YBMAG AUSGABE 1 SAISON 2020/21
CÉDRIC ZESIGER
MIT YB UND DEM SCHWEIZER U 21 - N AT I O N A LT E A M G R O S S E Z I E L E V O R A U G E N
Interview
«Es gibt nichts Schöneres, als für YB zu spielen» Cédric Zesiger gewann in seiner ersten Saison in Bern das Double mit den Young Boys. Der 22-jährige Verteidiger schwärmt von optimalen Bedingungen - und hat auch als Schweizer U21-Nationalspieler einiges vor. Cédric, woran wirst Du Dich in 20 Jahren vor allem erinnern, wenn Du an das Jahr 2020 zurückdenkst? Er ist der Stolz des FC Müntschemier: Cédric Zesiger, aufgewachsen in der Seeländer Gemeinde Treiten und ehemaliger Junior von Müntschemier, hat den Aufstieg zum Profi geschafft. In der Buvette des Vereins dokumentieren Trikots und Bilder seinen Weg. Bei Xamax debütierte er in der Challenge League, mit GC bestritt er seine erste Partie in der Super League und wechselte 2019 zu YB. Auf dem Sportplatz Muttli von Müntschemier ist er immer wieder anzutreffen. Wenn der Viertligist spielt, schaut Zesiger zu, wenn es seine Agenda zulässt. «Der Verein ist und bleibt für mich eine Herzensangelegenheit», sagt er.
An die sportlichen Erfolge mit YB: Der Gewinn des Doubles ragt für mich persönlich heraus. Und natürlich werde ich mich daran erinnern, dass wir die Titel unter speziellen Bedingungen holten, in Zeiten von Corona. Die Pandemie prägt dieses Jahr, sie beschäftigt uns Tag für Tag. Die Massnahmen des Bundes und des Kantons, die Vorschriften, die leeren Stadien, die Ungewissheiten - das alles wird nicht in Vergessenheit geraten.
Schmälert der Rahmen den Wert der Titel? Keineswegs! Natürlich wäre es uns allen lieber gewesen, wenn wir die intensiven Emotionen mit unseren Fans hätten teilen können, wenn wir mit Freunden und der Familie ausgiebiger hätten feiern dürfen. Die Situation hat es nicht erlaubt, aber der Erfolg bleibt derselbe. Wir haben zwei Pokale gewonnen, das steht über allem. Ich habe das zum ersten Mal erlebt, darum ist das für mich erst recht grossartig.
Interview
Cédric Zesiger hat die Lufthoheit.
Du hast in Deinem ersten Jahr bei YB so viel erreicht. Fühlt sich das für einen 22-Jährigen, der in seiner Kindheit YB-Fan war, wie die Erfüllung eines Traums an? Sicher. Wer Fussball spielt, tut das, um Titel zu gewinnen. Aber ich habe in meiner Karriere schon einige Niederlagen und Rückschläge wegstecken müssen. Darum ist es umso schöner, wenn es so gut läuft wie in der Saison 2019/20. Und das mit einem Klub, in dem eine tolle Atmosphäre herrscht und mit dem ich mich früher schon verbunden fühlte.
Obwohl Du bis 2019 nie für YB gespielt hast? Ja. Wenn ich mit einem auswärtigen Team auf YB traf, war für mich die Atmosphäre im Stadion Wankdorf immer speziell. Es war für mich fast wie ein Heimkommen, vielleicht auch deshalb, weil bei diesen Spielen oft meine Familie und viele Kollegen unter den Zuschauern waren. Jetzt habe ich meine erste Saison in Bern hinter mir und kann sagen: Es gibt im Moment für mich nichts Schöneres, als für YB zu spielen.
Cédric Zesiger
Du hast die gute Atmosphäre bei YB angesprochen. Was müssen wir darunter verstehen? Wir sind eine Einheit, eine verschworene Gruppe. Das Miteinander steht über allem, jedem ist bewusst, dass er ohne alle andern nichts ausrichten kann. Das ist für mich die Grundvoraussetzung, um Erfolg zu haben.
Der kleine Cédric an der Seite von Marco Wölfli also? Leider nein. Ich stand auf der anderen Seite - neben FCZGoalie Johnny Leoni. Aber das war auch gut. Die Bilder dieses Ausflugs sind abrufbar: Die Fahrt von Müntschemier nach Bern, die Vorbereitung im Stadion auf den Einmarsch mit den Teams, die Nervosität – das war ein grossartiges Highlight!
Aber es existiert auch ein harter Konkurrenzkampf. Natürlich, und das ist gut so. Jeder muss sich seinen Platz verdienen. Das spornt jeden an, an sich zu arbeiten und sich aufzudrängen. Gäbe es keinen Konkurrenzkampf, könnte das zu einer gewissen Bequemlichkeit führen. Dann wüsste man: Ich spiele ja sowieso, ich muss gar nicht so viel dafür tun.
Kann man in diesem Umfeld Freundschaften pflegen? Auf jeden Fall. Wir sehen uns nicht nur in den Trainings, wir verbringen nicht nur an den Spieltagen Zeit zusammen, sondern auch sonst, falls es die Corona-Krise zulässt. Dann reden wir nicht immer nur über Fussball. Man kann schon von Freundschaften reden.
Mit wem bist Du häufig zusammen? Ich komme mit allen sehr gut aus. Es gibt Spieler, mit denen ich mich etwas häufiger austausche, mit Christian Fassnacht, Gianluca Gaudino, David von Ballmoos, Michel Aebischer, Sandro Lauper, Marvin Spielmann - viele Kollegen halt, die mich perfekt aufnahmen, als ich zu YB kam. Sie halfen wesentlich mit, dass ich überhaupt keine Anpassungsprobleme hatte. Generell wurde ich mit offenen Armen empfangen, es kam mir rasch vor, als wäre ich schon ganz lange hier. Das Kollegiale, das Bodenständige leben auch die Leute in der Führung vor. Das ist für mich keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht im Profi-Geschäft und nach diesen Erfolgen.
Wer war für Dich zu Juniorenzeiten ein Vorbild? Mir haben einige Spieler Eindruck gemacht, zum Beispiel Raphaël Nuzzolo. Einer von ihnen war ausserdem Marco Wölfli, zu ihm schaute ich hoch. Einmal durfte ich mit meinen Kollegen vom FC Müntschemier die YB-Spieler vor einem Match gegen den FC Zürich auf den Platz begleiten, als Wölfli im Tor stand.
Du bist von Müntschemier via Xamax und GC nach Bern gekommen. Wieso hat es in Deiner Jugend nicht mit einem Wechsel in den YB-Nachwuchs geklappt? Das ergab sich einfach nicht. Jemand aus Neuenburg kannte meinen Vater, die beiden hatten bei Müntschemier zusammengespielt. Er meinte, ich solle es doch bei Xamax versuchen. Also absolvierte ich ein Probetraining und machte meine Sache so gut, dass ich einen Platz bekam und insgesamt sieben Jahre blieb.
