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GEGEN DEN FLÄCHENFRASS

Höchstadt an der Aisch zählt bislang zu den Kommunen, in denen Flächensparen oder Landschaftsschutz Fremdwörter sind. Das soll sich nun ändern.

Mit zwei Bürgerbegehren haben die Bürgerinitiative »Rettet den Häckersteig und den Schwarzenbachgrund«, die BN-Kreisgruppe HöchstadtHerzogenaurach, der Ortsverband von Bündnis 90-Die Grünen und weitere Bündnispartner 2021 den Kampf um die herrliche Landschaft des Aischgrundes aufgenommen. Anlass dafür war der Entwurf eines neuen Flächennutzungsplans. Gleich mit dem ersten Begehren, es richtete sich gegen ein neues Gewerbegebiet am Schwarzenbach, war das Bündnis erfolgreich. Die konservative Mehrheit im Stadtrat zog die Planung aufgrund der Proteste zurück. Angesichts der 106 Hektar Gewerbeflächen, die in den vergangenen 20 Jahren in Höchstadt ausgewiesen wurden, ein kleiner Lichtblick.

Im zweiten Bürgerbegehren geht es um ein mehr als 40 Hektar großes Wohngebiet, das am Häckersteig entstehen soll. In dem reich strukturierten Heckengebiet finden sich artenreiche Blühwiesen mit bis zu 200 zum Teil streng geschützten Pflanzen – ein Paradies für Heckenbrüter. Hier sollen nach dem Willen der Planer unzählige Einfamilienhäuser entstehen.

Im Januar 2023 hatte das Bündnis weit mehr als die erforderlichen 960 Unterschriften gesammelt und das Bürgerbegehren wurde eingereicht. Nun kommt es im Frühjahr zum Bürgerentscheid und alle hoffen, dass sich die Mehrheit der Höchstädter*innen für Klima- und Artenschutz und für ihre Landschaft starkmacht.

Tom Konopka (ht)

Naturnotizen Aus Mittelfranken

JUBILÄUM: Die BN-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen dürfte eine der ältesten in ganz Bayern sein. Es war ein Lehrer, Ferdinand von Wissel, der sie als »Bezirksgruppe Weißenburg« zwischen 1922 und 1923 gründete. Bis 1969 blieb er ihr erster Vorsitzender. Die Kreisgruppe konnte sich der »Gleichschaltung« aller Vereine in der NS-Zeit entziehen und sogar den Verein für Heimatkunde durch Überführung in den BN vor einem Verbot bewahren.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums pflanzten die aktuelle Kreisvorsitzende Brigitte Löffler und ihr Stellvertreter Karl-Heinz Schork Anfang Oktober 2022 eine Esskastanie im Stadtpark am Seeweiher und begrüßten zahlreiche Ehrengäste im wunderschönen Wildbadsaal Weißenburg.

KIRCHWEIH: Mit dem Motto »Baum, Bäume, Wald – wertvoll und unersetzbar« beteiligten sich etliche Mitglieder der BNKreisgruppen Fürth Land und Fürth Stadt Anfang Oktober am Fürther Kirchweihzug. Die Aktiven zogen geschmückte Handwagen hinter dem als Wald gestalteten Traktoranhänger her. Mit ihrem Beitrag machten sie auf die Bedeutung von Stadtbäumen und Wäldern aufmerksam. Als Bäumchen verkleidete Kinder waren dabei ein besonderer Hingucker.

IHR ANSPRECHPARTNER

Mittelfranken: Tom Konopka

Tel. 09 11/8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de

Naturnotizen Aus Unterfranken

WÖHRDELAUF: Nachahmenswert für Kreis- und Ortsgruppen im ganzen Freistaat ist der von der BN-Ortsgruppe Lohr im Landkreis Main-Spessart organisierte Wöhrdelauf. Er führte Jung und Alt auf einer Distanz von ein bis fünf Kilometern durch die Wöhrdewiesen. Den Sieger*innen überreichte Michael Pfister, der 2. Vorsitzende der BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Main-Spessart, eine lasergravierte Holztafel. Im Anschluss wurde mit biologischen, lokalen beziehungsweise regionalen Produkten gegrillt. Das Startgeld in Höhe von fünf Euro ging an die Kindergruppe des BN Lohr-Lohrtal.

KREISGRUPPE WÜRZBURG

Tempo Beim Trinkwasserschutz

Seit über 100 Jahren liefern die Quellen in Zell am Main Trinkwasser für die Stadt Würzburg und versorgen heute die Hälfte der Stadtbevölkerung, rund 65 000 Menschen. Nun soll das Wasserschutzgebiet von acht auf 66 Quadratkilometer erweitert werden.

Im März 2022 ging der entsprechende Antrag beim Landratsamt Würzburg ein –nach 30 Jahren Planungszeit. Der BN unterstützt das Vorhaben ausdrücklich, machte bei einem Pressegespräch Mitte November 2022 aber klar, dass nun unverzüglich gehandelt werden müsse.

Vor allem ein geplantes Bergwerk der Firma Knauf stellt ein großes Risiko für das Trinkwasser dar. Auf einer Fläche von 7,4 Quadratkilometern soll das größte Bergwerk Bayerns entstehen. Rund neun Meter unter dem für die Zeller Quellen wichtigen mittleren Grundwasserleiter möchte das Unternehmen rund 40 Millionen Tonnen Gips abbauen. Zudem gibt es Planungen für eine Deponie für toxisch belasteten Bauschutt im Schutzgebiet. Zusätzliche Risiken entstehen durch Planungen wie die Erdkabelverlegung für die SüdLink-Trasse und die Westumfahrung von Würzburg (B 26 n).

»Der BN fordert die rasche Ausweisung des vergrößerten Wasserschutzgebietes und einen Stopp für die vorgesehenen Eingriffsplanungen«, so Norbert Herrmann, Vorsitzender der Ortsgruppe Zell. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner bekräftigt: »Mit dem Voranschreiten der Klimakrise sinken insbesondere in Unterfranken die Grundwasserspiegel. Trinkwasservorkommen sind daher besonders zu schützen.«

ÖKOMARKT: Vor der herrlichen Kulisse des Aschaffenburger Schlosses hielt der BN Aschaffenburg nach der CoronaPause endlich wieder einen erfolgreichen Ökomarkt ab. 45 Marktaussteller*innen und lokale Vereine präsentierten sich zusammen mit dem BN und boten ökologisch nachhaltige Produkte, Dienstleistungen sowie Informationen zu verschiedenen umwelt- und naturschutzbezogenen Themen an.

IHR ANSPRECHPARTNER

Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de

Mit einer kilometerlangen Autoschlange durch die Felder verdeutlichte das Aktionsbündnis

»Beste Gegend« Ende Oktober den geplanten Trassenverlauf der Umfahrung.

Naturnotizen Aus Oberbayern

Kreisgruppe Miesbach

Blechlawine Verhindert

Nun ist es amtlich: Es wird keine Ortsumfahrung Holzkirchen geben. Dies entschied eine Mehrheit bei zwei Bürgerentscheiden am 21. November 2022.

Mit 56 Prozent beteiligte sich mehr als die Hälfte der knapp 13 000 Holzkirchener Wahlberechtigten. Rund 60 Prozent davon votierten in der ersten Abstimmung mit Nein zur Südumfahrung.

Die Nordwestumfahrung der Ortsteile Großhartpenning und Kurzenberg wurde im zweiten Entscheid sogar mit 70 Prozent der Stimmen abgelehnt. Das zuständige Bauamt kündigte an, sich an das Bürgervotum zu halten.

Damit endet eine nahezu unendliche Geschichte: Seit 1966 tobte der Streit um eine Ortsumfahrung von Holzkirchen, mit der eine schnelle Verbindung von Bad Tölz zur Autobahn A 8 entstehen sollte. Erst im Jahr 2013 schied die ortsferne Variante als nicht genehmigungsfähig aus. Doch das Projekt war damit noch nicht erledigt, denn der Bundesverkehrswege- plan 2030 enthielt eine neuerliche Prüfung von Ausbauvarianten.

Mit dem Bürgervotum gegen die beiden verbliebenen Trassenoptionen war der jahrzehntelange Kampf von BN und Bürgerinitiativen erfolgreich. Nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch landwirtschaftliche Nutzflächen wurden vor Überbauung und Zerschneidung gerettet.

Mit dem Votum setzt Holzkirchen einen bayrischen Trend zu mehr Klima- und Landschaftsschutz fort – kurz zuvor hatten bereits die Bürger*innen Weilheims gegen eine geplante Umgehungsstraße gestimmt.

Annemarie Räder (as)

Weitere Infos www.beste-gegend.com/ und www.miesbach.bund-naturschutz.de/ ortsgruppen/holzkirchen

VERSCHENKEN IST BESSER: Gut erhaltene Gegenstände nicht wegwerfen, sondern in einer Wertstoffbörse abliefern und so weitergeben an Menschen, die sich darüber freuen – das spart Rohstoffe und Energie und hilft unkompliziert, Gebrauchtes weiterzuverwenden. Auch in Icking im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es seit 2022 eine solche Möglichkeit, organisiert von der BN-Ortsgruppe Icking. Die Börse befindet sich im bislang angemieteten blauen Bauwagen am Ickinger Wertstoffhof und wird sehr gut angenommen. Eine CrowdfundingKampagne Ende Dezember brachte genug Geld für den Kauf des Bauwagens ein, so dass die Einrichtung nun dauerhaft etabliert werden soll.

WÄRMEVERBUND: Die BN-Kreisgruppe Altötting hat Ende Oktober 2022 ihr Konzept eines nachhaltigen Wärmeverbunds für den Landkreis vorgestellt. Durch die energetische Kombination von Geothermie, Industrieabwärme, Hackschnitzel- und Biogasanlagen ließe sich die Wärmeversorgung für über 80 Prozent der Einwohner*innen sichern – besonders in der kalten Jahreszeit. Ein Großteil der etwa 30 000 Wohngebäude und 50 000 Wohnungen im Landkreis könnte so versorgt werden. Durch die vorgesehene Ringleitung, die auch den Landkreis Mühldorf streift, könnte dieser ebenfalls vom Wärmeverbund profitieren.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de

Naturnotizen Aus Oberfranken

RENATURIERUNG: Dank der guten Pflege des BN Wunsiedel lebt nun der Moorfrosch am Breiten Teich bei Selb. Im Jahr 2021 hatte die Kreisgruppe das Gewässer gekauft und große Flachwasserzonen am Uferbereich geschaffen. Die Maßnahmen griffen. Die neu ausgehobenen Tümpel hat der Moorfrosch bereits als Laichplätze angenommen.

Der Breite Teich ist eines der ökologisch wertvollsten und nach dem Weißenstädter See das zweitgrößte Gewässer im Fichtelgebirge. Die Naherholung der Bürger*innen am Teich ist auf Wegen weiterhin möglich.

KREISGRUPPE FORCHHEIM

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