Die 50 schönsten Privatgärten
KARL PLOBERGER KONSTANZE NEUBAUER
Einleitung
Die Jury Partner und Sponsoren
1. Preis/Anerkennungen
1. Preis Erlebnisraum Garten
Bensheim an der Bergstraße, Hessen Feldmann Gartenarchitektur
Anerkennungen
Die Erschaffung aus dem Nichts Stemwede-Levern, Nordrhein-Westfalen
Petra Hirsch Gartenplanung
Niederrheinisches Arkadien
Niederrhein, Nordrhein-Westfalen WKM Landschaftsarchitekten
Begrünt mehr Dächer!
Berlin
Potsdamer Gartengestaltung GmbH
Leben in seiner Vielfalt zulassen
Hamminkeln, Niederrhein, NordrheinWestfalen
Bitters, Gärtner von Eden
Projekte
Wasser-Fiesta
Oberhaching, Bayern
Soulgarden GmbH
Auf Zeitreise
Emmering, Bayern
Koch+Koch GartenArchitekten. Alexander Koch
Kleines Refugium in Weiß Bietigheim, Baden-Württemberg
Otto Arnold GmbH
Die Farben des Südens
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen
Brigitte Röde – Planungsbüro Garten und Freiraum
Den Traum vom Süden im Garten leben
Kanton Solothurn, Schweiz Gartenkultur AG
Zum Teil der Landschaft werden Tegernseer Tal, Bayern Fuchs baut Gärten GmbH
80 Quadratmeter voller Vielfalt
Schweiz
Somandin Garten- und Terrassengestaltung
Die Kunst der Raumaufteilung
Kanton Aargau, Schweiz
Lustenberger Schelling Landschaftsarchitektur
Allmende auf dem Dach Wien, Österreich
idealice Landschaftsarchitektur ZT
Der Garten der vier Combattenti Westliches München, Bayern
Koch+Koch GartenArchitekten. Alexander Koch
Burgblick am Wasser Stolberg, Nordrhein-Westfalen
GartenLandschaft Berg & Co. GmbH
Im Waldgarten zu Hause
Deutsch Evern, Niedersachsen
Zinsser KG, Gärten & Poolbau
Die Erfindung der Leichtigkeit
Bern, Schweiz Glowing Grass Company
Mehr Zeit unter freiem Himmel
Region Zürichsee, Schweiz PARC'S Gartengestaltung
Auszeit im Garten am Meer
Waabs, Ostseeküste, Schleswig-Holstein
Sandra Meyer
Archaisches Gartenerlebnis
Kanton Bern, Schweiz Gartenkultur AG
Gemeinsam grenzenlos München, Bayern
SCHÖNER GÄRTEN
Schwimmvergnügen im Vorgarten
Haan, Nordrhein-Westfalen
Gärten von Eckhardt GmbH & Co. KG
Langeweile ade!
Kanton Aargau, Schweiz Forster Gartenbau AG
Einladung zum Schwimmen unter alten Essigbäumen
Kirchheim unter Teck, Baden-Württemberg
Otto Arnold GmbH
Eine Gartenrarität auf 900 Metern Seehöhe Einsiedeln, Kanton Schwyz, Schweiz Lustenberger Schelling Landschaftsarchitektur
Gipfeltreffen der Künste Nordrhein-Westfalen
Wolfgang R. Mueller Landschaftsarchitekten
Zauber der alten Weide Frechen, Nordrhein-Westfalen gartenplus – die gartenarchitekten
Ars Vivendi in der Großstadt
Hamburg Soeren von Hoerschelmann
Familiengarten im Butterländchen
Aachen, Nordrhein-Westfalen
3PLUS Freiraumplaner
Rosenromantik in wilder Wiesenlandschaft
Bamberg, Bayern
Albrecht Garten- und Landschaftsbau
Logenplatz über der Stadt
Bern, Schweiz
Glowing Grass GmbH
Ein lebendiger Vorhang
Kanton Freiburg, Schweiz
Gartenkultur AG
Am Anfang war der Nutzgarten
Traunkreis, Österreich
grün² Gartendesign
Feriendestination Garten
Bitz, Baden-Württemberg
Thomann Garten- und Landschaftsbau
Tiefenentspannung im Wassergarten
Münsterland, Nordrhein-Westfalen
Garten Terpelle
Blickpunkt Pavillon
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen
GARTENWERK sander.schumacher gmbh.co.kg
Die richtige Antwort
Leonberg, Baden-Württemberg
GartenLandschaft Berg & Co. GmbH
Spaziergang durch den Senkgarten
Unterhaching, Bayern
Fuchs baut Gärten GmbH
Mit alten Bäumen leben
Nordrhein-Westfalen
Terramanus Landschaftsarchitektur
Was Weite bedeutet Bargfeld-Stegen, Schleswig-Holstein
Soeren von Hoerschelmann
Lebende Wände für ein Stadthaus
Köln, Nordrhein-Westfalen
Krebs & Conrads Garten- und Baukunst
