Heft Nr. 4/17 7. Jahrgang
Festivals
Musik
Literatur
die besten events auf einen blick
Tim Beam lässt’s in china krachen
Jess jochimsen feiert jubiläum
Special Festivalguide
Open-Air-Feeling & Lieblingsmusik
Der Festival-Sommer in Freiburg und Region
E
s ist die Zeit im Jahr, in der wir alle ganz aufgeregt auf einer grünen Sommerwiese herumtänzeln und unseren Lieblingsmusikern lauschen. Den ganzen Sommer lang legt sich ein wunderbarer Zauber über die ganze Region und bringt die Lieblingsmusik noch näher. Allein in der südlichsten Großstadt Deutschlands werden den Festival-Liebhabern vier Monate lang 33 Sommer- Events geboten. Von Juni bis September gibt es in ganz Freiburg ein großes Angebot an kulinarischen und kulturellen Veranstaltungen. Der Sommer in
Joe Bonamassa
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Über 50 DJs, Live Acts und Bands – das Kamehameha Festival am Offenburger Flugplatz geht in die vierte Runde, und dieses Mal steigt die Festival-Sause im idyllischen Weinland erstmalig an zwei Tagen. Samstag sowie Sonntag präsentiert das Festival die besten DJs, Live Acts und Bands der elektronischen Musikszene, als auch aus dem Bereich Hip Hop und Urban Music. Mit dabei sind Cro, Fritz Kalkbrenner, Felix Jaehn oder Claptone. 50 chilli Cultur.zeit Mai 2017
Wann? 26. Juni - 2. Juli m (bei Straßburg) Wo? Fort Kleber Wolfishei
Zu : gewinnen
1 x 2
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Zum 7. Mal in Folge steigt auf der ehemals militärischen Festung Fort Kleber in Wolfisheim das Wolfi Jazz. Das Musikfestival ist aus der Idee heraus entstanden, junge Musiker bekannter zu machen. Der Verein Wolfi Jazz möchte talentierte Musiker in der Entwicklung ihrer Karrieren unterstützen. Musiker aus der Jazzszene bekommen so die Chance, vor einem internationalen Publikum zu spielen und ihren Bekanntheitsgrad zu fördern. Genauso spiegelt das Wolfi Jazz Festival mit seinem künstlerischen Programm aktuelle Tendenzen der internationalen Musikszene wider. Wolfi Jazz ist konzipiert als Fest für alle. Tagsüber wird es wieder Gratiskonzerte und abends Konzerte zu erschwinglichen Preisen geben. Neben Newcomern spielen auch bekannte Größen wie Jamie Cullum, Deluxe oder Keziah Jones.
Foto: © Sea You Freiburg GmbH
1 x 2
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Wolfi Jazz
Foto: © Taktgeber GmbH
Zu : gewinnen
Foto: © Kelechi Amadi-Obi
Foto: © Christie Goodwin
2 x 2
Spaß und Leidenschaft, Professionalität und Visionen. Der Grammy-nominierte Superstar des zeitgenössischen Bluesrock bringt das scheinbar mühelos unter einen Hut. Joe Bonamassa steht für feuriges Gitarrenspiel und überzeugt mittlerweile auch mit rauchiger Stimme und feinem Songwriting. Er gilt als erfolgreichster Bluesmusiker seiner Generation. Die FAZ nennt ihn „Eric Claptons Nachfolger im Amt“. Bonamassas zwölftes Studioalbum „Blues Of Desperation“ ist im März erschienen. Damit erreichte der New Yorker zum 16. Mal die Spitze der Billboard Charts – öfter als jeder andere Künstler vor ihm. Doch Bonamassa will mehr. Er möchte sich immer wieder neu erfinden – solo oder mit einem seiner zahllosen Nebenprojekte, heißt es in der Tourankündigung.
Kamehameha
Valérie Baumanns
Zu : gewinnen
Wann? 16. Mai, 20 Uhr rg Wo? SICK-Arena, Freibu
Wann? 10.- 11. Juni Wo? Flugplatz Offenburg
Freiburg bietet eine ganze Bandbreite an musikalischen und künstlerischen Highlights. Darunter klassische Musik im imposanten Freiburger Münster, Open-Airs in der ganzen Stadt und rauschende Feste im Park. Neben den zahlreichen Veranstaltungen in der Stadt, warten kleinere und größere Festivals im Dreiländereck. Von Gotthard bis Paul Kalkbrenner, von Rock bis Electro oder etwa Reggae, für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei.
4 x 2
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Zum 35. Mal werden die grünen Hügel neben dem Tiergehege am Mundenhof für 19 Tage zum Leben erweckt. Das älteste Zeltfestival Deutschlands wird dieses Jahr 35 Jahre alt und ist wieder ein beliebter Treffpunkt an lauen Sommerabenden in Südbaden. Musikalisch geht es erneut hoch her: Im Zirkuszelt eröffnet die überragende französische Sängerin Patricia Kaas am Mittwoch, 5. Juli das ZMF. Am Donnerstag geht es dann mit Country-Legende Kris Kristofferson weiter. Die beiden Schlagerkonzerte mit Dieter Thomas Kuhn & Band sind bereits restlos ausverkauft. Neben Schlager, Country oder Pop hat das Kulturhighlight, inmitten der atmosphärischen Zeltlandschaft, viele unterschiedliche Musikgenres zu bieten. LaBrassBanda bringen am 8. Juli mit Blasmusik, Brass, Hip Hop und Techno die Tanzmeute zum Toben. Bekannte Musiker wie die schottische Sängerin Amy Macdonald, Helge Schneider oder Stand-up-Comedian Michael Mittermeier füllen das große Zirkuszelt mit Kultur pur.
Foto: © K. Polkowski
Special Festivalguide
Int. Musikfestival Colmar
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Wann? 5.- 14. Juli Wo? Colmar
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In Colmar treten jedes Jahr hochbegabte Musiker Tickets der Klassik auf und verleihen der kleinen französischen Stadt im Elsass einen ganz besonderen Zauber. 2017 wird das Internationale Festival von Colmar Michel Plasson die Ehre erweisen, einem der bedeutendsten Vertreter der französischen und internationalen Musik der letzten Jahrzehnte. Sein Name steht seit Langem für die Bewahrung und Darbietung des französischen Repertoires des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit Michel Plasson und Wladimir Spiwakow, dem künstlerischen Leiter des Festivals, verspricht die diesjährige Ausgabe eine außergewöhnliche zu werden. Zusammen werden sie die russische Nationalphilharmonie, die zu den besten Orchestern Russlands zählt, dirigieren. Das Musikfestival wird im Zeichen des künstlerischen Austauschs zwischen Frankreich und Russland stehen. Darunter Werke der französischen Musik von Berlioz bis Dutilleux, über Saint-Saëns und Ravel. Darüber hinaus hat es sich das Festival zur Aufgabe gemacht, dem Publikum die jungen Talente von heute und herausragende Solisten von morgen vorzustellen. 5
Gewinnspiel-Teilnahme unter www.chilli-freiburg.de/chilli-gewinnspiel | Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Mai 2017 chilli Cultur.zeit 51
Foto: © Bernard Fruhinsholz
ZMF Zeltmusikfestival
Wann? 5.-23. Juli rg Wo? Mundenhof, Freibu
Zu : gewinnen
Special Festivalguide
Foto: © Sasse Werbeagentur
Bang Your Head
Wann? 13.- 15. Juli ingen Wo? Messegelände Bal
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2 x 2
Tickets
Die besondere Mischung aus Großevent-Flair und entspannter Atmosphäre sowie ein sorgfältig ausgewählter Programm-Mix hat das BANG YOUR HEAD Festival zu einem beliebten Open-Air-Event in der Heavy Metal-Szene gemacht. Auch dieses Jahr werden wieder Tausende Hard Rock- und Metal-Fans aus ganz Europa in die idyllischen Auen der Schwäbischen Alb kommen, um drei Tage lang zu Acts wie Vince Neil oder Hammerfall ordentlich abzufeiern.
