Business im Breisgau

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Ausgabe 1 | Februar 2014

Business im Breisgau Herrenknecht lässt nicht los Aus dem Leben eines Vorzeigeunternehmers

die Jungen Wilden Männer in Kochschürzen

Kapital sucht Sicherheit Bankbosse Barth und Thimm im Interview

Nur Fliegen ist schöner Was geht auf den Flugplätzen in Lahr und Basel



Editorial

Eine Premiere

Mit Business im Breisgau legt die chilli freiburg gmbh ihren fünften Titel auf

J

a, wir haben uns getraut. Nachdem die Badische Zeitschriften Verlags GmbH Ende vergangenen Jahres das Magazin baden intern eingestellt und damit durchaus eine Lücke gerissen hat, stellt sich der chilli-freiburg-Verlag jetzt mal auf diesen Platz und versucht, die Lücke zu füllen.

rer Kolumne „Miss Moneypenny“ über Staatstragendes oder auch Alltägliches schreiben. Eines aber werden wir nicht machen: Wir werden nicht mit denen einstimmen, die im Print keine Zukunft sehen, die ins Internet wandern und dann dort Tausenderkontaktpreise zusammenaddieren.

Wir planen im ersten Jahr des neuen Wirtschaftsmagazins business im breisgau aber nicht, jeden Monat ein 80-Seiten-Werk herauszugeben. Wie bisher allen anderen Produkten aus unserem Hause, dem Freiburger Stadtmagazin chilli (im zehnten Jahr), dem Familienmagazin B Zettis findefuchs (im 24. Jahr), dem Schülermagazin f79 (im fünften Jahr), dem Kulturmagazin cultur.zeit (im vierten Jahr) oder unseren zahlreichen Sonderpublikationen werden wir auch dem Neuling business im breisgau Zeit zum Wachsen geben.

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger veröffentlichte unlängst unter dem Titel „Print wirkt“ Daten aus mehreren Studien, die etwa die Kundenkontakte pro Werbemittel auflisteten. Zeitschriften sind da der reinen Online- oder TV-Werbung deutlich überlegen. Zeitschriften haben Zukunft. Und wir sind überzeugte Printtäter.

So werden es in diesem Jahr voraussichtlich vier Ausgaben sein (Februar, Mai, August, November), die sich ausschließlich mit der Wirtschaft, vor allem im Breisgau, befassen. Wir werden WIPs (wirtschaftlich interessante Personen) portraitieren, aktuelle und künftige Entwicklungen aufzeigen, hinter die Kulissen schauen und in unse-

Aber natürlich wird es zur gedruckten Ausgabe von business im breisgau auch einen Onlineauftritt geben, den wir im zweiten Quartal fertig haben wollen. Wir wünschen anregende Lektüre. Und freuen uns auf Ihre Resonanz. Herzlichst, Ihr Lars Bargmann Chefredakteur bargmann@chilli-freiburg.de

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Inhalt Titel

Was die Bosse der beiden großen Publikumsbanken, Marcel Thimm für die Sparkasse Freiburg, Uwe Barth für die genossenschaftliche Volksbank, über Europa, den südbadischen Mittelstand und die Zinspolitik denken 6-8

Luftfahrt

Warum der EuroAirport Basel-MulhouseFreiburg so erfolgreich ist und sich am lahmenden Lahrer Flughafen Unternehmer wie Martin Herrenknecht und Roland Mack engagieren 10-11

Lobbyismus

HWK-Präsident Paul Baier und Geschäftsführer Johannes Burger im Interview über Angriffe auf den Meisterbrief, die Energiewende und Fehler in der Steuerpolitik 16-17

Gründerzentrum

Besuch in der neuen Denkfabrik Grünhof 24

Hotellerie

Der hartnäckige Kampf der Freiburger Hoteliers gegen die Bettensteuer

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Genossenschaften Unternehmen Banken

Warum die GLS-Bank die Nummer eins bei den nachhaltigen Banken in Deutschland ist 13

Unternehmensgründer Zu Besuch bei drei Start-ups in Sachen gesundes Essen 14-15

IMPRESSUM business im breisgau Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg fon: 0761-292 70 60, fax: 0761-292 70 61 bargmann@chilli-freiburg.de www.chilli-freiburg.de

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Was der Erfolg der Kramer GmbH aus Umkirch mit der Liebelei eines Wandersmanns zu tun hat 18-19

WIPs

Wirtschaftlich interessante Personen: Tunnelbohrkönig Martin Herrenknecht zu Gast im Freiburger Peterhofkeller – ein Ortstermin 22-23

Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP) Redaktion: Lars Bargmann

Der Bauverein Breisgau stemmt im 115. Jahr seines Bestehens das größte Investitionsvolumen in seiner Geschichte 25

Immobilien

Warum die Sparkassen-Immobiliengesellschaft trotz dürftigem Angebots das beste Ergebnis ihrer Geschichte hingelegt hat 26

Menschen und Meldungen

Von geschassten Direktoren, neuen Vorständen, alten und frischen Amtsleitern, Preisen und Neu-Eröffnungen 28-30