Ein gewachsener Familiengarten
Appen, Schleswig-Holstein
Irene Alberts Landschaftsarchitektin
Pannonische Tiefebene im Blick Eisenstadt, Burgenland, Österreich
Stix Gartendesign Kg
Auf Spurensuche im Waldgarten
Potsdam, Brandenburg
Potsdamer Gartengestaltung GmbH
Lösungen des Jahres 2022
Longlist
Adressen und Pflanzenregister
Impressum
Egal wie man die Geschichte der Gärten betrachtet, in erster Linie dienten sie der Versorgung der Menschen mit Gemüse und Obst. Oft sind diese Gärten der Lebensmittelerzeugung, später meist als „Bauerngarten“ bezeichnet, in den historischen Abhandlungen wenig bis gar nicht enthalten. Blättert man in den Büchern über die Geschichte der Gartenkunst, so scheinen immer die Schlösser mit ihren prächtigen Gartenanlagen auf, die sich im Laufe der Zeit veränderten und je nach Modetrend wandelten. Renaissance, Barock, englischer Landschaftsgarten ... viele unterschiedliche Stile findet man, wenn man Gärten erkundet, und oft ist es für die Gartenarchäologen heute gar nicht so leicht, sich auf eine einzige Rekonstruktion eines Gartens zu einigen, tauchen doch immer neue Fundamente und vergrabene Schätze von früheren Zeiten bei den Sondierungsarbeiten auf.
Große Parallelen dazu findet man aber oft bei der Gestaltung der Privatgärten von heute, von denen ich in den vergangenen 30 Jahren wahrscheinlich mehr als 1 000 besuchen durfte. Oft begleitet von der TV-Kamera, die am besten dokumentiert, was in der Erinnerung oft verschwimmt.
So erlebe ich immer öfter, dass sich der Stil auch bei uns in den letzten Jahren gewaltig geändert hat. Einerseits wurde er bei modernen Gebäuden und von Profis gestaltet, oft minimalistischer. Andererseits bei den privaten „Gartlern“ immer naturnaher. Und die Veränderung der Gärten ist erstaunlich: So betrete ich oft einen Garten, den ich erst im zweiten oder dritten Blick als einen schon besuchten erkenne. „Ja, wir haben umgestaltet“ – Pool raus, Schwimmteich rein. Thujenhecke weg, Wildsträucherhecke gepflanzt. Oder Waschbeton-Pflasterwege weg, dafür Natursteinpfade mit üppigem Bewuchs der Pflasterfugen hinein.
Gärten und ihre Funktion
Sicherung der Ernährung, Hort der Erholung und Repräsentation – das sind die Hauptfunktionen eines Gartens und daran hat sich in der Geschichte nichts geändert. In einem alten Buch über die Geschichte der Gartenkunst werden die üppigen Gärten der Pharaonen beschrieben, die rund um die Pyramiden angelegt wurden. Nichts davon ist heute mehr zu finden.
Die Änderung des Klimas und die fehlende Bewässerung sind die Ursache dafür. Andererseits findet man in solchen Geschichtsbüchern aber auch da und dort jene Gärten, die mit einfachsten Mitteln eingezäunt als Hort der Gemüseproduktion dienten. Heute erlebt man eine Renaissance dieser Gärten. Wenn es auch hier nicht um die Vollversorgung, sondern vielmehr um das Erlebnis der Gemüsekultur geht, finden selbst im städtischen Bereich diese Gärten ihren Platz. Nicht zuletzt die Pandemie, die uns viel Zeit zu Hause brachte, gab dem Gärtnern einen zuvor nie erwarteten Boom. Wenn Pflanzen ausverkauft sind, Pflanzerde zur Mangelware wird und Baumärkte gestürmt werden, weil gemauert und gepflastert wird, um das eigene grüne Paradies zu gestalten, wird klar: Garten ist hip.
So veränderte sich mein Gartenleben
Meine ersten gärtnerischen Erfahrungen sammelte ich im elterlichen Garten, wo ich (angeblich) schon mit sechs Jahren Kastanienbäume setzte und es nicht glauben wollte, dass aus einer Frucht nur ein einziger Baum entsteht. So trennte ich den Sämling ab und pflanzte die beiden extra ein – Garteln ist eben auch manchmal mit dem Scheitern verbunden.
