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IMMER NEUE IDEEN

Helmut Scharpf leitet seit 2012 die BN-Kreisgruppe

Memmingen-Unterallgäu. Für den Naturschutz kommen ihm immer neue Ideen.

Es gibt Menschen, die verfügen über eine rare Eigenschaft, nämlich die, vorausschauend Veränderungen anzustoßen, wohlwissend, dass diese ihre Früchte erst zehn oder noch mehr Jahre später abwerfen. Die sich trauen, immer wieder für ihre Ideen zu werben – bis diese plötzlich en vogue werden.

Helmut Scharpf ist so ein Ideenstifter und Projekte-Anstoßer im Unterallgäu. Der Realschullehrer für Musik und Englisch engagiert sich seit fast 40 Jahren im BN, die meiste Zeit davon in Verantwortung in Vorständen von Orts- und Kreisgruppen. »Mir fällt immer viel ein, das ist Fluch und Segen zugleich«, lacht der 61-Jährige. Einen langen Atem bräuchte man schon für alles, was mit ökologischer Verbesserung zu tun habe. Er gibt ein Beispiel: »Bis die überdachte Fahrradabstellanlage am

Schulzentrum Ottobeuren fertig war, sind zehn Jahre ins Land gegangen«, erinnert er sich. »Aber auch das gehört zur Verkehrspolitik: dass Schüler, die bereit sind, auch bei Regen zu radeln und aufs Elterntaxi verzichten, bei der Heimfahrt wenigstens auf einem trockenen Sattel sitzen können.«

Scharpf ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie praktisch umgesetzter Umweltschutz aussieht. Als Umweltbeauftragter der Realschule mähte er mit Schulklassen Streuwiesen, grub Tümpel und pflanzte Hecken. Die Kinderund Jugendarbeit ist auch eine Stärke der BN-Kreisgruppe.

Einsatz F R

DIE BACHMUSCHEL

Ein anderer Schwerpunkt der Gruppe sind Biodiversitätsprojekte. Auf vielen Hektar Wiesen und Weiden arbeitet die Kreisgruppe mit ihren zehn Ortsgruppen Hand in Hand mit Landwirten und pflegt Magerwiesen, auf denen Orchideen gedeihen oder zurückkommen dürfen. »Es kann 20 Jahre dauern, bis so eine überdüngte Wiese abgemagert ist und wieder artenreich blüht«, erklärt Scharpf. Frühere Projekte halfen dem bayerischen Löffelkraut, Libellen oder der Bachmuschel. »Diese Süßwassermuschel kam in der Region so häufig vor, dass sie an Schweine verfüt- tert wurde«, weiß Helmut Scharpf. Inzwischen ist die Art durch die intensive Landwirtschaft und die Klimakrise bedroht.

Musik Als Ausgleich

Neben seiner BN-Arbeit ist Scharpf seit 36 Jahren als Naturschutzwächter für die Untere Naturschutzbehörde unterwegs. Im Allgäu verbreitet sich die von ihm entwickelte, Vereine-basierte Mitfahrplattform fahrmob.eco. Seit 2008 leitet er das Energieteam Ottobeuren, politisch engagiert er sich für die Grünen im Kreistag. Für seine Heimatgemeinde Ottobeuren betreibt er seit zehn Jahren ein »virtuelles Museum«. Für sein vielfältiges Engagement wurde Helmut Scharpf 2022 auf der BN-Delegiertenversammlung mit der Bayerischen Naturschutzmedaille ausgezeichnet.

Die Musik ist sein seelischer Ausgleich zum oft mühseligen Geschäft des Naturund Umweltschutzes. Scharpf liebt seine Aufgabe als Chorleiter des renommierten »Chor96«, den er 1996 gründete. Auch hier locken ihn Innovationen. »Wir singen anspruchsvolle Klassiker wie Mendelssohn oder Bruckner, aber auch Songs von Bands wie Coldplay«, erklärt er. Musik und Naturschutz werden verbunden, wenn der Chor96 für den BUND Naturschutz wieder ein Benefizkonzert gibt.

Margarete Moulin

Leserbriefe

ENERGIE: WOHER UND WOFÜR?

Zum Titelthema »Energiekrise« in N+U 4/2022: Zum Artikel »Atomkraft ist nicht sicher« hier noch zwei Ergänzungen:

1. Die »restlichen« deutschen Atomkraftwerke sind überflüssig. Sie bieten zusammen eine Leistung von maximal 4 GW. Unsere Biomassekraftwerke haben noch eine Reserve von mindesten 4 GW, dürfen diese laut Bundesnetzagentur aber nicht liefern (das geht mit Gülle und ohne Mais). Biogas ist speicherbar und damit grundlastfähig wie AKW.

