Im Fokus: Software made in Freiburg
Die heftigen Folgen der EZB-Politik
Freiburgs Bankbosse ĂŒber das Besondere in ihren Bilanzen
Boombranche
Wie sich Freiburg zum
Bike-Hotspot mausert
Innovationen
Bauen mit Bionik: Weltpremiere in Freiburg
Energiewende
Frischer Wind fĂŒr Badenova und Ăkostromgruppe











Kognitiv dissonant

Die Energiewende und die Doppelmoral
Die âEnergiepolitikâ in Deutschland spielt sich immer mehr in die Herzen des Kabaretts. Atomkraft? Nein danke. Dieser Slogan, geboren Mitte der 70er von der dĂ€nischen Studentin Anne Lund, war mitsamt des Logos eine

Im LĂ€ndle war der GAU mitverantwortlich fĂŒr den Regierungswechsel. Nach 58 Jahren CDU zog der GrĂŒne Winfried Kretschmann in die Villa Reitzenstein ein. 1000 neue WindrĂ€der, hieĂ es damals schon, sollen gebaut werden. Im neuen Koalitionsvertrag taucht diese Zahl auch wieder auf âzehn Jahre spĂ€ter. Der heftige Sturm fĂŒr mehr Erneuerbare Energien im LĂ€ndle war vielerorts einer der EntrĂŒstung. Die Taten ein laues LĂŒftchen. Es regiert eine als makaber zu bezeichnende Doppelmoral in Bund und Land. Wir schalten â Stand heute âim April freiwillig unsere letzten Kernkraftwerke ab, importieren dafĂŒr lieber Atomstrom. Wir verbieten Fracking, um dann gefracktes Gas aus den Niederlanden einzukaufen. Wir bauen LNG-Terminals an der KĂŒste, damit Riesentanker aus den Staaten âklimafreundlichâ ĂŒbern Teich schippern und wir dann russisches Gas durch flĂŒssiges Gas ersetzen. Oder wir kaufen es aus so âliberalâ geprĂ€gten LĂ€ndern wie Katar. DafĂŒr reĂŒssiert plötzlich wieder die Kohle â der Klimakiller Nummer eins in der Energieerzeugung. Im dritten Quartal 2022 stammten 36,3 Prozent der Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken. 4,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
erste Mindbomb. Die verheerende Katastrophe von Fukushima im MĂ€rz 2011 war eine zweite. Fortan trommelten hierzulande immer mehr Menschen immer lauter gegen die Kernkraft. Gegen importierten Atomstrom gibt es indes wenig Protest.
Und gleichzeitig sitzen ĂŒberall BĂŒrgerinnen und BĂŒrger, VerbĂ€nde, Behörden und Initiativen, die neue Energieanlagen verhindern wollen. Windkraft? Nein danke â das sollte sich so mancher aufs Heck seines Batterie-Autos kleben. Auch in SĂŒdbaden ziehen lĂ€ngst nicht nur ArtenschĂŒtzer immer wieder alle Register, um neue Anlagen zu verhindern. DarĂŒber gibt es BĂŒcher. Den Energiepatienten Deutschland wĂŒrde man in der Psychologie als kognitiv dissonant beschreiben. Unser Redakteur Philip Thomas beschreibt die aktuelle Lage vor der HaustĂŒr.
Wie die aktuelle Lage der sĂŒdbadischen Wirtschaft aussieht, wollte Lars Bargmann von den beiden Bankbossen Uwe Barth und Daniel Zeiler wissen. Der alte Volksbank- und der neue SparkassenVorstandsvorsitzende fĂŒhren damit die Tradition dieses Doppelinterviews fort, das seit 2007 weit ĂŒber die jeweiligen Bilanzen der Banken hinausfĂŒhrt.

Und wir wĂŒnschen anregende LektĂŒre. Bleiben Sie zuversichtlich.
Herzlichst
Ihr Lars Bargmann | ChefredakteurInhalt
Titel
Fast 23 Milliarden Euro an Krediten, Einlagen und Wertpapieren verantworten mittlerweile die Sparkasse und die Volksbank in Freiburg. Wir haben die Bankbosse Uwe Barth und Daniel Zeiler zum GesprÀch gebeten. Es geht um die EZB, um asoziale Inflation und die eigenen Bilanzen 6-9
Energiewende
Frischer Wind: Badenova kĂŒndigt GrĂŒnstromanlagen mit einem Gigawatt Leistung an, die Ăkostromgruppe sieht endlich deutlich mehr Tempo beim Ausbau 10-11
Fahrrad-Branche

Wie sich Freiburg und der Breisgau auch zur neuen Boom-Region im Rad-Business entwickeln 12-14

Arbeitsmarkt
Wie CHATGPT die Arbeitswelt verÀndern wird 16
Die enorme Entwicklung von ArbeitsplÀtzen in Freiburg 17
Zugpferd Vier-Tage-Woche: Weniger Arbeit fĂŒrs gleiche Geld? 18-19
Kommunen
Freiburgs 2,4-Milliarden-Euro-Haushalt: Das wollen die Fraktionen im Rathaus 20-21
Unternehmen aus der Region
Bei Hardwork wird auch so gearbeitet wie die Firma heiĂt 22
Finanzwelt
Expertenbeitrag: Mathias Hecht ĂŒber neue Steuermöglichkeiten bei PV-Anlagen 23
Ortsbesuch in Herbolzheim: 25 Jahre GFA Vermögensverwaltung 24
Warum das GeschÀftsmodell der S-Beteiligungsgesellschaft gut lÀuft 25
VerbÀnde
Mixed emotions: Die neuen Konjunkturumfragen von IHK und WVIB 26
Luftverkehr
Am EuroAirport ist der Neustart nach dem Absturz gelungen 27
Software
Wie ein Scrum-Master bei Lexware als RĂ€dchen im Erfolgsgetriebe arbeitet 28-29
Die Tomes GmbH hilft mit der Software Idana Patienten und Ărzten 30
Innovationen
Bionik in der Botanik: Pionierprojekt aus Freiburg verschattet GebÀude 31
Tourismus
Ăberraschung: Freiburg knackt Zwei-Millionen-Marke bei Ăbernachtungen 32-33
Menschen & Meldungen
Hopp+Hofmann feiert 150-JĂ€hriges / FAIR ways Förderpreis: 82.500 Euro fĂŒr Engagement in der Region / 30,4 Millionen Euro fĂŒr den lĂ€ndlichen Raum / Badenova erhöht den Strompreis / Auftragsrekord fĂŒr ystral / Morgenstern-Gruppe expandiert / Bewerbungsfrist fĂŒr Innovationspreis verlĂ€ngert / Wörnle als Tourismusheld ausgezeichnet / inomed Medizintechnik investiert 5,85 Millionen in die Forschung / Sparkasse MarkgrĂ€flerland bilanziert grundsolide / Sick AG spendet 60.000 Euro an âĂrzte ohne Grenzenâ / Hauptzollamt Lörrach entlarvt BetrĂŒger 34-36
Fakten, bitte
Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 38
IMPRESSUM business im Breisgau

Themenheft 03.2023
Das business im Breisgau-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli
Herausgeber:
chilli Freiburg GmbH
Paul-Ehrlich-StraĂe 13
79106 Freiburg
fon: 0761-76 99 83-0
fax: 0761-76 99 83-99
bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de
GeschĂ€ftsfĂŒhrung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)
Chefredaktion: Lars Bargmann
Redaktion: Philip Thomas, Till Neumann, Pascal Lienhard
Autoren: Reinhold Wagner, Mathias Hecht
Titelcollage: Miriam Hinze; © iStock.com/ Nuthawut Somsuk
Fotos: iStock.com, Pixabay, freepik.com
Grafik: Miriam Hinze
Lektorat: Beate Vogt
Anzeigen: Marion Jaeger-Butt, Nathalie Braun, Dirk Borcherding
Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

Ein Unternehmen der
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Heftige Nebenwirkungen der EZB-Politik
Freiburgs Bankbosse Uwe Barth und Daniel Zeiler im Interview

Wer sich mit Uwe Barth und Daniel Zeiler an einen Tisch setzt, sitzt dort quasi mit einem Kundenvolumen von fast 23 Milliarden Euro. Denn diese Summe verantworten die Vorstandsvorsitzenden der Volksbank und Sparkasse in Freiburg. Vor sechs Jahren waren es keine 17 Milliarden. Jedes Jahr
kommt allein bei ihnen eine Milliarde dazu. Jetzt haben sie die Bilanzen fĂŒrs vergangene Jahr veröffentlicht. FĂŒr ein Jahr, in dem der 24. Februar einen Wendepunkt markierte. Der sich aber kaum im GeschĂ€ft niederschlug, wie sie im GesprĂ€ch mit Chefredakteur Lars Bargmann erzĂ€hlten. Es gibt aber noch andere Besonderheiten.
bib: Herr Barth, vor einem Jahr meinten Sie, dass die EZB eher zurĂŒckhaltend agieren wird. Sie hat den Leitzins aber von 0 auf 3 Prozent erhöht.
Barth: Wir alle waren ĂŒberrascht von der Dynamik. Mit dem Krieg in der Ukraine hatte niemand gerechnet, die Energiepreissteigerungen, eine Inflationsrate ĂŒber acht Prozent, alles innerhalb kĂŒrzester Zeit.
Zeiler: Wir waren genauso ĂŒberrascht. Ende 2021 begannen die ersten Preissteigerungen und damit auch die Inflation. Die EZB hat am Anfang ein bisschen spĂ€t reagiert, aber dann musste sie sehr schnell handeln.
bib: Die EZB hat den Banken sozusagen das alte GeschĂ€ftsmodell zurĂŒckgegeben. Alle deutschen Banken zusammen können mit 25 bis 27 Milliarden Euro an eigenen Zinseinnahmen rechnen. Die Sparkasse wird geschĂ€tzt 30 Millionen Euro fĂŒr ihre bei der EZB geparkten Gelder bekommen, die Volksbank geschĂ€tzt etwa die HĂ€lfte. Richtig?
Zeiler: 30 Millionen sind sehr groĂzĂŒgig geschĂ€tzt. Auf der anderen Seite verzinsen wir auch wieder Spareinlagen, dadurch geht auch unser Aufwand wieder nach oben.
Barth: Nein, unsere geparkten Gelder betragen zum Bilanzstichtag 2022 etwa 150 Millionen Euro. Wir erhalten dafĂŒr wieder Zinsen, aber weniger als von Ihnen geschĂ€tzt, auf der anderen Seite können wir unseren Kunden wieder Zinsen fĂŒr die Geldmarkt- und Spareinlagen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bieten. Von den höheren Kreditzinsen werden wir erst in ein, zwei Jahren profitieren.
bib: Loben Sie die EZB nun fĂŒr die Zinswende oder ĂŒbertreibt sie nun wieder, nachdem sie ja aus der Niedrigzinsphase einen Niedrigzinszustand gemacht hatte und damit auch, zumindest zeitlich, ĂŒbertrieben hatte?
Barth: GrundsÀtzlich ist es positiv, dass die Negativzinsen beendet sind. Nicht nur aus Bankensicht. Ja, damit kommt
Volksbank Freiburg 2022 (VerÀnderung zu 2021)
unser ursprĂŒngliches GeschĂ€ftsmodell zurĂŒck. Aber es hat deutliche Nebenwirkungen, weil die Zinswende so schnell und so intensiv gekommen ist wie noch nie. Zumindest nicht nach dem 2. Weltkrieg. Damit verbunden ist nicht nur, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien rapide gesunken ist. Das ist also nicht nur positiv.
Zeiler: Auch wir merken die deutliche ZurĂŒckhaltung im Wohnungsbaubereich. Aber das Zinsniveau ist mit 4 oder 4,5 Prozent im langfristigen Vergleich völlig normal. Wir waren einfach viele Jahre verwöhnt. Neben den Zinsen
NĂ€hrboden fĂŒr die Inflation
spielen aber auch die Baupreise, die Inflation, die Lebenshaltungskosten eine groĂe Rolle. Regionalbanken haben aber genau jetzt Vorteile, weil wir mit unseren Kunden sehr individuell nach Lösungen suchen können.
bib: Konkret?
60,6 Mio. ⏠(+6,2 Mio.)
... aus Provisionen 27,9 Mio. ⏠(-0,2 Mio.)
Personal- und Sachkosten 51,8 Mio. ⏠(+ 0,6 Mio.)
Operatives Ergebnis 36,8 Mio. ⏠(+5,6 Mio.)

Ergebnis vor Steuern* 16,3 Mio. ⏠(unverÀndert)
Steuern 5,8 Mio. ⏠(-5,9 Mio.)
JahresĂŒberschuss 3,1 Mio. ⏠(unverĂ€ndert)
CIR** 58,5 (-3,6%-Punkte)
Eigenkapital 385 Mio. (+37,5 Mio.)
GeschÀftsstellen (+SB) 17 (ohne SB) (-4)
Mitarbeiter 401 (-2)
* nach Reservenbildung und Bewertungen
** So viel Cent gibt die Bank fĂŒr 1 Euro Ertrag aus
Zeiler: Man kann auf der Laufzeitseite was machen, die HĂ€uslebauer mĂŒssen ihr Eigenkapital hochfahren, so frĂŒh wie möglich damit anfangen. Es wird aber sicher auch die eine oder andere Ablehnung geben. Wir mĂŒssen den Kunden auch mal sagen: Es tut uns leid, aber diesen Traum kannst du dir derzeit nicht erfĂŒllen.
bib: Welchen Anteil hat die EZB an der Inflation in Deutschland?
Barth: Die EZB wurde fĂŒr ihre sehr offensive Geldpolitik zu Recht massiv kritisiert, sie hat eine politische Rolle eingenommen, damit sich vor allen die sĂŒdeuropĂ€ischen LĂ€nder entschulden können âŠ
bib: ⊠also nicht nur Geld-, sondern auch Wirtschaftspolitik gemacht âŠ
Barth: Das ist so. Jetzt hat sie einen NĂ€hrboden fĂŒr die Inflation gelegt. Die Ausweitung der Geldmenge wirkt aber nur dann inflationstreibend, wenn sie nachfragewirksam wird. Genau dann entsteht Inflation. Das ist aber nicht
vollumfĂ€nglich geschehen. Man kann der EZB also nicht die gesamte Schuld geben. Die hohe Inflation ist vor allem durch die Energiepreise getrieben. Sie muss jetzt gegensteuern, ihr Job ist GeldwertstabilitĂ€t, gezwungenermaĂen kommt sie dem nun nach.
bib: Marcel Fratzscher, PrĂ€sident des Deutschen Instituts fĂŒr Wirtschaftsforschung, hat unlĂ€ngst in einem Vortrag in Freiburg gesagt, 80 Prozent der deutschen Inflation ist importiert. Durch Rohstoffe, Nahrungsmittel, EnergietrĂ€ger.
Zeiler: Es gibt sicher importierte Inflation, ob das 80 Prozent sind, weiĂ ich nicht. Die EZB hat ihre Niedrigzinspolitik ĂŒbertrieben. Geld ist ein Gut, ein Gut braucht einen Preis und den hat die EZB jahrelang ausgehebelt. Geld hatte keinen Wert. Jetzt bekommt es wieder einen.
bib: Ist es umgekehrt so, dass die EZB nur einen geringen Einfluss auf die Inflation hat?
Barth: Die steigenden Zinsen nĂŒtzen schon was. Das ist empirisch belegt. Aber es dauert. Das sehen wir in ein, zwei Jahren. Machtlos ist die EZB da nicht.
bib: Ist Inflation asozial, weil einkommensschwÀchere Haushalte einen höheren Anteil an Konsumausgaben haben?
Zeiler: In der momentanen Gemengelage hat das sicher unsoziale Komponenten. Allein die Inflation ist es aber nicht. Die Schere zwischen Arm und Reich geht schon lĂ€nger auseinander. Bemerkenswert ist sicher, dass wir in einer solchen Situation wie jetzt noch nie einen so stabilen Arbeitsmarkt hatten. Die Leute mĂŒssen sich keine groĂen Sorgen um ihre Jobs machen. Das hilft.
bib: Die Wirtschaftsleistung hat allen Unkenrufen zum Trotz im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent zugelegt. Die Inflation schon rausgerechnet. Sind Sie ĂŒberrascht?
Barth: Die Prognosen zur Jahresmitte waren schlechter. Wir sind froh, dass es noch Wachstum gab. Im Herbst
sind wir alle von einer groĂen Rezession fĂŒr dieses Jahr ausgegangen. Das hat sich jetzt auch etwas nivelliert. Das war durchaus eine positive Ăberraschung. Geplant haben wir ein ganz schwieriges Jahr. Das wird wohl so nicht kommen.
Zeiler: Die Prognosen sind unter dem Schock des 24. Februar entstanden. Geholfen haben sicher die massiven Staatshilfen und auch, dass die Gasmangellage ausgefallen ist. Der Ausblick 2023 ist aber extrem volatil.
Weiter groĂe geopolitische Risiken
bib: Ein extrem volatiles Jahr prognostizieren Analysten auch an den AktienmĂ€rkten. Im MĂ€rz 2020, mit Beginn der Pandemie, sackte der DAX unter 9000. Am 1. MĂ€rz, nach dem besten Börsenstart in ein neues Jahr seiner Geschichte, liegt er trotz Krieg bei 15.300. Ăberrascht von der Performance?
Barth: Der DAX hat sich nach einigen Schocks wieder an der Realwirtschaft orientiert, an den Gewinnen und Gewinnerwartungen der groĂen Unternehmen. Es ist eher ĂŒberraschend, dass die Zinsentwicklung jetzt nicht zum RĂŒckgang der MĂ€rk-
te gefĂŒhrt hat. Wir haben aber weiter groĂe geopolitische Risiken, mit der Ukraine, mit dem Thema China und Taiwan. Es gilt aber der alte Spruch: Man braucht Zeit an den MĂ€rkten.
Zeiler: Wenn derzeit Nachrichten kommen, dass die Wirtschaft gut lĂ€uft, dann gehen die MĂ€rkte runter, weil dann erwartet wird, dass die Zinsen weiter steigen. Der Aktienmarkt wird in diesem Jahr sicher noch volatiler werden. Deshalb gehört regelmĂ€Ăiges Aktiensparen zur Vermögensansparung unbedingt dazu.