An das erste wirkliche gärtnerische Treiben erinnere ich mich gut. Ich errichtete als Zwölfjähriger mit einfachsten Mitteln ein Gewächshaus und zog darin Alpenveilchen, Weihnachtssterne und Pelargonien – so wie ich es beim Gärtner sah, dem ich Tag für Tag nach der Schule einen Besuch abstattete. Diese „Lehrzeit“ war prägend und aus einem Ödland am Ende unseres Gartens wurde der erste Gemüsegarten, wobei meine Bibel für alle diese Arbeiten stets das Buch von Marie-Luise Kreuter, „Der Biogarten“, war. Am Anfang stand – so wie in der Geschichte des Gartens – der Nutzgarten im Vordergrund: Beerenobst, Apfelbäume, Marillenbäume (wie wir in Österreich die Aprikosen nennen) und natürlich Gemüse. Was in dieser Zeit prägend war, war die Entdeckung des biologischen Gärtnerns. Kompost gab es damals schon bei uns und mit zunehmendem Alter, mit immer mehr Erfahrung und immer mehr Kursen und Seminaren, die ich besuchte, erfolgte auch die Pflege nur noch nach den ökologischen Grundsätzen. Brennnesseljauche, Schachtelhalmextrakt und so manche Kräuterbrühe standen nun bereit und die vielen in den 1970er-Jahren üblichen Gifte verschwanden.
Das bewundere ich noch heute an meinem Vater, der damals den Garten als Hobby (er war Bestatter und Tischler) betrieb. Als ich mit meinem Vorschlag kam, den Garten doch nun nach biologischen Grundsätzen zu bewirtschaften, war er sofort einverstanden. „Leben ist Veränderung“, hat er mir einmal gesagt, aber immer gleich dazu: „Werde aber nicht fanatisch!“
Am Anfang war ein Zaun ...
Letzteres habe ich (fast) immer eingehalten, aber wenn ich als Journalist die große Chance hatte und habe, das naturgemäße Gärtnern im Fernsehen, im Radio, in Büchern, Magazinen und natürlich auch online einem breiten Publikum schmackhaft zu machen, gehört ein wenig Fanatismus dazu. Vor allem aber Enthusiasmus.
Die Geschichte des Gartens — Blut und Schweiß
Menschen produzierten nach der Sesshaftwerdung ihr Obst und Gemüse, Zierde kam erst später oder von jenen Menschen, die als „Obrigkeit“ Geld und Zeit dafür hatten. So sind fast alle Gärten, die wir heute bewundern, bei Häusern zu finden, die dem Adel, Monarchen oder Wohlhabenden gehörten. Oftmals entstanden diese Anlagen mit dem Schweiß (und Blut) der Untertanen oder – wie in vielen Ländern – der Arbeit von Sklaven. Das alles sollte man bedenken, wenn wir heute die prachtvollen Parks besuchen, die scheinbar nur die Lust und Freude an Natur und Garten zeigen.
Als ich mit meiner Arbeit als Gartenjournalist (mehr oder weniger zufällig) begann, weil mein Job als Mitarbeiter bei einem Medienunternehmen sich mit meiner Leidenschaft des Gartelns gut verbinden ließ, bemerkte ich, dass der Garten damals vor 30 Jahren von vielen als Last und Mühe betrachtet wurde. Nur die eingefleischten Pflanzenliebhaber sahen das anders. Für mich war daher klar: Ich möchte mit meiner Tätigkeit die Freude am Garten und der Natur stärken. Einerseits verwendete ich daher statt des Wortes „Gartenarbeit“ nur noch den typisch österreichischen Begriff des „Gartelns“. Das zeugt von der Leichtigkeit und Freude, die die Beschäftigung mit dem grünen Paradies macht.
Den wirklichen Schlüssel zum Erfolg brachte aber ein Zitat, das ich dem großen Staudengärtner Karl Foerster verdanke. In einem seiner Bücher schrieb er – wie immer euphorisch – über die Stauden und kam zum Schluss: „Ein Garten mit Stauden ist ein Garten für intelligente Faule!“ Das wurde mein Buchtitel, um Menschen, die bisher konventionell gegärtnert hatten, vom naturgemäßen Bewirtschaften eines Gartens zu überzeugen.
Das scheint auch gelungen zu sein, wenn auch nicht ich allein den Anstoß dazu gegeben habe. Dank vieler Initiativen und strengerer gesetzlicher Grundlagen sind im Privatgarten chemische Schädlingsbekämpfungsmittel fast gänzlich verschwunden. Unkrautvernichtungsmittel gehören der Vergangenheit an und selbst bei der Verwendung von Erde überlegen es sich viele dreimal, ob sie tatsächliche eine Torf-Pflanzerde verwenden sollen.
