5 minute read

Kein Ende in Sicht

Next Article
Proben in Modulen

Proben in Modulen

MARC & TILLMAN FROM ALONE TO 1000 PEOPLE (EP) Pop/Rock

Advertisement

3 Fragen An Katie Melua

Songs wie „Nine Million Bicycles“ haben Katie Melua berühmt gemacht. Vor ihrem Gig auf dem ZMF am 26. Juli hat chilli-Volontär Pascal Lienhard mit der britisch-georgischen Künstlerin telefoniert.

„Love & Money“ ist Ihr 9. Studioalbum in 20 Jahren. Wie schaffen Sie es, so produktiv zu bleiben? Ich liebe es einfach, Platten zu machen. Ich finde es auch nicht einschüchternd, unter Druck zu arbeiten. Ich mag die Tatsache, dass Leute Geld auf den Tisch legen, damit ich Alben aufnehmen kann. Natürlich bringt das auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Aber es ist einfach toll, mit meiner Kunst Geld zu verdienen. Ich werde so lange Musik machen, bis man mir sagt, dass ich aufhören soll.

Ihr Konzert auf dem ZMF wird Ihr viertes in Freiburg sein. Was verbinden Sie mit der Stadt?

Es ist eine so schöne und liebenswerte Stadt. In der Altstadt gibt es großartige Architektur. Ich fühle mich sehr geehrt, wieder hier spielen zu können.

Freiburg ist eine Fahrradstadt. Sie werden hier kaum auf „Nine Million Bicycles“ verzichten können. Sind Sie es manchmal leid, jeden Abend die älteren Songs zu spielen?

Nein, gar nicht. Songs wie „Nine Million Bicycles“ oder „The Closest Thing to Crazy“ werden nicht langweilig. Wir spielen auch nicht so viele Shows. Es ist so besonders und schön, Paare im Publikum zu sehen oder Menschen, die sich bei den Songs umarmen.

Ganzes Interview auf: chilli-freiburg.de

Gänsehaut und Easter Eggs

(pl). Es ist ihre Debüt-EP, musikalische Anfänger sind Marc Lehmann und Tillman Duft beileibe nicht. Kennengelernt hat sich das Duo beim Musikstudium in Freiburg. Auf „From Alone to 1000 People“ präsentieren die Künstler eine Mischung aus vielen Stilen, vor allem Rock und Pop. Die sechs Songs bleiben im Ohr, auch wenn sich etwas mehr Mut ausgezahlt hätte.

Mit „World is broken so am I“ geht’s düster los. Die Gesangsleistung von Lehmann ist top, im Refrain haut die verzerrte E-Gitarre von Duft rein. Obendrauf gibt’s ein Solo auf den sechs Saiten. In eine ähnlich melancholische Kerbe schlägt die Ballade „Alone in the Dark“, in der es um Einsamkeit geht. Live dürfte die Nummer zum Gänsehautmoment werden. „Savior“ kommt tanzbar daher, Lehmann hat in dem groovenden Stück Songtitel von Taylor Swift wie „Wildest Dreams“ oder „You need to calm down“ versteckt. „Dancing Love“, eine Solonummer von Duft, klingt dagegen eine Spur elektronischer.

Das Duo versteht sein musikalisches Handwerk. Jedoch wäre es spannender, wenn Marc & Tillman ab und an weniger massentauglich unterwegs wären – wie im orchestral angehauchten „Nightingales came by“, auf dem auch Gastmusiker zu hören sind. Potential hat das Duo in jedem Fall.

Globus-Groove

(tln). Die Band Malaka Hostel meldet sich mit dem dritten Album zurück. Die fünf Freiburger kommen aus dem Wagenburg-Milieu und sind vielgereiste Vagabunden. So finden sich in ihren Songs Einflüsse aus vielen Ecken der Welt. Global Umpa nennen sie den Blumenstrauß an Styles.

Bunt treiben es die Malakas um Sänger Viktor Myron Wagner auch auf „Gogo Vago“ (Los, los Faulpelz). Die Band setzt auf Tanzbares, mal zum Jubeln, mal zum Mitsingen, mal zum Nachdenken. Eine ekstatische Gitarre eröffnet den Ball in „Vagos Dream“. Gefolgt von einem wilden Mix aus Bläsern inklusive Mundharmonika und Drums. Was auch in einem Zirkuszelt funktionieren könnte, macht hier Lust zu tanzen.

In „Bon Voyage“ gibt’s einen französischen Chorus, in „Me Voy“ spanischen Gesang von Tatán, Frontmann der Freiburger Band El Flecha Negra. Das deutschsprachige „Sternentaucher“ liefert Ska-Elemente, „Phoenix“ kommt mit rockigerem Sound und arabischen Vocals einer Sängerin daher. Orientalisch klingt’s bei „Yai Gibi“.

Wer in 32 Minuten um den Globus grooven möchte, ist bei den Malakas richtig. Das Album ist eine Reise, die wenig roten Faden bietet, dafür umso mehr Überraschungsei-Momente. Live zu sehen gibt’s das am 19. Juli im Badische-Zeitung-Zelt des ZMF.

