CARITAS Nr. 3 / Juni 2020
Magazin
Die Corona-Krise bedroht Existenzen Seite 5
Am Puls
Brennpunkt
Weltweit
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Corona: Schweiz muss Menschen im Süden Die Ärmsten passen Verantwortung tragen vor Virus schützen sich dem Klima an
Offener Brief
«Ihre Solidarität ist grossartig!» Liebe Spenderinnen Liebe Spender Die Corona-Krise prägt seit Monaten unseren Alltag. Fast über Nacht ist vieles anders geworden: die Bewegungsfreiheit, der menschliche Austausch, der Arbeitsalltag und das gesellschaftliche Zusammenleben sind eingeschränkt. Unsicherheit und Ungewissheit herrschen vor. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie sind gross und messbar. Die Arbeitslosigkeit wird in Kürze die 200 000-Grenze überschreiten. Sie ist so hoch wie seit einer Generation nicht mehr. Ältere Erwerbslose haben kaum noch Aussicht auf eine neue Stelle. Wer die Lehre abschliesst, wird längere Zeit auf eine Anstellung warten müssen. Die Zahl der Sozialhilfebeziehenden wächst rasch an. Es gibt auch viele Menschen, die durch die Maschen der bestehenden Sozialwerke fallen und Soforthilfe brauchen, sogar Gratislebensmittel. Es gibt Tausende von Familien, die über Nacht einen Teil ihres kleinen Einkommens verloren haben und die üblichen Rechnungen für den Zahnarzt, für Schulausgaben oder die Miete nicht mehr bezahlen können. Auch selbstständig erwerbende Kulturschaf-
«Viele Menschen brauchen rasche und unkomplizierte Hilfe.»
fende sowie Sans-Papiers stehen plötzlich vor dem Nichts. Viele Menschen brauchen rasche und unkomplizierte Hilfe. Viele wenden sich an die Caritas. Wir hören zu, wir beraten und leisten Einzelfallhilfe. Wir haben inzwischen mehr als zwei Millionen Franken für diese Arbeit eingesetzt. Dies können wir nur dank der grossen Unterstützung, die wir von Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, erhalten haben. Die Solidarität ist grossartig! Da gibt es aber auch noch die bitteren Realitäten, die geographisch weiter weg liegen: Die Flüchtlingslager in Griechenland, die Vertriebenen von Idlib in Syrien, die Textilfrauen in Bangladesch oder die Menschen, die wegen einer Ausganssperre ihre Existenzgrundlage verloren haben. Ich hatte Bedenken, dass diese dramatischen Situationen vergessen gehen. Doch weit gefehlt. Sie, liebe Spenderinnen und Spender, haben diese Menschen nicht aus den Augen verloren. Sie helfen auch dort. Ich bin tief beeindruckt und berührt. Das ist Solidarität und Menschlichkeit konkret! Ich bin Ihnen in Dankbarkeit und mit grossem Respekt verbunden.
Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz
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Bild: Franca Pedrazzetti
Inhalt
Corona: Viele stehen vor dem Nichts Die Corona-Krise bedroht viele Menschen in ihrer Existenz. Personen, die vorher schon mit dem Minimum lebten, sind plötzlich auf Hilfe angewiesen. Tausende Menschen haben sich in ihrer Not an die Caritas gewandt und haben rasche und unkomplizierte Soforthilfe erhalten. Lesen Sie die vier Porträts von Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen. Seite 5
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Am Puls: Corona trifft die Ärmsten
Caritas leistet konkrete und direkte Hilfe für Betroffene und engagiert sich auch politisch, damit die Ärmsten aufgefangen werden.
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B rennpunkt: Den Schutz losen im Süden helfen
Caritas hilft Opfern der Corona-Krise mit Hygienemassnahmen und Nothilfe in Bolivien, Haiti und Südsudan.
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eltweit: Der Klimawandel W macht Bauern zu schaffen
Der Klimawandel verlangt von Bauern im Süden grosse Anpassung. Caritas hilft mit ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Massnahmen.
IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Alexandra Wey Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4
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Echo
Peter Marbet – neuer Caritas-Direktor
Die Caritas Schweiz wird ab 1. November 2020 einen neuen Direktor haben. Peter Marbet (53) wurde vom Vorstand der Caritas Schweiz einstimmig gewählt. Er hat in Bern neuere Geschichte und Politologie studiert. Zudem verfügt er über einen Executive Master of Business Administ-
ration in NPO-Management. Er löst unseren langjährigen Direktor Hugo Fasel ab, der im November nach zwölf Jahren an der Spitze der Organisation in Pension gehen wird. Peter Marbet war früher Informationsbeauftragter einer grossen Krankenversicherung, später Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation bei santé suisse. Seit 2008 hat er als Direktor die Geschicke des Berner Bildungszentrums Pflege gelenkt. Neben seinen Kompetenzen in den Bereiche Gesundheit, Bildung und Sozialpolitik verfügt er auch über grosse Erfahrung im Umgang mit politischen Strukturen auf Bundes- und Kantonsebene. Herr Marbet hat zudem zwei Jahre in Brasilien gelebt und kennt somit ausserdem die Problemstellunen von Entwicklungsländern. (lf)
Bergbauern: 1000 Freiwillige gesucht – auch jüngere willkommen
Caritas Schweiz sucht auch dieses Jahr rund 1000 Freiwillige, die in den strengen Sommermonaten Bergbauernfamilien unterstützen. In dieser Saison fallen Helfer aus dem Ausland sowie aus Corona-Risikogruppen weg, insgesamt 40 Prozent. Nun muss Caritas einen dop-
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pelten Effort machen, um eher jüngere Freiwillige zu finden. Weitersagen ist darum willkommen! Ein Einsatz beim Bergbauern ist auch für jüngere Zielgruppen attraktiv. Mähen, Heuen, Zäune reparieren im Haushalt helfen oder Tiere versorgen – dies sind die üblichen Arbeiten. Viele Freiwillige empfinden die Arbeit zwar als streng, aber als sehr befriedigend. In Corona-Zeiten sind Auslandreisen nicht unbedingt populär – wieso nicht das Leben auf einem Bergbauernhof kennenlernen? Auf unserer Webseite können Sie die verschiedenen Betriebe einsehen und direkt buchen. (lf)
Medienecho SRF Tagesschau | Immer mehr rutschen in Corona-Zeiten in die Armut / 17. 5. 20 (…) Menschen ohne Schweizer Pass rutschen in Corona-Zeiten immer mehr in die Armut ab. (…) Caritas Direktor Hugo Fasel erklärt: (…) «Menschen, die in der Schweiz Sozialhilfe beantragen, haben Angst, ihren Status zu verlieren.» Und die grüne Nationalrätin Sibel Arslan fordert in einer Motion: «Es braucht eine nationale Regelung, welche Corona als Ausnahmezustand deklariert. Denn die Corona-Krise ist noch lange nicht überstanden.» Tages-Anzeiger | Hilfe für Arme hat es im Parlament schwer | 5. 5. 2020 (…) Die Anzahl Armutsbetroffener schnellt (…) nach oben. (…) Caritas fordert vom Bundesrat Soforthilfe für Menschen mit tiefsten Einkommen und Armutsbetroffene. Konkret sollen Einzelpersonen, deren Einkommen unter jenem Niveau liegt, das zu Ergänzungsleistungen berechtigt, aus der Bundeskasse eine einmalige Direktzahlung von 1000 Franken bekommen. Das Geld sollen sie nicht zurückzahlen müssen. (…), so Caritas-Sprecher Gribi. Beobachter | Die Frau mit den sieben Jobs | 8. 5. 2020 Eine 58-Jährige hat sieben Arbeitgeber gleichzeitig. Ihr Lohn reicht kaum zum Leben. (…) «Viele Working Poor arbeiten in Tieflohnbranchen und erhalten einen Lohn, der nicht existenzsichernd ist», sagt Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik von Caritas Schweiz. In Branchen wie der Gastronomie, dem Reinigungsgewerbe, dem Detailhandel und auf dem Bau seien prekäre Arbeitsverhältnisse wie Arbeit auf Abruf im Stundenlohn, befristete Arbeitsverträge oder Aushilfsjobs weit verbreitet.
Mehr Informationen unter: bergeinsatz.ch
Bilder: Niels Herrmann, zVg
Reportage
Corona-Krise bedroht Existenzen Text: Lisa Fry Bilder: Alexandra Wey
Ruth Mauron wendet sich in der Not an Caritas.
Viele Menschen, die vorher schon bescheiden leben mussten, stehen durch die gegenwärtigen Corona-Krise am Abgrund ihrer Existenz. Sie haben die Arbeit verloren, sind nicht versichert oder können ihre Tätigkeit nicht ausüben, weil sie durch die Sicherheitsmassnahmen des Bundes verboten ist. Zudem ist auch die Angst, angesteckt zu werden, allgegenwärtig. Die Corona-Pandemie betrifft und ängstigt uns alle. Plötzlich befanden wir uns in einer Lockdown-Situation, Kurzarbeit wurde verordnet, Events wurden abgesagt, Unternehmen standen still und Menschen verloren ihre Arbeit. Nicht alle werden durch die Massnahmen des Bundes aufgefangen, einige fallen durch die Maschen und werden brutal aus ihrer Lebensbahn geworfen. So ist es auch Ruth Mauron (55) aus der Region am Bodensee ergangen, als der Bund am 17. März den Lockdown verordnete.
Ruth Mauron: Kurzarbeit mit Tiefstlohn Ruth hatte vorher zwei Jobs: als Verkäuferin in einem Kiosk und als Wäschereimitarbeiterin in einer sozialen Institution. Schon mit den zwei Jobs war das Budget sehr knapp und sie hatte oft Mühe, ihre Rechnungen zu bezahlen. Jetzt trifft es sie hart. Im Kiosk kann sie jetzt nur noch stundenweise und auf Abruf arbeiten. In der Wäscherei wird sie auf Kurzarbeit gesetzt, sie arbeitet noch drei Vormittage pro Woche. Arbeitslosengeld erhält
sie nicht, weil sie beim Kiosk nur auf Abruf tätig war. In ihrer Not wendet sie sich an die Caritas St. Gallen. «Ich wusste nicht mehr, wie ich diese Situation bewältigen sollte», sagt sie. Der Sozialarbeiterin der Caritas analysiert ihre Situation, prüft ihre Unterlagen und hilft ihr vorerst mit Einkaufsgutscheinen für den Caritas-Markt, damit sie sich mit den nötigsten Lebensmitteln versorgen kann. «Ich habe aber noch einen weiteren Termin erhalten,» erklärt Ruth Mauron. «Der Sozialarbeiterin der Caritas hat meine Gesamtsituation mit mir zusammen angeschaut und Massnahmen ergriffen, um meine Situation zu verbessern.» Ruth Mauron blickt auf eine schwierige Lebensgeschichte zurück mit vielen Auf und Ab. Immer wieder kam sie in finanzielle Schwierigkeiten,
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Reportage
Mit den Einkaufsgutscheinen für den Caritas-Markt kommt Ruth Mauron besser über die Runden.
einmal musste sie ihren Sohn unterstützen, dann die Tochter. Sie kommt mit den Steuerzahlungen in Verzug, kann kaum die Krankenkassenprämie bezahlen. «Aber es ist wie es ist», sagt sie, eine richtige Kämpferin, die niemals aufgibt.