bib: Die Reallöhne sind im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent (höchster Wert seit 2008) runtergegangen, trotz einer Rekord-Lohnsteigerung um 3,4 Prozent. Gab es bisher maĂvolle TarifabschlĂŒsse etwa bei IG Metall oder IG BCE, fordern jetzt Post (15) und Verdi (10,5) zweistellige Erhöhungen.
Droht eine Lohn-Preis-Spirale?
Barth: Wenn alle TarifabschlĂŒsse zweistellig werden, dann werden wir diese Spirale erleben und auch einen neuen Inflationsdruck. Dass die Tarifparteien höhere AbschlĂŒsse anstreben, ist richtig, aber gesamtwirtschaftlich gesehen ist es auch wichtig, dass diese AbschlĂŒsse maĂvoll sind. Wenn irgendwo zweistellige ZuwĂ€chse sehr richtig wĂ€ren,
dann im Pflegebereich oder der Erziehung.
Zeiler: Zwei Herzen schlagen in meiner Brust, wir als Sparkasse hĂ€ngen ja am Tarif fĂŒr die öffentliche Hand. Wir brauchen sicher einen maĂvollen, badisch gesagt gescheiten Abschluss. Ob der bei zehn Prozent liegen muss, da mache ich ein Fragezeichen dran. Ich vertraue darauf, dass die Partner zu ausgewogenen AbschlĂŒssen kommen. Leider ist aber die Rhetorik derzeit sehr auf Konfrontationen ausgerichtet.
bib: Ihre eigenen AbschlĂŒsse bieten wenig Konfrontatives. Die Sparkasse hat ihren Ertrag um 15 auf 174 Millionen Euro verbessert (siehe Infoboxen), die Volksbank um 6,1 auf 88,5 Millionen Euro. Wie kamâs?
Zeiler: Wir haben 16 Millionen Euro mehr Zinsertrag und ein leicht rĂŒcklĂ€ufiges Provisionsergebnis.
Barth: Wir haben 6,2 Millionen mehr aus den Zinsen. Bei den Provisionen konnten wir nicht zulegen.
bib: Erstaunlich ist erneut das Neukreditvolumen.
Rekord bei neuen Krediten
Zeiler: Ja. Wir haben mit 1,47 Milliarden an neuen Krediten einen Rekord aufgestellt. MaĂgeblich daran beteiligt war der Baubereich, aber auch groĂe Volumina bei unseren institutionellen und kommunalen Kunden.
Barth: Wir haben das Gesamtkreditvolumen um 6,5 Prozent gesteigert. Das liegt ĂŒber unserer Planung. Damit sind wir sehr zufrieden. Bei den neuen Krediten waren es 720 Millionen, etwa je zur HĂ€lfte im privaten Wohnungsbau und bei unseren gewerblichen Kunden.
bib: Solche Zahlen werden Sie 2023 nicht erreichen.
Barth: Das NeugeschĂ€ft wird sicher zurĂŒckgehen. In diesem, wahrscheinlich auch noch im nĂ€chsten Jahr. Wir werden keine Wachstumsraten mehr von sechs oder mehr Prozent haben.
Zeiler: Das wird auch bei uns sicherlich weniger sein. Wir rechnen aber nicht damit, dass die KreditbestĂ€nde zurĂŒckgehen, weil beanspruchte Kontokorrentlinien sicher zulegen werden.
Barth: 2023 zu planen, ist wirklich spannend. Wir rechnen zwar auch nicht mit RĂŒckgĂ€ngen bei den BestĂ€nden, aber die weitere Zinsentwicklung, die Auswirkungen auf den Wohnungsbau, die Inflation, wir haben viel mehr Unsicherheiten als in frĂŒheren Jahren.
Zeiler: Das sehe ich genauso. 2023 ist fĂŒr die Planung ein besonderes Jahr.
bib: Das ProvisionsgeschÀft könnte wachsen, weil schon totgesagte Produkte durch die Zinsen wieder aufleben.
Barth: Es gibt wieder bessere Chancen auf den WertpapiermĂ€rkten, Staatsanleihen notieren je nach Laufzeit wieder bei zwei Prozent, Unternehmensanleihen höher. BausparvertrĂ€ge kommen wieder. Das Klavier fĂŒr die Kunden ist wieder gröĂer geworden.
Zeiler: Auch Lebensversicherungen sind wieder attraktiver.
Alte Produktfelder rĂŒcken wieder neu in den Fokus. Es gibt wieder ein breiteres Feld der Vermögensanlage.
bib: Welche Besonderheiten liegen in Ihren Bilanzen?
Barth: Eine erste Besonderheit ist fĂŒr uns das sehr gute operative Ergebnis. Die zweite ist die Bewertungsseite. Wenn der Zins steigt, sinkt der Kurs unserer Wertpapiere und das mĂŒssen wir bilanzieren, mit 20 Millionen an Abschreibungen. Das ist der Preis fĂŒr die schnelle Zinssteigerung. Das ist aber nur ein temporĂ€rer Effekt. Am Ende der Laufzeit der Wertpapiere sind wir wieder bei 100 Prozent. In diesem Thema ist viel Spielraum fĂŒr Bilanzpolitik.
Zeiler: Wir haben dasselbe Thema, bei uns sind das 60 Millionen Euro. Das ist aber ja allein ein bilanzrechtliches Thema, es gibt hier keinen Wertverlust.
bib: Sehen Sie durch SpÀtfolgen der Pandemie, den Krieg, mit durchaus vorhandenem Eskalationspotenzial, die Inflation und vieles mehr besondere Risiken in Ihren KreditbestÀnden?
Zeiler: Nein, wir sehen keine besonderen Risiken. Das zeigt die wirtschaftliche StabilitÀt der Unternehmen in unserer Region.
Barth: Unsere Bilanzen sind nicht zuletzt ein Spiegelbild der sĂŒdbadischen Wirtschaft. Wir bilden einen groĂen Teil des Marktes ab. Die Region ist robust aufgestellt.
bib: Herr Barth, Herr Zeiler, vielen Dank fĂŒr dieses GesprĂ€ch.
Sparkasse Freiburg 2022 (VerÀnderung zu 2021)
Mrd. ⏠(-135 Mio.).
Ertrag 159 Mio. (+15 Mio.)
... aus Zinsen 118 Mio. ⏠(+16 Mio.)
... aus Provisionen 56 Mio. ⏠(-1 Mio.)
Personal- und Sachkosten 97 Mio. ⏠(+1 Mio.)
Operatives Ergebnis 77 Mio. ⏠(+14 Mio.)
Ergebnis vor Steuern* 24 Mio. 24 Mio.
Steuern 11 Mio. ⏠(-4 Mio.)
JahresĂŒberschuss 5 Mio. ⏠(-2 Mio.)
CIR** 54,9 (-4,9 %-Punkte)
Eigenkapital 721 Mio. (+5 Mio.)
GeschÀftsstellen (+SB) 28 (unverÀndert)
Mitarbeiter 956 (-16)
* nach Reservenbildung und Bewertungen
** So viel Cent gibt die Bank fĂŒr 1 Euro Ertrag aus
»Die Stimmung hat sich gewandelt«

Badenova will ein Gigawatt GrĂŒnstromanlagen bauen / Ăkostromgruppe sieht mehr Ausbau-Tempo
Mit einem Anteil von 25,2 Prozent war die Windkraft im Jahr 2020 erstmals der wichtigste EnergietrĂ€ger zur Stromerzeugung in Deutschland. Doch der Ausbau stockt. SĂŒdbadens Energie-Experten bemerken jetzt RĂŒckenwind. Mit dem werde sich die Anzahl der WindmĂŒhlen zwischen Basel und Karlsruhe binnen fĂŒnf Jahren verdoppeln.
Die Bundesregierung hat ehrgeizige Ziele ausgegeben: Windkraft an Land soll sich von 58 Gigawatt im Jahr 2022 auf 115 Gigawatt bis 2030 verdoppeln. Das ist auch notwendig: Planung, Genehmigung und Bau eines einzigen Windrads dauern in Deutschland bislang zwischen fĂŒnf und sieben Jahre.
Die Folge: Genau drei Windkraftanlagen gingen vergangenes Jahr in Baden-WĂŒrttemberg ans Netz, so das Landesumweltministerium. Energiewende sieht anders aus. Kein Wunder also, dass der PrĂ€sident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers, dem deutschen SĂŒden jĂŒngst ein âArmutszeugnisâ ausstellte.
Von 58 Gigawatt im Jahr 2022 auf 115 Gigawatt bis 2030
Andere Experten bemerken frischen Wind: âIm vergangenen halben Jahr hat sich mehr getan als in den 30 davorâ, sagt Andreas Markowsky. Den frischen Wind fĂŒhrt der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der 1994 gegrĂŒndeten Freiburger Ăkostromgruppe auf verbesserte
Rahmenbedingungen zurĂŒck: âDie durchschlagenden Erfolge kamen von Bund und EU.â
Mitte Dezember wurde im EUEnergieministerrat eine Notvereinbarung getroffen, wonach einzelne PrĂŒfungen innerhalb von Genehmigungsverfahren fĂŒr bereits ausgewiesene Windkraft-Gebiete entfallen können. Ende Januar beschloss das Bundeskabinett den von Wirtschaftsminister Robert Habeck getauften âWindausbau-Beschleunigerâ fĂŒr Anlagen und Trassen an Land und auf See.
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine wurde die Energiesicherheit in Deutschland zu einer Frage nationaler Sicherheit.
âAlle WindkraftantrĂ€ge, die bis zum Sommer 2024 eingereicht werden, haben deswegen stark vereinfachte Genehmigungenâ, erklĂ€rt Markowsky.
GegenĂŒber Denkmal- und Tierschutz werde der Ausbau von Windkraft nun stĂ€rker gewichtet. Der zweite Grund fĂŒr den Aufwind sei gestiegene Nachfrage von Kommunen und Industrie: âNeue Energiegenossenschaften grĂŒnden sich.â
Auch die Zahl der Genehmigungsverfahren von Windkraftanlagen habe sich erhöht. Aktuell laufen bei der Freiburger Ăkostromgruppe 25 AntrĂ€ge. âDie allermeisten haben sehr gute Genehmigungschancenâ, sagt Markowsky. Vergangenes Jahr erhielt sein Unternehmen nur zwei Zusagen von Ămtern. Der Experte prophezeit nun:
âIn den nĂ€chsten fĂŒnf Jahren wird sich der Anlagenbestand zwischen Basel und Karlsruhe verdoppeln.â Aktuell drehen sich rund 100 WindmĂŒhlen in diesem Gebiet.
So plant die Ăkostromgruppe zwei Rotoren auf dem Hohfirst bei Pfaffenweiler. Zwei 246 Meter hohe Anlagen sollen rund 15 Millionen Euro kosten und jĂ€hrlich zehn Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. âDie Gemeinden zeigen Interesseâ, sagt Markowsky ĂŒber die Beteiligten Schallstadt, Pfaffenweiler und Ebringen. Auf einer Informationsveranstaltung Mitte November in Schallstadt-Wolfenweiler sei von Windkraftgegnern wenig zu hören gewesen: âDie Stimmung hat sich gewandelt.â
Auch fĂŒr Anlagen auf dem Kohlernkopf im Hexental laufen erste GesprĂ€che. Geben die involvierten Gemeinden Bollschweil, Bad Krozingen, Sölden und Wittnau grĂŒnes Licht, könnte 2027 mit dem Bau von drei Anlagen begonnen werden. Laut Markowsky kann eine rund 250 Meter hohe Anlage an dem Standort rund zwölf Millionen Kilowattstunden bringen und damit einen groĂen Teil des Söldener Stromverbrauchs decken. Die Gemeinde St. Peter ist stromtechnisch bereits Selbstversorger. Schon 2001 lieĂ dort ein Landwirt die erste Anlage in Betrieb nehmen. Seitdem sind fĂŒnf hinzugekommen.
Zusammen produzieren die MĂŒhlen jĂ€hrlich rund 18,4 Millionen Kilowattstunden Strom. Fast drei Mal so viel wie der Ort verbraucht. Aktuell prĂŒft die rund 2700-Seelen-Gemeinde die Möglichkeit weiterer Anlagen. Und auch die Badenova dreht krĂ€ftig am Rad. 300 Megawatt will der Versorger bis 2035 durch Windenergie erzeugen. 20 Megawatt soll ein Windpark mit drei Anlagen auf der Linacher Höhe bei Furtwangen beisteuern. Entsprechende VertrĂ€ge zwischen Badenova, BĂŒrgern aus dem Oberen Bregtal sowie der KWA Contracting AG aus Stuttgart wurden am 13. Februar unterzeichnet.
grĂŒnen Strom liefern sollen. âEin Drittel davon durch Windkraft. Und das wollen wir in unserer Region gemeinsam mit den Kommunen und Partnern erreichenâ, erklĂ€rt Klaus Preiser, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Badenova-Tochter WĂ€rmeplus.
Markowsky fĂŒrchtet nun LieferengpĂ€sse: âDie Logistik flutscht nicht mehr so wie frĂŒher.â So verzögert sich das Repowering-Projekt auf der HolzschlĂ€germatte am Schauinsland. Dort sollen zwei Alt-Anlagen durch eine neue ersetzt werden. Den Bauantrag hatte die Ăkostromgruppe bereits im Sommer 2020 gestellt. Die Inbetriebnahme war ursprĂŒnglich fĂŒr dieses Jahr vorgesehen.
Die Parteien versprechen sich von den drei Anlagen jĂ€hrlich jeweils 15 Millionen Kilowattstunden und damit grĂŒnen Strom fĂŒr 30.000 Personen. Drehen sollen sich die WindrĂ€der ab 2027. Die Badenova betreibt bereits Windparks am Kambacher Eck und am Hohenlochen in der Ortenau. Unterm Strich peilt das Unternehmen 60 neue Windkraftanlagen bis zum Jahr 2035 an. Auf der Agenda stehen Windparks in Oberndorf am Neckar sowie auf der Sirnitz bei MĂŒllheim. Am Kallenwald bei Biberach ist derzeit eine WindmĂŒhle mit 4,2 Megawatt Nennleistung im Bau und geht im kommenden Jahr ans Netz.
Auch Sebastian SchĂŒĂler, Leiter Projektentwicklung Wind bei Badenova, spricht von mehr Tempo: âAktuell sehen wir viele gute Zeichen, dass die Politik den Ausbau der regionalen Windkraft beschleunigen will. Das stimmt uns zuversichtlich, dass wir zukĂŒnftig bei einer schnelleren Umsetzungszeit landen als die bisherigen rund fĂŒnf Jahre.â
Insgesamt will die Badenova bis 2035 Anlagen bauen, die ein Gigawatt
Auch am Taubenkopf bremst der Beschaffungsstau. Nachdem der Verwaltungsgerichtshof Baden-WĂŒrttemberg die Klage einer Initiative gegen zwei WindrĂ€der auf dem Berg abgewiesen hatte, begannen im Winter lediglich die Rodungsarbeiten. Neuer Spatenstich-Termin fĂŒr die bereits im Dezember 2021 genehmigten Anlagen: 2024. Ohne den massiven Ausbau der Windkraft wird die Energiewende in einem Luftloch steckenbleiben.
Philip Thomas
»Die allermeisten haben sehr gute Genehmigungschancen«Bemerkt bessere Rahmenbedingungen und mehr Interesse von Kommunen: Andreas Markowsky, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Freiburger Ăkostromgruppe.
»Guter NÀhrboden«
Wie sich Freiburg zum Mekka der Fahrrad-Entwickler mausert
Die MobilitĂ€tswende wird in Freiburg mit groĂen Pedaltritten vorangetrieben. 16 Millionen Euro hat das Rathaus zuletzt in bessere Infrastruktur investiert. Mit JobRad hat Freiburg den MarktfĂŒhrer in Sachen Leasingrad. Ganz nebenbei entwickelt sich der Breisgau auch zum Mekka fĂŒr Innovation, Handel und Entwickler in Sachen Fahrrad. Wie kommt es, dass sich in und um Freiburg so viele RadverrĂŒckte tummeln? Was sagen sie zum jĂŒngsten Paukenschlag? Und wie geht es HĂ€ndlern nach den CoronaEngpĂ€ssen?
Freiburg ist eine Fahrradstadt. Klar. Hier steigen viele aufs Velo. Aber Freiburg ist mittlerweile auch eine Radbusiness-Stadt. Immer mehr Velopioniere tummeln sich hier. Sie entwickeln Bremsen, LastenrÀder oder