Hast Du die Leidenschaft für den Fussball von Deinem Vater Adrian geerbt? Ja, die habe ich von ihm. Er spielte zwar immer «nur» bei Müntschemier in der 3. Liga, aber er war fussballverrückt und ist es immer noch. Wenn es darum geht, im Verein anzupacken und zum Beispiel bei einem Fest zu helfen, steht er ganz vorne. Mein Vater war mein erster Trainer, er begleitete mich danach regelmässig, als ich bei Xamax war, und er ist auch heute noch praktisch an jedem Match dabei. Grosse Unterstützung bekomme ich aber von der ganzen Familie. Gerade einem jungen Spieler tut es sehr gut, wenn er weiss: Deine Leute stehen jederzeit hinter dir.
Bei Deinem Wechsel von Xamax zu GC warst Du 18. Wie fühlte sich das damals für Dich an? Vieles war neu. Ich lebte zum ersten Mal allein und war relativ weit weg von meiner Familie. Das war nicht ganz einfach für jemanden wie mich mit starker familiärer Bindung. Aber der Transfer hatte seine guten Seiten. Ich musste lernen, selbstständig zu werden, man kann sagen: Ich wurde erwachsen. Mich brachte die Zeit in Zürich zweifellos weiter. Obwohl es sportlich nicht immer einfach war und wir mit GC 2019 leider in die Challenge League abstiegen.
Interview
Aber Du konntest Dich für YB empfehlen.
Wohin soll Dein Weg führen?
Ich hatte bei GC einige schwierige Momente, wenn ich beispielsweise nur auf der Bank sass. Aber ich liess mich nicht von meinem Weg abbringen und sagte mir, dass ich aus solchen Situationen lernen kann. Diese positive Einstellung verhinderte, dass ich in ein Loch fiel. Ich drängte mich im Training wieder für Einsätze auf, und der Lohn für die Leistungen war schliesslich der Wechsel nach Bern. Die drei Jahre bei GC brachten mich nicht zuletzt im mentalen Bereich enorm weiter, sie liessen mich reifen. Dafür bin ich heute dankbar. Denn je höher man spielt, desto grösser wird auch die mentale Herausforderung.
Sehr weit, hoffentlich. Irgendwann möchte ich den Sprung ins Ausland wagen. Aber diese Pläne sind im Hinterkopf. Meine volle Konzentration gehört YB, hier will ich mich noch stärker durchsetzen und für den nächsten Schritt vorbereiten.
Jetzt kommst Du bei YB regelmässig zum Zug.
Was bedeutet es Dir, Nationalspieler zu sein?
Ich investiere viel dafür, indem ich versuche, im Training stets an die Grenzen zu gehen und mich nie zufrieden zu geben. Ich weiss, dass es immer Dinge gibt, die sich verbessern lassen. Dieses Denken haben mir meine Eltern mitgegeben. Einsätze bekommt man nicht, wenn man nichts dafür tut.
Es macht mich enorm stolz, dieses Trikot tragen zu dürfen. Die Nationalmannschaft ist eine Motivation mehr, im Alltag beim Klub noch mehr Aufwand zu betreiben, um sich ein Aufgebot zu verdienen.
Bist Du derzeit so gut wie noch nie? Ich habe mich stetig entwickelt und fühle mich in einer guten Verfassung. Aber das Limit ist deswegen noch nicht erreicht. Bei YB habe ich optimale Bedingungen, um Fortschritte zu machen. Unsere Trainer legen sehr viel Wert darauf, nicht nur die Mannschaft, sondern jeden einzelnen Spieler weiterzubringen.
Und mit der U21-Nationalmannschaft dürftest Du auch hohe Ziele haben. Absolut! Wir haben uns für die EM-Endrunde 2021 qualifiziert und werden mit Ambitionen am Turnier teilnehmen.
Wer in der Schweizer U21 Stammspieler ist, wird sicher die Ambition haben, einmal in der A-Nationalmannschaft dabei zu sein. Das ist eines meiner Ziele, aber das verhält sich ähnlich wie mit dem Ausland: Ich denke nicht ständig daran. Ich weiss, dass ich nur Einfluss nehmen kann mit konstant guten Leistungen bei YB. Der Rest ergibt sich.
Und vermutlich ist die Lust gross, mit YB weitere Titel zu gewinnen.
Welche Grössen des Weltfussballs inspirieren Dich? Verteidiger wie Sergio Ramos von Real Madrid oder Virgil van Dijk von Liverpool. Ihre Präsenz, ihre Ruhe, ihr Einfluss auf das Team - das ist sehr beeindruckend.
Mit welchem gegnerischen Stürmer lieferst Du Dir die verbissensten Duelle? Vor allem mit physisch starken Stürmern wie Cabral vom FC Basel oder Grejohn Kyei von Servette. Da muss ein Verteidiger dagegenhalten können. Mir gefallen Zweikämpfe, in denen ich gefordert werde und der Gegner nicht sofort zu Boden geht.
Davon kann ich nicht genug bekommen. Das Double macht Appetit auf mehr. Und was auf der To-Do-Liste auch dick angestrichen ist: einmal in der Champions League spielen. Natürlich am liebsten mit YB.
Silvan Hefti
15 STICHWORTE FÜR
SILVAN HEFTI STAMMKLUB
Beim FC Rohrschach-Goldach, dem Klub aus meinem Dorf, machte ich die ersten Schritte als Fussballer. Viele meiner Schulkollegen und mein Bruder spielten bereits dort. Heute ist der Verein in der 2. Liga regional.
FC ST. GALLEN
Mit zwölf Jahren wechselte ich in die U13-Mannschaft des FCSG. Elf Jahre spielte ich für den grössten Verein der Ostschweiz, durchlief sämtliche Juniorenstufen bis zur 1. Mannschaft. Ich verbrachte eine unvergessliche Zeit in St. Gallen, die letzte Saison bildete den Höhepunkt.
YB
Es hat mich beeindruckt, wie YB in den letzten Jahren den Aufstieg zu einem Top-Klub gemeistert hat. Trotz des Erfolgs war bei den Verantwortlichen nie etwas von Überheblichkeit auszumachen. Für meine Entwicklung ist der Wechsel zu den Young Boys der richtige Schritt. Ich bin hervorragend aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl.
NATIONALTEAM
Für die U15 bestritt ich meine ersten Länderspiele, danach war ich auch bei allen anderen Stufen bis in die U21 mit dabei. Dort verlief die letzte Kampagne zwar etwas unglücklich, aber ich konnte viel von den Partien profitieren. Natürlich ist die A-Nationalmannschaft ein Traum, aber bis dahin liegt noch viel Arbeit vor mir.
