6 Einleitung
8 Die Jury
10 Die Partner
1. Preis
14 Im grünen Bereich
Peter Grundmann Architekten
Anerkennungen
22 Einfach gut gebaut
Florian Nagler Architekten GmbH
30 Das Turmhaus
pedevilla architects
38 Mitten im Grünen
Sollberger Bögli Architekten AG
46 Das Schwarzwaldhaus
AMUNT Nagel Theissen Architekten und Designer PartG mbB
54 Weniger ist mehr motorplan Architekten und Ingenieure
Fotografiepreis
62 Der Farbpoet
Gustav Willeit
Ausgezeichnete Projekte
66 Abgehoben
LP architektur ZT GmbH
72 Unter kreativem Dach Stadtmüller.Burkhardt.Graf. Architekten GbR
76 Sparsam und angemessen, sachlich und angehoben Büro Voigt
80 Hinter dem hölzernen Vorhang rundzwei Architekten BDA
84 Bauen mit Verstand Mareike Seyfang und Andreas Frank
90 Leben im Luftraum dunkelschwarz ZT GmbH
96 Leben auf der Höhe KRESINGS
100 Zurück in die Zukunft Axel Steudel Architekten Partnerschaftsgesellschaft mbB
106 Aus alt mach neu Architekturbüro Kurz
112 Im Märchenwald
Thomas Kröger Architekten GmbH
118 Für gut befunden Pool Leber Architekten
124 Das Landhaus
Markus Schietsch Architekten GmbH
130 Zweigeteilt
BAYR GLATT GUIMARAES ARCHITEKTEN
134 Exklusivverdichtung Studio Bruno Franchi
140 Das Hanghaus
studio pitliberman, Jakob Pittroff & Mauritius Pauli
146 Wohn(t)raum in Weiß
Inches Geleta
152 Dreisamkeit in Schwarz
ROBERT MAIER ARCHITEKTEN
156 Schön schlicht
Juri Troy Architects
160 Haus mit See Carlos Zwick Architekten BDA
166 Erstklassig in zweiter Reihe Christian Groß Architektur
172 Steile Nachverdichtung
Dietrich | Untertrifaller
178 Schwarz auf Grün Kersten Kopp Architekten GmbH
184 Spektakuläre Scheune
ANJA RICHTER MODERSITZKI ARCHITEKTIN
188 Das Baumhaus
Yonder – Architektur und Design
194 Die Landkapelle jan henrik jansen architekten
200 Aus Tradition gut Architektur I Baumanagement Jürgen Haller
206 Zwischen Himmel und Erde bergmeisterwolf
210 Das Gesamtbaukunstwerk Holzrausch GmbH
216 Gipfelwohnglück
Architekt Andreas Gruber
Bestens bedacht
Christiane Agreiter Architekten und Markus Schietsch Architekten
226 Im Zeichen der Drei
ARKFORM ZT GMBH
232 Black Beauty
LP architektur ZT GmbH
238 Drei in Einem
PONT12 architectes
242 Der Dranbau
Aretz Dürr Architektur BDA
246 Das Treppenhaus
Kraus Schönberg Architekten
252 Erwartung übertroffen Michael Aurel Pichler Architekten
256 Das Mondhaus
Seiler Linhart Architekten
262 Das Dorf im Dorf cheseauxrey associés sa
268 Die Verwandlung Claus Arnold Architekt BDA
272 Die steinerne Stadt Architekten Mahlknecht Comploi
278 Mut in der Lücke barmettler architektur gmbh
282 Zeitgemäße
Baugeschichtsschreibung kit
288 Leben und Arbeiten
Klaus Schlosser Architekten
292 Im Apfelgarten
Atelier Lüps
Lösungen des Jahres 2022
296 Ausgezeichnete Lösungen
312 Beton. Für große Ideen. InformationsZentrum Beton GmbH
314 New Monday –Die Jobbörse für ArchitektInnen und BauingenieurInnen New Monday
316 Longlist 2022
318 Adressen
320 Impressum, Bildnachweis
„Wo bekommt man den Stoff, den die Jury eingenommen hat? War’s zum Rauchen oder Trinken oder Schnupfen oder vielleicht doch Kekse?“