Mountainbikes. Oft, ohne groĂ Aufsehen zu erregen. Zuletzt hat die Szene VerstĂ€rkung von Weltrang bekommen. Ein Big Player schlĂ€gt seine Zelte hier auf: Der US-Hersteller Specialized wird ein Innovation Center in der Lokhalle Freiburg am GĂŒterbahnareal eröffnen. âDas wird das
75 Prototypen des Big Players
Fahrrad-Image Freiburgs in der Branche und darĂŒber hinaus maĂgeblich prĂ€genâ, jubelte OberbĂŒrgermeister Martin Horn beim Pressetermin im Dezember. Leiten wird das Entwicklungszentrum Peter Denk: âWir bauen hier eine High-End-Entwicklungswerkstatt insbesondere fĂŒr die Entwicklung von Rennrad- und Mountainbike-Plattformen.â Auf 3800 Quadratmetern soll von Mitte 2024 an neuen Techniken
gefeilt werden. Mittelfristig sollen hier rund 75 Prototypen entstehen, lĂ€sst Denk wissen. Zudem wird ein RacingTeam dazugeholt. Es kann Entwicklungen in und um Freiburg unmittelbar testen. Nur rund einen Kilometer Luftlinie entfernt hat Fahrradfreak Thomas Ketterer sein Quartier aufgeschlagen. Der 55-JĂ€hrige ist Entwickler von LastenrĂ€dern, seine Firma Roc-Ket Cargo Bikes wurde gerade mit dem Freiburger Klimaschutzpreis âClimate Firstâ ausgezeichnet. 2000 Euro Preisgeld gibt es fĂŒr âemissionsfreie Lieferungen im Stadtgebietâ. Durch die klimafreundliche Anlieferung und Abholung von Last werden tĂ€glich rund 3,5 Tonnen Ware emissionsfrei im Raum Freiburg transportiert, lobt die Stadtverwaltung. Die eigens dafĂŒr produzierten LastenfahrrĂ€der sparten so tĂ€glich etwa sieben Tonnen CO2 ein.
Ketterers Basis an der NeunlindenstraĂe ist schwer zu ĂŒbersehen: Vor dem GebĂ€ude tummeln sich LastenrĂ€der und Elektrolieferwagen, Bewegung ist hier fast immer. Ketterer sagt trotzdem: âFreiburg ist eine Fahrradstadt, aber keine Lastenradstadt.â Seine Lieferanten wĂŒrden in der Innenstadt behandelt wie 7,5-Tonner. Denn Lieferungen im Innenstadtbereich nach 11 Uhr vormittags sind auch fĂŒr seine GefĂ€hrte untersagt. âDas kann nicht seinâ, schimpft Ketterer. Vom Entwickeln neuer Techniken hĂ€lt ihn das nicht ab. Mit zwei Ingenieuren versucht er einen Schritt voraus zu sein. Aktuell geht es um Dachkonstruktionen fĂŒr mehr Fahrerschutz bei LastenrĂ€dern. Und darum, DĂ€cher mit Solartechnik auszustatten. AuĂerdem sollen automatische Bremsen konstruiert werden. âDie gehen zu, wenn man sich vom Rad entferntâ, erklĂ€rt Ketterer. âJetzt hole ich unseren neuesten Gagâ, sagt der Freiburger und steigt auf ein bulliges blau-gelbes Bike. Zum Rangieren kann es rĂŒckwĂ€rts fahren âund hinten eine Palette mit bis zu 300 Kilo laden. Wie einfach das geht, zeigt Ketterer mit wenigen Handgriffen. Mit einer Kurbel dreht er die Tragarme zum Boden. Ist die Palette drauf, kurbelt er wieder hoch. Auch eine patentierte Neigetechnik fĂŒr Kurven kommt aus seinem Hause. Was sein Team entwickelt, wird bei Lastenfahrten auf Herz und Nieren ge-

prĂŒft: âFreiburg ist ganz gut zum Testenâ, sagt er. Sein Team fahre zwar nicht den Schauinsland hoch, aber ein paar Steigungen nehme man gerne mit. Drei TeilzeitkrĂ€fte beschĂ€ftigt er aktuell. Dazu rund zehn Fahrer auf Minijobbasis. Tendenz steigend. Der Anspruch bei RocKet ist klar: âWir wollen tolle FahrrĂ€der bauen, um MarktfĂŒhrer zu sein.â Ein Neuankömmling wie Specialized könne da nur helfen. âDas ist wirklich gutâ, schwĂ€rmt Ketterer. Er wisse zwar noch nicht im Detail, was das seiner Firma
gen Unternehmungen, die mit Hilfe der Carla Cargo LastenanhĂ€nger umgesetzt werden. âDie AnhĂ€nger werden extrem vielfĂ€ltig benutzt, zum Beispiel fĂŒr die Auslieferung von Paketen und GemĂŒsekistenâ, so Bergmann. Sie kĂ€men zudem zum Einsatz fĂŒr mobile Infotheken, KĂŒchen, Soundanlagen oder KaffeestĂ€nde, beim Transport im WerksgelĂ€nde oder als Forschungsvorhaben. Bergmann fĂ€llt auf, âdass bei unseren Kund·innen viele Pioniere der ersten Stunde dabei sindâ. Sie hĂ€tten von Anfang an das Thema klimafreundlicher Transport mit in ihre Ăberlegungen eingebracht und letztlich auf die Carla-AnhĂ€nger gesetzt.

bringe, aber er werde Angebote machen. âElektronik, Akku, Rahmenteile âŠâ Angetan von der namhaften VerstĂ€rkung ist auch Markus Bergmann von Carla Cargo. âEs scheint sich rumgesprochen zu haben, dass man in Freiburg ganz gute Entwickler mit dem nötigen Herzblut fĂŒr die Sache bekommt, so wie Cannondale das ja auch schon lange machtâ, sagt der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Firma, deren E-AnhĂ€nger um die Welt gehen. Bis nach New York haben es die mit Strom angetriebenen RadanhĂ€nger aus Kenzingen geschafft. âFreiburg und seine Umgebung sind ein sehr guter NĂ€hrboden fĂŒr grĂŒne Ideenâ, schwĂ€rmt der 39-JĂ€hrige. Das spĂŒre sein Team auch an den vielfĂ€lti-
Vom SĂŒdwesten aus hat die Firma eine rasante Entwicklung erlebt. Mehr als 2500 ihrer LastenanhĂ€nger fahren mittlerweile durch die Welt, berichtet Bergmann. In Freiburg schĂ€tzt er die Zahl auf 50. âWer mit wachsamem Auge durch Freiburg geht, kann tĂ€glich eine Carla im Einsatz sehenâ, sagt Bergmann. Das mache das Team stolz, da die Firmengeschichte hier gemeinsam mit der Gartencoop begonnen habe. Nördlich von Freiburg, in Gundelfingen, sitzt mit der Firma Supernova ein Hidden Champion, der Fahrradlampen im Hochpreissegment baut. Dort ist auch bereits seit 2005 Tout Terrain am Markt. Die 30-köpfige Crew wird in diesem Jahr mehr als 3500 TrekkingrĂ€der und Mountainbikes produzieren. Weiter sĂŒdlich, in Buggingen, sitzt mit Tune ein Spezialist fĂŒr Leichtbau-

»Mit dem nötigen Herzblut»
komponenten wie Naben oder LaufrĂ€der. Oder auch der Bremsenspezialist Trickstuff in Pfaffenweiler. Dort arbeiten 30 BeschĂ€ftigte in einer RadmarktNische. Auf dem Ganter-Areal in Freiburg entwickelt zudem die Cycling Sports Group ebenfalls Fahrradtechnik fĂŒr den Hersteller Cannondale aus den USA.
Können zu viele Entwickler auf einem Fleck zur Konkurrenz werden? Nein, sagt Bergmann. âWir finden das eher bereichernd fĂŒr uns und die Region, da dadurch ein sehr guter NĂ€hrboden fĂŒr jegliche klimafreundliche Unternehmung geschaffen wird, von welchem alle profitieren können.â Von der Stadt wĂŒnscht er sich mehr Mut zur Förderung alternativer MobilitĂ€t: âIn dem Moment, wo der Innenstadtbereich noch restriktiver fĂŒr auf Verbrennungsmotoren basierenden Lieferverkehr wird, ist es noch attraktiver, auf klimafreundliche Transportlösungen wie LastenanhĂ€nger und Cargobikes zu setzen.â Da sei jetzt schon ein internationaler Trend zu erkennen. Bergmann fordert: âFreiburg sollte als Ăkostadt auch als solche international wahrgenommen werden â das Amsterdam oder Kopenhagen von Deutschland sozusagen.â
Mehr Mut zum Umbau wĂŒnscht sich auch Roman Heim. Der 39-JĂ€hrige ist Chef von Freiburgs gröĂtem Fahrradladen âHild Radweltâ. Freiburg sei zwar eine Radstadt und aktiv dabei, die Infrastruktur aufzuwerten. Aber das reicht ihm nicht: âZu viele unsichere Fahrradwege sorgen dafĂŒr, dass viele nicht aufs Rad steigen.â Es brauche mehr vom Pkw-Verkehr abgetrennte Radwege, ĂŒbersichtlichere Kreuzungen und bessere Infrastruktur, um ein hochwertiges E-Bike vernĂŒnftig in der Innenstadt abzustellen. Die Corona-Krise hat seine Branche zuletzt hart getroffen. Zwar stieg das Radinteresse erst mal exponentiell an. Doch dann mussten Kunden wegen LieferengpĂ€ssen monatelang auf RĂ€der
oder Ersatzteile warten. Kein schöner Moment fĂŒr Handelnde, die zuverlĂ€ssig sein möchten. âDie Lage ist vielschichtigâ, sagt Heim. Lieferschwierigkeiten habe es in den vergangenen zwei Jahren oft gegeben. Das reiĂe dann auch mal eine UmsatzlĂŒcke. Der Andrang stabilisiere sich jetzt aber auf ein normales Vor-Corona-Niveau.
FĂŒr die vergangenen beiden Jahre hat er einen Umsatzzuwachs von 14 Prozent errechnet. Zwei Faktoren fĂŒhrten zum Anstieg: der E-Bike-Boom und das Leasing. âTeurere Modelle sind gefragtâ, sagt Heim. Der Anteil an hochwertigen und zuverlĂ€ssigen Modellen fĂŒr den Alltag steige. FĂŒr ein E-Bike geben Kunden bei ihm im Schnitt 3000 Euro aus. FĂŒr herkömmliche RĂ€-

Dezember und Januar testweise einen Rad-Pop-up-Store in der Freiburger Innenstadt betrieben und damit keine gute Erfahrung gemacht. Das fĂŒhrt er aber auf die allgemeinen Probleme der Freiburger Innenstadt zurĂŒck. âNicht umsonst steht hier alles leerâ, sagt er mit Blick auf den zunehmenden Leerstand und die Debatte um die Erreichbarkeit der FuĂgĂ€ngerzone. In seinem Laden an der SchwarzwaldstraĂe laufe es dafĂŒr rund. âIm Januar haben sie uns die Bude eingeranntâ, erzĂ€hlt der 50-JĂ€hrige. Freiburg schĂ€tzt er als âmords fahrradaffinâ ein, die Stadt sei eine wahre Insel fĂŒr Velofans. Die vergangenen Jahre waren auch fĂŒr ihn turbulent. âCorona war ein Boosterâ, sagt Orlando. Die Nachfrage sei extrem gewesen, die LieferengpĂ€sse wahnsinnig. Doch mit einem gut gefĂŒllten Lager habe sein Team das ordentlich ĂŒberstanden.
der seien es 700 Euro. Auch hier ist die Tendenz steigend. Das liege an der allgemeinen Kostensteigerung, aber auch an Innovation. Die Branche sei erfinderisch, RĂ€der wĂŒrden zunehmend digitalisiert und mit Sensoren ausgestattet. Ist es fĂŒr ihn ein Vorteil, in einer Radboomstadt zu handeln? âNein, eher nichtâ, sagt Heim. Es seien viele Mitbewerber vor Ort, auch kleinere, spezialisierte GeschĂ€fte. âDas HĂ€ndlerumfeld ist extremâ, fasst Heim zusammen. Ein Mitbewerber ist Franco Orlando, Chef von Bike Sport World. Er hat im
Um rund 100 Prozent habe er den Absatz in den vergangenen fĂŒnf Jahren steigern können, berichtet Orlando. Auch er nennt E-Bikes und Leasing als die entscheidenden Faktoren. âDas beschert uns viele Kunden.â Die RĂ€der wĂŒrden teurer und die Kunden kĂ€men schon nach drei Jahren wieder, um ihr zweites oder drittes Rad zu leasen. Freiburg nennt er ein Mountainbike- und Rennradparadies. âWir haben die besten Trails hierâ, sagt Orlando. Nicht ohne Grund seien daher Gravelbikes die am meisten verkauften RĂ€der. Also sportliche Crossallrounder. Rund 4000 Euro lassen Kunden bei ihm im Schnitt fĂŒr ein Velo. AuffĂ€llig dabei: âEs sind nicht selten ĂŒber 10.000 Euro fĂŒr ein Radâ, berichtet Orlando. S-Works-RennrĂ€der der Marke Specialized gehen bei ihm fĂŒr 15.000 Euro ĂŒber die Theke. âDie sind immer als Erstes wegâ, berichtet Orlando. FrĂŒher seien solche Preise eine Ausnahme gewesen. Heute wundere er sich ĂŒber fĂŒnfstellige BetrĂ€ge nicht mehr.
Till Neumann»Teurere Modelle sind gefragt«Foto: © ZVG

»Jobs werden anders aussehen«
Freiburger Experte erklÀrt Auswirkungen von Bots wie ChatGPT auf den Arbeitsmarkt
Schon bald könnten Computerprogramme wie ChatGPT Callcenter ĂŒberflĂŒssig machen oder Bankberatung ĂŒbernehmen. Das schĂ€tzt der Freiburger Wirtschaftsinformatiker Dirk Neumann. Die Technologie hinter dem Bot biete zahlreichen Branchen allerdings Chancen â vorausgesetzt der Mensch lernt, mit der Maschine zusammenzuarbeiten.
âDas ist ein Durchbruchâ, sagt Dirk Neumann vom Lehrstuhl fĂŒr Wirtschaftsinformatik an der Freiburger AlbertLudwigs-UniversitĂ€t
ĂŒber âChatGPTâ, den Prototypen eines Chatbots. Seit Ende November 2022 schlĂ€gt die Software des USamerikanischen Unternehmens OpenAI
Wellen: 100 Millionen
Nutzer verbuchte die Firma mit weniger als 400 Mitarbeitern nur zwei Monate spÀter, schÀtzte die UBSBank. Damit wÀre ChatGPT die am schnellsten wachsende VerbraucherApp aller Zeiten.
KI kann kein Urheber sein: Der Schutz setzt menschliches Schaffen voraus.
Von der Trefferquote ist der Professor allerdings beeindruckt. Ein Kollege am Institut fĂŒr Wirtschaftswissenschaften habe ChatGPT eine Programmierklausur schreiben lassen. Das Ergebnis: Note Eins mit Sternchen. Auch Neumann fordert seine Studierenden auf, den Bot als Werkzeug zu nutzen. Ganze Hausarbeiten sollten damit aber nicht geschrieben werden: âMan verlĂ€sst sich auf statistische HĂ€ufigkeit. GPT ist keine WissensreprĂ€sentation.â Oft unterlaufen dem Bot noch Fehler und KuriositĂ€ten. So wird im selbstbewussten Ton etwa die Trennung von Prinz Harry und Meghan Markle verkĂŒndet. FĂŒr faire und freie Wahlen empfiehlt der Computer an anderer Stelle den Einsatz von HĂŒpfburgen. âMan braucht Vorbildung, weil ChatGPT oft sehr selbstbewusst Unwahrheiten erzĂ€hltâ, so Neumann, der deswegen ein KonfidenzMaĂ vermisst. Der Computer erfindet sogar wissenschaftliche Quellen. âDas macht es ungeeignet, um wissenschaftliche Texte zu produzieren.â
schlechten Rat kann das Unternehmen hinter dem Bot nicht belangt werden. Neumann vergleicht den neuartigen Bot mit einem selbstfahrenden Auto: technisch heute durchaus möglich, juristisch sind jedoch noch Fragen offen. Wo liegen die Grenzen von kĂŒnstlicher Intelligenz (KI)? Immerhin handelt es sich bei ChatGPT noch um eine Beta-Version. Beruflich werden wohl die wenigsten Bots völlig autonom eingesetzt werden, schĂ€tzt Neumann: âIch glaube, niemand möchte eine medizinische Diagnose, die ausschlieĂlich von einer KI erstellt wurde.â
Und wer muss um seinen Arbeitsplatz bangen? âAm naheliegendsten sind Callcenter-Mitarbeiter. Ihre Arbeit könnte relativ schnell von kĂŒnstlicher Intelligenz ĂŒbernommen werden.â
Schon heute werkeln Chatbots etwa bei der Deutschen Bahn oder dem VersandhĂ€ndler Amazon und fangen zahlreiche Fragen ab. âBislang sind diese Bots allerdings mit wenig Intelligenz ausgestattetâ, kommentiert Neumann. Welche Rolle KI in den Planungen von Sensorspezialist Sick und Softwareschmiede Haufe spielen,
Das ist kaum verwunderlich: Auch in deutscher Sprachausgabe wirkt ChatGPT menschlich, gibt per Textbefehl Tipps, etwa zum Reifenwechsel, fasst Texte zusammen und schreibt auf Wunsch sogar Gedichte. âEs lernt aber nicht die Faktenâ, erklĂ€rt Neumann. Dank sogenannter neuronaler Netze und maschinellem Lernen greift der Bot auf 570 Gigabyte eingespeiste Texte zurĂŒck. Welche Wörter der Bot zu einer Antwort aneinanderreiht, entscheidet er auf Basis von Statistik.
ChatGPT ist nicht auf bestimmte DomĂ€nen trainiert. Welche Texte genau als Trainingsdaten verwendet wurden, ist ein Firmengeheimnis von OpenAI. Darin sieht Neumann einen weiteren Schwachpunkt. âDie Modelle mĂŒssen noch richtig gefĂŒttert werden. Dazu braucht es eine gewisse Varianz von Quellen und Dokumenten.â
Neben den technischen gibt es auĂerdem rechtliche HĂŒrden. Nicht umsonst begrĂŒĂt ChatGPT seine Nutzer mit einem Haftungsausschluss. FĂŒr
wollen die beiden Unternehmen derweil nicht verraten.
GrundsĂ€tzlich könne kĂŒnstliche Intelligenz ĂŒberall dort menschliche Arbeit ĂŒbernehmen, wo strukturell gearbeitet wird: âMittelfristig wird simple Sach-, Versicherungsarbeit oder Bankberatung ĂŒbernommen. Ich kann mir vorstellen, dass Chatbots bald AnlagegesprĂ€che fĂŒhren.â Kurzfristig werden die Auswirkungen gering sein, so der
»Man braucht Vorbildung«
Experte: âNoch liegt KI zu oft mit ihren Aussagen daneben, wenn auch ohne bewusste Absicht.â Auf lange Sicht werde kĂŒnstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt allerdings verĂ€ndern: âJobs werden anders aussehen.â

