electricar #5 (Dezember 2020 - Januar 2021)

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Auf Käfer und Golf folgt ID.3: Die elektrische Zukunft von VW im Test

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3/20 // Dezember - Januar 2021

ab S. 54

WENIG WARTUNG

EMISSIONSFREI TRANSPORTIERT

FRITZ ENZINGER

Tesla im VielfahrerPraxistest

Das sind die neuen Elektro-Transporter

Der Porsche Sportchef über E-Mobilität

S. 78

S. 36

S. 80


INHALT

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EDITORIAL

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NEWS

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HYPERMOTION 2020 Ein Ausblick auf das hybride Networking-Event in der Messe Frankfurt

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EIN SCHRITT VOR UND ZWEI ZURÜCK Die Kolumne des Bundesverbandes für eMobilität

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HYBRIDE FEUER-BEKÄMPFUNG Löschfahrzeuge gelangen künftig emissionsfrei zum Einsatzort

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SCHWEBEND DURCH DIE CITY Emissionsfrei, klimaneutral und vollautomatisch in der dritten Dimension der Mobilität unterwegs

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LEBENSWERTE STÄDTE VORAUSDENKEN Über digitale Verkehrslenkung, die direkt aus der Cloud kommt

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Rosenbauer gibt mit dem neuen Feuerwehrfahrzeug Revolutionary Technology (RT), dank emissionsfreiem Fahren und verbesserter Technik die Richtung für die Zukunft vor.

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RASTEN & LADEN Kooperationsvereinbarung zwischen Ladedienstleister und Betreiber von Rastplätzen

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ELEKTRISCH GELADEN Wie elektrifizierte Nutzfahrzeuge den Einzug in die Dienstleistungsbranche finden

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MAUT ZAHLEN PER APP Mit einem einheitlichen Bezahlsystem sollen Wartezeiten an Mautstellen bekämpft werden

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ECHTE EYECATCHER Design-Solarcarports als nachhaltige Visitenkarte

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IM TEST: VW ID.3 Der legitime Nachfolger von Käfer und Golf im Test. Was taugt der Volksstromer?

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Wir sind den neuen Volkswagen ID.3 probegefahren und haben uns angesehen, ob die vermeintliche Elektro-Revolution mit dem Stromer aus Wolfsburg tatsächlich gelingen kann.

IM TEST: SMART EQ FORTWO Wir fügen dem Stadtwagen der Daimler-Tochter auf den Zahn

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IM TEST: AUDI E-TRON S Was kann der sportliche Stromer aus Ingolstadt leisten? Wir haben es uns angesehen


VORGESTELLT: TOYOTA RAV 4 PHEV

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Der erste souveräne Langstrecken-Stromer aus dem Hause Toyota im Vorab-Check

VORGESTELLT: JEEP RENEGADE 4XE

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Elektro-Pflicht! Ein erster Blick auf den Allrad-Jeep aus den USA

VORGESTELLT: SKODA OCTAVIA RS IV

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Wir stellen den schnittigen Hybriden der VW-Konzerntochter näher vor

E-AUTO-RANGLISTE

68

Die besten Elektroautos, die derzeit am Markt sind, im Überblick

DER ZEIT VORAUS

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Die BMW-Konzeptstudie iNext soll nächstes Jahr den Weg auf die Straße finden

TESLA IN DER WERKSTATT

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Der Skoda Octavia RS iV basiert im Wesentlichen auf seinem Bruder aus dem Verbrenner-Segment, wurde allerdings um einen Elektromotor erweitert und somit zum Hybriden.

88

Der Kaiserhof, ein fast 700 Jahre altes Traditionshotel nahe Salzburg hat sich zu einem internationalen Hotspot der Elektromobilität entwickelt. Wir waren auch dort.

78

Kassensturz nach 500.000 Kilometern ­Fahrleistung

MIT PORSCHE AUF DU UND DU

80

Entspanntes Interview mit Fritz Enzinger, dem Motorsportchef von Porsche

POSITIVE ENTWICKLUNG

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Die Anzahl der Neuzulassungen vom September 2020

DAS MEKKA DER E-DRIVER

88

Wie aus einem Traditionshotel ein internationaler Hotspot der Elektromobilität wurde

AMAZON UNTER STROM

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Der Versandriese und das ambitionierte Ziel, seine Zustellflotte umweltfreundlich zu machen

RAUBKATZE IM TAXI-OUTFIT

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Wie der I-PACE von Jaguar seinen Weg ins Taxi-Gewerbe fand

IMPRESSUM

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News

AKKU, REICHWEITEN, LADEINFRASTRUKTUR

TECHNOLOGIE

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PIPISTREL NUUVA V300 UND V20

Hybrid-Frachtflugzeuge ohne Pilot Der hierzulande ziemlich unbekannte slowenische Hersteller Pipistrel hat vor wenigen Wochen zwei Flugzeuge mit Hybridantrieb vorgestellt. Beide sind für den Frachttransport konzipiert und sollen gänzlich ohne Pilot auskommen. Das Modell mit der Bezeichnung Nuuva V300 kann eine Last von bis zu 460 Kilogramm tragen und im Frachtraum finden bis zu drei Europaletten Platz. In dem kleineren Modell V20 beträgt die Nutzlast allerdings nur 20 Kilogramm. Optisch sieht es seinem größeren Bruder zwar ähnlich, allerdings ist es nur für kleinere Paketzustellungen konzipiert. Beim Start- und Ladevorgang nutzen die Flugzeuge einen Elektromotor und während des Fluges kommt ein klassischer Verbrennungsmotor zum Einsatz. Das Modell V20 soll bereits im nächsten Jahr die ersten Transporte ausführen, ab 2023 folgt dann die V300-Maschine. Die Frachtflugzeuge fliegen laut Hersteller völlig autonom nach einer vorher festgelegten Flugroute. Im Notfall ist es jedoch möglich, vom Boden aus die Steuerung via PC zu übernehmen. INFO: bit.ly/ec_pipistrel

BLUEBERRY

Ladesäulen mit einer Leistung von bis zu 600 kW Der portugiesische Hersteller i-charging hat unter dem Namen Blueberry drei Schnellladestationen vorgestellt, die eine Ladeleistung von 50 bis 600 kW liefern. Die enorme Leistung wird dadurch erreicht, dass pro Säule zwei Ladepunkte verbaut sind. Anfang 2021 soll bereits die kleinste Version der Blueberry-Stationen auf den Markt kommen. Ein Jahr später folgt dann die 600 kW-Version. INFO: bit.ly/ec_blueberry


News

NEUER ANTRIEBSSTRANG

Scania präsentiert modulares Konzept Der in Schweden beheimatete Nutzfahrzeughersteller Scania hat ein Antriebssystem für Hybrid- und Elektrofahrzeuge entwickelt das gänzlich ohne Getriebe auskommt und den CO2Ausstoß um ein Vielfaches reduziert. Durch den Einsatz des neuen Systems lassen sich die Emissionen bei Hybridfahrzeugen um bis zu 92 Prozent reduzieren. Bei einem rein elektrisch betriebenen Fahrzeug soll laut Scania eine Reduktion von maximal 98 Prozent möglich sein. Das neuartige System kann unter anderem in Baggern, Löschfahrzeugen, Kränen oder auch Schiffen eingesetzt werden. INFO: bit.ly/ec_scania

TOYOTA MIRAI

Papst bekommt Wasserstoff-Auto Das Oberhaupt der katholischen Kirche Papst Franziskus hat vor wenigen Wochen einen wasserstoffbetriebenen Toyota Mirai von der japanischen Bischofskonferenz überreicht bekommen. Das Fahrzeug wurde anlässlich des Papstbesuches in Japan im November 2019 konstruiert und nun dem Vatikan übergeben. Wie bei Papstmobilen üblich, ist auch der Mirai weiß lackiert und mit einer speziellen Glaskabine ausgestattet. INFO: bit.ly/ec_papstauto

SUPER SOCO CPX

Elektroroller mit solider Reichweite Der chinesische Hersteller Super Soco hat mit dem CPX einen neuen E-Roller in seinem Sortiment, der in die Klasse der 125 ccm Motorräder fällt und für den eine Fahrerlaubnis der Kategorie A1 ausreichend ist. Der Motor mit einer Leistung von 4 kW beschleunigt den Roller auf bis zu 90 km/h und die beiden Lithium-Ionen-Akkus liefern genug Energie für eine Strecke von rund 140 Kilometern. Neben drei verschiedenen Fahrmodi steht auch ein Rückwärtsgang zur Verfügung. Die unter der Sitzbank platzierten Energiespeicher sind entnehmbar und in etwa 3,5 Stunden vollständig geladen. Mit einem Gewicht von jeweils 18 Kilogramm sind sie allerdings nicht gerade leicht. Das Gesamtgewicht des CPX beläuft sich auf 125 Kilogramm. Erhältlich ist der E-Roller ab 5.499 Euro. INFO: bit.ly/ec_cpx

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Kooperation: EL-MOTION 2020

HYPERMOTION 2020 W HYBRIDES NETWORKING-EVENT FÜR MOBILITÄT & LOGISTIK

ie wird wohl das Verkehrssystem der Zukunft aussehen? Auf der Hypermotion vom 10. bis 12. November dreht sich alles um das Thema neue Mobilität, Logistik und digitale Transformation – dieses Jahr sowohl live vor Ort in Frankfurt als auch digital mit neuen Features wie Livestreaming, Matchmaking, ChatFunktion u.v.m. Show Director Danilo Kirschner: „Auf der Hypermotion, der ersten hybriden Veranstaltung der Messe Frankfurt, vereinen wir somit das Beste aus zwei Welten: Persönlichen Austausch und virtuelle Vernetzungsmöglichkeiten. Vor Ort natürlich mit

einem ausgefeilten Hygiene- und Sicherheitskonzept.“ Die Teilnehmer erwartet ein vielseitiges Konferenzprogramm. Keynote-Speaker sind u.a. Whistleblower Edward Snowden zum Thema „Datenschutz in Mobilität und Logistik nach Corona“ und Bestseller-Autor Marc Elsberg. Der 6. Deutsche Mobilitätskongress sowie die smc:smart mobility conference widmen sich dem Thema „Zukünftige Mobilität in Bezug auf unsere Klimaziele und Digitalisierung“. Die Logistics Digital Conference sowie die scalex conference thematisieren Innovationen im Warentransport und der City Logistik. Im Hypermotion-Lab gibt es spannende Vorträge zu innovativen Drohnentechnologien, Satellitensystemen und 3D-Druck.