Foto: © Sea You Freiburg GmbH
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52 chilli Cultur.zeit Mai 2017
Sea You Festival
Wann? 15.- 16. Juli Wo? Tunisee, Freiburg
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2 x 2
Tickets
Mitte Juli verwandelt sich der Tunisee in eine sommerliche Festivallandschaft und lockt Liebhaber der elektronischen Musik mit Live Acts der Extraklasse an. Im Rahmen seiner „Back To The Future“-Tour macht Paul Kalkbrenner am 16. Juli am Tunisee Halt. Im Fokus seiner aktuellen Tour steht das Clubfeeling der frühen 90er Jahre. Neben dem weltweit bekannten Produzenten stehen ebenfalls namhafte DJs wie Marco Carola, AKA AKA feat. Thalstroem oder Alle Farben an den Turntables.
Special Festivalguide
Zeltival
Wann? 6. Juli - 6. August Wo? Tollhaus, Karlsruhe
Zu : gewinnen
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1 x 2
Tickets
Foto: © Christoph Koestlin
Das Zeltival in Karlsruhe hat ähnlich wie das ZMF in Freiburg Kultstatus. Die Besucher des beliebten Sommer-Festivals erwartet auch dieses Jahr wieder eine bunte Mischung verschiedener Musikgenres. Darunter prominente Musiker wie der senegalesische Sänger Youssou N’Dour, einer der wichtigsten und erfolgreichsten afrikanischen Künstler der Gegenwart. Ebenso wird der israelische Songwriter-Star Asaf Avidan bei dieser vielseitigen und hochkarätigen Ausgabe des Zeltivals mitmischen. Dieses Jahr betont das populäre Sommerfestival die Weltoffenheit, die es verkörpert, und eröffnet am 6. Juli mit der aus dem Umfeld der Anti-Pegida-Demonstrationen entstandenen Banda Internationale aus Dresden.
I Em Music
Zu : gewinnen
1 x 2
Tickets
Foto: © Sasse Werbeagentur
Wann? 20. -23. Juli ndingen Wo? Schlossplatz Emme
Die 14. Auflage des I Em Music Festivals bietet wieder unvergessliche Konzerterlebnisse. Gänsehaut-Feeling garantiert. Denn auf der Festivalbühne auf dem Schlossplatz in Emmendingen stehen Musikgrößen wie Philipp Poisel, Andreas Bourani und Rea Garvey an drei aufeinander folgenden Abenden. Mit seinem Song „Auf uns“ verzauberte Andreas Bourani nicht nur die deutsche Fußballlandschaft im Sommer 2014, er eroberte die gesamte Musiklandschaft. Drei Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Albums präsentiert er nun seine neue Platte „HEY!“.
Rock of Ages
Wann? 28. - 30. Juli Wo? Festplatz Seebronn
Zu : gewinnen
2 x 2
Tickets
Zum zwölften Mal steigt auf dem beschaulichen Festplatz ein Open-Air mit Woodstock-Flair. Pure Idylle, gemütliche Atmosphäre, familienfreundliche Preise und zeitlose Gitarrenmusik zeichnen das jährliche ROCK OF AGES in Seebronn aus. Unter den Hauptacts sind namhafte Musiker wie Gotthard, Marillion und Subway to Sally. Sonntags heißt es dann wieder Vorhang auf für ein buntes Familienprogramm mit Hüpfburg, Kinderschminken oder Fun Balls. Gewinnspiel-Teilnahme unter www.chilli-freiburg.de/chilli-gewinnspiel | Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mai 2017 chilli Cultur.zeit 53
Special Festivalguide
Tickets
Foto: © Benoit Facchi
Mit über 50 Auftritten dieses Jahr sind sie Europas bestgebuchte „Dire Straits“ Tribute-Band: Die „Dire Strats“ aus Bremerhaven kommen nach dem großen Erfolg im vergangenen Sommer wieder nach Freiburg und haben den Sound von Mark Knopfler im Gepäck. Die Band von Gitarrist Wolfgang Uhlich hat den Sound der Gitarrenlegende und der Erfolgsband verinnerlicht. Das Publikum erlebt so eine Show und einen Sound, den es eigentlich schon seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gibt. Auf Schloss Reinach erwartet die Konzertbesucher ein Livekonzert unter freiem Himmel, vollgepackt mit Hits wie „Sultans Of Swing“, „Money For Nothing“ oder „Walk Of Live“. Seit 2006 spielte die siebenköpfige Band rund 600 Shows in ganz Europa. Ende Juli wird die erfolgreiche Tribute-Band in Freiburg zu Gast sein und das Schloss Reinach mit einem einzigartigen Sound, der vertraut sowie neu erscheint, umhüllen.
Foire aux Vins d’Alsace
Foto: © Benoit Facchi
1 x 2
Tickets
Die Foire aux Vins d’Alsace in Colmar ist Messe, Festival und ein außergewöhnliches Schaufenster für elsässische Weine. Die 70. Auflage des populären Großereignisses mitten im Elsass schöpft aus insgesamt sechs Jahrzehnten Erfahrung und verspricht auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg zu werden. Dabei steht die Einzigartigkeit sowie der festliche Charakter im Fokus des Programms. Über 350 Aussteller präsentieren auf der Messe ihre Produkte. Darunter eine Vielzahl an Winzern, die ihre köstlichen Weine vorstellen. Im Messe-Freilichttheater finden am Abend rund 10.000 Konzertbesucher Platz, um großartigen Künstlern zu lauschen. Darunter kein anderer als der Ausnahmekünstler Sting, der am 31. Juli während seiner Sommertournee einen Stopp in Colmar einlegt. Ebenso werden auch die Pixies, Les Insus und Renaud dem Freilichttheater der Messe Colmar Leben einhauchen. 54 chilli Cultur.zeit Mai 2017
Die traditionsreiche Staufener Musikwoche lockt zum 69. Mal mit einem ausgewählten Musikprogramm aus Barock und Romantik. Unter der künstlerischen Leitung von Wolfgang Schäfer konnten wieder herausragende Musiker gewonnen werden. Zum Auftakt eröffnet das preisgekrönte Berliner Notos Quartett mit Klavierquartetten von Mahler, Mozart und Brahms. Am folgenden Samstag, 30. Juli, gastiert das Bremer Barockorchester in Staufen. Das Ensemble spielt Werke von Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach, in denen Einflüsse aus der Musik anderer europäischer Länder zu hören sind, darunter osteuropäische Folklore und Ouvertüren des französischen Königshofs. Neben dem jungen Klavierduo Ani und Nia Sulkhanishvili, die noch am Beginn einer internationalen Karriere stehen, kommt auch die renommierte Early Folk Zu Band. Ihr Programm umfasst mit: gewinnen telalterliche Balladen, Lieder und 2 x 2 Tänze aus England. Tickets
African Music Festival
Zu : gewinnen
Wann? 27. Juli - 6. August Wo? Parc Expo Colmar
Staufener Musikwoche
Wann? 29. Juli - 5. August , Staufen dtpfarrkirche St. Martin Wo? Belchenhalle & Sta
Foto: © Stadtverwaltung Staufen
4 x 2
Wann? 4.- 6. August ndingen Wo? Schlossplatz Emme
Unter dem Motto „Fremde in der Fremde“ feiert das African Music Festival zum 17. Mal auf dem Schlossplatz in Emmendingen und geht weit über die Stadtgrenzen hinaus. Schon jetzt lockt der Veranstalter mit einem bunten Festivalprogramm und präsentiert den beliebten Reggae-Musiker Dellé als Main Act für den Festival-Samstag. Dellé ist nicht nur alias Eased als Frontmann von Seeed bekannt. Spätestens nach seinem zweiten Album „Neo“ ist der charismatische Sänger auch als Solokünstler fester BeZu standteil der Reggae- und Danceewinnen: g hallscene. Mit seinem ersten 3 x 2 Solo-Album „Before I Grow Tickets Old“ hat sich Dellé einen lang ersehnten Traum erfüllt. Ein Rootsalbum. Seine persönliche Verneigung vor dem Reggae. Nach unzähligen Seeed-Shows vor über 20.000 Menschen genießt er nun umso mehr die intimere Atmosphäre kleinerer Bühnen und die lockeren Gigs mit seiner Band. Beim African Music Festival hat er sein neues Rootsalbum mit im Gepäck.
