f79 – Jobstarter

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PRAKTIKA +++ FSJ +++ A USLANDSJAHR

R E T R A T JOBS +++

+ + + NG U D IL B S AU

M U I D STU

Foto // © iStock.com/PeopleImage



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DAS

fü r FrSCHÜLERM ei bu rg AG un d Re AZIN gi on

JOBSTARTER

Gestaltungswille ungebrochen

Was ist ein Testimonial?

Studie: Mehr Sorgen unter Jugendlichen

Ein Magazin wie das f79 herzustellen kostet viel Geld. Es müssen Redakteure

Viele junge Menschen haben Angst vor

und Grafiker bezahlt werden, die die

ihrer Zukunft. Die gute Nachricht: Die

Schülerredaktion betreuen und anleiten,

Jugend gestaltet ihre Zeit in der

deren Texte redigieren und das f79 layouten. Am Ende muss alles zusammen-

­Pandemie trotzdem aktiv. Das geht aus

gestellt, gedruckt und verteilt werden. Wenn

einer bundesweiten Befragung von knapp

da keiner etwas dazugeben würde, müsste

6200 Jugendlichen der Frankfurter Goethe-Universität sowie der Uni

das Schülermagazin sehr teuer verkauft

­Hildesheim hervor.

werden. Für viele Jugendliche wäre es dann

Foto // iStock.com/dorian2013

zu teuer. Daher suchen wir immer Firmen Seit zwei Jahren verändert die Corona-­

und Einrichtungen, die das Projekt toll finden und uns finanziell unterstützen. Diese

Pandemie das Leben der Menschen in

Unterstützer nennt man Kooperationspart-

Deutschland. Gerade junge Menschen sind

Zukunftsängste zu haben, war es ein Jahr später mehr als jeder Dritte. An den mehr als 1400 Freitextantworten und

ner. So eine Partnerschaft beruht immer auf

davon betroffen. Laut dem Forschungsver-

Kommentaren zeige sich der hohe Mitteilungs-

Gegenseitigkeit. f79 bekommt Geld und der

bund „Kindheit – Jugend – Familie in der

bedarf junger Menschen. Tanja Rusack,

Partner erhält dafür ein Logo, eine nament-

Corona-Zeit“ der Universitäten Hildesheim

wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität

liche Nennung als Unterstützer oder er kann

und Frankfurt wurden junge Menschen zu

Hildesheim, verdeutlicht: „Junge Menschen

sich ein Redaktionsmodul wünschen.

Beginn der Pandemie vor allem auf ihre

bemühen sich auch in dieser schwierigen Zeit,

Letzteres nennen wir ein „Testimonial“.

Rolle als Schüler*innen reduziert und von

ihre Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen.“

Und wie funktioniert das? Schüler

der Politik nur wenig wahrgenommen.

Ihre Kollegin Johanna Wilmes von der

aus der Redaktion oder unser eigenes

Knapp 70 Prozent der jungen Leute haben

Goethe-Universität ergänzt: „Das können sie

Redaktionsteam besuchen ein Unterneh-

demnach das Gefühl, Politiker*innen sei

aber nur, wenn sie sozial und ökonomisch

men und befragen die Azubis nach ihren

ihre Situation „eher nicht“ oder „gar nicht“

abgesichert sind. Junge Menschen mit eigenen

Aus- und Weiterbildungswegen. Hierbei

wichtig.

entstehen Texte im Rahmen der Berufsori-

Immerhin: Einige Jugendliche gaben in der

finanziellen Sorgen wurden bisher kaum in den Blick genommen.“ Es sei zu beobachten, dass

Folgeuntersuchung an, dass ihre Schulen im

ein sehr großer Teil gravierende psychologische

Laufe der Pandemie technisch besser

oder andere gesundheitliche Belas­tungen habe.

ausgestattet wurden. Fast jede*r Dritte*r

„Sie benötigen professionelle Hilfe, die Struk-

widerspricht dieser These allerdings bis heute.

turen können diesen Bedarf aber gar nicht

Unser Jobstarter ist in Z ­ usammenarbeit

Und: Junge Menschen haben in der Pandemie

ausreichend decken.“

mit dem „Jugend & Beruf“-Extra der

mehr Sorgen: Gab damals nur jeder Fünfte an,

entierung für Schüler. Solche Texte sind als Testimonials gekennzeichnet.

f79

f79

Badischen Zeitung erstellt worden. ANZEIGE

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Handwerk

Allen Zweifeln zum Trotz Influencerin Anna-Lena Hochuli wirbt fürs Handwerk

Der Frauenanteil im Handwerk steigt nur langsam. Auch im Elektrobereich sind Frauen unterrepräsentiert. Das möchte Anna-Lena Hochuli aus Vörstetten ändern. Auf ihrem Instagram-Kanal zeigt die 19-jährige angehende Elektrikerin mehr als 10.000 Followern die schönen Seiten ihres Berufs. Dem f79 berichtet die Handwerks-Influencerin, was sie antreibt. Foto // privat

f79 // Anna-Lena, was war dein Beweggrund, ins Handwerk zu gehen?

Angst, dass ich

Anna-Lena // Das war eher eine zufällige

das nicht schaffe. Um mehr

Story. Ich habe meinen jetzigen Chef auf

über den schulischen Teil

unserem Dorffest getroffen. Er ist ein Freund

der Ausbildung rauszufin-

meiner Eltern und kümmert sich bei uns zu

den, habe ich viel in Social Media – vor allem

Hause immer um die Elektrik. Damals war ich

auf Instagram – nach Leuten geschaut, die

in der 10. Klasse und er fragte mich, was ich

Dinge aus ihrem Alltag als Elektriker teilen.

nach der Schule vorhätte. Ich erzählte ihm,

Einige Leute habe ich auch gefunden, aber

dass ich vorhabe, entweder Grundschullehr-

keiner von denen hat mir die Eindrücke

amt zu studieren oder zur Polizei zu gehen.

vermittelt, die ich mir zu dem Zeitpunkt

Daraufhin fragte er mich, ob ich nicht ins

gewünscht hätte. Auch wenn ich nicht sicher

Handwerk kommen mag und bei ihm eine

war, ob es mit der Schule klappt, habe ich

Ausbildung zur Elektrikerin machen will. Da

trotzdem die Ausbildung angefangen. Später

habe ich ihm erst mal den Vogel gezeigt.

dachte ich dann: „Vielleicht bin ich ja genau

Physik und Mathe waren nie meine Lieblings-

die Person, die ich damals gesucht habe.“

fächer und Elektrik hat mich nicht wirklich

Und mein Chef hat mich noch dazu ermutigt,

interessiert. Ich hatte bis dahin nie darüber

selbst einen Kanal zu starten. So habe ich

nachgedacht, ins Handwerk zu gehen. Aber

mich entschlossen, meinen Arbeitsalltag auf

ich fand die Idee doch irgendwie ganz lustig

Instagram zu teilen.

und habe dann aus Witz ein Praktikum bei Mit der Ausbildung zur Elektrikerin hat Anna-Lena Hochuli ihren Traumjob gefunden – und zeigt das auf ihrem Instagram-Kanal.

ihm gemacht. Das hat mir dann so gut

f79 // Wie sind die Reaktionen?

gefallen, dass ich danach ein längeres

Anna-Lena // Nach kurzer Zeit kamen immer

drangehängt habe und schließlich in die

mehr junge Frauen auf mich zu, die darüber

Ausbildung zur Elektrikerin gestartet bin. Ich

nachdachten, eine Ausbildung anzufangen

habe sogar drei Monate vor offiziellem

und meinen Rat dazu hören wollten. Sie

Ausbildungsbeginn bei ihm angefangen, weil

haben mir von ihren Ängsten erzählt, und wir

ich einfach so viel Spaß an der Arbeit hatte.

haben darüber gesprochen. So kam es

Und das war auch für mich der Hauptgrund,

schnell zu einer recht großen Community.

ins Handwerk zu gehen: der Spaß an der

Immerhin haben sich schon eine Handvoll

Arbeit.

