins Aufgebote für die Auswahlteams seines Heimatlandes. Bei einem Länderspiel mit der U17-Nationalmannschaft machte er den Scouts des französischen Grossclubs Olympique Lyonnais Eindruck. Sie beriefen ihn in die Jugendakademie von Olympique, die zu den renommiertesten Europas zählt. Bereits mit zwanzig kam er in der ersten Mannchaft zu Einsätzen. Da es aber schwer war,
Christopher Martins erklärt seine Karriere in ruhigen Worten, er spricht gut Deutsch, weil Deutsch in Luxemburg die zweite Landessprache ist. Wird er aber emotional, wechselt er bald ins Französische. Kannte er den BSC Young Boys, als er vom Interesse hörte? «Natürlich kannte ich den Namen des Vereins. YB spielte ja in der vergangenen Saison in der Gruppenphase der Champions League, das bekommt man als Fussballer natürlich mit. Ausserdem wusste ich, dass Guillaume Hoarau dort spielt, ein Stürmer, den man in Frankreich noch immer gut kennt.» Er wisse, dass YB ihn über einen längeren Zeitraum beobachtet hat. Der Transfer sei nicht eine zufällige Sache gewesen, sondern ein gut durchdachter, gut geplanter Schritt. «Ich sah bald, dass dieser Club einen Plan hat. Man hat mich eingeladen, hat mir alles gezeigt, alles erklärt und man hat mir auch gesagt, dass ich ein wichtiger Teil der Mannschaft werden kann.» Die Saison bei den Bernern begann für den jungen Luxemburger sehr gut. Er spielte praktisch in allen Vorbereitungsspielen und fühlte sich bereits bestens integriert. Doch dann kam das Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Roter Stern Belgrad. Martins spielte gegen Roter Stern im Stade de Suisse durch, hatte sogar eine gute Torchance, doch nach dem Spiel plagten ihn Schmerzen an den Adduktoren. Was nach einer kleinen Sache aussah, wurde zur langen Verletzungspause. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs ist Christopher Martins wieder fit. Bereits hat er ein paar Spiele machen können und seine Qualitäten wieder auf den Platz gebracht, als
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das Coronavirus die Meisterschaft unterbricht. «C’est vraiment très dommage!», wirklich schade sei das, aber selbstverständlich verstehe er, dass jetzt die Gesundheit der Bevölkerung Vorrang hat vor dem Fussball. Auf die Frage, ob er fussballerische Vorbilder hat, denen er nacheifere, muss er kurz lächeln. Nein, es sei doch eher so eine Kindersache, Vorbilder zu haben. Als Kind habe er Ronaldinho bewundert, den damaligen Star von Paris St. Germain, der später bei Barcelona gezaubert hat. Von ihm gefiel ihm der kindliche Spass, die Leichtigkeit, das Spielerische. Aber jetzt versuche er sich selbst zu sein, eigenständig aufzutreten und nicht als Kopie eines andern. Zum Spass gehöre auch Disziplin und Arbeit. Klar wisse er, dass seine Rückennummer 35 einst Sékou Sanogo gehört hat. Doch das ist keine Bürde für ihn. «Sicher war Sanogo bei YB ein Top-Spieler, sehr zweikampfstark und sehr dynamisch, wie ich gehört habe. Das will ich auch sein, aber auf meine Art. Dafür arbeite ich hart. Und ich lerne jeden Tag dazu.» Besonders in taktischer Hinsicht sehe er noch immer Steigerungspotenzial. «Der Fussball ist im ständigen Wandel und wir Spieler müssen immer mitdenken und dazulernen. In Lyon habe ich eine gute technische Schulung mitbekommen. Die Technik muss man möglichst früh lernen. Aber taktisch hat man nie ausgelernt. Da profitiere ich hier von einem ausgezeichneten Trainer.» Und was meint Martins, wenn er an den Verlauf der Meisterschaft vor dem Unterbruch denkt. Ist YB immer noch die beste Mannschaft der Schweiz? Oder ist der FC St. Gallen bereits auf dem gleichen Niveau? «Ich will nicht sagen, wir seien die Besten, das würde prätentiös erscheinen. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir hier alles dafür tun, um den nächsten Meistertitel zu gewinnen.» Martins ist auch Stammspieler des luxemburgischen Nationalteams. Hat man da nicht Motivationsprobleme, wenn man bei einer so genannt kleinen Fussballnation spielen muss? «Überhaupt nicht! Ich spiele mit Stolz für Luxemburg! Wir werden immer besser, weil wir immer mehr Profis haben, die in guten Ligen spielen. Ausserdem sind die Länderspiele immer ein Schaufenster. Ich habe es der U-Nationalmannschaft zu verdanken, dass ich überhaupt fürs Ausland entdeckt wurde.»
15 STICHWORTE FÜR
C I R D CÉESIGER Z
ETIENNE GÜNGERICH
FC MÜNTSCHEMIER
Der Klub, bei dem ich mit Fussballspielen begonnen habe. Mein Vater spielte früher in der ersten Mannschaft und war Trainer der F-Junioren. So war es naheliegend, dass er mich einmal mit ins Training nahm. Ich blieb bis zu den D-Junioren dem Verein treu. Heute spielt der Klub in der 4. Liga.
XAMAX
Als ich elf Jahre alt war, kam die Anfrage von Xamax. Mein Leben veränderte sich danach. Viermal in der Woche wurde ich von meinen Eltern nach Neuenburg chauffiert. Ich lernte neue Freunde und eine neue Kultur kennen. Es ging ein Traum in Erfüllung, für Xamax spielen zu dürfen. Denn früher ging ich mir die Spiele auf der Maladière anschauen und hatte ein Trikot von Julio Hernan Rossi.
KONKURS
Als Xamax in finanzielle Schwierigkeiten geriet, spielte ich zwar noch bei den Junioren, bekam die Turbulenzen aber trotzdem mit. Es war nichts Schönes, sogar die Sponsoren auf unseren Trikots mussten wir abdecken. Zum Glück blieb jedoch die Juniorenabteilung bestehen, so dass mit eigenen Leuten der schnelle Wiederaufstieg geschafft werden konnte.
GC
Nachdem ich in der Challenge League für Xamax erstmals Profi-Luft hatte schnuppern können, erhielt ich im Sommer 2016 ein Angebot von GC. Für mich war schnell klar, dass ich diesen Sprung wagen möchte. Persönlich war es eine grosse Umstellung, als 18-Jähriger in eine Grossstadt zu ziehen. Es ging aber immer besser und schliesslich blieb ich drei Jahre.
BSC YB
VORBILD
MEIN ERSTES SPIEL
BESTER MITSPIELER
Sportlich gesehen waren es leider auch bei GC turbulente Zeiten mit etlichen Trainer- und Spielerwechseln. Der Abschluss mit dem Abstieg war bitter – ein Glücksfall dagegen, dass mich mit YB ein grosser Verein verpflichten wollte. Es ist mir eine Ehre, weil viele meiner Freunde auch YB-Anhänger sind und oft in der Fankurve stehen. Ich bin so auch wieder näher an meinem Umfeld.
Das war im Juli 2015 in der Challenge League für Xamax in Schaffhausen. Wir verloren das Spiel zwar mit 1:2, trotzdem werde ich mich noch lange an diesen Tag erinnern. Ich war eigentlich noch Junior und rechnete nicht mit einem Einsatz. Als ich dann aber in die Kabine kam und mein Trikot mit dem Namen sah – der Materialwart hatte diesen noch kurzerhand aufgedruckt – war mir klar, dass ich spielen werde.
MEIN ERSTES TOR
Als kleines Kind war es Zinédine Zidane. Danach bewunderte ich Spieler auf meiner Position wie Sergio Ramos oder Virgil van Dijk. Mich beeindruckt vor allem ihre Persönlichkeit, die Körpersprache und ihr Auftreten. Bei ihnen sieht man sofort, dass sie die Chefs in der Abwehr sind.
