chilli cultur.zeit

Page 1

Foto: © Alex Harvey-Brown

Heft Nr. 1/17 7. Jahrgang

Europa in Freiburg Pan.Optikum plant Riesenspektakel Auf dem Stühlinger Kirchplatz

Musik

Literatur

Kino

Freiburger Bands sammeln strittige Likes

Land fördert „Mapping Freiburg“

Die prägenden Jahre Des Karl Marx


kultur

Foto: © tbr

Malerei, die high macht Freiburgs etwas anderer Kunstort: Zu Besuch bei Frau Müller und ihrem Kabinett für auSSerordentliche Erfahrungen

I

von Tanja Bruckert

m Winter war es ruhig in der Fischerau 10. Keine Künstler, keine Malerei, keine Performances. Jetzt erwacht das bald ein Jahr alte „Fischmüllers Kabinett für außerordentliche Erfahrungen“ wieder aus dem Winterschlaf. Seit dem 6. Februar ist im Erdgeschoss eine Gruppenausstellung zum neuen Jahresmotto „Schönheit und Verzicht“ zu sehen. Gastgeberin ist Frau Müller, in deren Pass eigentlich Barbara Müller-Panesar steht. Viermal im Jahr lädt sie Künstler ein, bei ihr zu schlafen, essen, trinken und kreativ zu sein. Galerie? Atelier? Künstler-WG? Ein Kunstort, wie es ihn nur einmal gibt, behauptet sie. Man darf es unbesehen glauben: Denn auch so eine Frau Müller gibt es nur einmal.

52 chilli Cultur.zeit februar 2016

Weiße Wände, Holzbalken an der Decke, ein Fenster mit Blick auf den träge dahinfließenden Gewerbekanal. Auf den ersten Blick sieht der Raum in dem denkmalgeschützten Haus von 1460 wenig spektakulär aus. Doch das Schild am Eingang verrät: Hier sollen außerordentliche Erfahrungen gemacht werden. Damit der Raum allein dieses anspruchsvolle Versprechen nicht halten muss, gibt es noch die Frau Müller. Und die Künstler, die sie viermal im Jahr für eine Woche hierher einlädt. Eine Woche, in der gemalt, gezeichnet, gebaut, geschrieben und gewerkt werden darf. Erlaubt ist, was gefällt – oder auch nicht. Ob es sich verkaufen lässt, spielt dabei keine Rolle. „Ich bin keine Galeristin“, sagt die 53-Jährige. „Das


bildende Kunst Werke zum ersten Mal anschaue, macht mich das richtig high.“ Auf der Leinwand ist ein Mosaik greller Farben zu sehen, gedämpft durch eine dünne weiße Patina. „Für mich gehören Schönheit und Verzicht untrennbar zusammen“, erläutert die Kunstliebhaberin ihr Motto. Besonders fasziniere sie die ironische Brechung, die das Thema mit sich bringen kann, wie der Schach„Viele Menschen überschätzen sich spieler, der in seiner Konzentratiin ihrer Wichtigkeit“ on auf dieses Königsspiel der Intellektuellen nicht die Frau zückendste Ausdruck verleiht“, formuliert wahrnimmt, die sich vor ihm auszieht (sieMüller blumig. Den Kunstbetrieb nehme he Bild). „Leider verschwindet die Schönsie nicht ganz ernst, verrät sie mit einem heit in der Welt immer mehr. Zum Beispiel Augenzwinkern: „Viele Menschen über- in der Politik werden wir zunehmend von schätzen sich in ihrer Wichtigkeit. Das ist hässlichen Tyrannen umringt.“ der Grund für viel Elend.“ Sie selbst ist über Umwege zur Kunst gekommen, hat sich in der Landwirtschaft ausbilden lassen, Produktdesign studiert und ein Café geleitet, bevor sie sich der Malerei zugewandt hat. Mittlerweile möchte sie nichts Bleibendes mehr hinterlassen, ist lieber Gastgeberin und Ermöglicherin. „Es ist jedes Mal ein völliges Einlassen und Einfühlen auf den Künstler. Das ist wahnsinnig anstrengend, aber ich gewinne dabei auch so viel.“ Bevor die sogenannten „Aktionswochen“ starten, in denen je ein Künstler in das historische Hauses zieht, um hier Werke zu erschaffen, die im Anschluss ausgestellt werden, beginnt die gebürtige Oberfränkin das Jahr mit einer Gruppenausstellung. Sie soll das Jahresmotto einführen. Nach „Der „Wer sich treu bleibt, kann nicht alles haben“: Für Frau Müller (Bild links) gehören Anfang ist das Ende ist der Anfang ist das Schönheit und Verzicht zusammen. Foto: © Horst Sobotta Ende ist der Anfang ist das Ende ist der AnWo momentan die Werke gelagert werfang ist das Ende ist der Anfang“ im vergangenen Jahr ist das neue Motto „Schönheit den oder die Künstler übernachten, will und Verzicht“. Elf Künstler aus Freiburg Müller demnächst einen Museumsshop und Karlsruhe hat Frau Müller gebeten, das aufbauen. Nachdem sie bisher nur invesThema auf ihre eigene Weise umzusetzen. tiert habe, werde es Zeit, nun auch Geld zu Vom Ergebnis lässt sie sich überraschen: verdienen. „Ich musste ja erst mal schauen, Info „Ich habe ihnen gesagt, ich will’s vorher wie es anläuft“, sagt Müller. Nach einem knappen Jahr fällt ihr Fazit positiv aus: „Ich Schönheit und Verzicht nicht sehen.“ In der Woche vor der Vernissage sammeln bin ganz überrascht, wie viele Leute immer 6. Februar bis 17. März sich die ersten Stücke hinter dem Ausstel- kommen.“ Diese Leute sollen bald nicht Finissage: 19. März, 19 Uhr lungsraum. Müller streicht andächtig über nur die Ausstellungen bewundern dürfen, Öffnungszeiten: Mo. – Fr. einen lebensgroßen Sarg, der mit schwarzen sondern sich auch mit Katalogen, Postkar- 16 – 18 Uhr Damenbinden beklebt ist – ein Werk der ten, Miniaturen, witzigen Sachen oder Freiburger Künstlerin Nicole Mittas, die das schönem Trödel versorgen können. „Was Erster Fischmüller-Gast 2017: Ausstellungsstück noch mit einer Au- ich verkaufe, soll natürlich etwas mit Kunst Die Berliner Performancedio-Performance ergänzen wird. „Bisher zu tun haben“, sagt Müller. „Aber mein Künstlerin Mahela Rostek finde ich alle Arbeiten wahnsinnig toll“, Kunstbegriff ist sehr weit.“ Und wenn der 27., 28. und 29. April freut sich Müller und wickelt mit vorsichti- Shop läuft, dann klappt es bestimmt endgen Bewegungen eine Leinwand aus dem lich mit Müllers großem Wunsch – einem schützenden Leintuch. „Wenn ich mir die goldenen Rolls Royce. hier ist eine Art Schutzraum, in dem sich Künstler ausprobieren dürfen.“ Scheitern sei ausdrücklich erlaubt – bisher aber noch nicht vorgekommen. Allzu wichtig sollten sich die geladenen Künstler nicht nehmen. Schließlich sei ihr Kabinett ein Ort, der „der Bedeutungslosigkeit der menschlichen Existenz auf das Ent-

februar 2016 chilli Cultur.zeit 53


groSSinszenierung

Straßentheater XXL Freiburger Aktionstheater Pan.Optikum bringt internationales Megaspektakel auf die Bühne Foto: © Costin Chesnoiu