MEIN ERSTES SPIEL
Im September 2015 stand ich beim FC St. Gallen in der Startformation von Daniel Tarone für das Spiel beim FC Basel. Der Einsatz hatte sich abgezeichnet, da ich die Vorbereitung mit der 1. Mannschaft absolvieren durfte. Deshalb war ich nicht sonderlich nervös.
MEIN ERSTES TOR
Dieser Treffer liess lange auf sich warten: Erst in meinem vierten Jahr gelang es mir, im Qualifikationshinspiel der Europa League gegen den norwegischen Verein Sarpsborg. Wir gewannen zwar, schieden aber später auswärts aus.
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15 Stichworte
LIEBLINGSVEREIN
Ich verfolge eher das Gesamte, als mich auf einen Verein zu versteifen. Aber der FC Barcelona hat es mir mit seinem Tiki-Taki-Fussball schon angetan. Ich war schon einmal an einem Spiel im Camp Nou und bekam grosses Spektakel geboten.
FAMILIE
Es ergab sich fast von selbst, dass in meiner Familie bis auf meine Mutter alle Fussball spielen. Schon mein Vater war früher Amateur-Fussballer, nun hat auch meine Schwester den Sprung in die 1. Mannschaft von St. Gallen-Staad geschafft. Trotzdem ist Fussball bei uns nicht ständig das Thema.
STADIEN
Leider habe ich noch nicht viele internationale Spiele bestritten und habe deshalb noch nicht so viele Stadien gesehen. In der Schweiz schwingen aber YB, St. Gallen und Basel punkto Atmosphäre oben aus.
GEGENSPIELER
Vor ein paar Jahren spielten wir einmal mit St. Gallen ein Vorbereitungsspiel gegen RB Leipzig. Die Deutschen spielten zwar noch in der 2. Bundesliga, Emil Forsberg war da aber schon dabei. Er ist blitzschnell und hat eine tolle Ballbehandlung – ich musste noch nie so viel rennen wie in diesem Spiel.
BRUDER
Nias war ein ständiger Wegbegleiter in meiner Karriere. Letztes Jahr wechselte er zum FC Thun, so werde ich ihn nun wieder etwas öfter sehen. In den letzten Jahren sind wir uns verschiedentlich als Gegenspieler auf dem Platz begegnet.
OSTSCHWEIZ
Das Wetter ist im Osten zuweilen etwas wilder als in Bern. In St. Gallen hat es oft Schnee. Es gibt viele schöne Orte in der Ostschweiz, im Sommer verbringe ich beispielsweise viel Zeit am Bodensee.
BERN
Bis zum Sommer kam ich eigentlich nur zum Verlieren nach Bern (lacht). Ich habe mich schon sehr gut in der Hauptstadt eingelebt und bin immer noch daran, unbekannte Plätze zu entdecken – das ist spannend. Die Berner schätze ich als sehr besonnenes und gemütliches Volk ein.
TV
Ich bin eher der Film-Typ als der Serien-Junkie. Ansonsten schaue ich im TV auch viel Fussball, vor allem die grossen europäischen Ligen oder die internationalen Wettbewerbe.
SOCIAL MEDIA
Ich habe einen Instagram-Account, benutze ihn aber nicht allzu oft. Manchmal ist es schwierig abzuwägen, welche Inhalte für die Fans interessant sein könnten. Für persönliche Statements, wie zum Beispiel bei meinem Wechsel zu YB, finde ich es aber praktisch.
Etienne Güngerich
Corona-Situation
«Wir finden immer einen gemeinsamen Nenner» Jan Montagne ist einer von vier Teamärzten bei YB. Er spricht über seinen Alltag in Zeiten von Corona - und was ihn an der Zusammenarbeit im Verein beeindruckt.
«Das Thema Corona ist allgegenwärtig, natürlich beschäftigt es auch mich als Arzt sehr intensiv. Seit Beginn der zweiten Welle, die uns mit einer enormen Heftigkeit getroffen hat, stehe ich oft mit einem mulmigen Gefühl auf. Gibt es die nächsten positiven Testergebnisse? Hat es jemand aus dem Umfeld getroffen? Oder auch: Welche Spiele finden statt, welche müssen verschoben werden?
leben müssen. Dass also plötzlich ein Coronafall gemeldet wird und wir uns gezwungen sehen, sofort alles Notwendige in die Bahnen zu lenken. Aber mittlerweile ist es nicht mehr so, dass uns eine solche Nachricht auf dem falschen Fuss erwischen kann. Wir wissen genau, wie der Prozess läuft und welches Schema wir anwenden müssen. Es hat sich eine gewisse Routine entwickelt.
Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, auch in dieser Krise, die an niemandem spurlos vorbeigeht. Aber Respekt ist sehr wohl angebracht. Ich habe regelmässig Kontakt mit Kollegen, die in Spitälern und im Rettungsdienst arbeiten. Sie senden alarmierende Signale aus, weil das Gesundheitssystem stark überlastet werden kann, wenn die Ausbreitung des Virus nicht bald eingedämmt wird. Ich versuche, Ruhe zu bewahren, souverän zu sein im Gespräch mit Patienten und ihnen aufzuzeigen, wie wichtig es ist, sich an die gängigen Vorschriften zu halten.
Bei YB stehen wir Ärzte in ständigem Kontakt mit den Verantwortlichen, es war immer schon so, dass wir für medizinische Fragen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Der Austausch ist jetzt wegen Corona noch eine Spur intensiver. Oft findet eine Telefonkonferenz statt, an der neben einem Vertreter des medizinischen Teams Sportchef Christoph Spycher, Trainer Gerry Seoane und Medienchef Albert Staudenmann teilnehmen. Wir diskutieren über die Aktualität, besprechen die Planung für die nächsten Tage aus medizinischer Sicht und über verschiedene Inputs.
Corona prägt leider auch den Betrieb im Fussball. Bei YB kümmern sich neben mir mit Thomas Ringgenberg, Jörg Dünkel und Roberto Llano drei weitere Mediziner um die Gesundheit der Spieler, immer in Absprache mit den Team-Physiotherapeuten, wobei einer davon auch der offizielle Covid-Beauftragte ist. In Corona-Angelegenheiten habe ich aus ärztlicher Sicht die Koordination übernommen, stehe in Kontakt mit den Behörden, die bei einem positiven Test über allfällige Isolations- und QuarantäneMassnahmen befinden.
Wir verfolgen alle dasselbe Ziel: Positive Tests vermeiden und den Schaden so gering wie nur möglich zu halten. Das Schutzkonzept muss mit aller Konsequenz umgesetzt und damit das Risiko minimiert werden, dass bei einem positiven Fall andere Spieler unter Quarantäne gestellt werden. Die Botschaft, die alle verstanden haben: Nur das kleinste Fehlverhalten, sei es auch oft unbewusst geschehen, kann von diesem Virus und bei den geltenden Regeln bestraft werden.