Bei GC hatte ich 60 verschiedene Mitspieler – darum ist das für mich eine schwierige Frage. Bei Xamax war es Raphael Nuzzolo. Bei GC würde ich aus dem grossen Spielerpool Kim Källström und Jeffren nominieren. Und bei YB muss ich Gui und Wölfli nehmen. Mit Letzterem lief ich als Kind noch ins Stadion ein…
FAMILIE
Bei den Profis gelang mir der erste Treffer in der Saison 2017/2018 für GC gegen den FCZ. Wir gewannen das Derby mit 4:0, ich erzielte das letzte Tor. Auch der erste Treffer für YB gegen St. Gallen war speziell: Es war ein Doppelpack – und der FC Müntschemier war als Gastteam im Wankdorf eingeladen.
Meinen Eltern habe ich sehr viel zu verdanken. Sie sind sehr «angefressen» und kommen mit meiner älteren Schwester an fast jedes Spiel. Auch wenn ich manchmal schon weiss, dass ich nicht spielen werde und ihnen sage, dass sie nicht kommen müssen. Trotzdem reisten sie nach Porto, Glasgow oder Rotterdam mit – zwar nicht immer alle gemeinsam, aber jemand ist immer da.
U21-NATI
TV
LIEBLINGSVEREIN
HEIMAT
Es ist toll, darf ich in der aktuellen EM-Qualifikationskampagne mitspielen. Der Verband hat explizit das Ziel herausgegeben, dass wir uns wieder einmal für eine Endrunde qualifizieren sollten. Momentan sieht es sehr gut aus. Das Spiel gegen Frankreich in Neuenburg, das wir gewannen und nur wenige Kilometer von meiner Heimat entfernt stattfand, werde ich so schnell nicht mehr vergessen.
Real Madrid hat es mir schon lange angetan – vor allem als noch Ronaldo, Beckham und Zidane spielten. Leider habe ich es noch nicht geschafft, ein Spiel im Bernabeu live mitzuverfolgen. Aber immerhin war ich mit meiner Schwester Caroline beim Champions LeagueFinal in Kiew gegen Liverpool dabei.
Ich schaue mir am Fernsehen gerne Krimi-Serien oder Actionfilme an. Auch Fussball läuft manchmal, wenn wir nicht selber im Einsatz stehen. Dafür bin ich, im Gegensatz zu vielen Teamkollegen, kein grosser FIFAGamer. Nicht, dass es gegen die anderen nicht reichen würde, aber es packt mich einfach nicht so sehr.
Zu Hause im Seeland schätze ich die Natur und die Ruhe. Meine Grossmutter hatte einen Bauernhof, weshalb ich in meiner Kindheit oft mit Tieren zu tun hatte. Dass es oft Nebel hat, kann ich nicht abstreiten – aber man gewöhnt sich daran (lacht). Sportlich unterstützt man hier entweder Xamax oder YB. Im Eishockey schlägt unser Herz für den EHC Biel.
FERIEN
Momentan ist dies ja ein etwas spezielles Stichwort, da wir eigentlich Ferien haben, aber irgendwie trotzdem nicht richtig. Ich bin froh, wenn dann wieder Normalität herrscht. In meinen letzten richtigen Ferien war ich in Dubai. Als Reiseziel habe ich Miami auf dem Notizzettel. Aber ich möchte auch einfach gerne wieder mal ein paar Tage in die Berge.
ER UNVERGESSENE SPIEL
I B Ö K D N U E L A W CHARLES BEURET
In 122 Jahren YB-Geschichte haben die Berner Zuschauer immer wieder Fussballer bewundern dürfen, die aufgrund ihrer Leistungen und Klasse bei den Fans Kultstatus erlangten. Es gab aber nur ganz wenige «Schütteler», die vom BSC Young Boys ein Abschiedsspiel erhielten – für ihre Verdienste auf dem Spielfeld und ihre Klubtreue: Nämlich Geni Meier (1963), Walter Eichenberger und Köbi Brechbühl (1984) sowie Thomas Häberli (2009). Die aussergewöhnliche Ehre wird verdientermassen auch Marco Wölfli widerfahren.
Bärner Giele. Beide spielten im Laufe ihrer Karriere als Spitzenfussballer ausschliesslich für YB. Beide fanden über die YB-Juniorenstufen den Weg in die erste Mannschaft. Beide spielten für die Nationalmannschaft. Beide waren Cupsieger 1977.»
1984 wars, genau am 27. April. YB trat vor (nur) 5’500 Zuschauern mit all jenen Akteuren an, die mit «Wale» und «Köbi» unvergessliche Spiele bestritten hatten: 22 Mann waren dabei – unter ihnen unter anderem Willi Allemann, Hans-Otto Peters, Karl Odermatt, Hans-Peter Schild, Otto Messerli, Walter und Kudi Müller, Seppi Küttel, Jean-Claude Bruttin oder Marcel Cornioley. Und noch prominenter die gegnerische Mannschaft, die «Traditionself Uwe Seeler». Wolfgang Fahrian, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Wolfgang Overath, Günter Netzer, Lothar Emmerich und eben Uwe Seeler gaben sich die Ehre, auf dem für sie «heiligen» Wankdorfrasen anzutreten. Das Spiel ging für YB mit 6:8 verloren (mit Penalty-Torschütze Eichenberger) – aber das war Nebensache. Wer im Stadion war, hatte wie die Spieler unten auf dem Feld, einen Heidenspass.
ZWEI RICHTIGE «BÄRNER GIELE» Das Matchprogramm von damals charakterisierte das Duo Eichenberger/Brechbühl treffend: «Zwei Fussballer, die im letzten Jahrzehnt zur Berner Sportszene gehören wie die Aare, das Bundeshaus oder der Gurten zur Stadt Bern. Die Beiden haben einiges gemeinsam: Beide sind echte
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EICHENBERGER: RUND 1’000 YB-SPIELE Nicht weniger als 15 Jahre lang hat sich Walter Eichenberger im YB-Tor behauptet. Insgesamt bestritt er 335 Nationalliga-A-Spiele. Zusammen mit Cup-, Europacup-, Vorbereitungs- und Freundschaftsspielen dürfte er wohl tausendmal zwischen den Pfosten gestanden haben. Seine Vorgänger bei YB hiessen Walter Eich (sein Lehrmeister), Felix Ansermet und Rolf Fischer, sein Nachfolger mit längerer Präsenz im YB-Tor war Urs Zurbuchen. Einen Höhepunkt seiner Goalie-Karriere erlebte Eichenberger vor 45 Jahren: Im Herbst 1975 blieb er zusammen mit seiner Abwehr (Vögeli, Brechbühl, Trümpler, Rebmann) in Ernstkämpfen während 753 Spielminuten (!) ohne Gegentor. Und klar: Der Cupsieg 1977 als Captain überstrahlte alles – daneben gab es einen Sieg im Liga-Cup, einen Vizemeistertitel und zwei weitere Cupfinal-Teilnahmen. Später kam bei ihm der Meistertitel von 1986, den er als YBSportchef massgeblich mitverantwortete, dazu.
Walter Eichenberger mit der Cup-Trophäe im Jahr 1977.
Walter Eichenberger ist inzwischen auch schon 74-jährig, aber fit wie eh und je. (ausgestattet mit einem SingleHandicap im Golf) – und an jedem YB-Heimspiel dabei.