Die neue, grüne Gartenwelt
Das führt mich in das Land, das die Gartentrends nach wie vor vorgibt: Großbritannien. Meine (garten-) journalistische Arbeit ging einher mit den Gartenreisen, von denen es vor 30 Jahren nicht einmal eine Handvoll gab. Damals war in „good old England“ alles wie immer. In den Gärten wurde (kunst-)gedüngt, gesprüht und vernichtet – wie seit Jahrhunderten. Und dennoch erlebte ich dort eine Liebe zu den naturnahen Gärten, wie ich sie sonst zu dieser Zeit nirgendwo vorfand. Der Rasen beim Haus war zwar perfekt gepflegt, aber je weiter man sich von den Häusern entfernte, desto mehr war die Natur der Gestalter: Wildsträucher, Blumenwiesen und viele Oasen für Tiere.
Auf den großen Gartenschauen, von denen natürlich die Chelsea Flower Show die herausragendste war (und ist), war damals davon nichts zu sehen. Hier galt es, die Natur zu bändigen und mit immer größeren und aufwendigeren Gestaltungen für Eindruck zu sorgen.
Doch das Gartenland Nummer eins hat sich viel schneller gewandelt, als es manche für möglich gehalten haben. Besucht man heute diese älteste Blumenschau der Welt im Park des Chelsea Hospital, dann sind zuletzt fast ausschließlich Naturgärten zu finden. Teilweise so perfekt nachgebaute Natur, dass sich manche fragten, wo denn da die Garten„gestaltung“ geblieben sei.
Selbst in den royalen Parks und Gärten in UK dominieren die Blumenwiesen. Die Mutter der Gartenbaukunst, die Royal Horticultural Society, hat sich völlig auf den Naturtrend eingeschworen. So sind in den großen Schaugärten der Gesellschaft, die alljährlich von hunderttausenden Besuchern bewundert werden und ein absolutes Familienausflugsziel darstellen, keine mineralischen Dünger, chemischen Spritzmittel und torfhaltigen Erden in Verwendung. Bei Letzteren haben sich die einstigen schwer konventionellen Gärtner in Großbritannien am neuen König Charles III. ein Vorbild genommen.
Sein privates Anwesen Highgrove ist schon seit 30 Jahren eine Pilgerstätte für das Gärtnern „mit“ und nicht „gegen“ die Natur.
Bei meinen Dreharbeiten in diesem Prachtgarten war an allen Ecken und Enden der feinfühlige Umgang mit der Natur zu spüren – und das alles aber immer mit dem Ziel, eine grüne Oase zu schaffen, die der Mensch geplant hat.
Das führt zu den Ursprüngen des englischen Landschaftsparks, der in einer seiner schönsten Formen im Anwesen von Stourhead zu sehen ist. Ausgangspunkt war für viele dieser Gärten ein Künstler und sein Gemälde, das er als absolutes Ideal für einen Garten auf die Leinwand brachte. Danach haben die Gestalter den Garten errichtet. Dort in Stourhead musste zum Beispiel ein eigener Staudamm gebaut werden, damit der See, um den der Garten mit Tempel & Co entstanden ist, ver-
wirklicht werden konnte. Wohlgemerkt – das alles in Zeiten ohne große Baumaschinen, aber mit einer kleinen extra dafür errichteten Eisenbahn, um die Tonnen von Material für die Staumauer heranzukarren.
Von England gelernt
Besucht man heute Gärten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, dann ist in vielen der britische Einfluss zu spüren – sowohl bei den professionellen Gestaltern als auch bei den Amateuren. Gartenbücher, Gartenmagazine, Gartenreisen und nicht zuletzt die vielen TV-Dokumentationen lassen die Wünsche nach britischen Gartenträumen wahr werden.
So sind viele der Gärten heute in Gartenräume gegliedert – das macht kleine Gärten größer und große Gärten wirken kleiner. Ein ganz typisches Merkmal von vielen britischen Gartenparadiesen – das wohl berühmteste darunter ist Sissinghurst. Dort, wo einst Gefangene inhaftiert waren, sind heute zwischen den hohen Ziegelmauern der Weiße Garten, der Frühlingsweg oder die herrlichen Blumenwiesen rundherum zu bewundern. Und immer mit dabei sind die Mixed Borders – die bunten Blumenrabatten, die vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst für Blütenreichtum sorgen.
Vita Sackville-West und ihr Ehemann Harold Nicolson haben eben Gartentrends vorgegeben.
