StudiVersum 3/2010 SÜNDE

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STUDI VERSUM NUMMER 33 | 2010.05

Wie Gollum, dank Examen 07 Die genderfrage 10 Likör für die Liebe 34

Sünde


ricoo,, SSppeeeeddccuubbeerr & Rivellutionär deric Fede

ERFRISC SCHE CHEE

DEINEN GEIST!

MIT RIVELLA

GRÜN.

lang-lebe-anders.ch

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Erst denken, dann drehen.


EDITORIAL | INHALT

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Liebe Leserinnen und Leser,

Selbst die Todesdrohung von Gott persönlich hatte Eva nicht davon abgehalten,von der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten und verführte ebenfalls Adam dazu. «I can resist anything but temptation.» – Aber keine Sorge: Beichten kann man immer. Und StudiVersum vergibt euch sowieso! Verzeiht uns aber Folgendes: Das Magazin erscheint diesmal sündhaft anders, nämlich mit sieben statt vier Hauptartikeln. Eine Todsünde = ein Text. Der Genuss kommt aber nicht zu kurz: Völlerei – Daniela Chiani macht euch Freude an der gnadenlosen Schlemmerei – oder auch nicht: Ein kritischer Blick auf unsere masslose Gesellschaft in Form einer Publireportage. Habsucht – Passend zur kommenden WM sieht Mauro Landolt die Welt aus der Sicht eines Panini-Abhängigen. Wie man vor lauter Gier 320 Franken verpuffen lässt. Neid – Konkurrenz unter Fachkollegen. Wie gross die Missgunst unter Studierenden ist, weiss Christoph Lutz. Er hat sich mit Medizinern und Publizisten unterhalten. Hochmut – Ihr kommt in den Genuss von Martina Zimmermanns Imagination! Trägheit – «Darf ein Student faul sein?» Ein argumentatives Battle: Chris Buchmann vs. R.A. Ist das Bologna-System schuld oder sind wir einfach Minimalisten? Workaholic oder lieber süsses Nichtstun? Zorn – Myriam Schuler und die fünf Schritte zur Zornbewältigung. Anger Management können Studenten in der nervenaufreibenden Lernzeit gut gebrauchen. Hast du deine Wut nicht im Griff? Die Nerven öfters verloren? Sie weiss Rat. Und ganz nach dem Motto «Sex sells»: ein Interview der wollüstigen Art von Marina Lienhard. Sarina Nauer betreibt einen Frauenerotikshop und gönnt jeder Frau viele Orgasmen. Vor stolz schier platzend darf ich zudem verkünden: Ein Ehrenplatz in dieser Ausgabe gebührt dem ausgezeichneten Text von Stephanie Renner, die am Studentenpreis der SonntagsZeitung 09/10 den 4. Rang erzielt hat. Herzliche Gratulation, Stephi! Dieser Ausgabe kann man sich also kaum entziehen. Ohne Reue: Taucht ein!

Eure Raffaela Angstmann

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04 LIEBLINGSDING Warum ich mein Notizheft liebe 05 DIGITAL Paninis online tauschen – der Test 06 AUS DEM LEBEN die brückenprobe 08 DAS UNIKAT Beiss an und gewinne! 09 UMFRAGE Mit wem würdest du nie essen gehen? 10 WISSENSCHAFT typisch gender 12 VÖLLEREI

Ein Menü der Masslosigkeit 14 HABSUCHT

Verklebte Welt 16 NEID

Studienzeit = Eifersucht& Eitelkeit? 18 HOCHMUT

Fragil trotz Ventil 20 TRÄGHEIT

Dürfen Studierende faul sein? 22 ZORN

Stress und Wut waren gestern 24 WOLLUST

Sorge um die Klitoris 27 UNIPOLITIK Weniger Studis, bitte. 28 REPORTAGE Gut finanziert? 31 Die flotte 3er-WG Auf den Gipfeln der Weisheit 33 UNTERHALTUNG impressum, rätsel 34 WIE ANNO DAZUMAL Frühlingsgefühle


LIEBLINGSDING

Warum ich mein Notizheft liebe

Christofer Näsholm, 25, Austauschstudent aus Schweden, studiert Fotografie in Göteborg «Mein Notizheft habe ich immer mit dabei. Es ist mein treuer Begleiter. Sitze ich alleine im Café wird es zu meinem Gegenüber.»

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digital

Paninis online tauschen – der Test Um rasch und effizient sein Panini-Album zu füllen, kann man sich Online-Tauschbörsen bedienen. Wir haben die bekanntesten Schweizer Angebote getestet und einen klaren Sieger gefunden. Während der WM 2006 kamen die OnlineTauschbörsen erstmal so richtig auf. tauschbilder.ch hiess eine viel besuchte Seite, auf welcher unkompliziert getauscht werden konnte. Doch dieses Angebot gibt es heute nicht mehr. Es ging vor der EURO 08 auf in einer grösseren Plattform, die auch gleich unseren ersten Kandidaten darstellt.

Exsila - Bilder gegen Punkte tauschen

Es ist keine Panini-Tauschbörse im klassischen Sinne. Die Plattform, über welche sich in erster Linie Bücher, DVDs und Games kostenlos gegen Exsila-Punkte tauschen lassen, bietet die Möglichkeit, die eigenen Bilder gegen Exsila-Punkte zu verkaufen bzw. andere Bilder einzukaufen. Für Panini-Bilder scheint dieses Prinzip aber weniger geeignet zu sein. Für das Bild 00 muss man beispielsweise beinahe 5 Exsila-Punkte hinlegen. Dies entspricht einem kleinen Vermögen, wenn man vergleicht, dass man den DVD «The Informant» für 35 Punkte erhält oder dass man Exsila-Punkte im Gegenwert für einen Franken pro Punkt kaufen kann. Der Mindestpreis für einen Sticker liegt bei einem Exsila-Punkt - umgerechnet fünf Mal so teuer wie am Kiosk. Fazit: Sticker sind mit wenig Aufwand zu besorgen, dafür ist aber eine hohe Gegenleistung zu erbringen.

werten der einzelnen Sticker eher dürftig. Fazit: Einfacher wäre besser gewesen. Die Plattform wird dem dafür betriebenen Werbeaufwand nicht gerecht.

Natifans.ch macht’s am besten

Bei natifans.ch geht es zuerst durch eine grössere Registration, danach läuft es aber sehr geradlinig und intuitiv. Die Tauschbörse ist nur ein Teil einer ganzen FussballCommunity, die von Zeit zu Zeit auch Fanreisen anbietet. Die Erfassung der Kleber erfolgt über einfache Plus- und Minus-Buttons. So oft wie man den Sticker besitzt, wird auf Plus gedrückt, alles was über einmal ist, kommt automatisch in den Tauschpool. Hat man alle Daten erfasst, ist der perfekte Tauschpartner rasch gefunden und eine Tauschanfrage kann abgeschickt werden. Eine unspektakuläre, dafür aber einfache und verständliche Lösung. Als Spielerei werden alle Sticker anhand der Anzahl Angebote noch mit einem Marktwert versehen, aus welchem sich aber ersehen lässt, dass einige Bilder wohl wirklich öfters im Umlauf sind als andere. Fazit: Einfach zu bedienen, klare Übersichten. Unser Testsieger!

Die Online-Tauschbörsen haben eines gemeinsam: Sie erfordern Disziplin. Es ist wichtig, die eigenen Daten dauernd aktuell zu halten, ansonsten besteht das Risiko, dass die Tauschgeschäfte fehlerhaft werden. Überraschenderweise haben wir keine sinnvolle mobile Anwendung gefunden. Doch wir denken, dass sich das spätestens für die EURO 2012 ändern wird und wir dann auch auf iPhone und Co. die Qual der Wahl haben, welches App wir nutzen sollen. Wie weit seit Ihr mit euren Sammelalben? Wir sind Verfechter des langsamen Sammelns und nähern uns erst etwa der Hälfte des Albums. 364 Sticker fehlen uns noch. r Text Manuel Reinhard – www. fussballmag.ch

Piazza.ch spannt mit Stickermanager zusammen 20 Minuten betreibt fleissig die Tauschbörse aus dem eigenen Verlag, nämlich diejenige auf piazza.ch. Leider täuscht der erste Eindruck: Einerseits funktioniert die Registration im Browser Safari nicht - immerhin die Software, die auch die vielen tausend iPhone-Benutzer zum Surfen im Internet einsetzen. Schafft man es über ein anderes Programm sich zu registrieren, merkt man spätestens beim Bestätigungsmail, dass hier die Plattform von Stickermanager integriert wurde. Einmal drin steht eine Oberfläche mit vielen Funktionen zur Verfügung. Leider verlieren sich diese in einer unübersichtlichen Darstellung. Ausserdem ist der Nutzen der Optionen wie zum Beispiel dem Be-

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Kennst du den Weltmeister immer schon als Erster?


AUS DEM LEBEN

High Heels für Wimpern gesucht In jeder TV-Pause, immer und immer wieder: Werbung für Wimperntusche. Doch in der Kosmetikabteilung hat Frau plötzlich ein Problem. Text Stephanie Renner

Hier stehen sie also, in Reih und Glied. Glänzend, in allen verschiedenen Farben und Formen, in allen erdenklichen Marken: Die Wimperntuschen. Sie alle versprechen dichtere, schönere und längere Wimpern. Und kaum eine davon hält, was sie verspricht. Eigentlich braucht Frau mindestens zwei: Eine um die Wimpern schwarz oder braun (wer braucht schon die anderen Farben?) einzufärben, die andere, um die eingeklebten Wimpern wieder mühsam voneinander zu trennen – wofür Frau zum Glück nur eine alte, eingetrocknete Mascara benötigt. Mein Problem beim Einkaufen von Kosmetika ist, dass ich hoffnungslos von der Anzahl der schön aufgereihten Döschen, Tigelchen und Fläschchen überfordert bin. Natürlich könnte ich mich beraten lassen oder die dafür bereit gestellten Tester ausprobieren. Doch im Falle der gesuchten Mascara habe ich ja nur zwei Augenlider bzw. die jeweiligen Wimpern zur Verfügung. Ein weiterer Punkt, der meine Entscheidungsfreudigkeit sehr eindämmt, ist der Preis der jeweiligen Produkte. Und eigentlich möchte ich kein (teures) Produkt kaufen, welches nicht hält, was es verspricht. Mitten im Wilden Westen der Kosmetikabteilung mit all den ultra maximalen, kollosalen, explosiven und sonstigen «Volum‘ Express Turbo Boost»-Mascaras habe ich nun beschlossen, taktisch und rational vorzugehen. Ganz nach dem Motto «drin ist, was drauf steht», beginne ich zu lesen. «Lash Expansion» von Maybelline Jade: «Patentierte «Wimpern-umhüllende» Bürste tuscht jede einzelne Wimper rundum von allen Seiten (…).» Versteh ich nicht, die Firma selbst wahrscheinlich auch nicht und hat die «wimpern-umhüllende» Wirkung gleich in Gänsefüsschen gesetzt. Bei der nächsten von Astor «Ultra Volume Mascara» steht: «Sofort maximal volumengebende, intensiv pflegende Mascara. Pflegt mit einer Mischung aus Kollagen und Nutri-Keratin Proteinen (…).» Eigentlich möchte ich ja nur meine Wimpern schwärzlich einfärben und nicht noch eine ganze PflegeKur draufpflastern. Mir jedenfalls reicht es. Noch während ich die Wimperntuschen

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zurück stelle, springt mir die «neuste Innovation» von Maybelline Jade ins Auge: Der «High Heel Mascara». Sehen damit etwa meine Wimpern aus wie Stelzen? Ich höre auf mein Bauchgefühl und verlasse die Kosmetikabteilung, um mein Geld genussvoll in ein Panaché zu investieren. Denn wer braucht schon eine teure Wimperntusche, wenn draussen – ganz natürlich – die Sonne scheint? p.s. Sobald mir jemand eine gute Mascara empfehlen kann, werde ich mir diese gerne kaufen!