E

von Tanja Bruckert

Theaterparcours durch den Astra-Park mit Tanz im Brunnen und Rap-Finale in den Bäumen (Bild oben): Sibiu war eine von acht Stationen in Europa, die Impulse für die neue Großinszenierung geben sollen.

in Zwei-Millionen-Euro-Budget, 5000 Premieren-Zuschauer, meterhohe Bühnenobjekte, Schauspieler aus acht europäischen Ländern – eine der größten Straßentheaterproduktionen Freiburgs steht in den Startlöchern: Ende Juli verwandelt das Aktionstheater Pan.Optikum den Stühlinger Kirchplatz in eine riesige Bühne. Wer nicht mehr so lange warten möchte: Einen Vorgeschmack auf das internationale Projekt „Power of Diversity“ gibt es bereits am 25. und 26. Februar im Theater Freiburg.

Inszenierungen mit jungen Menschen erarbeitet – nicht mit Profischauspielern, sondern Flüchtlingen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Freiburg ist die letzte Station: Junge Menschen aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran proben hier seit Oktober das Stück „Hochwasserzukunft“. Das Thema

Ein Stück über den Klimawandel im norwegischen Kirkenes, ein Theaterparcours durch einen Park im rumänischen Sibiu, eine Performance über Lebensträume auf einem Friedhof in Görlitz – mehr als ein Jahr lang ist das Freiburger Straßentheater Pan.Optikum für sein Europa-Projekt durch Europa getourt. In jeder der sieben Partnerstädte vom britischen Folkestone bis Las Palmas de Gran Canaria haben die Theatermacher

dürfte den meisten von ihnen nicht fremd sein: Deutsche und ehemalige Migranten treffen sich, um über ihre Zukunft zu sprechen und zu überlegen, wie es ihnen wohl in 20 Jahren gehen wird. Die Ideen und Erfahrungen all dieser lokalen Inszenierungen werden dann in das Megaspektakel einfließen, das auf dem Stühlinger Kirchplatz seine Premiere feiern soll. Mitte Juni reisen dafür je zwei bis drei Jugendliche aus den ver-

54 chilli Cultur.zeit februar 2017

Junge Flüchtlinge statt Profischauspieler


Foto: © Soeren Damving

Theater

Für ein vielgestaltiges Europa: Mit ausdrucksstarken Inszenierungen regt Pan.Optikum interkulturelle Dialoge an.

schiedenen Ländern nach Freiburg. Sie alle werden auch ihre Sicht auf Europa in das Projekt einfließen lassen. „Es war interessant zu sehen, wie junge Menschen aus verschiedenen Ländern Europa sehen“, sagt Projektleiter Matthias Rettner. So seien viele junge Briten der Meinung, der Brexit würde ihnen die Zukunft verpfuschen, während sich Jugendliche in Polen von der EU enttäuscht zeigten. Doch trotz verschiedener Sichten, die Grundaussage des Projekts ist klar: „Wir sind für ein vielgestaltiges Europa“, so Rettner, „denn wenn man gemeinsam etwas auf die Beine stellt, wird das auf jeden Fall besser, als wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht.“ Bei der Europäischen Union kommt das gut an: Als einziges Theaterprojekt Deutschlands hat „Power of Diversity“ 2015 eine EU-Förderung erhalten – über rund eine Million Euro. Im Oktober hat Rettner das Projekt dann nochmals in Brüssel vorgestellt, als „best practice“-Beispiel in der Sparte interkultureller Dialog und soziale Inklusion. Auch zur Premiere in Freiburg – an die sich eine zweimonatige Tour durch Europa anschließt – werden Vertreter der EU-Kommission erwartet. „Für die Kommission ist es ein Vorzeigeprojekt“, freut sich Rettner. Ein Grund dafür ist auch, dass das Pan.Optikum bei seinen groß angelegten Inszenierungen eine Ausdruckssprache wählt, die auch ein junges und bildungsfernes Publikum anspricht: Hip-Hop. „Mit Rap und Breakdance erreicht man auch Menschen, die normalerweise nicht ins Theater gehen“, so der 53-Jährige. So bleibe sich das Straßentheater selbst bei einer Aufführung in den gediegenen Hallen des Stadttheaters treu: „Wir machen Inszenierungen für jeden.“

Info Hochwasserzukunft 25. und 26. Februar, 20/18 Uhr, Theater Freiburg, Kleines Haus Power of Diversity – the Crossing Lines 28. und 29. Juli, Stühlinger Kirchplatz www.power-of-diversity.eu februar 2017 chilli Cultur.zeit 55


Screenshot: © Matthias Kappeler (Ansich GmbH) und Romy Strasser

Musik

Jagd nach dem Daumen „Freiburg auf die Karte“ soll bands pushen Doch Facebook-Likes sind nicht alles

L

von Till Neumann

Daumen hoch: Mit einem animierten Video vom Münster (oben) hat die Band „Otto Normal“ aufgerufen, Künstlerseiten auf Facebook zu liken. Doch was die Klicks wirklich bringen, ist umstritten.

ike-Buttons prasseln aufs Münster. Smileys und Herzchen dazu. Ein animiertes Video mit der Szene ist zuletzt durchs Netz gerauscht. Die Band „Otto Normal“ hat damit einen digitalen Flashmob gestartet. Das Ziel der Aktion „Freiburg auf die Karte“: Fans sollen Seiten ihrer Lieblingsbands liken und auch Freunde dazu aufrufen. Denn Likes „sind relevant für Agenturen, Labels und Konzertveranstalter“, schreiben Otto Normal. Doch die Szene ist geteilter Meinung.

„Likes sind ein bisschen wieFoto: Geld“, sagt © Nachweis der Rapper. Logischerweise kämen zu einem Konzert mehr Zuschauer, wenn die Band 50.000 Follower hat statt 50. Doch Pete sagt auch: Likes sind Indikator für Reichweite, nicht aber für Qualität. Und die sei letzten Endes entscheidend. Die Zahl der Likes ist in der Tat eine heikle Sache. Schließlich können Follower gekauft werden. 1000 internationale Facebookfans gibt es auf likeskaufen.eu für 20 Euro. 1000 deutsche Fans kosten 60 Euro. „Wir raten unseren Kunden davon ab, Likes zu kaufen“, sagt Andreas Henke,

Sind Likes wirklich relevant? Ja, sagt Otto-Normal-Frontmann Pete alias Peter Stöcklin dem chilli: 1000 internationale Facebookfans „Vor zwei, drei Jahren hat uns ein Veranstalter mal eine Gage kosten gerade mal 20 Euro. von 1500 Euro verweigert, weil wir zu wenig Likes hatten.“ Die Band hatte Chef der Freiburger Online-Marketing-­ damals rund 1500 Facebook-Follower. Agentur ClickLift. Es sei unwahrscheinPete ärgert die Absage: „Unabhängig von lich, so echte Fans zu gewinnen. Gekaufte den Likes – einen Techniker braucht man Supporter würden Posts weder liken noch trotzdem. Und einen Bus. Und Benzin.“ kommentieren. Und das sei der Schlüssel: Dennoch kann er verstehen, dass Veran- „Ein Share oder Kommentar bringen eistalter darauf schauen. Er würde es ge- nem Post enorm viel Sichtbarkeit“, sagt der 38-Jährige. nauso machen.