Foto: © afrikaba Kulturkreis e.V.
Dire Strats
Wann? 28. Juli, 20 Uhr iburg-Munzingen Wo? Schloss Reinach Fre
Zu : gewinnen
Special Festivalguide
Sweet Soul Music Revue SWR3 New Pop Festival
Die 50er bis 70er Jahre in AmeriZu ka wurden musikalisch von : gewinnen Künstlern wie James Brown, 4 x 2 The Temptations, The SupreTickets mes, Marvin Gaye, Stevie Wonder, Ray Charles oder Tina Turner geprägt. Diesen Soul-Flair bringt die Sweet Soul Music Revue im Frühherbst in den atmosphärischen Innenhof von Schloss Reinach. Eine internationale Besetzung aus Leadsängern, Back groundsängern und Musikern nimmt das Publikum mit ihren Interpretationen von legendären Soulhits mit auf eine stimmungsvolle Reise in die Geschichte des Soul. Musikalisch erwartet die Besucher von Schloss Reinach eine Mischung aus Gefühl, Rhythmus, Leidenschaft und Lebensfreude. Kulinarisch verwöhnen die drei Spezialitätenrestaurants die Soul-Fans mit regionalen Leckereien.
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Wann? 14.- 16. September Wo? Baden-Baden
Zu : gewinnen
Das Trendfestival der Pop1 x 2 musik geht dieses Jahr in die Tickets 23. Runde. Es lockt Jahr für Jahr rund 50.000 Besucher nach Baden-Baden. Die Popwelle SWR3 bringt jedes Jahr neue, angesagte Künstler aus dem In- und Ausland auf die Festival-Bühnen der Kurstadt im Nordschwarzwald. Für dieses Jahr stehen die ersten beiden Künstler der 23. Auflage des SWR3 New Pop Festival fest: Die isländische Bluesrockband Kaleo und der deutsche Sänger Wincent Weiss sind mit von der Partie.
Zu : gewinnen
2 x 1
Ticket
Foto: © SWR
Uhr Wann? 8. September, 20 rg-Munzingen ibu Fre h nac Rei loss Wo? Sch
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Gewinnspiel-Teilnahme unter www.chilli-freiburg.de/chilli-gewinnspiel | Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mai 2017 chilli Cultur.zeit 55
Festival-Guide Übersicht_6.5.qxp_Layout 1 07.05.17 14:19 Seite 2
SPECIAL FESTIVALGUIDE – Was sonst noch läuft
Festivals von A-Z
Wann?
Genre
Basel Tattoo Kaserne Basel
19.- 29.7.
Marschmusik
Black Forest on Fire Reggae Festival Reichenbach/ Berghaupten
Das Fest Günther-Klotz-Anlage Karlsruhe
Décibulles Vallée de Villé Neuve-Eglise
29. + 30.7.
21.- 23.7.
14.- 16.7.
Reggae
Headliner/Highlight Ticketpreis
Old Guard
Sebastian Sturm & Exile Airline Perfect Giddimani, The next Generation Family
Homepage
ab 45 €
baseltattoo.ch
ab 29 €
blackforestonfire.de
Hip Hop Indie Jazz Punk Rock
Amy Macdonald, Donots, Sportfreunde Stiller
ab 5 €
dasfest.net
Hip Hop Indie Jazz Punk Rock
Wax Tailor, Asaf Avidan, Birdy Nam Nam
ab 48 €
decibulles.com
Electronica Hip Hop Indie, Pop Punk Rock
Arcade Fire, DJ Snake, Editors, Gojira, Iggy Pop
ab 46 €
eurockeennes.fr
Eurockéennes de Belfort Halbinsel Malsaucy Sermamagny
7.- 9.7.
Freiburg stimmt ein diverse Orte Freiburg
2.7.
Musik & Kultur
Großes Abschluss-Event
frei
freiburgstimmtein.de
Grenzenlos Electronic Music Festival Dreiländergarten Weil am Rhein
2.9.
Electronica
Line-up Release 17.7.
ab 39 €
facebook.com/ grenzenlos.de
15.- 20.7.
Pop Rock
Sarah Connor, Anastacia, Amy Macdonald, Glasperlenspiel, Max Giesinger
ab 44 €
hohentwielfestival.de
26.8.
Electronica
Plastik Funk, Capster, Homeaffairs
ab 25 €
holi-gaudy.com
Electronica Pop R'n'B Rock
Spektakuläres Seefeuerwerk
ab 15 €
seenachtfest.de
Hohentwielfestival Festungsruine Hohentwiel, Singen
Holi Gaudy Festival Kunsteisbahn St. Margarethen Basel Konstanzer Seenachtfest Hafen Konstanz
12.8.
56 CHILLI CULTUR.ZEIT MAI 2017
Festival-Guide Übersicht_6.5.qxp_Layout 1 07.05.17 14:23 Seite 3
Was sonst noch läuft – FESTIVALGUIDE SPECIAL
Mini Rock Festival Horb am Neckar
Wann?
Archive, Bilderbuch, Chinese Man
ab 20 CHF
www.openairbs.ch
Electronica
Alle Farben, Cheat Codes, Icona Pop
ab 44 €
seesucht-festival.de
Pop Jazz Schlager Soul Rock
Gregor Meyle, Roland Kaiser, Fools Garden
ab 43 €
badduerrheim.de
Pop Jazz Soul Rock Klassik
Chaka Khan, Grace Jones, ZZ Top, Tom Odell, Beginner, Ute Lemper
ab 29 €
stimmen.com
Reggae Dub Dancehall
Tryo, Dub Inc, Ky-Mani Marley
ab 27 €
summervibration.com
27.5.
Electronica
Format:B & DJ Rush
ab 35 €
summervisions.de
28.7. -6.8.
Rahmentrommeln
Takashi Tajima
ab 6 €
tamburimundi.com
1.- 11.6.
Theater & Konzerte
Twenty Four, Public Affairs
ab 15 CHF
wildwuchs.ch
Electronica Pop Indie Folk
Flume, Mumford & Sons, Major Lazer, The Kooks, Annenmaykantereit, Kygo, The XX
ab 95 CHF
zurich-openair.ch
Seesucht Festival Hafen Konstanz
11.8.