Ach, mein Achat Von nackten Ringen und simuliertem Verlust. Text Martina Zimmermann

Es war nicht kalt, dennoch baumelten rote Fäustlinge neben ihren Oberschenkeln. Sie gab ihm die Hand mit Schuh, drückte durch die Wolle. Er erwiderte ihren Handruck. Nebeneinander überquerten sie den vom Morgenregen noch glänzenden Parkplatz mit den Pfützen, in denen die Wolken sich badeten. Sie war zum ersten Mal hier, und trotzdem sah es so aus, als lotse sie ihn. Nur wohin wusste auch sie nicht. Seine Wachsjacke war offen und die metallenen Kordelstopper schlugen aneinander. Im Rhythmus mit seinen ungleichen Schritten. Sie simulierte das Verlieren. Nur ein bisschen zwar, aber immerhin. Sie liess ihren Ring fallen. Nackt fühlt sich ihr Finger an. Etwas verloren zwischen den anderen vier Fingern. Und sie musste schlucken. Ohne Achat am Finger, ohne diesen Achat am Finger konnte sie sich das alles gar nicht vorstellen. Diesen Parkplatz, dieses Darüber-Schreiten mit Jonas, dieses Ohne-Ringan-der-Hand. Hätte sie einem Kind ihr Al-

ter mit den Fingern zeigen müssen, wäre sie nicht über neun hinausgekommen. Auch hätte sie die Nagelschere enttäuschen müssen. Und Bernhard aus dem dritten Stock, dem sie einmal pro Monat die Krawatte mit den blau-grünen Ovalen umband, seit seine Frau tot war. In einer Wasserlache vom Blitz getroffen. Und er sagte ihr doch immer, wie geschickt sie dabei sei. Mit ihrem Achat. Nach jedem Krawattenknoten löffelte sie Limoncello aus der Suppentasse. Die Kordelstopper plingten nun nicht mehr. Jonas war stehen geblieben. Seine in Falten gelegte Stirn sah sie in der getönten Windschutzscheibe eines Fiats. Nun verharrte sie ebenfalls. Zwei Mal fragte er, was los sei, sie schlucke für zwei. Ihr Ringfinger fröstelte, während sie einem zum Sturzflug ansetzenden Greifvogel in der getönten Scheibe zusah. Der kleine Finger wanderte zum Daumen, gemeinsam stülpten sie dem Nackten den Ring über. Sie wandte sich Jonas zu und sagte: «Nichts.» Und drehte mit dem Daumen am Ring. Im Fäustling drin.


AUS DEM LEBEN

Die Brückenprobe Tonnenweise Stoff und kaum Zeit. Die Lizphase ist eine Tortur. Doch worin liegt der Sinn dieser Schinderei? Text Simon Knopf

Ich schreibe das hier auf, damit ich es später nicht verharmlosen kann. Ich kenne die Verniedlichungstaktik meiner Erinnerung nur zu gut. Seit einem Monat pflüge ich mich schon durch den Lesestoff für meine Lizpüfungen. Und es ist die Hölle. Eine Woche geht fliessend in die nächste über, jeder Tag endet, wie der vorherige aufgehört hat: Der überfüllte Kopf pocht und die Augen brennen von den grellen Farben der Leuchtstifte. Der Gedanke, dass schon unzählige vor mir dasselbe durchmachen mussten, tröstet kein bisschen. Der anfängliche Enthusiasmus über die vielen neuen Bücher – ich studiere immerhin nicht grundlos Anglistik und Germanistik – verflog eben so schnell, wie sich die täglich eintreffenden Amazon-Pakete zu drohenden Gebilden aufzutürmen begannen. Selbst auf anscheinend bequeme vier Monate verteilt, ist der Stoff nicht zu bewältigen. Ich bin bereits mit vier Aufsätzen und einem Roman im Hintertreffen. Gleichzeitig ist etwa ein Duzend Bücher noch nicht einmal in die Arbeitsplanung aufgenommen. «Sisyphus, Tantalos, darf ich vorstellen: euer neuer Mitleidender, der Lizprüfling». Mein Sozialleben ist derweilen zum vollen Stillstand gekommen. Ich lese den ganzen Tag. Manchmal sehe ich mich selber in ein paar Monaten: bleich und mit krummem Rücken von der schlechten Lesehaltung. Etwa so wie Gollum. Schliesslich taucht täglich die Frage nach dem Sinn dieses Systems auf. Mein Fachwissen und meine Selbstständigkeit habe ich während den vergangenen fünf Jahren und in der Lizarbeit zur Genüge bewiesen. Ausserdem weiss ich mittlerweile, dass es in einem Grossteil der Weltliteratur eh um Identitätsverlust, Brudermord oder Phallen geht. Was also soll diese Schinderei? Die Antwort kommt mir, als ich ob der schieren Menge von Werken und der Monotonie des Lesens mal wieder die Nerven verliere und einen Linguistik-Schinken in die Ecke werfe. Das Ganze ist einzig und allein eine Belastungsprobe. Ich sah das einmal in einem EisenbahnBuch: Die SBB stellen jeweils fünf schwere Lokomotiven auf eine neu erbaute Brücke, um zu schauen, wie sich das Bauwerk un-

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ter starken Belastungen verhält. Das Buch nannte dies eine Brückenprobe. Auf meinem Kopf lastet gerade Ulysses von James Joyce, Finegans Einführung in die Englische Linguistik und das Gesamtwerk von Max Frisch. Bis jetzt halte ich noch.

Über den Überzufall Überzufällig ist, was nicht mehr als Zufall gilt, aber noch nicht so eindeutig ist, wie eine direkte Kausalität. Text Julia Krättli

Lisa war auf dem Weg ins Stadtzentrum. Zu Fuss. Ihr war soeben ein Bremsklotz der Vorderbremse ihres Velos abgefallen – im dümmsten Moment: Sie hätte an der Stopplinie eigentlich anhalten müssen, rollte dann aber bremsklotzlos darüber hinaus (die hintere Bremse war schon seit längerem unbrauchbar, die Reparatur derjenigen ein, wie sie nun erkannte, grosses Versäumnis ihrerseits) und veranlasste ein von rechts kommendes Auto zur Vollbremsung. Das Velo neben sich herschiebend ging sie nun halt zu Fuss, um weiteren Gefahren zu entgehen. Sie hatte Zeit. Plötzlich hupte ein Auto neben ihr. Martina sass hinter dem Steuer und winkte ihr zu. Normalerweise fuhr Martina nicht mit dem Auto durch die Stadt. Sie hatte gar kein eigenes, aber heute musste sie mit dem Auto einer Freundin eines Freundes für eine Ausstellung ein paar Möbel zusammensammeln und... wie auch immer, sie hatte jedenfalls ein Auto und bot Lisa an, sie mitzunehmen. Sie könne ihr Velo ja an der nächsten Hauswand abstellen und es später wieder holen. Das traf sich auch deshalb gut, weil die beiden nun noch kurz über ein gemeinsames Referat sprechen konnten, das sie in der nächsten Woche vortragen mussten. Als sie an einer roten Ampel nahe des

Zentrums halten mussten, nutzte Lisa die Gelegenheit um auszusteigen. Leider übersah sie einen Velofahrer, der sich an den wartenden Autos vorbeischlängelte und – obwohl über intakte Bremsen verfügend – in die offene Autotür fuhr. Er war zum Glück nicht schnell unterwegs. Und er gefiel Lisa. Die Möglichkeit, dass diese Geschichte ab hier eine Liebesgeschichte sein könnte, die sie mit allen kitschigen Details versehen in ferner Zukunft ihren Enkeln erzählen würde, verblüffte Lisa. Denn mindestens drei Zufälle wären am Gelingen beteiligt gewesen: Der Verlust ihres Bremsklotzes, aufgrund dessen sie zu Fuss gegangen war, aufgrund dessen sich ihr Weg mit dem von Martina hatte kreuzen können (die wiederum zufällig an diesem Tag im Auto unterwegs war, was ja aber irgendwie nicht zu ihrem, sondern zu Martinas Zufallssystem gehörte), aufgrund dessen sie an einer Ampel genau im falschen, beziehungsweise richtigen Moment ausgestiegen war. Mindestens dreifacher Zufall war mehr als Zufall. Mehr als nur ein Zufall. Logischerweise. Alle ihre Schritte waren eine Aneinanderreihung von Zufällen und somit ihr ganzes Leben reine Zufälligkeit. Oder war es Überzufälligkeit?


Das Unikat

Beiss an und gewinne! Du brauchst die Symbolik unserer sündhaften Gesellschaft. StudiVersum und Durchzwei schenken dir das T-Shirt zum Thema! Der goldene Apfel der Sünde. Nur das «Bütschgi» ist noch übrig. Gepflückt vom Baum der Erkenntnis sollten die Sünder soviel wissen, wie Gott! Das hatte zumindest die Schlange zu Eva gesagt. Tatsache ist, dass sich Adam und Eva – nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten – plötzlich ihrer Nacktheit bewusst waren und sich schämten. Damit wir uns nie schämen müssen, haben der Perfektionist Bruce Jost und der experimentierfreudige Tim Engel ihre Gedanken wandern lassen und präsentieren nun dieses einzigartige Shirt, um uns zu bedecken. Ob nackt oder nicht, Sünder oder nicht: Du brauchst es und kannst es haben. Alles was du tun musst, ist deine letzte kleine (!) Sünde zu beichten. Glück brauchst du dann nicht mehr. Sende uns einfach ein Mail an shirt@studiversum.ch! r Text Raffaela Angstmann, Bild Durchzwei studiversum_Image_210x140_RA_michi:Layout 1 ANZEIGE

29.4.2010

8:24 Uhr

Jeden Montag: «Bildung & Chancen» im Tages-Anzeiger

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Für alle Bachelorund Masterstudierenden: Die Serviceseite rund um die Themen Bildung, Weiterbildung und Karriere. Jeden Montag im Kultur- und Gesellschaftsbund. Für alle, die nie ausgelernt haben. Dranbleiben.

