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Wandern plus Weinwissen: neuer Panoramawanderweg auf dem Batzenberg
LESEN & LAUSCHEN L iterarische Begegnungen i n d e r REGIO
Die Tage werden kürzer und kälter – für Literaturbegeisterte ist die Zeit gekommen, sich mit einem bequemen Sessel, einer kuscheligen Decke, einem energiesparsamen Leselicht und einem spannenden Buch einen schönen Abend zu machen. Neuerscheinungen gibt es viele – und gute Anregungen sind bei den Literaturtagen in der REGIO zu bekommen.
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36. FreiburgerLiteraturgespräch
Vom Aufstoßen der Fenster
Das Motto des diesjährigen Freiburger Literaturgesprächs ist dem Titel des musikalischen Hörbuchs von Robert Stadlober, Klara Deutschmann und Daniel Moheit entnommen, für das sie 19 frühe lyrische Werke von Stefan Heym vertont und eingespielt haben. Die vor und nach seiner 1933 erfolgten Flucht vor den Nazis nach Prag entstandenen Gedichte präsentieren sie am Abend des 11. November in einem Lesekonzert mit Gitarre und Akkordeon auf der Bühne des Literaturhauses.
Wie bei den anderen literarischen Begegnungen – mit Saša ´ Stanišic (10.11.), Anna Kim, Emine Sevgi Özdamar, Uljana Wolf, Sharon Dodua Otoo und anderen (12.11.) – geht es bei diesem 36. Literaturgespräch um Herkunft, Aufbruch und Flucht: Thematisiert werden die meist unfreiwillige und beschwerliche Überwindung von Grenzen, vergebliche oder geglückte Suchen nach Asyl, die Sprachlosigkeit bei der Ankunft, die Trauer über Verluste, die Sehnsucht nach den Zurückgelassenen und die Wurzeln der Heimatlosen, die in Zeiten andauernden Exils zusehends verkümmern – aber auch die Hoffnung der Zukunft oder die Zukunft der Hoffnung.
Zum Ausklang gibt es am Sonntag (13.11.) die „Vermessung eines poetischen Kontinents“: Gespräche über 900 Jahre spanischsprachige Lyrik – mit José F. A. Oliver und Jaime Luis Huenún.
INFO
10.–13. November
www.literaturhaus-freiburg.de
Foto: © Melanie Willmann
Lesen auf dem Berg
Am letzten Wochenende im November ist Todtnauberg wieder einmal das literarische Zentrum des Hochschwarzwalds. Zu den im dortigen Kurhaus veranstalteten 17. Literaturtagen reisen Autoren von nah und fern an und gestalten ein abwechslungsreiches Programm.
Den Auftakt macht am Freitagnachmittag ein Duo aus Freiburg: Die preisgekrönte Hörbuchsprecherin Doris Wolters und der Komponist und Pianist Andreas Erchinger präsentieren in der neuen Reihe „Klassiker – vergessene Literatur neu entdecken“ ihre Interpretation einiger Werke von Mascha Kaléko. „Wohin immer ich reise, ich fahr nach Nirgendland“ nennen sie ihre Retrospektive auf das Leben und Schaffen dieser außergewöhnlichen Lyrikerin, die nach mehreren lebensrettenden Fluchten nirgendwo mehr heimisch wurde. Auch bei der Rückkehr nicht.
Von einem eher unbeschwerten Zurückkommen liest hingegen Michael Krüger, der langjährige Chef des Hanser Verlags; seine Erzählung „Was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah“ ist eine spitzfindige Gesellschaftsbetrachtung.
Am Samstag geht es weiter auf Reisen: In Marie Malcovatis Roman „Als hätte je ein Vogel verlangt, dass man ihm ein Haus baut“, begeben sich drei Frauen bis zum Polarkreis, weil sie dort mit einem bestimmten Mann ein Hühnchen zu rupfen haben.
Abends sind dann Katerina Poladjan und Catalin Dorian Florescu im Gespräch – über Veränderungen und mögliche Hoffnungen in ihren Herkunftsländern Russland und Rumänien. Beide haben den beginnenden Wandel in ihren jüngsten Büchern thematisiert, aus denen sie lesen: „Zukunftsmusik“ (Poladjan) und „Der Feuerturm“ (Florescu).
INFO
25.–27. November
www.hochschwarzwald.de
Entgrenzen
Im grauen November präsentiert die BuchBasel Literaturliebhabern Buntes und durchaus auch mal Borstiges: Das Literaturfestival bringt vom 18. bis 20. November über 100 Autorinnen und Autoren zu über 70 Veranstaltungen ans Rheinknie. BuchBasel setzt nicht nur auf klassische Lesungen, sondern präsentiert ebenso experimentelle Crossover-Projekte, Konzerte und Kinderveranstaltungen.
