BLÜTEN PRACHT
10
26
98
128
VORWORT
Ich liebe Pflanzen seit meiner Kindheit. Pflanzen zu kombinieren, die besten Pflanzen auszuwählen, neue Farbkombinationen zu erfinden und all diese Schönheit zu fotografieren, wird mir nie langweilig. Es ist wie Malen mit Pflanzen. Das Pflanzenbild, das Sie gemalt haben, ist jedoch nie fertig, und das Bild der Pflanzen ändert sich jedes Jahr.
Seit dem 18. Jahrhundert gibt es in meiner Familie Gärtner und Baumschuler. Vor über 100 Jahren schrieb mein Großvater Arend Jan Herwig (1883–1972) seinen ersten Gartenartikel; er war der erste „grüne Publizist“ in den Niederlanden. In diesem Jahr jährt sich die Veröffentlichung seines ersten Gartenbuchs zum 100. Mal. Mein Vater Rob Herwig hat seit 1966 mehr als 70 Gartenbücher geschrieben, es sind die meistverkauften eines „grünen Autors“ weltweit. Zwischen 1972 und 2000 hatte er Mustergärten in Lunteren, in denen ich etwa acht Jahre lang gearbeitet und viele praktische Erfahrungen gesammelt habe. Inzwischen habe ich 45 Gartenbücher verfasst. Als Pflanzenspezialistin erstelle ich Bepflanzungspläne für Privatgärten, Landgüter und Institutionen. Seit mehr als 20 Jahren gebe ich auch gerne Gartenworkshops zur Pflanzengestaltung. Aus dieser Erfahrung heraus gäbe es noch viel mehr über die Gestaltung von Gärten zu erzählen. Aber in diesem Buch habe ich es so knapp und praktisch wie möglich gehalten, damit jeder loslegen kann, von der Idee zum Plan und schließlich zur Umsetzung. Ich erzähle Ihnen gerne, wie ich bei der Erstellung eines Bepflanzungsplans vorgehe, und hoffe, Sie mit meinen Bildern zu inspirieren. Es ist hilfreich, sich auf einen Schritt nach dem anderen zu konzentrieren, deshalb habe ich in Kapitel 3 einen klaren SchrittfürSchrittPlan erstellt. Vielleicht begeistern Sie sich so sehr für das Gärtnern, dass Sie mehr über Pflanzen und Beete wissen wollen, dann empfehle ich Ihnen das Buch „Planten combineren“, das ich zusammen mit Jeanne van Rijs geschrieben habe.
Viel Spaß beim Gärtnern.
MODESTE HERWIG Soest, März 20211
FREUDE AN PFLANZEN
VON DER IDEE BIS ZUM BEPFLANZUNGSPLAN
• Im ersten Kapitel geht es um den Gartenstil und die Funktion von Pflanzen.
• Im zweiten Kapitel finden Sie viele Anregungen für Ihren eigenen Garten. Hier sehen Sie zehn verschiedene Gärten und acht Beete mit einer Pflanzenliste.
• Im dritten Kapitel lernen Sie, wie Sie Schritt für Schritt Ihren eigenen Bepflanzungsplan erstellen.
• Die schönsten Pflanzen für Ihren Bepflanzungsplan werden Ihnen im vierten Kapitel vorgestellt.
• Im fünften Kapitel geht es schließlich um die Bepflanzung und Pflege Ihrer Pflanzen.
BEPFLANZUNGSPLÄNE SELBST ANFERTIGEN
Die Bepflanzung Ihres Gartens beginnt mit einer Idee, einer Inspiration. Zuerst überlegt man sich, welche Atmosphäre man schaffen möchte. Neben der Gestaltung und den harten Materialien sind meiner Meinung nach die Pflanzen das wichtigste Mittel, um Ihrem Garten einen bestimmten Charakter zu verleihen. Der beste Bepflanzungsplan ist also der, den Sie selbst erstellen.
FREUDE AN DEN PFLANZEN
Die Bepflanzung kann ganz nach Ihrem Geschmack sein, einzigartig und sehr persönlich: Was macht Sie glücklich?