Mein Lieblingsgarten ist Great Dixter. Hier vereint sich das naturnahe Gärtnern mit der britischen Kunst, Gärten zu gestalten. „The Dixter Way“ nennt Fergus Garrett, der Head Gardener, der schon unter Sir Christopher Lloyd (verstorben 2006) den Garten um das mittelalterliche Anwesen pflegte, die Art und Weise, wie hier gegärtnert wird: üppige Bepflanzung in Schichten ins Beet gesetzt und dazu viele Hecken, die wiederum die Gartenräume schaffen. Darüber hinaus ist Great Dixter vor allem für junge Gartenliebhaber ein Treffpunkt aus der ganzen Welt, denn der von Lloyd gegründete Trust hat ein Ziel: das Wissen weitergeben. Nicht nur die aktuellen Gartenbautechniken, sondern vor allem auch die vielen Handgriffe, die schon die Gärtner vor Jahrzehnten und Jahrhunderten nutzten. So wird in Great Dixter vermehrt wie zu alten Zeiten die Erde gemischt, und dennoch läuft gleich nebenan die Wärmepumpe, die das mittelalterliche Haus heizt.
Alt und Neu — wie passt das zusammen?
Das bringt mich zum häufigsten Diskussionsthema auf meinen Gartenreisen, die ich in den vergangenen Jahren mit einigen Tausend Gartenfreunden unternommen habe: die moderne Architektur. Es gibt keine gute oder schlechte Architektur – es gibt nur die falsche Gestaltung am falschen Platz. Wie feinfühlig manch mo-
derne Gartengestaltung einem alten Haus neuen Schwung verleiht, zeigen viele Beispiele. Andererseits gibt es moderne Häuser, wo ein Garten mit üppigen Staudenbeeten die harten Strukturen auflockert.
Was mich zu einer Gestaltung bringt, die vor allem durch den Klimawandel und den Wunsch nach Senkung der Pflegekosten mit initiiert wird: der Präriegarten. Als Vorbild dienen nordamerikanische Pflanzengemeinschaften, was vor allem vom Niederländer Piet Oudolf aufgegriffen und weltweit populär gemacht wurde. Gerade in den Zeiten der immer trockeneren Sommer haben sich die Kombinationen aus Gräsern, hitzefesten Stauden und Zwiebelblumen, die im zeitigen Frühjahr für Farbe sorgen, bewährt. Solche robusten Bepflanzungen sind die Antwort auf die „Gärten des Grauens“, die oft in Wohnsiedlungen als Schotterwüsten eine scheinbar pflegeleichte Alternative bieten sollen. Da und dort schon verboten, haben es die Besitzer einfach nur nicht verstanden, dass echte Kiesgärten tatsächlich weniger Mühe machen und gerade den Wetterextremen mit wochenlanger Trockenheit und plötzlichen wolkenbruchartigen Niederschlägen gegenüber am besten gewappnet sind. Denn da liegt der Schotter oder der Kies nicht bloß oben auf (oft noch dazu mit einer Plastikfolie vom Mutterboden getrennt), sondern reicht bis in eine Tiefe von 30, 40 oder gar 50 cm. Dort gibt’s wenig Beikraut, dafür große Vielfalt und Oasen für viele Tiere.
Die „Mutter“ dieser Kiesgärten ist einmal mehr in England zu finden. Beth Chatto schuf in ihrer Gärtnerei vor einigen Jahrzehnten bereits einen solchen Kiesgarten. Dort, wo einst ein Parkplatz war, erblüht nun das ganze Jahr über eine pflegeleichte Staudenpracht. Ein Vorbild nicht nur für viele Gärten, sondern auch für viele Verkehrsinseln, wo nun anstelle von langweiligem Cotoneaster die Vielfalt eingezogen ist.
Mein Traumgarten
Nein, ich schreibe hier nicht über meinen Garten, der in den vergangenen 30 Jahren rund um unsere nostalgische, aber neu erbaute Gründerzeitvilla in Seewalchen am Attersee entstanden und vor allem eines ist: mein Experimentiergelände. Lange war ich nach meinen Reisen immer enttäuscht, wenn ich nach Haus kam. Doch heute genieße ich die gut eingewachsene Gartenfläche, in der sich immer mehr die Natur selbst versorgt und nur kleinere Bereiche, wie der Gemüse- und Obstgarten, mehr Pflege benötigen.
Doch nun tatsächlich zu dem Traumgarten, der –man glaubt es kaum – nicht in England liegt: Ninfa, südlich von Rom. Als ich erstmals von diesem Garten las, stach mir ein Zitat der New York Times ins Auge: „The most beautiful and romantic garden in the world!“ Mit einem Garten im herkömmlichen Sinn ist dieser nicht zu vergleichen. Dort, wo sich im Mittelalter eine Stadt mit 10.000 Einwohnern befand, wo Kirchen, Paläste und Häuser standen, blieben nach offenbar erbitterten Kämpfen nur Schutt und Ruinen zurück. Jahrelang schlummerte der Ort, ehe er Mitte des 20. Jahrhunderts in einen botanischen Garten umgestaltet wurde. Magnolien, Hartriegel, Blauregen begleiten nun die Ruinen und hüllen sie in eine Farbenpracht. Dazu viel Wasser in einer Gegend, die heute unter Hitze und Trockenheit leidet. Gleich mehrere Quellen entspringen in dem Garten und die Wasserläufe sind so gestaltet, dass ihre Geräusche wie ein Musikstück klingen. Oft hört man diese feinen Töne nicht, denn der Garten ist heute eine Publikumsattraktion und im Halbstundentakt werden die Besucher in Gruppen durch diese Oase der Romantik geführt. Lernen kann man aber auch hier für den eigenen Garten, denn nicht jede alte Mauer muss abgetragen oder, wenn sie erhalten wird, verputzt und erneuert werden. Ruinen, wie sie schon in den Barockgärten zu finden sind, können ohne viel Kitsch auch im Hausgarten ihren Platz finden.
Wohin geht der Garten?
Ganz gewiss haben die Pandemie und die nachfolgende Energiekrise das Leben deutlich verändert. Daheim zu sein, das eigene grüne Paradies zu genießen und nicht bloß zu besitzen, gehört dazu. Aber auch der Nutzen steht immer mehr im Vordergrund. Kaum einen Garten gibt es ohne Hochbeet, um dort Gemüse oder Kräuter zu ziehen. Töpfe mit Tomaten, Paprika und Chili schmücken nicht nur, sondern liefern die Köstlichkeiten und zeigen mit jeder Pflanze, dass es mühsam und ein langer Weg vom ersten Samenkorn bis zur Ernte ist. Genau das war wohl der einzig positive Aspekt der Pandemie: Immer mehr junge Menschen erlebten den Garten nicht nur als Ruhe- und Erholungszone, sondern auch als Ort, wo Lebensmittel produziert werden. Kartoffeln waren plötzlich in den unterschiedlichsten Sorten gefragt – von den Linzer Blauen bis zu den Bamberger Hörnchen. Und wer keinen Garten hatte, der pflanzte im Topf. Getreu dem alten Motto: Das kleinste Beet ist der Blumentopf.
Mit dem Ende der Lockdowns bemerkte man freilich wieder eine gewisse Abkehr von dieser romantischen Seite des Selbstversorgens, doch gewisse Änderungen bleiben und machen sich nach wie vor bemerkbar. Gemüse- und Kräuterpflanzen zählen zu den Verkaufsschlagern, während so manche Petunie oder Pelargonie am Verkaufstisch zurückbleibt.
Gefragt sind Kräuter in allen Variationen, weil sie auf perfekte Art und Weise Nutzen und Zierde verbinden. Genauso wie die Obst- und Beerengehölze, die an Hauswänden als Spaliere oder als Raumteiler im Garten stehen und ebenfalls die Freude an der Ernte und am Wachstum vereinen. Was sich aber immer mehr zeigt: Große Gärten von früher sind heute unleistbar.
Der Luxus unserer Zeit
In Zeiten, in denen Grund und Boden immer wertvoller und vor allem rarer werden, sind Gärten ein enormer Luxus. Hier nicht auf die Umwelt und die Auswirkungen auf das Kleinklima zu achten, sind absolute Todsünden in der Planung. Bedenkt man doch, dass große alte Bäume ein enormer Schatz sind. Denn sie liefern nicht nur den Sauerstoff zum Leben, sondern spenden Schatten und kühlen die Umgebung. So zeigten Untersuchungen, dass alte Bäume eine so große Klimaverbesserung bewirken, wie sonst 10 bis 15 Klimaanlagen, die zum Kühlen von einzelnen Wohnräumen verwendet werden.
Eine oft gestellte Frage, welchen Baum ich wohl empfehle, „der keinen Mist macht“, beantworte ich immer zynisch: Mist macht nur der Mensch, oft in Form von Plastik, das in Hunderten von Jahren noch nicht verrottet ist und leider auch bei der Gestaltung der Gärten immer wieder verwendet wird. Sei es durch Zaunblenden, Folienabdeckungen oder Töpfe und Beetbegrenzungen. Oftmals endet dieser Kunststoff, in mikroskopisch kleine Teile zerfallen, als Mikroplastik auf unseren Tellern. Glaubt man den Untersuchungen, dann essen wir schon heute pro Woche so viel Plastik, wie eine Scheckkarte enthält.