Mädels aufgrund meines Accounts dazu

f79 // Auf Instagram folgen dir mehr als

Das finde ich total schön. Und genau das ist

10.000 Leute. Was war der Anstoß, andere an

mein Ziel. Ich will das Handwerk authentisch

entschieden, die Ausbildung zu machen.

deinem Arbeits- und Lebensalltag

rüberbringen, sodass sich besonders

teilhaben zu lassen? Anna-Lena // Die Idee zum Instagram-Kanal kommt aus der

Mädels ein realistisches Bild von dem Beruf machen können. Ich will zeigen, dass Handwerk nicht nur was für Jungs ist

Zeit, in der ich selbst überlegt habe,

– und will erreichen, dass auch Mädchen

ob ich ins Handwerk gehen sollte.

das Handwerk als Berufsoption erkennen.

Der Gedanke ist für ein Mädchen

Till Neumann

ja doch relativ untypisch. Ich wusste nicht, wie anspruchsvoll das Ganze schulisch werden

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INSTAGR AM

würde. Davor hatte ich

Anna-Lena aus Vörstetten postet auf Instagram

tatsächlich am meisten

als @elektrikerin_2020


Tipps · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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JOBSTARTER

Pflicht oder Kür ist die Frage Haben Praktikanten einen Anspruch auf Urlaubstage?

Die Oma hat Geburtstag, der beste Freund heiratet: Wer für längere Zeit ein Praktikum macht, könnte den ein oder anderen Urlaubstag für solche oder andere Gelegenheiten gut gebrauchen. Aber hat man im Praktikum

Fotos // Christin Klose (DPA), iStock.com/Carlos Barquero Perez

Anspruch darauf? Urlaubsanspruch besteht nicht in jedem Fall.

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„Das hängt von der Art des Praktikums ab“, sagt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Häufig würden Pflichtpraktika, die im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums absolviert werden müssen, keinen Urlaub vorsehen. „Das ist in Ordnung“, so der Fachanwalt. Praktikantinnen und Praktikanten müssten sogar vorsichtig sein, wenn ihnen der Praktikumsgeber freiwillig Urlaub anbiete. „Es kann dann sein, dass dadurch die vorgegebene Praktikumsdauer nicht erreicht wird.“ Im Zweifelsfall müsse man das Praktikum entsprechend um die Zahl der Urlaubstage verlängern. Wer allerdings ein freiwilliges Praktikum absolviert, hat Bredereck zufolge grundsätzlich Anspruch auf Urlaub – wie Arbeitnehmer auch. Der gesetzliche Mindestanspruch beläuft sich auf 24 Urlaubstage pro Kalenderjahr bei einer Fünf-Tage-Woche. Eine längere Urlaubszeit kann der Arbeitgeber mit Praktikanten vereinbaren. Wer unter 18 ist, hat 25 Urlaubstage pro Jahr, unter 17 hat man 27 Urlaubstage und unter 16 besteht ein Anspruch auf 30 Urlaubstage pro Jahr. Wenn das Praktikum sechs Monate oder kürzer dauert, bestehe nur ein anteiliger Anspruch, so Bredereck. tmn

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„Liebe auf den ersten Blick“ Patrik wird Berufskraftfahrer bei der Spedition KarlDischinger

Fachkräfte wie er werden händeringend gesucht: Der 20 Jahre alte Patrik Sink wird LKW-Fahrer. Mit dem Brummer Waren von A nach B zu bringen, das begeistert ihn. Der Staufener ist im dritten Lehrjahr bei der Spedition KarlDischinger – und hat sich schon früh in große Maschinen verguckt. Schon als Jugendlicher zockte Patrik das Videospiel „Euro Truck“. Mit seinem Vater fuhr er freitags nach Baden-Baden, um zu sehen, wie bei Lastwagen die sogenannten Auflieger getauscht wurden. „Das hat mich schon beim ersten Mal so beeindruckt“, erinnert sich Patrik. Sein Vater ist LKW-Werkstattmeister, Patrik wusste schon damals: Mit LKWs will ich auch arbeiten. „Liebe auf den ersten Blick“ nennt er das heute. Der Weg zur Spedition KarlDischinger war im doppelten Sinne nicht weit: Zum einen arbeitet auch sein Vater dort. Zum anderen liegt die Zentrale in Ehrenkirchen – für den Staufener

Foto // Till Neumann

ist das um die Ecke. In den ersten zwei Jahren lernte Patrik, die

Hat geregelte Arbeitszeiten: der Auszubildende Patrik Sink aus Staufen.

großen Fahrzeuge zu fahren und zu beladen. In der Berufsschule braucht es dafür viel Mathematik. „Wer da keine Lust hat, geht

Anforderungen. „Wenn ich morgens den Motor

unter“, betont der Azubi. Nur mit Engagement

anlasse, freue ich mich jedes Mal“, berichtet

Warum solle er wechseln, wenn es ihm hier gut gefalle und das Gehalt stimme?

Till Neumann

und Leidenschaft könne man diese Hürde

Patrik. Bei Sonnenauf- oder untergang über die

nehmen. Für Patrik sind die Anforderungen im

Autobahn zu fahren, seien mit die schönsten

Rechnen die größte Herausforderung für die

Momente im Arbeitsalltag. Im Sommer erlebt er

gesamte Ausbildung. Nicht jeder schaffe das,

das jedoch nicht in seinem Truck: Er startet um

KarlDischinger

die Abbrecherquote ist hoch.

7 Uhr und ist um 16 Uhr fertig. „Das ist nicht

Die Spedition aus dem südbadischen Ehren­

mehr wie früher“, sagt Patrik. Seine Routen

kirchen bietet elf Ausbildungswege. Neben

Zwei gemeistert. Er sagt heute: „Ich hatte mir

verlaufen durch die Region, Auslandsfahrten

Berufskraftfahrern sind das auch Fachlageristen

das auch einfacher vorgestellt.“ LKW-Führer-

führen ihn höchstens Mal ins nahe Elsass.

oder kaufmännische Berufe. Auch Informatik

Patrik hat die Etappe mit einer bravurösen

schein machen und fahren, so malte er sich den Job aus. Doch die Anforderungen sind weit

Dennoch sind Fachkräfte wie er Mangelware. „Guter Nachwuchs wird händeringend

INFO

kann dort gelernt werden. Zudem werden die Bachelor-Studiengänge Spedition, Transport

umfassender: Der 20-Jährige plant seine

gesucht“, berichtet Esther Schindler von der

und Logistik sowie

Routen, prüft das Fahrzeug jeden Morgen vor

Personalabteilung der Firma. Extreme Sorgen

Personalmanagement/

dem Start und muss seine Waren gut verladen

mache das der Branche. Engagierte Leute wie

-dienstleistung

und sichern. „Der Kunde will keine zermatschten

Patrik würden mit Handkuss übernommen.

angeboten.

Muffins“, erzählt Patrik. Sicherheit und der

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Der Job belohnt ihn täglich für die

Der Auszubildende hat daher viele

Mehr auf

Schutz vor Unfällen werden groß geschrieben.

Möglichkeiten nach der Ausbildung. Für ihn ist

www.karldischinger.