„Die Verbraucher verlangen jetzt nach umweltfreundlicheren, saubereren Lösungen für Dienste und Produkte.“

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Kooperation: Hypermotion 2020

Mobility Partner LEVC und ­elektrische Nutzfahrzeuge Die britische London Electric Vehicle Company, kurz LEVC, ist neuer Mobility Partner der Hypermotion 2020. Der Hersteller der ikonischen schwarzen Londoner Taxis hat geschafft, woran viele Traditionsunternehmen scheitern: Mit dem Umstieg auf Elektroantrieb sowie der Entwicklung neuer Fahrzeugkonzepte hat er den notwendigen Sprung in die Zukunft gewagt. Jörg Hofmann, CEO von LEVC: „Es gibt einen großen globalen Trend hin zu einer nachhaltigeren Welt. Insbesondere der Mobilitätssektor verändert sich dramatisch, und diese Marktneuausrichtung ist äußerst spannend. Die Verbraucher verlangen jetzt nach umweltfreundlicheren, saubereren Lösungen für Dienste und Produkte.“ Auf der Hypermotion 2020 wird LEVC den neue Elektro-Van VN5 vorstellen.

Weitere Highlights in der Ausstellung: Rinspeed, ONO & Co Wer die Veranstaltung persönlich besucht, kann sich zusätzlich auf eine Ausstellung mit neuen Fahrzeugkonzepten freuen. Da ist z. B. die Rinspeed AG, die mit dem „MetroSnap“ ein automatisiertes und modulares Mobilitätssystem präsentiert, das je nach Bedarf Menschen oder Waren transportiert. Ebenfalls anzutreffen ist ONO, die mit ihrem ONO PAT (Pedal Assisted Transporter) eine emissionsfreie Lösung für den Warentransport in Städten bieten. Software-gestützte Lösungen werden u.a. von Anbietern wie Arealcontrol GmbH, Globalmatix AG und Vitronic vorgestellt. Des Weiteren lädt der Micro Mobility Parcours zu Testfahrten von Kleinstfahrzeugen wie E-Scooter, E-Roller und Lastenräder ein.

HYPERMOTION 2020 Wann: 10. – 12. November 2020

Infos zu Themen, Teilnehmern uvm. unter: hypermotion-frankfurt.com

HypermotionNewsletter unter: hypermotion-frankfurt.com

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Hybride Feuerbekämpfung

HYBRIDE

FEUER BEKÄMPFUNG Text: Klemens Zuschmann

Rosenbauer gibt mit dem neuen Feuerwehrfahrzeug Revolutionary Technology (RT), dank emissionsfreies Fahren und verbesserter Technik die Richtung der Zukunft vor

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er österreichische Löschfahrzeughersteller Rosenbauer möchte mit dem neuen Einsatz-Kraftfahrzeug RT (Revolutionary Technology) die Einsätze der Feuerwehr revolutionieren. Bei der Entwicklung des Fahrzeugs standen Klima-, Lärm- und Gesundheitsschutz an erster Stelle. Das Revolutionäre am Wagen ist die neueste Technik, die die Bekämpfung der Gefahr erhebliche erleichtern soll. Dank der verbauten Hochvoltakkus, die sich über industrieübliche Starkstromdosen laden lassen, wird ausreichend Energie zur Verfügung gestellt, egal ob für den Elektromotor oder externe Verbraucher. Der RT kann mit Ladeleistungen bis 150 kW geladen werden, wodurch die Akkus in kürzester Zeit wieder voll sind. So ist selbst im Großstadteinsatz der rein elektrische Betrieb kein Problem. Aufgrund des verbauten Range Extenders lässt sich das Fahrzeug bei Bedarf aber auch ohne Einschränkungen mit Diesel betreiben. Ein hauseigenes EMEREC System für maximale Information über den Einsatzort sowie ein neues Löschsystem mit großen Wasser- und Schaumtanks sorgen für ein schnelleres Beseitigen der Gefahren. Bis 2030 soll diese installierte Basis mit einer RT-ähnlichen Technologie weltweit 3.200 Fahrzeuge erreichen.

SICHERER FAHRKOMFORT Große elektronische Rückspiegel verhindern den toten Winkel, eine Heck­kamera sowie automatische Objekterkennung verhindern weitere Stresssituationen während der Fahrt.

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Hybride Feuerbekämpfung

LÖSCHTECHNIK Die Fahrzeuge verfügen über Wassertanks von 1.000 l bis zu 4.000 l sowie Schaumtanks von 50 l bis 400 l mit verschiedenen Schaummischsystemen. Betrieben werden die Pumpen entweder über den Akku oder über den mit Dieselkraftstoff betriebenen Range Extender.

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KOMPLETTE INFORMATION Der RT steht im Zentrum eines eigenen Kommunikationssystems. Dazu gehört ein autonomes WLAN-Netz, die ständige Verbindung mit der Einsatzleitstelle sowie mit dem EMEREC-Datencenter.

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Die dritte Dimension der Mobilität

SCHWEBEND DURCH DIE CITY Text: Harald Gutzelnig

„Die nächste Dimension in der Mobilität“ - nach diesem Slogan entwickeln einige hochqualifizierte Softwareentwickler und Maschinenbauingenieure aus München ein Transportsystem, das emissionsfrei, klimaneutral und vollautomatisiert funktioniert.

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abei verzichten die Entwickler vollkommen auf die Straße als Verkehrsfläche, vielmehr wird der Transport in die dritte Dimension verlegt – auf ein Schienennetz, das fünf bis zehn Meter oberhalb heutiger Straßen verläuft. Die Strecken fügen sich nahtlos ins Stadtbild ein und schaffen zusätzlichen Raum für Fußgänger und Parks. Und das Beste ist, dass dieses Verkehrssystem zu 100 Prozent von erneuerbaren Energien angetrieben wird: Die Dächer des Streckennetzes werden mit Solarzellen ausgestattet und die Batterien der einzelnen Antriebe dienen für das Netzmanagements des Stroms. Mit einer elektrischen Antriebsleistung von 2,4 kW liegt der erwartete Energiebedarf einer Kabine bei 1,8 kWh/100 km. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 250 km/h ausgelegt. Dabei gibt es private Kabinen für eine Einzelfahrt, Viersitzer und eine Cargo-Variante.

Für eine individuelle Fahrt Die Ottobahn GmbH - das für die Umsetzung verantwortliche Unternehmen - verspricht nicht nur Klimaneutralität, sondern auch in weiterer Zukunft einen Transport von Tür zu Tür – egal ob für Personen oder Güter. Das bedeutet, dass man Innerhalb des ottobahn Netzwerkes jederzeit an jeden Punkt eine Fahrt bestellen kann. Denn einerseits können mit Hilfe eines integrierten Hebemoduls die Kabinen praktisch überall innerhalb von Sekunden zu Boden gelassen werden. Und andererseits stimmen alle Kabinen ihre Fahrwege KI-gestützt untereinander ab. Durch den

Einsatz solch intelligenter Algorithmen wird der Verkehrsfluss in Echtzeit optimiert und energieeffizient gesteuert. Zwischenstopps, Umsteigen oder die Suche nach einem Parkplatz gehört der Vergangenheit an.

Für grünere Städte Der Bedarf an zusätzlicher Fläche am Boden für die Gleisträger ist minimal. Somit gibt die ottobahn-Lösung Familien und der Natur urbanen Raum zurück und verwandelt Straßen in grüne Lebensadern für mehr Lebensqualität in den Städten. Ein Vorbild ist der „High Line Park“ in New York, eine nicht mehr genutzte HochbahnGüterzugtrasse im Westen von Manhattan, die zu einer Parkanlage umgebaut wurde. Nachhaltigkeit ist ein weiteres großes Ziele des Unternehmens hinter der ottobahn. Zu diesem Zweck werden leichte und gleichzeitig extrem robuste Materialien verwendet, die eine hundertjährige Haltbarkeit der Infrastruktur garantieren. Zusätzlich kommt das patentierte Weichensystem ohne bewegliche Teile aus und reduziert den Wartungsaufwand auf ein Minimum. Noch fährt die Gondelschwebebahn nicht über den Straßen deutscher Städte. Aber seit Februar 2020 ist eine erste Teststrecke in den Hallen des Unternehmens in Betrieb. Und auch der Spatenstich für eine Außenteststrecke wird sehr zeitnah erfolgen. Angesichts der mit Verbrenner-Fahrzeugen überfüllten Städte muss wohl jede größere Kommune Interesse an einem Verkehrskonzept haben, das zwar gewagt ist, aber durchaus Potenzial hat. Wir werden den Fortschritt der Gondelbahn jedenfalls weiterhin verfolgen.