Grafik: Hans Weigel, Johanna Klausmann Lektorat: Beate Vogt

Autoren dieser Ausgabe: Tanja Bruckert, Felix Holm, Heinz Siebold

Anzeigen: Alexandra Huber, Cornelia Brändle, Uwe Bernhardt, Karlheinz Binkert

Fotograf: Neithard Schleier

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG


Kommune als Konzern

Profitable Daseinsvorsorge FleiSSige Stadttöchter holen 1,1 Milliarden Euro rein

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it mehr als 4000 Beschäftigten erlösten die 37 Tochtergesellschaften der Stadt Freiburg, vier Eigenbetriebe und acht Zweckverbände im Jahr 2012 rund 1,1 Milliarden Euro. So steht es im knapp 140 Seiten starken Beteiligungsbericht, den Finanzbürgermeister Otto Neideck unlängst vorlegte. Jede dieser Seiten ist dabei auf der Investitionsseite fast eine Million schwer, denn die Unternehmen mit städtischer Beteiligung haben zusammen 137 Millionen Euro investiert – und damit doppelt so viel wie die Konzernmutter am Rathausplatz, die im gleichen Zeitraum rund 60 Millionen Euro netto in Schulen und Straßen, öffentliche Gebäude und Brücken gesteckt hat. „Unsere Beteiligungen zeigen auf der einen Seite das breite Spektrum der Daseinsfürsorge für die Bürger und auf der anderen sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, berichtete Neideck. Unterm Strich wandern aber nur 6,6 Millionen Euro (2009: 12,1 Millionen) in die Kasse des Stadtkämmerers Bernd Nußbaumer. Der Beteiligungsbericht ist ein opulentes Zahlenwerk, in dem beispielsweise steht, dass die Aufsichtsratsmitglieder der Flugplatz Freiburg GmbH (Bürgermeister und Stadträte) pro Sitzung 51 Euro vergütet bekamen, was sich auf 1400 Euro summierte. Es steht aber nichts drin zu den Gehältern der Geschäftsführer der städtischen Gesellschaften – weil etwa Bernd Dallmann und Klaus Seilnacht (FWTM), Michael Broglin und Eckhardt Vogt (Abfallwirtschaft) oder Ralf Klausmann (Stadtbau) ihre Verdienste freiwillig nicht offenbaren wollen. „Das wäre

Klatscht auch für Stadttöchter Beifall: Otto Neideck (dritter von links), hier auf der Haupttribüne beim SC Freiburg. Foto: © Neithard Schleier

für Sie sicher spannend, ist aber aufgrund der Vertragslage nicht möglich“, sagte Neideck. Erst wenn diese Manager ihre Verträge verlängern, müssen sie Farbe bekennen – so hat es der Gemeinderat beschlossen. Nach chilli-Informationen liegen die Gehälter zwischen 150.000 und 200.000 Euro per anno. Einkommensspitzenreiter ist der dreiköpfige Badenova-Vorstand mit Thorsten Radensleben, Mathias Nikolay und Maik Wassmer, der zusammen 1,12 Millionen Euro verdiente. Die Töchter und Eigenbetriebe sind je nach Geschäftsfeld lukrativ (Badenova, Stadtbau, Abfallwirtschaft) oder defizitär (FWTM, Theater, VAG, Stadtentwässerung). Die Gewinne der einen werden mit den Verlusten der anderen steueroptimiert verrechnet. Im auf den ersten Blick trockenen Bericht lässt sich manches Interessante lesen: Etwa dass die FWMT (mit Messe) im laufenden Jahr Erlöse von 45 Millionen Euro erwartet – und einen städtischen Zuschuss in Höhe von 7,05

Millionen. Oder dass die Badenova im Jahr 2008 rund 1,07 Milliarden Kilowattstunden Strom verkaufte, 2012 aber schon 1,85 – was angesichts des hart umkämpften Marktes ein erstaunliches Plus ist. Oder dass die Regio Bäder GmbH die Einnahmen aus dem Bäderbetrieb zwischen 2008 und 2012 mehr als verdoppelte. Oder auch, dass die Abfallwirtschaft im Jahr 2000 noch knapp 32.000 Tonnen Restmüll entsorgen musste, 2012 aber nur 20.786 – was angesichts der wachsenden Bevölkerung wohl nur mit der höchst inoffiziellen Freiburger Weltmeisterschaft im Mülltrennen begründet werden kann. Neideck jedenfalls, so etwas wie der Vater der „Mutter Stadt“, bezeichnete die Aktivitäten der Kinder als „sehr zufriedenstellend“. Er weiß: Wenn das Rathaus selber Bäder und Parkhäuser betreiben, Tram und Bus fahren, Abfall abfahren oder Wohnungen bauen und vermieten müsste, dann wäre die Bilanz mit Sicherheit nicht besser. Lars Bargmann chilli | business im breisgau | 02.2014 | 5


Banken

Kapital sucht Sicherheit business-im-breigau-Interview mit den Bankbossen Marcel Thimm und Uwe Barth