Das fragte sich Leser „1er von vielen“ nach der Veröffentlichung des Hauses des Jahres 2021, Haus Alder in Zürich von Andreas Fuhrimann Ga brielle Hächler Architekten, auf www.20min.ch, der kostenlosen Schweizer Boulevard und Pendler zeitung am 13. Oktober 2021. Im Gegensatz zur Jury hatte ihn der provokant expressive Bau aus rau geschaltem Sichtbeton und grob verfugten Ziegeln ganz offenkundig nicht überzeugt. Doch glauben Sie mir: Abgesehen von einem Glas Weißwein zum schnellen Mittagssnack während der ganztägigen Jurysitzung und einem abschließenden Schluck Champagner, um auf die Siegerprojekte anzustoßen, gibt es in den Verlagsräumen, in denen getagt wird, weder Stoff zum Rauchen, Schnupfen noch zum Knabbern, nicht in diesem und nicht in den vergan genen zwölf Jahren, in denen ein Haus des Jahres gekürt wurde. Drogen wären auch unnötig: Der Jury reichen die Neurotransmitter Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphin, also unsere körper eigenen „Glückshormone“. Die allerdings werden ausreichend ausgeschüttet, wenn aus 100 vorausge wählten sehr guten Projekten 50 herausragende aus gewählt werden, aus denen wir uns in diesem Jahr auf sechs besonders beglückende und auf einen ers ten Preis einigten. Denn darum geht es im Wettbewerb „Häuser des Jahres“: um Wohnarchitektur, die rauschhaft glücklich macht, weil sie nicht nur angemessen auf Ort und Zeit reagiert, sondern den Vorstellungen ihrer Bewohnerinnen und Bewoh ner maßgeschneidert entspricht und deren Anspruch und Haltung baulich und räumlich manifestiert. Auch, wenn das nicht allen gefällt.
„Glück und Architektur: Von der Kunst, da heim zu Hause zu sein“, hieß auch das 2008 auf deutsch erschienene Buch des schweizerisch briti schen Schriftstellers Alain de Botton. Den Titel kann ich persönlich bestätigen, seit fast 15 Jahren. Damals haben wir uns entschieden, ein Haus zu bauen. Unser Glück: Wir fanden ein vermeintlich unbebaubares und daher vergleichsweise erschwing liches Grundstück am Rand von München. Das weitaus größere Glück: Der von uns geschätzte und
2019 viel zu früh verstorbene Münchner Architekt
Andreas Meck nahm den Auftrag an, uns auf zu engem Grund mit zu wenig Budget ein Haus für zu große Ansprüche zu entwerfen. Mehr als 130 Quadratmeter Wohnfläche hat es nicht. Doch sie reich ten damals für zwei Erwachsene, drei Kinder und zwei Meerschweinchen, heute leben wir zeitweise zu siebt im schwarzen Haus, das sich auch als Home Office, fürs Home Schooling und Home Studying bewährt hat. Denn es passt uns und es passt zu uns, was für ein Glück! Und nein, die Kom mentare von Passanten und Nachbarschaft sind nicht ausschließlich positive.
Dass das Leben im Einfamilienhaus ein Privileg ist, ist uns dabei ebenso wie allen einreichen den Architektinnen und Architekten und ihrer Bauherrschaft bewusst: Natürlich löst ein Gebäude, das in der Regel unverhältnismäßig viel Fläche, Energie und Kapital verbraucht, keine aktuellen und zukünftigen Wohnprobleme, und natürlich kann man auch in anderen Wohnformen glücklich leben. Doch das Einfamilienhaus ist und bleibt, das hat auch in diesem Jahr die Wohntraumstudie der Interhyp AG bestätigt, das Wunsch Zuhause der Deut schen. Sogar die Befragten der Generation Z, also die heute etwa 25 Jährigen, gaben an, in einer instabilen Welt von einem sicheren Rückzugsort –dem Einfamilienhaus – zu träumen.
