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Spaziergang oder Wanderung? Doppeltes Schneevergnügen beim Klosterdorf St. Peter
Fotos: © AG MINIFOSSI Werner Störk Lust auf REGIO | 02.2022
rezepturen waren streng gehütetes Familiengeheimnis“, erzählt Horst Sutter. Streng war auch die Hierarchie, die in den Glashütten und deren Siedlungen herrschte. An der Spitze der Glashütte stand der Glasvogt. Ihm folgten bis zu fünf Glasmeister pro Hütte, denen die Glasergesellen unterstanden. Darunter arbeiteten die Schürer, Holzknechte und Sandgräber. Daneben gab es ein ganzes Netzwerk von Zulieferern wie Aschebrenner und Fuhrknechte.
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Das Schwarzwälder Wald- und Glaszentrum Gersbach ist das einzige überregionale Waldglas-Museum im Südschwarzwald. Das kleine Museum basiert auf den Forschungsergebnissen der AG MINIFOSSI (1982–2012), einer Schüler-Arbeitsgruppe der Schopfheimer FriedrichEbert-Schule unter der fachkundigen Leitung des Lehrers Werner Störk. Durch ihre Arbeit zählen die Glaswüstungen (verlassene Glashütten) im Südschwarzwald zum festen Fundus der regionalen und nationalen Forschung. „Störk hat dem Museum seine gesamte Glassammlung und alle Oberflächenfunde geschenkt“, erzählt Sutter. Er hat dem Museum auch sein umfangreiches, fundiertes Wissen überlassen: Wissen von der geheimnisumwitterten Herstellung des Waldglases und des Waldgewerbes, dem Besucher in Gersbach nachspüren können.
Info
WALD- & GLASZENTRUM GERSBACH
Wehratalstraße 10 79650 Schopfheim Besuche und Führungen können über die Ortsverwaltung Gersbach vereinbart werden
Tel.: 07620/227 oder Tel.: 0172/7487530
Zunächst durch das im Quarzsand enthaltene Eisenoxid grün gefärbt, später klar und „gewaschen“: Das Museum in Gersbach zeigt die Entwicklung des Waldglases über mehrere Jahrhunderte.
Titelthema

ZKM KARLSRUHE
Von der Künstlichen Intelligenz
Wie können (nicht-)menschliche und künstliche Organismen in Zukunft zusammen existieren? Diese und ähnliche Fragen stellten sich zuletzt rund 60 Künstler·innen. Denn längst schon steuert Künstliche Intelligenz (KI), Siri und Alexa etwa oder Pflegeroboter, viele alltäglich gewordene Gegenstände. In der Ausstellung „BioMedien“ (lebensähnliche künstliche Organismen) des ZKM werden noch bis zum 28. August solche computergenerierten Systeme präsentiert. Außerdem physisch präsente Roboter, die lebensähnliches Verhalten in Form von Suchmechanismen, Empathie oder Selbsterhaltung aufzeigen.
Durch die Beobachtung der Interaktion der Exponate untereinander sowie mit (nicht-)menschlichen Wesen zeigt die Ausstellung mögliche Anwendungsgebiete der „BioMedien“ im realen Leben auf.

BioMedien. Das Zeitalter der Medien mit lebensähnlichem Verhalten
bis 28. August Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe
zkm.de
Foto: © Universal Everything
MUSEUM FÜR NEUE KUNST
Hochkarätige Bildwelten
Wer sein eigenes Team analysieren und stärken möchte, lädt zum Freundschaftsspiel. Der Begriff aus dem Sport beschreibt in der Ausstellung des Freiburger Museums für Neue Kunst die Begegnung zweier Kunstsammlungen, einer öffentlichen und einer privaten. Dabei entstehen unerwartete Konstellationen und Beziehungen zwischen den Werken, die neue Perspektiven eröffnen – gegenseitige Horizonterweiterungen mit eingeschlossen.
Das Museum für Neue Kunst präsentiert unter anderem Werke von Max Ernst, Heike Beyer und Georg Kolbe, aus der in Furtwangen im Schwarzwald beheimateten Sammlung der Horst und Gabriele Siedle-Kunststiftung kommen Werke von Fernand Léger, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka und Pablo Picasso. Eine Begegnung, die interessante Einblicke in hochkarätige Bildwelten verspricht.
Freundschaftsspiel
bis 6. März Museum für Neue Kunst, Freiburg
www.freiburg.de/museen
Foto: © Bernhard Strauss
BADISCHES LANDESMUSEUM
Zeiten des Umbruchs
Wallendes Haar und wilder Blick, makellose nackte Körper und viel Blumenschmuck – künstlerische Darstellungen weiblicher Figuren des Jugendstils haben mit der Realität auf den ersten Blick wenig zu tun. Entstanden sind sie in einer Zeit, als sich die Industrialisierung massiv auf Gesellschaft und Umwelt auswirkte und sich neue Formen der Konsum- und Unterhaltungskultur etablierten, als sich erster Widerstand gegen die repressiven Lebensumstände von Frauen formierte. Die Ausstellung zeigt die Ambivalenzen dieser bewegten Zeit – mit einzigartigen Objekten namhafter Jugendstil-Künstler.
Göttinnen des Jugendstils
bis 19. Juni Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
www.landesmuseum.de/jugendstil
Foto: © Allard Pierson, Universität von Amsterdam, Stephan van der Linden
MUSEUM ART.PLUS MUSEUM KLEINES KLINGENTAL
Kunst mit PS
Unter dem Motto „Durchstarten – Take Off“ zeigt das Museum Art. Plus in Donaueschingen Malerei und autoaffine Skulpturen. Vertreten sind Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Das Thema rund ums Upcycling unterschiedlicher Industriematerialien wie Autoreifen ist bei den ausgestellten Exponaten immer wieder präsent. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Als zusätzliches Highlight zeigt das Museum Sportwagen-Klassiker, die die Herzen von Automobilliebhabern höherschlagen lassen.
Durchstarten – Take Off
bis 13. November Museum Art.Plus, Donaueschingen
www.museum-art-plus.com
Museum Art.Plus Foto: ©
Was wäre, wenn?
Wie würde Basel aussehen, wenn der Rhein nicht mehr mittendurch fließen würde? Wie würde es wirken, wenn die Roche-Türme von anderen Hochbauten gesäumt würden?
Das Museum Kleines Klingental befasst sich in seiner im März auslaufenden Sonderausstellung mit einem faszinierenden Stück Basler Bau- und Planungsgeschichte – und zwar mit zahlreichen Visionen aus dem 20. Jahrhundert, die niemals realisiert wurden. Anhand von Modellen, Plänen, Fotografien und Filmen entstehen so nicht nur spannende „Was wäre wenn?“-Momente, zudem wird deutlich, welchen Bedeutungssprung die Stadt am Rheinknie hinter sich hat.
Die geträumte Stadt. Nicht realisierte Planungsprojekte für Basel
bis 13. März Museum Kleines Klingental, Basel
www.mkk.ch