Die Angst vor dem Jobkiller Digitalisierung ist nicht neu. 2017 ging die Beratungsfirma McKinsey in einer Veröffentlichung davon aus, dass rund 20 Millionen ArbeitsplĂ€tze, also fast die HĂ€lfte aller Jobs in Deutschland, automatisiert werden könnten. 2013 schĂ€tzen zwei Professoren an der Oxford-UniversitĂ€t, dass 47 Prozent aller US-amerikanischen ArbeitsplĂ€tze durch technischen Fortschritt gefĂ€hrdet seien. Seit 2008 transportieren zwei U-Bahn-Linien unter NĂŒrnberg ihre GĂ€ste fahrerlos. Gleichzeitig entstehen auch neue Jobs. Die frĂ€nkischen U-Bahn-Fahrer wurden umgeschult. Unterm Strich ist der technische Fortschritt ein Segen, schĂ€tzte das Weltwirtschaftsforum 2020: Bis zum Jahr 2025 gehen weltweit 85 Millionen ArbeitsplĂ€tze verloren, 97 Millionen neue werden geschaffen. âViele ArbeitsplĂ€tze werden unmittelbar mit KI verbunden sein. In Beratung oder Lehre können viele interessante Berufsfelder entstehenâ, prognostiziert Neumann. Um die StĂ€rken von Computern richtig einzusetzen und Automatisierungsgewinne zu erzielen, seien allerdings Schulungen notwendig.
Neumann geht davon aus, dass die Effekte auf den Arbeitsmarkt zumindest bis 2028 moderat ausfallen. Seriöse Vorhersagen seien schwierig. Der technische Fortschritt schreite rasant voran. âGPT ist ein Quantensprung der Texterkennung. Vor zehn Jahren war so etwas nicht denkbarâ, so Neumann. Noch spannender ist fĂŒr den Experten jedoch die Entwicklung im Bereich Deep Learning, also der Möglichkeit, groĂe DatensĂ€tze mit sogenannten neuronalen Netzwerken, etwa fĂŒr Sprach- oder Objekterkennung, zu analysieren. Neumann betont: âChatGPT ist die Spitze des Eisbergs.â
Philip Thomas
Freiburger Arbeitsmarkt boomt
Arbeitsagentur hat 5999 AuftrĂ€ge fĂŒr Stellen
Die Zahl der Arbeitslosen in Freiburg und den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald sowie Emmendingen ist im Februar um 58 auf 14.233 leicht gesunken. Das meldet die Agentur fĂŒr Arbeit Freiburg. Die Arbeitslosenquote notiert unverĂ€ndert bei 3,8 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig BeschĂ€ftigten ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp 26 Prozent auf 135.710 gestiegen.
âDer FrĂŒhjahrsaufschwung hat zwar noch nicht eingesetzt, aber die milde Witterung kam dem Arbeitsmarkt entgegenâ, sagt die Vorsitzende der GeschĂ€ftsfĂŒhrungen der Agenturen fĂŒr Arbeit Freiburg und Offenburg, Theresia Denzer-Urschel. Besonders erfreulich sei die Situation bei den Langzeit-Arbeitslosen, die sich sowohl auf Jahressicht als auch im Vormonatsvergleich besser entwickelt haben als der Gesamtmarkt. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage ist die ArbeitskrĂ€ftenachfrage weiter hoch. Treiber sind vor allem Vakanzen im Bereich Erziehung, Verwaltung, BĂŒro und Sekretariat, Lager und Transport sowie Verkauf. Auf der Helferebene fielen zahlreiche Stellenmeldungen aus dem Reinigungsgewerbe auf. âDie Unternehmen sorgen sich um EngpĂ€sse bei ArbeitskrĂ€ften. Das wiegt schwerer als die Risiken, die von Personaleinstellungen in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld ausgehenâ, so Denzer-Urschel. Wegen der FrĂŒhjahrsbelebung rechnet sie in den kommenden Monaten mit einem weiteren RĂŒckgang der Arbeitslosig-
keit. Mitte Februar lagen der Agentur 5999 AuftrĂ€ge zur Stellenbesetzung vor (81 Prozent fĂŒr FachkrĂ€fte, Experten und Spezialisten, 19 Prozent fĂŒr Helfer).
Freiburg ist ein boomender Arbeitsmarkt-Standort. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig BeschĂ€ftigten hat sich in den vergangenen zehn Jahren um fast 26 Prozent auf 135.710 (Mitte Juni 2022) hochgearbeitet. Im gleichen Zeitraum ist diese Zahl im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald um knapp 21 Prozent, im Landkreis Emmendingen um 25,5, im Ortenaukreis um 21,1 Prozent gestiegen. Alle Regionen liegen damit deutlich ĂŒber dem Landesdurchschnitt von 18,1 Prozent. Freiburg hat auch die beste Performance von allen GroĂstĂ€dten im LĂ€ndle. Motor ist vor allem der Gesundheitssektor, in dem mittlerweile jeder sechste Arbeitsplatz angesiedelt ist. Mit dem Zuwachs sprudelt auch die Gewerbesteuer: FinanzbĂŒrgermeister Stefan Breiter freute sich im vergangenen Jahr ĂŒber ein Rekordergebnis in Höhe von 248 Millionen Euro. bar
4
days
from 9 to 5
Die 4-Tage-Woche ist in aller Munde â ein Freiburger Betrieb nutzt sie erfolgreich
Einen Tag weniger schuften, aber das gleiche verdienen. Kann das klappen? Ja, zeigen Studien. Belgien hat die 4-Tage-Woche sogar gesetzlich verankert. Doch ohne Recht auf weniger Arbeit. Ein Freiburger Betrieb nutzt das Teilzeitmodell seit Jahren mit Erfolg. Ein Forscher hĂ€lt es fĂŒr die Arbeitsweise der Zukunft.
Markus Franz ist Chef der Freiburger Firma ageff. 2009 hat er sich mit dem Betrieb fĂŒr Photovoltaikanlagen selbststĂ€ndig gemacht. Seit 2016 hat er Angestellte. Schon sein erster Monteur setzte auf eine 4-Tage-Woche. Mittlerweile sind auch 3-Tage-Wochen möglich. Franz: âGerade im Bereich der InstallationstĂ€tigkeit der Photovoltaik-Module auf dem Dach können wir von einem anspruchsvollen körperlichen Job sprechen.â

Aus eigener Erfahrung wisse er, dass so ein Job in Vollzeit nicht auf Dauer machbar wĂ€re. Mögliche Folgen: âKörperliche Beschwerden, Ăberbelastungen oder Unzufriedenheit und damit Fluktuationâ.
Der 51-JĂ€hrige weiĂ um die Herausforderungen: âUnsere Solarteure arbeiten das ganze Jahr durch, bei jedem Wetter und jeglicher Temperatur.â Den Freitag gibt er
daher gerne frei. An den anderen Tagen mĂŒssen seine Monteure in Vollzeit ran. Im Gegensatz zu anderen Firmen, die auf vier Tage Arbeit fĂŒr fĂŒnf Tage Gehalt setzen, zahlt Franz nur die gearbeiteten Tage. Es ist also ein Teilzeitmodell. Doch mit dem gleichen Ansatz: Weniger Belastung bringt mehr Motivation, Zufrieden-
heit und Leistung. Mit ruhiger Stimme erzĂ€hlt der Solarpionier von einem Modell, das manchen Arbeitgeber in Wallung bringt. Angestellte weniger schaffen lassen â da bleibt doch vieles liegen? Nein, sagt der Arbeitsmarktforscher Philipp Frey. âWenn man den Arbeitsprozess reorganisiert, geht es.â Der 36-JĂ€hrige vom Institut fĂŒr TechnologiefolgenabschĂ€tzung und Systemanalyse (ITAS) in
Karlsruhe begleitet Studien und Feldversuche zur 4-Tage-Woche im In- und Ausland. âDie Ergebnisse sind extrem gutâ, berichtet Frey. Beispielsweise bei einem Testballon mit 61 Unternehmen und 3300 Angestellten in GroĂbritannien. Dort bekommen alle fĂŒr sechs Monate bei vollem Gehalt einen zusĂ€tzlichen freien Tag. â90 Prozent der Firmen können sich vorstellen, dauerhaft so umzustellenâ, berichtet Frey. Das ergab die Halbzeitbilanz im Herbst. Mittlerweile liegt auch die Abschlussbilanz vor. Sie zeigt: Das Modell lohnt sich fĂŒr Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Angestellten sind leistungsfĂ€higer, gesĂŒnder, motivierter. Die Firmen konnten ihren Umsatz im Schnitt um 1,4 Prozent steigern. Macht weniger Arbeit wirklich produktiver? Auch hier sagt Frey ja. âWir Forscher erwarten, dass es mit einem 50-50-VerhĂ€ltnis klappt.â Um 50 Prozent wĂŒrden die Angestellten effizienter. Und fĂŒr 50 Prozent der wegfallenden Leistung brauchte es einen Personalausgleich. Doch Frey meldet Ăberraschendes: âDie britische Untersuchung zeigt: Es geht ohne Personalausgleich, alle kommen ohne Neueinstellungen aus.â Das fĂŒhrt er auf höhere Motivation und mehr Ausgeruhtheit zurĂŒck. Der Umsatz der
britischen Firmen sei sogar um acht Prozent gestiegen.


Auch als Antwort auf den FachkrĂ€ftemangel wird die 4-Tage-Woche gepriesen. Frey ist ĂŒberzeugt: Unternehmen im Inund Ausland berichteten von steigenden Bewerberzahlen als Effekt. âBei einem waren es sogar fĂŒnf- bis sechsmal so viele wie zuvor.â Auch deutsche Handwerksunternehmen berichten von dem Effekt.


FĂŒr den Karlsruher ist es das Modell der Zukunft. Und in jeder Branche anwendbar, doch mit Unterschieden: âZum Beispiel in der Pflege ist es unrealistisch ohne Personalausgleich.â FĂŒr Deutschland wĂŒnscht sich Frey einen Feldversuch wie in GroĂbritannien. Auch Spanien, Island, Portugal seien schon weiter. âWir hinken hinterherâ, sagt Frey.
Ein Grund fĂŒr die positiven Studienergebnisse aus dem Ausland ist fĂŒr Frey auch: âDas sind Firmen, die sich dafĂŒr entschieden und darauf vorbereitet haben.â Alle hĂ€tten sich drei Monate Zeit genommen und mit der gesamten Belegschaft ĂŒberlegt, wo Zeit eingespart werden könne. Oft wĂŒrde die Zahl der Meetings










reduziert â und ihre Dauer. Auch die Investition in neue Technologien oder Software sei ein guter Weg. Zudem werde die EinfĂŒhrung von âFocus Timeâ erprobt. âFĂŒr drei Stunden werden die Telefone am Vormittag stummgeschaltet, damit die Angestellten in Ruhe arbeiten könnenâ, erklĂ€rt Frey. Das funktioniere. Untersuchungen zeigten, dass es nach jeder Unterbrechung einige Minuten dauere, bis wieder konzentriert gearbeitet werde. Das ganze Team mitzunehmen, ist fĂŒr Frey essentiell: âSonst haben sie Angst vor Verdichtung.â

Die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die das Modell erproben, ist ĂŒberschaubar. In Freiburg kennt die Handwerkskammer (HWK) nur ageff als Beispiel. HWK-PrĂ€sident Johannes Ullrich ist skeptisch: âDer Wunsch nach mehr WorkLife-Balance, insbesondere der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ist verstĂ€ndlich.â Viele Betriebe versuchten bereits, Angestellten entgegenzukommen. âDoch mit den dringenden gesellschaftlichen Aufgaben, vor denen das Handwerk steht, ist eine ArbeitszeitverkĂŒrzung
schwierig in Einklang zu bringen.â Hinzu komme der eklatante FachkrĂ€ftemangel. Ullrich sagt: âOb sich die 4-Tage-Woche im Handwerk umsetzen lĂ€sst, hĂ€ngt auch stark vom jeweiligen Gewerk ab.â
Markus Franz von ageff kann nur schwĂ€rmen: Er hatte noch nie Personalsorgen bei seinen Monteuren. Und das Tempo stimme: âDie ProduktivitĂ€t ist fast die gleiche wie bei fĂŒnf Tagen.â Wenn jemand zwei Jahre ackere und dann ein halbes Jahr krankgeschrieben sei, wĂ€re nichts gewonnen. ErzĂ€hlen kann er das alles an diesem Freitag in ruhiger Umgebung. AuĂer ihm ist fast keiner da.

Die Fraktionen scheren nur leicht aus
In Freiburg haben die Fraktionen ihre AntrĂ€ge fĂŒr den Doppelhaushalt 2023/24 vorgelegt. Ende MĂ€rz gibt es die öffentliche zweite Lesung, am 9. Mai soll das 2,4-Milliarden-Euro-Paket beschlossen werden. FĂŒr OberbĂŒrgermeister Martin Horn und FinanzbĂŒrgermeister Stefan Breiter, die den Entwurf kurz vor Weihnachten ins Gremium getragen hatten, ist es der dritte Haushalt. Der groĂe Wirbel ist bisher ausgeblieben. Ein Ăberblick.
Die GrĂŒnen (13 Sitze) haben in Sachen Klimaschutz kein groĂes Konfliktpotenzial mit der Rathausspitze. Sie wollen bei 72 AntrĂ€gen vor allem mehr Geld (5,15 Mio.) aus den Autofahrern rausholen (BuĂgelder, Blitzer, Parkraumbewirtschaftung) und die VergnĂŒgungssteuer (Spielautomaten, sexuelle Dienste) um gut eine Million erhöhen. Mehr Geld ausgeben will die stĂ€rkste Fraktion fĂŒr den Ausbau des Ganztagsangebots an den TunibergSchulen, die Sanierung der Schultoiletten (je 1 Mio.), InklusionsfachkrĂ€fte fĂŒr Kitas (0,28 Mio.) und Kulturimmobilien (0,25 Mio.). Leitlinie: Autofahrer zahlen fĂŒr Kultur und Soziales. Die Fraktionsgemeinschaft Eine Stadt fĂŒr Alle (7 Sitze) will die Gewerbesteuereinnahmen um 22 Millionen Euro erhöhen, wie die GrĂŒnen die VergnĂŒgungssteuer (1 Mio.) erhöhen und die Eigenheimförderung um eine Million kĂŒrzen. DafĂŒr soll unter anderem die geplante Erhöhung der Kita-GebĂŒhren (4,9 Mio.)
kassiert werden, zwei Millionen in die Planung der TunibergSchule und den Ausbau von Ganztagsschulen, drei Millionen mehr in Bildung, Kultur, Soziales und Integration/Migration investiert werden. Wenn alle 89 AntrÀge durchgingen, wÀre der
Haushalt um 10,5 Millionen Euro entlastet. Leitlinie: Unternehmen zahlen fĂŒr Bildung und Soziales.
Die SPD/Kulturliste (7 Sitze) will bei 59 AntrĂ€gen eine Million Euro in die Planung der neuen Tuniberg-Schule investieren, eine halbe in Park-and-Ride-ParkplĂ€tze, eine halbe in die Jugendarbeit in Sportvereinen, die Wohnungslosenhilfe und in RĂ€ume fĂŒr die Musikschule. Mehr Fördergelder fĂŒr den P+R-Ausbau und die Erhöhung der Automatensteuer (1 Mio.) sollen einen Ausgleich schaffen. Leitlinie: Soziale HĂ€rten abfedern.
Auch die CDU (6 Sitze) will die Planung der Tuniberg-Schule voranbringen (damit dĂŒrfte es dafĂŒr eine Mehrheit geben), einen 675.000 Euro schweren Sportinvestitionsfonds grĂŒnden, 150.000 Euro fĂŒr die Musikschule und 100.000 fĂŒr ein Feuerwehrhaus in Kappel aufwenden. DafĂŒr soll die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) 4,4 Millionen Euro ans Rathaus zurĂŒckzahlen, bei GroĂprojekten sollen zudem 4,2 Millionen, bei der Digitalisierung eine Million weniger ausgegeben werden.












Leitlinie: Mehr fĂŒr Sport und Kultur, weniger fĂŒr Stadtbau und GroĂprojekte.
Die JUPI-Fraktion (5 Sitze) plĂ€diert auch fĂŒr eine höhere Automatensteuer (mehrheitsfĂ€hig), will 600.000 Euro weniger an die FWTM auskehren, vier Millionen mehr durch BuĂgelder einnehmen. Im Gegenzug sollen öffentliche RĂ€ume aufgewertet werden (0,78 Mio.), mehr in Inklusion und Barrierefreiheit (0,68 Mio.), in den Gewaltschutz fĂŒr Frauen, die Obdachlosenhilfe (je 0,26 Mio.) und zwei neue Stellen fĂŒr die EinbĂŒrgerung (0,19 Mio.) investiert werden. Leitlinie: Autofahrer und Spielautomaten finanzieren öffentliche RĂ€ume, Inklusion und Barrierefreiheit.
Die Fraktionsgemeinschaft FDP/BfF (4 Sitze) will GrundstĂŒcke im Wert von zwei Millionen Euro verkaufen und einen globalen Minderaufwand (den Ămter irgendwie einsparen mĂŒssen) in gleicher Höhe beschlieĂen. DafĂŒr 200.000 Euro mehr in die Aufwertung der Rathausgasse, mit 80.000 das Marienbad, je rund 50.000 ZMF und Refudocs sowie den Treffpunkt Bildung mit 40.000 Euro unterstĂŒtzen. Unterm Strich entlasten die 15 AntrĂ€ge den Haushalt um 3,5 Millionen Euro. Leitlinie: Sparen und unwichtige GrundstĂŒcke verkaufen, Infrastruktur (vor allem kulturelle) stĂ€rken.