Die Verantwortung am Steuer ist enorm.

jedoch klar: „Ich bleibe bei KarlDischinger.“

eu/karriere.html


Tipps · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

AusbildungsAzubis geben Tipps zum Berufseinstieg

Folge 24: Wie lande ich in Freiburg? Name // Nils Knopf Alter // 21 Jahre Beruf // DH-Student BWL-Finanzdienstleistung, 3. Semester Betrieb // Volksbank Freiburg eG

Foto // Volksbank Freiburg

Wer für seine Ausbildung nach Freiburg kommt, muss sich erst mal zurechtfinden. Neben dem neuen Arbeitsplatz gibt’s in der Breisgaumetropole viel zu entdecken. Nur wo? Nils Knopf von der Volksbank Freiburg hat Tipps gesammelt. Ganze 1700 Stunden pro Jahr scheint im Schnitt in Freiburg die Sonne. In der sonnigsten Großstadt Deutschlands ist die gute Laune daher meist nicht fern. Ob an der Dreisam, am Augustinerplatz, im Stadtgarten oder auf dem Münsterplatz – hier kann man neue Leute kennenlernen. Ein Beispiel ist der Biergarten „Feierling“ oder das Café August am Augustinerplatz. Der Augustinerplatz ist vor allem im Sommer ein beliebter Treffpunkt für Studierende. Eine Besonderheit sind die „Bächle“, kleine Wasserstraßen, die sich durch die Gassen und Straßen der Altstadt ziehen. Allerdings sollte man aufpassen: Wer in eines der Bächle tritt, muss der Tradition nach eine Freiburgerin oder einen Freiburger heiraten. Direkt hinter der Stadt beginnt der Schwarzwald. Die Natur rund um Freiburg bietet den perfekten Ausgleich nach einer stressigen Arbeitswoche. Von der Sternwaldwiese über den Kybfelsen zum Schauinsland wandern – das geht ganz ohne Anfahrt per Auto. Oder einfach den fantastischen Blick vom Schlossberg genießen. Wer abends ausgehen will, der hat eine große Auswahl an Bars oder Clubs. Egal ob klein und einheimisch in einem Gewölbekeller, in der Mehlwaage bei studentischem Ambiente, im Irish Pub „O’Kellys“ oder doch draußen auf der Dachterrasse des Skajo mit Blick auf die Freiburger Innenstadt. Eine Stadt, viele Möglichkeiten! Alle Infos, was wo und wann in Freiburg stattfindet, bekommst du auf chilli-freiburg.de unter „Wo geht was“ oder über eine der Freiburger Facebook- oder Instagram-Seiten. Oder man geht einfach mal spontan Richtung Kajo (Kaiser Joseph Straße). Instagram.com/volksbankfreiburg/

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Mit viel Herz und gutem Auge Jonas Kuhn macht eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflegehelfer

Nach eigener Krankheit hat sich Jonas

In der BDH-Klinik in Elzach geht der Azubi

Azubi. Als Gesundheits- und Krankenpflege­

Kuhn dazu entschlossenen, anderen

nun den nächsten Schritt. Die einjährige

helfer kennt er sich mit Symptomen und

Menschen zu helfen. Der 23-Jährige

Ausbildung zum Krankenpflegehelfer mache

Krankheitsbildern aus: „Ich muss wissen, wie ich

absolviert deswegen eine Ausbildung

ihm Spaß. „Ich lerne hier viel“, sagt er. Als

Patienten positioniere und was beispielsweise

zum Gesundheits- und Krankenpflege­

Pflegehelfer komme er den Patienten nah –

im Falle einer Reanimierung zu tun ist.“ Jeden

helfer an der BDH-Klinik in Elzach. Der

auch emotional. „Man baut eine Bindung auf“,

Mittwoch besucht er deshalb die Gesundheits-

so Jonas. Zu nah dürfe der Pfleger die

und Krankenpflegehilfeschule in Waldkirch. Auf

Schicksale jedoch nicht an sich ranlassen.

dem Stundenplan stehen Anatomie, Krankheits-

„Das ist nicht immer einfach“, kommentiert er.

lehre oder Hygiene.

Offenburger schätzt den Umgang mit seinen Patienten und das Gefühl, gebraucht zu werden.

Als Pflegehelfer verbringe er schließlich viel Zeit Foto // pt

in den Krankenzimmern. Während der Gespräche mit den

Manchmal kann Jonas für seine Patienten jedoch nicht mehr viel tun – auch Sterbende hat der Azubi schon begleitet. In der Palliativ­

Patienten hält Jonas die Augen offen: „Ich

pflege gehe es vor allem darum, die eigene

Jonas Kuhn weiß, wie es ist, auf Hilfe

beobachte viel“, sagt er. Schlägt eine Therapie

Ruhe und damit die Würde der Patienten zu

angewiesen zu sein: „Vor zwei Jahren bin ich

nicht an oder droht ein Wundliegen, leitet der

wahren. „Das ist gar nicht so einfach. Ich bin jemand, der gerne hilft“, sagt Jonas.

schwer krank geworden“, erinnert sich der

Azubi das an die Pflegefachkräfte weiter, die an

werdende Krankenpflegehelfer. Fünf Wochen

den BDH-Kliniken in Elzach und Waldkirch eine

verbrachte der Offenburger auf einer Intensiv-

dreijährige Ausbildung durchlaufen.

station, sechs Tage lag er im

Zugänge legen oder Medikamente

Trotz dieser Herausforderungen hat sich Jonas in der BDH-Klinik schnell eingelebt: „Die Zusammenarbeit ist gut.“ Nicht nur den knapp

künstlichen Koma. „Diese Zeit

verabreichen gehört nicht zu Jonas’ Aufgaben:

45 Pflegefachkraft- und Pflegehelfer-Azubis

hat mein Interesse an Anatomie

„Ich muss meine Grenzen kennen. Gute

begegnet Jonas auf Augenhöhe: „Weil jemand

und Medizin geweckt“, sagt

Kommunikation ist deswegen so wichtig.“

Jonas. Um seine eigenen

Den menschlichen Körper darf Jonas bei

einen weißen Kittel trägt, trägt er die Nase hier nicht hoch.“ Und auch die Patienten schätzen

Diagnosen lesen zu können,

seiner Arbeit nicht scheuen. „Meine Arbeit

Jonas: „Sie bedanken sich auf unterschiedliche

habe er sich Fachliteratur besorgt.

besteht aber nicht nur darin, Menschen zu

Weise, das freut mich jedes Mal.“ Manchmal

Anschließend absolvierte der Offenburger eine

waschen und zum Klo zu bringen. Man muss

bekomme er sogar Schokolade.

Ausbildung zum Rettungssanitäter.

sich auf die Patienten einlassen“, betont der

Die Kalorien verbrennt der Azubi auf den Gängen der Klinik. „Ich komme hier täglich bestimmt auf meine 10.000 Schritte“, lacht Jonas. Sein Weg führt über die Abschlussprüfung im September hinaus. Einen Arbeitsplatz hat er damit so gut wie sicher, Pfleger werden händeringend gesucht. Jonas geht jedoch noch weiter: „Mein Ziel ist, Anästhesie- und Intensivpfleger zu werden. Danach will ich irgendwann Medizin studieren.“

Philip Thomas

INFO Krankenpflegehelfer Wo // BDH-Klinik Elzach und Waldkirch Wann // Ab dem 1. Oktober 2022

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Viel Verantwortung: Gesundheits- und Krankenpflegehelfer-Azubi Jonas Kuhn

Voraussetzungen // Hauptschulabschluss

in der BDH-Klinik in Elzach

Infos unter: www.bdh-jobs.de


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„Ich übernehme Verantwortung“ Ann-Kathrin über ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei der Caritas

Nach dem Abitur war klar: Ann-Kathrin will sich vor dem Studium sozial engagieren. Also entschied sich die 19-Jährige für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Schulkindbetreuung des Caritasverbandes Freiburg-Stadt. Im f79-Interview erzählt sie von der Arbeit an einer Freiburger Grundschule. Foto // freepik.com

f79 // Ann-Kathrin, nach dem Abitur bist du

Vordergrund. Uns

wieder an einer Schule. Wie kam das denn?

geht es darum, die

Ann-Kathrin // Ich wäre auch gerne als Au

Sozialkompetenz und das

Pair ein Jahr ins Ausland gegangen, aber das

Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

ist coronabedingt ausgefallen. Da ich nach

Gleichzeitig ist unser Ziel, die Interessen

der langen Schulzeit nicht direkt studieren

und Stärken eines jeden Kindes zu fördern.

wollte, bin ich auf die Möglichkeit gestoßen, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Ich

f79 // Was gefällt dir besonders an dem FSJ?

habe mich beim Caritasverband Freiburg-­

Ann-Kathrin // Außer der Arbeit mit den

Stadt beworben. Ich wollte gerne mit Kindern

Kindern sind die Seminartage sehr gut. Da

im Grundschulalter arbeiten. Dieser Wunsch

lerne ich auch andere FSJ-ler*innen kennen.

konnte berücksichtigt werden.

Es ist interessant, von deren Erfahrungen zu hören und sich untereinander auszutau-

f79 // Was sind deine Aufgaben?

schen. Man lernt dabei viele Berufe und

Ann-Kathrin // Die Kinder kommen nach

andere junge Menschen kennen.

dem Unterricht zu uns in die Betreuung. Wir empfangen sie, gehen zum Mittagessen.

Till Neumann

INFO

Anschließend werden die Hausaufgaben

Caritasverband Freiburg-Stadt e. V.

gemacht. Dann beginnt die Zeit, die wir

Koordination Freiwilligendienste

gemeinsam mit den Kindern gestalten. Dabei

Telefon // 0761-3191665

stehen Spiele, Projekte und Bewegung im

Mail // fsj@caritas-freiburg.de ANZEIGE

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Mangelhafte Bewerbungen Analyse zeigt: Jeder dritte Lebenslauf mit flapsigen Zeitangaben

Jeder dritte Bewerber (33 Prozent) scheitert

Das Bewerbungsverhalten von mehr als 250.000 Nutzer*innen

an der zeitlich korrekten Darstellung der

hat die Plattform bewerbung2go.de ausgewertet. Außerdem sind

beruflichen und/oder bildungsbezogenen

professionelle Lebenslaufchecks in die Analyse mit eingeflossen.

Stationen im Lebenslauf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Jobbörse Jobware. Sie bietet unter anderem einen kostenlosen Generator für Bewerbungen.

Das Ergebnis belegt für jobware.de deutlich: Viele Bewerbende geben das Start- und Enddatum einzelner Abschnitte ihres Werdegangs ungenau an. „So lassen sie zum Beispiel den Monat aus und nennen nur die Jahreszahl“, informiert Jobware. Die Expert*innen der Plattform sind überzeugt: „Etliche Personaler interpretieren solche Zeitangaben als flapsige Vorbereitung und wünschen sich mehr Sorgfalt.“ Tabellarisch gegliederte Lebensläufe unterstützen Recruiter dabei, relevante Stationen von nebensächlichen zu trennen. Zeitangaben im Datumsformat MM/JJJJ ermöglichen präzise Aussagen

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Foto // freepik.com

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Karriere · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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über die Dauer einzelner Tätigkeiten. Jobware warnt: „Verzichten Bewerber darauf, vermuten Personaler oft größere Lücken, die damit versteckt werden sollen.“ Und wer wolle schon riskieren, dass der erste Eindruck getrübt wird? Ebenfalls peinlich sei es, wenn Bewerber Stationen unpassend arrangieren. So ergab eine nähere Betrachtung der Daten, dass rund sechs Prozent der Bewerber*innen ihren tabellarischen Lebenslauf falsch sortieren: Anstatt die aktuellsten Stationen ganz oben zu listen, hätten sie ihren Lebenslauf chronologisch gegliedert und womöglich mit Grundschule oder gar Kindergarten begonnen. Solche folgenreichen Fehler lassen sich mit Online-Bewerbungstools wie bewerbung2go.de vermeiden. Der kostenlose Bewerbungsassistent unterstützt Bewerber bei Erstellung und Versand korrekter Lebensläufe auf jede beliebige Stellenanzeige, egal in welchem Medium sie inseriert wurde. Das Team verspricht den Service: „In 5 Minuten zur perfekten Bewerbung.“

Till Neumann TIPPS FÜR DIE BEWERBUNG Ob Berufsanfänger oder erfahrene Fachkraft: Eine antichronolo-

gische Sortierung des Lebensweges ist immer zu bevorzugen: Stationen mit der jeweils höchsten Relevanz gehören nach ganz oben. Genau wie aktuelle Etappen genannt werden, bevor es in die Vergangenheit geht. Auch Angaben zu einem voraussichtlichen Abschluss sind hilfreich. Weitere Informationen zum richtigen Aufbau tabellarischer Lebensläufe gibt es auch als YouTube-Video bei Jobware TV auf: https://www.youtube.com/watch?v=rv5RQB7qCbw bewerbung2go.de ist nach eigenen Angaben eines der meistgenutzten kostenfreien Bewerbungstools im deutschsprachigen Raum. Mehr als 250.000 Nutzer der Plattform profitieren von geprüften Vorlagen und Musteranschreiben/-Lebensläufen für ihre Bewerbung auf einen neuen Job.

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Wenn, dann gut geplant Voluntourismus ist beliebt – doch nicht alle Angebote sind seriös

Nach dem Abi ins Ausland – am besten nicht nur reisen, sondern auch etwas Gutes tun. Den Gedanken haben viele. Sie verbinden Tourismus mit freiwilligem Engagement (Volunteer). Doch

Doch das richtige Angebot zu finden, ist nicht einfach. Im Unterschied zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder dem Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) gibt es für Voluntourismus keine festen Standards. Das geht bei der Dauer los: „Viele Anbieter werben mit Flexibilität: Du

Hilfsorganisationen und zwei Verbraucherschüt-

kannst mehrere Wochen am Stück helfen oder nur ein paar Tage

zerinnen warnen: Man sollte genau hinschauen.

während deines Urlaubs“, informiert die katholische Hilfsorganisation Malteser. Doch: „Ein richtiger kultureller Austausch erfordert Zeit und Anstrengung.“ Es sei daher sinnvoll, sich als Voluntourist so viel Zeit wie

In einem Kinderheim in Südamerika mitmachen. Bedrohten Tieren in Afrika helfen. Strände säubern in Sri Lanka. Ehrenamtliche Tätigkeiten wie diese werden zuhauf angeboten. Junge Menschen

möglich zu nehmen, um nachhaltig zu helfen und authentische Einblicke in die Gesellschaft zu bekommen. Nina Zeindlmeier und Mareike Köglmeier vom Europäischen

können so einen Trip in ferne Länder mit sinnvoller Arbeit verbinden.

Verbraucherzentrum (EVZ) in Kehl raten ebenfalls zur sorgfältigen

Voluntourismus nennt man die Kombination.

Planung. Das fange mit der Auswahl der Anbieter an: „Wichtig ist, mit wem man den Vertrag schließt“, sagt Juristin Köglmeier. Sei das nur ein

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Vermittler, sollten Interessierte nachfragen. Überprüfen könne man das mit einem simplen Abgleich: Ist der Vertragspartner identisch mit dem Verantwortlichen der Webseite im Impressum? Köglmeier rät dazu, die AGBs zu lesen. „Auch wenn das keiner gerne macht.“ Auch ihre Kollegin Nina Zeindlmeier empfiehlt einen kritischen Blick: „Ich habe Bock, ins Ausland zu gehen, google das und klicke auf das, was aufpoppt.“ Da seien tolle Fotos zu sehen von Tieren oder Kindern im Ausland. „Auf einem Button steht dann: Bewirb dich jetzt.“ Doch dahinter stünden in der Regel Reiseanbieter. Zeindlmeier bezweifelt, dass die Kompetenzen der Interessierten geprüft werden. Sie betont: „Wir sagen nicht, dass kommerzielle Anbieter per se schlecht sind – man sollte sich einfach genau anschauen, wer was anbietet.“ Die Kosten sind ein Knackpunkt: „In der Regel zahlst du zwischen 1000 und 4000 Euro für einen Urlaub mit Freiwilligendienst“, informie-

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Reisen · · · · &· Helfen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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Foto // EVZ