Bäume dagegen produzieren den wertvollsten Rohstoff: Laub! Dieser Schatz, der alljährlich in Millionen von Tonnen anfällt, verrottet und liefert Humus in Hülle und Fülle. Damit erzeugt er im Boden nicht nur ein aktives Leben, sondern ermöglicht es, auch Wasser und Nährstoffe zu speichern.
Daher sind für mich die Gärten der Zukunft noch viel mehr ein Teil der Natur, als sie es schon heute sind. Diese grünen Oasen bilden in der dicht verbauten städtischen Struktur Biotopverbände des Lebens. Das Phänomen dabei: Selbst wenn diese Gärten weit weg von der Natur sind, finden Tiere und Pflanzen diese Natur aus zweiter Hand und nisten sich dort ein.
Lassen wir daher bei der Gestaltung der Gärten an mindestens einer, besser aber doch an vielen Stellen des Gartens der Natur ihren freien Lauf. Nur dann werden wir es schaffen, dass unsere grünen Paradiese auch Paradiese für die Natur sind – ob modern oder romantisch, ob minimalistisch oder in barocker Üppigkeit.
Karl Ploberger„Allein die große Anzahl von privaten Gärten macht die Bedeutung des Wettbewerbs „Gärten des Jahres“ deutlich. Ihre Gestaltung kann auf die Herausforderungen, die mit der Anpassung an die veränderten Klimabedingungen, der zunehmenden baulichen Dichte und dem Verlust von Pflanzen und Tieren in urbanen Räumen verbunden sind, ökologisch und ästhetisch sowie sozial gute Antworten finden. So zum Beispiel mit Dachgärten zur Erholung für die Hausbewohner und als vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Oder mit Bäumen und Stauden, die Trockenheit ertragen. Wasser wird als wertvolle Ressource verwendet, wenn es in Retentionsflächen geleitet wird oder der Bewässerung der Pflanzflächen dient. Dessen ungeachtet scheinen Pools für viele Landschaftsarchitekten und/oder die künftigen Nutzer unverzichtbar zu sein.“
„Viel zu selten hat man die Gelegenheit, sich so schöne Gärten anzusehen, da sie sich ja meistens hinter verschlossenen Gartentoren befinden. Hier sind die Tore geöffnet und die hohe Qualität der Gartenarchitekten und -architektinnen sowie der Landschaftsgärtner wird sichtbar.“
„Ich war auch bei der diesjährigen Jurysitzung wieder begeistert, wie es den professionellen Gartenplanern und -planerinnen gelungen ist, die teilweise ausgefallenen Wünsche der Gartenbesitzer sehr kreativ und geschmackvoll mit dem gärtnerisch und planerisch Machbaren zu verknüpfen – und wie sie dabei immer wieder hervorragende Ergebnisse erzielen. Leider konnten wir nicht alle Projekte in dieser Ausgabe mit einer besonderen Anerkennung versehen – verdient gehabt hätten sie es.“
THOMAS BANZHAF, VIZEPRÄSIDENT DES BUNDESVERBANDES FÜR GARTEN-, LANDSCHAFTSUND SPORTPLATZBAU (BGL) WOLFGANG BOHLSEN, CHEFREDAKTEUR „MEIN SCHÖNER GARTEN“ IRENE BURKHARDT, VIZEPRÄSIDENTIN BDLA„Der Wettbewerb 'Gärten des Jahres' hat sich über die Jahre zu einem herausragenden Format der Gartenkultur im deutschsprachigen Raum entwickelt. Die eingereichten Arbeiten zeigen die hohe Qualität und Innovation im Bereich der privaten Gärten. Dabei sind Trends und aktuelle Entwicklungen erkennbar. Aktuell gewinnt der Garten als privater Rückzugsraum ebenso an Bedeutung, wie die an den Klimawandel angepasste Verwendung von Pflanzen.“
„Es ist richtig und wichtig, dass die Gartenarchitektur auf aktuelle Themen und Herausforderungen wie den Klimawandel reagiert. Fassadenbegrünungen, Dachgärten in Großstädten, angepasste Pflanzkombinationen, die Verwendung nachhaltiger Materialien und der sensible Umgang mit der Landschaft sind hier wichtige Stichpunkte. In Zukunft muss in dieser Hinsicht noch viel mehr geschehen.“
„Die Qualität der Gartengestaltung und der Pflanzenverwendung in den eingereichten Projekten, steigert sich von Jahr zu Jahr. Die Auswahl der Gärten für die Präsentation im Buch und für die Auszeichungen fiel der Jury noch schwerer als in den Vorjahren.“
KONSTANZE NEUBAUER, AUTORIN JENS SPANJER, VORSTAND DER STIFTUNG SCHLOSS DYCK, ZENTRUM FÜR GARTENKUNST UND LANDSCHAFTS- KULTUR, UND STUDIERTER LANDSCHAFTSARCHITEKT FOLKO KULLMANN, FACHAUTOR UND FACHLEKTOR FÜR GARTENBAU. SEIT 2016 PRÄSIDENT DER GESELLSCHAFT DER STAUDENFREUNDE (GDS)BDLA – Bund Deutscher Landschaftsarchitekten
Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla) ist der Berufsverband deutscher Landschaftsarchitekten. Er wurde 1913 in Frankfurt am Main als Bund Deutscher Gartenarchitekten (kurz BDGA) gegründet und schließlich 1972 in den heutigen Namen umbenannt.