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UMFRAGE

Mit wem würdest du nie essen gehen? Die Spaghetti wickeln sich gefährlich ums «Gurgeli», während man sich über das Gegenüber nervt oder man sucht krampfhaft nach einem Thema, um Kaugeräusche zu überklingen. StudiVersum hat an der Hochschule St. Gallen bei den Ökonomen nachgefragt, mit wem ein Essen für sie niemals in Frage käme. r Text und Bild Julia Krättli Tobias Haueter, 23, BWL «Mit Chris von Rohr, da er von Gestern ist, es aber leider nicht merkt.» Maja Markowitz, 20, VWL «Mit Kate Moss. Ich glaube, ich würde massive Komplexe bekommen.» (und beisst herzhaft in ihr Sandwich) Joshua Imhof, 20, Wirtschaft «Mit George Bush jr., weil er ein paar Entscheidungen getroffen hat, die nicht so nach meinem Geschmack waren.» Ruth Häfliger, 20, Wirtschaft «Ich würde nicht mit einem Terroristen essen, weil ich Angst hätte.» Mattia Simion, 21, zukünftiger VWLer «Mit jemandem der nicht viel spricht und schüchtern ist. Das wird nur peinlich.» Phillippe, 23, BWL «Christoph Blocher. Ich könnte wahrscheinlich nicht mit im reden, weil ich mit seinen Statements und der Art seiner Gesprächsführung nicht einverstanden bin. Der Hunger würde mir vergehen.» Jake K., 21, BWL «Aus Angst, mich durch ihre Solariumsbräune mit Brustkrebs anzustecken, würde ich nicht mit Gigi Oeri essen.» Mark H., 23, BWL «Darf ich vier nennen? Dann mit Alfred Frederic, Robert Stehli, Selina Simmen und Franz Jäger. Ihr penetrantes Auftreten rauben einem den letzten Nerv.» A.W., 20, Wirtschaft «Mit Rektor Mohr würde ich nicht essen, aus Angst vor einem langweiligen Gespräch. Ich esse lieber mit interessanten Menschen.» Maud Richard, 25, BWL «Mir fällt da wirklich niemand ein. Selbst ein Gespräch mit einem Terroristen könnte interessant sein.»

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WISSENSCHAFT

Typisch Gender Die Gender Studies bzw. die Geschlechterstudien etablieren sich immer mehr als akademische Disziplin: An mittlerweile neun Schweizer Universitäten werden Studiengänge oder Nachdiplomstudiengänge angeboten. Doch worum geht es in den Gender Studies eigentlich? Männer weinen nicht. Frauen können nicht einparkieren. Diese Art von Klischee-Bilder prägen das Bewusstsein dafür, was «typisch» weiblich oder männlich ist. Die Gender Studies hinterfragen diese Zuschreibungen: Mit dem Begriff «Gender» wird das soziale Geschlecht bezeichnet, im Unterschied zum biologischen Geschlecht, dem «Sex», das bedingte gesellschaftliche Rollen nicht zu erklären vermag. Geschlecht im Sinne von Gender ist also kein biologisches Phänomen, sondern eine soziale kulturelle Konstruktion. Das bedeutet nicht, dass es keine Frauen oder Männer gibt: Die Gender Studies interessieren sich für die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern und für die Auseinandersetzungen mit der Kategorie Geschlecht: Wieso werden Mädchen eher Geigerinnen und keine Dirigentinnen? Weshalb verdienen Frauen in der Schweiz weniger als Männer bei gleicher Leistung und gleicher Qualifikation? Welche Ansätze bietet die Geschlechterforschung in der Kopftuchdebatte? Warum treten bei Männern und Frauen zahlreiche Krankheiten unterschiedlich häufig auf?

Macht problematisieren

Mit den Gender Studies ist ein analytisches Konzept geschaffen worden, das erlaubt, Herstellung, Reproduktion und Dekonstruktion von Ungleichheit aus der Perspektive der Geschlechterforschung zu problematisieren. Dabei wird immer davon ausgegangen, dass die Geschlechtszugehörigkeit nicht auf Biologie gründet, sondern in einem interaktiven Prozess immer wieder hergestellt und zementiert wird. Gemäss der Philosophin Judith Butler ist Frau-sein oder Mann-sein eine «kulturelle Perfomanz», etwas, was wir tun. Dies beginnt schon kurz nach der Geburt: Ein eindeutiges Ge-

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schlecht muss im Geburtenbuch deklariert werden, danach soll die ebenso eindeutige Namensgebung folgen. Somit sollen körperliches und kulturelles Geschlecht möglichst unproblematisch aufeinander abgestimmt werden, damit die «allgemeine Sitte und Ordnung» in der Gesellschaft gewahrt werden kann. Danach kann die sowieso geschlechtsspezifische Sozialisierung und Disziplinierung beginnen: So toben sich Jungs auf dem Fussballfeld aus und Mädchen spielen zu Hause mit Puppen. Jungs tragen blau, Mädchen zartrosa. Wieso eigentlich? Die Gender Studies richten das Augemerk auf die Erforschung jener Prozesse, welche gesellschaftliche, politische, kulturelle und ökonomische Ordnungen geschlechtsspezifisch strukturieren und Machtverhältnisse produzieren.

Komplexes System

In jüngeren Diskussionen wird unter der Theorie der «Intersektionalität» das Zusammenwirken von Geschlecht mit anderen Differenzkategorien wie Klasse, Ethnizität, Alter oder Behinderung zum Thema gemacht. Intersektionalität beschreibt die Überschneidung und Verflechtung von verschiedenen Diskriminierungsformen in ei-

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ner Person: Es wird also davon ausgegangen, dass Individuen aufgrund vieler verschiedener Kategorien diskriminiert werden können, nicht nur aufgrund ihres Geschlechts. Diese aktuelle Intersektionalitätstheorie bringt die Komplexität des Systems zum Ausdruck: Die Bedeutung des vorherrschenden «Arrangement der Geschlechter» schreibt sich ein in die Kritik an die hierarchische Gesellschaftsordung, die auf Ausschlüssen gründet.

Kritische Disziplin

Als junge gesellschafts- und wissenschaftskritische Disziplin stellen sich den Gender Studies noch einige Hürden: Sie müssen sich nicht nur verstärkt in die wissenschaftspolitische Debatte einmischen, sondern auch auf mögliche Änderungen in Gesellschaft und Wissenschaft aufmerksam machen und politische Handlungsfähigkeit anregen. r Text Nina Fargahi, Illustration Melanie Imfeld

SURFEN Infos zu den Themen Gender Studies und Gleichstellung an den Universitäten und Fachhochschulen: www.gendercampus.ch Infos zum neuen Studiengang Gender Studies an der Universität Zürich: www.genderstudies.uzh.ch Infos zu Gender Studies an der Universität Basel: www.genderstudies.unibas.ch


VÖLLEREI

Ein Menü der Masslosigkeit Erschöpft vom ewigen Nichtstun? Buchen Sie noch jetzt Ihren Urlaub im Hotel Belzebub – das Schlaraffenland ist ein Hungerkaff im Vergleich! Vorspeise: Locker werden

Vergessen Sie für einmal den stressigen Alltag und gönnen Sie sich eine Pause. Lassen Sie sich in unserem All Inclusive Hotel verwöhnen: 24 Stunden Buffet – saftig knackige Braten mit glänzenden Fettperlen vollendet triefend in einer cremigen Rahmsauce, sündhafte Torten mit karamellisierten Früchten... und das rund um die Uhr! Die Zeiten, als der Apfel noch Sünde war, sind vorbei! Heute steht Ihnen die Welt offen, nein, bei uns liegt sie Ihnen zu Füssen! Mit einem kleinen Aufpreis können Sie sich nach Wahl eine vollbusige Schnitte oder einen braun gebrannten Obermacker bestellen, die mit einer Sahnepistole bewaffnet für maximalen Genuss sorgen. Auf Wunsch gibt’s ne Kirsche oben drauf! Das nennt sich Urlaub! Was können wir denn schon dafür, dass es in anderen Ländern nix zu futtern gibt? Mit vollem Magen heult es sich besser! Denn wie sagt man so schön: «Wenn das Leben dir die Zitrone gibt, dann frag nach Salz und Tequila.» Also hören Sie auf zu lamentieren und fangen Sie an zu geniessen! Schön locker bleiben. Lust mal Lust gibt Lust hoch Zwei. Einfache Mathematik. Gehen Sie auf im Hedonismus und lassen Sie sich fallen – eine Endlosschlaufe der Völlerei!

Hauptgang: Konsum

Fressen Sie sich gnadenlos durch das Buffet, bis Sie aus allen Nähten platzen - ohne

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sich um Preise kümmern zu müssen! Hey, wer nicht ab und zu den Verstand verliert, kann auch keinen haben, oder? Spargeltarzane und Hungerhaken waren gestern, heute regieren Kurven die Welt! Ich esse, also bin ich! Hat das nicht dieser französische Philosoph schon gesagt? Je mange donc je suis… oder so. Seien Sie unverklemmt, zwanglos, ja, seien Sie ohne Hemmungen, befreien Sie sich aus den Fesseln der Pseudomoral! Niemand bevormundet Sie, setzt Ihnen Grenzen. Unendlichkeit ist der Massstab. Überfluss, Überdruss, KonsumKonsumKonsum, Leben auf Pump. Ein Hoch auf die Fleischlichkeit! Du bist was du frisst und am Ende steht der Müll. Ein ewig währender Kreislauf. Fühlen Sie den Puls der Zeit, wie er pocht? Schlag auf Schlag, angetrieben durch Kaffee, Ritalin, synthetische Stoffe, Massenmanufakturen in China – egal, Hauptsache es fliesst was durch die Adern. Red Bull verleiht Flüüüüügel und schlafen kannst du, wenn du tot bist! Nie ohne Socken wandern, «Nord-OstSüd-West» sagt man so schön und nennt es dann Globalisierung. Der Norden frisst, der Süden hungert – der Osten produziert Massenware, der Westen Massenschulden durch Massenkonsum. Wie janusköpfig die Welt doch ist! Zwischen Kommunismus und Kapitalismus, XXL-Jugend und Minimalverstand, Konstruktion durch Wahnsinnswachstum, Destruktion durch Krieg und Terrorismus - hält mal jemand die Welt an, wenn Sie sich dreht, mir wird noch übel!

Dessert: La Dolce Vita

Doch Sie und ich, wir sitzen am längeren Hebel. Am Drücker wenn Sie so wollen. Ob Zufall oder Schicksal: Trübsal oder Durchfall gehören nicht zu unserem Probleminventar. Ewige Lust, ewige Masslosigkeit,


Party ohne Ende! Endlich lösen wir uns von der platonischen Utopie, der menschliche Geist stehe über dem Körper. Der Mensch ist ein Tier und Tiere wollen Fressen! Wenn das Leben ein Zuckerschlecken wäre, dann hätten wir es längst leergeleckt! Falls Sie Nimmersatt doch einmal erschöpft sein sollten von der endlosen Völlerei, gönnen Sie sich eine Essenspause an unserem traumhaften Strand! Gesellen Sie sich zu den anderen Gästen, die knallrot und fett wie gestrandete Wale in der prallen Sonne brutzeln und Zeit vernichten. Zeit und Geld, denn von beidem ist bekanntlich genug da. Laissez-faire, das Wort der Stunde. Betrinken Sie sich an einer unserer zahlreichen Bars bis zur Besinnungslosigkeit, vergessen Sie die Gegenwart, das Morgen. Lassen Sie sich in den Champagner-Pool fallen, bis Sie trunken vor Glück, Hunger und Not auf dieser Erde verdrängen können und das einzig wahre Problem erleuchtet erkennen: Das Buffet könnte irgendeinmal leer sein. r Text Daniela Chiani, Bild Selin Bourquin

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»Die Zeiten, als der Apfel noch Sünde war, sind vorbei«


HABSUCHT

Verklebte Welt «Hallo. Mein Name ist Mauro L., ich bin 25 Jahre alt und habe ein Problem: Ich bin süchtig nach Panini-Bildern.»