56 chilli Cultur.zeit Februar februar 2017 2016


kapitelkopf facebook Auch Michael Musiol vom Jazzhaus genießt Facebook-Zahlen mit Vorsicht. „Eine Jazzformation kann auch mal 250 Leute anlocken, obwohl sie gar keine Facebook-Seite hat“, sagt der Jazzhaus-Chef. Bekomme er eine unbekannte Band auf den Tisch, nutze er mehrere Wege, um sich zu informieren: zum Beispiel Tourdaten, das Amazon-Verkaufsranking, Tipps von Kollegen – und Social Media. Auch beim ZMF-Booking fürs Actionprogramm ist Facebook nur ein Indikator von mehreren: „Ich schaue bei Bands auch nach Likes. Am wichtigsten ist aber die Musik“, sagt Brigitte Schömmel vom ZMFTeam. Habe eine Band sehr viele Likes, sei das interessant, sind es wenige, würden andere Faktoren relevant. Foto: © tln

Henke rät, Beiträge auch mal kostenpflichtig zu bewerben. Seine Faustregel: Lieber mehrmals kleine Summen investieren als einmal eine große. So erreiche man mehr Menschen und könne verschiedene Formate ausprobieren. Zum Beispiel bei der Zielgruppe: Geschlecht, Alter, Standort und Interessen der zu erreichenden Personen können bei bezahlten Beiträgen definiert werden. Auch das Timing der Veröffentlichung sei entscheidend, sagt Henke. Bei einem Kunden sei zuletzt überraschenderweise Montagmorgen ein guter Zeitpunkt gewesen – es ging um Fitnessübungen. Der Profi empfiehlt zudem, eine Handlungsaufforderung in den Post einzubauen. Zum Beispiel: Liket doch mal die Seite! Oder: Schaut auf unsere Homepage! Er rät auch, Freunde zu bitten, wichtige Posts zu kommentieren, um sie zu pushen. Wer guten Inhalt habe, könne ruhig mehrfach am Tag posten. Wie wenig aussagekräftig Likes sind, zeigt die Freiburger Funkband Fatcat. Nur rund 3000 Facebook-Likes hat die derzeit vielleicht angesagteste Band der Stadt, die auch überregional Furore macht. Bei „Freiburg Stimmt Ein“ kamen im Sommer 2000 Menschen zum Konzert im Eschholzpark. „Ich glaube nicht, dass der Erfolg einer Band an Klicks festzumachen ist“, sagt Fatcat-Manager Björn Jakob. Doch sieht auch er, dass viele Veranstalter darauf schauen. Gagen würden sich jedoch nicht an Likes orientieren. Entscheidend seien Tonträger, Konzerte und Videos. Gerade im Profibereich spielten Likes keine große Rolle, so Jakob. Unterschätzen sollte man die Daumen dennoch nicht, findet Joshua Büchler, Rapper der aufstrebenden HipHop-Formation Endlessstory mit rund 500 Facebook-Followern: „Wer Likes hat, wird von Veranstaltern ernst genommen. Durch was anderes geht das nicht mehr, speziell als Rapper.“ Der Band selbst sei die Zahl ziemlich egal. Etwa eine Stunde pro Woche investieren Endlessstory in ihre Social-Media-Kanäle. Wer etablierte Bands bucht, schaut nicht auf Likes, sagt Christoph Römmler von KaroEvents: „Das ist völlig Wurst, man kennt die Stars ja.“ Im lokalen Bereich mache es aber Sinn, sich um Follower zu bemühen. Doch: „Die Wahrheit liegt auf der Bühne“, betont Römmler. Für die Wahl lokaler Bands als Voracts seiner Stars habe er den Kollegen Alexander Hässler, der die Freiburger Szene bestens kenne.

Die Bands dürften so etwas gerne hören. Eine Gruppe, die Likes kauft, hat die Redaktion nicht gefunden. Die Facebook-Follower der Freiburger Künstler sind jedoch auch recht überschaubar. Ihnen deswegen die Gage zu verweigern, ist für ClickLift-Chef Henke „eine Frechheit“. Mit wenig Geld könne man schließlich viele Likes bekommen. Freiburg soll „auf die Karte“, wie Peter Stöcklin sagt – als Referenz zum Beginner-Track „Ahnma“, in dem Gzuz rappt: Wir packen Hamburg wieder auf die Karte. Das wünscht Pete sich auch für Freiburg, das bisher bundesweit eben nicht auf dem Radar sei. „Das Tor zu Deutschland ist in Freiburg eine Mauseklappe“, findet er. Seine Band hat 6400 Facebookfans. Für Freiburger Verhältnisse ein Spitzenwert. Für Rapstars wenig. Die Beginner haben mehr als 200.000.

Engagiert: Rapper Pete wurde schon mal eine eine Gage verweigert – wegen fehlender Facebook-Likes. Jetzt will er mit seiner Band Freiburger Künstler pushen.

februar Februar 2016 2017 chilli Cultur.zeit 57


e n g a a n r F ... 4

Django 3000

Chinese Man Records

südpolrecords

Shikantaza

Im sturm

Foto: © Richard Trojan

... Blackslash

Chinese Man

„Mega geil“

Meditation zum Mitnicken

Ernste Töne

Der Musikcontest Fürstenberg Lokal Derby geht in Runde drei. Bis zum 17. März können sich Bands anmelden. Der Gewinner bekommt 3000 Euro und einen ZMF-Auftritt. 2016 hat die Heavy-Metal-Band Blackslash gewonnen. Bassist Alec Trojan (25/ Foto links) erzählt im Interview mit chilli-­ Redakteur Till Neumann vom Überraschungssieg.

(Christina Miklusch). Shikantaza heißt das neue Album des DJ-Kollektivs Chinese Man. Die drei Franzosen mit den schleierhaften Pseudonymen High Ku, Sly Dee und Zé Mateo entführen mit ihrer neuen Platte in atmosphärische Klangwelten voller elektronischer Experimente, durchdringender Downtempo-Beats und feinstem Old-School-Hip-Hop. Bereits der gleichnamige Starter ist ein wildes Stilspektakel: Afrikanisch-orientalische Stammesgesänge treffen auf Elektro-, Dub- und Reggae-Elemente sowie die altbekannten Low-Fidelity-Effekte, die für das Vinyl-Label „Chinese Man Records“ fast schon unabdingbar sind. Das alles soll den Hörer in eine Trance der Selbstfindung und Wahrnehmung versetzen. Shikantaza ist ein Begriff aus der buddhistischen Zen-Schule und bedeutet wörtlich: nothing but precisely sitting. Er beschreibt die Haltung während der Zazen, der Meditation im Sitzen. Wobei man bei Songs wie den flowlastigen Features „The New Crown“ oder „What You Need“ den Kopf so ganz und gar nicht stillhalten kann. Die orientalischen Einflüsse, die sich durch das gesamte Album ziehen, haben die drei DJs bei einer Indienreise gesammelt. Auf der Suche nach Erleuchtung entstanden 16 Tracks, ausgefeilt bis ins letzte Detail. Im Sitzen hören muss man sie nicht. Meditativ sind sie aber in jedem Fall.