Warnen vor Fallen bei Auslandstrips: Nina Zeindlmeier und Mareike Köglmeier

ren die Malteser. Manchmal müsse der Flug selbst gebucht werden, Unterkunft und Verpflegung seien in der Regel inklusive. Mareike Köglmeier rät auch hier, sich schlauzumachen. „Bei Preisen fehlt oft die Transparenz.“ Man wolle ja, dass das Geld für einen guten Zweck auch ankommt. Wenn dafür die Aufschlüsselung fehle, sollte man nachfragen. Das gelte auch für die Unterkunft vor Ort. Wohne ich in einer Ein-Zimmer-Wohnung oder in einer 10er-WG? Auch die EVZ-Expertinnen warnen vor zu kurzen Einsätzen: Für zwei Wochen ans andere Ende der Welt zu fliegen, um mit Kindern zu arbeiten, das sollte man sich gut überlegen. „Menschen müssen sich auch aneinander gewöhnen, sonst ist es kontraproduktiv“, sagt Zeindlmeier. Entscheidend sei, ob man beispielsweise schon Vorerfahrungen mitbringt und wie die Sprachkenntnisse sind. Hilfreich bei der Entscheidung könnten Erfahrungsberichte anderer sein – wobei auch die im Netz gefälscht sein können. Nichts gehe daher über einen Anruf beim Anbieter, sagt Mareike Köglmeier: „Erzählen sie mir dort nur wischiwaschi – oder ist das wirklich überzeugend?“

Till Neumann HILFE BEI PROBLEMEN Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland in Kehl bietet

eine kostenlose außergerichtliche Schlichtung an. Sie kann bei grenzüberschreitenden Konflikten innerhalb der EU helfen – auch bei Voluntourismus. Im Podcast „Hilfe, ich will doch nur helfen“, nehmen sie Angebote genauer unter die Lupe: bit.ly/f79_voluntourismus. Auch die Malteser haben Tipps zu Voluntourismus online zusammengestellt: bit.ly/f79_malteser.

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Abi in der Tasche, was nun? Wie Schüler*innen den passenden Weg finden

Nur noch wenige Wochen, dann ist das

schen vor eine große Entscheidung:

Abi geschafft. Doch was dann? Ein Studium

Gap Year. So auch die 19-jährige Deborah

bietet an Universitäten, Fachhochschulen

Schmieder, die gerade am Wentzinger-­

und Dualen Hochschulen je nach Wahl mehr

Gymnasium Freiburg ihr Abitur macht:

Praxis- oder Theorieanteile. Zusätzlich gibt es

„Danach habe ich vor zu reisen und etwas

die duale Ausbildung in Kooperation mit

zu jobben, bevor ich eine Ausbildung zur

einem Arbeitgeber. Oder die Möglichkeit,

Operationstechnischen Assistentin machen

eine schulische Ausbildung zu absolvieren.

möchte. Anschließend will ich Geld verdie-

Wer nicht direkt loslegen will, kann ein

nen und eine Ausbildung zur Tätowiererin

Überbrückungsjahr machen – zum Beispiel in

machen, um später ein eigenes Tattoostu-

Form von Auslandsaufenthalten oder Freiwilli-

dio zu eröffnen.“

Wie soll mein Leben weitergehen? Eine Expertin erzählt, welche Möglichkeiten es gibt und was man nicht tun sollte. Zwei Abiturientinnen aus Freiburg berichten von ihren Plänen. Fotos // privat

gendiensten. Solche Einsätze können auch

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Viele entscheiden sich für ein solches

Der Schulbabschluss stellt junge Men-

Bei der Zukunftsplanung kann die

die Chancen auf bestimmte Studien- oder

Bundesagentur für Arbeit Unterstützung

Ausbildungsplätze verbessern.

bieten. Schüler*innen können sich im Berufsinformationszentrum (BiZ) eigenständig informieren. Online-Tools wie der Chek-U-Test können ebenso hilfreich sein. „Es ist jedoch sehr zu empfehlen, die Ergebnisse danach zu einem Beratungsgespräch mitzubringen, damit wir das gemeinsam interpretieren können“, sagt die Freiburger Studien- und Berufsberaterin Annika Mergelsberg. Sie und ihre Kolleg*innen sind regelmäßig an Schulen, um Stärken, Interessen und Fähigkeiten der Schüler*innen herauszuarbeiten. Mergelsberg betont: „Der Prozess der Berufswahl ist zunächst eine innere Suche: Wer bin ich? Und was will ich eigentlich?“ Die innere Suche hat auch der 18-jährigen Julia Kalt bei ihrer Entscheidung geholfen. Momentan befindet sich die Schülerin mitten in den Vorbereitungen auf die

Gibt Zukunftstipps: Annika Mergelsberg

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Berufswahl · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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JOBSTARTER

Abiturprüfungen an der Edith-Stein-Schule in Freiburg. Ihr Schwerpunkt liegt auf Agrarwissenschaften. „Nach meinem Abitur beginne ich eine Lehre als Winzerin in einem Weingut“, erzählt Julia. Sie habe sich schon immer gewünscht, einen Job im Freien zu haben und sich dabei körperlich zu betätigen. Durch die Schule ist sie auf das Thema Weinbau gekommen: „Darüber habe ich mich dann durch Freunde, Bekannte und Lehrer weiterinformiert.“ Mergelsberg zufolge hat die Pandemie die Unsicherheit bei vielen Schüler*innen verstärkt, sich für etwas Falsches zu entscheiden. „Viele Abiturient*innen möchten ihre Entscheidung auf eine praktische Ersterfahrung stützen“, sagt sie. Doch das war in den vergangenen zwei Jahren oftmals nicht möglich. Umso mehr liegt es im Interesse der Bundesagentur für Arbeit, auf die Schüler*innen zuzugehen: „Wir haben aktiv versucht, so schnell wie möglich wieder mit unseren Partnerschulen in Kontakt zu treten, sodass niemand sich allein gelassen fühlt“, sagt Mergelsberg. Sollte man während des Studiums oder der Ausbildung doch merken, dass das nichts für einen ist, sei das kein Grund zur Sorge: „Man darf da nicht aufgeben, sondern sollte besser herausfinden: Was sind die Parameter, die mich nicht glücklich machen? Ist es das Fach? Ist es der Ort?“, rät Mergelsberg. Vielleicht stelle man auch fest, dass studieren nichts für einen ist. Dann wäre eine Ausbildung eine Alternative. Wichtig sei, nach dem Abitur nicht rumzusitzen. Das sei der erste Moment, in dem die jungen Menschen sich selbst für den weiteren Verlauf ihres Lebens entscheiden müssen. Befassen sie sich vorerst nicht mit der Berufswahl, könne es herausfordernd sein, wieder ins Laufen zu kommen: „Lieber etwas wie einen Ferienjob oder ein Überbrückungsjahr organisieren, sodass man einen Plan hat. Pläne kann man immer wieder ändern.“

Nathalie Baumgartner

Haben konkrete Pläne: Julia Kalt und Deborah Schmieder

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Testimonial · · · · · ·

Kartografen der Neuzeit Jakob und Genrih werden Geomatiker bei regioDATA

Der Beruf des Geomatikers ist noch nicht alt. Seit 2010 können junge Menschen lernen, Geodaten für Bauoder Naturschutzprojekte zu erfassen und die Lage- und Höhenpunkte in digitalen Systemen zu veredeln. Jakob Büchle und Genrih Goppe haben sich schlaugemacht, was sie in dieser Ausbildung bei ­regioDATA erwartet. Im dritten Ausbildungsjahr sagen beide: Es hat sich gelohnt.

Was macht eigentlich ein Geomatiker? „Vor zwei Jahren wusste ich gar nicht, was das ist“, lacht Jakob Büchle. Heute weiß der Azubi

Foto // pt

bei regioDATA aus eigener Erfahrung: „Das sind moderne Kartografen.“ Die Ansprüche in

Maßarbeit: Jakob Büchle (links) und Genrih Goppe von regioDATA

diesem Bereich sind enorm gestiegen. Die Ausbildung beim südbadischen Spezialisten für

„Diese Bilder rechnen wir zusammen“, sagt Jakob.

Daten an den regioDATA-Standorten Freiburg und

raumbezogene Informationssysteme sowie

Topografie, Höhenunterschiede und sogar

Lörrach. Gelandet wäre Genrih beinahe woanders.

Geodatenmanagement umfasst daher auch

Fahrbahnbeläge lassen sich so im Computer

Nach seinem Fachabi wollte der 24-Jährige zuerst

Vermessung und Datenverarbeitung.

erfassen. Um alle technischen Bauteile eines

Bauingenieurswesen studieren. „Ich war mir

Leitungsnetzes in ein GIS einzupflegen, benötigen

allerdings unsicher, ob ein Studium das Richtige

Glasfaser-, Kupfer- und Wärmeleitungen“,

die Azubis zwischen 20 Minuten bis hin zu

ist. Ich wollte mein eigenes Geld verdienen“,

erklärt Jakobs Kollege Genrih Goppe. Die

mehreren Tagen.

sagt er. Heute möchte er seine Ausbildung nicht

„Wir vermessen Erdgas-, Wasser-, Strom-,

erfassten Punkte werden von beiden Azubis

Ganze Baustellen einzuarbeiten, sei eine

anschließend in ein Geoinformationssystem

Herausforderung. „Auf den ersten Blick ist das

angenehm, und wir lernen jeden Tag etwas dazu.“

(GIS) eingepflegt. Damit können Pläne für

eine riesige Punktewolke. Da schluckt man erst

Die Bewerbung bei regioDATA sei unkom-

Energieversorger und Baufirmen erstellt

mal“, so Jakob.

werden. „So werden keine Leitungen durch­tr­e­nnt und alles bleibt auffindbar“, sagt er. Bei der Auswertung von Drohnenbildern entspricht jedes Pixel einer Koordinate im System.

Bisher konnten sich die beiden Azubis

Genrih beim Vorstellungsgespräch an der

setzung sei präzises und systematisches

Freiburger Tullastraße. Drei Wochen danach

Arbeiten. Und mit Zahlen müssen die Azubis

flatterte die Zusage für die dreijährige Ausbil-

umgehen können. „Unsere Arbeit ist Mathe­

dung ins Haus. Jakob erinnert sich noch: „Ich

matik auf anspruchsvollem Niveau“, sagt Jakob.

habe direkt zugesagt.“ Er habe dann schließlich

Um Punkte und Flächen zu berechnen, sind

auch genau gewusst, was ein Geomatiker ist.

neben grafischem Geschick, dem Umgang mit

Maßstäben auch räumliches Verständnis sowie

INFO

Die beiden Auszubildenden schätzen die

Foto // Screenshot regioData

pliziert gewesen. Einen Lebenslauf, Zeugnis und Motivationsschreiben später, saßen Jakob und

jedoch zügig in Projekte einarbeiten. Voraus-

Geometrie-Kenntnisse unerlässlich.

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mehr missen: „Das Betriebsklima ist sehr

regioDATA regioDATA bildet aus

Mischung aus Schreibtischarbeit und Außen-

in Freiburg und

dienst bei regioDATA: Wenn sie nicht die

Lörrach zum

Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart

Geomatiker (m/w/d)

„Alles bleibt auffindbar“: Geomatiker pflegen

besuchen, sind sie mit Vermessungsteams in

regiodata-gmbh.de/

eingemessene Punkte in digitale Systeme ein.

ganz Südbaden unterwegs – oder verarbeiten

karriere

Philip Thomas


Ausbildungsmessen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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JOBSTARTER

Tipps für die Zukunft Messen informieren ausführlich über Berufsmöglichkeiten

BERUFSINFOMESSE OFFENBURG:

JOB-START-BÖRSE FREIBURG:

JOBMESSE GESUNDHEIT & PFLEGE 2022:

TR ÄUMEN, FINDEN, STARTEN

INFOMESSE UNTERSTÜTZT JUGENDLICHE

VIELFÄLTIGE EINSTIEGSMÖGLICHKEITEN

Foto // BIM

Die Job-Start-Börse in der Messe Freiburg

Parallel zur Job-start-Börse stellen sich in der

versteht sich als Plattform bei der Suche

Messe Freiburg Gesundheits- und Pflegebe-

nach einem Ausbildungs-, Praktikums- oder

rufe vor. Mit dabei sind Kliniken, Pflegeein-

dualen Studienplatz. Regionale Ausbil-

richtungen, ambulante Pflegedienste,

dungsberufe, berufsbildende Schulen und

Ausbildungsinstitutionen sowie Bildungsträ-

Anbieter dualer Studiengänge bilden mit

ger. Wissenswertes gibt es zu den unter-

Die Berufsinfomesse (BIM) in der Messe

ihren Angeboten ein breites Spektrum ab.

schiedlichen Berufsbildern, ihren Besonder-

Offenburg will eine Vielfalt an Berufs-,

Am Mittwochnachmittag findet voraussicht-

heiten, der Aus- und Weiterbildung, zu

Studien- und Weiterbildungsangeboten

lich von 16 bis 18 Uhr das Speed-Dating

Studium, Praktika sowie Freiwilligendiensten.

präsentieren. Aufgrund hohen Flächenbe-

statt. Dort besteht die Möglichkeit, sich bei

Interessant ist das besonders für Berufsan-

darfs wurde das Hallenkonzept überarbeitet,

mehreren Betrieben vorzustellen und

fänger*innen. Aber auch Quer- oder Wieder-

die BIM wird in der Baden-Arena, der

Minibewerbungsgespräche zu führen. Hat

einsteiger*innen finden Informationen zu

Ortenauhalle und in der Messehalle 1

man bei dem Personalverantwortlichen

Aus-, Weiterbildung und Qualifizierung und

stattfinden. Der Übergang im Freigelände

Interesse geweckt, erhält man vielleicht eine

können direkt in ein erstes Bewerbungsge-

Mitte wird ebenfalls Bestandteil des

Einladung zum Probearbeiten oder zum

spräch einsteigen.

Ausstellungsbereichs. Getreu dem Motto

Vorstellungsgespräch im Unternehmen. Die Börse läuft am:

„Träumen. Finden. Starten“ haben die Die Börse läuft am:

Mittwoch, 1. Juni, von 14 bis 19 Uhr,

große Bandbreite rund ums Thema Beruf

Mittwoch, 1. Juni, von 14 bis 19 Uhr,

Donnerstag, 2. Juni, von 8.30 bis 13.30 Uhr.

zu informieren.

Donnerstag, 2. Juni, von 8.30 bis 13.30 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

Der Eintritt ist frei.

Besucher*innen die Chance, sich über die

Pascal Lienhard

Die Messe läuft am: Freitag, 13. Mai, von 9 bis 17 Uhr,

ANZEIGE

Samstag, 14. Mai, von 9 bis 17 Uhr. Der Eintritt und das Parken sind frei. HORIZON FREIBURG: ORIENTIERUNG NACH DEM ABITUR Auf der „Horizon“ geben in Halle 3 der Freiburger Messe Hochschulen, Unternehmen und Beratungs- und Vermittlungsinstitutionen einen Überblick über Möglichkeiten nach dem (Fach-)Abitur. Egal, ob es um Studium, Ausbildung, duales Studium, Freiwilligendienst oder einen Abstecher ins Ausland geht – an den Ständen beraten Institutionen zu Themen rund um die Studien- und Berufsorientierung Die Messe läuft am: Samstag, 26. März, von 10 bis 16 Uhr, Sonntag, 27. März, von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·Ausbildung · · · · ·

Ein fast alltäglicher Beruf Lisa Senftle lernt den Beruf der Bestatterin

Ein dunkel gekleideter Typ mit Zylinder, bleich und unheilverkündend – so stellt sich manch einer einen Bestatter vor. Darüber können Sandra Müller und Auszubildende Lisa Senftle von „Müller Bestattungen“ in Freiburg nur lachen. Sie erzählen von viel Abwechslung und großer Leidenschaft.

Sandra Müller ist Geschäftsführerin und Trauerbegleiterin beim Freiburger Familien­ unternehmen „Müller Bestattungen“. Lisa Senftle macht dort eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Begeistert berichten die jungen Frauen von einem Job, über den die wenigsten wirklich Bescheid wissen. Einen Bestatter oder eine Bestatterin trifft man ja auch nicht alle Tage. Da sind viele

Fotos // Bestattungsinstitut Müller

neugierig. „Sie löchern mich geradezu mit Fragen“, erzählt die 33-jährige Müller. Eigentlich hatte sie gar nicht geplant, Vater und Großvater in deren Gewerbe zu

Spagat zwischen Abstand und Nähe: Für

folgen. Sie studierte Marketing und Event­

Laura Müller (u.r.) und Lisa Senftle ist der

management, arbeitete im Agenturwesen.