BGL –
Bundesverband
Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau
Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. ist ein deutscher Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband. Er vertritt die Interessen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues auf bundesebene und in Europa.
DGGL – Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.
Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. ist ein gemeinnütziger Verein in Deutschland, aktiv in allen deutschen Bundesländern und mit einer Bundesgeschäftsstelle in Berlin.
ÖGLA
Die Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur (ÖGLA) ist der Verband der Landschaftsarchitekt:innen und -planer:innen Österreichs. Die Interessen aller im Fach Berufstätigen (Selbstständige, Unselbstständige, öffentlich Bediensteter, Wissenschaftler:innen, Studierende) stehen im Vordergrund der Vereinstätigkeiten.
GaLaBau Verband Österreich
Der Garten- und Landschaftsbauverband ist ein österreichischer Wirtschaftsbauverband. Er eint Unternehmen, die sich mit dem Bau, der Umgestaltung und Pflege von Grün- und Freianlagen sowie der Landschaftspflege beschäftigen, und vertritt deren Interessen.
BSLA
Der BSLA ist ein Zusammenschluss von qualifizierten, in der Planung tätigen Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen in der Schweiz. Der BSLA nimmt die fachlichen, berufspolitischen und wirtschaftlichen Interessen des Berufsstandes im Allgemeinen und seiner Mitglieder im Besonderen gegenüber Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit wahr, auf nationaler wie internationaler Ebene.
JardinSuisse
JardinSuisse ist der repräsentative Zusammenschluss und die Interessenvertretungs- und Dienstleistungsorganisation der Unternehmen der grünen Branche in der Schweiz. Die Mitglieder planen, bauen und pflegen Grünanlagen, produzieren Pflanzen in Gewächshäusern und im Freiland und betreiben gärtnerische Detailhandelsgeschäfte.
Garten + Landschaft
Garten + Landschaft ist ein deutschsprachiges Fachmagazin für Landschaftsarchitektur & Urban Design und informiert über Landschaftsarchitektur, Grünplanung, Freiraumplanung und Stadtplanung, Naturschutz, Ökologie, Kulturlandschaft, HOAI und zeigt Parks, Gärten, Plätze und Wettbewerbe.
Mein schöner Garten
Mein schöner Garten ist eine Publikumszeitschrift des Offenburger Medienkonzerns Hubert Burda Media im Segment Living/Garden. Die Zeitschrift beinhaltet zahlreiche Anregungen zur Gartengestaltung und Gartenarbeit sowie hilfreiche Gartentipps und Pflanzeninformationen.
Gartenpraxis
Bei der Gartenpraxis steht die Pflanze im Mittelpunkt. Die Zielgruppe beinhaltet Garten- und Landschaftsarchitekten, Gartenbauingenieure, Garten- und Landschaftsbauer, Gärtner und Gartenbesitzer, die Informationen und Erfahrungen auf professionellem Niveau suchen und auf Qualität Wert legen.
GÄRTEN
ist das Magazin für Entscheider in Gartenarchitektenbüros und GaLaBau-Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Mit „Best Practice“-Beispielen aus der Planungspraxis, Hintergrundinfos aus der Branche, der Vorstellung neuer Produkte und vielem mehr ist GÄRTEN ein wichtiger Begleiter für alle, die sich mit professioneller Gartengestaltung beschäftigen.
Giardina
Die Giardina ist ein europaweit einzigartiges Gartenerlebnis für alle Sinne und bildet jeweils zum Frühlingsbeginn einen fulminanten Auftakt in die Saison: Die bedeutendsten Anbieter der Branche präsentieren auf rund 30.000 m 2 neue Produkte, kreative Lösungen und die kommenden Trends in der Gestaltung von Garten, Terrasse und Balkon.
Schloss Dyck
Die Stiftung Schloss Dyck ist als Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur eine in Nordrhein-Westfalen einmalige Institution, die die historischen Gärten und Kulturlandschaften mit aktuellen Themen der Landschaftskultur und des Städtebaus erlebbar miteinander verbindet.