DER UMFUNKTIONIERTE BRECHBÜHL Sechs Jahre jünger als «Wale» ist «Köbi» – einst erklärter Publikumsliebling im Wankdorfstadion. Seine Fussballerkarriere verlief ganz anders, als er sich das als YB-Junior vorgestellt hatte. Denn damals war der kleine Brechbühl Angriffsspieler, genauer: Flügelstürmer. Seine Schnelligkeit war beeindruckend – aber in der ersten Mannschaft war die Konkurrenz im Angriff gross. Trainer Kurt Linder aber hielt viel vom schnellen und athletisch beeindruckenden Brechbühl und setzte ihn zuerst versuchsweise, alsdann definitiv als rechten Aussenverteidiger ein. Auf dieser Position blühte Köbi richtiggehend auf, er erkämpfte sich auf Anhieb einen Stammplatz bei YB – und unter Nationalcoach René Hüssy bald auch in der Nationalmannschaft (20 Berufungen). Die Fachwelt staunte nicht schlecht: Da gibts einen Aussenverteidiger, der nicht einfach hinten bleibt, sondern stets mitstürmt. Die Flügelläufe Brechbühls sorgten auf den Rängen für Stimmung und in der gegnerischen Mannschaft mitunter für Chaos. Auf seine Art war der 168 Zentimeter kleine Köbi so etwas wie der «Mbabu der Siebzigerjahre». Aus gesundheitlichen Gründen musste Jakob Brechbühl seine YB-Karriere früh abbrechen. Wie sein Freund Walter Eichenberger (Versicherungsbranche) etablierte er sich in der Folge als erfolgreicher Geschäftsmann mit einer eigenen Firma in der Personalvermittlung.
Jakob Brechbühl, der «Mbabu der Siebzigerjahre».
DOPPELROT
SYMPATHISCHER SPONTANKAUF
Es läuft die 68. Minute zwischen Fuenlabrada und Girona. Cristóbal Márquez foult seinen Gegenspieler Alex Granell. Der Spanier ist schon unter der Dusche, als sich der Schiedsrichter die Szene mithilfe des VAR nochmals anschaut. Drei Minuten nach seinem Ausschluss darf Márquez wieder auf den Platz. Die rote wird zur gelben Karte. Unmittelbar nach seiner Rückkehr gerät Márquez aber mit Granell erneut aneinander und erhält seine nächste gelbe Karte: Den Weg zur Dusche kannte er bereits.
Jérôme Villedieu ist auf einen Schlag um 400 Trikots reicher. Für 50’000 Euro hat er sich eine Sammlung von Trikots vom FC Metz gekauft. Dabei ist er gar nicht Fan von Metz, hat aber Mitleid mit einem Anhänger des französischen Clubs, der wegen seiner bevorstehenden Auswanderung die Trikots dem FC Metz zum Kauf angeboten hat, was der Club aber abgelehnt hat. Um die Sammlung in ihrer Einheit zu erhalten, hat Villedieu nun alle Trikots gekauft. Er möchte nun den FC Metz doch noch zum Kauf der Trikots bewegen.
BOTENGANG BEIM BVB
IRISCHE INTERVENTION Der 10-jährige Daragh aus Donegal, Irland, fand, dass Liverpool zu viele Spiele gewinnt. Der Fan von Manchester United schrieb also einen Brief an Jürgen Klopp und bat ihn darum, dass sein Team auch mal andere Clubs wieder gewinnen lassen könnte. Eigentlich wollte er ihn gleich auch noch überzeugen überhaupt nie mehr ein Spiel zu gewinnen. Klopp erklärte dem Jungen dann, dass es nun mal sein Job sei, dafür zu sorgen, dass Liverpool Spiele gewinnt. Folgenlos blieb der Brief aber nicht. Wenige Tage nach Eintreffen des Briefs verlor Liverpool sowohl in der Champions League, der Liga und dem Cup jeweils ein Spiel.
Fans von Borussia Dortmund haben einen neuen Job erfunden: Bier-Kurier. Die Fans waren es leid, mitten im Spiel auf dem Trockenen zu sitzen. Deshalb schalteten sie ein Inserat auf eBay. Ein Freiwilliger soll vierbis fünfmal pro Spiel zum Bierstand gehen und Bier in den Block bringen. Gegenleistung ist eine Eintrittskarte für die Südtribüne. Die Resonanz auf das eBay-Inserat war enorm.
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R E D T F N U K N E M M A S U Z N E S S KLA
N E S A V R MEISTE CHARLES BEURET
Es ist eine erstaunliche Geschichte, die im Juni 1957 beginnt und im Herbst 2008 ein zweites Kapitel erlebt: Unser ehemaliger Meistertrainer, Albert Sing, stirbt im Tessin im Alter von 91 Jahren. Es gibt viele Gegenstände, die an das Wirken des legendären Deutschen, der mit YB zweimal den Cup und viermal den Titel gewonnen hat, erinnern. Die Familie Sing übermacht sie dem YB-Museum. Ein Gegenstand fällt in der Fülle von Diplomen, Fotos und Wimpeln besonders auf: Es ist eine violette Vase, mit Goldlorbeer und dem damaligen YB-Logo verziert – und der Inschrift: «Schweizermeister 1956/57». Albert Sing habe das dekorative Stück stets in Ehren gehalten, versichert mir seine Frau, und sie sei erfreut, wenn die Vase im YB-Museum künftig von den goldenen YB-Zeiten Zeugnis ablegen könne. Klar erhält die Vase einen Ehrenplatz in jener Vitrine, die die so erfolgreichen Sing-Zeiten dokumentiert. Kurz darauf ist René «Maspoli» Häfeli im Museum zu Gast. Seinen Künstlernamen verdankt der stattliche Mann mit Schwingerpostur dem WM-Torhüter Uruguays von 1950.
Die fünf Vasen in einer Vitrine im YB-Museum
Häfeli war einst Junioren-Nationalgoalie der Schweiz, später prominenter Stellvertreter von Walter Eich, 1968 sogar Interimstrainer von YB – und Buchautor (Grand Prix von Bern). Er entdeckt die Vase Sings und sagt, als Schweizermeister 1957 habe auch er eine ebensolche Vase erhalten. Tags darauf lässt er sie dem YB-Museum zukommen. Aus zwei wurden bald drei, aus drei vier – und jetzt sind es bereits fünf Exemplare, die die 63 Jahre nach dem ersten Sing-Titelgewinn ohne Schaden überstanden haben und den Weg in die Vitrine fanden: Sie erinnern neben Sing und Häfeli an folgende Spieler: Marcel Flückiger: Allrounder bei YB, Schweizer Internationaler, WM-Teilnehmer 1954. Heinz Schneiter: Legendärer Mittelfeldspieler, Schweizer Internationaler, WM-Teilnehmer 1962 und 1966. Kurt Linder: Meister mit YB als Mittelstürmer, Cupsieger, Ligacupsieger und Vizemeister als YB-Trainer. Wird wohl die Ausstellung der Meistervasen von 1957 in den kommenden Jahren noch umfassender?
, R A W O M A S N I E » K C O R N E RG TEIL 2 , LT H Ä Z R E M U E S U M DAS
EIN «INMPAOAR WEINFLASCHEN UND E CHARLES BEURET
Es ist eine Schätzung: Im YB-Museum sind rund 1’500 Gegenstände ausgestellt. Es gibt vieles: Pokale, Diplome, Wimpel, Bilder, Bücher, Dokumente, Trikots, Bälle, Pendulen oder Glocken. Und dann gibt es einige Dinge, die man eigentlich nicht in einem Fussball-Museum erwarten würde…
Dass sich die Vereine anlässlich internationaler Wettbewerbsspiele gegenseitig beschenken, ist eine alte Tradition. Man trifft sich jeweils auf Funktionärsebene zum freundschaftlichen Austausch meist zum Mittagessen. So zeugt etwa eine Kristallvase aus der ehemaligen DDR von den legendären Meistercup-Partien gegen Wismut Chemnitz von 1959 (2:2, 0:0 und 2:1), als YB nach einem Entscheidungsspiel in Amsterdam bis in den MeistercupHalbfinal vorstiess. Zahlreiche Skulpturen, Teller oder Vasen erinnern an «unsere» Europacup-Taten. Anderseits taucht auch der BSC Young Boys in den Stadien oder Museen der ehemaligen Gegner auf. So freuten sich die YB-Schlachtenbummler jüngst sehr, als sie im Museum der Glasgow Rangers einen imposanten Bärner Bären, aus Holz geschnitzt, entdeckten. Er ruht dort seit dem Europacup im Herbst 1977… Ein Samowar aus Moskau Das Ding ist imposant und bringt gut und gerne drei Kilo auf die Waage. Es ist, so stellten die YB-Funktionäre nach dem Europacup-Match gegen ZSKA in Moskau beim Auspacken in Bern überrascht fest, ein kunstvoll gestalteter Samowar.
