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360° LÄRMSCHUTZ
Eisenbahnlärm
Gummi geben gegen den Schienenlärm Schienenbetreiber können aufatmen: Eine neuartige elastische Platte zwischen Schiene und Betonschwelle stellt die Lösung von zwei alten Problemen in Aussicht: Sie schont den Schotter und reduziert den Lärm. Dies senkt die Unterhaltskosten, verlängert die Wartungsintervalle und schont die Nerven der Anwohnenden. Text: Stefan Hartmann
Mit den guten alten Eisenbahnschwellen aus Eiche war scheinbar alles viel einfacher: Das Holz ist elastisch, weist gute Dämmeigenschaften auf und kann die von den Zügen verursachten Erschütterungen besser absorbieren. Zudem liessen sich die Stahlschienen direkt auf das Holz schrauben. Trotzdem mussten die Bahnbetreiber diese Schwellen vor rund 25 Jahren aus dem Verkehr ziehen, denn die Imprägnierung mit dem toxischen Teeröl war aus Umweltschutzgründen nicht mehr zu verantworten. Seither ersetzen sie deshalb die
Eichenschwellen bei Unterhaltsarbeiten durch solche aus Beton. Allerdings hat auch das Ersatzprodukt Nachteile. Zum einen sind die Betonschwellen unelastisch und werden – bedingt durch die einwirkenden Kräfte – mit der Zeit brüchig. Zum anderen geben sie die Vibrationen an das Schotterbett weiter, welches dadurch Schaden nimmt. Gesucht war also eine Zwischenlage, die das Gewicht der Züge besser abfedert und zudem den Lärm besser zu dämpfen vermag. Dank modernem Rollmaterial sind die
Innovationen bei der Bahn Für die Lärmsanierung der Schweizer Eisenbahnen stellt der Bund bis 2025 rund 1,5 Milliarden Franken zur Verfügung. Mit einem Verbot von lauten in- und ausländischen Güterwagen ab 2020, Massnahmen am Gleiskörper sowie Forschungsund Investitionsförderung soll die Bevölkerung bis 2025 noch effektiver vor Bahnlärm geschützt werden. Es ist das Ziel, 80 Prozent der betroffenen Anwohnenden vor schädlichem oder lästigem Eisenbahnlärm zu schützen. Mit den bisher ergriffenen Lärmbekämpfungsmassnahmen für Eisenbahnen ist die Schweiz Vorreiterin in Europa:
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Im Personenverkehr sind lärmarme Wagen mit Scheibenbremsen heute Standard. Bei den inländischen Güterwagen hat man die lauten Grauguss-Bremsklötze konsequent durch leisere Komposit Bremssohlen aus Kunststoff ersetzt. • Entlang belasteter Strecken wurden Lärmschutzwände aufgestellt und wo nötig Lärmschutzfenster in Gebäude eingebaut. • Das lärmdifferenzierte Trassenpreissystem schafft Anreize, indem Bahngesellschaften einen Bonus erhalten, wenn sie lärmarme Güterwagen einsetzen. Der Trassenpreis ist das Entgelt, welches die Bahngesellschaften für die Benützung der Schieneninfrastruktur in der Schweiz bezahlen müssen.
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