Natur in Berlin 4/2020

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Geschenke aus zweiter Hand

Die „NochMall“ der BSR bietet Secondhand ohne Mief schenbuch für einen Euro über Inliner für 16 Euro und den Kronleuchter für 43 Euro bis zum soliden Hochbett für 149 Euro. Groß und in gutem Zustand ist vor allem das Angebot an Kindersachen und Spielzeug, Gegenstände, die ja oft nur kurze Zeit genutzt werden. Auch Möbel und Haushaltswaren sind begehrt, während an Büchern und Kleidung mehr Ware hereinkommt als nachgefragt wird. Und wer tatsächlich noch keine Nikolausmütze hat, wird in der Weihnachtsecke zwischen Christbaumkugeln und Nussknackern fündig. Alexandra Rigos NochMall, Auguste-Viktoria-Allee 99, 13403 Berlin-Reinickendorf. Geöffnet Mo-Fri 10-18 Uhr.

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as erste, was beim Betreten der „NochMall“ auffällt, ist der Geruch. Im Gebrauchtwarenkaufhaus der Berliner Stadtreinigung (BSR) riecht es nicht muffig nach Keller und altem Krempel, sondern angenehm nach Naturholz. Auch die Inneneinrichtung lässt eher an Ikea denn an einen Trödelladen denken: Die Halle, ein ehemaliger Baumarkt in Reinickendorf, wirkt hell und luftig, gebrauchte Kleidung, Porzellan, Kleinmöbel und Sportgeräte sind schick präsentiert. Auf der Empore gibt es sogar ein Café. Das moderne Styling ist Programm, denn mit der im August eröffneten „NochMall“ will die BSR Gebrauchtwaren das piefige Image nehmen – und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. „Unser Ziel ist, 4.000 Tonnen CO2 und 17.000 Kubikmeter Sperrmüll jährlich einzusparen“, sagt Innovationsmanager Frieder Söling. Zwar sammeln auch viele soziale Vereine alte Bücher oder Kleidung, doch im Gegensatz zu ihnen verfügen die BSR über die Infrastruktur, um Gebrauchtwaren im großen Stil zu vermarkten. Schließlich sitzt man an der Quelle: Das Angebot der „NochMall“ stammt von zweien der 15 Berliner Recyclinghöfe.

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Offenbar sortieren die Berliner*innen in einem kaum vorstellbaren Ausmaß funktionsfähige Gegenstände aus: „Es werden riesige Mengen abgegeben“, sagt Söling. Allenfalls einen weiteren Recyclinghof könne man noch anschließen. Alle Artikel werden in der kleinen angegliederten Werkstatt sortiert, begutachtet und gereinigt. Was kaputt ist, wandert letztlich doch in den Müll, denn Reparaturen lohnen sich meist nicht.

Shopping für wenig Geld

Etwa 700 bis 800 Kunden kommen täglich, jede*r Dritte kauft etwas. Jetzt, an einem Werktag um die Mittagszeit, ist es ruhig, die vielleicht 20 Kund*innen verlaufen sich zwischen den Designerregalen. Ein junger Mann mit Rasta-Frisur stöbert nach Platten, ein Paar mit Migrationshintergrund sucht Lampen. „Ich kaufe oft secondhand, weil ich wenig Geld habe“, erzählt eine Frau mittleren Alters mit rotem Kurzhaarschnitt. Atmosphäre und Angebot der „NochMall“ gefielen ihr gut, nur die Preise seien höher als anderswo. „Wir wollen kein Geld verdienen“, sagt Söling, doch die „NochMall“ mit ihren etwa 20 Mitarbeiter*innen müsse sich tragen. Das Angebot reicht vom Ta-


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