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Die dritte Dimension der Mobilität

BIS ZU VIER PERSONEN

GEMÜTLICHE EINZELFAHRT

Es gibt drei Arten von Kabinen: eine Einzelgondel, eine Viersitzer-Variante und eine für den Gütertransport. Jede Kabine kann jederzeit an jedem Ort des Schienenstrangs zu Boden gelassen werden.

Kabinen können auch für Einzelfahrten gebucht werden. Geht der Schienenstrang am Haus des Fahrgasts vorbei, wird die Transportzelle direkt vor seiner Haustür heruntergelassen. Einer entspannten Reise steht dann nichts mehr im Wege.

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Lebenswerte Städte voraus­denken

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Lebenswerte Städte voraus­denken

LEBENSWERTE STÄDTE

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VORAUS­ DENKEN Digitale Verkehrslenkung direkt aus der Cloud Text: Susanne Roeder

Überfüllt und verstopft. Das ist das Bild, das Städte weltweit bieten. Wie könnte der Verkehrsfluss geschmeidig am Laufen bleiben oder wieder zum Laufen kommen? Gerade angesichts eines zunehmend multimodalen Verkehrs gleicht dies zweifelsohne einer Herkulesaufgabe. Die PTV Group und ihr neuer Vorstandsvorsitzender Christian U. Haas wollen den komplexen Gordischen (Verkehrs)Knoten lösen – mit intelligenter Software.

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Lebenswerte Städte voraus­denken

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ie Erkenntnis, dass es in Zukunft nicht mehr nur darum geht, Autos zu bauen, sondern auch darum, Mobilität auf Abruf (mobility on demand) zu gewährleisten, also darum, wie die Fahrzeuge eingesetzt werden, beschäftigt die Mobilitätsbranche. Die Porsche SE, die seit 2012 strategische Beteiligungen an Unternehmen aus dem Mobilitätsbereich sucht, war insbesondere am Thema Digitalisierung von Transport interessiert, stieß 2017 auf die PTV Group und kaufte diese für rund 300 Millionen. Unter dem Dach der börsennotierten Finanzholding, die mit 53,3 Prozent die Mehrheit der Stammaktien der Volkswagen AG hält, will die PTV Group mit ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Haas als erfahrenem Treiber innovativer Technologien als-bald Gewinne im prozentual zweistelligen Bereich erzielen. Letztes Jahr gelang bei einem Umsatz von 117 Millionen Euro zumindest ein operativer Gewinn von fünf Millionen. Wer oder was ist PTV? Die PTV Group ist ein Spin-off der Universität Karlsruhe, heute KIT, Karlsruhe Institute of Technology. Vor 41 Jahren gegründet, ist die AG mit dem Slogan „the mind of movement“ auf allen Kontinenten vertreten, unterhält derzeit 28 Standorte weltweit und Geschäftskunden in mehr als 120 Ländern. Hauptsitz und Gehirn des Unternehmens ist Karlsruhe mit der Nähe zur einstigen Alma Mater und weiteren Forschungsinstituten. Die Mitarbeiterzahl soll von derzeit rund 900 weiter wachsen. Die drei Lettern im Namen stehen für Planung, Transport, Verkehr.

Bei allem Gewinnstreben wolle das Unternehmen mit seinem Tun einen wegweisenden Beitrag zu einer besseren und nachhaltigeren Welt leisten. Dies sei auch für ihn persönlich ein wichtiges Mantra seines Tuns, betont der gebürtige Mannheimer immer wieder. Europaweit werden, so die Angabe der Karlsruher, derzeit Transporte in über einer Million Fahrzeuge mit der selbst entwickelten Software geplant. Die PTV Technologie zur Verkehrslenkung trage damit zu einer täglichen Einsparung von mehr als 40.000 Tonnen CO2 bei.

Güter und Menschen vorausgeplant besser bewegen Kurz gesagt plant und optimiert die Karlsruher Softwareschmiede weltweit alles, was Güter und Menschen bewegt. Die PTV versteht „Mobilität als wahnsinnig großes zusammenhängendes Ökosystem, auf dem ganz verschiedene Spieler eine wesentliche Rolle spielen“, freut sich Haas. Die Frage beispielsweise, die den öffentlichen Nahverkehr umtreibt, welche Rolle diese Form der Mobilität in Zukunft spielen werde – nachdem die Zahlen mit Covid-19 dramatisch eingebrochen sind, sie könne PTV mit der passenden Software beantworten.

40 – 40 – 20, so verteilen sich die Umsätze der PTV prozentual auf ihre drei Standbeine Mobilität, Transport und Consulting. Beratend sind die digitalen Spezialisten hauptsächlich im öffentlichen Sektor in Deutschland unterwegs. Verkehrsplanung oder –optimierung und Infrastrukturprojekte stehen dort auf der Tagesordnung. Bei ihren Projekten mit Kommunen ist die Expertise der PTVler gefragt, die mit ihren Simulationen intelligente Lösungen zeigen können. Im Transportsegment geht es in erster Linie in Europa um klassische Logistikprozesse, also um digitale Routenplanung und deren Optimierung, wann immer die intelligente Software dies aktuell und vorausschauend anzeigt. Weltweit aktiv ist die PTV in ihrem ersten Standbein, der Mobilität, wo sie Verkehr modelliert, simuliert und vor allem auch managt. Hier gilt die PTV heute als Weltmarktführer. Diese Position zu festigen und das Unternehmen insgesamt zur weltweit ersten Adresse machen, dafür ist Haas angetreten.

Mit SaaS generell Nummer Eins weltweit werden Das Schlagwort für die angestrebte globale Spitzenstellung heißt vernetzte Plattform in der

Vision des neuen Vorstandsvorsitzenden ‚Ab in die Cloud‘ lässt sich die neue Strategie salopp zusammenfassen, die Christian Haas der PTV AG als Erfolgsrezept verordnet hat. So will er das Unternehmen auf das „nächste Level“ heben, wie er sagt. Dass das gelingt, davon zeigt sich Haas überzeugt. Schließlich habe die PTV „es geschafft, sich von einem Uni-Startup zu einem weltweiten Marktführer zu entwickeln.“ Mit seiner Vision 2025 geht Haas noch deutlich weiter. Der 46 Jahre alte Unternehmenslenker mit über 20 Jahren internationaler Führungserfahrung in der Software- und Technologiebranche, wo er sich vor allem als Treiber innovativer Finanzdienstleistungen einen Namen gemacht hat, will mit der PTV in fünf Jahren „Nummer eins Software Mobilitätsanbieter weltweit“ werden.

WAS WÄRE WENN Christian Haas, CEO der PTV Group, präsentiert im hauseigenen Mobilitätslabor Szenarien für die Stadt der Zukunft.

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Lebenswerte Städte voraus­denken

Cloud, über die fertig nutzbare Webservices wie auch ‚SaaS‘, Software as a Service, abrufbar sind. Mit der Plattform für Mobilität und Transport geht die PTV seit Oktober in die Breite, kann die Software Angebotspalette mit diesem App Store in der Cloud agiler gestalten. Denn anstatt einmal eine Lizenzgebühr für drei, fünf, sieben Jahre oder länger und einmal pro Jahr Wartungsgebühren zu bezahlen, ist Haas davon überzeugt, dass Abonnementgebühren den Zeitgeist treffen, zumal hier kleinere Softwarepakete auch für kurze Zeit bezogen werden können. Ob PTV Visum, PTV Vissim, PTV Viswalk, PTV Optima und viele weitere Softwareprodukte – zum Teil sind sie so alt oder fast so alt wie das Unternehmen, haben sich bewährt und wurden kontinuierlich weiterentwickelt, werden als neue Cloud-Produkte in der Rechnerwolke angeboten. Auch indem intelligente Funktionen wie Routing, Mapping oder Geocoding aus bestehenden Paketen herausgezogen und als kleinere neuartige Softwarepakete abrufbar sind. Noch sind die Namen für diese Produkte geheim. Allesamt dienen sie der Planung von Verkehr, dessen Simulation und letztlich dessen erfolgreicher Abwicklung. Hinzu kommen Softwarepakete, die dem Transport und Außendienst mit vorausschauender Tourenplanung und -optimierung unter die Arme greifen. Die Kunden der PTV Group sind deshalb nicht die Endverbraucher, sondern insbesondere Städte, Gemeinden, Industrie und Handel oder auch Architekturbüros. „Sie können künftig auf die IT-Infrastruktur der neuen Plattform zugreifen und sich zu einem günstigeren Einstandspreise die jeweils passenden Funktionalitäten herauspicken.

Über 40 Jahre im Dienste der Simulation

„Weltweit einmalig: Kompetenz zu allen Facetten von Verkehr“

Mit ihren Echtzeitsimulationen gehen die PTV-Ingenieure weit hinaus über die Routenplanungen und Umfahrungsvorschläge bei Staus. In der Darstellung von Mobilität, deren Modellierung, Simulation und Management einerseits und Transport mit dessen Planung und Optimierung andererseits, haben die Karlsruher ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Diensten wie Tom Tom, Google, Aimsun von Siemens und anderen. Schon allein, weil der Vorsprung durch Daten, die über die Jahrzehnte emsig gesammelt und in intelligente Systeme eingespeist wurden und werden, nicht leicht aufzuholen ist. Hinzu kommt, dass das Unternehmen Rohdaten aus unterschiedlichen Quellen sammelt und sie in

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ihre Algorithmen einspeist. Haas betont: „Kein anderes Unternehmen auf der Welt verfügt schon heute über ein ähnlich breites Knowhow zu allen Facetten von Verkehr.“ Warum PTV weltweit funktioniert? Die intelligente Verkehrssimulationssoftware Vissim zum Beispiel plant, analysiert und optimiert alle Verkehrsmittel und -teilnehmer, ob Radfahrer oder Fußgänger, von Rikscha bis Schnellzug. „Auch neue Mobilitätsangebote können damit vorausschauend evaluiert werden wie autonomes Fahren, Shared Mobility, Cargobikes. Die Software wird kontinuierlich weiterentwickelt. Jede Version bietet neue Funktionalitäten und Einsatzmöglichkeiten“, so Haas.

