Zeitschrift für Naturstein
Juni 2011
Kontinent der Trendsteine
Stone+more Stone+tec
Neuer Innovationspreis Messe im Überblick
Innovation
Expertenforum
Europa
Nürnberg Baumeister Architekturquartett
Stone+more Messezentrum
Architekten
Stone+tec
Steinmetzen
Peter-Parler-Preis
Student Day
Sonderschau
Stand party
Preisverleihung
Deutscher Natursteinpreis
Inhalt
Nachrichten
Der Innovationspreis Stone+more wird in diesem Jahr erstmals auf der Stone+tec verliehen. Er prämiert innovative Produkte aus, mit und für Naturstein. Wählen auch Sie Ihren Favoriten.
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Alle zwei Jahre trifft sich Europas Natursteinbranche in Nürnberg auf der Fachmesse Stone+tec. Sie findet in diesem Jahr vom 22. bis 25. Juni statt. Alle Termine im Überblick.
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Vier mal Gold BIV und BUGA prämieren gut gestaltete Grabzeichen.
Gut zu wissen
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Steinmensch Die Basaltkönigin von Stolpen
12 Angesprochen Kultur pflegen 14 Chefsache Wenn Mitarbeiter Fehler machen. 16
Sehen lernen Vom Rittergut zum Neubauernhof
18 Mobil Unterwegs in Jordanien
Baustelle 74
Rathaus in Wien: ein Musterbeispiel In den kommenden Jahren soll das Wiener Rathaus restauriert werden.
Unternehmen & Produkte
80 Produktvorschau Stone+tec: Naturstein, Maschinen, Werkzeuge und mehr Anspruchsvolle Gestaltung und Maschinenarbeit sind kein Gegensatz. Ein Steinmetz aus Mertingen zeigt, wie sich Hightech im Familienbetrieb bewährt.
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ren soll das Wiener Rathaus umfangreich restauriert werden. Welchen Herausforderungen sich die Beteiligten stellten und warum das Ergebnis als »musterhaft« bezeichnet werden kann.
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Diesem Heft liegt eine Gratis-Eintrittskarte für die Stone+tec bei. Zusammen mit dem Veranstaltungsguide auf dem Titel sind Sie bestens ausgerüstet für Ihren Messebesuch!
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Chance Europa
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Die Chance heißt Europa Europas Trendsteine und nachhaltiges Bauen
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Europas Betriebe müssen Lösungen anbieten Ein Gespräch mit Euroroc-Präsident Stefano Ghirardi
Stone+tec aktuell
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Innovationspreis Stone+more Alle Einreichungen im Überblick
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Die Stone+tec 2011 auf einen Blick Was Sie nicht verpassen sollten.
UXK 4-R: Hart zu Stein
Arbeiten mit CNC-Maschinen
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Neustart im Altmühltal Wie ein Steinproduzent in die Zukunft investiert.
Der UXK 4-R – kraftvolles Arbeiten wie noch nie. Konstante Durchzugskraft im Drehzahlbereich von 1800 - 4000 min-1.
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Fünf Achsen für ein Grabmal Gestaltung mit Maschineneinsatz
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Einzug der Roboter Brückensäge und Bearbeitungszentrum in Einem
Bauen mit Naturstein
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Der Stein und die Stadt Im Gespräch mit Architekt Max Dudler
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Naturstein verpflichtet Architekt Jan Kleihues über das Bauen mit Stein
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Stein ist … Trendscout, Köche, Schauspieler – und Stein
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SPIEL MIT KLAREN FORMEN Mit bekannter Qualität und exzellentem ellentem Design setzen wir auch 2011 neue Trends – vom Urnenstein bis zur kompletten Grabanlage. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Heinz Böse und sein Team heißen Sie herzlich willkommen!