(Tanja Bruckert). Die Geige streicht wehmütig, das Klavier schlägt leise Töne an, die Djangos singen in Molltönen von der Vergänglichkeit der Zeit – sind das tatsächlich noch die wuiden Buam, die bayerische Heimatklänge mit treibenden Balkan-Rhythmen verschmelzen? Sie sind es. Doch in ihre Gipsy Disco haben sich auf dem neuen Album auch ein paar ernste, melancholische Töne eingeschlichen. Los geht es wie gewohnt mit einem furiosen Spektakel: Bei „Im Sturm“ fühlt sich der Zuhörer dank hektisch fiedelnder Geige und rasenden Polkabeats – Django 3000 setzen auf dem neuen Album erstmals auch auf Synthesizer – tatsächlich mitten in einen Wirbelsturm versetzt. Seinen Höhepunkt erreicht der Song allerdings im Auge des Sturms, als die flirrende Geige einige Sekunden zugunsten vorsichtig gezupfter Gitarrenakkorde aussetzt, nur um dann mit voller Kraft nochmals zuzuschlagen. Auch das restliche Album profitiert von den ernsten Tönen. So geht es um das Weitermachen in schwierigen Situationen oder um kompromisslose Neuanfänge. Die Chiemgauer sind merklich gereift, doch das Partymachen haben sie nicht verlernt: Als richtige Ballade geht eigentlich nur das melancholische „Zeit“ durch, alle anderen Songs sind trotz gedrosseltem Tempo noch wunderbar partytauglich.

Alec, wie war der Vorentscheid in Freiburg? Wir haben im Crash mit einem Verstärker gespielt, der für Rock/Pop ausgelegt war. Unser Sound hat sich richtig scheiße angehört. Dem Publikum hat’s offenbar trotzdem gefallen. So kamen wir ins Finale in Donaueschingen. Da habt ihr vor 2500 Leuten auf dem Brauereigelände gespielt. Nervös gewesen? Das war bis dahin unser größter Auftritt. Den haben wir ausführlich geplant. Da ist man schon nervös. Aber auf der Bühne ist das total egal. Insgeheim dachten wir, dass die Jury nicht uns wählt, weil wir ja selbst aus Donaueschingen sind. Hat aber geklappt. Ein Karrieresprung für euch? Das hat uns auf jeden Fall gepusht. Die 3000 Euro haben wir in Studioaufnahmen fürs Album investiert. Und der ZMF-Auftritt war mega geil. Mittlerweile spielen wir auch auf anderen Bühnen, die so groß sind wie beim Lokal Derby. Was war das Beste am Derby? Hmm. Das war insgesamt der coolste Contest, den wir bisher gespielt haben. Die Orga war einfach top. Das Schönste war mit dem Riesenpokal durch die Menge zu laufen. Das Ding haben wir immer wieder mit Bier gefüllt. Anmeldung auf: lokalderby.fuerstenberg.de 58 chilli Cultur.zeit Februar 2017


Tarantino Beatz

True Punch

Gratis-Download

Eigenvertrieb

Metronom (Mixtape)

Volume 1

Der Sounddreck ... ... zu den Amigos – reloaded

Headline Das Grauen hat einen Namen und es kehrt zurück: Die Intensivtäter Bernd und Karl-Heinz Ulrich, Brüder im Geiste und auch biologisch von den gleichen bemitleidenswerten Eltern, auch noch schlechter bekannt als „Die Amigos“, was so wenig wie „ Los Freunde“ bedeutet, betreten just im März wieder Freiburger Boden, um im Konzerthaus eine ihrer gefürchteten weißen Schlagermessen zu feiern. Andere Staaten haben die Atombombe, Deutschland hat Die Amigos und das nun schon seit 50 (in Worten: Fuckingfünfzig) Jahren.

Freiburger Ghetto

Kalter Kinnhaken

(Till Neumann). Ein richtig hartes Pflaster ist dieses Freiburg. Wer’s nicht glaubt, kann sich auf dem Mixtape des Freiburger Produzenten Tarantino Beatz davon überzeugen. 13 Tracks mit lokalen Rappern sind auf „Metronom“, das es zum kostenlosen Download gibt. Jugendfrei geht’s da selten zu. Die meisten der düster-drückenden Tracks sind Battle- und Straßenrap. Und zeigen finstere Seiten Freiburgs: „Meine Stadt ist ein Sumpf des Verbrechens, verstummt ist das Lächeln“ rappen Chuco & Kilo in „Wenn die Sonne untergeht“ zu einem traurigen Piano-Beat. Von 1000 Verbrechen und Drogendealerei ist die Rede – in der statistisch kriminellsten Stadt des Landes gar nicht mal so abwegig. Die Beats sind sauber produziert, die Rapper verstehen ihr Handwerk. Dicke Sprüche und grimmige Ansagen sind Geschmackssache. Und nichts, was man zum ersten Mal hört. Technisch und textlich sticht Cossu heraus, der bekannteste Rapper des Tapes. In „Dämon“ erzählt er von Schattenseiten seiner Gedankenwelt. Seiten, die er sonst seltener zeigen kann: Er tritt im Vorprogramm des Komikers Bülent Ceylan auf. Witzig kommt das Tape nicht daher. Eher grimmig, vereinzelt auch mal nachdenklich wie in „Sanduhr“ mit CNTXT. Einen guter Einblick in die (Straßen-)Rap-Szene der Stadt ist die Platte allemal.

(Till Neumann). Lust, mal wieder richtig Dampf abzulassen? Die Freiburger Band True Punch hat die perfekte Platte dafür geliefert: laut, rotzig, radikal. So lässt sich die EP „Volume 1“ kurz zusammenfassen. Die fünf Männer haben nicht nur eine geballte Faust als Logo, sie machen auch Tracks wie ein kalter Kinnhaken. Zum Nebenbeihören ist das nichts. Eine Alarmsirene kündigt den Opener „Blow“ an. Dann lassen Stromgitarre, Drums und Bass die Fetzen fliegen. Dazu scratcht DJ Bruno Gregoletto ein grimmiges „hahaaa“. Sänger Brian O-Leary gibt dem Song in Rap-Manier die Sporen. Der Mann mit irischen Wurzeln rattert kratzig-kreischend über den Beat. Wer vor lauter Headbangen schon beim Refrain keine Puste mehr hat, kann trotzdem mitsingen: „Blow“ heißt es da einfach nur. Den Rest übernehmen die Musiker. Die Puncher erinnern mit ihren gitarrenlastigen Brechstangensounds an Limp Bizkit. Das Gaspedal drücken sie am liebsten durch: „Carcrash“ heißt der zweite Song. Aufprallen ist halt cooler als bremsen. Die EP ist aber nicht nur brachial: In „Free“ quietscht eine Ente, in „Irish Stew“ plätschert der Regen, bis der Blitz einschlägt. In „Noize“ setzt eine Sitar den sanften Gegenpart zur kreischenden Gitarre. True Punch spielen am 4. März in der Mensa Rempartstraße.