Daher hat die Jury auch 2022 nach Häusern gesucht, deren Architektur ihr Glücksversprechen einlöst. 50 Häuser aus Österreich, der Schweiz, Südtirol und aus Deutschland haben wir ausgewählt, die uns anhand von Fotos, Plänen und Texten vermit teln konnten, dass sie dem Lebenstraum ihrer Be wohnerinnen und Bewohner Raum geben. 49 weite re beispielhafte Bauten zeigen wir in der Longlist mit je einem Bild. Größe ist übrigens kein Auswahl kriterium: Unter den 50 Häusern des Jahres 2022 ist ein 20 Quadratmeter kleiner Anbau in Leipzig, der das Leben im ganzen Haus komplett verändert. Mehr als 34 Quadratmeter braucht auch der Ein raum am Trais Horloffer See nicht, um für Ferien glück zu sorgen. Ob aus Sichtbeton oder Holz, aufgeständert oder eingegraben, Bungalow oder Viergeschosser, am Hang, am See, um einen Baum oder im Überschwemmungsgebiet: Die Häuser
des Jahres sind nicht nur in ihren Dimensionen unterschiedlich, sondern auch in Material, Form und Lage, es sind hochpreisige darunter und kostengünstige, mal sorgt Technik für Energieffizienz, mal das Material und die Konstruktion. Einige transformieren Bestandsgebäude in die Gegenwart. Ein Haus in Kaufbeuren zeigt, dass die historische Zollingerdach Bauweise auch heute noch zeit gemäß ist. Sie alle werden anhand von Plänen vorgestellt, die uns von den Architekturbüros zur Verfügung gestellt wurden – Grundrisse meist im Maßstab 1:400, der Lageplan in der Regel in 1:2.000. Die Zahl der Fotos, die die Jury und im Anschluss dann die Redaktion und die Agentur Rose Pistola, von der auch in diesem Jahr wieder die angemessene Buchgestaltung stammt, gesichtet hat, geht in die Tausende. Zum zweiten Mal nahm die Jury die Leistung der Architekturfotografinnen und fotografen gern zum Anlass, einen Fotografiepreis
zu verleihen. Ein herzlicher Dank von mir gebührt zudem allen Architektinnen und Architekten der Häuser des Jahres 2022 für ihre Unterstüt zung, die mir beim Verfassen der Texte geholfen hat. Auch in diesem Jahr habe ich um die Beantwortung der Frage gebeten, worin der Reiz liegt, ein Einfamilienhaus zu entwerfen, und welche Probleme dabei entstehen. Interessant sind die Repli ken alle, für einige haben wir Platz geschaffen im Buch. Lesen übrigens, heißt es, macht auch glück lich. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Häu sern des Jahres 2022!
Wenn wir heute an die Architektur der 1920er Jahre denken, den ken wir an das Neue Bauen, an das Bauhaus, an Architekten wie Walter Gropius, Mies van der Rohe, Le Corbusier oder Adolf Loos. Wir denken an weiße Flachdachbauten, fließende Grund risse, Dachgärten, Industrieästhetik und Stahlrohrmöbel. Wir denken vielleicht auch an die Experimente der de Stijl Gruppe in den Niederlanden, an die der Konstruktivisten in Russland und sehr wahrscheinlich auch noch an den Expressionismus. Eventuell kommen uns auch noch die französischen oder amerikani schen Art Déco Architekturen in den Sinn. Eher selten aber assoziieren wir im Zusammenhang mit den 1920er Jahren ver mutlich all das, was sich unter dem Stichwort „Konservative Moderne“ subsummieren ließe, obwohl es den übermächtigen Löwenanteil dessen ausmacht, was damals mit und ohne explizite Beteiligung der Architektenschaft gebaut worden ist. Mög licherweise denken wir noch an einzelne prominentere Vertreter, wie die der Stuttgarter Schule. Was aber ist mit all den anderen, nicht explizit herausragenden Werken, die ebenfalls in der Zeit entstanden sind und sich gedanklich kaum mit den 1920ern in Verbindung bringen lassen? Sie stehen im Schat ten der wenigen Leuchtturmprojekte, die heute für uns die Archi tektur der 1920er Jahre ausmachen.
Ich frage mich, woran man sich in 50, 75, 100 Jahren erin nern wird, wenn es um die Architektur der 2020er Jahre geht. Was wird von unserer gegenwärtigen Baukultur bleiben? Werden es die allgegenwärtigen Fertighäuser und Investorenarchitekturen sein, die unter maximalem Individualitätsversprechen mo dular konfiguriert werden können und dafür sorgen, dass einem beim Durchwandern dieser Neubausiedlungen immer das Ge fühl beschleicht, gerade ein Déjà vu zu haben? Sehr wahrschein lich wird es nicht das sein, was kommende Generationen mit unserer Baukultur assoziieren. Vielmehr ist zu erwarten, dass das bleiben wird, was heute Eingang in die Architekturmagazine, Jahrbücher oder „Häuser des Jahres“ Bände, wie den hier vorlie genden, findet. Anfang der 2020er Jahre, so könnte das Urteil derjenigen lauten, die in 50, 75 oder 100 Jahren das vorliegende Buch in den Händen halten, war der Holzbau die dominieren de Bauweise, aber auch klassische Betonbauten lebten fort. Zu den übergeordneten Themen, die sich ableiten lassen, gehören das Bauen im Bestand und die Transformation von Bestandsbau ten, was vermutlich als einhergehend mit dem erwachenden Nachhaltigkeitsbewusstsein des Bausektors im Angesicht der Fahrt aufnehmenden Klimaerwärmung gewertet wird, für die, wie man weiß, Anfang der 2000er Jahre erstmals ein umfassen deres Bewusstsein entstand.