Wichtig ist vor allem eine Eigenschaft: Flexibilität. Wir sind uns alle bewusst, dass wir mit Unvorhersehbarem
So anstrengend und aufwändig die Arbeit ist, so schön ist trotzdem eines: zu sehen, wie stark das Gemeinschafts-
Jan Montagne
gefühl bei YB ist. Im Ärzte- und Physioteam basieren die Abläufe quasi auf blindem Verständnis, und mit der sportlichen Führung funktioniert das Zusammenspiel vorbildlich. Wir diskutieren gemeinsam, jeder legt seinen Standpunkt dar, aber am Ende finden wir stets einen gemeinsamen Nenner. Jeder ist sich bewusst: Er ist auf seinen Kollegen angewiesen. Schwierige Zeiten verstärken die Verbundenheit. Was ich schätze: Es werden nie auch nur im Ansatz Vorwürfe laut. Diskutiert wird immer auf eine konstruktive Art und Weise, die sportliche Leitung von YB um Sportchef Christoph Spycher lebt uns diese Philosophie vor. Der Umgang miteinander macht das Arbeiten für den Verein dadurch zu einer Freude. Es kommt sehr viel retour auf menschlicher Ebene. Ab und zu versuche ich, Distanz zu gewinnen, beim Joggen den Kopf zu lüften und für eine gewisse Zeit nicht erreichbar zu sein. Es gelingt mir derzeit nur bedingt, weil sich die Gedanken an Corona nicht einfach abschütteln lassen. Gleichzeitig bemühe ich mich darum, optimistisch zu bleiben und zu hoffen, dass die Pandemie so schnell wie möglich abklingt. Und eines geht mir immer wieder durch den Kopf: Dass wir als Ärzte privilegiert sind. Andere Menschen verlieren ihre Stelle oder sind in Kurzarbeit. Ich habe zwar viel zu tun, aber ich muss auf jeden Fall dankbar sein.»
Jan Montagne
Jan Montagne führt in Urtenen-Schönbühl mit zwei Kolleginnen eine Gemeinschaftspraxis für Allgemein- und Sportmedizin. Der 44-Jährige ist seit 2011 Teamarzt bei YB wie Thomas Ringgenberg, Jörg Dünkel und Roberto Llano.
YB-Fans
YB-Fan in Zeiten von Corona
Ein einziges Mal waren wir im Wankdorf, als zwei Kollegen in der Verlosung gewannen. Das war «huere geil», mal wieder im Stadion zu sein. Aber «gopfriedstutz» ist es mit 600 Fans nicht das Gleiche. Dann kam der erste Match seit Langem und wohl auch wieder der letzte Match für lange Zeit. Im Normalfall stehen wir im Rundlauf. Mit der Sitzpflicht konnten wir das nicht, und es war komisch, uns hinzusetzen. Über all der Freude, wieder im Wankdorf zu sein, schwebte Corona über uns. Auch ich war nicht so locker und fragte mich: Soll ich den Schluck Bier nehmen oder nicht? Deshalb habe ich zum Röhrli gegriffen. So wurde ich zum Liebling der Stewards, die diesen Gag lustig fanden. Aber zugegeben: Bier durchs Röhrli ist nicht gerad der Hit. Blicke ich in die Zukunft, so könnte es sportlich eine schwierige Saison werden. Der Gejagte zu sein, ist schwieriger als zu jagen. Wir werden das schaffen und freue mich schon jetzt, wenn wir wieder im Rundlauf stehen und so YB unterstützen können. Am allermeisten freue ich mich darauf, einander in die Arme zu fallen, wenn YB trifft. Das wird gut tun.»
Prisca Häberli (33), Deisswil Sektor C
Oli Kehrli (44), Bern Sektor D
«Das Positivste an dieser Zeit ist, dass man daheim im Pyjama einen YB-Match schauen kann. Das sind neue Gefühle. Aber das Ganze ist eigentlich nur frustrierend. Ich habe den Geister-Meistertitel daheim in Deisswil mit meinem Partner Pascal Greuter miterlebt. Zum Glück hatten wir im letzten Jahr schon Erfahrung gesammelt, wie es ist, auf dem Sofa Meister zu werden. Wir haben gejubelt, darauf angestossen und uns dann gefragt, was wir wohl zum Znacht kochen wollen. Es ist verrückt. Das historische Double freute uns auch extrem, aber den Hühnerhautmoment erlebt man nur im Wankdorf. Die Tränen sind dann doch fast gerollt, als sich Goaliegott Marco Wölfli und Meisterstürmer Guillaume Hoarau verabschiedeten.
«Ich meide zurzeit grundsätzlich Menschenmassen. Die einzige Ausnahme war der Besuch des YB-Matchs gegen Vaduz. Nach längerer Zeit wieder mal im Stadion gewesen zu sein, war schön, jedenfalls besser als daheim mit gefilterten Emotionen vor dem TV zu sitzen. Und trotzdem war der Besuch im Wankdorf für mich ein bisschen wie Bier ohne Alkohol oder Kaffee ohne Koffein. Es war für mich zudem befremdend, dass ich den ganzen Match über sitzen musste. Das Wankdorf lebt für mich auch durch die zwischenmenschlichen Kontakte. Man trifft dort Freunde, Kollegen und Leute, die man selten sieht. Das Gefühl im Vorfeld - ob Super League oder Europa League – geniesse ich sonst jeweils sehr. Sei dies, sich mit Leuten auszutauschen oder schlicht die Vorfreude gemeinsam zu zelebrieren. Dieser soziale
in Corona-Zeiten
Begegnungsaspekt fällt natürlich zurzeit vollkommen weg. Wir haben aber dennoch unser Ritual vollzogen und uns auf unseren «Pilgerweg» ins Wankdorf aufgemacht. Als Chansonnier singe ich ja bereits viel, daher bin ich im Wankdorf eher der stille Beobachter. Das hat derzeit den Vorteil, dass ich auch mit Maske genug Luft habe. Das einzige Problem dabei ist nur mein zu grosser «Grind», weil die Standardmasken doch recht einschneidend auf meine Ohren wirken. Beim Geister-Meistertitel wäre ich wohl im Tourbillon vor Ort gewesen. Stattdessen guckte ich den Match auf einer Dachterrasse im Holligenquartier auf Grossleinwand im engen Freundeskreis. Natürlich haben wir den dritten Meistertitel in Folge miteinander gefeiert. Glücklichsein kann man auch im Stillen, aber die Freude, die man rausschreit, bei der man Leute umarmt, kann durch die Distanz nur gefiltert erlebt und gelebt werden.