Erfolgreich: Trotz der andauernden Niedrigzinsphase schreiben Sparkassen-Chef Marcel Thimm (links) und Volksbank-Vorstand Uwe Barth (rechts) gute Bilanzen. Auch wenn die SEPA-Umstellung in beiden Häusern „Riesensummen“ verschlungen hat. Fotos: © Neithard Schleier

S

ie sind die maßgeblichen Finanzierer des Mittelstands im Großraum Freiburg: Uwe Barth führt den Vorstand der Freiburger Volksbank an, Marcel Thimm lenkt die Geschicke der Freiburger Sparkasse. Für die erste Ausgabe des neuen Wirtschaftsmagazins business im breisgau sprachen sie mit Chefredakteur Lars Bargmann über die Geldpolitik der USA, die Zinsen in Europa, bevor sie vor der südbadischen Haustür landeten und noch vor den obligatorischen Presseterminen erste Details aus ihren 2013er Bilanzen preisgaben. 6 | chilli | business im breisgau | 02.2014

business im breisgau: Janet Yellen hat jetzt den Staffelstab von Ben Bernanke als Chefin der US-Notenbank übernommen. Glauben Sie, dass die Zeit des billigen Geldes bald vorbei ist? Uwe Barth: Die Zinspolitik der USA ist sehr wichtig für Europa. Ob sich da etwas ändert, müssen wir sehen. Die amerikanische Konjunktur erholt sich ein bisschen, die Notenbank, die lange Zeit Monat für Monat 80 Milliarden Euro in Staatsanleihen gesteckt hat, fährt das jetzt erstmals zurück. Ob das aber ein stetiges Signal ist oder nicht, ist noch offen.

Marcel Thimm: Ich befürchte, dass die Zinsen im Euroland über 2014 hinaus niedrig bleiben. Der Staat fährt damit gar nicht schlecht, als Sparkasse fühlen wir aber mit unseren Sparern und die dürfen, salopp formuliert, die Zeche bezahlen, denn die haben nicht einmal einen Inflationsausgleich. Ein Beispiel: Wenn ein 30-Jähriger vor sechs Jahren 100 Euro monatlich gespart hat, dann hatte er die Chance, mit 67 eine Rente von 500 Euro zu haben. Mit dem heutigen Zinsniveau kommt gerade noch die Hälfte heraus. Er muss also das Doppelte aufwenden, um die gleich hohe Zusatzrente zu haben. Das sind dramatische Einbußen.


Interview business im breisgau: Im milliardenschweren Schadensersatzprozess gegen die inzwischen verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) droht der Bank nach dem Prozessauftakt eine Pleite, weil sie nach erster Einschätzung des Richters ihre Anleger zu spät über eine Schieflage informiert habe. Wie bewerten Sie den Vorgang? Barth: Die Frage ist, ob die HRE zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Gewinnwarnung hätte herausgeben müssen. Es gab Meldungen, wonach die Bank nicht von der Subprime-Krise betroffen war. Hat man also die Aktionäre getäuscht? Das weiß ich nicht, wenn es so wäre, dann ist das ein großes Problem für die HRE. Thimm: Man steht auch als Fachmann im siebten Jahr nach der Finanzkrise immer noch sprachlos, ein Stück weit ohnmächtig vor dem, was dort passiert ist. Ich finde es frustrierend, dass die juristische Aufarbeitung ausschließlich an formalen Themen aufgehängt wird. Das Gerechtigkeitsempfinden, zu-

mindest meines, wird damit nicht befriedigt. business im breisgau: Sie selbst haben im vergangenen Jahr im Interview mit dem Freiburger Stadtmagazin chilli gleichsam eine Gewinnwarnung für die kommenden Jahre ausgegeben. Grund: Die flache Zinskurve. Sind die Erträge eingebrochen?

Wir werden in den nächsten Jahren

weniger verdienen Barth: Das ist eine schleichende Entwicklung, die wir vor allem in den Jahren ab 2015 spüren werden. Im vergangenen Jahr waren unsere Zinserträge noch stabil. Da gab es keine erheblichen Bremsspuren. Allerdings werden in den nächsten Jahren höher verzinste Kreditverträge, sagen wir in der Baufinanzierung mit rund 5 Prozent, nach

Auslauf mit neuen Verträgen getauscht werden, die dann zwischen 2 und 3 Prozent liegen können. Wenn das Zinsniveau von heute so bleibt. Vor dem Hintergrund der bereits recht niedrigen Anlagezinsen werden wir dann deutlich weniger Geld verdienen. Thimm: Wir liegen auf der Ertragsseite nur knapp unter Vorjahr. Die Bremsspuren konnten wir 2013 durch eine Rekordvergabe an neuen Krediten kompensieren … business im breisgau: … und sie werden Ende Februar vortragen, dass sie auf der Risikoseite erstmals im dritten Jahr in Folge keine Wertberichtigung hatten. Thimm: Ich will gar nicht wissen, woher Sie das jetzt schon wissen, aber ja, zumindest nicht im Kreditgeschäft. Barth: Das ist bei uns auch so. Und das spiegelt die gute Situation vieler unserer Unternehmen wider. Wer Kredite vergibt, geht Risiken ein. Es ist schon bemerkenswert, dass es da jetzt erneut keine Probleme gab.

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Banken business im breisgau: Wie sieht die Einlagenseite aus? Barth: Da haben wir ein leichtes Wachstum. Wir haben auch Zuwächse von Anlegern, die bisher nicht bei uns waren. Dazu kommt ein stärkeres kommunales Geschäft und mehr Verbandsgeschäft. Das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle. So mancher Anleger sucht die Sicherheit der Regionalbanken. Thimm: Auch wir haben Zuwächse. Allerdings werden die Einlagen immer kürzer gezeichnet. Da besteht eine Unwucht mit den Krediten. Bei den niedrigen Zinsen wollen die Kunden die Kredite am liebsten über 30 Jahre abschließen, bei den Einlagen aber quasi täglich zugreifen können, wenn die Zinsen vielleicht irgendwann steigen. Das ist eine Herausforderung für alle Regionalbanken. business im breisgau: Was steht in der Bilanz in der Spalte neue Kreditvergabe? Barth: Wir hatten ein sehr gutes Kreditjahr. Wir haben Steigungen von knapp fünf Prozent, das ist eine sehr gute Entwicklung. Das Immobiliengeschäft hat da eine große Rolle gespielt.

Rekord: Eine Milliarde an neuen Krediten Thimm: Wir haben so viele Neukredite vergeben wie noch nie in unserer Geschichte, über eine Milliarde Euro. Das ist ganz stark getragen von Immobilienfinanzierungen. Das sind nicht nur Häuslebauer. Das sind auch große Investitionen der Kommunen, allen voran der Stadt Freiburg. Und zudem haben sich einige große Banken, die das Geschäft bisher beherrscht hatten, etwa die HRE 8 | chilli | business im breisgau | 02.2014

oder die Landesbanken, etwas zurückgezogen. Das hat uns Chancen eröffnet. business im breisgau: Was lässt sich aus der Bilanz über den Gesundheitszustand ihrer wichtigsten Klientel, den Mittelstand sagen?

Der Mantel zwickt schon, der neue wird nicht gekauft Barth: Die Unternehmenszahlen sehen gut aus, das war 2012 so, 2013 auch und wird auch 2014 so sein. Wir sehen auch keine dunklen Wolken am Horizont. Thimm: Die Bonität des Mittelstands hat sich weiter verbessert. Die Unternehmen brauchen dementsprechend „leider“ weniger Finanzierungsmittel, das ist die andere Seite der Medaille. Sie halten sich auch mit größeren Investitionen immer noch zurück. Der „Mantel“, den man sich 2007 geschneidert hat, der dann 2009 in der Krise geschlabbert hat, in den sind die Unternehmen nun wieder reingewachsen. Er zwickt schon an der einen oder anderen Stelle, aber ein neuer Mantel wird noch nicht gekauft. business im breisgau: Weil der Schock der Krise so tief in der Unternehmerseele sitzt? Thimm: Ja, und das ist durchaus nachvollziehbar, wie ich finde. business im breisgau: Wie haben Ihre Kunden auf die SEPA-Umstellung reagiert? Thimm: Für viele ist die Umstellung einfach ärgerlich. Der großen Masse unserer Kunden bringt das nur viel Belastung, aber fast keine Vorteile. Und bei uns liegen die Kosten allein dafür sicher im Millionenbereich. Barth: Das war und ist eine riesige

Kraftanstrengung für uns, durchaus vergleichbar mit einer EuroUmstellung. Den ganzen Bankenmarkt kostet das riesige Summen. business im breisgau: Otto Normalsparer weiß angesichts der niedrigen Zinsen kaum, was er mit seinem Geld machen soll. Barth: Die Debatte ums Sparen gefällt mir nicht. Vor dem Hintergrund niedriger Zinsen herrscht die Meinung, Sparen lohnt sich nicht, Altersvorsorge, betriebliche Altersvorsorge, Riester-Sparen, Lebensversicherung, das alles lohnt sich nicht. Was aber ist die Alternative? Ich sehe keine. Ich kann nur zum Sparen und zur Altersvorsorge raten, die Zinsen werden wieder steigen. Thimm: Für die meisten Menschen gibt es zum risikoarmen Sparen keine Alternative. Aus meiner Sicht könnten viele Anleger aber ein etwas höheres Risiko durchaus eingehen und beispielsweise Aktien stärker berücksichtigen. Das Misstrauen ist hier nicht immer gerechtfertigt. business im breisgau: Was erwarten Sie im laufenden Jahr? Barth: Auch 2014 wird ein gutes Jahr. Die Konjunktur zieht an, die Beschäftigung wird mindestens stabil bleiben. Ich denke, dass Zinsniveau bleibt etwa auf dem Niveau von heute und es wird zumindest im ersten Quartal eine Konsolidierung an den Aktienmärkten geben. Thimm: Den Menschen und Unternehmen in der Region wird es weiterhin gut gehen, sehr gut sogar im Vergleich zu vielen anderen Regionen in Deutschland und erst recht im Vergleich zu den meisten Ländern in Europa. business im breisgau: Herr Barth, Herr Thimm, vielen Dank für dieses Gespräch.