Ein Bild aus Glasgow: der YB-Bär von 1977
Der Samowar hat seine eigentliche Bestimmung als TeeZubereiter nie wahrgenommen und wird es wohl auch nie tun – im YB-Museum hat er eine andere Rolle übernommen: Er soll an die erfolgreiche YB-Europacup-Kampagne der Saison 2017/18 erinnern, als sich YB gegen Dynamo Kiew (1:3 und 2:0) für die Play-offs der Champions League
qualifizierte – alsdann nach den Spielen gegen ZSKA Moskau (0:1 und 0:2) immerhin die Gruppenphase der Europa League erreichte. Und natürlich: Auch die Geschenke, die wir ein Jahr später von unseren prominenten Gegnern der Champions LeagueGruppenphase im Herbst 2018 erhielten, sind im YB-Museum zu sehen: Juventus-Teller, Valencia-Bälle, Manchester United-Pokal. Der «Morgenrock» aus Astana Ein ganz spezielles Exponat ist auch der rotviolette Morgenrock, der in unserer Trikotsammlung hängt. Es ist mitnichten so, dass das kunstvoll gefertigte Kleidungsstück zum Gebrauch zur Verfügung steht (bisher hat noch niemand im YB-Museum genächtigt), er hängt hier zum Bestaunen – und wirft Fragen auf. Womit die Absicht des Spenders wohl erreicht ist: Ja, der Morgenrock stammt aus Astana, der Hauptstadt von Kasachstan, die seit März 2019 zur Erinnerung an den ehemaligen Präsidenten Nursultan Nazarbayev neu Nur-Sultan heisst. YB hat gegen die Kasachen in der Gruppenphase der Europa League 2016 gespielt. In Astana gabs ein 0:0 – daheim im Stade de Suisse coachte Adi Hütter unser Team zu einem 3:0Sieg. Michael Frey, Guillaume Hoarau und Thorsten Schick waren vor nur 7’716 Zuschauern die YB-Torschützen.
Der Samowar aus Moskau.
Der Wein aus dem Unterwallis
Der Morgenrock ist in Tat und Wahrheit ein Traditionskleid aus Kasachstan.
Tja, dann der Wein. Er ist kaum mehr geniessbar, da in die Jahre gekommen… Die Flaschen aber erinnern an besondere Zeiten oder besondere Spieler. Etwa an Hans Kämpfer mit dem Titel-Hattrick von 1909–11 oder an CupsiegerGoalie Walter Eichenberger 1977. Oder an die schwierigen Jahre, als YB in den Neunzigern kurz vor dem Bankrott stand und die Lizenz nur dank privaten Bankgarantien und verzweifelten Geld-Beschaffungsaktionen mit Ach und Krach doch noch erhielt. Ein gewisser CC aus Sion spendete damals zur Unterstützung mehrere Kisten mit Weisswein – aus dem Sortiment sind zum Glück ein paar Flaschen nicht verkauft worden und für unser Museum erhalten geblieben…
MUSEUMSPARTNER Unternehmeragentur
Schmid AG www.unternehmeragentur.ch
D N U M U A R T CHENJOB ZUGLEICH
KNO
10’000 Stühle und mehr (de-)montieren Menschen mit Beeinträchtigung jedes Jahr im Stade de Suisse. Die Band-Genossenschaft aus Bern macht diese Einsätze möglich. Auftrag mit Mehrwert Haben Sie sich schon gefragt, wer die Stühle montiert, auf welchen Sie YB gewinnen oder (selten) verlieren sehen? Seit acht Jahren tun dies Menschen mit Beeinträchtigung, welche bei der Band-Genossenschaft angestellt sind. Die Sitzplätze im Stade de Suisse werden vor den Meisterschaftsspielen, aber auch vor dem Cupfinal, für Konzerte oder andere Anlässe angepasst. Mal benötigt es mehr Sitz-, einmal mehr Stehplätze. Was simpel klingt, ist vor Ort ein knochenharter Job.
Hunderte von Schrauben lösen und anziehen.
«Im Stadion ist es zügig. Im September ist es am schlimmsten. Man muss sich gut anziehen. Trotzdem kann ich mir keinen besseren Job vorstellen», fasst Stephan Siebenhofer zusammen. Dass Siebenhofer trotz seiner Beeinträchtigung einen tollen Job machen darf, gibt ihm ein gutes Selbstwertgefühl. Denn Arbeit ist sinnstiftend und bedeutet darum Lebensqualität. Mehr als Arbeit Den meisten Menschen mit Beeinträchtigung, die für den Umbau im Stadion stehen, bedeutet dieser Einsatz viel mehr als blosse Arbeit. Oft besitzen sie seit Jahrzehnten eine YB-Jahreskarte und sind grosse Fans der Mannschaft. Siebenhofer beispielsweise ist seit Kind ein YB-Fan. So kommt er nun schon seit über 30 Jahren ins Stadion. Natürlich kannte er auch schon das alte Stadion in- und auswendig, wie er sagt. «Ich bin Mitglied des YB- Fanclubs und habe eine Saisonkarte. Darauf bin ich stolz», wiederholt Siebenhofer mehrmals. Und seine Aussagen machen deutlich: Diese Arbeit ist mehr als ein Job. Darum ist das auch mehr als Lohn, wenn während der Arbeit zum Beispiel ein Training der Idole zu beobachten ist oder man sogar ein Autogramm erhaschen kann. «Ein Spieler hat mir mal einen Handschlag gegeben. Und einmal war ich sogar im Fernsehen. Die Spieler im Training zu sehen, ist das Grösste für mich. Einmal durfte ich sogar die Trainingstaschen in den Teambus einladen. Die Arbeit im Stadion bedeutet mir sehr, sehr viel», erzählt Stephan Siebenhofer sichtlich stolz.
Sektor D Im Sektor D gibt es jeweils besonders viel zu tun. Während der Meisterschaft wird dieser Teil des Stadions, der hinter dem Tor auf der Seite Papiermühlestrasse liegt, ohne Sitzplätze genutzt. So gibt es mehr Stehplätze für die Fans. Dafür räumen die Mitarbeitenden der Band-Genossenschaft sämtliche sich dort befindenden Stühle weg. «Zuerst tragen wir alle Stühle von Hand zum Hebelift. Das sind meistens um die 1000 Stück. Danach stapeln wir die Stühle zu einem «Bigeli» von je acht Stück. Der Hebelift transportiert dann acht Stühle aufs Mal auf das Dach des Stadions», erklärt Stephan Siebenhofer. Ein Sitz ist fünf Kilogramm schwer und allein im Januar jeden Jahres müssen 2’000 davon demontiert werden. Besonders wichtig ist bei den Arbeiten die Einhaltung der Fluchtwege. Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden auch Gitterzäune montiert. Manchmal müssen auch ein paar Sitzreihen weichen, um Platz für ein Podest zu schaffen – zum Beispiel für die Medaillenübergabe.