Einige meiner Freunde gingen nach Mitternacht noch vor das Wankdorf-Stadion und warteten auf die Rückkehr des Meisterteams. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich zur Risikogruppe gehöre. Nebst dem Geister-Meistertitel und dem Double hatten wir ja sonst noch weitere «Meilensteine», u.a. die Umtaufung von «Stade de Suisse» in «Wankdorf», wobei mich dies persönlich nicht allzu sehr berührt hat, da es für mich so oder so immer das Wankdorfstadion war. Zudem hätten auch Marco Wölfli und Guillaume Hoarau meines Erachtens eine würdige Verabschiedung vor vollen Rängen definitiv mehr als verdient gehabt. Aber das kann ja noch kommen.»
Luc Fragata (11), Bern Sektor A «Als YB wieder Meister geworden ist, war ich mit meiner Mama bei Freunden, die haben einen Pool, und wir sind alle reingesprungen. Erst um 2 Uhr morgens musste ich ins Bett. Den Cupsieg habe ich bei meiner Halbschwester Nubia geschaut, sie ist gerade umgezogen, und wir haben uns nach dem Arbeiten alle vor den Fernseher gesetzt. Sie ist nicht mal Fussballfan, aber weil wir anderen - auch ihr Freund - YB-Fan sind, hatte sie gar keine Wahl. Ich selber bin Verteidiger beim FC Wabern und spiele fast die gleiche Position wie Ulisses Garcia oder Mohamed Ali Camara. Leider sind nun unsere Trainings abgesagt, aber wir treffen uns in einer Gruppe und gehen auf einem Rasen spielen. Meine Mama und ich haben seit drei Saisons im Sektor A West ein Abo. Es war so schade, dass es im Frühling so eine lange Pause gegeben hat. Ich finde, dass wir mit Maske doch früher ins Stadion hätten gehen können. Am Match hat es ja keine Ansteckungen gegeben. Wenn ich nicht ins Stadion darf, dann träume ich halt manchmal von den Young Boys. Dabei gewinnt nicht immer YB. Es ist halt fast wie im richtigen Leben.»
Claudia Salzmann
Das Muesum erzählt
Das erste EuropacupHeimspiel von YB fand auswärts statt Champions League, Europa League, früher Europacup der Meisterclub, Europacup der Cupsieger oder der UEFA-Cup: In den letzten 65 Jahren hat sich der BSC Young Boys erfreulicherweise immer wieder qualifiziert, um an internationalen Wettbewerbsspielen teilzunehmen. Heimspiele wurden stets zu besonderen Höhepunkten in der Saison. Das war im Herbst 1957 allerdings nicht so: Das allererste Heimspiel musste YB …auswärts bestreiten. Und zwar aus politischen Gründen.
Für das politische Bern war das eine heikle Geschichte. Sowohl Stadt- als auch Kantonsregierung liessen YB wissen, dass man eine Austragung dieses Spiels in der Bundesstadt mit all ihren diplomatischen Niederlassungen nicht bewilligen würde. In der Tat: Es waren politisch begründete Protest- und Störaktionen der Studenten und Massen-Demonstrationen der Bevölkerung zu erwarten. Gegen die Kommunisten könne man in Bern nicht spielen.
Der Europacup-Wettbewerb für Meisterclubs wird seit der Saison 1955/56 ausgetragen. Als Champion der Schweiz nahm der BSC Young Boys 1957/58 erstmals daran teil – und man freute sich vor der Auslosung der Paarungen in Bern sehr auf die internationalen Spiele. Doch das Los bescherte YB eine herbe Enttäuschung: Der Gegner hiess Vasas Budapest, der von der Moskau-hörigen kommunistischen Regierung unterstützte ungarische Meister. In wacher Erinnerung war damals in der westlichen Welt der heldenhafte Aufstand des ungarischen Volks gegen die Sowjets im Jahr 1956, der blutig niedergeschlagen worden war. Massenweise flüchteten ungarische Familien ins Ausland – auch in die Schweiz. Und jetzt sollte YB ausgerechnet gegen dieses Vasas Budapest, das Team der Kommunisten (wie man damals sagte), antreten.
Ernst Wechselberger schoss 1957 das allererste Europacup-Tor für die Young Boys.
Europacup-Heimspiel
Genf bot YB Gastrecht
Eine erfolgreiche Story
Die Vereinsleitung der Young Boys zeigte Verständnis für die Politik, konnte die Sorgen und Ängste des Gemeinderats nachvollziehen. Also sah man sich nach einem Ersatzort für das Heimspiel aus – und wurde vorerst in …Stuttgart fündig. Doch in Deutschland wollte man den Ungarn keine Visa ausstellen, weshalb der Berner Präsident Steinegger schliesslich froh war, dass die Stadt Genf YB im Stade de Charmilles Gastrecht gewährte. Also begann die YB-Europacup-Geschichte mit einem Heimspiel auswärts…
Europacupsieger wurde damals Real Madrid – das ab 1956 fünf Titel in Serie gewann und danach von Benfica Lissabon als Titelhalter abgelöst wurde. Die Young Boys hingegen erlebten ein Jahr nach dem Vasas-Abenteuer das Highlight in ihrer Europacup-Geschichte mit der Halbfinal-Qualifikation gegen das grosse Stade de Reims.
An der Unterstützung des Publikums mangelte es den Gelb-Schwarzen in Genf keineswegs. Rund 20 000 strömten ins Stadion, viele davon waren ungarische Flüchtlinge, die YB lautstark unterstützten. Der Match endete mit einem 1:1, wobei die Berner doppeltes Pech hatten: Nach 76 Minuten verwies der italienische Schiedsrichter unseren Torschützen (7. Minute) Ernst Wechselberger des Feldes – und zwar unberechtigterweise, wie sich alle Zeitungskommentatoren einig waren -, und eine Minute vor Schluss glichen die Ungarn dank eines YB-Eigentors noch aus. Unglücklicher Schütze war Zahnd, der nach einem Fehler von Torhüter Eich vom Befreiungsschlag Schneiters angeschossen worden war.
Der Europacup der Meisterklubs heisst heutzutage Champions League. Und in diesem Wettbewerb sind die grossen YB-Spiele in der Gruppenphase von 2019 (Juventus, Valencia, Manchester United) in wacher Erinnerung.
Charles Beuret
In Budapest im Rückspiel schieden die Young Boys schliesslich aus dem Europacup aus. Die Chronisten berichteten damals ebenfalls von besonderen Umständen: Im Nep-Stadion sei das Spielfeld in der Nacht vor dem Match bei tiefen Minustemperaturen bewässert worden – YB sei beim Anpfiff dann von einer «Eisbahn» überrascht worden. Vor 25 000 Zuschauern führte Vasas bis kurz vor Schluss mit 2:0, worauf Schneiter (88. Minute) mit einem Prachtschuss noch das 2:1 realisierte. Zu mehr reichte die Zeit nicht mehr aus – die Ungarn zogen in die Viertelfinals ein.
Der erste Europacup-Erinnerungswimpel hängt im YB-Museum. Er erinnert an die Spiele gegen Vasas Budapest.