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Flughafenbranche

Lahr will startklar bleiben Der Flugplatz wird nun von Unternehmern wie Martin Herrenknecht und Roland Mack betrieben

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ahr kämpft zäh um seinen Flugplatz: Ein Jahr nach der Insolvenz des letzten von mehreren Betreibern, die mangels Erfolg abgestürzt sind, haben nun die Unternehmer Martin Herrenknecht, Roland Mack und die Sanitärfirma Hansgrohe das Heft in der Hand. Die im Oktober 2013 von ihnen neu gegründete Betreibergesellschaft „Lahrer Flugbetriebs GmbH & Co. KG“ mit 17 Beschäftigten arbeite solide und werde von den Gesellschaftern so lange gestützt, bis ein neuer Investor gefunden sei, der vor allem den Frachtflugbetrieb wieder auf nennenswerte Dimensionen bringen soll. So die Botschaft der Betreiber und der Stadt Lahr. Zurzeit landen auf der Piste des ehemaligen Nato-Militärflugplatzes vorwiegend Firmenjets der regionalen Unternehmer mit internationaler Kundschaft. Manchmal auch Flugzeuge mit VIPs wie dem Bundespräsidenten oder dem Papst. Nach einer jahrelangen Hängepartie hat die Stadt Lahr im vergangenen Jahr die Landebahn sowie die Fluglizenzen gekauft, für zusammen 3,6 Millionen Euro. Der Flugplatz Lahr ist lizenziert für Maschinen bis 20 Tonnen, im Frachtbetrieb auch darüber. Passagierflüge sind nur für Personen zugelassen, die zugleich ein Ticket für den Europapark haben. Diese Sondergenehmigung hat jedoch noch nie eine Rolle gespielt, weil keine Fluggesellschaft eine Linie dafür eröffnet hat. „Wir wollen den Flughafen nicht selber betreiben“, sagt Lahrs Oberbürgermeister Wolfgang Müller (SPD). Auch Martin Herrenknecht will bei seinen Leisten, respektive Bohrmaschinen, bleiben und sich nur vorübergehend engagieren. Doch den OB und den Unternehmer verbindet das Interesse an einem größeren Plan, den auch der Ortenauer Landrat Frank Scherer plausibel findet. „Wir haben hier einen Logistikstandort mitten in Europa von unschätzbarem Wert“, schwärmt Scherer. In der Tat: Lahr hat weit außerhalb der Stadt eine 3000 Meter lange Landebahn, die für alle Flugzeugtypen geeignet ist, einschließlich der Cargoriesen von Airbus und Antonow. Das alles direkt an der Autobahn A5, umgeben von hunderten Hektar meist unbebauter Gewerbefläche und zudem nicht weit vom Kehler Rheinhafen und von Straßburg entfernt.

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Stop? Von wegen: Der Lahrer Flughafen soll in eine gewinnbringende Zukunft geführt werden. Fotos: © Neithard Schleier

Lahr ist ein „mulitimodaler Netzwerkknoten“, der auf allen denkbaren Wegen erreichbar ist und deshalb auch ins interregionale Projekt „Code 24“ der EU aufgenommen wurde, betont OB Wolfgang Müller. Mit Code 24 will die Europäische Union die Verkehrsachse zwischen Rotterdam und Genua, zwischen Nordsee und Mittelmeer ertüchtigen. Der im Vergleich zu anderen Landeplätzen in der Region – Basel-Freiburg-Mulhouse im Süden, Straßburg und Söllingen weiter nördlich – vergleichsweise kleine Lahrer Flugplatz spiele in diesem Gesamtkonzept eine wesentliche Rolle. Herrenknecht präzisiert schnörkellos, warum man jetzt nicht aufgeben kann: „Wenn die Lizenz einmal weg ist und Gras auf der Piste wächst, ist es vorbei.“ Es ist Herrenknecht, auf dessen internationales Gewicht und seine blendenden Kontakte sich die Lahrer Stadtspitze verlässt. Herrenknecht ist präsent in Osteuropa, in Asien, in Arabien und in Lateinamerika. Einen Investor glaubte er bereits an der Angel gehabt zu haben. Doch die aserbaidschanische Frachtfluglinie „Silkway“ (Seidenstraße) hat sich dann doch lieber in Hahn bei Frankfurt niedergelassen. „Wir brauchen etwas länger“, räumt Herrenknecht ein. Aber es gebe Interessenten aus Katar, Dubai und aus Saudi-Arabien. Finanzstark muss ein Investor sein, allein die Einrichtung eines Frachtflugzentrums werde 20 bis 30 Millionen Euro kosten. Geregelter Passagierflug braucht noch mehr. Heinz Siebold


Flughafenbranche

Der EuroAirport hebt ab Passagierzahlen steigen, neues Frachtzentrum im Oktober

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Fotos: © Euroairport, Steve Przybilla

ährend andere regionale Flughäfen wie die in Karlsruhe/Baden-Baden oder Lahr turbulente Tage erleben, befindet sich der EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) weiter auf dem Höhenflug: Nach 5,3 Millionen Passagieren in 2012 fertigte der EAP im vergangenen Jahr bei 87.319 Flugbewegungen knapp 5,9 Millionen Gäste ab – ein kräftiges Plus von zehn Prozent, ein Wachstum weit über dem europäischen Durchschnitt. Der Umsatz blieb aufgrund von Kostensenkungen stabil bei rund 107 Millionen Euro. Die Triebwerke des Wachstums sind die Ausweitung des Angebots, zusätzliche Frequenzen auf erfolgreichen Strecken, der Einsatz größerer Flugzeuge und die insgesamt bessere Auslastung. So kamen 2013 neu hinzu die Destinationen Calvi, Dalaman, Figari, Krakau, Sevilla und Tuzla. Die Frequenz wurde etwa bei den Ferienfliegern nach Antalya, Palma oder auch Tel Aviv erhöht. Das Frachtgeschäft blieb mit 94.000 Tonnen stabil. Die Zahl der Beschäftigten stieg um vier Prozent auf 6100 – damit ist der EAP für den Arbeitsmarkt durchaus von Bedeutung.

Nicht um gute Nachrichten verlegen: Mario Eland.

Um die nächste gute Nachricht ist EAP-Marketingdirektor Mario Eland nicht verlegen. Mit Ryanair kommt jetzt Europas größte Airline zurück nach Basel. Neue Arbeitsplätze wird das aber nicht bringen: „Ryanair hat keine stationierten Flugzeuge bei uns und nur dann ist das arbeitsmarktrelevant.“ Ein A320 von easyJet etwa benötige 35 Mitarbeiter in Cockpit und Kabine, die vor Ort wohnen müssen. Hinzu kommen Beschäftigungseffekte für Catering, Bodenabfertigung oder das Auftanken. Eland verweist rückblickend zudem auf die Wiedereröffnung der EuroAirport Skyview Lounge, die Neueröffnung des EuroAirport-Business-Center, das neue Gastronomiekonzept mit drei neuen Läden, auf Fortschritte in Sachen Schienenanbindung (www. eapbyrail.org), ein energetisch modernisiertes Heizkraftwerk und nicht zuletzt auf den Startschuss für den Bau des neuen Cargo-Terminals (Bezug im Herbst) mit klimatisierten An-

lagen und einem Investitionsvolumen von über 40 Millionen Euro. Zudem hat das Unternehmen AMAC Aerospace einen Bauantrag für einen vierten Hangar für den Umbau und die Wartung von Flugzeugen eingereicht. Und: Zehn weitere neue Läden sollen heuer eröffnet werden. Der EAP ist auch auf der Startbahn weiter im Aufwind: Auch in diesem Jahr kommen neue Ziele hinzu: easyJet fliegt nach Larnaka, Bastia, Brindisi, Montpellier und Reykjavik, Ryanair nach Dublin und London Stansted. Air Méditerranée fliegt ab Sommer Split an. Die Verbindungen nach Edinburgh, Antalya, Istanbul und Skopje werden verdichtet. Eland rechnet für 2014 mit einem Passagier- und Umsatzwachstum „um die fünf Prozent“ – mithin auch mit dem Überfliegen der SechsMillionen-Passagiere-Grenze. Der den Staaten Schweiz und Frankreich gehörende EAP, auf dem am 2. Mai 1946 das erste Zivilflugzeug gelandet war, bedient mit 20 Fluggesellschaften mittlerweile mehr als 100 Destinationen mit direkten Linienoder Ferienflügen. Die Investitionssumme 2014 liegt insgesamt bei 54 Millionen Euro. Die Geschäftslage darf nach einer merklichen Entschuldung als sehr robust bezeichnet werden. Lars Bargmann