Summer Vibration Reggae Festival Les Tanzmatten Sélestat
Summer Visions Gewerbepark Freudenstadt
Tamburi Mundi E-Werk Freiburg
Wildwuchs Festival diverse Orte Basel
Zürich Open Air Nähe Flughafen Zürich
Enter Shikari, Motrip, 257ers, Feine Sahne Fischfilet, Eskimo Callboy, Megaloh
Homepage
mini-rock-festival.de
11. + 12.8.
Stimmen Festival div. Orte in Lörrach, Riehen & Arlesheim (CH), Saint-Louis (F)
Electronica Hip Hop Indie, Pop Punk Rock
Headliner/Highlight Ticketpreis
ab 72 €
3.- 5.8.
Open Air Basel Kaserne Basel
SommerSinnfonie Rathausplatz Bad Dürrheim
Genre
13.- 16.7.
6.-30.7.
27.- 29.7.
23.- 26.8.
Electronica Hip Hop Indie, Pop Punk Rock
MAI 2017 CHILLI CULTUR.ZEIT 57
Foto: © Eric Ward // Unsplash
Festivals von A-Z
Foto: © Britt Schilling
Musik
Z
wei Wochen lang war der Freiburger Rockmusiker Tim Beam (45) auf ChinaTournee. Sechs Shows spielte er im April – in Peking, Xi’an, Zhengzhou und Taiyuan. Im Interview mit chilliRedakteur Till Neumann erzählt er von frenetischen Fans, vorbildlichen Veranstaltern und anarchischen Kreuzungen. cultur.zeit: Tim, du warst nach 2013 nun zum zweiten Mal auf Chinatournee. Auch in Australien, Italien oder Dänemark warst du schon. Ist das mittlerweile Normalität bei dir? Beam: Nein, das ist was ganz Besonderes. Und es war richtig gut: hammer Gigs in hammer Clubs. Das hat mächtig Spaß gemacht, die Band aber auch ganz schön gefordert. Die Technik zu klären war oft ein Abenteuer. Verständigt haben wir uns auch mal mit Händen und Füßen. cultur.zeit: Kann China Rock’n’Roll? Beam: Es ist ja nicht so, dass die in Peking nicht wissen, was Rock’n’Roll ist. Wer da in solche Clubs geht, will schon abrocken. Da kommen viele junge Leute. Plüschtiere sind zwar keine geflogen. Aber es gab schon einen riesigen Auflauf nach dem Konzert. cultur.zeit: Was ist passiert? Beam: In Taiyuan war das völlig abgefahren: Während des Konzerts stehen sie alle ganz brav da. Danach rennen sie plötzlich kreischend her, reißen dir 58 chilli Cultur.zeit Mai 2017
Big in China Selfies, Screens, Schildkröten: Tim Beam tourt durchs Reich der Mitte
die Setlist aus der Hand, ziehen am Hemd und wollen Fotos. Irgendwann hat’s mir gereicht, also bin ich zum Backstage-Raum. Da standen aber schon die nächsten Fans (lacht). cultur.zeit: Klingt anstrengend ... Beam: Ich bin total happy, da spielen zu können. Auch wenn’s organisatorisch eine Herausforderung ist. Das größte Konzert hatten wir vor etwa 500 Leuten. Größer als man es hier gewohnt ist. Ein Fan hat mir sogar ein Halstuch geschenkt. cultur.zeit: Du spielst in China größere Shows als hier? Beam: Ja, verrückt. Ob Star oder nicht, das zählt weniger. Ich war ja schon mal da, meine Musik scheint denen zu gefallen. Wir hatten da sehr anständige Bühnen, mit tollem Licht und riesigen Videoscreens. Eine richtige Rockshow, so wie man es immer haben möchte. Da kann sich so mancher Veranstalter hier eine Scheibe von abschneiden. cultur.zeit: Was war das Krasseste? Beam: Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel die Chinesen essen. Alles wird beim Essen besprochen. Einmal waren wir in einem abgefahrenen Res taurant, das eigentlich eher ein Wohn zimmer war. Da gab’s unter anderem Schildkröte. Und an den Kreuzungen herrschte Anarchie. Ich war froh, nicht selbst fahren zu müssen. cultur.zeit: Wohl besser so. Das ist schon eine andere Welt ...
Beam: Ja, aber das Schöne ist: Es funktioniert trotzdem. Solche Reisen sind wichtig, das pustet die Birne raus, zieht einen aus dem Alltagstrott. Das ist gut für sich und die künstlerische Seele. Reisen ist sowieso das Schönste an der Musik. cultur.zeit: Weil Musik verbindet? Beam: Ja. Es ist ein Geschenk, wenn deine Musik die Menschen berührt. Dann sind wir eins, egal wo wir herkommen. Freiheit, Party, friedliches Zusammensein – darum geht’s. Aber man braucht Qualität, sonst kommt man nicht weit. cultur.zeit: Wie weit willst du noch kommen? Wohin geht’s als nächstes? Beam: Vielleicht nochmal nach China. Die Gespräche laufen. Bevor ich aufhöre, will ich noch nach England und Amerika – die Mutterländer des Rock’n’Roll. Ich würde gerne mal testen, ob ich da mit meiner Musik durchkomme.
Info Tim Beam steht seit fast 30 Jahren auf der Bühne. Der 45-jährige Hardrocker und Singer/ Songwriter ist in Freudenstadt aufgewachsen und lebt seit 1993 in Freiburg. Das YouTubeVideo „Durch den Tag“ gibt’s mit chinesischen Untertiteln. Für die Tour hat ihn eine Chinesin gebucht, die in Freiburg lebt. Vier Alben, vier EPs und zwei Singles hat Tim Beam rausgebracht. Dieses Jahr soll ein neues Album mit erstmals rein deutschsprachigen Songs erscheinen.
Restless Feet
Delisk
Rocket Sound Studio
Gratis Download auf siehttightaus.de
Homeward Bound
Lamda
Der Sounddreck ... ... zur Atomkraft Titel: Anti-Atomkraft-Song, Pro-Atomkraft-Song Urheber: Diverse | Jahr: 2014
Guiness, Banjo & Co. (Carolin Lerner). Zusammengetan haben sich die fünf Freiburger eigentlich für einen einmaligen Auftritt am St. Patrick’s Day 2012. Doch die Reaktion war so überwältigend, dass sie seither unter dem Namen „Restless Feet“ mit ihrem Irish Folk Punk begeistern. Wenn man dem Namen glauben schenken darf, so dürfte mindestens ein leichtes Fußwippen locker drin sein – und so ist es auch. Egal, ob rhythmische Trommelpassagen, die frechen Klänge der Fiddle oder der tänzerische Sound des Banjo, der Sound entführt in einen Irish Pub auf der grünen Insel. Mit ihrem zweiten Studioalbum „Homeward Bound“ knüpfen die Jungs mit den Hosenträgern an die ausdrucksvollen Melodien des Vorgängers an und erzählen von der Seefahrt, langen Reisen und Heimweh. Neben Selbstgeschriebenem wie „I hold sway“ findet man auf der CD auch Neuinterpretationen vergessener Klassiker des Irish Folk. Eine davon ist „The Shores of Botany Bay“. Schnelle Rhythmen und die hohen, leicht schrillen Töne der Whistle verleihen der Nummer neuen Pfiff. Die vielfältigen Instrumente und der tanzbare Rhythmus machen das Irland- Feeling komplett. Egal, ob einstimmig oder mehrstimmig, ihre Musik ist wie die fünf selbst: derbe, kraftvoll und voller Leidenschaft zum Irish Folk. Reinhören lohnt sich.