Die Band-Genossenschaft arbeitet seit über 70 Jahren mit und für Menschen mit Beeinträchtigung. An drei Standorten in Bern-Bethlehem sind rund 700 Mitarbeitende beschäftigt – rund 330 davon an einem geschützten Arbeitsplatz. Seit acht Jahren führt das soziale Unternehmen mehrmals pro Jahr Umbauarbeiten im Stade de Suisse durch. Bei Meisterschaftsspielen, Cupfinals aber auch für Konzerte oder andere Anlässe. Dafür sind jeweils Gruppen bis zu acht Menschen mit Beeinträchtigung während zwei bis vier Tagen im Einsatz. www.band.ch
Teamarbeit gefragt Die Arbeit im Stadion ist körperlich anstrengend und funktioniert nur im Team. Die Band-Genossenschaft begleitet die Einsätze der Menschen mit Beeinträchtigung mit Hilfe eines Gruppenleiters. Dieser übernimmt auch die Arbeitsaufteilung und -verteilung im Team. «Schrauben tue ich nicht so gern. Dafür kann ich umso besser Stühle herumtragen. Das ist Teamwork. Die einen können das gut, andere können anderes gut», bringt es ein Mann der Gruppe auf den Punkt. Im Stadion sind die Sitze mit Schrauben befestigt. Je zwei Schrauben sind pro Sitz nötig. Während eines Arbeitstags löst ein Mitarbeiter also mehrere Hundert Stück davon. Ein Knochenjob – der mit Blick auf einen trainierenden Spieler zum Traumjob wird!
Teamarbeit ist gefragt!
Das Team der Band-Genossenschaft im Wankdorf.
E R H A J 2 12 Hanspeter Latour
Kurt Feuz
Georges Bregy
SPEZIELLES ERLEBNIS Den Cup-Halbfinal 1972 mit YB gegen Basel. Leider verloren wir 0:2, und ich musste einen nicht ganz unhaltbaren Schuss des legendären Karl Odermatt passieren lassen. Kurz vor der Pause vermochte ich vom gleichen Spieler einen Elfmeter abzuwehren. Über 50’000 Zuschauer und vier Securitas-Leute – die Stimmung im alten Wankdorf war grandios.
Ich bestritt mit YB zwei Cupfinals, verlor aber leider beide. Und 1977 verlor ich einen weiteren Cupfinal mit St. Gallen – gegen YB… Und ich erinnere mich an einen wichtigen Match gegen Xamax. Es gab beim Stand von 0:0 einen Penalty für uns, und obwohl wir Grössen wie Karli Odermatt oder Kudi Müller im Team hatten, schnappte ich den Ball. Ich höre Müller jetzt noch: «Gehts dir noch!» Und Odermatt: «Kurt, das kannst du nicht machen!» Aber ich zog das durch, setzte den Ball und haute ihn etwa fünf Meter drüber. Man kann sich die Kommentare vorstellen…
In bester Erinnerung ist natürlich die Saison 1985/86, die mit dem Gewinn des Meistertitels endete. Und in dieser Spielzeit gab es einige spezielle Partien, zum Beispiel das 3:0 gegen GC vor über 30’000 Zuschauern im Wankdorf – und natürlich das 4:1 in Neuenburg, als wir gegen Xamax den letzten Schritt zum Titel machten.
VEREINSVERBUNDENHEIT Wenn YB gegen Thun spielt, bin ich für Thun. Wenn YB gegen GC spielen würde, wäre ich für ein Unentschieden – und in allen anderen Spielen hoffe ich auf einen YB-Sieg!
Sehr eng. Ich kenne Wuschu Spycher sehr gut, auch Gerry Seoane, und ich stehe als Coach gerne bei den Old Stars an der Seitenlinie.
Ich erhalte immer wieder Einladungen für das Old-Star-Team. Aber rein geographisch ist es für mich schwierig, oft dabei zu sein. Ausserdem gibt es inzwischen viele Jüngere, die mehr draufhaben als ich. Emotional bin und bleibe ich mit YB stets verbunden, ich fiebere mit der Mannschaft mit wie ein Fan.
YB-ALL-STAR-KADER Darf ich 20 nennen? Eich, Ansermet, Eichenberger, Zurbuchen, Pulver und Wölfli (ich habs mit den Torhütern!); Schneiter, die Gebrüder Casali, Flückiger, Zahnd, Grütter, Bäriswyl, Allemann, Rey, Meier, Wechselberger, Lunde, Prytz und Bregy. Die Wahl der 18 und danach die Nomination der ersten Elf hätte ich gerne Trainer Sing überlassen.
Bürki, Brechbühl, Weber, Lustenberger, Spycher, Odermatt, Bregy, Prytz, Lunde; Chapuisat, Kudi Müller. Und auf der Bank: Eichenberger, Conz, Mbabu, Zakaria, Zuffi, Doumbia und Hoarau.
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Wölfli – Brechbühl, Weber, Lustenberger, Schönenberger – Bamert, Prytz, Bregy – Lunde, Nsame, Hoarau. Und ins weitere Aufgebot nehme ich Zurbuchen, Conz, Aebischer, Zuffi, Nowak, Hänzi und Zakaria.
YB
122 Jahre alt. s y o B g n u o Y C S 0 wurde der B t. Am 14. März 202 ge zu YB befrag li a m e h E s h c e s Wir haben
René Sutter
Gürkan Sermeter
Marco Schneuwly
SPEZIELLES ERLEBNIS Die Saison 1985/86, in der wir Meister wurden, auch wenn ich als Junger nicht so oft spielte. Natürlich in bester Erinnerung ist der Cupsieg 1987 gegen Servette (4:2 nach Verlängerung) – da durfte ich von Anfang an dabei sein. Und unvergesslich sind auch die Europacupspiele mit YB.
Es gibt sehr viele coole Momente, die haften geblieben sind. Wenn ich einen herauspicken soll, dann nenne ich spontan den Cup-Viertelfinal gegen den FC Basel im März 2003, weil er eine besondere Dramaturgie hatte und mir dabei eine nicht alltägliche Leistung glückte. Wir lagen 0:2 zurück, schafften die Wende nach drei Toren von mir, kassierten aber den Ausgleich – und verloren in der Verlängerung leider noch 3:4.
Es gibt sehr viele schöne, zum Beispiel den Cup-Halbfinal 2009, als wir uns im Penaltyschiessen gegen den FC Basel 3:2 durchsetzten und ich auch einen Elfmeter verwandelte. Leider war die Fortsetzung nicht positiv: Im Final gegen Sion führten wir 2:0 – und verloren noch 2:3.
VEREINSVERBUNDENHEIT Wenn es die Knie zulassen, spiele ich sehr gerne mit den YB Old Stars. Im Stadion bin ich eher in Thun, weil mein Sohn Nicola dort spielt.
Wenn sich die Gelegenheit ergibt, kicke ich mit den YB Old Stars. Und natürlich besteht aufgrund meiner Geschichte bei YB nach wie vor eine emotionale Verbindung. Ich spielte im alten Wankdorf, im Neufeld, im Stade de Suisse – und ich spürte grosse Anerkennung der sehr dankbaren Fans. Es waren alles in allem sechseinhalb wunderbare Jahre in Bern.
Als Bub war mir der Verein sehr nahe, und ich freue mich heute noch, wenn es YB gut läuft. Die persönlichen Kontakte sind nach meinem Weggang immer weniger geworden, natürlich auch bedingt dadurch, dass viele, mit denen ich damals zu tun hatte, nicht mehr im Verein sind.
YB-ALL-STAR-KADER Ich entscheide mich für eine offensive Ausrichtung und erlaube mir 19 Spieler ins Kader zu nehmen: Eich und Eichenberger im Tor, als Feldspieler nominiere ich Mbabu, Conz, Weber, Escobar, Ljung, Spycher, Limpar, Yakin, Prytz, Alain Sutter, Lunde, Chapuisat, Odermatt, Hoarau, Meier, Doumbia und Häberli.
Ich wähle bewusst Kollegen, mit denen ich einst zusammenspielte. Also: Wölfli – Steinsson, Vardanyan, Disler, Hänzi – Raimondi, Petrosyan, Yakin, Descloux – Häberli, Chapuisat. Auf der Bank: Collaviti, Eugster, Rochat, Schwegler, Mitreski, Giallanza und Leandro. Und der Trainer: Sermeter... (lacht laut)
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Ich nominiere die Legenden-Torhüter Wölfli und Collaviti sowie als dritten Goalie Adrian Schneuwly. Dann: Hänzi, Spycher, Bastians, Schneider, Schwegler, Yapi, Raimondi, Varela, Yakin, Christian Schneuwly, Sermeter, David Degen, Häberli, Doumbia, Chapuisat – und ich selber mache auch noch mit. Jetzt habe ich 19, möchte aber keinen streichen… (lacht)
R E L E I P S E I D « TIAN FRANKE INTERVIEW MIT CHRIS
» F U A R E T S S U W E B T S B L E S N E T E TR Christian Franke ist als Nachwuchschef erfreut über die Entwicklung und den Austausch mit den Entscheidungsträgern im Verein. Wenn pro Saison zwei Talente den Sprung zu den Profis schaffen, ist er sehr zufrieden.
Wie ist der YB-Nachwuchs generell in Form? Gut. Wir haben ein gutes Team beieinander, das die Verantwortung trägt und sich um die verschiedenen Mannschaften kümmert. Gelebt wird das, worauf Christoph Spycher als Sportchef an der Spitze der sportlichen Führung des Vereins Wert legt: Teamwork. Bei uns gibt es keine OneMan-Show. Wir haben im Nachwuchs in den vergangenen zweieinhalb Jahren einiges vorantreiben können – und dabei von der Arbeit meines Vorgängers Ernst Graf profitiert. Wirken sich die Erfolge der Profis auch auf deine Abteilung aus? Das spielt schon eine Rolle. Die allgemeine Akzeptanz ist grösser, das sehe ich zum Beispiel bei Leuten, die etwas weiter weg von YB sind. Wenn wir ihnen heute über unsere Arbeit erzählen, reagieren sie positiv und mit Lob. Vor vier, fünf Jahren hätte es auf die gleichen Schilderungen eher Fragen gegeben. Und bei den Spielern hat es auch etwas ausgelöst. Was konkret? Die Spieler treten selbstbewusster auf, im Stil von: Wir sind YB, uns muss man zuerst schlagen. Diese Einstellung hat ganz bestimmt auch mit dem Auftreten der ersten Mannschaft zu tun. Und zu spüren ist in den Spielen auch, dass die Gegner besonders motiviert sind, uns zu bezwingen. Wie wichtig sind für dich Titel im U-Bereich? Priorität hat die individuelle Entwicklung der Spieler. Unser Auftrag besteht darin, möglichst viele an die erste Mannschaft heranzuführen, und dem wird alles untergeordnet. Wenn wir gleichzeitig Titel holen, ist das eine schöne Bestätigung und Zugabe. Aber für uns bleibt es spielentscheidender, dass wir in diesen Teams Talente haben.
Das heisst auch, dass die Trainer keinen Resultatdruck haben. Genau. Unsere Botschaft an sie ist die: Partien gewinnen, die Rangliste – das steht für uns an zweiter Stelle. Wobei auch klar ist, dass uns einige Fragen gestellt würden, wenn YB auf allen Stufen am Tabellenende wäre. Aber die Trainer müssen die Spieler schulen, nicht nur technisch und physisch, sondern auch taktisch. Die Jungen sollen in verschiedenen Systemen ausgebildet werden, und diese Aneignung von Flexibilität kann ihnen für später nur hilfreich sein. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele in der Profiwelt bestehen können. Findet auch ein Austausch mit Cheftrainer Gerry Seoane statt? Immer wieder werden Nachwuchsleute ins Trainingslager der ersten Mannschaft integriert oder gar ins Kader aufgenommen. Da ist ein Feedback sehr wichtig: Was ist positiv? Was weniger? Wir wollen Rückschlüsse ziehen können. U21-Trainer Alessandro Mangiaratti tauscht sich oft mit Gerry Seoane aus, schaut oft auch bei den Trainings der Profis zu. Und das Bindeglied zwischen Nachwuchs und der ersten Mannschaft ist primär Ausbildungschef Gérard Castella. Ich unterhalte mich regelmässig mit Sportchef Christoph Spycher über strategische Ausrichtungen, aber es gibt zwischendurch auch Gespräche mit Gerry Seoane. Wenn ich Fragen habe, ist er sehr offen. Und spürbar ist ihre Bereitschaft, Talente konsequent zu fördern. Auf welcher Stufe ist absehbar, ob ein Spieler den Durchbruch zu den Profis schaffen kann? Aktuell ist es so, dass alle Spieler, die mit der ersten Mannschaft in Kontakt stehen, zur U21 gehören. Aber acht von ihnen sind in einem Alter, in dem sie noch in der U18 spiel-
berechtigt wären. Damit belegen wir unsere Ausrichtung. Wenn wir das Ziel hätten, wieder Schweizer Meister mit der U18 zu werden, hätten wir nicht gleich alle acht in die U21 befördert. Ist es schwierig, als Spieler aus dem Nachwuchs einen Platz in der ersten Mannschaft zu bekommen? Es ist nicht einfach. Ins Kader zu gelangen, das funktioniert gut. Aber es braucht schon grosse Qualitäten, um auch Einsätze zu erhalten. Das Beispiel Michel Aebischer zeigts: Geduld ist gefragt. Oder Felix Mambimbi. Er ist einer der Besten auf seiner Altersstufe und Position in der Schweiz – und doch benötigt er noch Zeit. Zumal die Konkurrenz enorm ist. Der Anspruch von YB ist gestiegen. Wir wollen in europäischen Wettbewerben dabei sein, weil das lukrativ und fürs Überleben wichtig ist. Darum ist es auch eine Gratwanderung: Wie viele Junge können integriert und gleichzeitig ambitionierte Ziele erreicht werden? Diesen Spagat müssen wir hinbekommen. Und wenn pro Match zwei, drei eigene Junge auf dem Platz stehen, ist das recht viel. Wie viele Talente müssen einen Profivertrag erhalten, damit von einem guten Jahr die Rede ist? Zwei pro Saison. Und dann liegt es auch an den Spielern selbst, wie sie ihren Weg gestalten und was sie aus dieser Chance machen. Wo steht die Nachwuchsabteilung von YB im nationalen Vergleich? Wir gehören zu den besten Ausbildungsvereinen und bemühen uns, stets besser zu werden. Ein grosser Schritt ist für uns die Integration von Steve von Bergen als Defensivtrainer: Er ist mit seiner Erfahrung und Persönlichkeit ein grosser Gewinn. Bei den Jungen geniesst er ein hohes Standing, wenn er etwas sagt, wissen sie: Das sind Worte mit Gehalt. Grundsätzlich wollen wir in allen Bereichen optimieren, auch neben dem Platz. Und da beschäftigen wir uns intensiv mit der Infrastruktur und den Trainingsmöglichkeiten. Ich glaube, dass wir auch in diesem Bereich in die richtige Richtung gehen.
Individuelles Training as Coronavirus hat die Sportwelt zum Stillstand D gebracht. Trainiert wird nicht mehr im Team, sondern individuell zu Hause anhand von Programmen. Das gilt auch für die Junioren von YB. Für Nachwuchschef Christian Franke ist Pragmatismus gefragt: «Das wichtigste Gut ist die Gesundheit der Menschen. Dem ordnen wir alles unter. Die Spieler können sich auf andere Weise fithalten. Und die Trainer haben nun Zeit, sich um Dinge zu kümmern, die im Alltag manchmal zu kurz kommen. Zum Beispiel können sie an Konzepten arbeiten.»
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Charly Grütter hat die YB-Frauen nach dem Trainingslager und kurz vor Beginn der Rückrunde übernommen.