«Ich bin sehr froh, dass Caritas mich darin unterstützt, wieder etwas mehr Sicherheit zu finden.» «Jeder Tag ist ein neuer Tag. Ich bin sehr froh, dass Caritas mich jetzt darin unterstützt, wieder eine Balance und etwas mehr Sicherheit zu finden.» Auf Abruf, ohne Versicherung Ein Grossteil der Menschen, die sich in den vergangenen Wochen bei den Regionalen Caritas-Organisationen in der gan-
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zen Schweiz melden, arbeitet auf Abruf im Stundenlohn. Auch Personen, die in Tieflohnsegmenten arbeiten, sind oft betroffen. Viele sind vom Arbeitgeber nicht bei den Versicherungen angemeldet und verfügen meist über keine Ersparnisse. Viele Familien, insbesondere auch Alleinerziehende, sind in eine Notlage geraten. Hier leistet Caritas rasch und unbürokratisch Hilfe. Sie hat einen viel beachteten Hilfsaufruf für Corona-Betroffene lanciert und erhält zudem von der Glückskette Gelder, mit denen sie den Menschen unter die Arme greift. Sie hilft, die Zeit zu überbrücken, bis das Sozialamt übernimmt oder Ergänzungsleistungen ausbezahlt werden. Sie unterstützt aber auch Menschen, die überhaupt keine staatlichen Leistungen erhalten. Caritas gibt zum Beispiel Gutscheine für den täglichen Lebensbedarf ab. Oft übernimmt sie die Bezahlung einer Wohnungsmiete, der Krankenkassenprämie oder anderer anstehenden Rechnungen. Sie gewährt
den Menschen, die so hart und unerwartet vom Schicksal getroffen werden, eine Soforthilfe – mit den nötigen Abklärungen natürlich – und leiht ihnen ein Ohr. Carolina Pereira: Doppelte Last, kein Einkommen Auch Carolina Pereira* (60) aus Genf konnte auf ein offenes Ohr und schnelle Hilfe zählen. Seit neun Jahren lebt sie in Genf, wo auch ihre Kinder leben. Sie arbeitet bei verschiedenen Familien als Putzhilfe und kann so mehr schlecht als recht überleben. Sie muss nicht nur sich, sondern auch ihre Tochter versorgen, die schwer erkrankt ist und bei ihr lebt. Umso mehr drückt die Last dieser Situation auf ihre Schultern. «Meine Tochter wurde schon dreimal operiert. Ich hoffe, sie wird wieder gesund.» Sie erzählt, dass sie immer einen guten Kontakt mit ihren Arbeitgebern hatte, aber diese rufen sie nun nicht mehr an. «Alle haben Angst vor dem Virus. Ich verstehe das», sagt die Frau mit
Reportage leiser, schüchterner Stimme. «Aber von was soll ich jetzt leben? Wie lange wird das dauern?» Sie ist froh, dass die Sozialarbeiterin von Caritas Genf so nett war am Telefon, als sie sich endlich getraut hatte anzurufen. Die Beraterin zeigte sofort Verständnis und versprach, ihr mit der nächsten Monatsmiete zu helfen. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr Carolina in diesem Moment. «Es tat so gut zu fühlen, dass da jemand ist, der uns hilft, für den wir wichtig sind.» In den Tagen darauf ruft die Sozialarbeiterin sie fast täglich an: Sie braucht noch mehr Informationen, um die nötigen Gesuche für verschiedene Ämter auszufüllen. Aber sie will auch wissen, wie es Carolina Pereira geht. «Ich fühle mich aufgehoben», sagt sie.
men war er noch nie konfrontiert. Als er von der Überbrückungshilfe von Caritas hört, wendet er sich an die Caritas Thurgau. «Ich bin nicht besonders gut darin, um Hilfe zu bitten und war froh, auf so viel Verständnis zu treffen», erzählt er. «Ich vermutete zwar, dass ich später etwas von der Erwerbsausfallversicherung
erhalten würde, aber das reicht nie aus, um eine 4-köpfige Familie durchzubringen. So bin ich auf weitere Unterstützung angewiesen. Ich bin erleichtert, dass mir Caritas Thurgau auf unbürokratische Weise rasch geholfen hat. So konnte ich erst einmal die Wohnungsmiete bezahlen.» Wie er dieses Jahr überstehen
«Mit so einer langen Zeitspanne ohne jegliches Einkommen war ich noch nie konfrontiert.» Finn Jagd Andersen: Events vorerst abgesagt Etwas anders liegt der Fall von Finn Jagd Andersen (41) im Kanton Thurgau. Er ist freischaffender Zirkuspädagoge und Akrobat. Trotz seines unregelmässigen Einkommens hat es immer gereicht für die Familie mit zwei Kindern. Seine Arbeit im Zirkus und mit den Schulkindern ist sein Leben. In den Zirkusprojektwochen kann er die Kinder in eine andere Welt entführen. Sie lernen ihre Fantasie zu gebrauchen, eine Clown-Nummer einzustudieren oder Keulen zu jonglieren. Auch Finn Andersen hat immer wieder finanzielle Engpässe, da seine Aufträge und Projekte unregelmässig stattfinden. Aber dieses Jahr fällt wegen Corona fast alles ins Wasser. Die meisten Festivals und Vorstellungen in der Sommersaison wurden bereits abgesagt. Mit so einer langen Zeitspanne ohne jegliches Einkom-
Finn Jagd Andersen war froh, bei Caritas Thurgau auf so viel Verständnis zu stossen.
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Reportage wird, weiss er noch nicht. Events werden wohl auf längere Zeit gestrichen sein. «Ich hoffe, die jetzige Situation öffnet die Augen dafür, wie prekär die Lebensgrundlage für Kulturschaffende in der Schweiz ist.»
« Es war psychisch belastend, plötzlich wie Verbrecher behandelt zu werden.» Familie Gerzner: Misstrauen an der Tür Die Familie Gerzner* im Kanton Aargau gehört zu den Fahrenden. Die Eltern gehen von Tür zu Tür und kaufen und verkaufen. Sie erwerben zum Beispiel Ge-
genstände für den Flohmarkt oder bieten verschiedene Textilien wie Handtücher oder Topflappen an. Sie führen Hausräumungen durch und versuchen, so viel wie möglich davon zu Geld zu machen. Zu ihrem Gewerbe gehört seit jeher auch das Messerschleifen. Da sie in einer ländlichen Gegend wohnen, gehen sie oft auf die Bauernhöfe. Da wird ein Teil des Preises oft mit Naturalien beglichen: frisches Gemüse oder Früchte. Seit der Corona-Krise ist ihr Leben schwierig geworden. In den ersten paar Wochen wurde es ihnen verboten, «Hausieren» zu gehen – wegen der Ansteckungsgefahr. Die Gerzners wurden von der Polizei überprüft, als sie unterwegs waren. «Es war psychisch belastend, plötzlich wie Verbrecher behandelt zu werden», erzählt Emilia G erzner* (40) seufzend. «Inzwischen dürfen wir wieder an den Türen verkau-
fen, aber die Leute wissen das nicht. So üssen wir die Menschen zuerst inform mieren und überzeugen.» Nun verkaufen sie nur noch einen Bruchteil von vorher. Die Familie, die zwei Kinder im schulpflichtigen Alter hat, erhält keinen Überbrückungskredit, da sie noch Schulden haben. Die Erwerbsausfallentschädigung wird auch nicht fürs Leben reichen. Caritas Aargau hilft mit Einkaufsgutscheinen für den Supermarkt. Eine weitere Hilfe muss noch geklärt werden. Die Gerzners sind dankbar, dass sie bei Caritas eine Beraterin haben, der sie vertrauen können. *Name geändert
Mehr dazu unter: caritas.ch/corona
Welle der Solidarität geht durch die ganze Schweiz Die Corona-Krise hat in der Schweiz eine riesige Solidaritätswelle ausgelöst. Viele Menschen, die nicht so hart getroffen werden, wollen helfen. Dies zeigt die erfolgreiche Spendensammlung der Glückskette. Zudem wird an vielen Orten Nachbarschaftshilfe angeboten, Jüngere nehmen Älteren das Einkaufen ab oder betreuen die Kinder von Eltern, die zur Arbeit müssen. Auch im Caritas-Markt, der für armutsbetroffene Menschen günstige Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs anbietet, brauchten einige Läden Hilfe. Und diese erhielten sie. Da etliche Angestellte des Caritas-Marktes zur Risikogruppe gehören, mussten sie zu Hause bleiben. Auf einen Aufruf hin haben sich zahlreiche jüngere und ältere Menschen gemeldet, die nun in den Märkten helfen. Im Caritas-Markt St. Gallen zum Beispiel wird der ganze Laden mit Freiwilligen betrieben. Noemi Pazeller (17) geht normalerweise an die Kanti und büffelt für die Matura. Seit Anfang April arbeitet sie nun
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zusätzlich einen Tag im Caritas-Markt. «Ich lerne hier eine ganz andere Welt kennen. Es ist spannend, ganz verschiedenen Menschen zu begegnen. Auch
wenn ich abends erschöpft bin, gefällt es mir,» erzählt sie. «Ich bin aber auch dankbar, dass es mir so gut geht.»
Noemi Pazeller und Béatrice Zanga helfen als Freiwillige im Caritas-Markt St. Gallen und begegnen ganz verschiedenen Menschen.
Bild: Sybille Pelzmann
Am Puls
Caritas fordert mehr staatliche Unterstützung für Menschen, welche die Corona-Krise in Notlagen bringt. Dazu zählen auch Alleinerziehende und ihre Kinder.
Die Corona-Krise trifft die Ärmsten am härtesten Für die Ärmsten in der Schweiz und auf der ganzen Welt ist die Corona-Krise eine existenzielle Bedrohung. Caritas leistet nicht nur konkrete und direkte Hilfe für Betroffene. Sie engagiert sich auch dafür, dass die Schwächsten bei den politischen Antworten auf Corona nicht vergessen gehen. Stellen sie sich vor, Sie verfügen über ein so kleines Einkommen, dass Sie den Alltag gerade knapp bewältigen können. Jeder hart erarbeitet Franken muss umgehend für das Nötigste zum Leben eingesetzt werden. So sieht die Realität von Menschen an der Armutsgrenze aus. Die Corona-Pandemie zeigt nun mit aller Deutlichkeit: Unzählige Menschen sind nicht in der Lage, auf eine so unerwartet heftige Krise zu reagieren. Es fehlt ihnen an Reserven, an der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit. Caritas bekämpft Armut in all ihren Facetten, in der Schweiz und weltweit. Dieses Fundament unserer Arbeit hat in der aktuellen Krise, die beispiellos ist in der jüngeren Geschichte, eine besondere Bedeutung. Wo Armut herrscht, schlagen die Folgen der Corona-Krise mit besonderer Härte zu. Caritas antwortet darauf
Bild: Thomas Plain
mit konkreten Projekten in der Schweiz und rund um den Globus; die Beiträge in diesem Heft berichten darüber. Caritas Schweiz hat aber auch eine weitergehende Verantwortung und nimmt politisch Einfluss. Hilfspaket für Armutsbetroffene in der Schweiz Caritas Schweiz hat hinsichtlich der Sondersession Anfang Mai einen Aufruf an Parlament und Bundesrat lanciert, weil das Unterstützungspaket des Bunderates angesichts der Corona-Krise gravierende Lücken aufweist. Es erreicht Menschen mit den tiefsten Einkommen und Armutsbetroffene in der Schweiz nur ungenügend. Caritas fordert den Bundesrat und das Parlament dazu auf, den Notlagen in dieser Zielgruppe Rechnung zu tragen und Direktzahlungen und andere
Entlastungsmassnahmen für Armutsbetroffene zu beschliessen. Dies fand in der Sondersession Gehör und floss in verschiedene Vorstösse im National- und Ständerat ein. Schweiz muss weltweit Verantwortung wahrnehmen Gerade in den Entwicklungsländern führt die Corona-Pandemie zu massiven wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen. Gleichzeitig diskutiert das Parlament nun darüber, wie die Schweiz ihre Entwicklungszusammenarbeit in den kommenden vier Jahren ausgestalten wird. Dass sich der Bundesrat stärker gegen den Klimawandel und seine Folgen engagieren will, ist richtig. Dass dafür aber Gelder eingesetzt werden sollen, die dem Kampf gegen Armut und Hunger gewidmet waren, ist nicht zu verantworten. Die Corona-Krise zeigt aus Sicht der Caritas klar auf, dass die Schweiz ihren Beitrag für Menschen in ärmsten Ländern deutlich erhöhen muss. (sg)
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Brennpunkt
Die Ärmsten in den Ländern des Südens verfügen nicht über die notwenigen Hygieneeinrichtungen, um sich vor dem Virus schützen zu können.
Die Schutzlosen vor dem Virus und dessen Folgen schützen Die Folgen der Corona-Krise sind gerade für die Menschen in den ärmsten Ländern gravierend. Zum Schutz der verletzlichsten Menschen sind Hygienemassnahmen und Nothilfe nötig. Zudem erhält der Kampf gegen Armut neue Dringlichkeit. «Ich habe vor der Krise an einer Ampel Süssigkeiten an die wartenden Autofahrer verkauft. Das reichte gerade, um Essen und Unterkunft zu bezahlen. Nun kann ich wegen der Ausgangssperre nicht mehr arbeiten. Ich habe grosse Angst, mich und die Kinder anzustecken», erzählt Luz Maria Gutierrez aus Bolivien. Der Krise schutzlos ausgeliefert Die ärmste Bevölkerung in den Ländern des Südens hat dem Coronavirus kaum etwas entgegenzusetzen. Wegen mangelhafter Ernährung und fehlender sanitärer Grundversorgung war ihr Gesundheitszustand schon vor Ausbruch der Krise prekär, die Zahl geschwächter Men-
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schen mit chronischen Krankheiten hoch. Bereits in Zeiten ohne Epidemien stossen die Gesundheitssysteme vieler Entwicklungsländer an ihre Grenzen. Die meisten Menschen in den rund 20 Projektländern von Caritas Schweiz leben von der Hand in den Mund. Sie haben wie Luz Maria Gutierrez ungeregelte Arbeitsverhältnisse und keinerlei Absicherung durch ein staatliches Sozialsystem. Schutzmassnahmen wie Ausgangssperren oder Grenzschliessungen bekommen gerade die ärmsten Menschen sehr schnell und gravierend zu spüren. Die Preise steigen, die informelle Wirtschaft bricht zusammen, der Handel ist erschwert oder gar unmöglich.
Die Caritas hat bereits im März begonnen, ihre Projektaktivitäten den neuen Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Zum Beispiel in Haiti, Bolivien oder im Südsudan. Haiti: Aufklärungskampagne auf dem Land In Haiti, wo der erste Todesfall Anfang April gemeldet wurde, wird die arme Landbevölkerung von der Zentralregierung oft vergessen. Die Caritas hat deshalb in drei ländlichen Gemeinden ein Projekt gestartet. Es baut auf die Erfahrungen im Kampf gegen die Cholera. In Gesundheitsposten aktive Gemeindemitglieder werden bezüglich Coronavirus geschult, sodass sie ihr Wissen in Hausbesuchen weitergeben können. Übers Radio oder mittels Postern lernen die Menschen, wie wichtig
Bild: Alexandra Wey
Brennpunkt ygienemassnahmen sind. 3000 HausH halte erhalten Artikel wie Seife, in den Dörfern werden Handwaschstationen installiert.
Ausgangssperren oder Grenzschliessungen bekommen gerade die ärmsten Menschen sehr schnell zu spüren. Bolivien: Überlebenshilfe für die Verletzlichsten In Bolivien hat ein komplettes Ausgehverbot dazu geführt, dass Tausende Menschen weder ein Einkommen noch ein Dach über dem Kopf haben. Besonders betroffen sind die ärmsten Bevölkerungsschichten sowie venezolanische Migrantinnen und Migranten, die vom Strassenverkauf leben und in Massenunterkünften wohnen. In verschiedenen bolivianischen Städten und im peruanischen Grenzgebiet verteilt die Caritas Lebensmittel, Einkaufsgutscheine, Hygieneartikel und Schutzmaterial an 200 venezolanische Flüchtlingsfamilien und an 1545 besonders gefährdete Bolivianer. Die Familien erhalten Unterkünfte.
Südsudan: Besserer Zugang zu Hygiene Im Südsudan, wo zusätzlich die Heuschreckenplage die Ernährungssicherheit bedroht, arbeitet Caritas Schweiz in der Corona-Task-Force des Staates Eastern Equatoria mit. Wir informieren die Bevölkerung über Risiken und Vorbeugemassnahmen. Übers Radio und durch Fahrzeuge mit Mikrofonen tragen wir diese Informationen bis in abgelegene Dörfer. Zudem erhalten 3000 Familien Eimer sowie Seife. Sieben Bohrlöcher werden wieder funktionsfähig gemacht, damit die Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben. 30 Hygiene-Promotoren informieren die Menschen in Hausbesuchen über das Coronavirus und wirksame Hygiene. Organisatorische Herausforderungen Die Corona-Pandemie ist für die Caritas eine grosse organisatorische Herausforderung. Unsere Expertinnen und Experten können wegen der Reiseeinschränkungen nicht mehr vor Ort reisen. Manche Aktivitäten können wir nicht wie geplant umsetzen, weil Schulen geschlossen oder Veranstaltungen nicht erlaubt sind. «Wo immer es geht, setzen wir unsere Projekte um und versuchen, rasch auf sich ändernde Situationen zu reagie-
ren und Nothilfe zu leisten», sagt Franziska Koller, Leiterin des Bereichs Internationale Zusammenarbeit. «Längerfristig engagieren wir uns dafür, die wirtschaftlichen Folgen für die Ärmsten abzufedern.» Solidarität über Grenzen hinweg Seit Ausbruch der Corona-Krise hat die weltweite Armut zugenommen. Die UNO befürchtet, die Zahl der Hungernden könnte sich bis Ende Jahr verdoppeln. Neben den noch nicht absehbaren Corona-Folgen kämpfen die Entwicklungsländer gegen die Verwüstungen durch die Klimaveränderung. «Um zu verhindern, dass die Corona-Krise zu einer globalen Entwicklungskrise wird, darf Solidarität gerade jetzt nicht an Ländergrenzen enden», unterstreicht Patrik Berlinger, Leiter Entwicklungspolitik von Caritas Schweiz. «Um die fortschreitende Erderwärmung zu stoppen und negative Entwicklungsfolgen der Corona-Krise aufzufangen, sollte die Schweiz ihre Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit aufstocken. Dies aus Solidarität, aber auch im eigenen Interesse, solch globale Krisen gemeinsam erfolgreich zu bewältigen.» (ah) Mehr Infos: www.caritas.ch/pandemie
Corona-Krise: Die Ärmsten brauchen unsere Hilfe Mit Ihrer Spende stehen Sie den Schwächsten weltweit in der Corona-Krise bei.
Helfen Sie mit einer Spende! Spendenkonto: 60-7000-4 Vermerk: « Opfer der Corona-Krise »
Bild: Fabian Biasio
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Weltweit
Um die Ernte zu verbessern, muss das Saatgut hochwertig und an den Klimawandel angepassst sein.
Der Klimawandel verstärkt den Hunger Die Projekte, die Caritas Schweiz in Mali durchführt, sind beispielhaft: Umfassende Massnahmen im ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Umfeld helfen den Dorfbewohnern, sich an den Klimawandel anzupassen. Die Bewohner verbessern ihr Einkommen und ihre Ernährung, gleichzeitig schützen sie ihre natürlichen Ressourcen. Das Verarmungsrisiko wird nachhaltig bekämpft. Drei Projekte zeigen auf, wie langfristige Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfemassnahmen sich ergänzen. Immer weniger können verschiedene Regionen Malis mit einer regelmässigen und planbaren Niederschlagsmenge rechnen. Schlimm genug für eine Agrarwirtschaft, die vom Regen abhängig ist. Zudem werden extreme Klimaereignisse immer zahlreicher. Im Bandiagara-Bezirk, im Zentrum des Landes, genügen jedoch schon einfache Massnahmen, um die Hirseproduktion zu steigern und den Marktpreis von Schalotten zu erhöhen. Amala Tapily, ein 55-jähriger Bauer aus dem Dorf Kendié, ist von der Effizienz von Steindämmen überzeugt. Sie vermindern die Erosion und halten die Feuchtigkeit im Boden. «Durch die Verbesserung meiner Anbautechniken konnte ich meine Familie
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von der Armut befreien», erzählt der Vater von acht Kindern, der seit mehr als 30 Jahren als Bauer arbeitet. Früher konnte er mit viel Mühe gerade mal 150 Kilo Hirse im Jahr produzieren. Das reichte nicht aus, um seine Familie zu ernähren. Der Bau eines stabilen Lagerhauses ermöglicht jetzt zudem die fachgerechte Lagerung von Schalotten. Deshalb kann er sie jetzt zu einem guten Preis auf dem Markt von Bandiagara verkaufen. Vorbei die Zeiten, in denen er nur allzu oft Schleuderpreise akzeptieren musste. Besser angepasste Maissorten In vier Gemeinden des Kita-Bezirks, der rund 35 Dörfer umfasst, muss die
iderstandskraft der Schwächsten geW stärkt werden. 570 Haushalte (rund 6000 Personen), die allesamt als Mais-Kleinbauern ihren Lebensunterhalt verdienen, sind in das Projekt eingebunden. Projektziel ist es, Qualität und Quantität der Maisernte zu verbessern. Dies ist nur über einen dauerhaften Zugang zu den Produktionsmitteln möglich – technische Unterstützung, Maschinen, Werkzeuge, qualitativ hochwertiges und an den Klimawandel angepasstes Saatgut. Besseres Know-How, die Vernetzung unter den Bauern sowie das nachhaltige Management der natürlichen Ressourcen sind ausschlaggebend für die Ertragssteigerung. Caritas coacht die Bauern bei der Bildung von Genossenschaften und bildet Agrarberater aus, die in den Dörfern klimaangepasste Anbaumethoden schulen: Verwendung von Kompost, Steindämme zur Erosionsbekämpfung sowie Zukauf und Produktion von zertifiziertem, klimaangepasstem Saatgut. Zur Planung der
Bilder: John Kalapo
Weltweit Agrarproduktion werden die meteorologischen Daten genutzt und der Agrarkalender wird an die Niederschlagsmengen angepasst. Mit der Unterstützung der Genossenschaften haben die Bauern Zugang zu qualitativ hochwertigen, klimaangepassten Saatgutvarietäten und sie lernen, ihr eigenes Saatgut zu produzieren, zu zertifizieren und zu verkaufen.