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Hotellerie

„Katastrophe angerichtet“ Hoteliers klagen: Bettensteuer treibt Touristen ins Umland Das Klagen hat Späth nämlich schon selbst in die Hand genommen – in Vertretung für die Freiburger Hoteliers. Ihr Normenkontrollantrag wird momentan vom Verwaltungsgerichtshof in Mannheim geprüft, eine Entscheidung wird erst im zweiten Halbjahr erwartet. Späth und ihr Anwalt sind optimistisch, dass die Bettensteuer gekippt wird – nicht zuletzt wegen eines Gerichtsurteils in Dortmund: Im Oktober hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster beschlossen, dass eine Bettensteuer zwar grundsätzlich zulässig ist, der Steuerschuldner dabei aber Entrüstet: Paul Busse, Yvonne Stadler, Christian Bauer, Karl-Werner Schweier, Pierino Di nicht der Hotelier sein dürfe, sondern Sanzo, Alexander Hangleiter, Cornelius Baumgartner und Patrick Graf-Mathias demonstrieren am Ortseingang am Vauban gegen die Bettensteuer. Foto: © Privat nur der Gast. Das Freiburger Bürgermeisteramt sieht sich mit dieser Enteit dem 1. Januar müssen private Touristen in scheidung bestätigt, für Späth hingegen ist der Dortmunder Freiburg Bettensteuer berappen. Auch wenn Fall mit dem ihren ziemlich identisch – und eine Freiburger diese durchaus wichtige Information auf der Bettensteuer in der jetzigen Form somit unhaltbar. offiziellen Tourismusseite des städtischen Internetauftritts fehlt: Dort werden die Gäste über die Schwarzwaldcard, die WelcomeKarte oder ein Erlebnispaket informiert – dass sie nun fünf Prozent mehr für ihr Hotelzimmer zahlen müssen, wird nicht erwähnt. Auch auf der Homepage des offiziellen Buchungsservices oder im Stadtführer ist von einer BetDoch es ist nicht nur die unangenehme Atmosphäre an der tensteuer nichts zu lesen. Ein Fakt, der die Freiburger Rezeption, die peinlichen Fragen nach Privat- oder Geschäftsreise. Es ist vor allem der Verwaltungsaufwand, der Hoteliers in Rage bringt, denn sie bekommen die Steuer Tag für Tag zu spüren – an empörten Gästen, längeden Hoteliers zu schaffen macht. Die Direktorin des Victoriaren Arbeitstagen und den ersten Absagen. Grund für Hotels erzählt von zwei kompletten Tagen, die sie mit der die Bettensteuer: Das Rathaus will an den Touristen Buchungskontrolle beschäftigt war. Kirsten Moser, Geschäftsführerin des Hotels Stadt Freiburg, habe eigens jährlich 1,5 Millionen Euro mitverdienen.

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Peinliche Fragen an der Rezeption

Rüdiger Wörnle, Geschäftsführer des Dorint Hotels an den Thermen, kann die Informationspolitik des Rathauses nicht nachvollziehen: „Wer eine Steuer will, der muss auch dazu stehen und darüber informieren.“ Das bleibt nun an den Rezeptionisten der Hotels hängen, die nicht selten auf ungehaltene Reaktionen stoßen. „Kürzlich hat ein Gast gedroht, mich zu verklagen“, empört sich Astrid Späth, Inhaberin des Hotels Foto: © Hotel am Stadtgarten Victoria, „dabei ist er damit bei mir ja an einer ganz Bürokratie an der Rezeption: Ist das Ihre Freundin oder Sekretärin? falschen Adresse.“ 12 | chilli | business im breisgau | 02.2014


Banken wegen des Verwaltungsaufwands eine zusätzliche Mitarbeiterin eingestellt, und Späth beschäftige auch im ruhigen Monat Januar zwei statt einer Rezeptionistin. „Der Aufwand wird mit der Zeit sicherlich weniger“, zeigt sich Späth zuversichtlich, „doch momentan ist er immens, das beschert uns rund 50 Prozent mehr Arbeit.“ Zudem gibt es mittlerweile die ersten Absagen. Marlene Carella, Geschäftsführerin des Bluhotels, treffen die besonders hart. Während fünf Prozent mehr oder weniger einzelne Reisende nicht so schwer treffen würden, seien sie für Gruppen durchaus ein Grund, aufs Umland auszuweichen. Das Bluhotel hat aufgrund der Lage am Stadtrand, der Busparkplätze und der vielen Mehrbettzimmer einen großen Anteil von Gruppen, aber bereits in den ersten vier Wochen dieses Jahres hätten drei Gruppen abgesagt – wegen der gestiegenen Preise. Die 51 Rentner aus Dresden übernachten jetzt im Elztal, eine andere Gruppe mit rund hundert Menschen ist ins Elsass ausgewichen. „Das trifft nicht nur die Hotels“, klagt Moser, „sondern auch den Einzelhandel, die Restaurants oder die Taxifahrer.“ Rüdiger Wörnle hat mit seinem Hotel neben der Mooswaldklinik ein ganz anderes Problem: Noch sei nicht geklärt, wann Patienten oder deren Angehörige die Übernachtungssteuer zahlen müssen und wann nicht. Von der Stadtkämmerei gäbe es dazu keine eindeutige Antwort. „Mit jedem Tag gibt es mehr Fragen“, seufzt er, „wir alle haben die Komplexität dieser Steuer unterschätzt.“ An den Gemeinderat, der die Übernachtungsabgabe im Oktober mit den Stimmen von Grünen, SPD, Unabhängigen Listen und der Grünen Alternative Freiburg gegen CDU, FDP und Freie Wähler beschlossen hatte, hat Späth nur noch eine Bitte: „Kommen Sie zu uns in die Hotels und schauen Sie sich an, welche Katastrophe Sie angerichtet haben.“ Tanja Bruckert

GLS glänzt mit guten Zahlen Nummer eins im nachhaltigen Bankgeschäft

GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg: Den Menschen in denMittelpunkt gerückt. Foto: © GLS