... zu Melanie Müller

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Retro-Vibe

(pl). Eine knallbunte Wand und ein typisches 60s-Outftit: Das Cover der Debüt-EP von Mieke zeigt, wo es hingeht. Vor allem die Beatles spielen auf „I'm With The Band“ eine große Rolle. Doch auch an Gesellschaftskritik spart die Freiburger Musikerin nicht.

Mieke ist nicht nur Sängerin, sondern spielt auch Klavier, Ukulele und Gitarre. Musikalisch wirft sie gerne einen Blick in den Rückspiegel. Das zeigen auf der aktuellen EP schon die Titel: Den Auftakt macht „1957“, Schlusspunkt ist „1963“. Kenner·innen wissen, was gemeint ist: 1957 lernten sich John Lennon und Paul McCartney kennen, 1963 erschien die erste LP der Pilzköpfe. Da ist es konsequent, dass die ersten Takte der Platte an ihren Hit „Get Back“ erinnern. Das atmosphärische „Somehow, Someday“ lässt dagegen an die psychedelische Phase der Beatles denken.

Ein Highlight ist das bluesige „Money Factory“. In den Lyrics rechnet Mieke mit Sexismus, Rassismus, Waffengewalt, Faschismus und Kapitalismus ab. Gegen Ende dockt die Musikerin musikalisch am Gospel an und präsentiert die Liebe als Antwort. Kann man kitschig finden, funktioniert musikalisch aber super. Auch wenn es an manchen Stellen am Wiedererkennungswert fehlt, ist Mieke mit „I'm With The Band“ eine kurzweilige Zeitreise gelungen.

Gegen die Angst

(tln). Mit zwei Singles hat sich die Ein-Mann-Band Wen Anders gerade vorgestellt. Hinter dem Indie-Projekt steckt der Freiburger Stefan Karl. Der Sänger, Gitarrist und Produzent mag es psychedelisch. Seine Musik sei „wie die dünnen Rauchschwaden einer Zigarette, die im Schein eines verhangenen Kronleuchters Gestalt annehmen“.

Mit „Nicht schlecht“ hat der Musiker mit Retro-Look einen vor sich hin wabernden Chill-Track geschraubt, der als verkappte Liebeserklärung an einen Mensch gelesen werden kann –oder an den Alkohol. „Bisschen angetrunken sind wir gar nicht mal so schlecht“, haucht er ins Mikro. Und erzählt von schwerelosem Sex. Dazu gibt’s verträumte Gitarrenriffs.

Die Rauchschwaden sind zu hören. Ein Glockenspiel sorgt für schimmernde Strahlen. Herrlich neben der Spur rieselt das durch die Kopfhörer.

Lässig kommt auch „Ich will mehr“ daher. Im Herbst soll eine EP folgen. Produziert ist das alles in Eigenregie im heimischen WG-Zimmer-Studio. Wen Anders möchte mit seiner Musik „Menschen die Angst nehmen“. Musik ist hier Therapie, die dem ehemaligen Musikpromoter aus Stuttgart geholfen hat, einer „Wand aus Depressionen und emotionaler Erschöpfung“ zu entkommen. Gerne mehr davon.

Den Namen Müller als urdeutsch zu bezeichnen, ist sicherlich nicht grundfalsch, wenn er nicht gar der Deutsche Name schlechthin ist. Neben Maier, Schmidt, Huber und Leutheusser-Schnarrenberger natürlich. Nun aber zu Melanie, Melanie Müller, ihres Zeichens Porno-Darstellerin, Reality-TV-Nudel und last but aber auch ziemlich worst Ballermann-Sängerin.

Wer kennt sie hoffentlich nicht, ihre Mallorca-Hits wie „Die Evolution ist in Gefahr – wir müssen poppen“, „Wir sind Mallorcageil“ oder auch „Beim Après-Ski vernasch i di“. Ihre Filmographie, allerdings unter dem schillernden Pseudonym Scarlet Young, liest sich ähnlich beeindruckend. Aber am spektakulärsten mutet ihre Nebenrolle in dem Deutschen Spielfilm „Der schwarze Nazi“ von 2016 an.

Im letzten Jahr hat es sich die Dame nicht nehmen lassen, bei einem Auftritt vor Artgenossen zuerst in das vom Publikum geblökte „Ost, Ost, Ostdeutschland“ miteinzustimmen und dann ein paar Mal mit dem rechten Arm einen draufzusetzen. Zicke zacke zicke zacke wäre schon seit Jahren ihr Schlachtruf und dazu hebe sie eben gerne den rechten Arm. Von der rechten Szene aber distanziere sie sich eindeutig. Alles klar, Frau Müller, warum haben sie’s nicht gleich gesagt. Wir müssen leider dranbleiben – alles was rechts ist.

Es grüßt Zicke zacke Mallorca-Kacke

Ralf Welteroth für Ihre GeschPo

This article is from: