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FRAGWÜRDIGER KAHLSCHLAG
Unter Polizeischutz wurde im Oktober 2022 wertvoller Bannwald nahe der Lechstahlwerke gerodet. Als Begründung diente eine Ausnahmegenehmigung der Regierung von Schwaben.
Die Erweiterung des Stahlwerks in den geschützten Lohwald bei Meitingen im Landkreis Augsburg ist seit Jahren umstritten. Mit der Rodung hat das Unternehmen nun Fakten geschaffen – auf fragwürdige Weise.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte der BUND Naturschutz gegen den Bebauungsplan der Gemeinde Meitingen für die geplante Erweiterung geklagt (siehe N+U 4/2022). Der Eingriff in den Bannwald sollte über eine Ausgleichsfläche kompensiert werden. Vor einer Rodung hätte diese nach geltendem Naturschutzrecht auf ihre Ausgleichswirkung hin kontrolliert werden müssen – und zwar nach drei Fortpflanzungsperioden, im Jahr 2024.
Im Vertrauen auf diese Rechtslage hatte der BN bei seiner Klage auf einen Eilantrag mit aufschiebender Wirkung verzichtet. Doch Mitte Oktober standen plötzlich schwere Harvester am Bann- wald und begannen unter Polizeischutz mit den Fällarbeiten. Die Polizei berief sich auf eine Genehmigung der Regierung von Schwaben. Tatsächlich hatte diese, auf Antrag der Lechstahlwerke, eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung für die Rodung erteilt – ein Skandal, denn so wurden das im Bebauungsplan vorgeschriebene Prozedere und der effektive Rechtsschutz des BN als Kläger ausgehebelt.
Auch unabhängig von der Ausnahmegenehmigung war die Fällaktion nach Auffassung des BN nicht rechtmäßig, da etliche weitere Bedingungen dafür noch nicht vorlagen. Der Verband fordert daher eine umfangreiche Aufklärung durch die Behörden und hat gegen die Ausnahmegenehmigung der Regierung geklagt, Anzeige erstattet und ein Sanierungsverfahren nach Umweltschadengesetz beantragt. Thomas Frey (as)
Naturnotizen Aus Schwaben
1500 KLIMABÄUME: Unter dem Motto »Günzburgs Klima, pflanzen wir’s an« setzt die Kreisgruppe Günzburg des BN gemeinsam mit Schulklassen neue Bäume. Insgesamt haben die vielen Ehrenamtlichen seit 2021 bei Aktionen im Landkreis schon rund 1500 Setzlinge in die Erde gebracht. Gepflanzt wird, wo immer es geht: Laubbäume in Wäldern für einen klimaresistenten Mischwald, Obstbäume auf Streuobstwiesen und Stadtbäume in Kooperation mit der Stadt Günzburg. Weil die Aktiven leider nicht so schnell nachpflanzen können, wie Bäume gefällt werden, setzt sich der BN in Günzburg auch nachdrücklich für den Erhalt gewachsener alter Bäume ein.
WERTVOLLES STREUOBST: Um die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen im Landkreis zu bewahren, setzt die BNKreisgruppe Lindau auf ein vielschichtiges Programm. Dazu zählen Exkursionen in die Streuobstwiesen für Schulklassen ebenso wie das Apfelsaft-Projekt, in dem die Kreisgruppe, Landwirte und die Lindauer Bodensee-Fruchtsäfte GmbH seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten. Auch die Sammelbestellung ausgewählter Baumsorten trägt zum Erhalt der Streuobstwiesen bei. Im Herbst 2022 gelangten so 330 neue Obstbäume in den Landkreis. Bis 2035 sollen es bayernweit eine Million Bäume werden, im Rahmen des »Streuobstpaktes«, den die Staatsregierung 2021 mit Umweltverbänden geschlossen hat.
IHR ANSPRECHPARTNER
Schwaben: Thomas Frey
Tel. 0 89/54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de
KREISGRUPPE KELHEIM
SCHUTZ ODER SCHIFFFAHRT?
Der Tourismus setzt der Weltenburger Enge stark zu. Dennoch lockerte das Landratsamt Kelheim im vergangenen Sommer die Bestimmungen für die Schifffahrt. Der BUND Naturschutz hat dagegen Klage eingereicht.
Die neue Genehmigung gilt bis 2031 und erlaubt den Schiffen der »Weißen Flotte« im Sommerhalbjahr knapp
3000 Fahrten zwischen Kelheim und Kloster Weltenburg — obwohl die Weltenburger Enge nach EU-Recht geschützt ist und für die Schifffahrt daher strenge Beschränkungen gelten.
Ende September 2022 legte die Kreisgruppe Kelheim beim Verwaltungsgericht Regensburg Klage gegen den Bescheid ein. Auch der Landesbund für Vogelschutz und der Landesfischereiverband klagten. Aus Sicht der Umweltverbände gefährdet die Schifffahrt das Naturdenkmal allmählich in seinem Bestand. Das Landratsamt gab dennoch grünes Licht.
Nach dem touristischen Ansturm in den Pandemiejahren hatte der BN vom neuen Bescheid eigentlich Auflagen für eine naturverträglichere Schifffahrt erwartet.
Stattdessen genehmigte das Landratsamt höhere Fahrgeschwindigkeiten und mehr Fahrten — auch bei Niedrigwasser. Das trifft vor allem die ohnehin seltenen Donaufische wie den Huchen: Dessen Eier und Larven werden vom Rücksog der Schiffe aus dem seichten Ufer in die Flussmitte gezogen, hinzu kommen Lärm und Vibrationen unter Wasser durch die Schiffsmotoren.
Der BN fordert eine breite Diskussion darüber, wie sich in der Weltenburger Enge Naturschutz, Naherholung und Tourismus vereinbaren lassen. Angesichts von Hitzewellen, Niedrigwasser und hohen Wassertemperaturen gilt es neu abzuwägen, wie man dem Schutzauftrag für dieses einzigartige Naturdenkmal gerecht werden kann.
Rita Rott (as)
Naturnotizen Aus Niederbayern
NACHRUF: Der BN nimmt Abschied von Rudolf Fahrer, der bereits im September 2022 im Alter von 96 Jahren verstarb. Fahrer war von 1996 bis 1999 Vorsitzender der Kreisgruppe Deggendorf. Als hoch geschätzter Gewässerexperte war er viele Jahre im BN-Landesarbeitskreis Wasser aktiv. Seine Leidenschaft und sein Engagement galten dem Schutz der Fließgewässer, insbesondere dem Erhalt einer frei fließenden Donau ohne Staustufen.
KLEINOD DER ARTENVIELFALT: Mit dem Besuch des Landesvorstands Anfang November letzten Jahres wurde das BN-Biotop am Sulzbach offiziell eingeweiht. Gemeinsam mit dem Vorstand befestigten Aktive der beteiligten Kreisgruppen eine Tafel, die auf die Pflege des Areals durch den BN hinweist. Das knapp sieben Hektar große Auengrundstück liegt auf der Grenze der Landkreise RottalInn und Passau und war von den dortigen Kreisgruppen gemeinsam mit der Kreisgruppe Dingolfing Landau vor drei Jahren erworben worden. Bislang hat sich das Biotop mit seinen Kleingewässern, Feuchtflächen, Großseggen und Totholzbäumen erfreulich entwickelt. Die unterschiedlichen Lebensräume bieten wertvolle Refugien für seltene Pflanzen und Tiere. IHRE
Niederbayern: Rita Rott
Tel. 0 89/54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de
KREISGRUPPE HÖCHSTADT-HERZOGENAURACH