Freitag, 16. April 2010. Es ist kurz vor acht Uhr morgens und ich stehe mit einer Gruppe Schulkinder am Kiosk. Was habe gerade ich da zu suchen? Ich kaufe mir die ersten Aufkleber der am heutigen Tag beginnenden Panini-Saison. Zwar komme ich mir reichlich bescheuert vor mit all den Zehnjährigen für denselben Zweck anzustehen, aber die Sucht zwingt mich dazu. Kevin, dieser hyperaktive Möchtegern hinter mir, erzählt lautstark, dass ihm sein Papi zwanzig Franken gegeben hat, damit er sich ein paar Päckchen kaufen kann. Nachdem ich ihm aber die letzten vierzig Päckchen vor der Nase weg kaufe (weil ich‘s kann), zieht er enttäuscht von dannen. Es tut mir leid, aber in der Phase vor einer WM oder EM kann ich nicht anders. Ich mutiere dann zum gierigen und egoistischen Sammelmonster. Etwa so müssen sich Investmentbanker fühlen, oder? Zu Hause setze ich mich hin, reisse alle Päckchen auf, sortiere die insgesamt 200 Bilder und beginne sie behutsam einzukleben. Ganz vorsichtig ziehe ich an einer Ecke mit dem Nagel meines rechten Daumens den Kleber vom Schutzpapier. Ecke auf Ecke und Kante auf Kante werden alle nacheinander eingeklebt. Jeder Millimeter daneben wird dabei zum Ärgernis. Nach getaner Arbeit stelle ich frustriert fest, dass mir immer noch deutlich mehr als zwei Drittel aller Bilder fehlen. Ich spiele mit dem Gedanken zum nächsten Kiosk zu rennen und mir weitere Päckchen zu kaufen (Geld spielt in diesen Wochen sowie-

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so keine Rolle). Stattdessen wähle ich den traditionelleren Weg des Tauschens. Ich treffe mich mit ein paar Freunden und es entwickelt sich schnell ein Gebaren, wie zu besten Zeiten der Wall-Street. Es wird diskutiert, ob der Portugiese Cristiano Ronaldo mehr Wert hätte, als ein Emilio Izaguirre aus Honduras. Stadionbilder und glitzernde Länderwappen erreichen dabei absurd hohe Tauschwerte. Toll, nach einer halben Stunde hitziger Debatte komme ich unter anderem mit zwei Mexikanern, einem Nordkoreaner und einem Stadion nach Hause. Man kann nicht immer gewinnen. Die nächsten Tage verlaufen mehr schlecht als recht. Über die Statusmeldungen auf Facebook bekomme ich mit, wer aus meinem Umfeld schneller ist als ich. Mit abgekauten Fingernägeln sitze ich im Büro oder an der Uni und kann nur an diese kleinen Bilder denken. Ein paar weitere Tage später verliert sich das Interesse an den eigentlichen Konterfeis. Es interessieren nur noch die Nummern auf den Rückseiten der Sticker. So wird aus einem Lionel Messi die unscheinbare Nummer 122. Mein Umfeld beginnt sich langsam Sorgen zu machen. Zu Beginn wurde ich belächelt. Fragen wie «Findest du nicht, dass du etwas zu alt bist für diesen Kram?» oder «Ist das nicht unglaublich teuer?» liessen mich jedoch kalt. Zwar fühlen sich die argwöhnischen und teils abschätzigen Blicke von Passanten wie Nadelstiche an, wenn ich gerade mit einem Zehnjährigen auf der Strasse Bilder tausche. Aber Geschäft ist Geschäft. Was die Kosten angeht, so stelle ich für gewöhnlich auf blind. Ich habe kürzlich gelesen, dass je nach Methode ein volles Panini-Heft den Sammler mehrere hundert Franken zu stehen kommen kann. Im Idealfall kauft man sich 132 Päckchen


«Ecke auf Ecke und Kante auf Kante werden alle nacheinander eingeklebt» mit je fünf Bildern zum Preis von einem Franken. Rechnet man die Kosten für das Sammelalbum dazu (drei Franken), dann kommt man auf einen Betrag von 135 Franken pro Heft. Dieser utopische Musterfall ist jedoch weniger wahrscheinlich, als der Gewinn eines Sechsers im Lotto. Verzichtet man ganz aufs Tauschen und kauft sich nur einzelne Päckchen, kann das allerdings sehr teuer werden. Durchschnittlich bewegen sich die Preise für ein volles Album zwischen 200 und 500 Franken, je nach Tauschaktivität. Das aus dem norditalienischen Modena stammende Familienunternehmen, welches die Aufkleber produziert, scheint seit Jahren eines der bestgehüteten Geheimnisse der Konsumgüterindustrie zu bewahren. Gerüchten zufolge kommen bewusst gewisse Sticker häufiger vor als andere. Dies soll den Kauf- und den TauschRausch animieren. Von offizieller Seite hört man allerdings nur, dass diese Unterschiede rein zufällig seien und dass von jedem Bild genau gleich viele Exemplare hergestellt werden. Heute sind mir diese Spekulationen allerdings egal. Ich sitze, nur gerade zwölf Tage nach dem Verkaufsstart, zufrieden auf dem Sofa und blättere mein vollständiges Werk durch. Zwar ist die Erschöpfung dieser nervenaufreibenden Zeit nicht nur mir, sondern auch meiner Geldbörse anzumerken, aber ich stelle fest: Ich hab's geschafft. Was es mich gekostet hat? Ich habe rund 320 Franken ausgegeben. Daneben bin ich nun im Besitz von 97 wertlosen Aufklebern, welche als Doppelte übrig geblieben sind. Nur zwei Tage nachdem ich mit meinem Heft fertig war, treffe ich auf dem Weg zur Arbeit wieder auf den Dreikäsehoch Kevin. Er scheint mich wiederzuerkennen und blickt mich böse an. Da ich zufällig meinen Stapel doppelter Sticker dabei habe und mich nun doch ein schlechtes Gewissen plagt, gehe ich auf ihn zu und strecke ihm die 97 Bilder entgegen. Er schnappt nach den Stickern, grinst mich an und rennt mit einem flüchtigen «Danke» davon. Der ganz normale Panini-Wahnsinn. r Text Mauro Landolt, Bild Selin Bourquin

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NEID

studienZeit = Eifersucht und Eitelkeit? Dem Anschein nach ist das studium die friedlichste Angelegenheit der Welt: Man kennt, mag und hilft sich oder lernt gemeinsam für Prüfungen. Gemeinsam kämpft man für dasselbe berufliche Ziel. – Wie sieht es wirklich aus? Bezirzende Eifersucht

Wie wir wissen, geht es hintenrum aber ganz anders zu: Wer hat in seinem Bekanntenkreis nicht eine perfekte Kommilitonin, der einfach alles gelingt? 1A Noten, den attraktivsten Nebenjob, ein Auslandsemester an der top-gerankten Uni in der Tasche, Kontakte in Hülle und Fülle, ausgezeichnete Berufsaussichten... Währenddessen schlägt man sich selbst mit nächtelangen Lernsessions durch und bleibt auf dem Callcenter- oder Promotionsjob sitzen. Nur allzu schnell fühlt man, wie ein erdrückendes Neidgefühl die Körperfasern bezirzt und obwohl man sich dagegen wehren möchte, beginnt die Zeit der Anschwärzungen, des leisen Getuschels und Klatschs hinter dem Rücken der anderen. Steigt mit den Studierendenzahlen und der Verschulung auch der Konkurrenzdruck unter den Studis und damit der Neid? Wie unterscheidet sich die Situation nach Studiengang: Sind die kompetitiven Richtungen anfälliger für Missgunst,

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Egoismus und Böswilligkeit? Ein kürzlich im Campus-Magazin der «Zeit» erschienener Beitrag geht auf das Thema ein und findet an deutschen Hochschulen viele Belege von Neid und Missgunst. Dort ist beispielsweise vom Zurückhalten von Zusammenfassungen genauso die Rede wie vom kompletten Abbruch ehemals guter Freundschaften aufgrund unterschiedlichen Erfolgs.

Alles halb so wild?

In der Schweiz gibt es offensichtlich gewichtige Unterschiede zwischen den Studiengängen: Meki studiert Medizin an der Universität Zürich und befindet sich im vierten Semester. Ihrer Auffassung nach sind Neid und Missgunst hier wenig verbreitet. «Klar gibt es einzelne Egoisten, aber grundsätzlich unterstützt man sich untereinander und gönnt sich den Erfolg.» Die harte Selektion finde sowieso nicht im Studium selbst, sondern bei der Aufnahmeprüfung statt. An anderen Unis, wie in Freiburg, weht laut Meki ein rauerer Wind. Dort sind Konkurrenzdruck und gegenseitiger Argwohn eher verbreitet, was sich zum Beispiel im Zurückhalten von Vorlesungsnotizen äussert. Obwohl es sich bei Medizin um ein lernintensives Fach handelt, stellen die Noten kein zentrales Gesprächsthema und kaum eine Quelle für Eifersucht dar. Dazu Meki: «Jeder ist selbst für seinen Erfolg verantwortlich. Du bist selber Schuld, wenn du keine guten Noten hast. Deshalb herrscht bei nicht bestandenen Prüfungen eher Enttäuschung als Neid auf andere.» Allenfalls auf leichtere Studi-


engänge äugt man gelegentlich mit etwas Neid. «Wenn die Wirtschaftler ihre Prüfungen bereits hinter sich haben, sitzen wir noch am Büffeln», so Meki. Gerne kokettiert man gegen aussen mit dem strengen Medizin-Studium und somit finden sich eher Belege für – oft selbstironische – Missgunst gegenüber anderen Richtungen als für böse Gefühle innerhalb des Fachs.

Sozialneid

Etwas anders sieht es bei den sozialwissenschaftlichen Fächern aus. Julia studiert Publizistik im neunten Semester – also noch im Liz-System – und meint der Konkurrenzkampf habe mit der Zeit eher zu- als abgenommen. Zu Beginn des Studiums wusste man weniger übereinander und aufgrund der einheitlichen Prüfungen herrschte eine gewisse Solidarität. Mit fortschreitender Semesterzahl ändere sich die Situation jedoch ins Arge. In Seminaren oder während Forschungsarbeiten stellt sich schnell heraus, wer sich zu arrangieren weiss und die Gunst der Profs erheischt. «Die Noten sind dabei ein beliebtes Gesprächsthema», sagt sie, «auch wenn viel hintenrum erzählt wird und manchmal sogar gelogen.» Sie nennt Situationen, wo man ihr alte Prüfungen bewusst vorenthalten hat. Selbst «Freundinnen», mit denen sie öfters weggegangen war und die sie sogar zu sich nach Hause eingeladen hatte, taten dies. «Als Ausreden kommen dann irgendwelche fadenscheinige Ausflüchte wie: Ich habe gar nicht gewusst, dass du die Unterlagen nicht hast.» Nach mehrmaligem Nachhaken sei es ihr dann zu blöd, denn

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«Ausflüchte wie: Ich habe gar nicht gewusst, dass du die Unterlagen nicht hast»

man merke ja, dass da nichts mehr kommt. Auch andere Formen der Heimlichtuerei sind üblich: Manche Mitstudenten wollen ihr zum Beispiel nicht sagen, wo sie mit ihrer Lizarbeit stehen und was sie genau machen. Neben dem Notenneid sieht Julia den Sozialneid in ihrem Studiengang stark ausgeprägt. Aufgetakelte «Chicas» würden von vielen Kommilitonen schief angeschaut und systematisch gemieden. Wer sich nicht dem Code entsprechend kleide und sein Elternhaus nicht genügend verdecke, müsse schon mit Misstrauen und Neid rechnen. Häufig kommt auch systematisches Understatement vor. «Leute sagen dann, sie hätten nichts gemacht für eine Prüfung, aber ir-

gendwie erfährt man, dass sie doch viel gelernt haben.»

Eine Frage der Perspektive

Ob die hier angedeuteten Unterschiede zwischen den Studiengängen und Semesterzahlen tatsächlich so gross sind, kommt auf die individuelle Wahrnehmung und Situation an. «Letztlich hängt es stark von der eigenen Perspektive ab, ob man das Studium als neidvollen Konkurrenzkampf betrachtet oder gegenseitiges Unterstützen», betont Meki am Ende unseres Gesprächs. Und auch Julia relativiert ihre Aussagen, indem sie betont, dass die Konkurrenz in ihrem Studium insgesamt doch eher gering ausfalle. r Text Christoph Lutz, Bild Selin Bourquin


HOCHMUT

Fragil trotz Ventil Manchmal reicht ein Wort und zischend schrumpfen Blasierte. Nur das Wesentliche bleibt, umschlossen von der blossen Peripherie. Wie Romina hohen Mutes wuchs und gedieh. Vor der Bühne ist auf der Bühne.

Heute war Romina kleiner als die Anderen. Mit beiden Händen hielt sie sich am mit Bier gefüllten Plastikbecher fest und hörte zu. Ihr Kinn bewegte sich stetig auf und ab, fast zeitgleich mit dem Fuss des Bassisten, dessen Stirn sich in tiefe Furchen legte, die den Saiten glichen, worauf seine Finger hin- und hertanzten. Diese sah Romina aber nicht. Vor ihr standen Kathrin und Lukas, beide über 1.76 Meter. Lukas kam ihr noch grösser vor als sonst. Vielleicht lag es am Kragen. Steif umgab dieser seinen Hals, hätte er nicht ab und zu geschluckt, hätte man Hals und Adamsapfel für betoniert halten können. Das Lied war zu Ende, Romina klemmte ihren Plastikbecher zwischen die Vorderzähne und klatschte laut. Der Sänger kündigte eine Pause an. Hinter ihr wurde in die Luft geküsst, Luftholpausen erlaubten das Erfassen von einzelnen Wortfetzen wie «marktorientiert» und «Trainee». Kathrin steckte ihren Daumen in Lukas' Gürtelschlaufe und berührte dabei fast Rominas Rippen. Die Seitennähte von Lukas' weissem Hemd wimmerten, und als Romina mit ihrer Nasenspitze fast Lukas' Flanke berührte, stellte sie fest, dass der Kampf zwischen Faden und Stoff schon länger im Gange war. Sie hätte aber nicht sagen können, wer auf Dauer besser dran war. Sie ergriff Partei für den Faden.

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Lukas fuhr sich durchs Haar. Da gab es nichts zurechtzurücken oder zurückzustreichen. Es war eine routinierte Geste, die mit dem Drehen und Anheben seines rechten Handgelenks begann und aufhörte, als die Finger beider Hände sich hinter dem Rücken trafen. Erschrocken wich Romina zurück. Nur ihr war die Geste neu. Seinen Händen nicht. Kathrin auch nicht. Ihr Daumen kroch unter der Gürtellasche durch und nistete sich zwischen Lukas' Handflächen ein. 15 Finger vor Rominas Augen und diese sahen nun, was an diesem Konzertabend hätte verborgen bleiben sollen. Kathrin und Lukas sprachen nach links und rechts. Und wurden immer aufgedunsener dabei. Und breiter. Rominas Gehörgänge füllten sich, Stau im Tunnel, und obwohl das auch Leute wie sie ohne Führerschein wussten, liessen sie den Motor laufen. Und ihre Ohrmuscheln quollen über. Der Induktionsherd sei praktisch, auch Karotten seien rasch gar und die automatische Sonnenstore sei unschlagbar, das Mechanische sei ein «Knorz» gewesen. Und ja, sie hätten Glück gehabt bei der Suche. Zentral gelegen, zwei Balkone, Neubau mit Ankleide, Kochinsel und Sauna. Und Lukas sei auf der Karriereleiter gerade um eine Sprosse hochgeklettert, ohne jegliches Zutun, einfach angeboten worden sei ihm der neue Job. Einer firmeninternen Laufbahn stehe nun nichts mehr im Wege und eine Erhöhung um 2000 Franken monatlich merke man schon. Zur Feier hätten sie Urlaub gebucht. Auf den Seychellen, zum ersten Mal, einfach zehn Tage Nichtstun und Sichverwöhnenlassen. Sie freue sich, meinte Kathrin. Und Lukas nickte bestätigend. Und schwoll dabei an. Bestimmt handelte es sich beim Faden um «Sternfaden». Davon war Romina nun überzeugt. Als Erster schlurfte der Bassist wieder auf die Bühne, hängte sich sein Instru-


ment um und hielt sich die Hand schützend vors Gesicht, um im gleissenden Licht der Scheinwerfer nicht über die Kabel zu stolpern. Leise sprach er ins Mikrofon, und auch hinter Romina verstummte nun die Wirtschaftskammer. Beim Applaus habe er eine Erleuchtung gehabt. Dann kursiere nämlich das Licht im Publikum, und der 38-GradWinkel von der Bühne erlaube es ihm, für kurze Zeit, die Hände der Klatschenden zu sehen. Wie sie sähen, stehe er alleine auf der Bühne, seine Bandmitglieder seien im Publikum unterwegs. Und er sage nur «Stecknadel». Die Betroffenen wüssten bestimmt Bescheid. In diesem Moment zischte es vor Romina, und unversehens erinnerte sie sich an Nächte bei ihrem Bruder in Düsseldorf, als sie sich eine Luftmatratze geteilt hatten und – nebeneinander liegend – sinnierten, wo nun wie viel Luft entweiche und ob sie am Morgen auf dem Parkett liegen würden.

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Der Sternfaden hielt nun entspannt Vorderund Rückenteil von Lukas’ Hemd zusammen. Seine Taille schien um einige Zentimeter schmaler, und der überschüssige Stoff legte sich friedlich über den Hosenbund. Kathrins Oberweite schien von C zu A geschrumpft zu sein, hastig knöpfte sie ihre Bluse bis zum Hals zu. Bis auf das Zischen war es still im Saal. Die Seychellen im Nu zerschellt, eine Metallspitze genügte. Den Hals reckend, sah Romina jetzt zwischen ausgemergelten Schultern auf die Bühne. Der Bassist nickte ihr zu, sie lächelte, er errötete leicht. Und nur um sich ihrer Sache sicher zu sein, sah sie sich noch einmal die 15 Finger an, schlaff ineinandergefaltet, der einzige Halt die Gürtelschlaufe der Levis-Jeans. Getäuscht hatte sie sich nicht, zwischen Daumen und Zeigefinger ein Ventil wie beim schwimmenden violetten Dinosaurier, dem sie jeweils im Sommer am See zwischen den Zehen für einige Stunden Leben eingehaucht hatte. Im Konzertsaal nun etliche plissierte Wesen, ehemalige Höhlen von materiellen Bluffereien. Bei Kathrin sah Romina bereits einen Schimmer durch die Bluse leuchten, als der Bassist das Lied vom Elefanten zu spielen begann, dessen Ohrenschmerzen dank Stoffhandtuchrollen gelindert werden konnten. r Text Martina Zimmermann, Bild Selin Bourquin


Trägheit

Dürfen Studierende faul sein? Die Bolognakritik hat eine alte Debatte an die Oberfläche gespült. Wird von den Studierenden mit Anwesenheitspflicht oder Leistungsnachweis zu viel verlangt? Es wird Zeit, eine grundlegende Frage zu diskutieren. NEIN

«There ain’t no such thing as a free lunch» lautet ein unter Ökonomen oft erwähntes Zitat von Milton Friedman. Die Aussage ist denkbar einfach: nichts im Leben ist kostenlos – wer etwas will, muss dafür in irgend einer Form aufkommen. Dies gilt natürlich für Aktienoptionen ebenso wie für Hochschulabschlüsse. Kopfschütteln darum, wenn sich gewisse Kreise im Rahmen der Bolognakritik gegen Anwesenheitspflicht in Seminaren oder das Erbringen eines Leistungsnachweises am Ende einer Vorlesung aussprechen. Von nichts kommt nichts. Wer am Ende seines Studiums ein Diplom in die Hände gedrückt bekommen möchte, sollte bereit sein, zuvor in regelmässigen Abständen einen entsprechenden Einsatz zu zeigen. Natürlich schränken solche Regelungen die Flexibilität von uns Studierenden ein, erschweren das Erarbeiten eines Einkommens neben dem Studium. Doch sollten wir nicht vergessen: Studierende sind

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in erster Linie Studierende, sie sind nicht ihr Nebenjob. Faules Herumhängen ist Realität im Alltag von manchen Studierenden. Nichts spricht gegen das gelegentliche Gedankenausschweifen in einer freien Minute, doch sollten wir das Faulenzen nicht exzessiv betreiben. Gerne geht dabei nämlich vergessen, welch grosse Summen die Allgemeinheit in uns Studierenden investiert. Eine Erhebung der Schweizerischen Universitätskonferenz im 2005 hat gezeigt, dass die Durchschnittskosten der Grundausbildung eines einzelnen Studenten in Geistes- und Sozialwissenschaften 16'800 Franken betragen, in exakten, Natur- und technischen Wissenschaften sogar 65'000 Franken – jährlich! Bei Semestergebühren um die 600 Franken wird der Löwenanteil offensichtlich durch Steuergeldern finanziert. Wer kann da noch mit gutem Gewissen ein Semester nach dem andern ungenutzt verstreichen lassen? Die Allgemeinheit soll von uns erwarten können, dass wir mit den investierten Geldern verantwortungsvoll umgehen. Die Bedeutung ist klar: Studierende müssen ihre Studienzeit sinnvoll nützen, an Veranstaltungen regelmässig teilnehmen, Leistungen erbringen und ohne langes Faulenzen ihr Studium abschliessen. r Text Chris Buchmann

JA

Trägheit und Sünde? Ich proklamiere: In unserer Leistungsgesellschaft ist dies eine Tugend! Alles geht so schnell, ist stressig. Wo bleibt da die Entspannung? Ich merke es ja schon bei mir: Wenn ich meine Wo-


«Die faulen Studenten von heute sind die zufriedenen Arbeitnehmer von morgen»

che plane, wird keine Ruhezeit miteinberechnet. Keine Stunden nur für mich alleine, in denen ich nichts mache, etwas Leistungsfreies! Wer hat dem Wort «Trägheit» eigentlich diesen negativen Beigeschmack gegeben? Da ist nichts Sündhaftes daran! Was soll überhaupt dieses Schwarz/ Weiss-Denken? Faul gleich schlecht? Der heutige Student wird praktisch zum Faulsein gezwungen! Oft wird nämlich Faulsein mit Minimalismus-Denken in Verbindung gebracht. Der Durchschnitts-Student von heute ist frustriert, gestresst und bereits in seinen Zwanzigern total überbelastet. Das Bologna-System fördert den Minimalismus und zwar, weil den Studierenden einfach keine Zeit bleibt. Für nichts! Alles (Examen und Seminararbeiten) wird in das Semester gezwängt und wenn man nebenbei noch arbeitet, dann ist ohnehin aus die Maus. Aber in den Sommer – und Wintermonaten hat man dann ganz viel Zeit, um alles wieder zu vergessen, was ohnehin nur ins Kurzzeitgedächtnis gezwängt wurde. Wo liegt da die Logik?! Bei 30 Kreditpunkten, die man im Semester eigentlich leisten sollte, um nach zirka drei Jahren mit dem Bachelor durchzusein, ist der Student mehr als ausgelastet. Blau machen, sich auf die faule Haut legen, Couch-Potato, Abhängen: alles Musik in meinen Ohren! Geniesst das Leben heute, denn das Berufsleben später wird schon hart genug. Wir werden noch das ganze Leben lang arbeiten! Die faulen Studenten von heute sind die zufriedenen Arbeitnehmer von morgen. Wir wollen schliesslich glückliche 40- bis 50-Jährige und nicht 30-jährige Ausgebrannte werden. Nur wer Zufriedenheit erlebt hat, wird auch einmal gute Dienste leisten. In faulen Stunden kann der Mensch meditieren, Energie sammeln und harte Arbeit kompensieren. Und wo bleibt überhaupt die Kreativität in dieser Leistungsgesellschaft? Gute Gedanken brauchen Zeit! Also: Keine Vorlesungen vor 9 Uhr morgens. Ich sage: Zurück zur Ruhezeit! Mal ein Wochenende nichts machen - ausser «hängen». Euer Studium und euer 50-jähriges Ich werden es euch danken! Aaach wie süss ist doch das Nichtstun! r Text Raffaela Angstmann, Bild Selin Bourquin

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ZORN

Stress und Wut waren gestern Wut kann viele Ursachen haben. Eine häufige ist Stress, den wir als Studierende nur zu gut kennen. Fünf einfache Schritte des «Anger Managements» helfen uns dabei, dennoch gelassen zu bleiben.

Der Totalabsturz des Computers kurz vor Abgabetermin der Seminararbeit, vergammelte Lebensmittel im Kühlfach des nachlässigen WG-Kollegen oder der mühselige Feierabendverkehr: All das sind Situationen, die auch die friedlichsten Zeitgenossen hin und wieder zur Weissglut bringen können. Wir alle sind von Zeit zu Zeit wütend und das ist auch gut so, denn Wut ist im Grunde genommen nur ein Gefühl und daher ganz natürlich. Wütend zu sein, ist also vollkommen in Ordnung. Dies bestätigt auch die Expertin Leila C. M. Lönnroth von Stress and Anger Management International in Genf. Sie hat sich in ihrer langjährigen Tätigkeit als Beraterin eingehend mit diesem Thema beschäftigt. Für Lönnroth ist Wut nicht zwingend negativ. Denn unsere Wut kann uns dabei helfen herauszufinden, was wir wirklich wollen und benötigen. Dennoch hat Wut stets einen etwas negativen Beigeschmack, weil oft nicht zwischen dem Gefühl und dem damit verbundenen Verhalten unterschieden wird. Menschen, die wütend sind, tun oft verrückte

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und unüberlegte Dinge mit schwerwiegenden Konsequenzen. Daher die negativen Konnotationen. Woher weiss man also, dass man ein Anger Management-Problem hat? Leila Lönnroth spricht von zweierlei Arten, mit Wut umzugehen. Zum Einen gibt es die sogenannten «Exploders», die ihrem Zorn stets Ausdruck geben, was in heftigen Wutausbrüchen und verletzenden Äusserungen enden kann. Demgegenüber neigen «Imploders» dazu, ihren Ärger herunterzuschlucken. Ihre Wut äussert sich in sarkastischen Bemerkungen, tränenreichen Reaktionen auf überfordernde Situationen, allen möglichen Arten von Suchtverhalten oder in der Unfähigkeit, die eigenen Anliegen vorzubringen. Früher oder später neigen auch sie dazu, zu explodieren und geben ihrer Wut unterdessen woanders freien Lauf, beispielsweise im Verkehr. Wie kann ich also einen gesunden Umgang mit Wut erlernen? Vor allem dann, wenn ich mich wieder einmal über meinen Mitbewohner nerve, der sein Geschirr nie abwäscht? Die folgenden Tipps sollen dabei helfen, verschiedene Situationen stressund ärgerfrei zu bewältigen:

Schritt 1: H.A.L.T.

Ich bin wütend. Schon tausendmal habe ich Max gesagt, er soll sein Zeug abwaschen und nun blockiert sein Geschirr wieder die ganze Küchenablage. Lange genug habe ich hier mitgespielt, jetzt reicht’s. In mir brodelt es. Ich spüre eine leichte Verkrampfung in der Magengegend, meine Arme und Beine sind angespannt und ich tigere schnau-


bend auf und ab. Der kriegt was zu hören. STOPP. Das ist der falsche Moment für eine Konfrontation. Ich muss erst etwas zur Ruhe kommen und mir überlegen, weshalb ich wegen ein paar schmutziger Teller derart heftig reagiere. Dies rät auch Leila Lönnroth und meint ausserdem, dass es ratsam sei, sich am H.A.L.T.-Prinzip zu orientieren: nie mit jemandem der hungrig (Hungry), wütend (Angry), einsam (Lonely) oder müde (Tired) ist, eine Diskussion zu beginnen.

«Beginne nie eine Diskussion mit jemandem der hungrig, wütend, einsam oder müde ist» (H.A.L.T Prinzip)

Schritt 2: Time Out

Ich nehme mir die Zeit, ein wenig nachzudenken und versuche herauszufinden, weshalb mich die vorgefallene Situation so wütend macht. Dabei hilft ein kurzer Spaziergang, frische Luft oder etwas Sport.

Schritt 3: Eigene Schwachstellen kennen

Ich suche nach weiteren Situationen, die mich immer wieder auf die Palme bringen. Wut wird oft dann empfunden, wenn persönliche Zielsetzungen nicht erreicht werden (Bus verpasst, zu spät zur Vorlesung), unsere Intimsphäre nicht respektiert wird (durch Berührungen oder laute Geräusche), wir uns angegriffen fühlen oder gestresst sind.

Schritt 4: Das grössere Bild sehen

Ist der Vorfall auch in fünf Minuten noch wichtig und meine Wut immer noch gerechtfertigt? Wenn nicht, dann kann ich mich getrost etwas anderem widmen. Wenn doch, dann sollte ich versuchen, «das grössere Bild zu sehen», wie die Anger Management Forschung es nennt. Ausserdem ist es hilfreich, meine Gefühle etwas zu sortieren und mir zu überlegen, weshalb ich mit einer Situation nicht zufrieden bin.

Schritt 5: Bestimmt sein und sagen, was man möchte

Nach all diesen Überlegungen hat sich mein Gemüt etwas beruhigt und ich kann nun gefasster auf Max zugehen. Ich darf ihm ruhig erklären, dass mich seine Nachlässigkeit wütend macht. Es ist aber auch wichtig, dass ich ihm bestimmt sage, was ich in Zukunft von ihm erwarte. Dabei sollte ich auch ihn nicht überfordern und ihm realistische Erwartungen entgegenbringen. Schlussendlich sollte man bei ungeklärten Situationen, die betroffenen Personen auf das Problem ansprechen und nachfragen. Denn wer nicht fragt, der kriegt auch nichts und wird daher schneller wütend. Deswegen wage ich lieber jetzt eine unangenehme Diskussion, als weiterhin meinen Ärger herunterzuschlucken und somit früher oder später zum «Exploder» zu werden. r Text Mirjam Goldenberger, Bild Selin Bourquin

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Surfen Stress and Anger Management International in Genf www.angermanagement.ch British Association of Anger Management (BAAM) www.angermanage.co.uk Tipps von Mike Fisher, dem Gründer der BAAM: www.videojug.com/interview/anger-management-tips


VÖLLEREI

Sorge um die Klitoris Zusammen mit ihrer Schwester betreibt Sarina Nauer den Frauenerotikshop clitcare.ch und setzt sich dafür ein, dass jede Kundin zu ihrem wohlverdienten Orgasmus kommt.

Du verkaufst hauptberuflich Wollust. Unser Motto ist «Lebe deine Lust» und da kann ich auch dahinter stehen. Macht es dir Freude, anderen Menschen Lust bereiten zu können? Ich halte mich bestimmt nicht für die grosse Glücksbringerin der Frauen, aber klar ist es schön, wenn man positive Rückmeldungen bekommt. Zum Beispiel, wenn nach einem Frauenabend [siehe Kasten, Anm. der Redaktion], an dem wir unsere Produkte demonstriert haben, eine Frau erzählt, es habe sich für sie etwas bewegt, und dass es ihr leichter fällt, auf ihre Lust oder Unlust zu hören. Sex und Lust soll ja auch nichts Statisches sein, es ist immer möglich, sich weiter zu entwickeln und Neues zu entdecken. Haben Frauen eine andere Sexualität als Männer? Ja, das denke ich schon. Es stimmt sicher nicht in jedem Fall, aber ich glaube Frauen sind grundsätzlich anspruchsvoller und schwieriger zu stimulieren als Männer. Jeder Mann kriegt gerne eins geblasen, aber Frauen sind sehr unterschiedlich und mögen nicht die gleichen Dinge. Frauen machen sich auch viele – zu viele – Gedanken beim Sex. Weibliche Lust und insbesondere Selbstbefriedigung waren lange Zeit ein Tabu-

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thema und wurden als «Sünde» deklariert. Denkst du, das ist heute immer noch so? Es kommt auf die Erziehung und den Charakter an. Es gibt junge Frauen, die Selbstbefriedigung ausüben und dazu stehen, aber ich denke, es gibt auch viele, die es zwar tun, aber anschliessend ein schlechtes Gewissen haben, oder auch solche, die sich gar nicht erst trauen. Das kann eine Generationenfrage sein, aber in erster Linie ist es sicher eine Frage des Selbstvertrauens. Auf eurer Webseite sprecht ihr von den «Bedürfnissen der modernen Frau». Wer ist diese Frau und welche Bedürfnisse hat sie? Während sich der Einzelne früher eher zurückgehalten hat, wird dem Individuum heute viel mehr Wert beigemessen. Alle wollen einzigartig sein und sorgen sich um sich selbst. Diese gesellschaftliche Veränderung sieht man auch im Bereich der Sexualität. Früher dienten die Frauen nur der Fortpflanzung und allenfalls noch der Befriedigung des Mannes. Die moderne, emanzipierte Frau will auch ihre Freude am Sex haben. Diese Frau ist aber auch sehr gefordert, sie muss bei der Arbeit alles geben – vermutlich mehr als ein Mann in der gleichen Position. Sie ist oftmals überfordert, es fällt ihr schwer, sich abends zu entspannen und sich Zeit für ihre Sexualität und ihre Lust zu nehmen. Dieser Frau wollen wir die Möglichkeit bieten, für einmal vergessen zu können, ob sie gut aussieht, die richtigen Kleider trägt und so weiter. Sie soll sich Zeit für sich selbst nehmen und einfach mal abschalten. Siehst du dein Engagement für clitcare.ch auch als feministisches Engagement? Im sexuellen Bereich vielleicht schon ein bisschen, aber nicht auf kämpferische Art.