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ie GLS-Bank mit Stammsitz in Bochum und Filiale in Freiburg blickt auch heuer wieder auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück: Die Bilanzsumme knackte erstmals in der 40-jährigen Geschichte die Drei-Milliarden-Euro-Grenze (3,24), was einem Zuwachs von stolzen 19 Prozent entspricht. Die Kundeneinlagen wuchsen um gut 20 Prozent auf 2,82 Milliarden Euro, zudem zeichneten Anleger neue Genossenschaftsanteile in Höhe von 35,5 Millionen Euro. Das Eigenkapital wuchs auf 197 Millionen Euro an, die Zahl der Kunden um 23.000 auf 165.000 (vor sieben Jahren waren es noch 55.000), die der Mitglieder auf 32.400, die der Beschäftigten um 39 auf 450. Der Bilanzgewinn kletterte um 1,5 auf 4,23 Millionen Euro. Auch die Freiburger Filiale verzeichnet Zuwächse. Zur GLS-Strategie, auf eine nachhaltige Finanzwirtschaft zu setzen, sagen immer mehr Anleger: I like. „Wir haben Entwicklungen ermöglicht, und das ohne auf den Gewinn zu zielen, sondern stattdessen einzig und allein den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt gerückt“, sagt Vorstandssprecher Thomas Jorberg.

So hatten die Bochumer etwa bereits nach Tschernobyl 1986 den ersten Windkraftfonds aufgelegt – der Grundstein für die Finanzierungen der Erneuerbaren Energien. 2012 gewann die GLS den Preis „Nachhaltigstes Unternehmen Deutschlands“ – was bei einer Bank sicher nicht unter „business as usual“ läuft. 2013 folgte der internationale Award „Sustainable Bank of the Year“. Vor zwei Monaten legte die GLS ihren ersten Aktienfonds auf, der den strengen Nachhaltigkeitsund Transparenzstandards der GLS unterliegt und somit Investitionen in Rohstoffe oder Devisenspekulationen ausschließt. Im ersten Monat investieren Anleger hier 13,5 Millionen Euro, die Bank selber 5 Millionen. Im vergangenen Jahr vergab die GSL 551 Millionen Euro neuer Kundenkredite, die Freiburger Regionalleiterin Annette Bohland rund 70 Millionen (Vorjahr: 65). Ins Sonnenschiff an der Merzhauser Straße kamen zudem fast 1200 neue Kunden. Damit haben nun knapp 9900 Menschen eine Geschäftsbeziehung mit der Freiburger Filiale. Die Nachrichtenlage bei der GLS unterscheidet sich drastisch von der vieler großer Geldhäuser. Lars Bargmann chilli | business im breisgau | 02.2014 | 13


Newcomer

Die drei vom Handwerk und der Journalist (von links): HWK-Vizepräsident Christof Burger, Kreishandwerksmeister Johannes Ullrich, Lars Bargmann und Bernhard Sänger, Präsident des Vereins Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Foto: © tbr Marcus Moe (mit Neffe, re.), Unternehmen: Freundsaft, Startkapital: ungewiss, Gründung: September 2013, Alter: 47, Berufswunsch als Kind: Millionär

Philip Klingel (li.) und Michael Hofer (re.), Unternehmen: Hakuna Matata, Startkapital: 0 Euro, Gründung: März 2013, Alter: 32 und 25, Berufswunsch als Kind: Bauarbeiter und Gärtner

Die jungen Wilden in Kochschürzen In Freiburg wird das Thema „Bio“ zur Männerdomäne

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Fotos: © tbr

ie sind jung, männlich und ambitioniert. Und sie stehen Tag für Tag auf dem Markt oder in der Küche, schnipseln Gemüse oder entsaften Obst, kochen Marmelade ein oder befüllen Weckgläser. Während sich ihre Freunde über Technik, Autos und Spielkonsolen unterhalten, sind ihre Themen Bio, gesunde Ernährung und die neuesten Rezepte. Und sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht: Die Ökostadt Freiburg bringt zurzeit gleich mehrere junge Start-ups hervor, deren männliche Gründer sich Tag für Tag die Küchenschürze umbinden, um ihre vollwertigen, gesunden und ökologisch einwandfreien Produkte herzustellen. Warum fühlen sich junge Männer dazu berufen, in Omas Fußstapfen zu treten? Arne Steinberg steht am Herd und kocht. Er probiert, zögert und greift dann ins Gewürzregal. Doch statt wild drauflos zu verfeinern, wird jedes Gewürz aufs Gramm genau abgemessen. Das wirkt pedantisch, ist aber nötig: Seine Kunden sollen das Gericht in der nächsten Woche genau so nachkochen können. Seine Kunden, das sind Menschen 14 | chilli | business im breisgau | 02.2014

von Mitte 30 bis Ende 50, die keine Zeit oder Lust haben, selbst einkaufen zu gehen, denen ausgewogene Bio-Ernährung wichtig ist und die das Geld haben, für eine ZweiPersonen-Kochbox mit drei Mahlzeiten 40 Euro hinzulegen. 44 Euro, wenn sie Wert auf Fleisch legen. Seit Juli vergangenen Jahres liefert Steinberg seine BioBoxen samt passenden Rezepten in Freiburg aus. Dreibis vierhundert dieser Boxen haben Steinberg und seine anfangs drei, mittlerweile zwei Mitstreiter bereits an den Bio-Freund gebracht. