Politik
Bezahlbarer wohnen mit der Ampel Bündnis »Soziales Wohnen« fordert Grundstückspreise von 300 Euro
Die Freiburger Stadtbau errichtet im Baugebiet Schildacker sechs Wohngebäude mit 116 Wohnungen in Holzbauweise. 60 dieser Wohnungen werden öffentlich gefördert, 56 sind frei finanziert.
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Visulaisierung: © Freiburger Stadtbau
ohnen ist gesellschaftlicher Zündstoff. Laut einer Studie des Pestel-Instituts fehlten Ende 2021 bundesweit rund 450.000 Wohnungen – Verlierer sind oft sozial schwächere Menschen. Das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ blickt mit Wohlwollen auf die Vorhaben der Ampel-Regierung im Bau- und Wohnsektor – und formuliert Forderungen. In Freiburg ist ohnehin der weitere Bau öffentlich geförderter Wohnungen geplant. 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 Sozialmietwohnungen mit einer Kaltmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Das ist die neue Zielmarke der Ampel-Regierung aus SPD, FDP und Grünen in ihrem Koalitionspapier. Robert Feiger ist Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), die sich mit vier Partnern zum Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ zusammengeschlossen hat. Auf einer Pressekonferenz in Berlin erklärt der
16 | chilli | bauen & wohnen | 02.2022
Experte, dass mit den Wohnungsbauzielen der Bundesregierung zum ersten Mal die Chance auf eine „soziale Trendwende“ am Wohnungsmarkt bestehe. Für wissenschaftliche Hintergründe hat sich das Bündnis unter anderem Matthias Günther, Institutsvorstand des Pestel-Instituts, ins Boot geholt. Er sieht mit jährlich 400.000 neuen Wohnungen die Chance, Defizite bis 2025 weitgehend abzubauen. „Die meisten Teile Deutschlands werden dann weitgehend entspannte Wohnungsmärkte haben“, prognostiziert der Diplom-Ökonom. Die zentrale Forderung des Bündnisses ist ein „Sonderfonds Wohnen“. Schließlich bedürfen die 100.000 Sozialwohnungen und die vom Bündnis geforderten 60.000 bezahlbaren Wohnungen (mit einer Kaltmiete von 8,50 Euro pro Quadratmeter) jährlicher Subventionen von 6 und 12,9 Milliarden Euro – je nach angestrebter Effizienzhausklasse. Zur Errichtung von Sozialmietwohnungen sollten Kommunen, Länder und der Bund zudem kostengünstiges Bauland zur Verfügung stellen – für
maximal 300 Euro pro Quadratmeter Fläche. Auch für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum soll dies zweckgebunden geprüft werden. „Liegen die Grundstückpreise darüber, haben der soziale und bezahlbare Wohnungsbau praktisch keine Chance mehr“, so Günther. Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, problematisiert auch die zeitlich begrenzte Bindung von Sozialwohnungen: „Wir brauchen auf Dauer deutlich längere Bindungen, am besten einen Sektor, in dem Wohnungen auf die Zeit ihrer eigenen Lebenszeit gebunden sind.“ Bislang ist das rechtlich höchst problematisch. Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir werden zeitnah eine neue Wohngemeinnützigkeit mit steuerlicher Förderung und Investitionszulagen auf den Weg bringen und so eine neue Dynamik in den Bau und die dauerhafte Sozialbindung bezahlbaren Wohnraums erzeugen.“ Die Baubranche ist gespannt, was die Regierung unter „zeitnah“ versteht. Die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) ist mit mehr als 11.500 eigenen und ver-