Stadt als digitaler Zwilling

Die Basis für intelligente Verkehrsplanung in Städten sind ihre Doppelgänger in Form von digitalen Zwillingen. Diese erstellt die PTV. Haas beschreibt es so: „Wir alle generieren täglich unheimlich viele Daten“, sagt Haas, der selbst am Handgelenk eine smarte Uhr trägt. „All diese Global Positioning Systems oder GPS Daten von Smartphone, e-Scooter, SharedMobility, Pkw, Lkw und vielem mehr nutzt die PTV.“ Die PTV nutze aber nicht nur diese Daten, sondern auch sozioökonomische Daten, die allesamt in die selbst entwickelten Algorithmen einfließen. „Viele Algorithmen, also Programmabläufe,

SEHEN, WAS IST Daten ansprechend zu visualisieren und professionell zu interpretieren gehört zur Kernkompetenz der PTV.

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Rasten & Laden

RASTEN & LADEN Text: Michael Derbort

Der Ausbau an Ladestationen für E-Autos schreitet voran. Tank & Rast, der Marktführer in Sachen Mobilitätsdienstleistungen hat nunmehr mit dem Systemanbieter E-WALD eine Kooperation vereinbart, die eine umfassende Verfügbarkeit gewährleisten soll.

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Rasten & Laden

Vertragsunabhängig

Bild: Tank & Rast

Modernisierung von Schnellladestationen an 27 Standorten im Tank & Rast-Servicenetz als erster Schritt sowie erstmalige Ausrüstung an 25 weiteren Standorten

Tank & Rast ist für den Markthochlauf von Elektrofahrzeugen gerüstet

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ntlang der deutschen Autobahnen existieren inzwischen etwa 800 Ladestationen für E-Autos an rund 360 Standorten. Dies sind die Zahlen, die uns der Marktführer Tank & Rast präsentiert. Die Bestände sollen nun teilweise modernisiert und erweitert werden. Zu diesem Zweck wurde der aufstrebende Systemanbieter von Elektromobilität E-WALD mit ins Boot geholt. Im Rahmen einer langfristig angestrebten Kooperation sollen bestehende Systeme modernisiert und erweitert werden, neue Ladestationen sollen noch hinzukommen. Konkret sehen die Pläne vor, dass 50 bereits bestehende Stationen weiter ausgebaut werden sollen. Hinzu kommt, dass eine Modernisierung an 27 weiteren Standorten erfolgen wird. Schlussendlich kommen 25 neue Rastanlagen dazu, die erstmalig mit diesem Systemen, bestehend aus bis zu zehn Ladeplätzen, ausgestattet werden sollen. In zwei Jahren sollen

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Dabei ist es völlig unerheblich, bei welchem Betreiber die Fahrer ihre Verträge abgeschlossen hat. Die Ladesysteme von E-WALD rechnen via eRoaming direkt mit dem Vertragspartnern der Kunden ab die Rechnung kommt also dann von dem jeweils angeschlossenen Anbieter. Darüber hinaus ist es möglich, den Service mit Hilfe einer Handy-App in Anspruch zu nehmen. Von dieser aus wird der Ladevorgang gestartet und die Abrechnung erfolgt dann direkt über die dort angebotenen Zahlungsmedien. Alle Ladesäulen sind mit in der EU standardisierten CCS-Steckern (Combined Charging System) ausgestattet. Darüber hinaus werden auch Typ2und CHAdeMO-Lademöglichkeiten angeboten. Somit kann jedes gängige Elektroauto an diesen Stationen geladen werden. Bei Tank & Rast handelt es sich übrigens nicht um einen Nischenanbieter. Unter diesem Logo und unter der Marke Serways betreibt das Unternehmen bereits seit Jahren mit Franchise-Partnern seine rund 360 Tankstellen und 400 Raststätten einschließlich 50 Hotels als führender Anbieter von Gastronomie, Einzelhandel, Hotellerie und Kraftstoff auf den Autobahnen in Deutschland.

E-Wald mit Ökostrom Die E-Wald GmbH mit Sitz im niederbayrischen Teisnach wurde 2012 gegründet. Sie ging aus dem Forschungsprojekt „Modellregion Elektromobilität“ der Technischen Hochschule Deggendorf hervor. Inzwischen installiert und betreibt das Unternehmen Ladesäulen im gesamten Bundesgebiet und entwickelt außerdem eCarsharing-Lösungen. 2019 wurde das Unternehmen von der Firma Statkraft erworben. Dahinter verbirgt sich Europas größter Erzeuger von erneuerbarer Energie. In der Folge werden die Ladesäulen von E-Wald mit Ökostrom betrieben. Peter Markus Löw, der stellvertretende Vorsitzende der Tank & Rast GmbH erklärt, dass bereits heute eine flächendeckende Infrastruktur an Ladesäulen vorhanden sei, und dass mit der Kooperation mit E-WALD nunmehr auch die Grundlage bestehe, um auf den zu erwartenden Markthochlauf bis hin zu Massenmarkt vorbereitet zu sein. Otto Loserth, Geschäftsführer der E-WALD GmbH betont zudem, dass die von diesem Unternehmen bereitgestellten Hypercharger ein wichtiger Baustein für die nahtlose E-Mobilität im Fernverkehr darstellten. Mit diesen ehrgeizigen und mit viel Euphorie vorgestellten Plänen schließt sich wohl mittelfristig die Lücke für eine reibungslose E-Mobilität auch auf langen Strecken. Wegen der immer noch häufig begrenzten Reichweite der Elektroautos muss eine hohe Dichte an zeitsparenden Lademöglichkeiten vorhanden sein. Der Schritt in die richtige Richtung wurde schon lange getan. Nun geht es an den weiteren Ausbau. Wir dürfen gespannt sein.

Bild: Tank & Rast

Im Rahmen der Kooperation mit E-WALD baut Tank & Rast sein flächendeckendes Netz von E-Ladesäulen in Deutschland an mehr als 50 Standorten weiter aus

diese Arbeiten abgeschlossen sein. Mit der bereits bestehenden Infrastruktur stellt der Anbieter bereits jetzt das größte flächendeckende Schnellladenetz in Deutschland bereit. Durch die Zusammenarbeit mit E-WALD sollen nun weitere Hypercharger ergänzt werden, die mit einer Leistung von 150 bis 300 Kilowatt ermöglichen sollen, dass die Akkus der Fahrzeuge innerhalb von 15 bis 30 Minuten vollständig geladen sind.

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Im Test: Polestar 2

ELEKTRISCH MIT WELCHEN WÄGEN DER KLEINGÜTERTRANSPORT

NEBEN DEM ÖKOLOGISCHEN ASPEKT BRINGT EIN ELEKTRO-NUTZFAHRZEUG AUCH EIN POSITIVES IMAGE electricar 02/2020


Im Test: Polestar 2

GELADEN

Text und Bild: Moritz Diethelm / EFAHRER.com

SCHON HEUTE EMISSIONSFREI PASSIERT

Text: Christoph Lumetzberger

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ange Zeit beschränkte sich die Entwicklung und die schrittweise Etablierung von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen ausschließlich auf die Personenbeförderung. Erst nach und nach fand in den letzten Jahren auch die Berücksichtigung in der Dienstleistungs- und Nutzfahrzeugbranche statt. Inzwischen gibt es eine nicht unwesentliche Zahl an Fahrzeugen, die mit brauchbarer Reichweite punkten und über vernünftiges Ladevolumen verfügen.

Imagepflege Dabei ist es nicht nur der bloße Gedanke, sich im laufenden Betrieb - sprich bei jeder Betankung - bares Geld zu sparen, der immer mehr Firmen und Dienstleister zur Anschaffung von elektrischen Fahrzeugen animiert. Auch die Tatsache, dass von Vater Staat jede Menge Förderungen und finanzielle Unterstützungen mit dem großen Füllhorn verteilt werden, dürfte viele Unternehmer dazu bringen, einen

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Elektrotransporter bei der Angebotseinholung zumindest ins Auge zu fassen. Abgesehen von finanziellen Interessen gibt es allerdings noch ein weiteres, nicht unwesentliches Argument, welches für ein E-Auto spricht: Den grüne Gedanken. Denn nutzt ein Betrieb eines oder gleich mehrere solcher Wägen, kann damit nicht nur die Umwelt geschont und die Emissionskurve positiv beeinflusst werden, damit kann sogar Imagepflege vorgenommen werden. Egal ob auf der Webseite, in der Werbung oder ganz herkömmlich auf Briefpapier und offiziellen Dokumenten macht sich die ökologische Ausrichtung des eigenen Betriebes sehr gut und verleiht dem Unternehmen ein grünes Image.

Vergleichstabelle Auf den nächsten Seiten finden Sie interessante acht vollelektrische Nutzfahrzeuge und zudem zwei Plug-In-Hybriden. Darüber hinaus haben wir zahlreiche Informationen und technische Daten gesammelt, die sich ganz einfach miteinander vergleichen lassen.