Youth Base
Die U21 von YB überzeugt In der 1. Liga Gruppe 1 startete die Mannschaft mit 8 Siegen in die Meisterschaft und führt die Tabelle nach neun Runden an. Das gefällt Trainer Alessandro Mangiarratti - aber noch mehr freut ihn die individuelle Entwicklung der Spieler, die seine Ideen sehr gut umsetzen.
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Erfolgreiche U21
Hinterste Reihe (von links nach rechts): Rik Snell (Physiotherapeut), Jonathan De Donno, Joël Bichsel, Sylvain Moser, Aurele Amenda, Gabriele De Donno, Sadin Crnovrsanin, Egzon Rexhai, Alessandro Mangiarratti (Cheftrainer). Dritte Reihe (von links nach rechts): Diederick Leutscher (Physiotherapeut), Tommaso Del Percio (Torhütertrainer), Gianluca Romano, Simon Geiger, Evan Rossier, Ryan Fosso, Rodrick Sumbula, Remo Burri (Torhütertrainer), Gérard Castella (Ausbildungschef T4). Zweite Reihe (von links nach rechts): Antonio Pagano (Assistenztrainer), Nicole Peterer (Mentaltrainerin), Théo Golliard, Mischa Eberhard, Altin Zymberi, Mattia Comisetti, Noah Délacombaz, Marco Isenschmid, Nadine Mayinger (Physiotherapeutin), Leo Nünlist (Physiotherapeut). Vorderste Reihe (von links nach rechts): Erich Hänzi (Talentmanager), Benjamin Kabeya, Fabian Rieder, Markus Wenger, Kilian Hari, Leandro Zbinden, Lars Eicher, Lewin Blum, Joël Ris, Shkelqim Vladi, Christian Franke (Technischer Leiter).
Mangiarrati, der Teamplayer Die Statistik ist eindrücklich und das Resultat starker Arbeit: 9 Spiele, 8 Siege, 38:13 Tore, Platz 1 - die U21 von YB überzeugt in der 1. Liga Gruppe 1. Die Mannschaft von Trainer Alessandro Mangiarratti gewann ihre ersten acht Spiele, da fällt das 2:6 bei Naters aus der Reihe. Aber auch die einzige Niederlage ändert nichts daran, dass die Berner als Leader in die wegen der CoronaPandemie vorzeitig angebrochene Winterpause gehen.
So funktioniert der 42-jährige Tessiner. Der frühere Profi hat hohe Ansprüche, nicht nur an seine Spieler, sondern auch an sich. «Er ist kein Trainer, der sich schnell zufrieden gibt», sagt Christian Franke, der Technische Leiter der Youth Base von YB, «Alessandro fordert und fördert die Talente mit Leidenschaft. Und er ist ein ausgeprägter Teamplayer. Wir sind froh, ihn bei uns zu haben.»
«Wir hatten uns im Sommer einen Plan zurechtgelegt», sagt Mangiarratti, «wir nahmen uns vor, aktiv und flexibel in möglichst jeder Phase einer Partie zu sein, wir wollten dominanten Fussball zeigen. Dieses Ziel haben wir weitgehend erreicht.» Um schnell anzufügen: «Es gibt immer Dinge, die sich verbessern lassen.»
Im Sommer 2019 übernahm der diplomierte Sportlehrer Mangiarratti das Amt von Joël Magnin, der die Offerte von Xamax aus der Super League annahm. Die erste Saison endete für den neuen Coach schon nach 14 Runden: Corona zwang den Verband dazu, die Meisterschaft abzubrechen - die U21 von YB belegte zu jenem Zeitpunkt den 6. Platz.
Youth Base
Fabian Rieder hat mit seinen Auftritten in der ersten Mannschaft für Aufsehen gesorgt.
In die Spielzeit 2020/21 startete Mangiarratti mit einer sehr jungen Mannschaft, in der mehrere Fussballer stehen, die Schweizer Meister mit der U16 (2018) und U18 (2019) geworden sind. Der Jahrgang 2002 prägt die U21 der Gegenwart, aber auch 17-Jährige gehören zum Kader. Die Frage ist: Ist dieses YB bereit, um die Herausforderung im Erwachsenenfussball zu meistern? Die Antwort: ja!
Youth Base Partner des YB HUUS
«GANZ VIELE MENSCHEN LEISTEN EINEN BEITRAG»
Erfolgreiche U21
Rieders doppeltes Debüt
Anforderungen sind hoch
«IN SOLCHEN MOMENTEN SIND WIR NATÜRLICH STOLZ»
«PRINZIPIEN, DENEN WIR NICHT UNTREU WERDEN»
Mangiarratti gefallen die Resultate, aber noch wichtiger ist für ihn zu sehen, wie sie zustande kommen. Und dass eines nie vernachlässigt wird: die individuelle Ausbildung. Priorität hat - auch auf dieser Stufe - die Entwicklung eines jeden Einzelnen. Es geht darum, die Spieler für einen allfälligen Sprung ins Kader der ersten Mannschaft vorzubereiten. Als jüngstes Beispiel für die starke Arbeit dient Fabian Rieder, der mit 18 Jahren am 17. Oktober sein Debüt in der Super League gab: Beim 0:0 in Genf gegen Servette wirkte er 87 Minuten mit und zeigte eine sehr gute Leistung. Seinen Einstand gab er zudem auf europäischer Ebene: Gerry Seoane gab dem Captain des U21-Teams, der bei YB im Büro seine Lehre absolviert, auch gegen die Roma einen Platz in der Startformation.
Wenn pro Jahr bis zu zwei aus der U21 der Sprung ins Profikader gelingt, ist das ein guter Wert. Mangiarratti traut es derzeit dem einen oder anderen zu, «einige bei uns verfügen über grosses Potenzial». Allerdings weiss er eines sehr wohl: Die Anforderungen steigen mit dem Erfolg. YB ist seit 2018 dreimal Meister geworden, hat in diesem Jahr das Double geholt und ist regelmässig in europäischen Wettbewerben dabei. Das bedeutet: Die Plätze im Team von Gerry Seoane sind äusserst begehrt, der Konkurrenzkampf ist gross. Ein Junger, der aus der Youth Base stammt, braucht einiges an Qualität und Durchsetzungsvermögen.
«In solchen Momenten sind wir natürlich stolz», sagt Mangiarratti, und wenn er von «wir» redet, meint er alle Mitarbeitende der Youth Base: «Ganz viele Menschen leisten einen Beitrag zu einer solchen Geschichte wie in diesem Fall. Und natürlich hängt am Ende immer am meisten vom Spieler selbst ab. Fabian Rieder hat mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht.» Für den Coach hat er das Potenzial, um einen Weg zu gehen wie vor ihm ein Michel Aebischer, Sandro Lauper oder Felix Mambimbi, die alle im Nachwuchs von YB gereift sind.