MUSEUM FRIEDER BURDA

Ein riesiges Korallenriff mitten in Baden-Baden. Was sich zunächst absurd anhört, haben die Künstlerschwestern Margaret und Christine Wertheim möglich gemacht. Um darauf aufmerksam zu machen, dass Korallenriffe auf der ganzen Welt durch die Erwärmung zerstört werden, häkeln sie seit 2005 zusammen mit Tausenden von Menschen farben- und formenprächtige Werke.
In 50 Städten und diversen Ländern haben die in Kalifornien lebenden Schwestern bereits zum Mitmachen aufgerufen, doch noch nie war die Resonanz so groß wie in Baden-Baden: Mehr als 40.000 gehäkelte Korallen sind im Museum eingetroffen. So erstreckt sich die Unterwasserwelt nun über das gesamte Haus – von den ersten Arbeiten einer kunsthandwerklich erfahrenen Mitwirkendengruppe im Erdgeschoss bis hin zum Baden-Baden Satellite Reef im Obergeschoss.
Margaret und Christine Wertheim. Wert und Wandel der Korallen
29. Januar bis 26. Juni Museum Frieder Burda, Baden-Baden
www.museum-frieder-burda.de
Foto: © Margaret and Christine Wertheim and the Institute For Figuring Pod World – Plastic Fantastic at the 2019 Venice Biennale Photo courtesy 58th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia, May You Live In Interesting Times, by Francesco Galli
BÜRSTENMUSEUM TODTNAU
Von der Manufaktur zur Industrie
Die Bürstenmacherei ist mit Todtnau seit Jahrhunderten eng verbunden. Um dem Rechnung zu tragen, hat im September 2020 ein Museum seine Pforten geöffnet, das die Geschichte der Todtnauer Bürstenindustrie seit 1770 erzählt. Angefangen hat alles mit Leodegar Thoma, der sich die Arbeit in der Mühle seines Vaters etwas erleichtern wollte. Durch Zerlegen und wieder Zusammenfügen einer Bürste, die ihm in die Hände gerät, entsteht der „Mühlewisch“ – seine erste Bürste. Daraus entwickelte Thoma ein Gewerbe für sich und seine Familie und legte damit den Grundstein für die Todtnauer Bürstenindustrie.
Die Bürste ist damit zwar keine Schwarzwälder Erfindung, doch ist sie bis heute ein wesentlicher Bestandteil des Todtnauer Wirtschaftslebens mit mehreren weltweit tätigen Unternehmen.
Bürstenmuseum Todtnau mit Dauerwellen-Ausstellung
Mi. & So. 14–17 Uhr
www.todtnau.museum
Foto: © Bürstenmuseum Musée Vodou Foto: ©

MUSÉE VODOU
Begegnung mit dem Unsichtbaren
Das Museumsgebäude ist alles andere als alltäglich: Der massive achteckige Bau aus gelben Ziegelsteinen ist der 1883 erbaute Straßburger Wasserturm, der einst der Versorgung der Dampflokomotiven diente. Auch seine heutige Verwendung ist ziemlich einzigartig: Er beherbergt die weltweit größte private Sammlung westafrikanischer Voudou-Objekte. Alle Exponate wurden bei religiösen Bräuchen verwendet, im Ahnenkult, in der Heilkunde, der Wahrsagerei, der Zauberei oder bei anderen wichtigen Lebensereignissen.
Die Dauerausstellung lädt dazu ein, eine hier wenig bekannte Kultur und Philosophie zu entdecken; eine Sonderausstellung beschäftigt sich mit der symbolischen Bedeutung der Pirogen für die Küstenbewohner.
Pirogues – Todjivu
bis 2. Oktober Chateau Musée Vodou, Strasborg
www.chateau-vodou.com
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