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REINE STROMER

ELEKTRISCH

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A

uf dem Markt gibt es inzwischen mehr rein elektrische Transporter und Kastenwägen, als man vielleicht auf den ersten Blick vermuten würde. Zahlreiche bekannte und auf dem PKW-Markt etablierte Hersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt und beschränken sich in Entwicklung und Fertigung nicht mehr nur auf die private Nutzung des PKWs. Im Gegenteil. Gerade die Dienstleistungsbranche, seien es nun Zustellbetriebe, Montagefirmen oder Taxidienste, legen in der Regel lediglich kurze Distanzen mit dem Wagen zurück. Da drängt sich der elektrische Antrieb geradezu auf, wenn im Alltag bei jeder Betankung Geld eingespart wird und dazu noch Ressourcen geschont werden können.

NISSAN e-NV200

PEUGEOT Partner Electric L2

Eine saftige Batterie-Kapazität von 40 kWh, gepaart mit einer Ladedauer von gerade einmal rund einer Stunde auf 80 Prozent machen den Nissan e-NV200 zu einem nützlichen Begleiter im Transport- und Dienstleistungswesen. Außerdem lassen sich mit einer Akkuladung rund 200 Kilometer nach WLTP zurücklegen.

Handwerker, Zusteller und sonstige Dienstleister sind mit dem Peugeot Partner Electric L2 bis vor die Haustüre des Erbringungsortes emissionsfrei unterwegs. Bis zu 170 Kilometer kann man WLTP-Zählung mit einer Akkuladung zurücklegen, ehe der Wagen an die Stromtankstelle muss.

TECHNISCHE DATEN

TECHNISCHE DATEN

HERSTELLER

Nissan

HERSTELLER

MODELL

e-NV200

MODELL

Partner Electric Kastenwagen L2

PREIS

33.245 Euro

PREIS

26.585 Euro

Peugeot

Batterie & Ladedauer

Batterie & Ladedauer

BATTERIE-KAPAZITÄT

40,0 kWh

BATTERIE-KAPAZITÄT

22,5 kWh

STECKER-TYP

Typ-1

STECKER-TYP

Typ-1

STECKER-TYP 2

CHAdeMO

STECKER-TYP 2

nicht verfügbar

LADUNG HAUSHALTSSTECKDOSE 100%

17:23 h

LADUNG HAUSHALTSSTECKDOSE 100%

09:47 h

KÜRZESTE LADEDAUER WECHSELSTROM 80%

04:19 h

KÜRZESTE LADEDAUER WECHSELSTROM 80%

07:50 h

KÜRZESTE LADEDAUER GLEICHSTROM 80%

01:04 h

KÜRZESTE LADEDAUER GLEICHSTROM 80%

Nicht möglich

Motor

Motor

ANTRIEB

Vorderrad

ANTRIEB

Vorderrad

GETRIEBE

Automatik

GETRIEBE

Automatik

LEISTUNG (EL.)

80 kW (109 PS)

LEISTUNG (EL.)

49 kW (67 PS)

0-100 KM/H

14,0 s

0-100 KM/H

19,1 s

Reichweite und Verbrauch

Reichweite und Verbrauch

REICHWEITE NACH WLTP

200 km

REICHWEITE NACH WLTP

170 km

VERBRAUCH NACH WLTP

16,5 kWh/100 km

VERBRAUCH NACH WLTP

17,7 kWh/100 km

Maße und Gewicht

Maße und Gewicht

TÜREN

6

TÜREN

4

SITZPLÄTZE

2

SITZPLÄTZE

5

HÖHE

1858 mm

HÖHE

1801 mm

LÄNGE

4560 mm

LÄNGE

4628 mm

BREITE

1755 mm

BREITE

1810 mm

BREITE MIT SPIEGELN

2011 mm

BREITE MIT SPIEGELN

2112 mm

KOFFERRAUMVOLUMEN

4200 l

KOFFERRAUMVOLUMEN

4100 l

LEERGEWICHT

1537 kg

LEERGEWICHT

1703 kg

2240 kg

ZULÄSSIGES GESAMTGEWICHT

2180 kg

ZULÄSSIGES GESAMTGEWICHT

electricar 03/2020


Elektrisch geladen

CITROËN Berlingo Electric L2

VOLKSWAGEN ABT e-Caddy

OPEL Zafira-e Life

In gerade einmal 36 Minuten ist der 22,5 kWh große Akku wieder bei 80 Prozent, mit einer Komplettladung lassen sich rund 170 Kilometer nach WLTP-Zählweise zurücklegen. In der Regel kommt ein Handwerker oder Dienstleister, der hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist, durch den Tag.

Mit dem ABT e-Caddy von Volkswagen lassen sich rund 120 Kilometer elektrisch zurücklegen. Der Wagen ist in der Lage, in gerade einmal zehn Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Und die Batterie wird in einer Dreiviertelstunde wieder bis auf 80 Prozent geladen.

Der Zafira war früher bekannt als Kompaktvan, wurde allerdings im vergangenen Jahr zum Transporter umfunktioniert. Daraus resultiert nun auch der Zafira-e Life, der mit einer 75 kWh starken Batterie mehr als 300 Kilometer am Stück zurücklegen kann.

TECHNISCHE DATEN

TECHNISCHE DATEN

TECHNISCHE DATEN

HERSTELLER

Citroen

HERSTELLER

VW

HERSTELLER

Opel

MODELL

Berlingo Electric L2

MODELL

ABT e-Caddy

MODELL

Zafira-e Life

PREIS

26.228 Euro

PREIS

29.900 Euro

PREIS

52.444 Euro

Batterie & Ladedauer

Batterie & Ladedauer

BATTERIE-KAPAZITÄT

22,5 kWh

BATTERIE-KAPAZITÄT

37,3 kWh

BATTERIE-KAPAZITÄT

75,0 kWh

STECKER-TYP

Typ-1

STECKER-TYP

Typ-2

STECKER-TYP

Typ-2

STECKER-TYP 2

CHAdeMO

STECKER-TYP 2

Combo (CCS)

STECKER-TYP 2

unbekannt

LADUNG HAUSHALTSSTECKDOSE 100%

09:47 h

LADUNG HAUSHALTSSTECKDOSE 100%

16:13 h

LADUNG HAUSHALTSSTECKDOSE 100%

32:37 h

KÜRZESTE LADEDAUER WECHSELSTROM 80%

07:50 h

KÜRZESTE LADEDAUER WECHSELSTROM 80%

05:05 h

KÜRZESTE LADEDAUER WECHSELSTROM 80%

08:06 h

KÜRZESTE LADEDAUER GLEICHSTROM 80%

00:36 h

KÜRZESTE LADEDAUER GLEICHSTROM 80%

00:45 h

KÜRZESTE LADEDAUER GLEICHSTROM 80%

00:45 h

Motor

Motor

Batterie & Ladedauer

Motor

ANTRIEB

Vorderrad

ANTRIEB

Vorderrad

ANTRIEB

Vorderrad

GETRIEBE

Automatik

GETRIEBE

Schaltgetriebe

GETRIEBE

Automatik

LEISTUNG (EL.)

49 kW (67 PS)

LEISTUNG (EL.)

83 kW (113 PS)

LEISTUNG (EL.)

100 kW (136 PS)

0-100 KM/H

18,7 s

0-100 KM/H

10,0 s

0-100 KM/H

12,1 s

Reichweite und Verbrauch

Reichweite und Verbrauch

REICHWEITE NACH WLTP

170 km

REICHWEITE NACH WLTP

123 km

REICHWEITE NACH WLTP

330 km

VERBRAUCH NACH WLTP

17,7 kWh/100 km

VERBRAUCH NACH WLTP

27,3 kWh/100 km

VERBRAUCH NACH WLTP

- kWh/100 km

Maße und Gewicht

Maße und Gewicht

Reichweite und Verbrauch

Maße und Gewicht

TÜREN

5

TÜREN

5

TÜREN

5

SITZPLÄTZE

3

SITZPLÄTZE

5

SITZPLÄTZE

9

HÖHE

1805 mm

HÖHE

1870 mm

HÖHE

1905 mm

LÄNGE

4628 mm

LÄNGE

4878 mm

LÄNGE

4606 mm

BREITE

1810 mm

BREITE

1793 mm

BREITE

2010 mm

BREITE MIT SPIEGELN

kA.

BREITE MIT SPIEGELN

kA.

BREITE MIT SPIEGELN

2204 mm

KOFFERRAUMVOLUMEN

3700 l

KOFFERRAUMVOLUMEN

4200 l

KOFFERRAUMVOLUMEN

4500 l

LEERGEWICHT

1644 kg

LEERGEWICHT

1711 kg

LEERGEWICHT

1632 kg

2180 kg

ZULÄSSIGES GESAMTGEWICHT

2290 kg

ZULÄSSIGES GESAMTGEWICHT

2685 kg

ZULÄSSIGES GESAMTGEWICHT

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Im Test: VW ID.3

VW ID.3

VOLKSSTROMER Text: Marijan Kelava

A

uf Käfer und Golf folgt ID. So in etwa kann die strategische Neuausrichtung des größten Autoherstellers der Welt zusammengefasst werden. Volkswagen investiert in den nächsten Jahren mehr als 30 Milliarden Euro in die Elektromobilität und möchte spätestens 2025 Marktführer im Segment der E-Autos sein. Ein ambitioniertes Ziel, das nicht unerreichbar scheint. Diese neue Ära hat VW mit dem ID.3, der am 8. Mai 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, eingeläutet. In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf das neueste Elektroauto aus dem Hause Volkswagen.