Vielleicht eine Oase mit Bäumen, grünen Blattpflanzen und anmutigen Gräsern, eine natürlich wirkende Mischung aus Blumenzwiebeln und Sommerblumen oder vielleicht englische Rabatten voller Stauden, die in Ihrer Lieblingsfarbkombination blühen. Sie setzen neue Pflanzen in die Erde, säen, schneiden und planen immer wieder neu. Jedes Mal können Sie etwas Neues in Ihrem Garten entdecken, zum Beispiel eine Blumenknospe, die sich gerade öffnet, oder einen spontanen Sämling, der mit der Nachbarpflanze eine fantastische Farbkombination eingeht. Sie erleben die Jahreszeiten, denn jeden Monat blühen andere Pflanzen. Im Winter können Sie sich neue Gartenpflanzen
aus Katalogen aussuchen, im Februar erscheinen die ersten Schneeglöckchen und die Christrosen beginnen zu blühen. Sie werden feststellen, dass Sie bald süchtig nach Pflanzen werden!
EIN BISSCHEN MUT
Es ist spannend, sich selbst einen Bepflanzungsplan auszudenken, ihn zu gestalten und umzusetzen. Im dritten Kapitel zeige ich Ihnen, wie Sie dabei Schritt für Schritt vorgehen. Es erfordert Mut, aber jeder hat das Zeug dazu, und zum Glück kann man mit Rabatten und Beeten nie wirklich etwas falsch machen, denn Stauden, Zwiebeln und einjährige Pflanzen lassen sich leicht versetzen und neu anordnen. Man muss nur die Bepflanzung ändern.
Ein Beet ist kein statisches Gebilde; ich finde die Variabilität reizvoll. Bäume, Sträucher und Hecken lassen sich nicht so leicht versetzen, also muss man sich das gut überlegen.
Pflanzen bestimmen die
Atmosphäre
Bei einer gelungenen Gartengestaltung muss die Bepflanzung zur Gestaltung passen. Ein formaler Garten mit geraden Linien braucht ganz andere Pflanzen als ein romantischer englischer Garten oder ein Naturgarten. Versuchen Sie daher zunächst, sich ein klares Bild von der Atmosphäre zu machen, die Ihre Pflanzen vermitteln sollen. Dabei hilft Ihnen ein Moodboard (siehe Seite 100). In Büchern, Zeitschriften und auf Websites finden Sie viele inspirierende Fotos von Pflanzen. Aber am meisten Spaß macht es, sich von Freunden und Verwandten oder Gärten im Freien inspirieren zu lassen.
SAISONALE BEETE
Mein Beet ist 2,50 m tief und 15 m lang. Ich habe es vor fast 20 Jahren gepflanzt und viele Male umgestaltet. Ich denke, der Name „saisonales Beet“ ist angemessen, denn mein Beet blüht zu mehreren Jahreszeiten. Von April bis November blühen immer wieder andere Pflanzen.
APRIL UND MAI
Anfang April blühen die ersten Tulpen, die ich in eine Mischung zwischen den Stauden gepflanzt habe (siehe Seiten 116–117). Im Mai füllt sich das Beet schnell mit Akeleien, WaldStorchschnabel (Geranium sylvaticum ‘Mayflower’), Wolfsmilch (Euphorbia), KuckucksLichtnelke (Silene flos-cuculi), Prärielilien (Camassia) und Zierlauch (Allium).
JUNI
Im Juni blühen Salbei (Salvia nemorosa ‘Caradonna’), Storchschnabel (Geranium ‘Patricia’ und Geranium ‘Brookside’), Wiesenraute (Thalictrum polygamum), Glockenblumen (Campanula lactiflora ‘Prichard’s Variety’) und Dichtblütiger Ziest (Stachys monnieri ‘Hummelo’).
JULI UND AUGUST
Anfang Juli erscheint das leuchtende Rot der Montbretie (Crocosmia ‘Lucifer’) für etwa drei Wochen. Die leuchtende Blütenfarbe steht in auffälligem Kontrast zum Phlox ‘Le Moisnil’. In der Mitte beginnt der KerzenKnöterich (Persicaria amplexicaulis ‘Speciosa’) zu blühen, im Hintergrund der blassrosa Phlox ‘Utopia’.