ne+tec, Besuchen Sie uns auf der Sto 323/Halle 4A vom 22. bis 25.06.2011 Stand Natursteinwerk Max Böse GmbH | Industriestr. 2-4 | 36137 Großenlüder Telefon: 06648 9501-0 | Fax: 06648 9501-20 | info@boese-naturstein.de www.boese-naturstein.de
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Europa
Die Chance heißt Europa Wir befinden uns im Jahre 2011. Ganz Europa wird von den Steinen aus China überschwemmt. Ganz Europa? Nein! Ein paar unbeugsame Europäer hören nicht auf, den Eindringlingen aus dem Osten mit eigenen Steinen Widerstand zu leisten. Das Leben ist leicht für die, die mehr bieten können als Steine von der Stange. Von Willy Hafner und Ariane Suckfüll
Legende l Andeer (Schweiz) l ▲ Basaltite (Italien) l u Bateig (Spanien) l n Bayerwald Granit (Deutschland) l u Belgisch Granit (Belgien) l u Crema Marfil (Spanien) l u Grauwacke (Deutschland) l u Jura (Deutschland) l u Mocca Creme (Portugal) l n Neuhauser Granit (Österreich) l l Osernone (Schweiz) l u Pietra di Nanto (Italien) l u Pietra Serena (Italien) l u Rohrschacher Sandstein (Schweiz) l u Scotch Buff (England) l u Thüringer Muschelkalk (Deutschland) l u Travertino Romano (Italien) l u Vratza (Bulgarien) l u Warthauer Sandstein (Polen) l 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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Zeichenerklärung: n Plutonite l Metamorphite ▲ Vulkanite u Sedimentgesteine
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Europa
B
esuchen Sie Europa, solange es noch steht! Der Werbespruch eines amerikanischen Touristikunternehmens hatte es 1984 dank einer Düsseldorfer Punk-Band in die Hitparade gebracht: U-Boote im Canale Grande, Raketenabschussrampen auf dem Petersplatz, ein Atompilz vor dem Kölner Dom und in der Nähe von Big Ben ein zartes Alpenglühen. Europa, so schien es, war am Ende. Fukushima kannte damals noch niemand. Europa, das war jener Teil der Welt, dessen Ende für viele schon besiegelt war.
Masse oder Klasse Alle anderen können es besser, bunter und vor allem billiger. Masse statt Klasse! Die Welt ist ein Dorf und Europa war ein Nest, das nur verbissen Widerstand leisten konnte. Falsch. Europa steht noch, und um das europäische »Kulturgut« Naturstein brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Steine aus Europa haben Geschichte gemacht und sie haben wieder Konjunktur. Sie sind Teil des »genetischen Codes der
Alten Welt«. Das Geschäft mit den Steinen aus Europa rechnet sich wieder – vor allem für die Handwerker vor Ort. Dort, wo Handwerker ein eigenes Gefühl, eine eigene Identität vermitteln, haben sie Erfolg. Die Branche in Europa hat Visionen, und sie hat die richtigen Steine. Diese Visionen setzen Kreativität frei, und zeigen Wege, helfen weiter, abseits von Unmaßplatten und Normfliesen. Es bleibt die Frage, wo steuert die Branche hin, wie kann die Zukunft erfolgreich gestaltet werden? Es gilt zu zeigen, dass es der Prozess des Suchens nach dem »Zeitgemäßen« und »Zukunftsorientierten« ist, der das Bewusstsein dafür schärft, dass Veränderungen die Essenz des Lebens sind. Die Natursteinbranche in Europa ist auf dem besten Weg, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. »Die Lust am Anderssein betrügt, oft verführt sie, doch aus dem Gewohnten führt sie allemal hinaus«, schrieb einst Ernst Bloch. Recht hat er! Viele Veränderungen sind positiv für Europas Natursteinbranche.
gen auch die natürlichen Steine Moden. STEIN nimmt Sie mit auf eine Reise durch den Natursteinkontinent Europa, immer auf den Spuren derzeit gefragter Natursteine. Wir beginnen im Norden auf der Insel: Nicht gerade als Steinland bekannt verfügt England über attraktive und robuste Sandsteine. Ein Trendstein ist derzeit auch Polens Sandstein. Österreich dagegen überzeugt mit hartem, homogenem Granit. Weiter nach Osten in Bulgarien entdecken wir einen eleganten, klassischen Kalkstein. Wir setzen die Reise gen Südwesten fort und befinden uns im Mutterland der Steine: bella Italia. Sandstein, Kalkstein und Travertin, für jeden ein Stück Dolce Pietra. Wir verlassen das Land der Steine: die Schweiz, solide, robuste Steine, die einiges erlebt haben in ihrer Entstehungsgeschichte. Ein großer Schritt – und wir sind in Spanien, cremebeige Steine, homogen und edel. Creme ist das Motto im Westen, wir sind an der Atlantikküste Portugals angekommen. Europa ist im Westen zu Ende, der Weg führt uns zurück über Belgien, mit dem immer ein Stein assoziiert wird, ein blauschwarzer Bestseller, mitten ins Herz Europas. Wir befinden uns in Deutschland: Vielfalt in Struktur und Farbe, hart und weich, hell und dunkel. Unsere Reise ist zu Ende – vorerst. Ihre beginnt: Entdecken Sie die Trendsteine Europas auf den folgenden Seiten und lesen Sie, was führende Köpfe der Branche über die Zukunft der »Steine vom u Ort« denken.