Der ID.3, ein neuer Golf? Der typische VW Fahrer ist rund 58 Jahre alt und kauft Golf. Ihn von einem E-Auto zu überzeugen, dürfte nicht einfach sein und wohl aus diesem Grund sieht der ID.3 wie ein etwas modernerer Golf aus. Sein Cousin sozusagen. VW wagte es nicht, von heute auf morgen alles über den Haufen zu werfen und den Kunden futuristische Designs und Materialien zuzumuten. Und gerade deshalb hat Volkswagen mit dem ID.3 einen Mittelweg beim Design eingeschlagen. Moderne Elemente vermengt mit Altbekanntem. Das gilt sowohl für das Außen- als auch für das Innenleben des Stromers aus Zwickau. Auf den ersten Blick könnte der ID.3 somit als neuer Golf durchgehen. Es dürfte auch das Ziel von VW gewesen sein, etwas komplett Neues aufzubauen, das gleichzeitig altbekannt wirkt. Ein elektromobiles Auto, das sich an den typischen Golf-Käufer wendet.

Und so fährt sich der ID.3 Die von uns getestete Variante ID.3 1st Max Performance ist das Topmodell der ersten Serie, die auf 20.000 Stück limitiert war. Die Zahlen diese Modells lesen sich so: 150 kW (204 PS) und in rund 7 Sekunden von 0 auf 100. Das Besondere am ID.3

ist die Tatsache, dass es sich um ein Elektroauto handelt, genauso besonders ist aber, dass er der erste VW (seit dem alten Käfer) ist, der einen Heckantrieb hat. Das bedeutet für VW-Fahrer eine Umstellung. Es macht Spaß das Auto auf kurvigen Landstraßen zu fahren, auch weil zu jeder Zeit Power da ist, die für dieses großartige Fahrvergnügen sorgt. Das Auto schiebt schön aus der Kurve, ohne zu übersteuern. Es gilt aber aufzupassen, dass man das Strompedal nicht zu weit durchdrückt. Dann könnte das Heck auch schon mal etwas kontrolliert nach vorne kommen. Generell sollte man als Neuling in der Welt der Stromer zunächst einmal aufs Rasen verzichten. Grund ist das fehlende Motorengeräusch. Konnte man sich früher auf sein Gehör verlassen, um die gefahrene Geschwindigkeit einzuschätzen, ist es beim E-Auto selbst nach Wochen noch schwer, ein Gespür für die Geschwindigkeit zu entwickeln. Außer in der Ausstattung ist ein Head-Up-Display dabei, so wie bei unserem Testfahrzeug. So hat der Fahrer die aktuelle Geschwindigkeit immer im Blick. Auch auf der Autobahn fährt sich der ID.3 fantastisch. Wobei, einen Haken gibt es: Der Wagen ist auf 160 km/h limitiert - obwohl er schneller fahren könnte. Abgesehen davon verhält sich das Auto recht agil. Überholen macht Spaß und die Assistenzsysteme, zu denen wir noch kommen werden, sorgen dafür, dass wir selbst bei längere Fahrten auf der Autobahn nicht ermüden.

Verbrauch und Reichweite Etwas, was in den Köpfen vieler E-Autofahrer verankert ist, ist die Reichweiten-Angst. „Komme ich denn weit genug ? Wie sieht es mit den Ladesäulen aus? Und das Laden dauert doch ewig, oder?“ das sind die brennenden Fragen von Umsteigern. Natürlich kann der ID.3 in Sachen Reichweite nicht mit seinem Bruder, dem Golf 8 verglichen werden. Einerseits kann der Golf innerhalb von drei Minuten vollgetankt und dann andererseits für 700 oder 800 Kilometer gefahren werden. electricar 03/2020


Im Test: VW ID.3

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Im Test: VW ID.3

INFORMATIV, ABER VERBUGGT Das Infotainmentsystem zeigt alle relevanten Informationen und ist sehr gut ablesbar. Jedoch plagen es einige Bugs.

Das ist und bleibt selbstverständlich der entscheidende Vorteil eines Autos mit Verbrennungsmotor. Der Vorteil erscheint jedoch in einem anderen Licht, wenn wir uns die durchschnittliche Fahrleistung von Otto-Normal-Autofahrer ansehen. Wir fahren nämlich im Schnitt nur 36 Kilometer pro Tag. Bei längeren Strecken schafft der ID.3 auf der Autobahn mit 130 km/h immerhin rund 280 Kilometer. Danach ist ohnehin eine Rast angesagt und das ein Elektroauto meist innerhalb von 20 Minuten nachgeladen. In der Zwischenzeit kann man einen Kaffee genießen oder die Toilette aufsuchen.

Die Kosten Der ID.3 1st Max Performance kostet in Deutschland und in Österreich 48.700 Euro in der getesteten Variante. Der Grund für den hohen Preis ist schnell erklärt: Der ID.3 1st Max ist mit allen Extras ausgestattet, die für dieses Auto bestellbar sind. Diese sind unter anderem: 20 Zoll Alufelgen, Panoramadach, zahlreiche Fahrassistenten (Travel Assist, Lane Assist, Front Assist & Side Assist), Wärmepumpe, Komfortsitze mit Massagefunktion, induktives Laden des Smartphones, beheizbares Lederlenkrad, Ambiente-Beleuchtung und so weiter. Der Preis für den „Volksstromer“ ist also vor allem so hoch, weil die Liste der eingebauten Extras so lange ist. Für Fahrer, die auf den ID.3 umsteigen, aber nicht 48.000 Euro für ein EAuto hinlegen möchten, gibt es das Einstiegsmodell schon ab 35.600 Euro (DE) und 36.490

Euro (AT) mit einer 58 kWh großen Batterie. Ab 2021 kommt der ID.3 mit einem etwas kleineren Akku auf den Markt. Bei ihm soll der Preis unter 30.000 Euro liegen. Ein weiteres Modell, das schon jetzt verfügbar ist, ist das Modell mit dem 77 kWh großen Akku. Mit diesem soll man etwas über 500 Kilometer laut WLTP schaffen. In der Praxis bedeutet diese Kapazität eine Reichweite von rund 350 Kilometer bei 130 km/h auf der Autobahn.

Die Assistenten Das getestete Modell verfügt über alle Assistenten, die Volkswagen derzeit anbietet: Travel-, Line- und Side-Assist. Verkürzt gesagt unterstützt der ID.3 das autonome Fahren auf Level 2.0. Das bedeutet, dass es sich um ein vom menschlichen Fahrer kontrolliertes System handelt. Dieses System von VW ermöglicht es, auf der Autobahn entspannter zu fahren, da es lenkt, bremst und ggfs. beschleunigt. Es passt die Geschwindigkeit an die anderen Verkehrsteilnehmer an und bietet so den höchstmöglichen Komfort während der Fahrt von A nach B. Der Fahrer muss allerdings zu jeder Zeit eingreifen können. Während der Fahrt erkennt der ID.3 Verkehrsschilder und projiziert sie ins Cockpit und in das Head-Up-Display. So ist es defacto unmöglich, eine Geschwindigkeitsüberschreitung zu übersehen. Wenn der Travel Assist aktiviert ist, passt das System die Geschwindigkeit sogar automatisch an. Außerdem erkennt er Verkehrskreisel und reguliert darin das Tempo entsprechend. Generell erkennt der Assistent alle engen Kurven rechtzeitig – nicht nur im Kreisel.

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Im Test: VW ID.3

Software und Bugs Volkswagen ist ein Autohersteller- und muss nun auch Software schmieden. Andere Unternehmen waren Softwareschmieden, bevor sie Autobauer wurden. Das bedeutet: VW verarbeitet seine Autos auf einem sehr hohen Niveau, sie fahren fantastisch und sind leise. Der ID.3 gehört, nach dem Audi e-tron, zu den leisesten E-Autos auf dem Markt. In dieser Disziplin haben die Wolfsburger also ihre Hausaufgaben gemacht. Bei der Software hat VW hingegen Aufholbedarf. Vor dem ID.3 war es im Hause Volkswagen schlichtweg nicht nötig, softwaretechnische Meisterleistungen zu vollbringen. Die Infotainmentsysteme in T-Roc und Co. genügen dem Golf-Normal Käufer allemal. Doch nun kauft nicht der 58-Jährige ein Auto, sondern ein 48-Jähriger, der mittlerweile eine stattliche Auswahl an guten E-Vehikel vorfindet. Und das sind die Mängel: Das Infotainmentsystem braucht mehr als eine Minute um hochzufahren. Danach ist es immer noch für einige Minuten nicht nutzbar. Das Auto kann zu dem Zeitpunkt natürlich gefahren werden, dennoch ist es mühsam einige Minuten warten zu müssen, bis man das Ziel in die Navigation eingeben kann. Bei unserem Langzeittest hat das Auto nach rund 1.400 Kilometern eine Fehlermeldung ausgegeben: „Travel Assist funktioniert nicht mehr“. Zunächst ärgerlich, aber am nächsten Tag hat sich das Problem zum Glück in Luft aufgelöst. Auch die Spracherkennung ist sehr limitiert und braucht lange um Befehle auszuführen. Darüber hinaus reagiert die Verkehrsschildererkennung auch auf Geschwindigkeitslimitierungen für LKWs. Und schließlich müssen die 1st-Käufer noch auf das Augmented Reality Feature warten, einfach weil die Software noch nicht fertig ist.