Leben und Tod (Till Neumann). „Lamda wird die musikalische Welt in Freiburg in diversen Punkten auf den Kopf stellen.“ So vollmundig hat der Freiburger Rapper Delisk gerade seine erste EP angekündigt. Der 19-Jährige ist als Teil der umtriebigen Rapcrew Endlessstory bekannt, versucht es nun auch solo. Fünf Tracks sind auf der kostenlosen Scheibe, die nicht nur optisch düster daherkommt. Auf sphärischen Downtempobeats breitet Delisk seine Seele aus. Es geht um Leben und Tod: „Die Stimmen in meinem Kopf sind simultan – und zerreißen wie Papier, was noch von mir übrig ist“, singt er im ersten Song über ein nebliges Pianosample. Für den Tod wird sogar gebetet, weil die Schmerzen zu stark sind. Wörtlich darf man das wohl nicht nehmen. Doch Delisk scheint viel durchgemacht zu haben. Es gelingt ihm immer wieder, Gefühle in Bilder zu fassen. Abgründe werden greifbar, Schmerzen nachvollziehbar. So auch in der flüsternd-melancholischen Single „Rot“. Dazu gibt’s ein sehenswertes Video des Freiburgers „Schwebkraft“. Das erinnert optisch an „Bianco“ von Trapstar Young Hurn, ist textlich aber deutlich düsterer. Auf den Kopf stellen wird die Platte Freiburg nicht. Lamda zeigt aber, dass das Potenzial da ist, in Zukunft vielleicht ein paar Nummern größer zu spielen. Das tödliche Ende im letzten Song muss dafür aber Fantasie bleiben.
Es ist eine Trivialität: Das Schlimmste an der Atomkraft sind die Atomkraftgegner. Das gilt leider insbesondere für die Musik. Während die Kernspaltung Energie freisetzt, schaltet die Anti-Atom-Musik alles ab. Klar, Musik gehört zum Protest. Die Menge der Anti-Atom-Songs hat jedoch die Anzahl der „politischen“ Lieder in ihrer Gesamtheit mit dem Erdumfang multipliziert. Eine flächendeckende Strafverfolgung? Unmöglich! Wir müssen Exempel statuieren. So bei M. Klapp 2014 mit „Anti Atomkraft“: „Es ist schlimm, was in Japan geschah, bald krepiert die ganze Kinderschar. Das ist dann der Lohn für den Strom.“ Und dann noch der Refrain: „Anti-Atomkraft, Anti-Atomkraft, denn wir wollen Leben, denn wir wollen Leben“ Zynismus macht die Sache schwerlich besser. Die Band „Supergaul“ veröffentlicht auf ihrem Tonträger „Lieder für Leute mit und ohne Penis“ den „Pro- Atomkraft-Song“: „Erhebt euch, wir stellen hier den Gegenstandpunkt gegen die von der Solarlobby verwalteten Atomstromschlechtmacher in ihren Bonzensesseln an ihren Marmortischen ... wie sollen wir denn leben in Gegenden, die umgeben sind von Windrädern, dass alles so hässlich ist, dass unsere Kinder den ganzen Tag weinen müssen.“ Immerhin findet sich im Refrain ein lupenreiner Endreim: „Der sauberste Strom ist aus Atom“ Songs, die sich offen und ehrlich mit breitem Rückgrat für die Kernenergie einsetzen, sind dagegen rar. Schade! OI-Punk-Songs, die die rohe Wucht der freigesetzten Radikale der Kernspaltung in schnörkellose 3-Akkorde-Songs mit impulsiver Lyrik umschwärmen, sind leider nur selten zu finden. „Stecker rein, Bombe raus, Oi, Oi, Oi“ Vollkommen verstrahlt, für Ihre Geschmackspolizei Benno Burgey
kino
Gemüse für den Friedhof Matti Geschonneck hat Eugen Ruges vielschichtigen Familienroman kongenial verfilmt
In Zeiten des abnehmenden Lichts Deutschland 2017 Regie: Matti Geschonneck Mit: Bruno Ganz, Sylvester Groth, Hildegard Schmal u.a. Verleih: X-Verleih Laufzeit: 100 Minuten Start: 1. Juni 2017
B
ringen Sie das Gemüse auf den Friedhof“, sagt Wilhelm Powileit an seinem 90. Geburtstag zu jedem, der ihm einen Strauß überreichen will. Und es sind viele Sträuße: Zu Dutzenden sind die Besucher an diesem Tag im Oktober des Jahres 1989 zum Gratulationsempfang in die noble Villa gekommen, in der der Veteran der Arbeiterklasse und seine Ehefrau Charlotte seit Jahren residieren. Die halbe Nachbarschaft ist anwesend, dazu diverse Vertreter diverser SED-Leitungsebenen, hohe Kader aus verschiedenen Volkseigenen Betrieben, ranghohe Militärs, Entsandte von Stadt- und Bezirksverwaltung sowie eine Schulklasse in Pionieruniform, die unter der Leitung einer eifrigen Lehrerin ein kämpferisches Ständchen zum Besten gibt. Der ansonsten eher mürrische, verbitterte und misstrauische Jubilar gibt sich aufgeräumt und frisch; in Erwartung einer weiteren Auszeichnung für seine langjährigen Verdienste hat er sich zuvor sorgfältig rasiert und zurechtgemacht, hat für das Pressefoto mit dem ersehnten Orden der Völkerfreundschaft am Revers seines besten Anzugs gar eine Höhensonne genommen – von der Badewanne aus. Die zur Schau gestellte gute Laune hält freilich nicht lange an: Powileits Familie lässt auf sich warten; der alte Haudegen bezichtigt Stiefsohn Kurt, dessen
60 chilli Cultur.zeit Mai 2017
russische Frau Irina und deren Sohn Sascha der Unzuverlässigkeit, regt sich insbesondere über Sascha auf: Er soll nämlich den langen Tisch für das bestellte Kalte Büffet aufbauen, offenbar ist nur er dazu in der Lage. Als ein befreundetes Ehepaar auftaucht, dessen Kinder sich über die zu jener Zeit bereits ziemlich undichten Grenzen Ungarns in den Westen abgesetzt haben, lässt er seinen Ärger an ihnen aus und wirft sie kurzerhand aus dem Haus. Was er nicht ahnt: Auch Stiefenkel Sascha hat die DDR verlassen. Deshalb erscheint dessen Frau Melitta auch allein mit dem gemeinsamen Sohn, kommt Kurt zu spät und Irina erst einmal gar nicht: Sie betrinkt sich zu Hause, aus Trauer über den Verlust des geliebten Sohnes – und weil ihr die ganze Gesellschaft so verlogen erscheint, dass sie sie nüchtern nicht ertragen zu können meint. Unterdessen baut Powileit mithilfe des Urenkels den antiquarischen „Nazibonzen-Tisch“ selbst auf und schlägt – zum Entsetzen seiner längst ungeliebten Frau – Nägel in die Platte, um ihm den nötigen Halt zu verleihen. Zu halten gibt es indessen nichts mehr: Nicht nur der Tisch bricht irgendwann auseinander, sondern auch die ohnehin marode Familie. Und, wie man weiß, das ganze System. Eine ganz ausgezeichnete Gesellschaftsstudie, eine kongeniale Verfilmung der zentralen Episode von Eugen Ruges gleichnamigem Buch. Und eine Glanzrolle für Bruno Ganz.
Fotos: © Hannes Hubach, X-Verleih
von Erika Weisser
KINO
Deutschland 2017 Regie: Alexander Kleider Dokumentarfilm Verleih: Neue Visionen Laufzeit: 92 Minuten Start: 11.5.2017
Deutschland 2016 Regie: Andres Veiel Dokumentarfilm Verleih: Pfiffl Medien Laufzeit: 107 Minuten Start: 18.5.2017
Reste Meines Lebens
Foto: © Camino Filmverleih
Beuys
Foto: © reoone/Herbert Schwöbel
Foto: © Neue Visionen Filmverleih
Berlin Rebel
Deutschland 2016 Regie: Jens Wischnewski Mit: Christoph Letowski, Luise Heyer u.a. Verleih: Camino Filmverleih Laufzeit: 108 Minuten Start: 25.5.2017
Zweite Chance für Abbrecher
Der Mann mit dem Filzhut
Ambivalente Gefühlslage
(Miriam Kohm). Schule, scheitern, nochmal Schule: Die Doku „Berlin Rebel High School“ handelt von einem in Deutschland einmaligen Schulkonzept: An der Schule für Erwachsenenbildung (SFE) in Berlin werden Schulabbrecher zum Abitur gebracht – ohne Direktor und ohne Noten. Drei Jahre lang hat Regisseur Ale xander Kleider sechs SFE-Schüler begleitet. Vom ersten Schultag bis zum Abi. Die Protagonisten haben eine schwere Schullaufbahn hinter sich, sind mehrfache Schulabbrecher. Doch sie möchten rebellieren gegen Vorurteile, zeigen, dass auch sie einen guten Abschluss schaffen können. Nicht für alle gibt’s ein Happy End. Dennoch zeigen die „Rebels“: Eine Schule ohne Hierarchien und Noten kann funktionieren. Der Fokus liegt auf dem Positiven – den Stärken und Erfolgen der Neustarter. Vielleicht kann das ja so manchen ermutigen. Regisseur Alexander Kleider kommt am 13. Mai zum Filmgespräch ins Kino Friedrichsbau. Beginn ist um 19 Uhr.
(ewei). „Ich bin gar kein Künstler. Es sei denn unter der Voraussetzung, dass wir uns alle als Künstler verstehen, dann bin ich wieder dabei. Sonst nicht.“ Dieser Satz stammt von einem Mann, der inzwischen als einer der bedeutendsten modernen Künstler angesehen wird: Joseph Beuys. Das war nicht immer so: In Zeiten, da Beuys – als erster Deutscher – im New Yorker Guggenheim-Museum eine große Einzelausstellung hatte, wurde sein Werk hierzulande oftmals noch als „teuerster Sperrmüll der Welt“ bezeichnet. Das war 1979, sieben Jahre nach seiner Entlassung als Professor der Kunstakademie Düsseldorf. Die ihn ereilte, weil er gemäß seines Credos wiederholt mehr Studenten in seine Klasse aufnahm, als zugelassen waren. In Andres Veiels großartigem, sehr persönlichem Porträt erscheint uns der unter seinem Filzhut stets ziemlich ernst dreinschauende Kunstschaffende als Visionär – der auch lachen konnte. Zur Vorpremiere kommt Veiel nach Freiburg: Samstag, 13. Mai. 21 Uhr im Kino Friedrichsbau.
(ewei). Schimon steht unter Schock, als er nach einem Arztgespräch die Klinik verlässt. Verlassen will: Er wird förmlich von einer Clownin überrannt, in ein Zimmer gezerrt und genötigt, dort mit einem offenbar sterbenskranken Kind Geburtstag zu feiern. Zwei Wochen später trifft er sie wieder: Milena heißt sie und spielt Flügelhorn in dem kleinen Orchester, dessen Leitung er übernommen hat. Recht schnell verliebt er sich in sie. Zu schnell, finden die Eltern von Schimons Frau Jella, die erst vor eben jenen zwei Wochen ganz plötzlich starb: Der junge Musiker und Tonkünstler hatte gerade von ihrem Tod erfahren, als er Milena begegnete. Erst allmählich und mit vielen Widersprüchen nähert er sich diesem Tod und der unglücklichen Verkettung von zufälligen Ereignissen, die dazu geführt hatten. Und macht sie und seine ambivalente Gefühlslage dank einer ganz ausgezeichneten dramaturgischen Arbeit des Regisseurs auch für uns ersichtlich. Ein geradezu heiterer Film über Verlust, Trauer und Liebe.
kino
Abseits des Mainstreams USA ist Länderschwerpunkt Des diesjährigen Freiburger Filmforums
„ America the Beautiful“
Freiburger Filmforum Filme aus Afrika, Amerika, Asien, Ozeanien 22.–28. Mai 2017 Kommunales Kino im Alten Wiehrebahnhof Urachstr. 40, 79102 Freiburg Infos: 07 61/45 98 00 22 www.freiburger-filmforum.de
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s begann vor 32 Jahren: Da tat sich eine Handvoll engagierter Medienschaffender aus dem „Arbeitskreis Entwicklungspolitik“ des Kommunalen Kinos und der Informationszentrale Dritte Welt (iz3w) zusammen und organisierte im Mai 1985 eine „Woche des afrikanischen Films“. Dabei nahmen sie sich die Kritik des senegalesischen Filmemachers Ousmane Sembène zu Herzen, der seinen europäischen und nordamerikanischen Kollegen vorgeworfen hatte, dass sie afrikanische Menschen „anschauen wie Ameisen“: Ihr Anliegen war es, ein von exotischer Buntheit, kolonialen Bildern und allwissenden Kommentaren freies Bild dieses Kontinents, seiner Gesellschaften und Kulturen zu zeichnen.
Das ist ihnen gelungen – die „Woche des afrikanischen Films“ stieß auf große Resonanz: Es etablierte sich das Freiburger Filmforum, ein alle zwei Jahre stattfindendes Festival mit Filmen abseits des Mainstream-Kinos. Denn der Perspektivenwechsel ist bis heute unverändert geblieben: Die Vorbereitungsteams der jeweiligen Festivals legen großen Wert auf Filme, in denen die Menschen aus den Ländern des globalen Südens selbst zu Wort kommen, in denen ihre eigene Sicht auf sich und ihre Lebensumstände relevant ist. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Afrika. Mittlerweile gehören auch Filme aus Asien, (Latein-)Amerika und Ozeanien zu dem umfangreichen Programm, das die Veranstalter jedes Mal sorgsam zusammenstellen. Ein Festival, das nach Auskunft seines diesjährigen Leiters Mike Schlömer „in Deutschland einzigartig und für Filmschaffende aus aller Welt ein Begriff und von großer Be-
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von Erika Weisser
Mike Schlömer koordiniert das Freiburger Filmforum 2017.
deutung“ ist. Weswegen sie auch gerne persönlich zur Präsentation ihrer Filme nach Freiburg kommen. Auch 2017 werden wieder einige Gäste erwartet, unter anderem aus dem diesjährigen Schwerpunktland USA. Die Programmreihe „America the Beautiful“ umfasst historische und aktuelle, dokumentarische und experimentelle Filme sowohl namhafter als auch junger unabhängiger Filmemacher. Diese Produktionen eröffnen einen Blick auf das Leben in multiethnischen Vierteln in New York, auf unterschiedliche Formen von Diskriminierung von Afro-Amerikanern, auf Arbeitskämpfe und die Situation der First Nation People. Darunter: „In Jackson Heights“ von Frederick Wiseman und „I am not your Negro“ von Raoul Peck. Außer dem Länderschwerpunkt USA gibt es wie immer auch Themenschwerpunkte. Zu denen gehören nach wie vor Krieg, Vertreibung und Flucht. Einen ungeschönten Zugang zu diesem Thema bietet der Eröffnungsfilm „Callshop Istanbul“, eine Beschreibung der trostlosen Lebenssituation der zahlreichen Geflüchteten, die in der Türkei fest sitzen.
DVD
Frankreich / Mexiko 2016 Regie: Rafi Pitts Mit: Johnny Ortiz, Rory Cochrane u.a. Studio: good!movies Laufzeit: 118 Minuten Preis: ca. 18 Euro
Honigfrauen Deutschland 2017 Regie: Ben Verbong Mit: Sonja Gerhardt, Cornelia Gröschel u.a. Studio: Edel Germany Laufzeit 3 DVDs: 270 Minuten Preis: ca. 25 Euro
Teure Staatsbürgerschaft
Osturlaub mit Westkontakt
(ewei). Nero ist in Los Angeles aufgewachsen – und wurde irgendwann nach Mexiko abgeschoben. Er fühlt sich jedoch in den USA zu Hause, denn er hat dort fast sein ganzes Leben verbracht. Es gelingt ihm, die Grenze illegal zu überqueren und sich nach L. A. zu seinem Bruder durchzuschlagen. Doch bald muss er erkennen, dass es nur eine, obendrein unsichere Möglichkeit für die Staatsbürgerschaft gibt: Als Green-CardSoldat für die USA die Hölle des Kriegs zu ziehen. Schonungslos.
(ewei). Catrin und Maja, zwei Schwestern aus Erfurt, fahren per Anhalter in ihren Sommerurlaub am Plattensee in Ungarn. Bald treffen sie dort auf Gleichaltrige, machen sich ein paar unbeschwerte Tage mit netten Jungs – fernab und unbeobachtet von ihren Eltern. Indessen werden sie bald von ganz anderen Leuten beobachtet: die beiden kommen aus der DDR, ihre neuen Freunde aus der BRD und die Stasi ist – zur Ausspähung potenzieller Republikflüchtlinge – auch vor Ort. Und der Vater naht im Trabi ...
Jonathan Deutschland 2016 Regie: Piotr J. Lewandowski Mit: Jannis Niewöhner u.a. Studio: good!movies Laufzeit: 100 Minuten Preis: ca. 11 Euro
Die Mitte der Welt Deutschland / Österreich 2016 Regie: Jakob M. Erwa Mit: Louis Hofmann, Sabine Timoteo u.a. Studio: Universum Laufzeit: 115 Minuten Preis: ca. 14 Euro
Ungewöhnliche Lieben
Zwischen den Zeilen
(ewei). Jonathans Vater Burghardt ist schwer krank. Der junge Mann schafft es kaum, ihn neben der anstrengenden Arbeit auf dem familieneigenen Schwarzwaldhof zu versorgen. Als auch Burghardts alleinstehende Schwester Martha überfordert ist, hilft die unbeschwerte Anka bei der Pflege mit. Jonathan verliebt sich sofort. Dann taucht ein geheimnisvoller Freund des Vaters – Marthas große Liebe – auf und wirft alle aus der Bahn. Außer Burghardt. Einfühlsame Aufdeckung eines Familiengeheimnisses.
(ewei). Der Film gehört zu den wirklich geglückten Romanverfilmungen: Er klebt nicht am Buchstaben der literarischen Vorlage und kommt ihr dennoch nahe; Jakob M. Erwas Interpretation von Andreas Steinhöfels „Die Mitte der Welt“ macht sichtbar, was im Buch eher zwischen den Zeilen zu lesen ist. Eine sehr sehenswerte und gut gemachte Geschichte um eine schwule Love-Story, mit dem großartigen Haupt darsteller Louis Hofmann. Er und der Film wurden denn auch schon mit vielen Preisen überschüttet.
voll von der Rolle Foto: © Patrick Allgeier, Gwendolin Weisser
Soy Nero
Die Filmgeschichte vom Weg um die Welt hat sich in Freiburg zum Kinohit entwickelt
Vollkommen überwältigt (Erika Weisser). Die einen sprechen von Wahnsinn, die anderen von Wunder. „Vollkommen überwältigt“ sind aber alle: Die beiden Freiburger Globetrotter Gwen Weisser und Patrick Allgaier vom unerwarteten Erfolg von „WEIT“, der selbst gedrehten Dokumentation ihrer außergewöhnlichen Reise. Und die beiden Kinobetreiber Ludwig Ammann und Michael Isele von der Anzahl den Besucher, die der Film seit sieben Wochen in den größten Saal des Friedrichsbaus lockt. Dreimal täglich. Bevor das Paar mit seinem filmischen Reisetagebuch zur Kinotour durch Deutschland startete, sollte es natürlich in Freiburg zu sehen sein – hier begann und endete schließlich ihre Weltumrundung, die eine Welt erkundung wurde – per Autostopp, Zug und Schiff, ohne Flugzeug und Kreditkarte, mit Rucksack, Zelt, Kamera und unzähligen Abenteuern, Begegnungen und neuen Freundschaften. Und irgendwann sogar mit ihrem neugeborenen Sohn. Vorgesehen waren vier Premierenveranstaltungen Ende März. Da diese im Handumdrehen ausverkauft, die Nachfragen nach weiteren Vorführungen zahlreich waren, wurde schnell und unbürokratisch umprogrammiert und aufgestockt. Seither strömen die Besucher – und bescherten dem Kino einen Hausrekord: Schon in der fünften Spielzeit-Woche wurde eines Sonntagabends im April der zehntausendste Besucher gezählt. Und da es eine Besucherin war, gab’s auch einen Pikkolo. Und Ludwig Ammanns herzliches Dankeschön an die Reisefilmemacher für diese Glücksmomente, die es „nur einmal im Leben eines Kinos“ gibt. Und wohl nur in Freiburg: Inzwischen haben hier schon 15.000 Leute den Film gesehen; bis Ende Mai rechnet Ammann gar mit 20.000 Zuschauern.