SEPTEMBER UND OKTOBER
Der Phlox hat seine zweite Blütezeit begonnen, der KerzenKnöterich (Persicaria) kennt kein Halten mehr, im Hintergrund die violette Scheinaster (Vernonia). Die Blätter der Montbretie (Crocosmia) und der Wolfsmilch (Euphorbia) färben sich herbstlich, und die Ziergräser sind immer noch in voller Blüte.
SEPTEMBER
DER STIL IHRES GARTENS
Ich finde einen einheitlichen Stil im gesamten Garten sehr wirkungsvoll. Die Wiederholung von Materialien, Pflanzen, Formen und Farben verbindet und gibt einem das Gefühl, dass alles zusammengehört. Wiederholungen und die Wahl eines Gartenstils verhindern Unordnung und Inkonsistenz. Der Stil, den Sie wählen, kann zur Umgebung und zur Art des Hauses passen. Aber das muss nicht sein. Für einen kleinen Terrassengarten in der Stadt ist es am besten, eine „Dschungelatmosphäre“ mit vielen grünen Pflanzen zu wählen. Wenn Sie aber am Waldrand wohnen, ist ein Waldgarten mit einheimischen Pflanzen genau das Richtige für Sie. Für eine moderne Villa eignen sich schlichte artenreiche Beete, aber meiner Meinung nach auch üppige gemischte mit Ziergräsern. Die Möglichkeiten sind endlos und es ist eine Herausforderung, Ihrem Bepflanzungsplan Ihr eigenes Gepräge zu geben.
WO KOMMEN DIE PFLANZEN HIN?
Ein Garten ist schön, wenn etwa zwei Drittel seiner Fläche von Grünpflanzen eingenommen werden. Dazu gehören der Boden, aber auch höhere Bäume und Sträucher, Hecken und Kletterpflanzen. Vorzugsweise ist die Hälfte der Pflanzen höher als 1 m. Der Grundriss Ihres Gartens bestimmt weitgehend, wie viele Pflanzen in den Garten passen und wo Sie alles platzieren können.
Ein Bepflanzungsplan ist Teil der Gartengestaltung. Bevor Sie mit der Bepflanzung beginnen können, benötigen Sie einen Entwurf. Der Gartenentwurf zeigt die Aufteilung des Raums und die Aufteilung der Gartenelemente wie Terrassen, Wege, Rasen und Beete. In diesem Buch gehe ich davon aus, dass Sie bereits einen Gartenentwurf oder einen schon bestehenden Garten haben. Um zu bestimmen, wo die Pflanzen platziert werden können, ist es sinnvoll, zunächst ihre Funktion zu betrachten.
FUNKTION DER PFLANZEN
1. Grundstruktur der Bäume und Sträucher: Bäume und große Sträucher, Hecken, Formgehölze und Kletterpflanzen, einige von ihnen immergrün. Sie bilden die Grundlage für die Bepflanzung des gesamten Gartens. Diese Gehölze prägen zusammen mit den harten Materialien die Gartengestaltung. Sie sorgen das ganze Jahr über für Volumen, Höhe und Struktur und schaffen Spannung und Tiefe. Weitere Funktionen sind die Raumaufteilung und der Schutz der Privatsphäre. Diese Arten wählen Sie zuerst aus.
2. Bodendecker: niedrige kriechende Pflanzen, die Räume ausfüllen oder zwischen anderen Pflanzen wachsen, zum Beispiel die Golderdbeere (Waldsteinia) zwischen Rispenhortensien (Hydrangea paniculata). Die besten Bodendecker, die Unkraut unterdrücken, sind immergrüne Pflanzen. Auch Gras kommt als immergrüner Bodendecker in Betracht.
3. Saisonale Bepflanzung: Die Pflanzen, die zur Bepflanzung von Rabatten und Beeten verwendet werden, gedeihen oft zu einer bestimmten Zeit der Gartensaison am besten. Dazu gehören Stauden, Zwiebeln sowie einjährige und zweijährige Pflanzen, die im Winter oberirdisch absterben und braun werden. Auch einige kleinere Sträucher gehören zur saisonalen Bepflanzung wie Rosen oder Hortensien. Wählen Sie die saisonale Bepflanzung erst, wenn Sie die Grundstruktur mit den Bäumen und Sträuchern bestimmt haben.
Wie wird die saisonale Bepflanzung aussehen?