First Movers Club Die Software ist einfach noch nicht final. Man hat vielmehr den Eindruck, dass man als 1stKunde Beta-Tester für Volkswagen ist. Mit dem Hinweis, dass die Software noch nicht fertig ist, hatten die Vorbesteller zwei Möglichkeiten: Bis in den Dezember warten, oder gegen eine kleine „Bestechung“ das Auto vor dem Dezember zu bekommen und dafür mit den Fehlern zu leben. Als Goodie gab es für Käufer gratis Winterreifen inklusive Alufelgen und für Leasingnehmer drei Leasingraten geschenkt. Neben den Software-Mängeln gibt es noch einen kleinen Haken, dem man mit dem Beitritt zum First Movers Club zugestimmt hat: Für das

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HOCHWERTIG Der Innenraum des ID.3 ist edel gestaltet. Herzstück ist das große Infotainmentdisplay sowie der digitale Tachometer hinter dem Multifunktionslenkrad.

erste große Software-Update muss das Auto in die Werkstatt. Der reguläre Käufer muss das nicht, denn das Fahrzeug ist zum Auslieferungszeitpunkt „fertig“. Die 1st-Käufer, die das Auto später bekommen, müssen diesen Schritt ebenfalls nicht machen. Volkswagens Nutzen am First Mover Clubs ist, dass die Kunden direkt an der Weiterentwicklung des Autos beteiligt werden können. Sie melden Bugs und Probleme oder schlagen Features vor.

Fazit Der ID.3 ist das elektronische Massenfahrzeug, das Volkswagen dringend gebraucht hat. Das auf der MEB-Plattform basierende Auto ist ein absolut solides Fahrzeug. Da sich Hardware-bedingt nachträglich nichts verbessern lässt, ist VW bei der Verarbeitung keine Kompromisse eingegangen. Software hingegen kann man via Updates aktualisieren und Fehler oder Bugs schnell über die ständige LTE-Konnektivität updaten. Da hat man nicht sofort den großen Druck. Für uns steht fest: VW meint es mit seinen Ambitionen in der Elektromobilität ernst. Das macht sich nicht nur mit dem ID.3 bemerkbar, sondern auch mit dem bald erscheinenden ID.4 und seinem Bruder aus dem Hause Skoda, dem Enyaq iV. Wir dürfen gespannt sein.

TECHNISCHE DATEN HERSTELLER

Volkswagen

MODELL

ID.3

ANTRIEBSART

Elektro

LEISTUNG

150 kW / 204 PS

MASSE / GEWICHT

4.260 x 1.810 x 1.550 mm / 1.800 kg

ANTRIEBSACHSE

Heck

ANZAHL DER TÜREN 5 KOFFERRAUM­ VOLUMEN

385 l

REICHWEITE

420 km

0-100 KM/H

7,3 Sekunden

SPITZE

160 km/h

PREIS

ab 36.460 €

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Vorstellung Jeep Renegade 4xe Vorstellung:

ELEKTRO-PFLICHT

EIN BLICK AUF DEN JEEP RENEGADE 4XE Text: Christoph Lumetzberger Bild: media.fcaemea.com

Ü

ber Stock und Stein klettern, am besten mit einem Jeep. Für viele Menschen ein Kindheitstraum, den sich einige im Laufe des Lebens irgendwann einmal erfüllen. Dies ist künftig sogar elektrifiziert möglich, denn der USamerikanische Fahrzeugbauer hat zwei Stromer seiner Marke angekündigt, den Jeep Renegade 4xe und den Jeep Compass 4xe. Wir wollen uns in dieser Ausgabe den Renegade näher ansehen. Zur Jahresmitte war es erstmals möglich, den Wagen direkt bei Jeep zu ordern. Zum Basis-Listenpreis der StandardVersion von rund 37.000 Euro kommt der PlugIn-Hybrid-SUV mit einer Systemleistung von 190 PS, einer Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h. In 7,5 Sekunden ist er von 0 auf 100.

Wer Allrad will, braucht Elektro Eine Besonderheit des Wagens ist die Tatsache, dass die Hinterachse ausschließlich elektrisch angetrieben wird. In der stärkeren RenegadeVariante werkelt ein Elektromotor (44 kW / 60 PS), der den Vierzylinder-Verbrennermotor, welcher 132 kW / 180 PS auf die Straße bringt, unterstützt. Damit kommt diese Ausbaustufe auf eine Systemleistung von 240 PS. Interessenten, die den Jeep als Allrad-Exponat beziehen wollen, sind zwingend auf den Kauf des Plug-In-Hybriden angewiesen. Der reine Verbrenner ist nur noch als Wagen mit Vorderrad-Antrieb erhältlich. Der reine Verbrenner ist nur noch als Wagen mit Vorderrad-Antrieb erhältlich. Die reine elektrische Leistung, die mit einer Akkuladung zu bekommen ist. wird mit 50 Kilometern angegeben, die mit einer Akkuladung zu bekommen ist. Bis zu 130 km/h soll der Elektromotor im Stande sein, an Leistung zu erbringen,

die maximale Höchstgeschwindigkeit dürfte sich bei der 200 km/h-Marke einpendeln. Der angegebene Kraftstoffverbrauch soll lediglich 2,3 Liter auf 100 Liter betragen, dürfte allerdings in der Praxis deutlich höher sein. Dies ist leider branchenüblich, weil die tatsächlichen Bedingungen im alltäglichen Straßenverkehr in der Regel nicht mit denen der Testumgebungen korellieren. Auch wenn die City auf dem Papier nicht die optimale Umgebung für den Renegade ist, so

Bild: media.fcaemea.com

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VERTRAUTE OPTIK Auch die Hybrid-Variante des Renegade ist auf den ersten Blick als Jeep zu erkennen. Die typischen Heckleuchten sprechen eine klare Sprache.

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Vorstellung: Jeep Renegade 4xe

Bild: media.fcaemea.com

macht der rein elektrische Betrieb in den Häuserschluchten der Großstadt durchaus Sinn. Laut dem realitätsnahen WLTP-Testverfahren schafft der Wagen rund 40 Kilometer im Electric-Fahrmodus, was für Kurzstrecken optimal ist. Hat man eine permanente Lademöglichkeit am Wohnort oder Arbeitsplatz, so eignet sich der Renegade ideal zum Pendeln. An einer Haushaltssteckdose lädt die Batterie rund sechs Stunden, mit dem optionalen Typ-2-Ladekabel ist die Batterie an einer öffentlichen Ladesäule bei einer Ladeleistung von 7,4 kW in rund einer Stunde wieder bei 80 Prozent.

Wuchtiger Hybride mit rein-elektrischer Eignung zum Pendeln in die City. Im Hinterkopf sollte man auch das Damoklesschwert der drohenden Fahrverbote für Verbrenner in vielen deutschen Innenstädten haben. Diese Zonen können dann künftig im Elektro-Fahrbetrieb angefahren werden - und es droht kein Bußgeld.

Smartphone-tauglich Den überländischen Hybridbetrieb kombiniert das System automatisch, wobei der elektrische Anteil auch dort ziemlich hoch ist und das System weiterhin, auch bei leerer Batterie, in der Lage ist, über die Bremskraft Energie zurückzugewinnen. In ersten Tests ist die Rede von einem Spritverbrauch

URBANE ELEGANZ Prägender Mittelpunkt des Cockpits ist das sieben Zoll große Display des Infotainment-Systems. Damit lassen sich nicht nur diverse Medien steuern, sondern auch unzählige Einstellungen am Fahrzeug vornehmen wie etwa die Steuerung von Heizung, Klimaanlage oder dem Navigationssystem.

von maximal drei bis vier Litern auf 100 Kilometern, solange sich der E-Motor noch dazuschaltet. Für den Jeep Renegade 4xe gibt es eine eigene Smartphone-App im Play- und App Store. Damit können zahlreiche Informationen wie etwa die nächsten öffentlichen Ladepunkte oder das Lademanagement des Fahrzeugs abgerufen werden. Mit dem Smartphone lässt sich der Ladevorgang starten und auch beenden.

Kommen wir zum Preis. In der absoluten Grundausstattung, also dem Basispreis inklusive Batterie, gibt es den Jeep Renegade 4xe PlugIn-Hybrid für 37.237 Euro. Dieser Preis lässt sich jedoch spielend mit zahlreichen Extras wie etwa einem Totwinkel-Assistenten oder einer KeylessGo-Funktion in die Höhe treiben. Dann sind gut und gerne Preise in der Region von rund 50.000 Euro drinnen.

Bild: media.fcaemea.com

TECHNISCHE DATEN

REIN MIT DER POWER! In rund einer Stunde ist die Batterie bei einer Ladeleistung von 7,4 kW wieder bei 80 Prozent, nach etwa 100 Minuten ist sie komplett gefüllt.

electricar 03/2020

HERSTELLER

Jeep

MODELL

Renegade 4xe

ANTRIEBSART

PHEV

LEISTUNG

140 kW / 190 PS (alternativ auch 177 kW / 240 PS)

MASSE / GEWICHT

4.239 x 1.805 x 1.723 mm / 1.770 kg

ANTRIEBSACHSE

Allrad

TÜRANZAHL

5

KOFFERRAUM­ VOLUMEN

330 l

REICHWEITE

50 km (WLTP / elektrisch)

0-100 KM/H

7,5 Sekunden

SPITZE

182 km/h

PREIS

ab 37.237 €

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Amazon unter Strom

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Amazon unter Strom

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AMAZON UNTER STROM Text: Philipp Lumetsberger

Der Versandriese hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, seine Zustellflotte umweltfreundlich zu machen. Der wichtigste Partner für dieses Vorhaben ist Mercedes-Benz.