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ANDRES MEIER
Bei den YB-Frauen kam es in der Wintervorbereitung zu einem Trainerwechsel. Der bisherige Cheftrainer des NLATeams, Julien Marendaz, hatte nach der Winterpause die Führung der YB-Frauen aus familiären Gründen um die sofortige Vertragsauflösung gebeten. Dem Wunsch nach Demission wurde entsprochen und somit endete das siebenmonatige Engagement vorzeitig. Mit Marendaz hat auch dessen Assistent Maurice Angéloz den Verein verlassen. Die Nachfolge konnte zügig geregelt werden. Zum Rückrundenstart gegen den FC Basel stand Charles Grütter neu an der Seitenlinie.
Der neue energievolle Trainer der YB-Frauen hätte bei seinem Team das Feuer wecken und sich in der Tabelle mit attraktivem Offensivfussball nach oben orientieren wollen. Nach drei Partien in der Rückrunde, die mit einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage endeten, wurde sein Tatendrang jäh gestoppt. Das Corona-Virus schlug zu und brachte Land und Liga zum Erliegen. Sein Feuer und seine Ambitionen lodern aber weiter. Fortsetzung folgt!
Für «Charly» Grütter ist der BSC Young Boys kein Neuland, sondern eine Rückkehr. Der ehemalige NLB-Spieler war in der Saison 2011/12 als Assistenztrainer von Thomas Häberli bei der U18 der Männer tätig. Der 56-jährige Solothurner bringt viel Erfahrung mit. Er war bereits als Aktivund als Nachwuchstrainer auf diversen Stufen tätig. Zuletzt auch im Frauenfussball, als er bei den FC-AarauFrauen (NLB) in der Saison 2018/19 engagiert war oder als Assistenztrainer des Schweizer U16-Nationalteams der Frauen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Anlageberater bei einer Bank wird er das NationalmannschaftsAmt im Doppelmandat noch bis im Sommer weiterführen.
Die YB-Frauen bereiteten sich im Januar in einem einwöchigen Trainingslager auf Mallorca auf die Rückrunde vor. Neben dem kompletten NLA-Kader, inklusiv den beiden Neuverpflichtungen Eva Bachmann und Alexandra Gummer, umfasste die Delegation mit Audrey Remy und Morina Suter auch zwei Spielerinnen aus der eigenen U19. Auf der Mittelmeerinsel fanden die Bernerinnen optimale Wetter- und Trainingsbedingungen vor. Mit viel Elan und tollem Teamspirit wurde intensiv gearbeitet.
Die YB-Frauen im Trainingslager auf Mallorca
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Die YB-Frauen trafen in Mallorca beste Bedingungen an.
E B E I L B YIN ZEITEN VON CORONA Viele YB-Fans können sich ein Leben ohne Fussball nicht vorstellen. Mussten sie bisher zum Glück auch nicht. Jetzt schon. Ein Lagebericht von Bümpliz bis Berlin. CLAUDIA SALZMANN
Nik Leuenberger (44), Bümpliz «Als ich auf der Baustelle erfahren habe, dass der YBMatch gegen Zürich abgesagt ist, bin ich in ein Loch gefallen. Für mich als Single ist YB wie meine Freundin und meine allergrösste Liebe. Es ist, als wäre sie in Quarantäne, und ich darf sie nicht besuchen. Das klingt jetzt etwas übertrieben, aber es ist einfach so. Natürlich habe ich auch sonst etwas zu tun, gerade bin ich umgezogen, also muss ich Kisten auspacken. Und endlich kommen wir in unserer eigenen Fangruppierung «Leiterwage» vorwärts. Ich bin Präsident und wir haben 35 Mitglieder. Da fällt eigentlich jeden Tag ein bisschen Arbeit an, in normalen Zeiten Tickets für die Auswärtsmatchs bestellen oder Freiwillige fürs Geburtstagsfest zu melden. Die Saison ist jetzt aber vertagt und den Geburtstag haben wir ausfallen lassen. Jetzt ist die Zeit da, um brachliegende Arbeiten des «Leiterwage» vorwärts zu bringen. Der steht nicht still, auch wenn der Ball nicht rollt. Aber ohne Fussball geht nichts. Bis auch in den anderen Ländern nicht mehr gespielt wurde, habe ich die Bundesliga verfolgt. Das tue ich seit 30 Jahren, vor allem Schalke. Ich hoffe aber, dass meine Freundin YB bald aus der Quarantäne kommt.»
Oli Jost (48), Murifeld «Es gibt drei Etappen. Wir wurden zum ersten Mal seit langer Zeit dank dem Wölfli-Wunder Meister. Das zweite Mal sassen wir auf dem Sofa. Beim dritten Mal dachten wir zuerst, wenn wir Meister werden, können wir nicht dabei sein, weil es ein Geisterspiel sein wird. Aber es ist alles anders geworden. Ich musste mir überlegen, dass es ein Leben neben dem Fussball gibt. Ich habe zwar nicht viel Neues gemacht, aber mich dabei mehr engagiert. Und ich musste mir neue Gesprächsthemen suchen. Nun bin ich in einer neuen Phase: Hat es überhaupt mal Fussball gegeben? Sind wir wirklich ins Stadion gepilgert? Jetzt merke ich langsam, dass es sekundär wird. Es ist eine schwierige, aber auch eine spannende Zeit. Unglaublich, dass so etwas Kleines so etwas Grosses wie unsere Welt lahmlegen kann. Fast so krass, wie ein Fussballspiel die ganze Welt bewegen kann.»
Jackie (49), Ostermundigen «All meine Pläne sind ins Wasser gefallen. Ich wollte an die Fasnacht und dann an den YB-Match. Auch mein Alternativprogramm wäre ganz schön gewesen: Mein Wunsch war schon immer mal, eine BVB-Heimpartie in Dortmund zu besuchen. Das wollte ich vor meinem 50. Geburtstag erleben, deshalb habe ich mir das selbst geschenkt. Begleitet hätte mich mein Bruder. Ausserdem hätte ich nicht mal neue Fanutensilien kaufen müssen, die Farben stimmen ja. Der Zeitpunkt wäre gut gewesen: Erling Haaland ist genial, den sollten wir nach Bern holen. Diese Reise mussten wir abblasen. Zum Glück zeigt YB auf dem Youtube-Kanal alte Partien, dann kann ich wenigstens ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Ohne Sport geht nichts in meinem Leben: Wenn ich schon nicht Fussball schauen kann, dann mache ich ihn halt selbst etwas. Derzeit verbringe ich viel Zeit mit Online-Fitness und Joggen.»
Leonie Thür (11), Ittigen «Ich bin enttäuscht, dass es derzeit keine YB-Spiele gibt. Denn genau auf diese Tage freue ich mich jeweils sehr. Oft denke ich an unsere Spieler, was sie denn jetzt gerade machen. Um mich abzulenken, spiele ich selbst Fussball in unserem Garten.»
Chrigu Zürcher (40), Berlin «Hier in Deutschland liefen die Spiele ja noch länger mit Publikum. Aber ich kann als Fan auch nicht von YB einfach so zu Union Berlin wechseln. Dort im Stadion haben nur 22’000 Personen Platz, drum sind die Tickets teuer und immer ausverkauft. Bis 200 Franken mag und kann ich nicht zahlen. Weil ich halt auch weniger Fussball im Fernseher gucke, trinke ich am Sonntag weniger Bier und verbringe mehr Zeit draussen und mit meiner Freundin. Gerade jetzt ist das gut, denn in zwei Monaten gibt es bei uns Nachwuchs. Und für welches Fussballteam das Herz unseres Sohns schlagen wird, ist ja wohl klar.»