«Mir geht es nicht darum, dass Frauen ihre Männer gegen Vibratoren tauschen»

Mir geht es nicht darum, dass Frauen ihre Männer gegen Vibratoren tauschen. Gibt es Männer, die sich von Vibratoren verdrängt oder zumindest bedroht fühlen? Ja, aber das ist vielfach Unwissen. Das Ziel des Mannes ist es ja, die Frau zu befriedigen. Die wenigsten Männer denken sich «Hauptsache, ich bin gekommen», die meisten wollen, dass ihre Freundin nach dem Sex glücklich ist. Wenn sie begreifen, dass Vibratoren nur eine Hilfe sind, um ihre Freundin zu befriedigen, dann finden sie das toll. Wenn man einen Vibrator benutzt, ist man zudem gezwungen zu kommunizieren und zu beobachten, und darum geht es ja auch beim Sex. Man soll sich ganz nah

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sein – nicht nur körperlich. Es geht nicht darum, dem Mann vorzuwerfen, dass er seine Frau nicht befriedigen könne, aber manche Frauen können überhaupt erst durch starke Vibrationen Orgasmen haben. Muss denn jede Frau Orgasmen haben? Ein Orgasmus ist ein wunderschönes Gefühl und kann auch sehr entspannend wirken. Ich finde schon, dass jede Frau Orgasmen haben sollte. Kann es auch sein, dass eine Frau sich unter Druck gesetzt fühlt, weil ihr von der Gesellschaft diktiert wird, dass sie ein erfülltes Sexualleben und möglichst viele Orgasmen haben muss? Du sprichst die Übersexualisierung der Gesellschaft an. Natürlich kann da ein gewisser Druck entstehen, aber das ist eine sehr negative Sichtweise. Wir versuchen mit unseren Hilfsmitteln, diesen Druck etwas zu mildern, indem wir es ermöglichen, Spass an der Sache zu haben. Sex ist ein Grundbedürfnis wie Essen und Schlafen. Natürlich kann man darauf verzichten, aber für mich gehört er zu einer Beziehung dazu und ist auch etwas Schönes. r Text Marina Lienhard, Bild Selin Bourquin

Clitcare.ch wurde 1996 von zwei Frauen ins Leben gerufen, die Erotikspielzeug für lesbische Frauen anbieten wollten – ein Markt, der bis zu jenem Zeitpunkt kaum berücksichtigt worden war. 2003 haben Alexandra und Sarina Nauer den Webshop übernommen, überarbeitet und ihrem Stil angepasst. Neben dem Webshop und dem Showroom an der Zweierstrasse in Zürich verkaufen die Schwestern ihre Produkte auch an sogenannten clitcare-Frauenabenden. Dabei werden bei einer Gastgeberin zu Hause Produkte vorgestellt, wobei auch viel Zeit für Fragen bleibt und der Spassfaktor nicht zu kurz kommen soll. Alexandra und Sarina suchen ihre Produkte sorgfältig nach Qualität, Hautverträglichkeit und Design aus und probieren die meisten auch gleich selbst aus – schliesslich wollen sie dahinter stehen können.

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«Bei der SBB ist kein Tag wie der andere.»

www.sbb.ch/jobs. 26  STUDIVERSUM | 2010.05


UNIPOLITIK

weniger studis, bitte. Das Studium der Sportwissenschaft an der Universität Bern boomt. Nun geben Institutsund Universitätsleitung mit der Einführung einer Eignungsprüfung Gegensteuer. Während gesetzliche Grundlagen für einen Numerus Clausus gelegt werden, freuen sich die Studierenden. Seltsames spielt sich zurzeit in Bern ab – zumindest auf den ersten Blick. Im März befürwortete das Kantonsparlament in der ersten Lesung die Einführung einer Zulas-

sungsbeschränkung für Studierende der Sportwissenschaft an der Universität Bern. Daraufhin titelte der Bund: «Bern erweitert Numerus clausus – und keiner protestiert». Tatsächlich wird mit der Gesetzesänderung die Basis gelegt, um in Zukunft die Anzahl der Sportstudierenden zu regulieren. Und tatsächlich regt sich unter den Betroffenen kaum Widerstand, ganz im Gegenteil, die Fachschaft Sport begrüsst den Entscheid. Ein paradoxes Bild, ein Blick in den Hintergrund drängt sich auf. Da sticht als erstes eine eindrückliche Zahl ins Auge: Die Anzahl der Studierenden hat sich zwischen 2003 und 2008 verfünffacht, bis zu 240 Anmeldungen gingen in den letzten Jahren für das Sportstudium an der Universität Bern ein. Kein Wunder bewegt sich das Institut für Sportwissenschaft an der Kapazitätsgrenze, Lehrpersonen und Sportanlagen sind notorisch knapp.

Doch kein Numerus Clausus

Trotzdem verspricht Achim Conzelmann, Direktor des Instituts, keinen eigentlichen Numerus Clausus einzuführen. Das Institut werde auch in Zukunft keine fixe Obergrenze für die Anzahl Studierenden definieren. Vielmehr gehe es darum, eine Lücke zu schliessen: «An der Matura werden keinerlei motorische Fähigkeiten getestet. Unter den heutigen Bedingungen können darum Personen das Sportstudium aufnehmen, die ungenügende Fähigkeiten mitbringen, um das Studium später auch erfolgreich abzuschliessen.» Eine praktische Eignungsprüfung vor Studienbeginn soll sicherstellen, dass in Zukunft minimale Anforderungen im motorischen Bereich erfüllt sind. So wird zum Beispiel ein NichtSchwimmer nicht mehr zum Studium zugelassen. Somit kann laut Conzelmann für ungeeignete Studienanfänger ein unnötiges erstes Studienjahr vermieden werden und die Ressourcen des Instituts lassen sich gezielter einsetzten. Denn auch wenn es nicht das offizielle Ziel ist, die Institutsleitung er-

hofft sich durch den Eignungstest eine Reduktion der Anmeldungen. Konkret wird erwartet, dass sich in Zukunft weniger Studierende ohne klares Studienziel unüberlegt für Sport anmelden, um nach wenigen Semestern doch die Fachrichtung zu ändern. Einen radikaleren Weg hat die Universität Basel eingeschlagen. Dort werden jedes Jahr im Sinne eines klassischen Numerus Clausus nur die 100 besten Absolventen eines eintägigen Sporttests zum Sportstudium zugelassen. Conzelmann distanziert sich von einem solchen Vorgehen: «Ziel ist es nicht, die besten Sportler auszubilden. Wir wollen in Zukunft die klügsten Köpfe, die motorisch gut genug sind, um das Sportstudium abzuschliessen.»

Positives Echo

Diese Argumentation kommt auch bei den derzeitigen Studierenden gut an. Nik Jud, Präsident der Berner Fachschaft Sport, rechnet mit einer höheren Qualität des Studiengangs. Motorisch überforderte Mitstudierende würden zur Zeit im praktischen Unterricht oft eine Behinderung darstellen, sowohl für Studierende, als auch Dozenten. Für die Fachschaft scheint somit klar zu sein, dass durch einen Eignungstest schlussendlich alle Involvierten profitieren werden. Noch ist das revidierte Universitätsgesetz des Kanton Berns und somit die Einführung des Eignungstests nicht offiziell verabschiedet. Ohne grosse Überraschungen auf der politischen Bühne wird die erschwerte Zulassung jedoch für Anwärter des Sportstudiums ab Herbstsemester 2011 Realität. Dann werden die nächsten Jahre zeigen, ob es bei dem versprochenen Eignungstest ohne definierte Obergrenze bleibt, oder ob in Bern doch schleichend ein strikter Numerus Clausus eingeführt wird. r Text Chris Buchmann, Illustration Melanie Imfeld

Weisst du schon wie hoch die Schweizer Spanien schlagen werden?

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Reportage REPORTAGE

Gut finanziert? Das Konto ist seit Wochen überzogen, das Portemonnaie leer. Für Studentinnen und Studenten ist das nichts Neues. Doch haben sie tatsächlich ein so kleines Budget? Oder lassen sie an den (zu) vielen Partys ihr Geld liegen?

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6.30 Uhr. Montag. Daniel schlägt ein kalter Wind entgegen, als er das Haus verlässt. Er ist auf dem Weg zur Arbeit. Jeden Montag kann er als Elektroniker einer Firma sein kleines Studenten-Budget aufbessern. Klar würde er jetzt lieber in einem geheizten Vorlesungssaal sitzen, doch das kommt für ihn nicht in Frage: «Ohne diesen Job könnte ich niemals studieren.» Daniel ist keine Ausnahme: Obwohl das Elternhaus für die meisten Studierenden die Haupteinnahmequelle ist, reicht das Geld nicht aus. Deshalb hat Daniel vor einem halben Jahr ein Stipendium beantragt, jedoch ohne Erfolg. Aber der 30-Jährige hat Glück: Dank seiner ersten Ausbildung als Elektroniker hat er seine derzeitige Arbeit bekommen, die gut bezahlt wird. Doch reicht dies aus, um all seine Rechnungen zu bezahlen? Daniel schüttelt resigniert den Kopf: «Ich bin immer am Limit. Zudem kann ich mir kaum etwas leisten, geschweige denn für etwas Besonderes Geld auf die Seite legen. Ferien liegen schon gar nicht mehr drin.» Das Studium bleibt dabei auf der Strecke. So wird Daniel seinen Bachelor-Abschluss nicht innerhalb der vorgesehenen drei Jahre beenden können, sondern muss ein bis zwei Semester verlängern. Einerseits verpasst er montags wegen seiner Nebentätigkeit Vorlesungen, andererseits muss er in den Semesterferien arbeiten, um die Studiengebühren zu bezahlen, das GA für den Zug abzustottern und sein Konto auszugleichen. Der Strom der Rechnungen reisst niemals ab. Doch wiederum hat Daniel Glück: Er wohnt noch zu Hause.

Stressige Arbeit bei schlechter Bezahlung

13 Uhr. Donnerstag. Eine neue Schicht beginnt für Alexandra. Sie arbeitet als Teilzeitverkäuferin in einem Kleiderladen mitten in Bern. Die Arbeit ist stressig, die Bezahlung mies. Doch die zierliche Studentin ist glücklich, wenigstens zwei Mal die Woche hier arbeiten zu können. Manchmal auch mehr. Denn auch die 27-Jährige ist auf ein regelmässiges Einkommen angewiesen, vor allem weil sie nicht mehr zu Hause wohnen kann. Obwohl sie die Wohnung mit einem Studenten teilt, sind die anfallenden Kosten gross und für sie kaum zu bewältigen: «Manchmal öffne ich die Post erst, wenn ich wieder Geld auf dem Konto habe.» Alexandras Nebentätigkeit hat nichts mit ihrem Studium zu tun. Obwohl sie dies bedauert, beschäftigt sie etwas ganz An-

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«Manchmal öffne ich die Post erst, wenn ich wieder Geld auf dem Konto habe.»


deres: «Das Einzige, was mich nervt, ist, dass ich in den Sommerferien Geld verdienen muss, anstatt ein Praktikum absolvieren zu können. So werde ich ein Semester länger studieren müssen, weil mein Studium ein dreimonatiges Praktikum vorschreibt.»