Wäre das nicht alles schon beunruhigend genug, penetrieren sie die Menschheit nun auch noch mit einem neuen Album, welches „Wie ein Feuerwerk“ betitelt ist, und brennen damit alles nieder, was sich ihnen im Namen des guten Geschmacks in den Weg zu stellen versucht. Obwohl die „Musik“ eher nach Wasser in den Beinen und Haarausfall im Endstadium klingt. Textlich bewegt man sich auf einem Niveau tief unter Normalnull, die drei einzigen verwendeten Nomen sind Sehnsucht, Liebe und, genau, Feuer. Es lodert an allen Ecken und Enden, das Ganze ist mit einem Rhythmus versehen, der nicht ins Blut, sondern direkt in den Darm geht, wo ein monumentales Rektal-Feuerwerk abgebrannt wird. Die Gebrüder kennen keine Verwandten, meinen es verdammt ernst und sind zu allem fähig. Wir sind schon seit Jahren hinter ihnen her, kommen aber nicht wirklich ran. Jemand ganz, ganz oben scheint seine schützende Hand über sie zu halten, am Ende ist es noch das Volk! Volksmusik – da müssten auch wir eigentlich die Waffen strecken. Nein, tun wir natürlich nicht. Es ist zwar verdammt schwer, die GeschPo gegen fast alle, aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben. In diesem Sinne, Feuer frei!

Für die zwei Amigos von der Geschmackspolizei Ralf Welteroth


kino

Entscheidende Jahre Zwei Revolutionäre entwickeln Neue Visionen von einer Menschlichen Gemeinschaft

Der junge Karl Marx Frankreich/Deutschland/ Belgien 2016 Regie: Raoul Peck Mit: August Diehl, Stefan Konarske, Vicky Krieps u. a. Verleih: Neue Visionen Laufzeit: 118 Minuten Start: 2.3.2017

E

s sind nur vier Jahre aus dem Leben von Karl Marx, auf die sich Raoul Peck in seinem Film konzentriert. Doch für seinen Lebensweg sind es wohl die wichtigsten Jahre. Nicht nur, weil er zwischen 1844 und 1848 zweifacher Vater wird. Sondern auch, weil seine gesellschaftspolitischen Ideen in dieser Zeit eine endgültige Richtung finden, er zusammen mit Friedrich Engels eine neue Weltanschauung begründet. Als sich die beiden jungen Männer 1844 in Paris begegnen, ahnen sie das freilich noch nicht. Ja, sie ahnen nicht einmal, dass sie zusammenarbeiten, zu Freunden werden, gemeinsam eine Gesellschaftstheorie erarbeiten würden. Eine Theorie, die in den nächsten Jahrzehnten immer mehr Menschen davon überzeugen sollte, dass die Welt zu verändern und die alte Gesellschaft zu überwinden sei – über Revolutionen, nicht nur über Reformen. Zumindest legt der Film nahe, dass Marx, der mit seiner Familie eher schlecht als recht von seiner Arbeit als politischer Redakteur lebt, dem von materiellen Sor­ gen freien Fabrikantensohn Engels zunächst einmal skeptisch gegenübersteht. Zwar hat der 24-jährige Engels genau wie er, der zwei Jahre ältere, schon einige polit-ökonomische Schriften verfasst und darin eine ähnliche revolutionäre Linie entwickelt wie er selbst. Doch angesichts Engels’ Zugehörigkeit zur Bourgeoisie

hegt er Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit. Andererseits ist Marx so begeistert von Engels’ Studie „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“, dass sie schließlich doch zusammenfinden. Sie werden zu unzertrennlichen Wegund Kampfgefährten, die sich in ihren Theorien ergänzen – und sich in der Auseinandersetzung mit anderen revolutionären Theoretikern gegenseitig unterstützen. Und auch darüber hinaus: Der wohlhabende Engels hilft dem notorisch geldknappen Familienvater Marx so manches Mal aus der Bredouille. Etwa in Brüssel, wohin er den Marxens nach deren Ausweisung aus Frankreich 1845 folgt. Oder auf einer gemeinsamen Reise durch England, wo sie den fortschreitenden Kapitalismus studieren und Kontakt zu dem frühsozialistischen Zusammenschluss „Bund der Gerechten“ aufnehmen. Aus diesem wird später unter ihrem Einfluss der „Bund der Kommunisten“, in dessen Auftrag sie zusammen mit Jenny Marx 1848 das „Manifest der Kommunistischen Partei“ verfassen – eine neue Vision menschlicher Gemeinschaft. An dieser Stelle endet der Film. Die Wirkung der beiden Theoretiker bleibt – und gewinnt nach Auffassung von Regisseur Raoul Peck heute wieder an Bedeutung. Was im Abspann deutlich wird, wenn rasch wechselnde Bilder zu Bob Dylans „Like a Rolling Stone“ eine Welt dokumentieren, die nach Veränderung schreit. Bücherverlosung zum Kinostart auf Seite 41

60 chilli Cultur.zeit februar 2017

Fotos: © Kris Dewitte & Frédéric Batier, Neue Visionen

von Erika Weisser


DER Eid

Foto: © Alamode

Island 2016 Regie: Baltasar Kormakur Mit: Baltasar Kormakur, Hera Hilmar u.a. Verleih: Alamode Laufzeit: 110 Minuten Start: 9.2.2017

Elle

Foto: © MFA Film

Frankreich 2016 Regie: Paul Verhoeven Mit: Isabelle Huppert, Laurent Lafitte u.a. Verleih: MFA Film Laufzeit: 130 Minuten Start: 16.2.2017

Lion – der lange Weg nach Hause

Foto: © MFA Film

Australien 2016 Regie: Garth Davis Mit: Dev Patel, Sunny Pawar u.a. Verleih: MFA Film Laufzeit: 118 Minuten Start: 23.2.2017

Zerstörerische Vaterliebe

Ohne Rettungsschirm

Im falschen Zug

(ewei). Finnur hat es zu etwas gebracht in seinem Leben: Er ist erfolgreicher und von den Kollegen geschätzter Herzchirurg in einem Krankenhaus in Reykjavik, lebt in offenbar glücklicher Ehe mit seiner zweiten, ein wenig unscheinbaren jungen Frau Solveig und der kleinen Tochter Hrefna in einem großzügigen, ziemlich modernistischen Bungalow in einem schicken Vorort. Seine erste Frau ist in die USA gezogen, die gemeinsame volljährige Tochter Anna hat in einem weniger noblen Stadtteil Reykjaviks eine kleine Wohnung; sie ist Studentin, will ihr Leben selbst gestalten. Sie hat indessen einen Freund, Ottir, der Finnur nicht so recht gefällt: Er ist viel älter als sie, geht keiner regelmäßigen Tätigkeit nach und hat sie offenbar derart tief in die Party- und Drogenszene gezogen, dass sie ihr Studium vernachlässigt. Der besorgte Vater will Anna vor Ottir „retten“ – es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen, die schließlich in blinder Zerstörungswut enden.