Mai 2017 chilli Cultur.zeit 63
Literatur
Komik nur mit Tragik Jess Jochimsen feiert Bühnenjubiläum und legt Abschlussball vor
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Foto: © Britt Schilling
von Erika Weisser
n diesen Tagen ist Jess Jochimsen in Berlin und Chemnitz unterwegs, wo er beim Volland & Quist Literatursalon aus seinem neuen Buch liest: „Abschlussball“. Im Buchhandel ist der zweite Roman des Freiburger Kabarettisten und Autors erst ab dem 9. Juni zu haben, im Gespräch mit der cultur.zeit verrät er jedoch, dass es „ein Buch über Beerdigungsmusik ist, ein Abenteuerroman, ein Krimi, die Geschichte einer ausgewachsenen Depressi-
Jess Jochimsen Abschlussball Verlag: Deutscher Taschenbuchverlag 2017 310 Seiten, gebunden Preis: 20 Euro Ab 9. Juni im Buchhandel
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on, eine Auseinandersetzung mit dem Tod, eine Biografie des Lesens, Literatur in der Literatur“. „Unglaublich lange“, vier Jahre, hat Jochimsen an dem Roman gearbeitet, dessen Handlung er nach München verlegte – in seine Geburtsstadt, in der er sich „halt besser auskennt als anderswo“. Im Laufe seiner Recherchen und während des Schreibens war er immer wieder für mehrere Tage dort, hat die Orte, an denen er seine Protagonisten wohnen und unterwegs sein lässt, bis ins kleinste
Detail erkundet. Dabei hat er viel Überraschendes entdeckt – etwa ein Herrenbekleidungsgeschäft, das es eigentlich gar nicht mehr gibt. Dabei hat er aber auch Altbekanntes unter neuen Gesichtspunkten betrachtet und Unerwartetes erlebt – etwa auf dem Münchener Nordfriedhof, wo er viel Zeit verbrachte. Dort kam er mit Trauermusikern ins Gespräch, die auf „diesem hochliterarischen Friedhof“ Begräbnisse begleiten. Dort lernte er Menschen kennen, die diese Friedhöfe bevölkern. Einige von ihnen sind als literarische Figuren in sein Buch eingegangen, machen den Roman über weite Strecken nachgerade zu einer philosophischen Betrachtung über die Bedeutung der Zeremonien des Abschieds, über die Würde, die das von Musik begleitete „Gehen im Dreivierteltakt“ einem Verstorbenen auf dessen letztem Weg verleiht. Doch Jochimsen wäre nicht Jochimsen, wenn es bei diesen Begegnungen mit dem Tod nicht auch ausgesprochen heiter zugehen würde: „Komik ist ohne Tragik nicht möglich“, findet der Satiriker, der behauptet, „eigentlich ein melancholischer Mensch“ zu sein. Am 4. August hat „Abschlussball“ Freiburg-Premiere: Beim Auftakt der vom Vorderhaus veranstalteten Reihe „Unter Sternen“ in der Spechtpassage trägt Jochimsen ausgewählte Passagen vor, in denen es sicher nicht nur um Friedhöfe geht. Vielleicht gibt es am Samstag, 13. Mai, auch ein paar Sätze zu hören; denn an dem Tag feiert Jochimsen 25 Jahre auf der Bühne: Sein Debüt als Kabarettist hatte er im Mai 1992, im Theater am Eck in Freiburg, wohin es ihn vor bald 30 Jahren zum Studium der Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft verschlug. Da das Theater an der Ecke Basler- und Reiterstraße aber schon vor Jahren dicht machte, wird eben im Vorderhaus jubiliert.
FRezi
Jürgen
Unter WEissen
von Heinz Strunk Verlag: Rowohlt, 2017 256 Seiten, gebunden Preis: 19,95 Euro
von Mohamed Amjahid Verlag: Hanser Berlin, 2017 192 Seiten, Paperback Preis: 16 Euro
Tausend Kilometer Süden
von Walter Jungwirth Verlag: Covadonga, 2017 160 Seiten, gebunden Preis: 14,80 Euro
Armer Willi sucht die Liebe
Koloniale Hautfarbenlehre
Freiheit auf zwei Rädern
(dob). Was soll man auch machen? Fast vierzig Jahre alt, ein Job als Pförtner einer Tiefgarage, der einzige Kumpel ein im Rollstuhl sitzender Querulant und falls, ja falls man wirklich mal eine Frau in die kleine Wohnung mit hochnehmen würde, dann würde die pflegebedürftige Mutter bestimmt alles daransetzen, dass der Romantikfaktor möglichst gering bliebe. Jürgen Dose hat es also nicht leicht im Leben. Doch er erträgt es scheinbar frohgemut. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, immer positiv denken, immer eine tolle Idee, wie das mit der Damenwelt noch klappen könnte. Irgendwann sitzen er und sein nöliger Kumpel Bernd mit anderen armen Willis im Schnelltransporter der Firma Eurolove Richtung Polen, wo es angeblich Traumfrauen satt gibt. Der Leser ahnt es: Die Liebe werden die beiden auch dort nicht finden. Der Hamburger Autor, Musiker und Entertainer Heinz Strunk hat mit „Jürgen“ sein mittlerweile siebtes Buch vorgelegt – und er ist damit an seine Wurzeln zurückgekehrt. Schade eigentlich. Denn nach dem famosen, vom Feuilleton gefeierten Roman „Der goldene Handschuh“ (2016), der die Geschichte des Hamburger Mörders Fritz Honka erzählt, hatte man sich ein ähnlich hohes literarisches Niveau erhofft. „Jürgen“ hingegen ist eine fein gezeichnete Milieubeschreibung, lustig, mitfühlend, absurd. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.
(ewei). Der Titel ist – bewusst – zweideutig: Mohamed Amjahid, Sohn marokkanischer „Gastarbeiter“, lebt und bewegt sich ständig unter Weißen. Und er rangiert – gemäß der noch immer verbreiteten „kolonialen Hautfarbenlehre“ – zwar über Menschen mit noch dunklerer Haut, aber dennoch unter Weißen: als „Nafri“. Erlebt hat der 28-jährige politische Reporter und Redakteur des Zeit-Magazins diese kollektive Zuordnung schon oft, verstärkt nach der viel zitierten Kölner Silvesternacht. Etwa wenn eine Frau ihre Handtasche fester umklammert, wenn er sich in der U-Bahn neben sie setzt. Oder als er an der Kasse eines Drogeriemarkts überbezahltes Wechselgeld zurückgibt und zu hören bekommt, dass man das „von Leuten wie Ihnen nie erwartet hätte“. Amjahid stellt indessen nicht nur anhand persönlicher Erfahrungen dar, wie der unterschwellige Rassismus funktioniert und wirkt. So schreibt er von einem Richter, der einen Marokkaner wegen Diebstahls zu einer hohen Bewährungsstrafe verurteilt und in der Begründung wiederholt von „unserer Zivilisation“ und „Menschen wie Sie“ spricht. Oder von einem schwulen Araber, der Vergewaltigungsanfragen bekommt. Er weist nach, dass gegen stereo types Denken niemand immun ist. Auch er selbst nicht. Ein Augenöffner.
(iba). 1000 Kilometer in maximal 75 Stunden: Drei Tage und drei Nächte ununterbrochen im Sattel, mit kurzen Zwischenstopps für schnelle Verpflegung an Bäckereien oder ein Nickerchen in Bushaltestellen: Der Kirchzartener Walter Jungwirth fuhr beim „Mille du Sud“ mit und schildert seine Erlebnisse auf dieser Langstreckenfahrt durch die Provence und die südwestlichen Alpen. Kälte, Wind, Euphorie, Müdigkeit, leuchtende Landschaften – so ist der „Mille du Sud“. Die durchfahrenen Gebiete werden so detailliert beschrieben, die Emotionen, Gefühle und Gedanken so ausführlich aufgelistet, dass der Leser sie bestens nachempfinden kann und fast den Eindruck bekommt, selbst durch die Provence zu radeln. Manchmal sind die „Randonneurs“ genannten Langstreckenfahrer in kleinen Gruppen unterwegs, aber meistens sind sie praktisch auf sich allein gestellt. Und müssen sich beim Bezwingen der Alpenriesen auf ihr Können und ihre Kondition verlassen – und auf ihr Glück. Da kann schon die Frage aufkommen, warum jemand freiwillig so etwas auf sich nimmt. Jungwirth nimmt sie im Kapitel „Wie komme ich eigentlich hierher?“ vorweg – und liefert eine schlüssige Antwort. Eine literarische Liebeserklärung an das Fahrrad, pünktlich zum 200-jährigen Jubiläum. Mai 2017 chilli Cultur.zeit 65