Die Freien WĂ€hler (3 Sitze) haben krĂ€ftig in die Tasten gegriffen, wollen die Eigentums-/Mietwohnungsquote der FSB beim Neubau von 25/75 in 60/40 drehen und somit eine Haushaltsentlastung um 16 Millionen Euro erreichen, fĂŒr 10 Millionen Euro âHandtuchgrundstĂŒckeâ verkaufen, dafĂŒr die Kita-GebĂŒhren nicht erhöhen, drei Millionen ins Feuerwehrhaus in Kappel und eine in den Umbau der Wache in Hochdorf, 150.000 in eine Umnutzung der Gaskugel und 100.000 mehr ins ZMF investieren. Wenn alle AntrĂ€ge beschlossen wĂŒrden, wĂ€re der Haushalt um 16 Millionen Euro leichter. Leitlinie: Stadtbau stĂ€rker wirtschaftlich als politisch fĂŒhren, Eltern entlasten, in Feuerwehren und Kultur investieren. Die AfD (2 Sitze) untermauert ihre Oppositionsrolle durch Einsparungen und Mehreinnahmen in Höhe von 67,6 Millionen Euro. 14 Millionen sollen weniger in den Klimaschutz, 5,5 weniger in den Radwegeausbau investiert werden. DafĂŒr soll der âlĂ€ngst beschlossene und laufende â Bau des NS-Dokuzentrums gestoppt (3,8 Mio.) und stattdessen das Rotteckhaus verkauft werden (7 Mio.). Zudem soll das Rathaus fĂŒr neun Millionen Euro ErbpachtgrundstĂŒcke verkaufen. Dann könnten die KitaGebĂŒhren so bleiben, das Berthold-Gymnasium erweitert (3 Mio.), das Feuerwehrhaus in Kappel gebaut (3 Mio.), noch einmal drei Millionen fĂŒrs Eisstadion auf die Seite gelegt und der Ordnungsdienst mit 1,5 Millionen aufgestockt werden. Leitlinie: âKlima-ideologische Ăberfrachtungâ im Haushalt beenden, mehr in Schulen und öffentliche Ordnung investieren. Und schlieĂlich will Freiburg Lebenswert (1 Sitz) den geplanten Stadtteil Dietenbach sofort stoppen (11,4 Mio Einsparung), dafĂŒr das LycĂ©e Turenne sanieren (10 Mio.), die Feuerwehr in Kappel bauen, je 1,2 Millionen fĂŒr die Planung einer Mooswaldhalle und die Sanierung des Michael-Denzlinger-Hauses sowie 300.000 Euro fĂŒr die Umnutzung der Gaskugel und der FreiflĂ€che bereitstellen. Leitlinie: Dietenbach muss weg, dann können GebĂ€ude saniert, mehr in Kultur, Soziales und Sport investiert werden. Die zweite Lesung des Doppelhaushalts geht am 27. und 28. MĂ€rz ĂŒber die öffentliche BĂŒhne. Am 9. Mai soll der Gemeinderat, der bisher nur leicht den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg verlĂ€sst, den 2,4 Milliarden Euro schweren Haushalt beschlieĂen. Auch wenn er höhere VergnĂŒgungssteuern beschlieĂt, wird es kein vergnĂŒgungssteuerpflichtiger sein: Der Haushalt ist mit rund 140 Millionen Euro unterfinanziert.

Kraft und Köpfchen
Mehrere Hundert Kilo schwere Objekte durch ein Treppenhaus schleppen? FĂŒr die MĂ€nner der Firma âHardworkâ aus Freiburg-Hochdorf ist das Routine. Das Team transportiert fast alles, was gewöhnliche Möbelpacker an ihre Grenzen bringt. Manchmal mit Millionenwert.

Der Auftrag heute ist fĂŒr die Crew von Benjamin Schwarzer nichts Aufregendes: FĂŒr eine Freiburger Kanzlei transportiert er mit zwei Kollegen ein 150 Kilo schweres Bild ĂŒber zwei Stockwerke. Die durchtrainierten MĂ€nner packen das Objekt in dicke TĂŒcher, stabilisieren es mit Gurten ĂŒber ihren Schultern. Dann geht es vorsichtig zum Treppenhaus.
Viel reden mĂŒssen sie nicht, die Handgriffe sitzen. Vier HĂ€nde tragen, Hardwork-Chef Schwarzer leitet an. Minuten spĂ€ter ist es geschafft. âEin Kinderspielâ, sagt Arpad Kökenyesi und grinst. Er atmet laut
âDer Job gibt einen Adrenalinkickâ, erzĂ€hlt der 33-JĂ€hrige mit Tattoo am bulligen Hals. Es brauche eine Mischung aus Kraft und Köpfchen. Seit zehn Jahren ist er Teil des Teams. Bisher ohne Verletzungen. Ob die Spezialtransporte wehtun?
âGar nicht, ich bin abgehĂ€rtetâ, antwortet Kökenyesi. Dabei schleppt er mit den Kollegen Dinge durch TreppenhĂ€user, die andere zum Verzweifeln bringen wĂŒrden: Steinway-FlĂŒgel, Billardtische, Whirlpools. â300 Kilo zu zweit sind Routineâ, sagt Schwarzer. Auch 500 Kilo seien möglich, âaber man sollte es nicht tunâ. Bei 750 Kilo zu sechst höre der SpaĂ auf: âEs war grenzwertig, das machen wir nicht mehr.â Was sie Besonderes transportiert haben? Schwarzers Liste ist lang: Tresore, WaffenschrĂ€nke, Brautanks von Feierling â auch ein Holznashorn oder eine Skulptur in Baden-Baden im Wert von mehreren Millionen Euro waren dabei. Der 43-JĂ€hrige ist seit 15 Jahren bei Hardwork. Die Firma gibt es seit 1998. FĂŒnf bis zehn AuftrĂ€ge erledigen sie am Tag. Spontane Anfragen wie âmein KĂŒhlschrank steckt festâ kriegen sie tĂ€glich, berichtet Schwarzer. Doch da mĂŒssen sie passen. Sechs Leute seien drauĂen im Einsatz, âimmer zwei zu wenigâ, betont er. GroĂ sind die Nachwuchssorgen. âMan findet keinen mehr fĂŒr so wasâ, sagt Schwarzer. Wer bei ihm einsteigen will, muss einen Probetransport schaffen. DafĂŒr hat Hardwork ein Klavier im BĂŒro stehen, es muss mit einem Kollegen eine Treppe hoch- und runtergetragen werden.
âWer sich da durchbeiĂt, kann den Rest lernenâ, sagt Schwarzer. âDoch viele schaffen es nicht.â Es fehle der Biss, erklĂ€rt der Experte. âEin Steinway zieht schon ein bisschen, da muss ich durch.â Arpad Kökenyesi hat den Test bestanden. âDie Chefs haben groĂe Augen gemachtâ, erinnert er sich. Der gebĂŒrtige Ungar hat sich im Keller sein eigenes Fitnessstudio eingerichtet, um fit zu bleiben. Er ist ĂŒberzeugt: âNur wenige sind auf dem Level wie wir.â Die Firma ist in vielen Teilen Deutschlands unterwegs oder auch mal in der Schweiz. Vergleichbare Anbieter gebe es kaum.
Zu Bruch gegangen ist bisher nichts. âWir haben wenn dann kleine LackschĂ€denâ, so Schwarzer. FĂŒr ihn ist das ein Traumberuf: âIch mag, wenn es tĂŒftelig wird.â Unschön können dafĂŒr Baustellen oder ein Heizungstausch werden: âDa stehen wir oft knöcheltief in der Schlacke.â Ob das entsprechend belohnt wird?
Ja, sagt Schwarzer: Er fahre keinen Ferrari, lasse die Arbeit aber ordentlich bezahlen. Die gröĂte Herausforderung sei dabei nicht das Gewicht, sondern wie trageintensiv die Transporte sind. Fotos auf dem Instagramkanal âhardworkklaviertransporteâ zeigen, wie eng es oft zugeht.
Till Neumann»GroĂe Entlastung«
WirtschaftsprĂŒfer Mathias Hecht ĂŒber neue Regelungen bei PV-Anlagen

Um die Klimakrise zu verlangsamen und eine sichere Energieversorgung fĂŒr die Zukunft zu gewĂ€hrleisten, muss der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden. Kein gutes Beispiel gibt da die Landesregierung in Stuttgart ab, die zwar hĂ€ufig Forderungen formuliert, aber auf ihren eigenen 8000 DĂ€chern nur 222 Solaranlagen installiert hat. Aber: Die Ănderungen im Steuerrecht des Bundes bieten seit Jahresbeginn zahlreiche VergĂŒnstigungen und bauen auch bĂŒrokratische Hindernisse ab. Das begrĂŒĂen wir, der Gesetzgeber könnte es den Betreibern aber noch leichter machen.
Nach dem im vergangenen Dezember beschlossenen Jahressteuergesetz 2022 bleiben â rĂŒckwirkend zum 1. Januar 2022 âEinnahmen aus dem Betrieb kleiner PV-Anlagen bis maximal 30 Kilowattpeak (kWp) steuerfrei. Gleiches gilt auch fĂŒr die Stromentnahmen. Egal ĂŒbrigens, wofĂŒr dieser Strom genutzt wird. Korrespondierend hierzu entfĂ€llt natĂŒrlich auch der Abzug von Betriebsausgaben. Die Neuregelung gilt nicht nur fĂŒr neue Anlagen, sondern (mit Wirkung ab 2022) auch fĂŒr bereits bestehende. Die ertragsteuerlichen Erleichterungen beschrĂ€nken sich dabei auf Anlagen mit bis zu 30 kWp auf EinfamilienhĂ€usern, Gewerbeimmobilien und NebengebĂ€uden (etwa Carports, Garagen) sowie auf 15 kWp je Wohn- und Gewerbeeinheit bei anderen GebĂ€uden. Zudem gibt es eine Höchstgrenze von 100 kWp fĂŒr jeden Steuerpflichtigen. Hierauf ist beim Betrieb mehrerer PV-Anlagen zu achten.
AuĂerdem fĂ€llt seit Jahresbeginn die Umsatzsteuer fĂŒr die Lieferung und den Aufbau von PV-Anlagen mit höchstens 30 kWp, die auf oder in der NĂ€he eines WohngebĂ€udes installiert werden, komplett weg. Das gilt auch fĂŒr PV-Anlagen auf öffentlichen und anderen GebĂ€uden, die fĂŒr TĂ€tigkeiten genutzt werden, die dem Gemeinwohl dienen.

Dadurch werden Solaranlagen im Einkauf deutlich gĂŒnstiger als zuvor. Der Nullsteuersatz gilt auch fĂŒr Solarmodule, Batteriespeicher und andere wesentliche Komponenten. Zudem entfĂ€llt eine Versteuerung des Eigenverbrauchs als unentgeltliche Wertabgabe. Und: Jede ans öffentliche Netz angeschlossene Anlage kann nach dem Erneuerbare-Enegien-Gesetz (EEG) zusĂ€tzlich von einer FördervergĂŒtung profitieren. Mit dem 1. Januar wurden die VergĂŒtungssĂ€tze sowohl fĂŒr Anlagen mit Eigenversorgung und Netzeinspeisung als auch fĂŒr Anlagen mit Volleinspeisung erhöht â egal, ob die PV-Anlage auf dem Dach steht oder in der FreiflĂ€che gebaut wird.
Bisher war eine eigene PV-Anlage stets mit viel BĂŒrokratie und erheblichem steuerlichen Aufwand verbunden. Der Betrieb einer PV-Anlage wurde steuerlich als Gewerbebetrieb gewertet. Mit allen bĂŒrokratischen und steuerlichen Folgen. Die steuerlichen Ănderungen stellen jetzt fĂŒr die Solaranlagenbetreiber eine groĂe Entlastung dar. Es gibt aber weiter viele auĂersteuerliche HĂŒrden. Neben der Meldung an das Marktstammdatenregister oder der Anmeldung beim örtlichen Energieversorger machen komplizierte FörderantrĂ€ge die Beauftragung von externen Beratern weiterhin notwendig.
Mathias HechtInvestieren mit System
Die GFA setzt auf Algorithmen und Expertenwissen
Sie kannten sich erst ein paar Wochen, als Werner Krieger und Udo Winterhalder 1997 die GFA Vermögensverwaltung GmbH grĂŒndeten. Heute verwaltet das Team in Herbolzheim etwa 200 Millionen Euro fĂŒr rund 440 Kunden. Die wichtigsten Teammitglieder allerdings sind ohne Kopf: Es sind selbst kreierte Algorithmen. PrĂ€dikat unverkĂ€uflich.
Der Analyst Krieger (60) und der Banker Winterhalder (55) waren sich vor 25 Jahren schnell einig. Krieger hatte schon 1995 den Fondsshop Baden gegrĂŒndet, aber wenig Ahnung vom BankgeschĂ€ft, Winterhalder kannte das Bankenwesen aus dem Effeff, ist ein guter Netzwerker. âEs hat von Anfang an gepasstâ, sagt Winterhalder.

Heute ist die GFA einer von bundesweit nur 400 bankenunabhĂ€ngigen Vermögensverwaltern. Vermögensverwalter brauchen eine Bankenlizenz, werden von der BaFin geprĂŒft und verdienen keinen
Cent an den Produkten, die sie ihrer Klientel anbieten. Ihre Provisionen â hauptsĂ€chlich erfolgsorientiert â bekommen die GFA-Experten allein von ihrer Kundschaft, die sie nicht nur gut durch die Pandemie gefĂŒhrt hat, sondern auch durch das Platzen der Dotcom-Blase und andere Turbulenzen an den AktienmĂ€rkten.
Bis Mitte der 90er-Jahre waren Aktien in Deutschland etwa so begehrt wie vegane Steaks. Erst als die Telekom 1996 an die Börse ging, bekamen die Deutschen Aktienfieber. Als die Dotcom-Blase vier Jahre spĂ€ter platzte und der DAX 70 Prozent verlor, gerann Millionen Anlegern das Blut. âUnsere Kunden sind da aber supergut durchgekommenâ, blickt Winterhalder zurĂŒck. Die GFA hat Algorithmen-gestĂŒtzte FrĂŒhwarnsysteme an der Börse. Wenn der DAX wackelt, schlagen sie an. âWenn Gefahren auftauchen, reduzieren wir fĂŒr alle unsere Kunden mit einem Klick StĂŒck fĂŒr StĂŒck die Aktienquoten, wenn der Markt sich wieder beruhigt, fahren wir die Quote wieder StĂŒck fĂŒr StĂŒck hochâ, erklĂ€rt Krieger. Eigentlich sei das wie ein Surfen auf den Wellen des Marktes.
So kam es schon vor, dass in einem Oktober die Aktienquote nur noch bei 20 Prozent lag, Ende November aber wieder bei 100 Prozent. Auch im vergangenen November, drei Monate vor dem Einmarsch der Russen ins Nachbarland, drosselte die GFA die Aktienquote wieder. Und auch Monate bevor der Wirecard-Skandal publik wurde, war die GFA schon wieder aus dieser Aktie ausgestiegen. âWir haben da fĂŒr unsere Kunden aber groĂe Gewinne mitgenommenâ, sagt Winterhalder.
âDer Markt ist ein guter Seismograph. Wir werden nicht auf dem falschen FuĂ erwischtâ, so Krieger. Die Millionen werden zwischenzeitlich in sicheren HĂ€fen geparkt.
Auch fĂŒr die Investition auf den AktienmĂ€rkten gibt es unterschiedliche Strategien fĂŒr unterschiedliche Anlegergruppen. Momentum-, Dividenden-, Value- oder auch Trendfolger-Investments. âStock pickingâ nennt Krieger das. Ebenso werden Anlagen in Gold oder Rohstoffen aktiv gesteuert.
Die Algorithmen-Systeme von miteinander verbundenen Mechanismen, die in regelbasierte Strategien gefasst sind, sind neben dem eigenen Know-how und einem Profi-Netzwerk die Erfolgsformel.
âDie StĂ€rke unseres Hauses ist sicher das Regelbasierte. Viele Regeln bringen uns und unseren Kunden viel Sicherheit, aber auch Renditeâ, sagt Winterhalder. Im internationalen Vergleich gelten Deutsche immer noch als Aktienmuffel. âDas Interesse ist mit der Zeit gröĂer geworden, aber es ranken sich immer noch viele Mythen um den Markt. Unser Job ist, hier fĂŒr Klarheit zu sorgenâ, sagt Krieger, der das auch in öffentlichen VortrĂ€gen macht.
âAktien sind der langfristig sicherste Baustein der Altersvorsorgeâ, sagt Winterhalder. Und wenn Christian Lindner nun erstmals von einer Aktienrente spricht, nennt Krieger das einen guten Anfang. âDer Finanzwissenschaftler Bernd RaffelhĂŒschen sagt das schon seit 20 Jahren. Zehn Milliarden aber reichen lange nicht.â Wichtig sei, dass das nicht schuldenfinanziert wird, sondern vom umlagefinanzierten Anteil im Haushalt abzwacke. Die eigenkreierten Algorithmen und ihre Performance werden auch auĂer Haus geschĂ€tzt. Bei Krieger flatterte schon eine diskrete Kaufanfrage auf den Tisch. Er wĂŒnschte dem Interessenten einen schönen Tag. bar
Die GFA Vermögensverwaltung GmbH wurde 1997 gegrĂŒndet. 2002 folgte die GFA-Finanzberatung, 2018 die GFA Immo. Die Gruppe beschĂ€ftigt heute 41 Menschen.
Den Kopf nicht in den Sand gesteckt
Die Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Freiburg (SBG) hat im vergangenen Jahr ihr Rekordergebnis aus dem Vorjahr noch einmal um 200.000 auf 1,3 Millionen Euro gesteigert. In einem Jahr, in dem seit dem 24. Februar mitten in Europa Krieg herrscht. âEs war ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefenâ, blickt GeschĂ€ftsfĂŒhrer Nicolai Gerig im GesprĂ€ch mit der Redaktion zurĂŒck.