(ewei). Zunächst ist die Tat nur zu hören. Sichtbar wird sie erst, als Michèle allein auf dem Fußboden ihrer Erdgeschoss-Wohnung liegt. Inmitten von zerbrochenem Geschirr, verletzt, vergewaltigt, kraftlos. Doch bald zwingt sie sich zum Aufstehen, kehrt die Scherben zusammen, nimmt ein Bad. Sie ist aufgewühlt, schockiert – man spürt es. Dennoch wirkt sie seltsam indifferent, so, als könne sie nur durch routinierte Gleichgültigkeit Körper und Seele zusammenhalten. In diesem Zustand geht sie am nächsten Tag auch zur Arbeit – sie ist Geschäftsführerin eines Softwareunternehmens, das unbekannte Gamer mit brutalen männlichen Sexfantasien bedient. Dort erwähnt sie zwar die Vergewaltigung, doch nur nebenbei. Und obwohl sie auf dem Heimweg Pfefferspray kauft, hat man nicht den Ein­druck eines Zusammenbruchs. Doch er findet statt – und Michèle ist ihm ohne Rettungsschirm ausgeliefert. Isabelle Huppert glänzt in der Rolle der Michèle – und wurde für einen Oscar 2017 nominiert.

(ewei). Saroo ist fünf Jahre alt, als er am Bahnhof seines indischen Heimatdorfs in einen Zug steigt, um sich auszuruhen – und Stunden später in der endlos weit entfernten Stadt Kalkutta aufwacht. Allein, ohne Geld, ohne sich verständigen zu können und ohne den Namen seines Dorfes zu kennen, landet er in einem Waisenhaus – und wird später von einem australischen Ehepaar adoptiert. 20 Jahre später brechen plötzlich fragmentarische Erinnerungen an seine frühe Kindheit bei der Mutter und dem älteren Bruder über Saroo herein – er wird regelrecht heimgesucht von dem Wunsch, seine Familie wiederzufinden. Mit Hilfe seiner inzwischen erworbenen Kenntnisse über die geo-­ linguistischen Verhältnisse in Indien kann er sein Dorf ungefähr verorten; von der Abgleichung seiner erinnerten Bilder mit den Satellitenbildern von Google Earth erhofft er sich konkrete Anhaltspunkte. Sehr berührend, dabei erfreulich klischeefrei – sechs Nominierungen für den Oscar 2017.


kino Loving

Foto: © Black Dog e.V.

voll von der Rolle

Die Gabe zu Heilen

Junge Flüchtlinge an der Kamera: Träume und Hoffnungen werden festgehalten

Heimat und Hoffnung (ewei). Die 67. Berlinale ist eröffnet. Knapp 400 Filme sind zehn lange Tage lang dort zu sehen; davon gehen 18 ins Rennen um den Goldenen Bären. Unter ihnen ist der Eröffnungsfilm der Festspiele: Etienne Comars „Django“. Er zeichnet darin ein düsteres Kapitel im Leben des legendären französischen Jazzmusikers D ­ jango Reinhardt: Als Angehöriger der von den Nazis verfolgten Sinti sah er sich im Jahr 1943 zur Flucht aus dem von deutschen Truppen besetzten Paris gezwungen. Doch sein Versuch, in die Schweiz zu gelangen, schei­terte – er wurde an der Grenze zurückgewiesen. Diese, so Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, „ergreifende Überlebensgeschichte“ ist gleich­nishaft für die Themen, die das Weltkino nach seiner Auffassung derzeit am meisten umtreiben: Flucht und Migration. Wobei es sich dabei oft um filmische Reisen in die Vergangenheit handle – mit Blick auf Geschichte und Fluchtursachen. Einen solchen Blick hatten auch fünf Freiburger Studentinnen, die 2016 mit dem in Waldkirch ansässigen Jugend- und Medienbildungs-Verein „Black Dog“ einen Film mit geflüchteten Frauen drehten, die im Raum Freiburg wohnen. „Wir sind jetzt hier“ heißt der Film, und die Protagonistinnen schauen darin auf die Ereignisse in ihren Ländern zurück, die ihr persönliches Leben so schmerzhaft veränderten. Dieser Film ist indessen nicht das erste Flüchtlingsprojekt von „Black Dog“: 2015 entstand „Die Karawane der Hoffnung“, ein filmisches Potpourri aus Dokumentarszenen, Interviews und kleinen Spielfilmsequenzen über Heimat, Flucht und Hoffnungen. Etwa 30 junge Flüchtlinge waren anderthalb Jahre lang daran beteiligt, haben ihren Film selbst erarbeitet – mit professioneller Unterstützung. Infos: www.black-dog-ev.de

62 chilli Cultur.zeit februar 2017

Foto: © Universal Pictures

USA 2016 Regie: Jeff Nichols Mit: Ruth Negga, Joel Eggerton u.a. Verleih: Universal Pictures Laufzeit: 123 Minuten Start: 23.2.2017

Foto: © Camino Filmverleih

Deutschland 2016 Regie: Andreas Geiger Dokumentarfilm Verleih: Camino Laufzeit: 100 Minuten Start: 23.2.2017

Hautfarbe als Ehehindernis

Kontakt zu den Ahnen

(ewei). Mildred Jeter und Richard Loving sind jung, verliebt, wollen heiraten, eine kleine Farm aufbauen, freuen sich auf ein gemeinsames Leben mit Kindern. Richard hat nahe Richmond/Virginia sogar schon ein Stück Land gekauft. Doch Mildred ist schwarz – und in Virginia sind Ehen zwischen Afro- und Euro-Amerikanern verboten. 1957 heiraten sie dennoch: im benachbarten Washington D.C., wo liberalere Gesetze herrschen. Wenige Tage nach der Rückkehr der Lovings stürmt die Polizei nachts in ihr gerade fertiges Haus und verhaftet sie. Ihnen droht eine Gefängnisstrafe – oder die Verbannung in einen anderen Staat. Schweren Herzens ziehen sie nach Washington, gründen dort ihre Familie. Bis Mildred, von Heimweh getrieben, sich Jahre später an den Justizminister Robert Kennedy wendet. Ein unaufgeregter Film, der in Trumps Zeiten an ein Unrecht erinnert, das man sich heute nicht mehr vorstellen kann. Oscar-Nominierung für Ruth Negga in der Rolle der Mildred.

(ewei). Der Alphirte Köbi lebte 30 Jahre lang allein in den Bergen und hat dort die Kraft der Autosuggestion kennengelernt – den Willen, der Berge versetzen kann. Der ehemalige Bademeister Stephan ist in der Großstadt zu Hause und heilt auch mal am iPhone. Robert ist ein gottesfürchtiger Bauer und Laienmediziner im Dorf. Die Erzieherin Birthe aus Hamburg hat ihre Fähigkeiten erst entdeckt, als sie einen Priester heiratete. Und Ojuna tritt mit ihren Urahnen in Kontakt, um ihre Kräfte zum Heilen zu sammeln. Fünf Lebensgeschichten von fünf völlig verschiedenen Menschen, die doch etwas gemeinsam haben: die Gabe, Menschen zu heilen. Mit ihrer sinnlichen und übersinnlichen Begabung therapieren sie seelische und körperliche Krankheiten, bei denen die klassische Medizin oft schon aufgegeben hat. Der Film zeigt, wie diese althergebrachten, obskur wirkenden Methoden als Ergänzung zur klassischen Schulmedizin ihre Daseinsberechtigung haben.