Zur Einstimmung lesen am Freitag ab 16 Uhr Autorinnen und Autoren im Schaufenster des Kaufhaus Manor. Im Sommercasino treffen sich am Freitag ab 20.15 Uhr Künstlerinnen und Künstler aus dem deutschsprachigen Raum zum „43. Slam Basel“. Gäste mit literarischen Ambitionen sollten sich den Samstag vormerken: Ab 11 Uhr können im Innenhof des Volkshaus’ maximal zwei Seiten Text abgegeben und mit Profis besprochen werden. Am KeckKiosk steigen am Samstag ab 16 Uhr Freiluftlesungen. Zudem wird am Sonntag ab 11 Uhr im Foyer des Theaters zum 15. Mal der Schweizer Buchpreis verliehen.
Zu den prominenten Gästen der BuchBasel zählt dieses Jahr Sibylle Berg. Die renommierte Autorin stellt am Freitag ab 20.30 Uhr im Festsaal des Volkshaus’ den Roman „RCE“ vor, musikalisch begleitet von der Basler Rapgruppe „Was das?“. Zeitgleich ist im Unionsaal des Volkshaus’ Tsitsi Dangarembga mit ihrem Roman „Verleugnen“ auf der Bühne. Die Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2021 ist eine der großen Stimmen Simbabwes.
Foto: © i.Stock.com/Svetlanais
In der Reithalle der Kaserne ist am Samstag ab 17 Uhr Pankaj Mishra zu Gast. Nach Sachbüchern und Essays hat er mit „Run and Hide“ nun einen Roman geschrieben. Dieser zeichnet das kontrastreiche Bild einer sich globalisierenden Gesellschaft, die sich von Macht und Reichtum verleiten lässt, und des emotionalen und moralischen Preises, den sie dafür zahlt. Am Sonntag erleben Gäste im Festsaal des Volkshaus’ ab 14 Uhr die US-amerikanische Autorin Donna Leon bei einer Lesung aus „Milde Gaben“, dem 31. Fall ihrer kultigen venezianischen Krimifigur Commissario Brunetti.
2022 BuchBasel
INFO
18.–20. November
www.buchbasel.ch/de
HONIG, Pain d’Épi ZIMT UND ces – Mireill e O s ter
KARDAMOM
In Mireille Osters kleiner, mitten in Straßburg gelegenen Lebkuchenmanufaktur wird das köstliche Pain d’Épices gebacken, für das das Elsass seit 600 Jahren berühmt ist. In ihrer Backstube entstehen in Handarbeit 44 verschiedene Sorten dieses „Gewürzbrots“, das auch außerhalb der Weihnachtszeit himmlische Genüsse verspricht – und hält.
Text: Erika Weisser
Der kleine Laden ist leicht zu übersehen. Denn anders als andere
Geschäfte in der Rue des Dentelles in der Straßburger Altstadt wirbt er nicht bis auf die Straße hinaus für sein Innenleben. Und wäre da nicht der kaum wahrnehmbar zarte Duft nach Zimt und Honig, würden Zufallspassanten wohl einfach an dem unscheinbaren, weil nicht touristisch herausgeputzten Haus ohne Fachwerk vorbeigehen. Und gleich darauf zum Pont St. Martin abbiegen, der über die Ill in die Rue des Moulins führt.
Doch der Duft liegt in der Luft. Also wandert der suchende Blick noch einmal über das Gebäude, entdeckt hoch oben ein Ladenschild – und findet unten, neben einer geöffneten Tür schließlich ein Schaufenster. Dort bleibt er an einem großen goldenen PuttenEngel hängen, der auf einem Tischchen sitzt und die Weihnachtszeit einzugeigen scheint. Zu seinen Seiten je ein Stuhl mit Lebkuchenherzen – mit und ohne Botschaften aus Zuckerguss. „Pain d’Épices – Mireille Oster“ ist seitlich am Glas zu lesen. Und die Öffnungszeiten. Mehr nicht.
Beim ersten Blick in den kleinen Laden, der zum Schaufenster gehört, fallen die Regale aus hellem Holz an weiß gestrichenen Wänden auf. Sie sind von oben bis unten mit schön gestalteten Zellophanpäckchen bestückt – mit den Schätzen des Hauses: verschiedene Geschmacksvarianten von zu Würfeln geschnittenen flachen Lebkuchen. Hübsche Kärtchen an den Regalbrettern weisen auf ihre klingenden Namen und die teils exotischen Zutaten hin. Außer „7 Épices“, „Mirabelle“ und „Citron“ ist da zu lesen „Pain d’Amour“ (mit Feigen), „Pain des Anges“ (mit Orangenblütenhonig), „Nuits de Chine“ (mit Reiswein) oder „Verdi“ (mit Maronenmehl und Amaretto);