Schulungen, Zusammenarbeit und Vernetzung verbessern den Marktzugang der Bauern. Die Schulungen, die Zusammenarbeit im Rahmen der Genossenschaften und die Vernetzung der Bauern verbessern den Marktzugang. Die Bauern können jetzt einen Teil ihrer Ernte verkaufen und dadurch ihr Einkommen steigern. Den Wegnia-See retten In Wegnia im Kolokani-Bezirk ist die Rettung des Sees die Grundvoraussetzung für die Existenzsicherung der umliegenden Dorfgemeinschaften. Die nahe am Seeufer liegenden Felder werden durch die Erosion stark geschädigt und der See füllt sich mit Sedimentgestein. In der Vergangenheit ernährte der Fischreichtum des Sees viele Fischerfamilien und Fisch bildete einen wichtigen Bestandteil der Ernährung der Dorfbewohner. Das ist heute nicht mehr so. Es gibt jedoch Lösungen zur Rettung des Sees: Wiederaufforstung, Massnahmen zum Uferschutz, klimaangepasste Arten, Fruchtwechsel, Anpassung der Anbautechniken und Errichtung von geschützten Waldgebieten. Die Dorfbewohner wissen genau, wie wichtig der See und sein Umland für sie ist und versuchen, durch angepasste Anbaumethoden ihre natürliche Lebensumgebung zu schonen. Aber auch die grössten Anstrengungen von Tausenden Menschen, die am See leben, können den Klimawandel und das fortschreitende Austrocknen des Sees nicht mehr aufhalten. Die Regenfälle werden immer unberechenbarer, manchmal
sind sie so sintflutartig, dass der Boden regelrecht ausgewaschen und abgetragen wird. Auch die Temperaturen steigen stetig an. «Durch die Zusammenarbeit mit Caritas können wir unsere Lebensbedingungen verbessern», freut sich Famougouri Diarra, der Bürgermeister von Guihoyo, der Gemeinde am Wegnia-See. Um die Lebensbedingungen in diesen fragilen Regionen kontinuierlich verbessern zu können, müssen nachhaltige Entwicklungsprojekte mit Nothilfemassnahmen einhergehen. So kann Caritas bei Missernten und Mangelernährung schnell Unterstützung leisten. Die Wegna-Region verzeichnete zum Beispiel im Zeitraum 2017 bis 2018 ein sehr schlechtes Erntejahr. Dies geschieht nun auch im Bandia-
gara-Bezirk, da es 2019 sehr wenig geregnet hat. 2018 erhielten 2200 Personen (312 Haushalte) , die in sehr prekären Verhältnissen lebten, Geldzahlungen, mit denen sie die fehlenden Lebensmittel zukaufen konnten. Ausgewählt wurden sie von den Gemeinschaften in den sechs Dörfern. Dank dieser Massnahme konnten sie ihre Felder weiterhin bestellen und waren nicht gezwungen, übermässig Holz zu fällen, um mit der Produktion von Kohle ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eine ähnliche Massnahme wird derzeit im Bandiagara-Bezirk umgesetzt. (fb)
Mehr Infos: caritas.ch/modeste
Das nachhaltige Management der natürlichen Ressourcen ist ausschlaggebend für die Ertragssteigerung.