Nicht nur einmal hatten Gerig und Co-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Markus Hildmann ihre GeschĂ€ftszahlen einem 360-GradCheck unterworfen. Das letzte Quartal war dann der Garant fĂŒr den Erfolg der SBG, die auch das Konzern-EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) um 400.000 auf 2,2 Millionen Euro steigern konnte. âDie Unternehmen, an denen wir beteiligt sind, hatten gröĂtenteils keine signifikanten Probleme, und die Unternehmer haben vor allem den Kopf nicht in den Sand gestecktâ, sagt Gerig. In einem Fall hatte die SBG eine kurzfristige Stundung, in einem anderen ein ĂberbrĂŒckungsdarlehen der L-Bank ermöglicht.
Ende 2022 hielt die SBG 44 Beteiligungen an rund 30 Unternehmensgruppen mit einem Wert von 42,5 Millionen Euro â 3,25 Millionen mehr als im Vorjahr. Diese Unternehmen setzten im vergangenen Jahr rund 350 Millionen Euro um und fĂŒllten dabei 2700 LohntĂŒten. Gerig, Hildmann und das kleine Team sitzen als stiller, geschĂ€tzter Gesellschafter mit am Tisch. Sie schonen das Eigenkapital und die LiquiditĂ€t der Firmen, sind aber auch als fachlicher Ansprechpartner geschĂ€tzt. Und am Ende des Jahres erhalten sie an diesem Tisch eben auch einen kleinen Anteil vom Gewinn. Eine Firma setzt ĂŒbrigens seit GrĂŒndung der SBG im Jahr 1998 auf ihren Mitge-
sellschafter. Zu den Kunden zÀhlen etwa Welte Fahrzeugbau, Burger Druck, Gutex oder auch die Fitness-Experten der PU-Gruppe.
Aktuell beobachtet die SBG eine verstĂ€rkte Dynamik bei innovativen Start-ups. âWir wollen da unseren Beitrag leisten, auch wenn das nicht unsere Hauptaufgabe istâ, sagt Hildmann. Auch im vergangenen Jahr war die SBG an einem gröĂeren KonsortialgeschĂ€ft mit anderen VerbĂŒndeten beteiligt. Wenn die angefragten Volumina zu groĂ werden, suchen sich Gerig und Hildmann Partner aus ihrem Netzwerk. DafĂŒr hat die Sparkasse â made in Freiburg â ein Portal gebaut, an dem mittlerweile sieben weitere regionale Sparkassen angedockt sind. Ernsthafte Konkurrenten hat die SBG auf dem Beteiligungsmarkt nicht â sieht man einmal von der MBG ab (MittelstĂ€ndische Beteiligungsgesellschaft Baden-WĂŒrttemberg GmbH), die aber eher Freund als Feind ist.
Durch Hildmann, Vize-Vorstand der Freiburger Sparkasse, ist zudem die Verzahnung mit den Firmenkundenbetreuern bei der Konzern-Mutter noch enger geworden. Durch die gestiegenen Zinsen muss auch die SBG, die sich auch selber refinanzieren muss, mehr fĂŒr ihre Beteiligungen nehmen â je nach Ausgangslage 9 bis 10 Prozent. DafĂŒr trĂ€gt sie dann auch das Risiko, das in diesen Zeiten nicht kleiner geworden ist.
Anders als die Unsicherheitsfaktoren, die nicht nur den GeldmĂ€rkten â so sagen es Experten voraus â besonders in diesem Jahr eine hohe VolatilitĂ€t verleihen könnten. Auch deswegen kalkulieren Gerig und Hildmann vorsichtig, haben aber im Januar eine erste neue Beteiligung mit einem Volumen von 500.000 Euro ausgezahlt.
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«Die S-Beteiligungsgesellschaft toppt im Kriegsjahr ihren Rekord
GroĂwetterlage gemischt
IHK und WVIB haben ihre Konjunkturumfragen vorgelegt ânicht ohne Kritik am Bund
Nachdem die Stimmung im Herbst noch im Keller war, hat sich die Lage bei den Betrieben der Industrie- und Handelskammer (IHK) SĂŒdlicher Oberrhein zum Jahresanfang deutlich aufgehellt. Und auch beim WVIB gab es bessere Zahlen als befĂŒrchtet.
âDie Stimmung war angesichts der potenziellen Gasmangellage und möglichen entsprechenden Restriktionen katastrophal, die GeschĂ€ftslage sah dĂŒster aus. Zum GlĂŒck sind diese BefĂŒrchtungen nicht eingetretenâ, erklĂ€rte IHKHauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Dieter Salomon bei der Vorlage des neuen Konjunkturberichts. Demnach hat sich der Index der GeschĂ€ftserwartungen im Vergleich zum Herbst â als er mit -29 Punkten auf den tiefsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008 gefallen war â deutlich erholt und lag Mitte Februar noch bei -1 Punkt. Die Angst vor einer lĂ€nger wĂ€hrenden Rezession scheint aktuell ins Hinterzimmer gesperrt. So kletterte der IHK-Konjunkturklimaindex von 92 Punkten im Herbst auf 113 Punkte (ĂŒber 100 Punkte deuten auf Wachstum hin, 2018 lag dieser Wert noch bei 143). Allerdings sehen drei von vier Betrieben in den Energie- und Rohstoffpreisen weiter eine Bedrohung. 68 Prozent sehen im FachkrĂ€ftemangel weitere Risiken. âDer demografische Wandel schlĂ€gt nun zu, und damit wird uns das Thema die nĂ€chsten zehn Jahre verfolgenâ, so Salomon. Es sei entscheidend, auf mehr Zuwanderung zu setzen, in Fort- und Weiterbildung zu investieren und dafĂŒr zu sorgen, mehr Frauen in die volle ErwerbstĂ€tigkeit zu bringen. Und: âAuch das Rentenalter muss erhöht werden.â
Hatten Anfang 2021 nur 24 Prozent
der Betriebe Sorgen, dass die Arbeitskosten zum Problem werden könnten, sind es aktuell â angesichts von Inflation und Tarifkonflikten â 46 Prozent. Sehr skeptisch blickt die Bauwirtschaft in die Zukunft: Dort liegt der Index der GeschĂ€ftserwartungen mit -43 weiter tief im negativen Bereich (Herbst: -61 Punkte). Fast die HĂ€lfte aller Bauunternehmen gehen mit negativen
junkturumfrage unter 1000 Betrieben veröffentlicht. âWir sind vermutlich, mit viel GlĂŒck, aus dem Gröbsten rausâ, bilanzierte WVIB-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Christoph MĂŒnzer die Ergebnisse. Die Industrie habe sich deutlich besser geschlagen als befĂŒrchtet. Die Mitglieder meldeten ein Umsatzplus von durchschnittlich 13,6 Prozent. Auch die GeschĂ€ftserwartung ist positiv: 45,5 Prozent erwarten im ersten Halbjahr steigende UmsĂ€tze, 13,6 Prozent aber auch sinkende (2021: 5 Prozent). Bei knapp 60 Prozent verbesserte sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr (2021: 69 Prozent), bei 25,8 Prozent (2021: 9 Prozent) verschlechterte er sich.
Erwartungen in das Jahr 2023. âDie Bauindustrie in Summe ist derzeit gebeuteltâ, sagte Stephan Jager, kaufmĂ€nnischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer bei Weber-Haus in Rheinau-Linx.
âDie Versorgungslage mit Materialien ist zum Teil noch kritisch, hinzu kommen die Preissteigerung der Vorprodukte wie Glas und Stahl sowie der Anstieg der Energiepreiseâ, so Jager. Die Zinsen fĂŒr die Baufinanzierung sind binnen Jahresfrist um das Vierfache gestiegen, das sorge zusĂ€tzlich fĂŒr eine ZurĂŒckhaltung bei Investitionen.
Auch die sogenannte Schwarzwald AG, der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden (WVIB), hat die Ergebnisse ihrer jĂŒngsten Kon-
MĂŒnzer warnte dennoch: âWir stehen vor einer SchwĂ€chephase, die wir vorschnell allein auf die Ursachen Pandemie und Ukraine-Krieg schieben.â Die strukturellen Probleme lĂ€gen tiefer. So hatte Deutschland auch schon 2019 die âhöchsten Energiekosten und die höchsten Steuern der Weltâ, und der Staat âweiĂ noch immer nicht, wie Digitalisierung und BĂŒrokratieabbau gehenâ. Die öffentliche Infrastruktur liege âseit Jahrzehnten im Argenâ, und bei der Einwanderungspolitik âsind wir konzeptionslos und reagieren nurâ.
Wenn die Baby-Boomer alle in Rente sind, werde der ArbeitskrĂ€ftemangel noch dramatischer werden: âDie Bundesregierung muss das Land jetzt vom Fundament her neu aufbauen. Die Industrie hat die Kompetenzen fĂŒr eine Transformation, braucht dazu aber passende Startbedingungen und weniger GĂ€ngelei.â
bar/bib
Neustart nach Absturz
Wieder mehr als 7 Millionen Passagiere am EuroAirport
DER EUROAIRPORT, DAS KLIMA UND DIE UMWELT
Am EuroAirport Basel-MulhouseFreiburg (EAP) ist der Neustart nach dem Absturz in der Pandemie gelungen. Die Passagierzahl 2022 kletterte auf etwas ĂŒber sieben Millionen und lag damit fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Zum Niveau von 2019 âdie 9,1 Millionen waren damals Rekord â fehlen aber immer noch 23 Prozent.
25 Fluggesellschaften waren im vergangenen Jahr vom EAP aus zu 90 Destinationen geflogen. Die Zahl der Starts und Landungen stieg um knapp ein Drittel auf 84.136. Die wichtigste Fluggesellschaft bleibt Easyjet mit gut vier Millionen Passagieren (Marktanteil: 58 Prozent). Dahinter folgt Wizz Air mit elf Prozent, die vor allem mit der kosovarischen Hauptstadt Pristina punktet (520.000 Passagiere), ĂŒber die nicht zuletzt viele BeschĂ€ftigte im DreilĂ€ndereck pendeln. Pristina ist London (389.000 Passagiere) und dem drittplatzierten Istanbul weit davongeflogen. Istanbul wird von April an nun gar nicht mehr angeflogen, weil der Ferienfluganbieter Corendon Air seine erst im Juli 2021 eröffnete Basis am EAP wieder schlieĂt â und statt 17 Zielen dann nur noch Ankara anfliegt. Ab dem 10. Mai fliegt dafĂŒr Cyprus Airways zwei Mal wöchentlich Larnaka an.

Das GeschĂ€ft mit der Fracht sackte zwar leicht durch (um 4,2 Prozent auf 114.320 Tonnen). Wegen des Frachtverkehrs spielt der EAP aber auch eine strategische Rolle im regionalen Logistikcluster. Der dritte GeschĂ€ftsbereich, Wartung und Umbau von Flugzeugen, bilanzierte etwa auf Flughöhe mit dem Vorjahr. âDas industrielle Kompetenzzentrum des EuroAirport ist von weltweiter Bedeutung und generiert ein Drittel der direkten ArbeitsplĂ€tze auf der Flughafenplattformâ, heiĂt es in einer Pressemitteilung. Stationiert sind Jet Aviation, AMAC Aerospace, Air Service Basel und die Nomad Technics AG.
Mit direkten und indirekten Jobs verzeichnet die Plattform 6220 ArbeitsplĂ€tze. Damit bleibt der Flughafen einer der groĂen Arbeitgeber in der trinationalen Region. Die Betreibergesellschaft fĂŒllte zuletzt 367 LohntĂŒten â 32 mehr als 2021. Im laufenden Jahr plant die Crew um Captain Matthias Suhr mit 7,4 Millionen FluggĂ€sten. Nach wie vor sei das geopolitische und wirtschaftliche Umfeld von vielen Unsicherheiten geprĂ€gt. Bei der Fracht und der Industrie sind keine groĂen VerĂ€nderungen zu erwarten. Etwa 30 Millionen Euro will Suhr heuer investieren, acht Millionen mehr als 2022.
Das von der EU vorangetriebene Programm âFit fĂŒr 55â (CO2-Reduktion bis 2030 um 55 Prozent) wird in den kommenden Jahren kostspielige MaĂnahmen fordern. Genauso wichtig wie kleinere Schuhe fĂŒr den CO2-FuĂabdruck ist am EAP die Reduzierung des LĂ€rms, vor allem zwischen 23 und 24 Uhr. Schon am 1. Februar 2022 wurden geplante Starts in dieser Zeit verboten. Zudem dĂŒrfen besonders laute Flugzeuge gar nicht mehr zwischen 22 und 6 Uhr landen oder starten. Kurios: Zwar konnten die Starts nach 23 Uhr um 68 Prozent verringert werden, die LĂ€rmsituation zwischen 23 und 23.15 Uhr hat sich aber verschlechtert. Das liegt daran, dass viele Flugzeuge, die vor der EinfĂŒhrung nach 23 Uhr starteten, nun ganz kurz vor 23 Uhr geplant werden. Damit werden die Gemeinden rund um den Flughafen nach 23 Uhr sogar mehr ĂŒberflogen als frĂŒher.
âDas ist aus Sicht des EuroAirport nicht akzeptabelâ, heiĂt es in einer Pressemitteilung. Er setze sich deshalb mit den französischen und schweizerischen Aufsichtsbehörden, mit den betroffenen Fluggesellschaften und mit eigenen Infrastrukturanpassungen fĂŒr Verbesserungen ein, um die vermehrten ĂberflĂŒge wieder zu reduzieren.
Beim eigenen FuĂabdruck will der EAP bis 2030 eine Netto-Null erreichen. DafĂŒr bezieht er seit Mai 2020 ausschlieĂlich grĂŒnen Strom aus Europa, hat sich im vergangenen September ans FernwĂ€rmenetz und die Biomasse-Heizzentrale der Stadt Saint-Louis angeschlossen und wird 2025 mit der Inbetriebnahme der neuen BiomasseHeizzentrale von RCU-E auf dem FlughafengelĂ€nde 90 Prozent der WĂ€rme regenerativ einkaufen. bar
Die Mission des Scrum Master
Marvin Kownatzki ist das neue Gesicht der Lexware-Recruiting-Kampagne

Der Master of Scrum (auf Deutsch: GedrĂ€nge) ist so etwas wie ein Teamleiter. Scrum ist aber auch eine Methode, wie man in kleinen Teams möglichst agil und effektiv arbeiten kann. Als der Bund nach Ausbruch der Pandemie im zweiten Halbjahr 2020 etwa den Mehrwertsteuersatz von 19 auf 16 gesenkt, Anfang 2021 die Latte wieder auf 19 Prozent gelegt hatte, standen Millionen Buchhalter vor einer Herkulesaufgabe. Eine Lexware-Crew war sofort dran, eine Softwarelösung zu bauen, damit der Kunde sozusagen mit einem Klick alles richtig machen kann. Mit an Bord: der Scrum Master. âWir sind in solchen Sachen wahnsinnig schnell, weil wir in kleinen Teams arbeiten und nicht so hierarchisch organisiert sindâ, erzĂ€hlt Kownatzki.
Einfach machen. So lautet die Mission des Freiburger Software-Spezialisten Lexware. Wobei man entweder das âeinfachâ betonen könnte oder auch das âmachenâ. Mehr als eine Million SelbststĂ€ndige, Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen nutzen heute die digitalen Helfer von Lexware. Ein Rad im Getriebe von 400 Mitarbeitenden ist Marvin Kownatzki. Der 28-JĂ€hrige ist Scrum Master. Und ein Gesicht der im MĂ€rz startenden Recruiting-Kampagne.
Auch als der Gesetzgeber im vergangenen Januar das Steuerrecht fĂŒr Solaranlagen novelliert hat, wurde sofort ein Team gebildet, zu dem immer ein Scrum Master, ein Product owner (frei ĂŒbersetzt: der Mehrwertbeschaffer) und ein Programmierer zĂ€hlen. Bei Lexware ist der Kick immer der eine Klick. Die Kundschaft soll sich auf ihr GeschĂ€ft konzentrieren, nicht auf die Buchhaltung. Allein 200.000 nutzen heute die Software lexoffice, die alle GeschĂ€ftsprozesse rund um Rechnungen, Buchhaltung, Lohn- und Gehaltszahlungen automatisiert. Offenbar nicht nur so lala: Das Tool wurde zuletzt mit dem deutschen Servicepreis 2022 in der Kategorie âFinanzenâ als âBeste Online Buchhaltungâ ausgezeichnet.
Neulich meldete sich ein Kunde mit einem Problem in der Warenwirtschaft. Er wolle das einfacher, funktionaler, selbststĂ€ndiger laufen lassen. âWir haben dann 120 Kundeninterviews gefĂŒhrt und eine lange Liste von BedĂŒrfnissen erarbeitet. Jetzt mĂŒssen wir daraus Features ableiten und die dann priorisierenâ, sagt Kownatzki. Das lĂ€uft meist nach der sogenannten MoSCoW-Methode: Must-have, Shouldhave, Could-have, Won't-have. Der gebĂŒrtige Lörracher hatte in WĂŒrzburg studiert, bei Lexware seine Bachelorarbeit geschrieben â âdamals kannte ich den Begriff Scrum Master noch gar nichtâ â, dann ein Praktikum gemacht und wenig spĂ€ter war er auch schon an Bord, hatte seinen ersten Arbeitsvertrag in der Tasche. WĂ€hrend sich die Kundschaft fragt, wie alles noch einfacher werden kann, fragt sich Kownatzki: Wie können wir zusammenarbeiten, wie können wir als Team gut sein? Wie wird kommuniziert? Wie klein oder groĂ muss das Team sein? Wann, warum und wie mĂŒssen wir skalieren? Wie kurz sind unsere iterativen Schleifen? âFrĂŒher gab es oft sehr lange Entwicklungshorizonte, heute schauen wir nur zwei Wochen in die Zukunft. Wir setzen nicht mehr auf lange Linien, sondern reagieren schnell auf VerĂ€nderungenâ, sagt der Scrum Master. Er ist einer von 9 Scrum Mastern bei lexoffice, es gibt 20 Teams, die jeden Tag an neuen Lösungen fĂŒr die Kunden arbeiten. â97 Prozent der Realwirtschaft sind unsere Kunden, das treibt uns anâ, sagt Nicole Packhaeuser, Brand- und PRManagerin bei Lexware.
FĂŒr die Kunden, die Solo-SelbststĂ€ndigen, Freelancer, GrĂŒnderinnen und Kleinunternehmer, hat Lexware nicht nur Softwarelösungen parat, sondern auch drei Initiativen gegrĂŒndet. âlexfreeâ fĂŒrs Netzwerken, âLexrocketâ als GrĂŒndungs- und Start-up-Förderinitiative und das Magazin âTell your storyâ: Darin sind keine Geschichten aus dem Paulaner Biergarten, sondern Erfolgsgeschichten von Menschen, die die Digitalisierung quasi als Teammitglied begreifen, um mehr Zeit fĂŒr ihre TrĂ€ume, Ideen und Visionen zu haben. âWir mĂŒssen unseren Kunden den RĂŒcken freihaltenâ, hat Kownatzki die Botschaft verinnerlicht.