Nebenjobs sind keine Ausnahme

Daniel und Alexandra bestätigen die Studie des Bundesamtes für Statistik (BfU) vom 17. Januar 2006. Aus dieser geht hervor, dass neun von zehn Studierenden auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen sind. Die Studie hat zudem ergeben, dass 77 Prozent nebenbei arbeiten, um ihr Studium finanzieren zu können. Im Vergleich zu 1995 hat somit die Zahl der Studentinnen und Studenten, die nebenbei arbeiten, um gut 30 Prozent zugenommen. Doch während die Studierenden immer mehr arbeiten, ist der Anteil der Stipendienbezüger gegenüber der letzten Erhebung von 1995 um zwei Prozent zurückgegangen. 23 Uhr. Samstag. Ungeduldig drängen sich die Partygänger Richtung Club-Eingang. Ich befinde mich mitten im Gewühl und halte Ausschau nach Daniel und Alexandra. In diesem Moment klingelt mein Handy. «Mer send schon denne, da esch voll Party», schreit mir eine Stimme ins Ohr. Schnell halte ich den Hörer weit weg, ein Schmunzeln auf dem Gesicht. Trotz der harten Woche haben die beiden das Feiern wohl nicht verlernt. Ich überlege gerade, ob die Drinks hier wohl teuer sind? r Text Stephanie Renner (4. Platz/Studentenpreis der SonntagsZeitung), Bild Selin Bourquin

Sieht dein geistiges Auge bereits, wie Alex Frei jubeln wird?

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Klar würde er jetzt lieber in einem geheizten Vorlesungssaal sitzen, doch das kommt für ihn nicht in Frage: «Ohne diesen Job könnte ich niemals studieren.»

Die Sonntags Zeitung organisiert jährlich den «Studentenpreis». Studierende aller Fachrichtungen haben die Möglichkeit einen Text einzusenden. Am Prämierungsevent werden die fünf besten gekürt und der Sieger gewinnt ein dreimonatiges Praktikum bei der SoZ. Dieses Jahr gingen rund 90 Schreiben an die Jury und StudiVersum-Redaktorin Stephanie Renner konnte mit diesem Artikel überzeugen und wurde Vierte.


Die flotte 3er-WG

Auf den Gipfeln der Weisheit Text: André Bähler

Wie ein alter Mann schleppt sich Beat das Treppenhaus hoch. Durchgefallen! Ausgerechnet in seinem Hassfach Statistik. Wiederholungsprüfung in einem halben Jahr. Noch einmal gefoltert werden mit Normalverteilung, Zufallsvariablen und Konfidenzintervallen. Kacke, einfach nur Kacke, denkt Beat und öffnet die Wohnungstür. Den intensiven Kardamomgeruch, der ihm entgegenschlägt, nimmt er kaum wahr. Erst als er im Wohnzimmer steht, dämmert es ihm: Heute ist der Abend, vor dem ihn John seit Tagen gewarnt hat. Petra, eine Studienkollegin von Rebekka und ihr Freund Jay sind zu Besuch um von ihrer dreimonatigen Reise durch Indien zu erzählen. Und nun haben es sich die Beiden offenbar nicht nehmen lassen, Rebekka auch in die kulinarischen Geheimnisse dieses Landes einzuweihen. Beat will sich mit seinem Statistikdesaster herauswinden, wird aber genötigt sich ebenfalls an den Tisch zu setzen und erhält einen gehäuften Teller mit einer gelblichen Reisspeise. Dank Petra weiss er rasch, dass es sich dabei um ein ayurvedisches Biryani mit Mango-Chutney handelt. Nach den ersten Bissen weiss Beat ausserdem, dass er damit den ganzen Abend kämpfen wird. Sehr bald ist ihm auch klar, weshalb Johns eindringliche Warnung durchaus berechtigt war: Petra und Jay sind unglaublich weise Menschen, die andere sehr gerne an ihrer geballten Lebenserfahrung teilhaben lassen. Erst dank ihnen wird Beat überhaupt bewusst, dass im Vergleich zum Leid in den Strassen Kalkuttas unsere alltäglichen Probleme (Petra nennt als Beispiel Beats vergeigte Statistikprüfung) absolut unbedeutend sind. Dass wir Westler viel zu sehr für die Zukunft leben statt im Hier und Jetzt. Dass ein zweiwöchiger Aufenthalt in einem hinduistischen Meditationszentrum eine unfassbare spirituelle Reifung mit sich bringt. Beats Frage, ob Petra und Jay weise genug

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waren, ein paar günstige DVD-Raubkopien mitzubringen, wird mit wohl dosierter Verachtung bestraft. Im weiteren Verlauf des Abends hängt Rebekka gespannt an den Lippen von Petra und Jay, während Beat krampfhaft versucht eine Ich-bin-tief-beeindrucktMiene aufzusetzen, was ihm mit jeder zusätzlich dargebotenen Weisheit immer schwerer fällt. Schliesslich bringt er es nicht mehr fertig und starrt stattdessen auf seinen immer noch halbvollen Biryani-Teller. Nach ausgiebigen Feldstudien kommt er zum Ergebnis, dass die Menge der Essensreste am Kleinsten aussieht, wenn man den Reis am Tellerrand zu einem Wall aufschichtet und energisch mit der Gabel zusammenpresst. Wahrscheinlich die mit Abstand bedeutendste Erkenntnis dieses Abends, denkt Beat. Nachdem das Geschirr abgeräumt wurde, muss sich Beat mit den anderen Drei vor Jays Laptop zusammendrängen und gefühlte 3000 Indien-Photos über sich ergehen lassen. Offenbar gehört die Kamera Petra, denn auf den Bildern sieht man hauptsächlich Jay: Jay im mitfühlenden Dialog mit einem verkrüppelten Bettler, Jay beim Teetrinken mit wettergegerbten Reisbauern und ungefähr 200 Mal Jay mit Batikstirnband beim Sonnengruss. Natürlich gibt es zu jedem Photo eine Anekdote oder, vielleicht sogar etwas häufiger, eine feinsinnige Lebensweisheit. Zu allem Übel ist Rebekka lebhaft interessiert und so entstehen immer wieder extrem tiefschürfende Gespräche über Gott und die Welt. Als Petra und Jay endlich gegangen sind, sinkt Beat im Sofa zusammen und starrt ins Leere. Kurz darauf kommt John nach Hause: «Du siehst wirklich Scheisse aus, Beat! Bist du in der Statistikprüfung durchgefallen?» «Ja, aber dank Petra und Jay weiss ich nun, dass dies ein absolut unbedeutendes Problem ist. Es gibt viel grössere Probleme auf diesem Planeten. Zum Beispiel Petra und Jay.»


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IMPRESSUM | 2010.05

DENKSPIEL | Köstliches

HERAUSGEBERIN:

Sie sind köstlich, die Aufgaben aus alten Zeiten. Hier stecken wir in der «vollständigen Anleitung zur Algebra» von Leonhard Euler (1707 – 1782). Um die Originalität zu erhalten, haben wir die Orthographie nicht angepasst: «Drei Personen spielen mit einander, im ersten Spiele verliert der erste an jeden der beiden anderen so viel, als jeder von den zwei andern Geld bei sich hatte. Im zweiten Spiele verliert der zweite an den ersten und dritten so viel als jeder hat. Im dritten Spiele verliert der dritte an den ersten und zweiten so viel als jeder hat, und da findet es sich, dass alle nach beendigtem Spiele gleich viel haben, jeder nämlich 24 Münzen. Nun ist die Frage, wie viel jeder anfänglich gehabt habe?» r Text P.H. Die Lösung erscheint in der nächsten Ausgabe.

Campus Lab AG Eschenring 2 6300 Zug CHEFREDAKTORIN:

Raffaela Angstmann REDAKTOREN DIESER AUSGABE:

Raffaela Angstmann, André Bähler Chris Buchmann, Daniela Chiani Nina Fargahi, Mario Fuchs Mirjam Goldenberger, Simon Knopf Julia Krättli, Mauro Landolt Marina Lienhard, Christoph Lutz Manuel Reinhard, Stephanie Renner Martina Zimmermann LAYOUT:

Aline Dallo DESIGN:

Céline Beyeler, Maike Hamacher BILDREDAKTION:

Selin Bourquin ILLUSTRATION:

Melanie Imfeld FOTOGRAFIE:

Durchzwei, Selin Bourquin LEKTORAT:

Patrick Mollet DRUCK:

Vogt-Schild Druck AG KONTAKT:

Campus Lab AG Lavaterstr. 71 8002 Zürich Tel: +41 44 201 16 57 Fax: +41 44 201 16 50 www.campuslab.ch info@campuslab.ch LESERBRIEFE:

leserbriefe@studiversum.ch StudiVersum erscheint sechs Mal jährlich in einer Auflage von 30 000 Exemplaren an allen Universitäten und Fachhochschulen der Deutschschweiz. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, Aufnahme in OnlineDienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Roms etc. nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin.

Gib das Lösungswort jetzt ein auf www.studiversum.ch und gewinne mit etwas Glück «Passion» - eine erotische Hörbuch-Collection. Lösungswort der letzten Ausgabe: REISETIPPS Gewinner der letzten Ausgabe: Ivana Cabalzar, Mélanie Baillifard, Kathrin Michel

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WIE ANNO DAZUMAL

Liebestipp Frühlingsgefühle «Ich spüre den Frühling, und meine Freundin Maya ebenfalls», stand auf dem Zettelchen, das Philipp mir während der letzten Vorlesung heimlich zusteckte. «Trotzdem klappt’s im Bett irgendwie nicht. Lieber Horst», stand da weiter, «kannst du uns helfen?» Heiliger Bimbam, dachte ich, die heutige Jugend ist ja noch verklemmter als wir damals. Philipp muss sich ja furchtbar schämen, dass er mich nicht offen um Rat fragt. He nu! So schrieb ich also zurück: «Lieber Philipp, zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Mit der Liebe ist es wie mit der Tubakpfeife: Mal brennt sie mehr, mal weniger. Es gibt einige Nahrungsmittel, die eure Lust steigern könnten. Ich rate dir zum Genuss von Fenchel: Braut euch einen Tee aus zehn Gramm Fenchelsamen auf einen halben Liter Wasser. Trinkt jeweils nach den Hauptmahlzeiten eine Tasse. Oder nehmt eine halbe Stunde vor dem Akt vier bis sechs Tropfen Fencheltinktur auf einem halben Stück Zucker ein. Aber Achtung: Bei zu hoher Dosierung wirkt Fenchel halluzinogen. Viel Glück, Horst.» Postwendend kam ein Zettelchen zurück: «Lieber Horst, danke für deinen Tipp. Leider kann ich Fenchel nicht ausstehen. Überhaupt diese allzu gesunden Hausmittel. Kennst du nichts, was wirkt und auch gut schmeckt?» Ich schrieb: «Aber ja, lieber Philipp. Folgendes Rezept wurde jahrhundertelang geheim überliefert. Es ist sehr alt und aufwändig, nimm dich also in Acht. Du brauchst zehn Gramm Zimt, zwanzig Gramm Zitronenschale, fünfzehn Gramm Thymian, fünf Gramm Koriander, fünf Gramm Muskatblüte und fünf Gramm Vanille. All dies lässt du in einem Liter Branntwein zwei Wochen lang ziehen, wobei du täglich umrühren musst. Daneben bereitest du einen Sirup aus einem halben Liter Wasser und einem Kilo Zucker vor. Schliesslich mischst du alles zusammen. Vom so entstandenen Likör trinkt ihr ein Glas vor dem Liebesspiel.»

Horst

Horst, 74, ist allzeit bereit: Ob im Haushalt oder in der Garage, beim Einkaufen oder an der Uni, Horst hilft! Als Hörer besucht er regelmässig Vorlesungen und weiss daher bestens, was den Jungen von heute unter den Nägeln brennt. Seine Tipps sind längst keine Geheimtipps mehr. Deshalb: Horst ausschneiden und an den Kühlschrank oder die Pinnwand heften, dann kann nichts mehr schiefgehen.

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