Vergessen sein werden die maximal versiegelten Fertig haussiedlungen mit ihren immer gleichen Bautypen – wahlweise mit oder ohne Säulen, mit Zeltdach in Weiß (mediterran), Ocker (toskanisch) oder Weißklinker (niederländisch), mit verstärkten Ecken (Typ Villa), tief gezogenem Walmdach (Typ Landhaus), Doppelturmfassade (Typ Schloss) oder Flachdach (Typ Bauhaus). Für Unglauben und Belustigung werden wahrscheinlich auch Überlieferungen sorgen, die von heute gängigen Moden – wie Schottergärten, in denen maximal beschnittener Buchsbaum (mit Vorliebe auch in der pflegeleichten Kunststoffvariante) und geschmackvolle Fototapetenzäune, mit aufgedruckten Holzzäunen, Steinmauern, Gabionen, Hecken oder ganzen Garten ansichten – berichten. Ich stelle mir immer wieder die Frage, was kommende Generationen in ferner Zukunft für Rückschlüs se auf unsere gegenwärtige (Bau )Kultur ziehen werden, sollten sie eines Tages eine solche Siedlung ausgraben. Da in den meisten Siedlungen nicht nur ein und derselbe Fertighaustyp in leichten Abwandlungen seriell wiederholt wird, sondern offen sichtlich auch das Weiterreichen von Gartengestalterinnen und gestaltern von einem Nachbarn zum nächsten Usus ist, wer den sie in vielen Siedlungen unweigerlich zum Schluss kom men, dass eine limitierte Auswahl von Standardgrundrisstypen zur Wahl stand, und eine Gestaltungssatzung vorsah, dass zu
mindest straßenseitig maximale Sterilität und Reduktion vorgesehen waren. Anhand der Grabungsbefunde dürfte sich zudem recht gut das umfangreiche Angebotssortiment von Bau und Gartenmärkten rekonstruieren lassen in Bezug auf Vordächer, Windfänge, Briefkästen und andere dekorative Elemente.
Aber zurück zu den Einreichungen, vor denen wir als Jury stehen: Eine ist qualitativ hochwertiger als die andere. Die Entscheidung ist nicht einfach – welche der abgebildeten Archi tekturen überzeugt noch mehr als die anderen? Ich schweife schon wieder ab. Wie gern würde ich genau diesen Gedanken hin und wieder in einer klassischen Einfamilienhaus Neubausied lung formulieren. Wie interessant und aufregend könnte das Fla nieren durch unsere Stadtränder sein, wenn zumindest Teile der Siedlungen von Architektinnen und Architekten gestaltet würden und in ähnlicher Weise meine Aufmerksamkeit fesselten? Seit nunmehr 21 Jahren durchstreife ich Deutschlands Städ te – insbesondere auch die Privathaussiedlungen – und doku mentiere die baukulturelle Realität, wobei insbesondere das untere Ende der architektonischen Fahnenstange, die sogenann ten Bausünden in meinem Fokus stehen. In Ermangelung guter Architektur in den Siedlungen habe ich die „hässlichen Entlein“, die aus der Reihe tanzen, weil sie extravagant gestal tet, überformt oder dekoriert wurden, zu schätzen gelernt. Die se liebevoll gestalteten Exzesse, die die Lebensträume, Wohn wünsche und manchmal auch Hobbys ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zum Ausdruck bringen, übernehmen die Aufgabe, die eigentlich den gut gestalteten Werken von Architektinnen und Architekten gebühren sollte: die Spazierengehenden zu unterhalten, für Abwechslung zu sorgen, dem Auge hin und wie der Halt zu geben. Nach knapp 1.500 publizierten „Bausünden“, über die ich im Laufe der Jahre zufällig auf meinen Streifzügen durch deutsche Städte und Ortschaften gestolpert bin, muss