Kontakt mit Hinterbliebenen wichtig.

Schließlich zog die Berufung ihrer Familie sie doch in den Bann. „Ich habe erkannt, welch

arbeiten oder Maßnahmen in der Werkstatt.

abwechslungsreicher und faszinierender

Auch an Nachwuchs mangelt es nicht: Es

Beruf das ist.“ Seit 2019 führt sie die

gibt mehr Bewerbungen für eine Ausbildung

Geschäfte des Unternehmens mit Hauptsitz

als freie Plätze, berichtet Müller. Sie sieht

an der Tennenbacherstraße in Freiburg und

hierfür viele Gründe: Der Beruf sei abwechs-

einer Filiale in Gundelfingen. Ganz ähnlich hat die 19-jährige Lisa in die Branche gefunden. Ihre Familie leitet ein kleines Familienunternehmen. Entgegen ihren

lungsreich, vielseitig, erfüllend, aufregend, sicher und sinnstiftend. Das bestätigt auch Lisa: „Kein Tag ist wie der andere.“ Zu ihren Aufgaben gehört es

ursprünglichen Plänen half sie im Betrieb aus,

unter anderem, Trauerfeiern zu gestalten,

absolvierte ein Praktikum bei „Müller Bestat-

Verstorbene anzukleiden, Trauerkarten und

tungen“ und begann dort im September ihre

Anzeigen zu gestalten und Trauergespräche

Ausbildung. „Je mehr ich mich mit dem Beruf

zu führen.

befasst habe, desto mehr habe ich erkannt, was dahintersteckt“, sagt sie. Wenn sie von ihrer Arbeit erzählt, hört

Gerade der Kontakt zu Hinterbliebenen ist Müller und ihren Kolleginnen und Kollegen wichtig. Die Pandemie erschwere das. „Für

Lisa oft diesen einen Satz: „Schön, dass du

uns ist es ein Spagat zwischen Abstand und

das machst – ich könnte es nicht.“ Ist es nicht

Nähe“, sagt Müller. Teile der Gespräche

bedrückend, täglich mit Tod und Trauer

werden schon mal aufs Telefon verlegt, auf

konfrontiert zu sein? „Es ist ja nicht so, dass

den persönlichen Kontakt verzichten kann

wir den ganzen Tag traurig im Büro sitzen“,

und will das Unternehmen aber nicht.

erklärt Senftle. Irgendwann werde die Arbeit zu etwas ganz Normalem. Viele der 20 Mitarbeiterinnen und

Auch ihre Branche folgt Trends: Müller beobachtet, dass Kunden zunehmend freiere und individuellere Bestattungen wünschten,

Mitarbeiter von „Müller Bestattungen“ sind

Beispiele sind Luft- und Seebestattung sowie

Quereinsteiger. Neben Bestattern und

Ruhewälder. Ein Sektempfang oder Heavy

Trauerbegleitern beschäftigt das Unterneh-

Metal auf der Trauerfeier? Alles keine

men administrative Kräfte, Trauerredner und

Seltenheit. Nur unheilverkündende Herren mit

einen Hospizbegleiter. Außerdem gibt es

Zylinder sind hier noch nicht gesehen worden.

Stellen für die Bestattungsvorsorge, Grab­

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Ausstellungsraum bei „Müller Bestattungen“

Pascal Lienhard


Testimonial · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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Keine Klischees Philipp Denzer macht eine Ausbildung bei Badenova

Über einen Bekannten kam Philipp Denzer zu seiner Ausbildung zum Fachspezialist der öffentlichen Entwässerungstechnik bei der Badenova-Tochter bnNETZE. Seinen Freunden musste der 22-Jährige erst mal erklären, welche Vorstellungen falsch sind: Statt knietief im Morast zu versinken, reinigt, repariert und kontrolliert der Azubi die kilometerlangen Kanäle unter Freiburg mittels modernster Technik. Knapp 720 Kilometer Kanal für Ab-, Regen-, und Mischwasser schlängeln sich unter Freiburg. Damit niemandem in der Breisgau-Metropole das Nass in Küche oder Bad wieder entgegenkommt, sind die Foto // Philip Thomas

Spezialisten von bnNETZE im Einsatz. Seit September 2020 verstärkt Philipp Denzer das

130 Bar auf Knopfdruck: Philipp Denzer macht bei Badenova eine Ausbildung zum Fachspezialist

19-köpfige Team. „Ich habe mich auf der

der öffentlichen Entwässerungstechnik.

Website durchgeklickt. Fachspezialist der öffentlichen Entwässerungstechnik fand ich

oberhalb vom Bordstein. „Ich muss nicht oft

steigen, eine „Kanaltaufe“ habe der Azubi aber

direkt interessant“, erinnert sich der Azubi.

runter“, sagt er. Über einen schwenkbaren Arm

nach zwei Jahren noch nicht gefeiert. Philipp

kann Philipp an Spezialfahrzeugen bis zu 160

betont: „Man sollte sich selbst ein Bild machen.“

Die Entwässerungsleitungen unter Freiburg und dem Umland reinigt Philipp nicht per Hand – die Badenova verfügt gleich über

Die Ausbildung sei vielmehr abwechs-

Meter Schlauch in die Kanalisation hinablassen. Auf Knopfdrück spült der Azubi so

lungsreich: „Ich wohne hier seit 21 Jahren und

mehrere Spül-, Saug-, und Kamerawagen.

Schlämme oder Feuchttoilettenpapier fort – bei

entdecke durch meine Ausbildung noch neue

Damit erledigt der Azubi seine Arbeit meist

Bedarf mit bis zu 130 Bar. „Das erfordert

Ecken.“ Immer wieder ist der Azubi von Freiburgs

Konzentration“, so Philipp. Aufgefangen

komplexer Unterwelt überrascht: „Unter einem

werden die Ablagerungen in einem 8000 Liter

Bauwerk an der Berliner Brücke verbarg sich

fassenden Kessel, transportiert werden sie

beispielsweise eine fünf Meter hohe Decke.

anschließend zu einer Deponie.

Damit rechnet man erst mal gar nicht.“ Bei der Badenova fühlt sich Philipp wohl.

Auch um einen Kanal etwa auf Wurzelschäden zu untersuchen, muss Philipp nicht

Neben einem sicheren Ausbildungsplatz bietet

hinab­steigen. „Dafür haben wir ferngesteuerte

der Energiedienstleister seinen 65 Azubis

Autos“, sagt er. Die rund 60 Zentimeter kleinen

Benefits wie Hansefit, Jobrad oder regelmäßige

Flitzer sind mit Kameras ausgestattet und

Ausflüge und veranstaltet Gruppenprojekte. Philipp will Freiburgs Kanäle auch nach

senden ihre Bilder direkt in einen Übertragungswagen. Zimperlich darf der Azubi trotzdem nicht

Foto // Badenova

seiner dreijährigen Ausbildung in Schuss halten: „Ich bin bei bnNETZE mehr als

sein. „Man wird auch mal nass oder dreckig“,

zufrieden und habe hier ein gutes Team.“ Der

sagt er. Natürlich könne es passieren, dass

Azubi nimmt bereits seine Abschlussprüfung

man auch mal einen Spritzer vom Spül-

im Juni 2023 ins Visier. Und bis dahin hat er

schlauch abbekommt. Darüber hinaus hätten

noch einiges vor – im Oktober will Philipp den

viele von seinem Job aber ein falsches Bild:

LKW-Führerschein machen: „Dann kann ich

„Es gibt viele Klischees, die nicht stimmen.“

den 40-Tonner steuern.“

Zwar koste es Überwindung, in einen Gully zu

Philip Thomas

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Testimonial · · · · · ·

Mission Zufriedenheit Semih Hatebur macht eine Ausbildung bei Omega Electronic in Freiburg

Die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel ist eine der beliebtesten in Deutschland. Auch Semih Hatebur hat sich für diese Karriere entschieden. Bei Omega Electronic kann der Freiburger seine Vorliebe für Technik ausspielen. Im zweiten Ausbildungsjahr ist sich der Tüftler bereits sicher: Das ist ein Job mit Zukunft.