• Klassisches englisches Beet: ein relativ schmaler rechteckiger Bepflanzungsstreifen, im hinteren Bereich eine Mauer oder eine dicht geschnittene Hecke, im vorderen eine Rasenfläche oder ein Weg. Die Bepflanzung ist von unten nach oben aufgebaut, die Pflanzen sind in Gruppen nach Arten geordnet. Sie werden hauptsächlich wegen ihrer bunten Blüten ausgewählt.
• Eine natürlich wirkende Bepflanzung: Die Natur ist die Quelle der Inspiration. Sowohl die Form als auch die Struktur der Pflanzen sind eher spielerisch. Die Gruppen sind recht groß oder es werden verschiedene Arten gemischt gepflanzt. Es geht um die ganze Pflanze. Die Farbe ist weniger wichtig als die Form. Auffällig ist die Verwendung von Ziergräsern.
FORM UND GRÖSSE IHRES BEETES
Traditionell liegt ein Beet an der Gartengrenze zwischen dem Zaun oder der Hecke und dem Rasen. Vor allem in einem kleinen Garten gibt es nicht viel Auswahl, aber schauen Sie sich zunächst die Möglichkeiten in Bezug auf die Form und die Größe von Beeten und Pflanzflächen genau an.
FORM UND GRÖSSE
Beetpflanzen wachsen oft in einem schmalen rechteckigen Streifen, der besonders gut zu einem klassischen Beet passt. Vor einem ruhigen Hintergrund sieht ein solches Beet noch besser aus. Das kann eine Hecke, eine Efeuwand, ein Zaun oder eine Mauer sein. Ein Beet kann aber auch alle möglichen geometrischen und organischen Formen haben. Die Abmessungen sind nicht festgelegt. Wenn Sie jedoch eine klassische Einfassung mit einer Struktur von unten nach oben anlegen wollen, halte ich eine Einfassung von 2,50 m Tiefe für ideal. Wenn hinter dem Beet eine Hecke wächst, ist ein schmaler Weg für die Pflege mit einzuplanen. Wenn es eine Mauer oder einen Zaun gibt und Sie das Beet etwas flacher machen, reichen 2 m insgesamt aus.
DER BESTE PLATZ FÜR BEETPFLANZEN
Die meisten reich blühenden Beetpflanzen wachsen am besten in voller Sonne (5–7 Stunden pro Tag im Sommer). Auch für den Halbschatten (3–5 Stunden Sonne) gibt es eine große Auswahl. An einem schattigen Platz sind es vor allem Frühjahrsblüher und Laubpflanzen, an denen Sie sich erfreuen können.
Einfaches oder doppeltes Beet
Normalerweise kann man ein Beet von einer Seite aus als einfachen Streifen betrachten, auf den man von vorne blickt, oder man richtet den Blick diagonal entlang des Beetes. Bei einem doppelten Beet, mit einem Weg oder einer Terrasse in der Mitte, geht man zwischen den Pflanzen hindurch. Man ist dann komplett von den Pflanzen umgeben, was ein ganz anderes Gefühl ist.
• Inspirationen für traumhaft bepflanzte Gärten zu jeder Jahreszeit
• Anleitungen zur Erstellung eigener Bepflanzungspläne
• praktische Erklärungen zu zahlreichen Pflanzen
In diesem Callwey Buch lädt die Autorin Modeste Herwig zu einer inspirierenden Reise in die faszinierende Welt der Gartengestaltung ein. Basierend auf langjähriger Erfahrung stellt sie verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten vor und gibt Tipps zu den besten Gartenpflanzen sowie den schönsten Kombinationen aus Beetpflanzen, Sträuchern und Bäumen, die den Garten zum Leben erwecken. Neben Anleitungen zu den unterschiedlichsten Beeten mit verschiedenen Pflanzen für jede Jahreszeit erklärt sie außerdem, wie sich individuelle Bepflanzungspläne erstellen lassen. Unabhängig von der Erfahrung im Gärtnern – mit diesem Buch werden grüne Träume wahr! Es ist nicht nur ein Ratgeber, sondern eine Quelle der Inspiration, mit der der eigene Garten in eine Oase der Schönheit verwandelt wird, an der man sich das ganze Jahr über erfreuen kann.