Eine Reise durch Europa Die Steine aus Europa sind wieder gefragt bei Bauherren und Planern. Die Diskussionen um nachhaltiges Bauen und das Nutzen der regionalen Ressourcen tragen Früchte. Europas Steinproduzenten können sie jetzt ernten. Vorausgesetzt, Farbe und Struktur der Steine liegen im Trend. Denn wie alles unterlie-
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Wir treffen uns in Nürnb STEIN - HOLZBÖDEN - FLIESEN
Stone+Tec 20114 52
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Direktimport aus Brasilien, China und Indien Vielfältige Auswahl an Steinen aus dem Alpenraum Eigene Produktion Breites Angebot an Lagerware FUCHS AG - Schlanders - Südtirol / Italien Tel. +39 0473 741 741 - info@fuchs.it
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Stone + more
Der Innovationspreis Stone+more wird 2011 erstmals im Rahmen der Stone+tec 2011 für qualitätvolle, neuartige, inno vative, verbraucher- und marktorientierte Produkte aus Naturstein und Produktkom binationen in Verbindung mit Naturstein sowie für Verfahren und Technologien zu deren Herstellung und Verarbeitung ver geben. Der Preis wird in den Kategorien »Innovative Produkte aus und mit Natur stein«, »Innovative Marketing- und
stone+more Die Ausstellung: In Halle 5,
Stand 100 werden die Einreichungen im Rahmen einer Sonderschau vorgestellt.
Die Preisverleihung: Am Donnerstag, 23. Juni, um 17.30 stehen die Sieger fest. Es gibt Sachpreise und Urkunden.
Die Party: Gefeiert wird anschließend
im Rahmen einer »Afterwork-Party«. Sie sind herzlich eingeladen!
Die Dokumentation: Im September
erscheint eine zweisprachige Dokumen tation, die Naturstein- und Architektur fachzeitschriften beiliegt.
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Stone + more
Gewinnen Sie mit
stone+more . die Ausstellung
die Preisverleihung
Kommunikationsstrategien« sowie »Innovative Verfahren zur Herstellung und Verarbeitung von Natursteinpro dukten« verliehen. Außerdem wird ein Publikumspreis vergeben. Hier haben Sie die Wahl!
Gewinnen Sie ein iPad! Wählen Sie Ihren Favoriten aus den Einreichungen zum Innovationspreis Stone+More 2011 und gewinnen Sie ein iPad. Stimmen Sie ab. Unter www.stone-more.com können Sie Ihre Stimme abgeben.
1 Rillierte Platten
» Frank Peffekoven, Geschäfts führer Heinrich Quirrenbach Naturstein Produktions- und Vertriebs GmbH, Lindlar
Der regional abgebaute und hochwertig verarbeitete Naturstein Grauwacke ist ein ideales Gestaltungsmittel nachhaltiger Architektur. Mit der für die Bundesgartenschau 2011 entworfenen großen Formatplatte haben wir eine neue, interessante Produktkategorie geschaffen und erweiterten ihren Einsatzbereich für die gebundene Bauweise mithilfe einer speziell entwickelten Produktionstechnik. Die Rillierung der bis zu 15 cm starken Platten entlang ihrer Kopf- und Seitenflächen erhöht die Flankenhaftung um 40 %. Durch Integration eines Arbeitsschrittes für die Rillierung der Platten in die Produktionsstraße arbeiten wir kosteneffizient, denn wir benötigen weder die weitere Bearbeitung mit einer umständlichen Verlagerung der Werkstücke noch eine kosten intensive händische Nachbearbeitung.
