KONTOVERS SCHULESSEN
KONTROVERS
A
b dem kommenden Schuljahr bekommen Kinder und Jugendliche in Freiburgs städtischen Kitas und Grundschulen nur noch vegetarisches Essen auf den Teller. Die Entscheidung des Gemeinderats wurde hochgekocht bis in die nationale Presse. In der chilli-Rubrik KONTROvers argumentieren Freiburger Entscheidungsträgerinnen für und wider.
»PREIS IM RAHMEN HALTEN« WARUM STADTRÄTIN VANESSA CARBONI (GRÜNE) EIN VEGETARISCHES MITTAGESSEN AN FREIBURGER KITAS UND GRUNDSCHULEN UNTERSTÜTZT
Foto: © Peter Herrmann
„Essen ist Genuss und man verbindet Erinnerungen daran: Omas Apfelstrudel duftet, die Pasta von Mama ist unverkennbar! Gefühle, Gerüche, Genuss, am besten noch qualitativ und ökologisch, viele Wünsche, die auch in der Gemeinschaftsverpflegung legitim sind. Mit dem neuen Modell für Freiburg decken wir vieles davon ab! Gemeinschaft: Bei einer Reduzierung auf eine Menülinie liegt die größte Schnitt-
„Einfacher, qualitativer, klimafreundlicher“: Vanessa Carboni
22 CHILLI NOVEMBER 2022
menge bei aller Vielfalt in der Stadt beim vegetarischen Essen. Das schließt niemanden aktiv aus und alle können gemeinsam zusammen essen. Gesünder: Studien zeigen, dass sich Kinder immer ungesünder ernähren. Sie essen zu viele Fleischprodukte und Zucker und zu wenig Gemüse und Obst. Das Argument, Kindern fehlten wichtige Nährstoffe ohne zusätzliches Fleisch in Kita und Schule, hinkt daher sowohl wissenschaftlich als auch faktisch: Denn es geht gerade einmal um fünf von circa 21 festen Mahlzeiten in der Woche. Hier sollten wir die Defizite der Kinder durch mehr Vitamine besser ausgleichen! Qualitativer: In Kitas und Schulen kam leider immer noch Billig-Fleisch aus Massentierhaltung auf die Teller. Durch ein vegetarisches Angebot schaffen wir es auch in Zeiten von Inflation, den Preis im Rahmen zu halten und zugleich in eine bessere Qualität zu investieren. Und wo sollte uns Qualität wichtiger sein als bei unseren Kindern? Ich bin daher sehr froh, dass wir nun im ersten Schritt den Bio-Anteil auf 30 Prozent erhöhen.
Klimafreundlicher: Die Klimakrise ist spürbarer denn je. Unsere Kinder wissen das, gehen für mehr Klimaschutz freitags auf die Straße und fordern zu Recht Veränderungen ein. Durch ein rein vegetarisches Angebot sparen wir eine Menge CO2. Kein Wunder, dass sich immer mehr Eltern und Kinder in Freiburg ein Mittagessen ohne Fleisch wünschen. Einfacher: Auch als Pädagogin befürworte ich die Umstellung auf eine Menülinie, denn es wird für alle einfacher. Für Eltern, da es keine wöchentlichen Vorbestellungen mehr gibt, sondern ein Abosystem – und damit keine Kinder, die ohne Essen dastehen, weil im üblichen Trubel die Bestellung mal vergessen wurde. Für Kitas, Schulen, Caterer und Stadtverwaltung, da bürokratischer Aufwand wegfällt. Der Anstieg der Kosten kann dadurch für alle im Rahmen gehalten werden. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten von Energiekrise und kommunalen Finanzlöchern. Ob Apfelstrudel oder Pasta – am Ende soll es Kindern schmecken. Gleichzeitig wird es nun einfacher, qualitativer und klima freundlicher – ein Win-Win für alle!“