Noel Thür (10), Ittigen «Anstatt Match schaue ich halt mehr in die YB-App. Dort schaue ich mir die Trikots an, die es im Shop zu kaufen gibt. Und ich verbringe viel Zeit mit meinem Hund, der gerade drei Jahre alt geworden ist. Und ich warte mit meiner Schwester darauf, dass wir beim FC Bolligen endlich wieder Fussball spielen können. Wir sind dort auf der Warteliste. Ich vermisse nicht nur YB, sondern das Spielen, den Ball, meine Nockenschuhe, einfach alles.»
I T R A M M I T N A F B Y PY DAY
P A H N I E S UND
Grosses Treffen im Wankdorf: Im Rahmen der TV-Sendung Happy Day von SRF1 hat die ganze YB-Mannschaft inklusive Trainerstab Tim Marti Momente für die Ewigkeit beschert. ALBERT STAUDENMANN
Für YB-Trainer Gerry Seoane war die Sache sofort klar, als er von der Anfrage Kenntnis erhielt: «Da machen wir sehr gern mit!» Das Training wurde kurzerhand auf der Allmend abgehalten, damit die Gäste im Stadion die Vorarbeiten für die einzigartigen Momente vorantreiben konnten, schliesslich ging es um einen grossen Auftritt für YB-Fan Tim Marti, der am Samstagabend, 22. Februar 2020, auf
SRF1 zu sehen war. Im Rahmen der Sendung werden Träume wahr. Tim Marti, ein bewundernswert positiver Mensch, wurde von seiner Mutter und seinem Bruder für die Sendung angemeldet und wusste nichts von seinem Glück. Der 20-jährige Rollstuhlfahrer erlebte einen Tag voller schöner Überraschungen – mit dem Höhepunkt, dass seine Teamkollegen des Powerchair-Hockey-Teams Rolling
Thunder Bern und sämtliche Spieler der ersten YB-Mannschaft mit der Trainercrew Tim Marti auf dem Rasen des Stade de Suisse Wankdorf einen Besuch abstatteten und ihm im Auftrag von SRF einen neuen Rollstuhl schenkten. Eine Überraschung, die Tims Augen leuchten liess. «Es war einfach überwältigend, einer meiner schönsten Tage», sagte Tim sichtlich gerührt. Alle klatschten ihm Beifall – die Spieler und seine Freunde im Wankdorf, die Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Fernseher.
Szenen aus der Happy-Day-Sendung
Tim Marti erlebte einen wunderbaren Tag.
Tim Marti mit seinen Teamkollegen von Rolling Thunder Bern und der ersten Mannschaft der Young Boys.
Philippe: Hallo Steve, wir kennen uns. Also, ich kenne Dich, aber Du mich wohl nicht mehr, obwohl wir ein gemeinsames Erlebnis hatten. Steve: Was war das?
St.-Gallen-Fan Philippe Amann und Steve von Bergen.
Steve von Bergen und die Erinnerung Am Rand der Dreharbeiten für die Sendung Happy Day kam es zu einer Begegnung der besonderen Art – in der Mixed Zone des Stadions. Philippe Amann, St.-Gallen-Fan und Mitglied des Powerchair-Hockey-Teams Rolling Thunder Bern, feierte ein Wiedersehen mit Steve von Bergen, der zufällig vorbeilief und sich wie immer Zeit nahm für die Fans.
Philippe: Das war vor langer Zeit auf dem Espenmoos beim Spiel St. Gallen – Xamax. Du spieltest für die Neuenburger, ich trug wie immer an den Spielen einen grünweissen Bauhelm. Du hast nach einem St. Galler Angriff unter Druck in extremis und aus der Drehung den Ball geklärt und in Corner geschossen. Das Dumme dabei: Du hast mich mit Deinem Befreiungsschlag aus kürzester Distanz mit voller Wucht am Kopf getroffen. Ich war sonst reaktionsschnell. Das mussten wir sein, schliesslich waren die Rollstuhlplätze direkt hinter der Werbebande am Spielfeldrand. Aber bei Dir war ich chancenlos. Steve: Was, das warst Du? Ich erinnere mich noch genau. Ich war 17-jährig und spielte noch nicht lange in der ersten Mannschaft von Xamax.
Ich machte mir Sorgen um Dich, musste aber weiterspielen. Zum Glück ist damals nichts Schlimmeres passiert. Philippe: Nein, alles ist gut. Es hat mich sehr beeindruckt, dass Du mich nach dem Spiel noch gesucht hast, um Dich bei mir zu entschuldigen. Steve: Das war doch Ehrensache. Ich war froh, dass Du bereits wieder gelacht hast. Philippe: Ich musste übrigens auch schmunzeln, als Du im allerletzten Spiel Deiner Karriere noch ein Tor erzielt hast. Wobei ich seit den Espenmoos-Zeiten ja wusste, dass Du treffsicher bist… Und ich habe mich schon vorher für Dich und YB gefreut, dass ihr nach dieser langen Wartezeit gleich zweimal den Meistertitel geholt habt. Steve: Schön, dass wir uns wieder getroffen haben. Das freut mich sehr. Ich wünsche Dir und deinen Freunden alles Gute! Philippe: Merci, Dir auch!
E I R E L A G S T F A H C S N M AN
0 2 9 1 1ME9IST1ER9VO/R 100 JAHREN CHARLES BEURET
Im Frühling 1920 – also exakt vor 100 Jahren – gewannen die Young Boys ihren fünften Meistertitel. Das war aussergewöhnlich, denn der YB-Sportplatz, der Spitalacker, stand nicht zur Verfügung. Der Grund: Nach dem ersten Weltkrieg mussten auf Geheiss des Bundesrats auf dem Sportacker Kartoffeln angepflanzt werden – es war die Zeit des Hungers und der Anbauschlacht. Also trainierten und spielten die Berner auf dem Kasernenareal, wo die nötigen Einrichtungen an den Spieltagen im Teamwork hingezaubert wurden, so dass 2’000 und mehr Zuschauer die Partien verfolgen konnten. Im Rückblick auf die Saison 1919/20 ist in der YB-Festschrift von 1938 Folgendes nachzulesen: «Dass diese fünfte schweizerische Meisterschaft ausgerechnet unter derart schwierigen Verhältnissen zustande kommen konnte, zeugt sicherlich von einem guten Geiste in unserem Club. Ohne eigenen Fussballplatz, ohne Tribüne, ohne Trainer, ohne jeglichen Komfort bezüglich sanitari-
sche Einrichtungen, Trainingsgelegenheiten usw., nur auf dem Rasen «hinter der Kaserne» mit dem Sacktuch längs der Papiermühlestrasse und auf den guten Willen aller Kameraden der ersten Mannschaft angewiesen, haben wir es dennoch geschafft. In dieser Saison ging kein einziges Wettspiel verloren. In 16 Meisterschaftsspielen wurden 13 gewonnen, drei endigten unentschieden, das Torverhältnis lautete 45:13. Die Finalspiele brachten nach dem 4:0 gegen Servette und dem 0:0 gegen La Chaux-de-Fonds den fünften Meistertitel.» Die Mannschaft vor 100 Jahren war auch deshalb eine besondere, weil dem Club mehrere Brüder angehörten und die Spieler deshalb nummeriert werden mussten. Es gab bei YB mehrere Funk, Bessmer, Wüthrich, Dasen, Berger, Zumstein und Marchand. Ferner spielte ein gewisser Osterwalder mit: Er war der Vater des späteren Bandleaders «Hazy» Osterwald.
Das Bild zeigt die YB-Mannschaft der «Durchnummerierten» nach dem Titelgewinn 1920. Von links: Wüthrich I (in Zivil), Beyeler, Dasen II, Funk II, Wüthrich II, Bessmer II, Lienhard, Robert Stucki, Funk I, Wüthrich II, Bessmer I, Ruedi Ramseyer, Berger II, Hirt (Präsident), Flückiger. Nicht auf dem Bild sind u.a. Wüthrich III, Fässler, Marchand II, Liniger, Adamina, Dasen I und Kientsch.