Lexware legt viel Wert auf die Förderung junger Leute, in der Firma, aber auch auĂerhalb. So fördert der Betrieb mittlerweile rund 4500 Schulen und BildungstrĂ€ger mit kostenloser Software, unterstĂŒtzt den Verein Kinderlachen oder auch die Arbeiterwohlfahrt Freiburg, um hilfsbedĂŒrftigen Kindern
die Teilnahme an sozialen und kulturellen AktivitĂ€ten zu ermöglichen. Das heute von Jörg Frey und Christian Steiger gefĂŒhrte Unternehmen wurde 1989 von Axel Wessendorf gegrĂŒndet. Vier Jahre spĂ€ter hatte der Rudolf Haufe Verlag (heute: Haufe Group) 76 Prozent der Anteile ĂŒbernommen, 1997 verkaufte Wessendorf auch die anderen 24 Prozent. Seit 2010 wird die Marke Lexware unter dem Dach der Haufe-Lexware GmbH &
Mit 2500 Menschen

430 Millionen Euro umgesetzt
Co. KG gefĂŒhrt, ist mit fast einer Million User MarktfĂŒhrer im Bereich Finanzsoftware in Deutschland. âWir sind MarktfĂŒhrer, weil wir uns stĂ€ndig weiterentwickelnâ, sagt Kownatzki. Die Haufe Group erwirtschaftete im GeschĂ€ftsjahr 2021/22 mit rund 2500 BeschĂ€ftigten 430 Millionen Euro Umsatz.
Und wĂ€chst weiter. Der Scrum Master kommt gerade von seinem daily Stand-up zurĂŒck an den Monitor. Jeden Tag trifft sich Kownatzki 15 Minuten mit unterschiedlichen Teams. Bei einem ist gerade das Thema, âwie wir neue Mitarbeitende noch besser onboarden können, wie wir unsere Werte und Prinzipien der Zusammenarbeit noch besser vermitteln könnenâ. Dann gab es noch ein Kickoff fĂŒr ein neues Thema. Das aber intern bleibt.
Der Job des Scrum Master passt gut zu Kownatzki. Er arbeitet gerne mit Menschen, kann gut Gruppen moderieren. Bei seinem Hobby, dem Kochen, setzt der 28-JĂ€hrige allerdings nicht so sehr auf Teamarbeit. âDa nehme ich eher die WĂŒnsche meiner Verlobten an, gehe auf den Markt, stöbere in Rezepten, koche dann aber alleine.â Er macht es eben einfach.
Lars BargmannMehr Ruhe beim Arzt

Tomes GmbH will Patienten und Medizinern Zeit verschaffen
Wer der Ărztin seine Beschwerden schildert, ist danach nicht immer zufrieden. Zu wenig Zeit. Zu unprĂ€zise Angaben. Das Freiburger Start-up Tomes möchte das Ă€ndern: Es hat die Anamnese-Software Idana auf den Markt gebracht â und ist auf Wachstumskurs. Ein Arzt findet: Das Tool ist Gold wert.
Drei junge Menschen haben sich 2016 in Freiburg zusammengetan, um die Welt der Arztpraxen umzukrempeln. Ihre Idee: Patient·innen sollen nicht mehr im Behandlungszimmer ihre Beschwerden schildern, sondern in aller Ruhe vorab. DafĂŒr stellt Idana digitale Formulare zur VerfĂŒgung, die vor dem Praxisbesuch ausgefĂŒllt werden können. Patient·innen geben Beschwerden an genau wie Vorerkrankungen, Allergien oder Medikamente, die sie nehmen. Den Behandelnden werden die Infos aufbereitet und bereitgestellt.
âDer Bericht spuckt jedes Detail aus, Warnsymptome werden hervorgehoben, auf der ersten Seite gibtâs eine Zusammenfassungâ, erklĂ€rt Lilian Rettegi. Die 33-JĂ€hrige ist CEO von Tomes und eine der drei GrĂŒnder. Ihre Eltern waren selbst Ărzte: âIch bin mit dem Beruf aufgewachsen, mit der Leidenschaft, aber auch mit den Sorgen, die man so hatâ, berichtet sie im schicken Konferenzraum der Firma auf dem Freiburger GĂŒterbahnhofsgelĂ€nde. Das GefĂŒhl, als Arzt âimmer hinterherzulaufen und nie gut vorbereitet zu seinâ, kenne sie. Daher hat sie die Idee ihrer Mitstreiter Lucas Spohn und Jerome Meinke auf Anhieb ĂŒberzeugt. 650 Ărzte in zirka 400 Praxen nutzen Idana mittlerweile, berichtet Rettegi. 670.000 Euro Umsatz generiere ihre Firma. 2022 war das bisher erfolgreichste Jahr: âIm November hat Tomes doppelt so viele Lizenzen an Arztpraxen verkauft wie im verkaufsstĂ€rksten Monat bis datoâ, meldet das Unternehmen. Von rund einer Million Patienten gaben 93 Prozent an, die Software erneut verwenden zu wollen. âDas BedĂŒrfnis ist daâ, sagt Rettegi. Eine der PatientenRĂŒckmeldungen sei gewesen: âSo gut wurde ich noch nie befragt.â
Laut Idana spart ein Arzt mit dem Tool rund zehn Stunden im Monat. Können das die Nutzenden bestĂ€tigen? Der Allgemeinmediziner Florentin Thum ist mit seiner Freiburger Praxis in Corona-Zeiten an Grenzen gestoĂen. âWir hatten enorme Telefonanfragenâ, berichtet der 45-JĂ€hrige. Idana sei damals unschlagbar gewesen, um die AblĂ€ufe zu erleichtern. âDas Programm kann man vielfĂ€ltig einsetzenâ, sagt Thum. Er nutze es viel fĂŒr bĂŒrokratische Prozesse wie Datenerfassungen. FĂŒrs Impfen sei das Tool âGold wertâ gewesen. Patienten konnten beispielsweise ihren Impfstatus angeben und ob sie zu einer Risikogruppe zĂ€hlen.

âDer Benefit ist weniger die Zeitersparnis, es ist eher die zunehmende PrĂ€zisionâ, sagt Thum. Die Gefahr verpasster Infos nehme ab. Noch bedienungsfreundlicher könne Idana werden, wenn es tiefer ins Praxissystem eingebunden werde. âEin TrĂ€umchen wĂ€re, in meinem System einen Idana-Button zu habenâ, sagt der Mediziner. Auch Patienten auf das ausgefĂŒllte Formular eine unmittelbare RĂŒckfrage schicken zu können, fĂ€nde er praktisch.
Lilian Rettegi sieht im Markt groĂes Potenzial. 100.000 niedergelassene Praxen gebe es in Deutschland. Und auch im Ausland sei ihr System anwendbar. âKeine Zeit zu haben, ist auf der ganzen Welt ein Thema.â
Till NeumannBionik in der Botanik
Das GewÀchshaus im Botanischen Garten ist mit bionischer Verschattung
Was haben eine Paradiesvogelblume, eine Venusfliegenfalle, ein Wasserrad und ein BetriebsgebĂ€ude im Botanischen Garten der UniversitĂ€t Freiburg gemeinsam? Thomas Speck, Biologie-Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Freiburg, erforscht genau diese ZusammenhĂ€nge und vieles mehr zum Thema âBionikâ seit mehr als 20 Jahren. Nun gehen Forschung und Entwicklung in den Praxistest ĂŒber: An einer Wand am vollverglasten BetriebsgebĂ€ude im Botanischen Garten wird eine Fassadenverschattung realisiert, die weltweit Pioniercharakter hat.

Speck fĂŒhrt das Funktionsprinzip an einer gerade aufblĂŒhenden Paradiesvogelblume vor: Als er durch HerabdrĂŒcken der zu einer Sitzstange verbundenen zwei BlĂŒtenblĂ€tter einen bestĂ€ubenden Vogel imitiert, biegt diese sich nach unten und die BlĂŒte öffnet sich, um Pollen und Nektar freizugeben. LĂ€sst er los, klappen alle Teile wieder in den Ausgangszustand zurĂŒck. Die reversible Verformung verzichtet vollstĂ€ndig auf Gelenke, ist effizient und langlebig. Diese Eigenschaften wollen die Forscher der Plant Biomechanics Group Freiburg zusammen mit Ingenieuren und Architekten der Uni Stuttgart technisch umset-
Die Klappmechanismen der Venusfliegenfalle und des Wasserrads funktionieren Ă€hnlich. Elastisch verformbare GebĂ€udeteile sollen nun im Bauwesen fĂŒr gelenk- und verschleiĂfreie und somit wartungsarme Beschattung sorgen. âBionikâ nennt der Fachmann diese von der Natur inspirierte, aber die Vorbilder nicht 1:1 ĂŒbernehmende, sondern in realisierbare Technik umsetzende Forschungsrichtung. Herausgekommen sind die Fassadenverschattungssysteme Flectofin und Flectofold.
WĂ€hrend ein GebĂ€ude mit auf dem Flectofin-Prinzip basierenden Modulen bereits auf der EXPO 2012 in SĂŒdkorea bewundert werden konnte, wird Flectofold erstmals in Freiburg getestet. Die Elemente sind aus unterschiedlich flexiblen Schichten von Fasern zusammengesetzte Leichtbauplatten, die

durch sanften Druck und Entlastung wie zwei FlĂŒgel auseinander- und wieder zusammenklappen. Engmaschig nebeneinandergesetzt, sollen sie die Fassade des GewĂ€chshauses im Sommer vollstĂ€ndig vor der Sonne abschirmen und sich bei Bewölkung oder im Winter öffnen, um Licht hereinzulassen.
Nach langer Planung war es am 8. Februar so weit: Die ersten Module wurden am Stahlunterbau angebracht. Nach der Montage weiterer rund 200 Elemente wurden diese mit Strom versorgt, um die durch Druckluft bewegte Mechanik zentral steuern zu können. Sobald die ersten heiĂen Tage den 14 im GebĂ€ude Arbeitenden um GĂ€rtnermeister Dirk Rohleder zu schaffen machen, wird sich zeigen, wie gut das System fĂŒr ein angenehmes Klima sorgt.
Die Erwartungen in die neuartige Technik sind hoch. Dirk Rohleder: âMit der Beschattung werden SozialrĂ€ume, Aufenthaltsraum, KĂŒche, Umkleiden, Toiletten und das BĂŒro im 1. OG, im EG ein Seminarraum und das EckbĂŒro beschattet. Hoffen wir, dass die Beschattung die RĂ€ume vor Ăberhitzung schĂŒtzt. Im Sommer hatten wir hier an die 35 Grad Celsius. Da war nachmittags an Arbeiten nicht mehr zu denken.â
Finanziell gefördert wurde die Pionierarbeit der Freiburger und Stuttgarter Exzellent-Cluster livMatS und IntCDC durch das Land BadenWĂŒrttemberg. FĂŒr den ebenfalls im Botanischen Garten stehenden livMatS-Pavillon gab es bereits mehrere Preise und Auszeichnungen. Und bei der Technischen FakultĂ€t hat am 10. MĂ€rz ein weiterer livMats-Pavillon und damit ein weiteres Beispiel innovativer bionischer Baukunst in Freiburg eröffnet.
Reinhold Wagner
ein weltweites Pionier-Objekt
»Platten, die wie FlĂŒgel arbeiten«Die Ersten von 200: Mit Druckluft werden die Module gesteuert.
Wasser im Wein
Rekord und Sorgen in der Tourismusbranche

Es gibt etwas zu feiern. Zumindest auf den ersten Blick. Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) meldet bei der Tourismusbilanz ĂŒber zwei Millionen Ăbernachtungen im vergangenen Jahr. Ein Rekord. Doch plagen die Branche weiterhin Sorgen. Dazu gehören Auslastung, SaisonalitĂ€t sowie fehlende Fach- und ArbeitskrĂ€fte.
Zweimillionenundvierzigtausend. So viele Ăbernachtungen zĂ€hlten Freiburger Beherbergungsbetriebe mit mindestens zehn Betten vergangenes Jahr. Sogar gegenĂŒber dem Vorkrisenjahr 2019 entspricht das einem Plus von 11,9 Prozent. Die Hotellerie verzeichnet mit circa 1,4 Millionen Ăbernachtungen ein Plus von rund 8 Prozent gegenĂŒber 2019. âDas sind Zahlen, mit denen wir so nicht gerechnet hĂ€ttenâ,
Die Top 5 bei den Ăbernachtungen in Freiburg
1. Schweiz: 138.111
2. Frankreich: 47.124
2. Niederlande: 41.085
4. Spanien: 37.833
5. Italien: 33.508
Gewinner in Prozent und in Zahlen (Vergleich 2019)
Niederlande: + 10,6 auf 41.085
Ăsterreich: + 7,3 auf 15.118
Frankreich: + 0,2 auf 47.124
Verlierer in Prozent und in Zahlen (Vergleich 2019)
Arab. Golfs.: -32,7 auf 11.329
UK: -30,8 auf 19.139
Spanien: -23,5 auf 37.833
Das Freiburger Ergebnis hĂ€lt sie fĂŒr einzigartig, zumindest fĂŒr StĂ€dte in Baden-WĂŒrttemberg. Das Statistische Landesamt hat fĂŒr 2019 rund 52 Millionen Ăbernachtungen im LĂ€ndle errechnet. Vor der Pandemie waren es ungefĂ€hr fĂŒnf Millionen mehr. Die Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) spricht derweil fĂŒr Januar bis November 2022 von rund 20,1 Millionen Ăbernachtungen â und bleibt damit unter Vorkrisenniveau. Lediglich in den Monaten Mai, August, September und Oktober lagen die Werte leicht ĂŒber denen von 2019. Ob Freiburgs Tourismusbranche auf den âWachstumspfadâ zurĂŒckgekehrt ist â da setzt Pankow ein Fragezeichen. Auch Hanna Böhme ist nicht nur nach Feiern zumute. âDa ist viel guter Wein im Glas, aber da ist auch ein bisschen Wasserâ, sagt die FWTM-GeschĂ€ftsfĂŒhrerin. Gepanscht haben den edlen Tropen nicht
sagt Franziska Pankow, FWTM-Abteilungsleiterin Tourismus, Convention Bureau & Events.zuletzt fehlende auslÀndische GÀste. Zwar haben 2022 rund 495.000 von ihnen nach Freiburg gefunden. Das sind aber 13 Prozent weniger als 2019. Dabei seien GÀste aus dem Ausland besonders wichtig: Laut Pankow bleiben sie in der Regel lÀnger und geben mehr Geld aus. Sorgen bereitet auch die SaisonalitÀt: Freiburg ist im Sommer, vor allem im Juli und August, ein sehr beliebtes Reiseziel. Januar, Februar, MÀrz und November bezeichnet Pankow dagegen als sehr schwach. Auch bei der Auslastung der Betten sieht sie Spielraum. In der Hotellerie liegt die durchschnittliche Auslastung bei 51 Prozent, mehr als sechs Prozent weniger als vor der Pandemie. Ein Grund: Seit 2019 gibt
Auslastung ist die wichtigste Zahl





es 1400 mehr Betten in Freiburg. âFĂŒr uns in der Hotellerie ist ganz klar die Auslastung die wichtigste Zahlâ, sagt die Hoteldirektorin des Adagio Access, Wiltrud Rösler, zugleich Vorsitzende Tourismus und Hotellerie beim Branchenverband Dehoga Freiburg-Stadt. Bewegung könnten Projekte bringen, die sich aktuell in Arbeit befinden. Dazu gehört der Aufbau einer touristischen Datenbank. âDamit katapul-
Ăbernachtungen in Freiburg: Mit dem Tourismus geht es wieder bergauf.
tieren wir uns datentechnisch ins 21. Jahrhundertâ, sagt Pankow. Zudem soll das Tourismuskonzept fortgeschrieben werden. Die nĂ€chste touristische Marketingkampagne soll sich ferner auf FrĂŒhjahr und Herbst konzentrieren. FĂŒr Patrick Graf-Mathias, Direktor vom Mercure am MĂŒnster und Vize-Vorsitzender des Dehoga Freiburg-Stadt, ist eines besonders wichtig: GĂ€ste in Freiburg sollen wieder kommen. Zentral sind fĂŒr Graf-Mathias die AttraktivitĂ€t von Innenstadt und Einzelhandel. âEs muss an einer Strategie gearbeitet werden, um den Leerstand zu reduzieren und die AttraktivitĂ€t der Innenstadt fĂŒr GĂ€ste, Freiburger und Investoren zu steigernâ, findet er. Zudem sei es ein Unding, dass GĂ€ste des Colombi-Hotels abends nicht guten










Gewissens zum Schlössle flanieren könnten. Auch mĂŒsse die Kultur weiter gefördert werden.