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Frank Peffekoven
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CNC
Neustart im Altmühltal Mit dem Kauf durch eine Firmengruppe kam die Rettung für einen Natursteinproduzenten im Altmühltal. Der neue Inhaber investiert kräftig in die Produktion und baut die CNC-Technik aus. Von Richard Watzke
W
enn dieser Mann etwas anpackt, dann richtig. Herbert Fürst ist Geschäftsführer der Schabmüller-Holding und damit für die Sanierung des jüngsten Zuwachses der Ingolstädter Firmengruppe verantwortlich. Zu tun gibt es reichlich für Fürst; Anfang April 2010 kaufte die vor allem in der Automobilbranche aktive Firmengruppe von Franz Schabmüller die insolvente Juma, um ihr eigenes Unternehmensspektrum zu verbreitern. Bevor es grünes Licht für den Kauf gab, wurde das Natursteinwerk auf Herz und Nieren geprüft; dazu analysierten die Ingolstädter den Markt für Naturstein und wogen die Chancen für die Produktion in Walting-Gungolding ab. Dann fiel der Entschluss für den Einstieg ins Natursteingeschäft: Fürst nennt zwar keine Zahlen, doch dass es Schabmüller mit der Sanierung des ehemaligen Vorzeigeunternehmens im Altmühltal Ernst ist, beweisen allein schon die Investitionen in die Produktionstechnik: Eine
Rohblöcke vor der Werkhalle: Neben Maschinentechnik wird auch in neue Abbaustätten im Juragebiet investiert.
Blitzsaubere Speed: Weil sich eine Maxima von CMS Brembana zwölf Jahre lang klaglos bewährt hatte, wurde in ein zweites Bearbeitungszentrum von CMS investiert.
Mit diesem Aggregat für gerade Innenkanten kommt die Speed bis in die kleinste Ecke.
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CNC
f der uns au 6.ie S n .0 e 2 h Besuc & tec vom 2 berg in Stone 11 in Nürn 42 0 d2 25.06.2 alle 9, Stan der H
Küchenplatten sind ein wichtiger Umsatzträger von Juma.
Kammerfilterpresse, ein CNC-Bearbeitungszentrum und eine WasserstrahlSchneideanlage sind die Bilanz des ersten Jahres seit der Übernahme. Bei Schabmüller investiert man konservativ, erklärt Fürst. Das gilt auch für Juma: Keine waghalsigen Finanzierungen, um kurzfristig Kasse zu machen, sondern ein langfristiger Aufbau, der den Fortbestand des Unternehmens sichert und nicht nur bei den 150 Mitarbeitern, sondern auch bei den Kunden Vertrauen aufbaut.
den ist die Verarbeitung von Naturstein ein offenes Buch. Ein weiterer Grund für den Einstieg bei Juma war der Rohstoff selbst: Naturstein ist ein nachhaltiger Baustoff und Juramarmor gibt es nur hier in der Region. Das Material ist weltweit wie eine Marke bekannt und wird auch entsprechend gut nachgefragt, erläutert der neben Herbert Fürst in der neuen Geschäftsleitung aktive Michael Holzäpfel. Neben den harten Fakten gab noch ein ganz menschlicher Faktor den
Nachhaltig wirtschaften »Entscheidend für den Einstieg war, dass wir das Geschäft verstehen«, erläutert Fürst. Auch wenn die unzähligen Rollenbahnen, automatischen Manipulatoren und Sägeanlagen in der riesigen Werkhalle für Außenstehende verwirrend sind: Wer mit den komplizierten Arbeitsabläufen in der Automobilbranche vertraut ist, für
Steintechniker Daniel Schmelzle leitet die Technik, Herbert Fürst und Michael Holzäpfel leiten die Geschicke des Unternehmens (v. l.).
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Baustelle
Zustand der Musterachse am Süd-West-Risaliten Ecke Lichtenfelsgasse/FriedrichSchmidt-Platz vor der Musterrestaurierung im März 2010 (links) und nach der Musterrestaurierung im März 2011 (rechts).
Rathaus Wien: ein »Musterbeispiel« E
indrucksvoll überragt der Wiener Rathausturm im neugotischen Stil die kompakten Neorenaissance-Gebäude der Wiener Ringstraße. Das gleißende Licht der Sonne lässt die hellbeige Hauptfassade in weißem Glanz erstrahlen und fast kathedralenhaft wirken. Doch um- und durchläuft man die Vierflügelanlage mit ihren sieben Innenhöfen, verfliegt der prächtige Eindruck rasch. Hier ist der helle Stein von einer dicken Kruste aus schwarzen Rußablagerungen überzogen. Bereits seit dem Jahr 2000 fand zur Begutachtung voranschreitender Schadensphänomene und zur Abnahme loser Stücke fast jährlich eine Befahrung der Wiener Rathausfassaden mit dem Hubsteiger statt. Aufgrund der sich häufenden schwerwiegenden Schadensbilder fasste die Stadt Wien als Eigentümer des Baukomplexes 2010 den Entschluss, eine Musterachse anzulegen, um ein restauratorisches Maßnahmenkonzept für die großflächige Umsetzung zu generieren.