2. Deutschland exportiert ständig 4 bis 8 GW Strom nach Österreich und Frankreich – warum eigentlich? Frankreich bekommt Erdgas aus Spanien und könnte durch eine Leitung über das Saarland so viel weitergeben, dass die Gaskraftwerke hier (befristet) die Stromausfälle der maroden französischen AKW (maximal 4 GW) ersetzen könnten. Frankreich hat nicht genügend Kapazität an Gaskraftwerken.

Hannes Allabauer, Erlangen-Büchenbach

Die Digitalisierung, so wie sie zurzeit geplant und durchgeführt wird, ist als Wachstumstreiber Nummer 1 ein Energiefresser und damit auch ein Klimakiller. Ständig online sein, Millionen vernetzter Geräte des Internets der Dinge und 5G-Sendeanlagen für vernetzte Autos lassen den Energie- und Ressourcenverbrauch explodieren.

Politik und Gesellschaft müssen über eine nachhaltige Digitalisierung diskutieren. Staatliche Regulierung ist überfällig, zum Beispiel mobiles Videostreaming nur noch mit geringer Auflösung, Reparatur- und Recyclingfähigkeit aller Geräte, Verbote von eingebautem Verschleiß, jedes Gerät muss einen Kabelanschluss haben. Nur noch ein Mobilfunknetz für alle Betreiber mit Roaming und Trennung von Indoor- und Outdoorversorgung sparen massiv Energie, schonen die Ressourcen und senken die gesundheitlichen Strahlenbelastungen.

Holger Geißel, Rohrenfels

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BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Pettenkoferstr. 10a, 80336 München oder an nu@bund-naturschutz.de

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Auf Naturkosmetik Setzen

Zum Beitrag »Schädlich und vermeidbar« in N+U 4/2022: Vielen Dank für den Bericht über Kosmetika. Leider fehlt dort der Hinweis darauf, dass zertifizierte Naturkosmetik diese Stoffe nicht enthält. Es wird nur auf die App verwiesen. Was nutzt es, wenn bei konventionellen Kosmetikprodukten PFAS nicht enthalten sind, dafür aber viele andere umwelt- und menschenzerstörende Stoffe wie Mikroplastik, Konser vierungsstoffe usw.

Wir verwenden deshalb seit mehr als 20 Jahren nur Naturkosmetik, Waschmittel usw. aus dem Bio laden oder Reformladen. Wir hat ten auch nie Probleme bei unse ren Kindern mit Allergien, Ekze men, Schuppen usw.

Michael Kremmel, Gachenbach

MOBILITÄT: HYBRID

Zum Ratgeber »Effizienz vor Reichweite« in N+U 2/2022: Im Folgenden möchte ich zum Artikel von Ronja Schönau, genauer zum Kasten »Von wegen sauber« Stellung beziehen. Die Aussage zum Plug-in-Hybrid behandelt das Thema leider sehr undifferenziert und teilweise mit unrichtigen Aussagen.

Wir fahren seit zwei Jahren einen Plug-in-Hybrid der Mittelklasse und haben einige positive Erfahrungen sammeln können. Tatsache ist, dass der Hybrid einen Kompromiss auf dem Weg zum reinen E-Auto darstellt, jedoch einen in Sachen Emissionen gegenüber dem Verbrenner positiven und praktikablen, betrachtet man die für längere Strecken doch sehr dürftige LadeInfrastruktur für E-Autos – von den Kosten ganz zu schweigen.

Unser Hybrid schafft es nämlich, Roll- und Bremsenergie fast vollständig zurückzugewinnen (Rekuperation), was kein Verbrenner kann. Dadurch wird der Energieverbrauch selbst beim Fahren im Verbrennerbetrieb (und damit der CO2-Ausstoß) gegenüber einem reinen Verbrenner trotz leicht erhöhtem Gewicht deutlich gesenkt. Wir haben mit dem Fahrzeug auf unserer Urlaubsfahrt mit nur jeweils einer elektrischen Ladung an Start und Ziel ganze 4,9 l/100 km verbraucht und sind von insgeamt rund 2800 km 660 km elektrisch gefahren, nämlich zum Großteil durch Rekuperation.

Übrigens sind die meisten Alltags-Fahrstrecken bei uns Kurzstrecken unter 50 km, die rein elektrisch und damit emissionsfrei gefahren werden.

Roland Madlener, Windach

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