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Service
Patientenverfügung: wichtiger denn je
Agenda
nzählige Fragen. Dazu gehören auch u wichtige medizinische Fragen und Entscheidungen. Mit einer Patientenverfügung haben Sie die Möglichkeit, sich heute selbstbestimmt dazu zu äussern. Die Patientenverfügung gibt der Familie und dem behandelnden Ärzteteam die Sicherheit, im Notfall ganz im Sinne des Patienten zu handeln. Wer im Voraus darüber spricht, ist besser vorbereitet und entlastet seine Angehörigen. Nutzen Sie diese aussergewöhnliche Zeit, um sich mit diesen Fragen zu befassen und sie mit Ihren Angehörigen zu diskutieren. (lf)
Die Corona-Krise stellt uns alle vor neue und grosse Herausforderungen und verlangt viel von uns. Sie bringt unseren Alltag durcheinander und stellt uns vor
Mehr zum Thema: caritascare.ch/patientenverfügung Kostenlose Beratungshotline: 0848 419 419
Tschadische Frauen exportieren Sheabutter-Produkte in die Schweiz Wir haben es geschafft! Die Sheabutter-Produkte der Frauen im Tschad können das erste Mal in die Schweiz exportiert werden. Das Projekt, das von der Caritas Schweiz unterstützt wird, hat die nötige Anzahl Bestellungen auf der Plattform von Gebana erreicht. Die tschadischen Produzentinnen, von denen wir in den letzten Ausgaben berichtet haben, freuen sich sehr über die gelungene Kampagne. Leider müssen sich nun alle noch etwas in Geduld üben. Denn die Corona-Krise beeinträchtigt auch dieses Projekt. Zudem ist die ideale Produktionssaison für die Sheabutter inzwischen abgelaufen. Die Umstände lassen uns keine andere Wahl, als die neue Ernte der Shea-Nüsse im Juni und Juli sowie die Produktion im September abzuwarten. Wir rechnen da-
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18. September 2020 Informationsanlass für Spenderinnen und Spender der Caritas Schweiz in Schaffhausen 21. September 2020 um 19.00 Uhr Info-Abend für Personen, die interessiert sind, Pflegekinder oder Jugendliche aufzunehmen. Caritas Schweiz in Luzern 1. Oktober 2020 Vernissage Almanach Entwicklungspolitik 2021, 18.30 bis 21.30 Uhr Neubad in Luzern 13. Oktober 2020 Informationsanlass für Spenderinnen und Spender der Caritas Schweiz in Chur
Folgende Events wurden wegen der Corona-Krise abgesagt: 22. Juni 2020 Selbstbestimmt im Alter in Luzern 29. Juni 2020 Informationsanlass für Spenderinnen und Spender der Caritas Schweiz in Luzern
mit, dass der Export spätestens Anfang des nächsten Jahres durchgeführt werden kann. Bis dahin ist es weiterhin möglich, die Produkte auf der Plattform von Gebana zu bestellen. (vm) Bestellungen unter: gebana.com/shea-butter-tschad
Bilder: Caritas Schweiz, Fabian Biasio
Gemeinsam
Im Einsatz im Caritas-Markt
Ramona Hügli (24), Buswil
men. Menschen aktuelle The esuchen erleben junge In interaktiven Schulb
youngCaritas in der Schule Seit vielen Jahren engagiert sich youngCaritas in der Bildungsarbeit. Das Team stellt vielfältige Angebote bereit, damit gesellschaftspolitische Themen den Weg in den Schulunterricht finden. Künftig will youngCaritas dieses Engagement noch verstärken. Mit ihrer Bildungstätigkeit möchte young Caritas junge Menschen für soziale The men sensibilisieren. Sie zeigen den Schü lerinnen und Schülern Möglichkeiten auf, wie sie sich für eine solidarische und nach haltige Gesellschaft einsetzen können. youngCaritas bietet Lehrpersonen ge zielte Angebote, um die Themen der «Bil dung für Nachhaltige Entwicklung» in den Schulunterricht zu integrieren. Ab der Se kundarstufe werden kostenlose Schulbe suche zu den Themen Armut, Migration und Flucht sowie Nachhaltige Entwick lung angeboten. Die Schulbesuche sollen junge Menschen dazu einladen, ihren ei genen Handlungsspielraum zu erkunden. youngCaritas bietet zu diesen Themen auch Infomappen an – mit Unterlagen für die Schülerinnen und Schüler sowie Unterrichtsanregungen für die Lehrper sonen. In Zukunft möchte youngCaritas noch weitere Schwerpunktthemen für eine
Bilder: zVg
junge Zielgruppe erlebbar machen. Die attraktiv aufbereiteten Materialien werden auf die aktuellen Lehrpläne abgestimmt. Mit der Wiederaufnahme des Schulbetriebs wird youngCaritas auch die Schulbesuche wieder anbieten. Gerne besuchen wir auch Ihre Schulklasse und freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme unter: www.youngcaritas.ch/schule Reto Schefer
Bewegt euch ein Thema? Im Rahmen des youngCaritas-Award werden Projekte junger Menschen in der Umsetzung unterstützt und am jährlichen Event «Wir bewegen die Welt!» gross gefeiert. Weitere Infos und Anmeldung: www.youngcaritas.ch/award
«Seit Mitte März arbeite ich im Caritas-Markt Biel im Rahmen eines Einsatzplatzes vom RAV. Es ist super, dass ich mich wieder an einen Tagesablauf gewöhne. Auch für meine Kinder ist es gut zu sehen, dass die Mama arbeiten geht. Ich bin überzeugt, dass sich durch diesen Einsatz eine Türe öffnet und ich wieder in meinen Beruf einsteigen kann.»
Jan Bleuler (20), Ins
«Der Caritas-Markt bedeutet für mich Möglichkeiten. Für Leute, die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, sehe ich eine Möglichkeit zur Arbeitsintegration. Für Kunden, die es finanziell nicht leicht haben, bietet sich die Möglichkeit, wie jeder andere einkaufen zu können. Für mich er- kenne ich die Möglichkeit, Teil dieses grossartigen Konzeptes zu sein und täglich an meinen Aufgaben zu wachsen.
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Corona-Krise Die Lage in der Schweiz ist dramatisch. Die Folgen der Corona-Krise sind nicht nur gesundheits- und wirtschaftspolitisch schwerwiegend. Sie stürzen auch Familien und ältere Alleinstehende in eine akute Notsituation. Unterstützen Sie Menschen in bedrohlicher Notlage. Gemeinsam für die Schwächsten.
Danke für Ihre Spende PC 60-7000-4 www.caritas.ch/corona