Kirsten Moser, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Colombi und des Hotel Stadt Freiburg, treiben neben Energie- und Lebensmittelkosten vor allem fehlende ArbeitskrĂ€fte um: âGerade an stark frequentierten Wochenenden und Monaten fehlt mir ausreichend Personal, um beispielsweise die Zimmer zu reinigenâ, sagt sie. Zudem stellt die angespannte Wohnraumsituation Hotelangestellte vor Probleme: Sie haben Schwierigkeiten, in Freiburg eine Unterkunft zu finden oder auch wegen fehlender ĂPNV-Anbindungen rechtzeitig aus dem Umland anzureisen.




Hopp+Hofmann feiert 150-JÀhriges Freiburgs Àltestes Bauunternehmen
BĂ€rbel SchĂ€fer: âDie UnterstĂŒtzung von Investitionen im lĂ€ndlichen Raum trotz des schwierigen Umfeldes im Baubereich, setzt ein starkes Zeichen sowohl von Seiten des Landes als auch von Seiten der ProjekttrĂ€gerinnen und ProjekttrĂ€ger bei uns im Regierungsbezirk.â
Badenova erhöht den Strompreis
FREIBURG. Das familiengefĂŒhrte Bauunternehmen Hopp-Hofmann feiert 2023 sein 150-JĂ€hriges. Als Maurermeister Lampert Hopp am 17. Februar 1873 die heute Ă€lteste Baufirma Freiburgs grĂŒndete, gab es viel zu tun fĂŒr den tĂŒchtigen Handwerker, denn die Stadt wuchs damals stark an. Nicht nur am Annaplatz, in der Erwin-, Zasius- und GlĂŒmerstraĂe tragen noch heute HĂ€user die Handschrift des FirmengrĂŒnders. Anfang des 20. Jahrhunderts war das Unternehmen vor allem in den damals neu entstehenden Stadtteilen Wiehre und Herdern aktiv. Seit der EheschlieĂung des Architekten Karl Hofmann mit Lambert Hopps Tochter Frieda im
FAIR ways Förderpreis: 82.500 Euro fĂŒr Engagement in der Region
FREIBURG. Gemeinsam mit seinen 14 âFAIR waysâ-Partnern unterstĂŒtzt der SC Freiburg auch dieses Jahr wieder gemeinnĂŒtzige Institutionen und Projekte aus der Region, die sich wie der Sport-Club in den Bereichen Bewegung, Bildung, Umwelt und SolidaritĂ€t engagieren. Seit der ersten Vergabe im Jahr 2012 konnte der SC zusammen mit seinen Partnern insgesamt 695.500 Euro ausschĂŒtten. Die Bewerbungsfrist fĂŒr die Preise 2023 endet am 31. MĂ€rz.

Jahr 1902 firmieren die Freiburger unter dem Namen Hopp+Hofmann. Die GeschĂ€fte mit aktuell 22 Mitarbeitenden fĂŒhrt in fĂŒnfter Generation Stefan Hofmann.
Setzten die âHoppisâ in den vergangenen 20 Jahren ausschlieĂlich auf Umbau, Renovierung und Sanierungen, wollen sie sich kĂŒnftig stĂ€rker in der Immobilienentwicklung positionieren, alte WohnhĂ€user und Gewerbeimmobilien kaufen, revitalisieren und dann entweder verkaufen oder vermieten. Mit Stefan Hofmanns Sohn Maurice, studierter Bauingenieur, steht ĂŒbrigens bereits die 6. Generation in den Startlöchern.
30,4 Millionen Euro fĂŒr den lĂ€ndlichen Raum
FREIBURG. Das Ministerium fĂŒr LĂ€ndlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-WĂŒrttemberg hat fĂŒrs laufende Jahr 100 Millionen Euro zur UnterstĂŒtzung des lĂ€ndlichen Raums freigegeben. Wie das RegierungsprĂ€sidium Freiburg (RP) mitteilt, entfĂ€llt ein Drittel auf den Regierungsbezirk Freiburg. Dadurch werde ein Investitionsvolumen von mehr als 206 Millionen Euro angestoĂen. In 146 Gemeinden sind 393 Einzelprojekte zur Förderung vorgesehen. RegierungsprĂ€sidentin
FREIBURG. Nachdem der sĂŒdbadische Energieversorger Badenova die Strompreise trotz aller Turbulenzen ĂŒber den Jahreswechsel und das erste Quartal noch stabil gehalten hat, erhöht er zum 1. April nun seine Tarife. Und zwar krĂ€ftig: Der Preis in der Grundversorgung erhöht sich fĂŒr einen Durchschnittsverbrauch von 2500 kWh/Jahr â nach BerĂŒcksichtigung der Strompreisbremse â um rund 43 Prozent. Eigenen Angaben zufolge bleibe man im Landesvergleich einer der gĂŒnstigsten Anbieter der Grundversorgung und liege elf Prozent unter dem Durchschnitt. Badenova erhöht die Abschlagszahlungen automatisch und berĂŒcksichtigt dabei bereits die kundenindividuelle Entlastung durch die Strompreisbremse. Mehr Infos: badenova.de/preisanpassung-strom.
Auftragsrekord fĂŒr ystral
BALLRECHTEN-DOTTINGEN. Der sĂŒdbadische Misch- und Dispergiertechnik-Spezialist ystral hat sein Auftragsvolumen im vergangenen Jahr um rund 13 Prozent auf 52,2 Millionen Euro gesteigert. âVor dem Hintergrund eines geopolitisch und wirtschaftlich schwierigen Umfeldes sind wir mit dem Verlauf des zurĂŒckliegenden GeschĂ€ftsjahres sehr zufriedenâ, so Karl Prem, GeschĂ€ftsfĂŒhrer Operation & Finance bei ystral. Zu den wichtigsten Entwicklungen zĂ€hlt die Kooperation mit der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB in MĂŒnster. âSchĂ€tzungen gehen in den kommenden Jahren von einem Wachstum des Bedarfs an Speicherbatterien um den Faktor 30 ausâ, so Dominik Seeger,
Bereichsleiter Strategischer Vertrieb bei ystral. âAngesichts dessen stellt diese Kooperation einen Meilenstein in der Entwicklung unseres Unternehmens dar.â
Morgenstern-Gruppe expandiert






FREIBURG/REUTLINGEN/LĂRRACH. Die Morgenstern-Gruppe, die auch in Freiburg eine Niederlassung betreibt, hat nach der Eröffnung der Niederlassung in Lahr und der GrĂŒndung der Morgenstern solutions AG in Basel nun auch den GeschĂ€ftsbereich Print Services der Printcom Output Management GmbH in Lörrach ĂŒbernommen und baut damit ihre Marktposition als âgröĂtes unabhĂ€ngiges Dokumentensystemhaus Baden-WĂŒrttembergsâ weiter aus, heiĂt es in einer Pressemitteilung.















Bewerbungsfrist fĂŒr Innovationspreis verlĂ€ngert
Die Technologiestiftung BioMed hat die Bewerbungsfrist fĂŒr den Freiburger Innovationspreis 2023 um einen Monat auf Ende MĂ€rz verlĂ€ngert. BioMed vergibt den von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau unterstĂŒtzten Preis zusammen mit der Stryker Leibinger GmbH & Co. KG. Er ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. ZusĂ€tzlich stiften zum zweiten Mal die Industrie- und Handelskammer SĂŒdlicher Oberrhein und die Handwerkskammer Freiburg zwei mit jeweils 3000 Euro dotierte âSonderpreiseâ fĂŒr die Bereiche Industrie, Ge werbe, Handel und Dienstleistungen sowie Handwerk
Mehr Info: freiburg.de/innovationspreis
Wörnle als Tourismusheld ausgezeichnet
FREIBURG. FĂŒr seinen herausragenden Einsatz fĂŒr den Touris mus in Baden-WĂŒrttemberg sowie sein besonderes Engagement in der âKategorie Beherbergungâ wurde RĂŒdiger Wörnle schĂ€ftsfĂŒhrer BCW Hotels & Resorts GmbH der CMT-Messe in Stuttgart als Tourismusheld vom StaatssekretĂ€r des Ministeri ums fĂŒr Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-WĂŒrttem berg, Patrick Rapp, ausgezeichnet.

5,85 Millionen fĂŒr die Forschung





EMMENDINGEN. Die inomed Medizintechnik GmbH startet drei neue Forschungsprojekte im intraoperativen Neuromonitoring. Gefördert vom Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung (BMBF) wird das Unternehmen 5,85 Millionen Euro in die Erforschung von Zukunftstechnologien und die Entwicklung von Medizinprodukten investieren. Zur inomed Gruppe gehören ĂŒber 300 Mitarbeiter, neun Tochtergesellschaften und ein groĂes Netzwerk von HĂ€ndlern in mehr als 100 LĂ€ndern.

Sparkasse MarkgrÀflerland bilanziert

Die Sparkasse MarkgrĂ€flerland hat ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr um 236 Millionen auf 3,28 Milliarden Euro gesteigert. Das Kreditvolumen legte um 184 Millionen auf 2,33 Milliarden Euro zu, die Kundeneinlagen um 10 Millionen auf 1,79 Milliarden. Das Eigenkapital wĂ€chst ebenfalls um 10 auf 329 Millionen Euro, der JahresĂŒberschuss liegt nach Reservenbildung und Steuern bei fĂŒnf Millionen Euro. âWir sind und bleiben eine grundsolide Bankâ, bilanzierte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Feuerstein
Sick AG spendet 60.000 Euro

WALDKIRCH. Das Sensorunternehmen Sick und seine Belegschaft haben 60.000 Euro fĂŒr âĂrzte ohne Grenzenâ gespendet. Damit wird ein Krankenhaus in Sierra Leone unterstĂŒtzt. Das afrikanische Land leidet seit Jahren an den Folgen eines BĂŒrgerkrieges und der schlimmsten Ebola-Epidemie weltweit. AngestoĂen hat die jĂ€hrliche Spendenaktion der BetriebsĂ€rztliche Dienst von Sick unter der Leitung von Thomas Hössel: âObwohl wir gemeinsam mit dem Unternehmen und der Familie Sick letztes Jahr schon ĂŒber eine halbe Millionen Euro fĂŒr Menschen aus der Ukraine gesammelt haben, konnten wir auch Ărzte ohne Grenzen tatkrĂ€ftig finanziell unterstĂŒtzen. Das ist wunderbar. Das Krankenhaus, deren Mitarbeitende und die vielen Helferinnen und Helfer in Sierra Leone leisten unglaubliche Arbeit vor Ort, sowohl medizinisch als auch humanitĂ€râ.
Zöllner entlarven BetrĂŒger
LĂRRACH, FREIBURG, OFFENBURG. Einen Schaden von insgesamt mehr als 4,5 Millionen Euro an den Sozialleistungs- und SozialversicherungstrĂ€gern deckten die 162 Zöllnerinnen und Zöllner des Hauptzollamts Lörrach (HZA) im vergangenen Jahr auf.
Rund 1100 UnternehmensprĂŒfungen und mehr als 10.300 Personenbefragungen lieferten Hinweise und Feststellungen, welche Anlass zu weiteren Ermittlungen gaben. Am Ende fĂŒhrten sie zu mehr als 2200 neuen Straf- und 840 Ordnungswidrigkeitenverfahren. Mehr als 2300 Straf- und 540 BuĂgeldverfahren konnten parallel abgeschlossen werden. Massive RegelverstöĂe fĂŒhrten zu insgesamt mehr als elf Jahren Freiheitsentzug und einer Gesamtsumme an Geldstrafen, Verwarnungs- und BuĂgeldern von jeweils mehr als einer halben Million Euro, heiĂt es in einer HZA-Pressemitteilung. Die BekĂ€mpfung organisierter Formen der Schwarzarbeit und illegaler BeschĂ€ftigung, auch in gemeinsamen Ermittlungsgruppen mit den Polizeien und Steuerfahndungen der LĂ€nder, bildet den Schwerpunkt der Arbeit des HZA. TĂ€ter in weit vernetzten Bandenstrukturen, die europaweit tĂ€tig sind, verursachen hohe Sozialversicherungs- und SteuerausfĂ€lle und stören den fairen Wettbewerb erheblich. bib
Quintett fĂŒr den Campus
mbpk gewinnt Wettbewerb fĂŒr Gemeinschaftsschule in Dietenbach
das mit groĂer SelbstverstĂ€ndlichkeit gelöstâ, sagte Haag am Abend der Bekanntgabe. Den zweiten Preis gewann das BĂŒro Sauerbruch Hutton aus Berlin, die Bronzemedaille gewannen Michel + Wolf Architekten aus Stuttgart.
FĂŒr RĂŒdiger Engel, Leiter der Projektgruppe Dietenbach, interpretiert der Siegerentwurf âdie stĂ€dtebaulichen Zielsetzungen fĂŒr den neuen Stadtteil Dietenbach in herausragender Weise und projiziert sie auf den Schulund Sportcampus. Hierdurch entstehen eine innovative Bildungslandschaft und ein qualitĂ€tsvoller Freiraum fĂŒr Sport und Freizeit.â
Das Freiburger ArchitekturbĂŒro mbpk hat zusammen mit RMP Stefan Lenzen Landschaftsarchitekten aus Bonn den Wettbewerb fĂŒr den Schulcampus im geplanten Stadtteil Dietenbach gewonnen. âDietenbach nimmt immer mehr Gestalt an. Mit diesem prĂ€gnanten, funktionalen und ökologischen Entwurf fĂŒr den Schul- und Sportcampus steigt die Vorfreude auf den neuen Stadtteilâ, sagte BaubĂŒrgermeister Martin Haag unlĂ€ngst bei der PrĂ€sentation.

Zwei Tage lang hatte eine hochkarĂ€tig besetzte Jury unter dem Vorsitz der Architektin JĂłrunn RagnarsdĂłttir aus Stuttgart die 17 EntwĂŒrfe bewertet. âMit der prĂ€zisen Setzung von fĂŒnf GebĂ€uden, die ĂŒber eine in Ost-West-Richtung verlaufende Magistrale verbunden sind, entstehen unterschiedliche Vorplatzsituationen, die einerseits eine gute Adressierung der einzelnen Schul- und SportgebĂ€ude und andererseits wohlproportionierte Vorzonen zu den Eingangsbereichen bietenâ, heiĂt es in der BegrĂŒndung der Jury.

Hoch in der Bewertungsmatrix standen die pĂ€dagogische FunktionalitĂ€t, die GestaltungsqualitĂ€t, die Holzbaubauweise und eine ansprechende Freiraumgestaltung der SchulflĂ€chen sowie des Sport- und Bewegungsparks. âDer ausgewĂ€hlte Entwurf fĂŒgt sich stĂ€dtebaulich harmonisch in das Umfeld ein. Mit gekonnt versetzten Baukörpern gelingt es, allseitig gut proportionierte FreirĂ€ume zu formulieren. Der Schulcampus als Auftakt fĂŒr die Bebauung entfaltet in seiner Höhenentwicklung eine unverwechselbare Silhouette, die aus der Ferne zur IdentitĂ€t des Ortes beitrĂ€gtâ, sagte RagnarsdĂłttir. SpektakulĂ€r unspektakulĂ€r könnte man den Entwurf auch bezeichnen. âJa, man hat gesehen, wie die anderen BĂŒros sich mit den vielfĂ€ltigen Aufgaben schwergetan haben, mbpk hat
Im Schulcampus sollen mal 1700 SchĂŒlerinnen und SchĂŒler lernen. Eine Mensa, ein Veranstaltungssaal mit BĂŒhne, zwei Sporthallen sowie ein Kinder- und Jugendtreff standen auch auf der Agenda fĂŒr die Planer. Die fĂŒnf GebĂ€ude haben eine BruttogeschossflĂ€che von rund 27.500 Quadratmetern. Der Campus wird mitsamt der FreiflĂ€chen â aus heutiger Sicht â bis zu 150 Millionen Euro kosten. So steht es in der Kalkulation des Stadtteils. Der Sport- und Bewegungspark soll nicht nur dem Schulsport dienen, sondern fĂŒr alle Menschen in Dietenbach und Rieselfeld zugĂ€nglich sein. Und auch dem Verein âSport vor Ortâ zur VerfĂŒgung stehen.
âFĂŒr die Wettbewerbsteilnehmer war eine groĂe Herausforderung, keinen klassischen Schulbau mit Klassenzimmern und Fluren entstehen zu lassenâ, so Ingrid GeiĂ, die Vize-Leiterin des Amtes fĂŒr Schule und Bildung. Die Offenheit stehe im Vordergrund, Flure und TreppenhĂ€user werden zu LernrĂ€umen und das Klassenzimmer habe ausgedient: âDer Siegerentwurf zeigt Wege auf, mit denen es möglich ist, Schule nicht nur pĂ€dagogisch, sondern auch baulich neu zu denken.â
Aufbauend auf den Siegerentwurf soll die Entwurfsplanung mit der Kostenberechnung Ende 2024 dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden. Der Baubeginn könnte dann 2026 sein. SpÀtestens 2029 soll zumindest ein erster Teil des
Alle EntwĂŒrfe: freiburg.de/dietenbach
Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