In den kommenden Jahren soll das gesamte Wiener Rathaus sowohl an den Außenflächen als auch an den hofseitigen Sichtflächen restauriert werden. Die Beteiligten standen vor großen Herausforderungen. Das Ergebnis kann als »musterhaft« bezeichnet werden. Von Stephanie Hodek
Luftansicht des Wiener Rathauses mit dem gegenüberliegenden Burgtheater. Grün markiert ist die Hauptfassade im Osten und die Musterachse am Süd-West-Risaliten Ecke Lichtenfelsgasse/ Friedrich-Schmidt-Platz.
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Baustelle
Kartierung der Gesteinsarten an der Westfassade der Musterachse (Friedrich-Schmidt-Platz). Verbaut wurden vor allem Mannersdorfer und Margarethener Kalksandstein aus dem Leithagebirge.
40000 Quadratmeter Stein Unter der Leitung des Architekten Friedrich von Schmidt entstand 1872 bis 1883 das Wiener Rathaus als eines der zwölf historistischen Bauten der Wiener Ringstraße im neugotischen Stil. Als gelernter Steinmetz war von Schmidt seit 1863 als Dombaumeister des Wiener Stephansdoms tätig. Kaum verwunderlich also, dass er seinen Entwurf für die Ausschreibung des Wiener Rathauses unter der lateinischen Losung »saxa loquuntur«, was so viel heißt wie »Steine, die sprechen«, einreichte. Dass von Schmidt die Steine sprechen ließ, zeigt sich insbesondere daran, dass an keinem anderen der großen Ringstraßengebäude so viel Naturstein verbaut wurde wie am Rathaus: 10 000 Quadratmeter Bruchstein und mehr als 30 000 Quadratmeter Quaderstein. Als Ziegelbau ausgeführt ist das Wiener Rathaus mit einer Natursteinoberfläche von insgesamt 40 000 Quadratmeter Kalksandstein verkleidet. Hauptsächliche Verwendung fanden die in Österreich vorkommenden Wöllersdorfer und Mannersdorfer Kalksandsteine mit ihrem dichten, harten Gefüge in Kombination mit den weicheren Kalksandsteinen aus St. Margarethen, Breitenbrunn und Zogelsdorf.
Zur Restaurierungsgeschichte Der Eindruck täuscht. Obwohl die Hauptfassade im Osten in ihrer hellen Farbigkeit auf den ersten Blick »gesünder« wirkt, muss sie aufgrund ungeahnter Spätfolgen vormaliger Reinigungs- bzw. Restaurierungsarbeiten in den 1950er- wie 1980er-Jahren gesondert behandelt werden. Besonders
die Imprägnierung aus der letzten Restaurierungsphase ruft sowohl im Hinblick auf das Gesteinsgefüge (Schalenbildung beim Mannersdorfer Kalksandstein) als auch auf die Erarbeitung eines passenden, ganzheitlichen Maßnahmenkonzepts ungeahnte Probleme hervor. Derzeit zwar aufgrund der schwarzen Ruß- bzw. Gipskruste nicht sehr »hübsch« verbirgt sich jedoch unter der Schmutzschicht der anderen Fassadenabschnitte im Norden, Süden und Westen der 140 Jahre alte, ursprüngliche Zustand der verbauten Natursteine. Anders als bei der Hauptfassade erfolgten an den anderen drei Fassadenflügeln des Wiener Rathauses seit der Erbauungszeit im 19. Jahrhundert, außer vereinzelter Ausbesserungen von Kriegsschäden um 1948, keine restauratorischen Eingriffe. Deshalb war es den Verantwortlichen bei der Erstellung eines passenden Restaurierungskonzepts ein Anliegen, vor allem die ursprüngliche Materialität des neugotischen Natursteinbaus zu erhalten, ganz nach der lateinischen Losung »saxa loquuntur«, unter wel-
Rituale und Symbole geben Menschen Halt. Vor allem dann, wenn nur noch die Erinnerung lebt. Das Grab ist der Ort der Erinnerung. Ein Ort, an dem Trauer erlebt und verarbeitet werden kann.
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