Bild: amazon

B

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ei der Auslieferung von Paketen ist derzeit ein Trend hin zum verstärkten Einsatz von elektrisch betriebenen Fahrzeugen erkennbar. Vor allem die Zunahme im Bereich des Onlinehandels und die damit verbundene höhere Auslastung der Lieferdienste spielen hierfür eine zentrale Rolle. Hinzu kommt, dass es im Bereich der Paketzustellung ideale Voraussetzungen für die Nutzung von ETransportern gibt. So lassen sich beispielsweise die Zustellrouten vor allem in urbanen Gebieten im Vorhinein sehr gut planen und sie sind von der Distanz her leichter mit einem elektrisch betriebenen Lieferfahrzeug zu bewältigen. Darüber hinaus bieten die Verteilzentren der jeweiligen Paketdienstleister in sehr vielen Fällen genügend Platz für den Aufbau eines Ladenetzes. Auch der Online-Versandriese Amazon hat diesen Trend erkannt und investiert deshalb verstärkt in den Ausbau einer rein elektrisch betriebenen Transportflotte. Für den europäischen Markt wurden zu diesem Zweck mehr als 1.800 Elektro-Transportfahrzeuge von Mercedes-Benz geordert. Die Bestellung umfasst über 1.200 eSprinter und 600 eVito. Von dieser riesigen Flotte sollen alleine in Deutschland 800 eingesetzt werden. In welchen europäischen Ländern die restlichen E-Transporter zum Einsatz kommen, hat Amazon noch nicht verkündet. Der Auftrag des Online-Versandgiganten stellt die bisher größte Bestellung für den Autobauer aus Stuttgart dar. Zugleich wird dadurch Mercedes-Benz zu dem weltweit größ-

ten Partner von Amazon im Bereich des klimafreundlichen Transports. Allerdings ist dies nicht die erste Zusammenarbeit der beiden global agierenden Unternehmen: So wurde beispielsweise in einer gemeinsamen Kooperation bereits im Jahr 2018 mit Vertragspartnern von Mercedes-Benz das Verteilzentrum in Bochum mit Ladesäulen ausgestattet. Im gleichen Jahr hat Amazon für seine Lieferpartner 100 eVito Transportfahrzeuge geordert. Mitte 2020 wurde in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz ein Ladenetz mit 340 Ladepunkten an dem Amazon-Standort in Essen installiert. Darüber hinaus sind bereits einige Elektrotransporter an verschiedenen deutschen Amazon-Standorten tagtäglich im Einsatz. So zum Beispiel auch in dem Verteilzentrum in München-Daglfing, wo Anfang 2020 zehn eVito-Transporter in den Dienst gestellt wurden.

Möglichst schnelle Inbetriebnahme „Die zusätzlichen 1.800 elektrische Elektro-Lieferfahrzeuge von Mercedes-Benz sind ein weiterer Schritt auf unserem Weg zum Aufbau der weltweit nachhaltigsten Transportflotte – und wir werden schnell handeln, um die Fahrzeuge dieses Jahr auf die Straße zu bringen.“ verkündete Amazon-Gründer Jeff Bezos bei der Bekanntgabe des Deals mit Mercedes-Benz. Noch in diesem Jahr sollen demnach die ersten Kundenbestellungen mit den Elektrotransportern von Mercedes-Benz abgewickelt werden und so auf diese Weise mehrere Tausend Tonnen an CO 2-Emissionen eingespart werden. Amazon übernimmt die Auslieferung der Pakete jedoch nicht selbst, sondern stellt die neue batteriebetriebene Fahrzeugflotte seinen Lieferpartnern zur Verfügung.


Bild: amazon

Amazon unter Strom

Bild: amazon

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UMWELTFREUNDLICHE ZUSTELLUNG Amazon stellt seinen Lieferpartnern die Mercedes-Transporter zur Verfügung und diese liefern die Kundenbestellungen aus.

Ladegewicht bis 900 Kilogramm Bei den georderten eSprintern handelt es sich um Liefertransporter im Kastenwagenformat, die über ein Ladevolumen von 11 Kubikmetern verfügen. Die maximale Zuladung beträgt knapp 890 Kilogramm. Mit dem verbauten 55 kWh Akku schaffen die Fahrzeuge eine Strecke von bis zu 168 Kilometern. Dank einer Schnellladefunktion sollen die Batterien der eSprinter in knapp 25 Minuten zu 80 Prozent geladen werden können. Außerdem sind die Transporter mit zahlreichen Extras wie beispielsweise einer elektrischen Feststellbremse, einem aktiven Brems-Assistent, einer Rückfahrkamera sowie einem Seitenwind-Assistenten ausgestattet. Die Produktion der eSprinter

erfolgt in dem Mercedes-Benz Werk in Düsseldorf. In den kleineren eVito-Transportern sind Energiespeicher mit einer Kapazität von 41 kWh verbaut, die eine Reichweite von rund 150 Kilometern gewährleisten. Aufgeladen ist das Fahrzeug an einer Wallbox in rund sechs Stunden. Bei einem Ladevolumen von 6 Kubikmetern können in etwa 616 Kilogramm zugeladen werden. Der elektrisch betriebene eVito wird, genauso wie sein Pendant mit Verbrennungsmotor, in dem Werk in Vitoria in Spanien gefertigt. Da bei beiden Fahrzeugen die Batterien zudem im Unterboden verbaut sind, stehen sie in punkto Ladevolumen ihren Verbrennerkollegen in nichts nach. Sind die Fahrzeuge im innerstädtischen Bereich unterwegs, kann sowohl beim eSprinter als auch beim eVito die Höchstgeschwindigkeit auf maximal 80 km/h gedrosselt werden. Dadurch wird der Energieverbrauch wesentlich reduziert und die Reichweite steigt. Für Fahrten außerhalb der Stadt lässt sich die Höchstgeschwindigkeit je nach Bedarf auf 100 bzw. 120 km/h erhöhen.

Bis 2040 CO2-neutral Im Zusammenhang mit der Großbestellung wurde außerdem verkündet, dass Mercedes-Benz dem Klimaschutz-Projekt „Climate Pledge“ beigetreten ist. Das im Jahr 2019 von Amazon und der NGO Global Optimism ins Leben gerufene Projekt sieht vor, dass die in dem Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Ziele von den teilnehmenden Unternehmen bereits im Jahr 2040 vollständig erfüllt werden sollen. In dem Pariser Klimaschutzabkommen wiederum ist eine Erfüllung

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Amazon unter Strom

Mercedes-Benz: ab 2022 CO2­neutrale Produktion

2039 die gesamte Neuwagen-Flotte CO2-neutral sein. Schon in zehn Jahren möchte Mercedes-Benz mehr als die Hälfte seines Fahrzeug-Absatzes mit Plug-In-Hybrid-Modellen und rein elektrisch betriebenen Autos generieren. Hierfür greift das Stuttgarter Unternehmen besonders tief in die Tasche und einen zweistelligen Milliardenbetrag in die Entwicklung und Produktion neuer Elektrofahrzeuge. Außerdem fließen über eine Milliarde Euro in die Batteriefertigung, um den steigenden Bedarf an Energiespeichern decken zu können. Damit die eigens gesteckten Ziele auch tatsächlich erreicht werden, wird darüber hinaus geprüft, wie der Schadstoffausstoß bei der Fahrzeugproduktion reduziert werden kann. Bereits ab dem Jahr 2022 will der Autohersteller an seinen Produktionsstandorten seine Fahrzeuge und auch die dazugehörigen Energiespeicher CO2-neutral produzieren.

Einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der „Climate Pledge“-Zielsetzungen soll das Projekt „Ambition 2039“ des Autoherstellers leisten. Laut diesem Projekt soll bis zum Jahr

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das US-Unternehmen 100 Millionen US-Dollar in

Wiederaufforstungsprojekte rund um den Globus investieren. Zu diesem Zweck hat der Versandriese den „Right Now Clima Fund“ ins Leben gerufen. Etliche Millionen Tonnen an CO2-Emissionen sollen mithilfe dieses Projekts aus der Atmosphäre geholt werden. Über eine eigene Homepage (nachhaltigkeit. aboutamazon.de) liefert Amazon zudem regelmäßig Informationen über seine Fortschritte bei der Umsetzung der „Climate Pledge“-Ziele sowie Details zu weiteren Projekten im Bereich Nachhaltigkeit und veröffentlicht zudem seine eigene CO2-Bilanz. Neben Mercedes-Benz konnte der Versandriese mit dem Technologiekonzern Siemens , dem US-Mobilfunker Verizon und dem IT-Spezialisten Infosys weitere namhafte Unternehmen für sein Klimaprojekt gewinnen.

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der Zielvorgaben bis zum Jahr 2050 vorgesehen. Somit verpflichten sich die an dem Projekt teilnehmenden Unternehmen die Klimaziele schon zehn Jahre früher vollständig zu erfüllen. Sämtliche Unternehmen, die sich dem „Climate Pledge“-Projekt anschließen, sind darüber hinaus zur regelmäßigen Messung und Berichterstattung ihrer CO2-Emissionen verpflichtet. Außerdem werden sie dazu aufgefordert, Dekarbonisierungsstrategien im Einklang mit dem Pariser Abkommen umzusetzen. Konkret soll dies durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, Effizienzsteigerungen sowie durch die Reduktion des Schadstoffausstoßes im Bereich der Produktionsmaterialien erreicht werden. Die bis zur Zielerfüllung noch entstehenden CO2-Emissionen sollen von den teilnehmenden Unternehmen durch die Unterstützung von unterschiedlichen Klimaschutzprojekten, wie zum Beispiel durch Aufforstungsprogramme, kompensiert werden. Amazon selbst verpflichtet sich im Rahmen dieses Projekts, bis zum Jahr 2030 vollständig auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen und zehn Jahre später in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral zu sein. Außerdem möchte

electricar 03/2020

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