ich die bittere Bilanz ziehen, dass ich nicht einmal ansatzweise eine Publikation füllen könnte mit guten oder gar sehr guten Einfamilienhäusern. Es fällt mir schwer zu beziffern, wie viele qualitativ hochwertige Bauten mir zufällig auf diese Weise be gegnet sind. Sind es 15 oder 25 Beispiele? Ich befürchte, es sind eher 15 – ich weiß es aber nicht genau. Eine wirklich lebhafte Erinnerung habe ich nur an vier Gebäude – sie stehen meinen 1.500 publizierten und den tausenden unveröffentlichten Fundstücken gegenüber, die ich zusammengetragen habe. Wenn mir auf meinen Streifzügen tatsächlich zufällig gute Architek tur begegnet, stammt sie meistens aus den 1950er Jahren –manchmal auch noch aus den 1960ern und seltener aus den dar auffolgenden Dekaden. Nur äußerst selten handelt es sich um überzeugende Beispiele der Gegenwartsarchitektur. Selbstver ständlich weiß ich, wie ich diese finden könnte – ich müsste ja nur einen Blick in die Architekturmagazine und die „Häuser des Jahres“ Bücher werfen, in denen sie liebevoll dokumentiert werden. Warum ich sie nicht auf meinen zufälligen Streif zügen finde, wird mir mit Blick auf die eingereichten Beiträge
Ich stelle mir immer wieder die Frage, was kommende Generationen in ferner Zukunft für Rückschlüsse auf unsere gegenwärtige (Bau )Kultur ziehen wer den, sollten sie eines Tages eine solche Siedlung ausgraben.
klar. Die wenigsten von ihnen stehen in einer Siedlung – zumindest erscheint es so auf den meisten Abbildungen. Die Ein familienhäuser stehen im Wald, am See, in den Bergen, in idyllischer Landschaft (das zumindest vermitteln die Fotogra fien). Und meistens haben sie Platz um sich herum.
In den üblichen Neubaugebieten ist Platz dagegen Mangel ware. Die Wohnhäuser – in der Regel sind sie viel zu voluminös für die handtuchgroßen Grundstücksflächen – stehen dicht aneinander gemetert, sodass rechts und links in der Regel nur ein schmaler Streifen Abstandsgrün entsteht, der allerding nur noch in Ausnahmefällen, sofern es sich nicht um Kunstrasen handelt, grün ist. Die eingereichten Beiträge zeigen unmissver ständlich, wie schön es sein könnte, wenn sich die Architektin nen und Architekten das Feld des Einfamilienhauses zurückerobern würden und nicht erst im Rückblick in 50, 75 oder 100 Jahren, sondern schon in der Gegenwart unsere Baukultur deutlich sichtbarer mitprägen könnten. Es sollten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um das zu ermöglichen! Der Erfolg der Bauindustrie liegt in der Bezahlbarkeit der Fertighäuser durch die große Menge – daran besteht kein Zweifel. Aber es würde sich lohnen, nach preisgünstigen Alternativen zu su chen. Wie wäre es beispielsweise, wenn begabte Absolventinnen und Absolventen der Architekturstudiengänge unmittelbar nach ihrem Studium zu sehr günstigen Tarifen (das Einstiegsge halt in den Architekturbüros ist ebenfalls nicht gut) an Bauherren vermittelt würden und – ggfls. beraten von erfahrenen Architektinnen und Architekten – im Niedrigpreissegment
Die eingereichten Beiträge zeigen unmissverständlich, wie schön es sein könnte, wenn sich die Architektinnen und Architekten das Feld des Einfamilienhauses zurückerobern würden und nicht erst im Rückblick in 50, 75 oder 100 Jahren, sondern schon in der Gegenwart unsere Baukultur deutlich sichtbarer mitprägen könnten.
