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Forstwartausbildung in Zukunft

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Editorial

Editorial

Der Forstwart, welcher mit der Motorsäge im Wald steht, den brauchte es in der Vergangenheit, es braucht ihn heute und es wird ihn sicherlich auch in der Zukunft brauchen.

Flurin Guidon

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Die schnelle Veränderung der Waldarbeit

Wenn wir die Zeit der vergangenen 20 Jahre im Wald analysieren, stellen wir fest, welch enorme Entwicklung die Waldarbeit geprägt hat. Die Arbeit im einfachen wie auch im schwierigen Gelände wurde durch moderne Technik extrem erleichtert. Klar ist, dass der Mechanisierungsprozess im Wald viele Jahre gedauert hat. Einerseits sind 20 Jahre für unser Empfinden eine sehr lange Zeit. Vergleichen wir aber diese 20 Jahre mit dem Gebirgswald, so müssen wir feststellen, dass diese Jahre andererseits nur ein kleiner Teil einer gesamten Umtriebszeit darstellt. Die grossen Veränderungen in der Technik stellen die Grundausbildung immer wieder vor grosse Herausforderungen. Viele handwerkliche Arbeiten von früher werden heute durch Maschinen ausgeführt. Teilweise wird auch nicht mehr grossen Wert darauf gelegt, ob zum Beispiel ein Stamm sauber mit der Motorsäge geastet wird. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass es den einfachen Forstwart mit der Motorsäge auch in Zukunft brauchen wird. Unser Ziel in der Grundausbildung lautet einfach formuliert: «Der ausgelernte Forstwart soll mit dem Erlangen seines Diploms eine solide Grundausbildung genossen haben, auf der er auch in Zukunft aufbauen und sich spezialisieren kann.»

Besuchstag üK-A im November 2019 in Scuol.

(Bild: F. Guidon, AWN)

Wir sitzen alle im selben Boot

Die Verordnung über die berufliche Grundausbildung Forstwart EFZ, wurde in den letzten drei Jahren revidiert. Jeder Berufsverband, in dem auch Lehrmeister und Betriebsleiter Einsitz haben, hatte die Gelegenheit, inhaltlich am Aufbau der neuen Bildungsverordnung teilzunehmen. Die neue Bildungsverordnung trat am 1. Januar 2020 in Kraft und ist für die Lernenden mit Lehrbeginn 2020 relevant. Das Resultat dieser revidierten Verordnung ist ein ideales Instrument für die Gestaltung einer vielseitigen Grundausbildung.

Instruktion am Objekt im Baukurs 2019 in Valsot.

(Bild: F. Guidon, AWN)

Die Verschiedenheit der forstlichen Arbeiten in unserem Kanton sind enorm gross und mit kaum einem anderen Kanton der Schweiz zu vergleichen. So finden wir einerseits Orte im Churer Rheintal, an welchen die voll mechanisierte Holzernte perfekt umgesetzt werden kann, andererseits gibt es viele Orte in höheren Lagen, an denen nach wie vor die motormanuelle Holzernte das Bestverfahren darstellt. Ebenfalls pflegen wir subalpine Lärchenwälder im Gegensatz zu verschiedenen Laubmischwäldern in der collinen Stufe. All diesen unterschiedlichen Ansprüchen aus verschiedensten Regionen und Höhenlagen muss die Ausbildung in den überbetrieblichen Kursen, im Lehrbetrieb und in den Gewerbeschulen gerecht werden. Die Lehrbetriebe leisten enormen Aufwand, um den Lernenden möglichst viele Einblicke in die verschiedensten Arbeiten eines Forstwarts zu geben. Ist dies im eigenen Betrieb nicht möglich, wird häufig mit einem Nachbar- oder sogar Austauschbetrieb im Unterland zusammengearbeitet. Dazu kommt das theoretische Hintergrundwissen, welches an unseren Berufsschulen in Samedan oder Chur den Lernenden detailliert vermittelt wird. Für die allgemeine Basis der praktischen Arbeiten werden die Lernenden in den überbetrieblichen Kursen fachmännisch betreut und sicher in die jeweiligen Arbeiten eingeführt. Die Objekte, an denen man die Lernenden in die bestimmten Arbeiten einführt, können sehr unterschiedlich sein. Leider sind sie auch nicht immer optimal. Dies hängt davon ab, in welcher Region die Kurse durchgeführt werden. Die Zugänglichkeit zu optimalen Kursobjekten ist sehr schwierig, dies wird sich auch in Zukunft leider kaum ändern.

Digital in den forstlichen Alltag

Eine viel raschere Entwicklung als in der Mechanisierung in unseren Wäldern, erleben wir in der Digitalisierung in unserem alltäglichen Leben. So schrieb man vor zwei drei Jahren jeden Abend von Hand die ausgeführten Arbeiten mühsam auf den Stundenrapport. Heute kann der Rapport bereits auf der Fahrt zurück zum Werkhof auf dem eigenen Smartphone ausgefüllt werden. Um eine Seillinie im Wald abzustecken, benutzt der eine Förster immer noch den bereits schon fast nostalgischen Wyssenkompass, der digitale Förster steht mit seinem hochmodernen kompakten Vertexgerät im Wald, welches per GPS nebst der Seillinie ebenfalls die gewünschten Sattelbäume und Anker aufnimmt. In der Grundausbildung wird der Lernende vor allem in der Berufsschule mit der Digitalisierung konfrontiert. Die Meinungen über die verschiedenen digitalen Lernformen gehen stark auseinander. Fakt ist jedoch, dass der Umgang mit den digitalen Geräten, sei es in der Schule oder im privaten Leben, immer wichtiger wird, wenn man am Ball bleiben möchte. Gerade in aussergewöhnlichen Situationen, wie wir dies bei der Coronapandemie erlebt haben, ist der digitale Schulunterricht ein riesiger Vorteil für unsere Lernenden.

Heckenpflege im Ökologiekurs im November 2019

in Tamins. (Bild: F. Guidon, AWN)

Wenn alle ihre Hausaufgaben erfüllen

Über den enormen Aufwand, Lernende gut auszubilden, sind wir uns alle bewusst. So überwiegen vor allem die schönen Momente, wenn man gut ausgebildete Berufsleute aus der Lehrzeit in die Arbeitswelt entlassen darf. Man freut sich wieder, wenn man voller Elan einem interessierten Schulabgänger das besondere und vielseitige Handwerk eines Forstwarts lehren darf. Den stolzen Forstwart zu sehen, welcher soeben sein Diplom in die Hand überreicht bekommt, ist meist eine grosse Entschädigung für viele harte Ausbildungsstunden im Betrieb, in den überbetrieblichen Kursen und in der Berufsschule. Ich bin überzeugt, wenn wir alle weiterhin brav unsere Hausaufgaben erledigen und gegenüber neuen Techniken und Methoden offenbleiben, werden wir weiterhin unseren Lernenden eine interessante, gute und solide Grundausbildung anbieten können.

Flurin Guidon ist Ausbildungsbeauftragter im Kanton Graubünden (AWN)

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