Semih Hatebur hat seine Berufung zum Beruf gemacht. „Ich bin technikbegeistert“, erzählt der 22-Jährige in der Omega Electronic-­ Filiale bei der Freiburger Schwarzwald City. Vor zwei Jahren beim Elektronik-Fachhändler eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhan-

Foto // pt

del zu beginnen, sei ein Glücksfall gewesen: „Hier sitze ich gewissermaßen an der Quelle.“

Ein Händchen für Technik: Semih Hatebur bei Omega Electronic an der Freiburger Raustraße

Seit seiner Jugendzeit tüftelt Semih etwa an Smartphones herum, bot seine Dienste sogar auf einer Online-Plattform an. Bei Omega schätzt der Bastler das familiäre

Stundenplan. „Da erfahre ich, wie Sachen

nicht nur der Umgang mit Kunden. Der

korrekt eingelagert oder Einkaufspreise

Kaufmann in spe ist ebenso verantwortlich für

bestimmt werden“, sagt der Azubi.

Umfeld: „Hier sind wir nah am Kunden. Große

Regalpflege, Verkaufsraumgestaltung,

Ketten sind mir zu unpersönlich.“ Im zweiten

Warenpräsentation und bespielt die jungen

übernommen zu werden: „Ich will mein

Ausbildungsjahr zählt der Azubi bereits einige

Social-Media-Auftritte des Händlers. Im ersten

Wissen hier ausbauen.“ Die Chancen stehen

Stammkunden. „Man kommt ins Gespräch“,

Lockdown half Semih außerdem, einen

gut: Laut Prokurist Samuel Dages bildet

Semih hofft, beim Elektronikfachhändler

kommentiert Semih. Bei vielen Beratungsge-

Online-Shop auf die Beine zu stellen. „Wir

Omega seine Kaufleute im Einzelhandel aus,

sprächen gehe es tief in die Materie. „Wir haben

haben erstmals Telefonberatung und ein

um sie zu übernehmen. Und bald nicht nur

schließlich auch unkonventionellere Technik im

Online-Versandgeschäft angeboten“, erinnert

die: Ab September will das Unternehmen

Sortiment“, sagt er. Mehr als 10.000 verschie-

er sich. Daran möchte das 45-jährige

auch den Kaufmann im E-Commerce anbieten.

dene Bauteile, Widerstände, Meterware, Kabel

Unternehmen mit zwei Standorten in Freiburg

und spezielle Leuchtmittel hat Omega auf Lager.

sowie 45 Mitarbeiter*innen und Auszubilden-

„Einige Kunden kommen mit Eigenkreati-

den anknüpfen. Der Fokus liegt weiterhin auf

onen, kleinen Computern oder selbst gebas­

dem Einzelhandel – der Fachhändler plant

telten Radioempfängern zu uns“, berichtet der

jedoch, sich digital noch breiter aufzustellen.

Freiburger. Kein Kunde sei wie der andere.

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Zu Semihs Aufgaben bei Omega gehört

Im dritten Ausbildungsjahr lernt Semih

Philip Thomas

INFO Omega electronic Gmbh Bereich: Kaufmann/-frau im Einzelhandel

„Jeder soll den Laden wieder zufrieden

nun die rund 200 Lieferanten des Unterneh-

Start: 1. September

verlassen. Das ist meine Mission“, betont

mens kennen. „Das Warenwirtschaftssytem

Schulabschluss: Qualifizierter

Semih. Individuelle Probleme erforderten

dahinter ist komplex“, kommentiert er. Auch in

Hauptschulabschluss

individuelle Lösungen: Wenn der Fernseher

der Berufsschule bildet sich Semih weiter:

Vergütung: 1. Lehrjahr 900 Euro

streikt, müsse nicht gleich eine brandneue

Neben Fächern wie Englisch oder Mathematik

2. Lehrjahr 1000 Euro

Glotze her. „Manchmal reichen neue Batterien

stehen dort an zwei Tagen in der Woche

3. Lehrjahr 1120 Euro

für die Fernbedienung – oder ein Reinigungs-

berufsspezifische Fächer wie Berufswirtschaft

Mail an: jobs@omega-

spray für die Kontakte“, verrät der Azubi.

oder Warenverkaufswirtschaft auf dem

electronic.de


Karriere · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Wege des beruflichen Aufstiegs Fortbildungen nach der Ausbildung als Perspektive

Viele Jugendliche und junge Erwachsene beginnen ihre berufliche Karriere, indem sie eine duale Berufsausbildung

„Abiturientenprogrammen“ ein etabliertes Angebot für junge

­absolvieren. Sie beschreiten damit einen

Menschen mit

Karrierepfad, der vielfältige und attraktive

(Fach-)Hoch-

Aufstiegsmöglichkeiten sowie spannende Perspektiven für eine ­berufliche Weiterentwicklung bietet.

schulreife. Hier wird eine verkürzte duale Berufsausbildung mit einem Fortbildungsabschluss auf der Ebene 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR)

Das Schwerpunktkapitel des Datenre-

gleichwertig mit einem Bachelor-Abschluss

ports des Bundesinstituts für Berufsbildung

der Hochschulen verknüpft. Dieses Angebot

(BIBB) des vergangenen Jahres zeigt

verzeichnete zuletzt einen kontinuierlichen

überblicksartig die Vielfalt dieser beruflichen

Anstieg, berichtet das BIBB. Auch in allen anderen Wirtschaftsbe-

Karrierewege auf und präsentiert aktuelle Daten, Sonderauswertungen sowie aktuelle

reichen bietet die höherqualifizierende

Forschungsergebnisse zum Thema „Höher-

Berufsbildung Möglichkeiten der beruflichen

qualifizierende Berufsbildung – Wege des

Weiterentwicklung. So steht etwa das

beruflichen Aufstiegs“.

dreistufige IT-Weiterbildungssystem vor einer

Mit über 150.000 Absolventinnen und

Novellierung. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser

Absolventen im Jahr 2019 ist die Fortbildung zu Aufstiegszwecken eine feste Größe im

hierzu: „Das duale System der Berufsausbil-

deutschen Bildungssystem. Die beiden

dung leistet einen wesentlichen Beitrag zur

Hauptwege des geregelten beruflichen

Fachkräftesicherung und zur gesellschaft-

Aufstiegs sind die bundesrechtlich nach

lichen Integration junger Menschen in

Berufsbildungsgesetz und Handwerks­

Deutschland. Die vielfältigen und attraktiven

ordnung geregelte höherqualifizierende

Angebote der höherqualifizierenden Berufsbil-

Berufsbildung und die Bildungsgänge der

dung bieten den Fachkräften die Perspektive,

Fachschulen und -akademien nach

in Fach- und Führungspositionen aufzustei-

Landesrecht. Insbesondere im Handwerk hat die

gen oder sich – zum Beispiel als Meister beziehungsweise Meisterin – im Handwerk

Fortbildung zum Meister und zur Meisterin

selbstständig zu machen. Die höherqualifizie-

einen hohen Stellenwert. Hier wird zudem seit

rende Berufsbildung steht dabei gleichwertig

Längerem ein Schwerpunkt auf die Schaffung

neben der Hochschulbildung.“

von Laufbahnkonzepten gelegt – sowohl im

Bereich der Berufsbildung mit dem Hoch-

BZ/Volker Huber INFO:

schulbereich, zum Beispiel in Form von trialen

Der BIBB-Datenreport 2021 kann im

Studiengängen, die eine berufliche Ausbil-

PDF-Format unter www.bibb.de/datenre-

dung, den Meisterabschluss und ein Bache-

port-2021 kostenlos heruntergeladen werden.

lor-Studium kombinieren.

Das Schwerpunktthema „Höherqualifizieren-

Auch im kaufmännischen Bereich sind

de Berufsbildung – Wege des beruflichen

berufliche Aufstiegsfortbildungen ein fester

Aufstiegs“ beleuchtet neben den nationalen

Bestandteil. So gibt es beispielsweise mit den

Perspektiven auch internationale Aspekte.



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