DVD My first Lady USA 2016 Regie: Richard Tanne Mit: Tika Sumpter, Parker Sawyers u.a. Studio: Capelight Pictures (AL!VE) Laufzeit: 81 Minuten Preis: ca. 12 Euro

Comrade, where are you today? Finnland/Deutschland 2016 Regie: Kirsi Marie Liimatainen Dokumentarfilm Studio: W-Film/ Lighthouse Laufzeit: 112 Minuten Preis: ca. 16 Euro

Race – Zeit für Legenden Kanada 2016 Regie: Stephen Hopkins Mit: Stephan James, Jeremy Irons u.a. Studio: Universum Film Laufzeit: 113 Minuten Preis: ca. 14 Euro

Zauber des Anfangs

Aufschlussreiche Reise

Ikone auf der Siegertreppe

(ewei). Michelle Robinson ist eine selbstbewusste junge Frau. Nach erfolgreich abgeschlossenem Jura­ studium an der Harvard University arbeitet sie in einer Chicagoer Anwaltskanzlei – und ist dort zuständig für die Anleitung eines Praktikanten: Barack Obama. Er ist gleich von ihr angetan, ihr Interesse beschränkt sich zunächst auf das Berufliche. Doch das ändert sich im Laufe eines einzigen Tages, der in diesem schönen, sehr realistischen Spielfilm festgehalten ist.

(ewei). 1988 waren Kirsi Marie und ihre Genossen aus aller Welt noch voller Ideale und Optimismus. Sie studierten an der Wilhelm-Pieck-Jugendhochschule der FDJ, kehrten als geschulte Revolutionäre in ihre Länder zurück. Dann kam die Wende, die Kontakte verloren sich. 25 Jahre später macht Kirsi sich auf die Suche – und dreht einen ganz erstaunlichen Film über einen Teil der Geschichte der linken Bewegungen und die Veränderung der Welt – ein hoch interessantes Zeitdokument.

(ewei). Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin gewinnt der afroamerikanische Leichtathlet Jesse Owens vier Goldmedaillen. Damit triumphiert er über rassistische Hetze und gibt Hitlers Nazi-Ideologie der Lächerlichkeit preis. In dieser Hommage an den schnellsten Mann der Welt blickt der Regisseur nicht nur auf Owens holp­rigen Werdegang, sondern auch hinter die Kulissen des Sports und seiner Funktionäre. Packendes Sportdrama mit einem überzeugenden Stephen James.

Das Wetter in geschlossenen Räumen

Caracas, eine Liebe

No Land’s song Frankreich/Iran 2015 Regie: Ayat Najafi Mit: Sara Najafi, Parvin Namazi u.a. Studio: KNM Home Entertainment Laufzeit: 91 Minuten Preis: ca. 13 Euro

Deutschland 2015 Regie: Isabell Stever Mit: Maria Furtwängler, Mehmet Sözer Studio: Lighthouse Home Entertainment Laufzeit: 100 Minuten Preis: ca. 10 Euro

Venezuela 2015 Regie: Lorenzo Vigas Mit: Alfredo Castro, Luis Silva u.a. Studio: Weltkino Laufzeit: 93 Minuten Preis: ca. 12 Euro

Die Hüter der Moral

Fassade mit Rissen

Dunkle Geheimnisse

(ewei). Sara Najafi hat sich etwas ganz Selbstverständliches vorgenommen: Die studierte Sängerin und Komponistin will ein öffentliches Konzert mit Frauen organisieren. Doch im Iran ist es ein Ding der Unmöglichkeit; seit 1979 dürfen Frauen hier nicht mehr in der Öffentlichkeit singen. Sara gibt nicht auf; zwei Jahre lang sucht sie Mitstreiterinnen, Musikerinnen – und trickst dabei sogar die strengen religiösen Hüter der Moral ein wenig aus. Ein wunderbarer Film.

(ewei). Dorothea bewohnt eine luxuriöse Suite in einem teuren Hotel in der umkämpften Hauptstdt eines arabischen Landes. Von dort aus organisiert die heimliche Alkoholikerin mit einem Hang zu exotischen jugendlichen Liebhabern ein Hilfsprojekt für die Menschen, die draußen versuchen, mit dem Leben davonzukommen. Zu diesem Zweck knüpft sie Netzwerke zu den Schönen und Reichen, zu denen sie selbst gehört. Doch die Fassade beginnt zu bröckeln. Entlarvend.

(ewei). In Armandos Kindheit gab es Vorkommnisse, über die er nicht spricht. Dass sie schlimm waren, ist aus der Reaktion des etwa 50-Jährigen zu schließen, als sein Vater nach Caracas zurückkehrt: Sein Leben gerät völlig aus der Bahn. Doch er vertraut sich nicht einmal seinem derzeitigen Lover Elder an, einem aggressiven Kleinkriminellen, den er auf dem Straßenstrich aufgegabelt hat. Vieles bleibt vage in dem Film, der 2016 in Venedig den Goldenen Löwen gewann. februar 2017 chilli Cultur.zeit 63


Literatur

Tagebücher einer Ankunft Mapping freiburg – literarische Aufwachräume

von Erika Weisser

Fahrat, Mohamed und Katharina Knüppel vom Literaturbüro halten beim „Mapping Freiburg“ ein paar Eindrücke von ihren Streifzügen fest.

Mapping Freiburg haben der Litertaturbüro-Leiter Martin Bruch und seine Kolleginnen Birgit Güde und Katharina Knüppel gemeinsam mit Alexandra Junge und Silke Jaspers vom Verein ILLU Freiburg entwickelt. Es richtet sich an „neu in Freiburg angekommene und einheimische Menschen“, bietet ihnen Gelegenheit, miteinander die Stadt zu erkunden, auf gemeinsamen Streifzügen besondere Orte, Lieblingsplätze zu entdecken oder zu ihnen zurückzukehren. Und die persönlichen Eindrücke von deren Besonderheiten per Stift und Block festzuhalten. Oder auch per Handy-Foto. Um die je eigene Sicht auf Gebäude, Bäume, Brücken oder Straßenecken, an denen täglich viele Menschen vorüberhasten, später in ein vereinfachtes Straßennetz der Innenstadt ein- und zu individuellen Stadtplänen zusammenzufügen. Zu „Tagebüchern einer Ankunft“, die nach Abschluss des Projekts unter anderem in Buchhandlungen zu haben sind – um auch anderen Freiburgern eine neue Sicht auf ihre Stadt zu eröffnen. Zum ersten Workshop des über mehrere Monate angelegten und derweil für neue Teilnehmer immer offenen Projekts fanden immerhin neun junge Menschen den Weg zu dem Gelände an der Basler Straße. Und sie gehören allesamt zur Zielgruppe der 15- bis 35-Jährigen, die die

64 chilli Cultur.zeit februar 2017

innovativen Literaturvermittler erreichen wollten: Der jüngste, Mohamed aus Somalia, ist 16, der älteste, Amir aus dem Iran, 33 Jahre alt. Zusammen mit Charlotte aus Frankreich, Fahrat und „Alaska“ aus Syrien, Ivan aus Österreich und Oliwia, die aus Polen stammt, aber schon lange hier lebt und mit zwei deutschen Studentinnen zu der Auftaktveranstaltung kam, zogen sie los. Ausgestattet mit einem Skizzenheft mit dem hoffnungsvollen Titel „Wider die Müdigkeit – literarische Aufwachräume“, mit einer Innen­stadtkarte und offensichtlicher Entdeckerfreude. Bald fanden sie auch ihre Objekte, skizzierten, fotografierten, sammelten, notierten deren Auffälligkeiten. Und verständigten sich – wo die Sprache nicht ausreichte – per Zeichnung, durch die Illustration ihrer Gedanken und Ideen. Und genau hier, findet Martin Bruch, liegt der literarische Aspekt des Experiments „Mapping Freiburg“: In der Arbeit mit und zwischen den Sprachen, um in der Interaktion einen persönlichen, doch für alle verständlichen Ausdruck zu finden. Und der liegt nicht zwingend im geschriebenen Wort.

Die nächsten Workshops 3. und 4. März, 7. und 8. April, 5. und 6. Mai, im Heliodrom, Lörracher Straße 3, mehr Info & Anmeldung: www.facebook.com/mappingfreiburg info@literaturbuero-freiburg.de

Foto: © Erika Weisser, Illustration: © ILLU Freiburg e.V.

D

as Freiburger Literaturbüro ist mal wieder unterwegs. Aber immer noch nicht in das neue Literaturhaus in der Alten Universität in der Stadtmitte, wo noch bis in den Herbst hinein gebaut wird. Sondern ins versteckte Autonome Zentrum KTS zwischen den Geleisen von Rheinund Höllentalbahn. Dort startet jetzt das neue Projekt Mapping Freiburg. Es wird gefördert vom Innovationsfonds Kultur des Landes Baden-Württemberg.


FRezi

Der Sommer, in dem wir das Leben neu Erfanden

von Fabio Genovesi Verlag: Insel, 2016 570 Seiten, Taschenbuch Preis: 16,95 Euro

Schwarze Flaggen

von Joby Warrick Verlag: Theiss, 2017 396 Seiten, Hardcover Preis: 22,95 Euro

Ein Mädchen, das Beerdigungen sammelt ...

von Annika Fechner Verlag: hansanord, 2016 196 Seiten, gebunden Preis: 9,99 Euro

An den Strand gespült

Thriller des Gemetzels

Ungewöhnliche Freundschaft

(dob). Es gibt solche Momente. Sand, Sonne, Meeresrauschen. Und da liegt dann auf einmal etwas am Strand, das wie ein Zeichen aus einer anderen Welt erscheint. Zumal, wenn man es mit Kinderaugen betrachtet. Luna, das dreizehnjährige Albino-Mädchen, und ihr Verehrer Zot, ein ukrainischer Waisenjunge aus Tschernobyl, der sich kleidet und spricht wie ein alter Mann, stoßen in ihrem toskanischen Badeort also auf ein scheinbar zufällig daliegendes Stückchen Holz, das so aussieht wie eine der Statuen in Pontremoli. Hat das tatsächlich Lunas Bruder Luca, der vor Kurzem beim Surfen in Frankreich gestorben ist, geschickt? Zwei Namen auf Bändchen sind dabei: Serena, die chaotische, bildhübsche Mutter und der nerdige Sandro, der mit 40 noch bei seiner Mama wohnt, in Serena verschossen ist und irgendwie die Schuld an Lucas Tod hat. Die vier machen sich auf, um in Pontremoli auf weitere Zeichen aus dem Jenseits zu stoßen. Es ist ein ziemlich lustiger, für den Leser stets unterhaltsamer Ausflug. Denn Fabio Genovesi versteht es wie schon in „Fische füttern“ auch in seinem zweiten Roman „Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden“ seine Charaktere hinreißend ironisch zu zeichnen. Große Kunst – da macht es auch nichts, wenn die Handlung ab und an mäandert. Im Gegenteil.

(ewei). Vor ziemlich genau zwei Jahren, am 3. Februar 2015, traf in einem Gefängnis der jordanischen Hauptstadt Amman ein dringlicher, von König Abdullah II. persönlich unterschriebener Vollstreckungsbefehl ein: Die 45-jährige Irakerin Saschida al-Rischawi, hieß es in der Anweisung, solle am nächsten Tag bei Sonnenaufgang durch Erhängen exekutiert werden. Und so geschah es. Mit diesem gruseligen Szenario beginnt die gründliche Recherche des Washington-Post-Reporters Joby Warrick über Ursprünge und Aufstieg der Terrororganisation, die derzeit fast täglich von sich reden macht: Der „Islamische Staat“ (IS), der die Muslime der Welt mit Gewalt, Sprengstoff und Hinrichtungsanschlägen von schändlichem Einfluss befreien und sie in einem einzigen Gottesstaat zusammenführen will – dem Kalifat. In dieser bereits mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Reportage zeichnet Warrick nicht nur den Weg des IS-Gründers Abu Musab az-Zarqawi nach, in dessen Auftrag sich al-Rischawi 2005 an tödlichen Attentaten in drei Ammaner Hotels beteiligte. In der präzisen Analyse zahlreicher geführter Gespräche weist er auch die Verstrickung von Geheimdiensten und die falsche Politik mehrerer US-Administrationen nach. Ein haarsträubender Thriller des Gemetzels – schwer zu verdauen.

(iba). Warum sammelt ein Mädchen Beerdigungen? Und wieso kann ein Mann niemals schlafen? Geht das? Der ungewöhnlich lange Titel scheint zu verraten, wovon das Buch handelt. Doch nimmt die Geschichte nach einigen Seiten eine unerwartete Wendung. Ferdinand Schmelzer ist Mitte 40 und leidet an Schlafstörungen. Seit er merkte, dass Geschichten von Mitreisenden ihn in eine Art Entspannungsphase versetzen, fährt er täglich mit dem Zug, ohne festes Ziel. Dabei trifft er mehrmals auf die 16-jährige Melissa, die immer zu einer Beerdigung will – jedes Mal zur Beerdigung einer Frau namens Eva. Melissa und Ferdinand wohnen in Freiburg; bei ihren Gesprächen stellt sich schließlich heraus, dass Melissas Mutter auch Eva heißt und an einer Tumorerkrankung leidet, die ihr nicht mehr viel Zeit zu leben lässt. Ferdinand sucht mit Melissa „etwas Lebendiges zwischen all dem Tod und Kummer und Schmerz“, dem sie andauernd ausgesetzt ist. So entwickelt sich eine kuriose Freundschaft zwischen ihnen und auch Eva, die durch die Freundschaft die Angst vor dem Tod überwindet. Eine seltsame Begegnung völlig unter­ schiedlicher Menschen, die den Leser sofort in ihren Bann ziehen. Das Buch ist nachdenklich, überraschend, witzig und traurig – wie das Leben selbst. februar 2017 chilli Cultur.zeit 65


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.