Für Mangiarratti ist die Umsetzung der Spielidee die Basis seines Schaffens, er spricht von einem «laufenden Prozess» und «Prinzipien, denen wir nicht untreu werden». Aber er hält auch situatives Handeln für wichtig. Wenn es auf einem schwer bespielbaren Terrain darum geht, einen Vorsprung über die Distanz zu retten, darf sein Team durchaus auch einmal so agieren, dass unter dem Strich das herausschaut, was er «Arbeitssieg» nennt. «Die Spieler müssen nicht nur lernen, gegen physisch robuste Gegner zu bestehen, sondern sich auch eine gewisse Cleverness anzueignen», sagt Mangiarratti.
Youth Base
Kreativ und positiv bleiben
«FÜR MICH IST FUSSBALL WIE EIN SCHULFACH, AN DEM SICH ALLE BETEILIGEN SOLLTEN» Nun erlebt er nach dem Abbruch der Meisterschaft 2019/20 einen Unterbruch der aktuellen Saison. Aber Hadern bringt nichts, weil er nur unnötig Energie verschwenden würde. Vielmehr überlegt er sich, wie er in den spielfreien Monaten trotz allem Einfluss auf die Form und die Weiterbildung seiner Spieler nehmen kann. Er analysiert U21-Partien, stellt Szenen daraus in einen Chat und regt mit Fragen zu einer interaktiven Diskussion an. Zum Beispiel: «Was meint ihr zur defensiven Strategie von Team X?» Die Kommunikation ist für Mangiarratti kein Einwegverkehr: «Ich halte es für wichtig, dass sich die Spieler mit ihren Gedanken einbringen. Für mich ist Fussball wie ein Schulfach, an dem sich alle beteiligen sollten.»
«WIR SIND AN DER SPITZE UND HABEN LUST, DORT ZU BLEIBEN» Mangiarratti, der in Bern lebt und in seiner Heimatstadt Bellinzona seinen familiären Wohnsitz hat, saugt alles auf, was er an Informationen erhalten kann. Seine Neugier kennt keine Grenzen. Er schaut oft in andere Ligen, natürlich verfolgt er unzählige Spiele aus verschiedenen Wettbewerben im Fernsehen, und er beobachtet bei YB auch Auftritte anderer Mannschaften. Ausserdem liest er viel, was für ihn auch Teil der ständigen Weiterbildung ist. Er möchte auf dem Laufenden sein und kreativ bleiben, gerade in Zeiten, in denen wegen Corona der Betrieb in der 1. Liga stillgelegt ist. Er hält Kontakt zur Mannschaft via Handy und mit Zoom-Sitzungen, er sagt: «Flexibilität hilft. Und positives Denken.» Natürlich hat er die Hoffnung, dass 2021 die Saison fortgesetzt werden kann. Und wohin soll die Reise führen? In die Promotion League? «Wir sind an der Spitze und haben Lust, dort zu bleiben», sagt er. Daran hätte nicht zuletzt auch Christian Franke Freude: «Das bislang Erreichte ist das Resultat sehr guter Arbeit. Sollten wir mit der U21 an die Tür zur Promotion League klopfen, wäre das eine schöne Bestätigung. Wenn daneben der wichtigste Auftrag, das Heranführen der Talente an die erste Mannschaft, erfüllt wird, ist das perfekt.»
Mannschaftsgalerie 1949/50
YB kurz nach dem Wiederaufstieg beim Match gegen den FC Grenchen (2;1, 1950). Von links: Achille Siegrist (Präsident der Spielkommission), Goalie Walter Eich, Otto Häuptli, Albert Stoll, Heinz Bigler, Hans Grütter und Hans Flühmann. Knieend von links nach rechts: Werner «Tüte» Zehnder, Charles Casali, Hans Thommen, Walter Beerli und Spielertrainer Eric Norman Jones.
Wiederaufstieg im dritten Anlauf Am 28. Mai 1950 stand es fest: Der BSC Young Boys feiert mit Spielertrainer Jones im dritten Anlauf wieder den Aufstieg in die Nationalliga A. Im Cluborgan findet sich zu diesem Ereignis ein Gedicht:
Ja-ja, der Jones u syni Manne Sy chäch u starch wie Wättertanne U hei Talänt derzue u Gleich: Der Zehnder, Aeberhard u Eich Hochstrasser, Tschan, der Monty, Grütter Di cha me bruche, das si Stritter! Casali, Stoll, Peney u Flüehme, Jetzt darf me se gwüss einisch rüehme.
Im Frühjahr 1947 war YB zusammen mit Urania Genf abgestiegen. Im «Unterhaus» resultierte im ersten Jahr nur Rang 4 hinter Urania, Chiasso und dem FC Fribourg, ein Jahr später verpasste man den Wiederaufstieg nur um einen Punkt hinter dem …FC Bern. Dann war es soweit: Der englische Spielertrainer Eric Norman Jones führte YB 1950 wieder in die Nationalliga A, von wo sich der FC Bern nach nur einem Jahr verabschieden musste. Es war nach 50 Jahren sozusagen die endgültige Entscheidung im damals recht erbitterten Kampf der Stadtrivalen. Ein Spiel der Aufstiegsmannschaft sei besonders erwähnt: YB schlug Cantonal (das ebenfalls aufstieg) am 21. Mai 1950 im Wankdorf gleich mit 11:4. Walter «Bega» Beerli schoss nicht weniger als sieben (!) Tore.
Charles Beuret
Unvergessene Spieler
Felix Ansermet Wenn YB vor Publikum spielen darf, ist er selbstverständlich dabei. Mehr noch: Felix Ansermet fiebert mit Gelb-Schwarz mit, freut sich über Siege und gute Aktionen, vor allem auch über die guten Leistungen jener jungen Spieler, die – wie einst er – aus dem Raum Freiburg stammen. Damals, 1960, als junger YB-Torhüter...
Damals kam Felix Ansermet als 23-Jähriger vom FC Fribourg zu YB. Das war im Sommer 1959. YB war mit Trainer Albert Sing eben zum dritten Mal in Serie Meister geworden und es galt, für die Goalie-Legende Walter Eich einen würdigen Nachfolger zu installieren. Sing war von Ansermet überzeugt und er behielt recht. Zwar hatte der junge Akademiker aus der Romandie auch Ambitionen ausserhalb des Fussballs, Ambitionen beruflicher Natur notabene, aber das liess sich damals mit Spitzensport einigermassen vereinbaren: So hütete Felix Ansermet schliesslich als lic.rer.pol bis und mit Sommer 1968 das YB-Tor, er wurde mit den Bernern 1960 Meister und zweimal (trotz damals hochkarätiger Konkurrenz mit Elsener und Prosperi) ins Nationalteam berufen – und später rückte er bei der EAV (der eidgenössischen Alkoholverwaltung) bis zum Vizedirektor auf.
Es waren exakt 149 Spiele in der (14 Klubs umfassenden) Nationalliga A, die Ansermet für YB bestritt, dazu kamen zahlreiche Partien im Cup, in den Vorsaison-Wettbewerben (wie Alpencup) oder Ausland-Tourneen (wie etwa bei der legendären Fernost-Reise). Seine Goalie-Kollegen bei den Young Boys waren damals zu Beginn Walter Eich, schliesslich Rolf Fischer und als eigentlicher Nachfolger Walter Eichenberger. Die Namen zahlreicher ehemaliger Mitspieler sind wie er unvergessen: Geni Meier, Heinz Schneiter, Bert Theunissen, Paul Marti und viele andere – mit ihnen blieb Ansermet stets in Freundschaft verbunden.
Felix Ansermet
... und heute, als fachkundiger YB-Zuschauer.
Felix Ansermet fangsicher im Luftkampf.
Wenn er auf seine YB-Zeit zurückblickt, erwähnt er spontan zwei besondere Erlebnisse: "Unvergessen ist für mich der Europacup-Halbfinal YB – Stade Reims 1959, obschon ich noch nicht dabei war. Trainer Sing wollte mich nach Bern holen – und so lud er mich zum Spiel ein. Als ich auf der Tribüne sass und im Wankdorf die 63 000 Zuschauer sah, da empfand ich eine unglaubliche Freude und Stolz, dass man mich in diesem Stadion bei diesem grossen Club überhaupt wollte. Und dann durfte ich mit YB die dreiwöchige Fernost-Reise mitmachen – damals eine grossartige Expedition." (Die Reise – «Der Sonne entgegen» - wurde bekanntlich verfilmt und erlebte vor ein paar Jahren ein YB-Revival mit dem Experten-Duo Ansermet/Schneiter).
Felix Ansermet war ein verlässlicher und fangsicherer Torwart. Seine Handschuhe (aus Wolle), sein Pullover (von der Ski-Ausrüstung) und seine Mütze brachte er selber mit – das war damals noch üblich. Der Romand freute sich vor einem Jahr an der YB-GV sehr, als ihm mit einer humorvollen Geste für seine 1960-Ausrüstung zeitgerechten Ersatz von Marco Wölfli überreicht wurde. Ja, den Humor hat der ehemalige Goalie in all den Jahren nie verloren - so wenig wie den fachmännischen Blick auf den Fussball. Der ihm insbesondere in den letzten drei Jahren – was YB betrifft - grossen Spass macht!
Charles Beuret
YB-Frauen
Die Zeichen stehen auf Aufschwung Seit Jahren wissen die YB-Frauen im Nachwuchsbereich mit ihren Auftritten zu gefallen. Mit der U15, U17 und U19 sind drei Frauen-Nachwuchsteams beim BSC Young Boys integriert - mit der klaren Zielsetzung, möglichst viele Spielerinnen an das Niveau der AXA Women’s Super League heranzuführen. Diese Philosophie widerspiegelt sich auch im aktuellen Fanionteam, das mehrheitlich aus Eigengewächsen besteht. Nebst hoher Qualität ist auch die Breite der Nachwuchskader beeindruckend. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die YB-Frauen die meisten U-Nationalspielerinnen bei den Auswahlen des Schweizerischen Fussballverbands SFV stellen. Vom Schwung im Nachwuchsbereich profitiert die 1. Mannschaft. Das Team von Charles Grütter verfügt über sehr viel Potenzial, was sich auch an den sportlichen Resultaten ablesen lässt. So konnten zum Beispiel die beiden Direktbegegnungen gegen den langjährigen Klassenprimus FC Zürich Frauen (5:4, 6:3) für sich entschieden werden. Neben hungrigen, jungen Spielerinnen mit zukunftsträchtigen Aussichten erweisen sich auch die beiden erfahrenen Sommerzuzüge, Stefanie da Eira und Courtney Strode, als gewünschte Verstärkungen, welche die angestrebte Entwicklung der YB-Frauen zu einem Team mit Titelambitionen beschleunigt.
IM PORTRAIT:
LEANA ZAUGG
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Zu Hause im Wankdorf Am 10. Oktober bestritten die YB-Frauen ihr Heimspiel gegen den FC Luzern im Stadion Wankdorf. Die spannende Partie, welche live auf SRF 2 zu sehen war, wurde mit einem 4:2-Sieg gekrönt. Auch das Rahmenprogramm hatte es in sich: Die Supporter der YB-Frauen und die Mitglieder des LadYBusiness Club trafen sich vor dem Match zu einem Apéro. Weitere Infos über die Gönnergefässe der YB-Frauen finden sich über den untenstehenden QR-Code oder auf www.bscyb.ch/ybfrauen-sponsoring.
Andres Meier
Position: Innenverteidigerin Rückennummer: 15 Geboren am: 24.Oktober 2000 Bei YB seit: 2015
Leana Zaugg
Wie bist Du zum Fussball gekommen? Ich bin schon als kleines Kind mit Ballsportarten in Kontakt gekommen und war oft am Fussball spielen. Ich hatte immer ein grosses Interesse an Ballsportarten. So bin ich zuerst mit sieben Jahren zum Unihockey gekommen. Am meisten Spass hat mir aber der Fussball gemacht. So kam es, dass ich beim FC Münsingen gelandet bin.
Wie sieht bei Dir ein normaler Wochentag aus? Im Moment sehen die Wochentage wegen Corona ein wenig anders aus als gewohnt. Ich studiere an der Uni Bern, wir arbeiten derzeit im Homeoffice. So kann ich die Tage ein wenig selbst planen. Ich stehe in der Regel so auf, dass ich um 8:15 Uhr mit den Vorlesungen starten kann. Um 17:00 Uhr geht es für mich dann ab ins Training.
Was sind deine sportlichen Ziele? Ich hoffe, mich in dieser Saison bei YB noch mehr festigen zu können, so dass ich immer eine wichtigere Rolle im Team übernehmen kann. Wir haben diese Saison einen guten Start hingelegt. Da will ich natürlich meinen Teil beitragen und in jedem Training und jedem Match das Beste aus mir herausholen.
Was sind deine Stärken und Schwächen? Ich habe eine gute Schnelligkeit, was auf meiner Position als Innenverteidigerin Vorteile bringt, um gegen schnelle Stürmerinnen dagegenhalten zu können. Das Kopfballspiel ist eine Stärke von mir, da muss ich allerdings noch besser werden, damit ich mich mit Kopfbällen auch offensiv in Szene setzen kann. In der Kommunikation kann ich mich sicher verbessern, ab und zu fehlt mir die notwendige Aggressivität in den Duellen.
Wyler oder Wankdorf? Im Wyler habe ich schon viele Spiele mit der U17 und der U19 absolviert, ich fühle mich dort wohl. Im Wankdorf zu spielen ist natürlich ein tolles Erlebnis. Die Grösse ist imponierend. Ich möchte mich nicht festlegen.
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