individuelle Lösungen erarbeiten würden? Als eine Art Gesellen stück? Vielleicht wäre es sogar ein Modell der Bauindustrie, junge Absolventinnen und Absolventen zu engagieren für limi tierte Serienentwürfe. Die Tiroler Supermarktkette M Preis macht es seit 30 Jahren vor, wie es gelingen kann, günstig indivi duelle, qualitativ hochwertige Baukultur hervorzubringen. Und auch in diesem Fall lohnt der Blick zurück in die 1920er Jahre: In Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Magdeburg oder Karlsruhe ist es mithilfe prominenter Architek ten gelungen, innovativen Siedlungsbau herzvorzubringen, in denen die Einheit in der Vielheit zum Programm gemacht wur de. Ein Architekt wie Bruno Taut hat allein in Berlin 12.000 Wohnungen gebaut, von denen viele heute unter Denkmalschutz stehen und etliche sogar den Weltkulturerbe Status tragen. Es wäre zu schön, wenn sich die Architektinnen und Architekten den Privathausbau großflächig zurückerobern würden und ihre Werke nicht erst im Rückblick – in 50, 75 oder 100 Jahren – für unsere gegenwärtige Baukultur stehen, sondern schon heute.
Dr. Turit Fröbe ist freie Autorin und Gründerin der Stadtdenkerei, mit der sie unkonventionelle Vermittlungsstrategien entwickelt und über Baukulturelle Bildung forscht. Als Architekturhistori kerin, Urbanistin und passionierte Baukulturvermittlerin interes siert sie sich nicht nur für das Herausragende und Besondere, sondern genauso für das Alltägliche und Sperrige.
Roland Merz
Chefredakteur Atrium, Archithema Verlag
Dr. Turit Fröbe
Architekturhistorikerin, Urbanistin und Autorin
Gabrielle Hächler
Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten Gewinner Häuser des Jahres 2021
Ulrich Nolting
Geschäftsführer InformationsZentrum Beton
Jenny Keller
Redakteurin werk, bauen + wohnen
Katharina Matzig
Architekturjournalistin und Buchautorin
Dr. Fabian Peters
Chefredakteur Baumeister
Peter Cachola Schmal
Direktor Deutsches Architekturmuseum
Juryvorsitzender
Das DAM organisiert wechselnde Ausstellungen zu nationalen und internationalen Architektur und Städtebauthemen, präsentiert in einem ikonischen Bau der Postmoderne mit dem Haus im Haus von Oswald Mathias Ungers. Als Diskussionszentrum für aktuelle Fragen veranstaltet es eine Reihe von Tagungen und Workshops und gibt Publikationen heraus.
Als Plattform der Hersteller und als Impulsgeber der Branche bietet das IZB ein Netzwerk für alle Partner am Bau. Zu seinen Kernaufgaben gehören die Markterweiterung, die Marktsicherung und die Imageförderung für zementgebundene Bauweisen.
Das Architekturmagazin Baumeister blickt mit breiter Perspektive in die Welt der Architektur und beschäftigt sich nicht nur mit der Ästhetik, sondern auch mit den kulturellen, politischen, sozialen und ökonomischen Aspekten der gebauten Umwelt.
Der Archithema Verlag ist Herausgeber von Zeitschriften aus den Bereichen Architektur und Wohnen. DAS IDEALE HEIM ist die führende und älteste Wohnzeitschrift der Schweiz. Die internationale Ausgabe „Atrium“ wird vor allem in Deutschland und Österreich vertrieben.
Der Österreichische Rundfunk ist der größte Medienanbieter des Landes und produziert vier Fernseh sowie drei bundesweite und neun regionale Radioprogramme.
werk, bauen + wohnen ist die führende Architekturzeitschrift aus der Schweiz. Sie berichtet aktuell und kritisch über Architektur im inter nationalen Kontext. Als Organ des Bundes Schweizer Architekten BSA erscheint sie seit 1914.
architektur.aktuell ist Österreichs führendes Architekturmagazin mit Informationen über die innovativsten Bauten national und welt weit, hochwertigem Foto , Plan und Datenmaterial und einem Überblick über neue Produkte für Architektur und Bau. Interviews, Ausstellungsbesprechungen, ein Veranstaltungskalender und Media Reviews runden das Informationsangebot ab.
Der IVD (Immobilienverband Deutschland IVD Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.) ist die Berufsorganisation und Interessenvertretung der Beratungs und Dienstleistungsberufe in der Immobilienwirtschaft. Der IVD betreut 6.000 Mitgliedsunternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten. Dazu zählen Wohnungsverwalter, Immobilienmakler, Bauträger, Finanzdienstleister und viele weitere Berufsgruppen der Immobi lienwirtschaft.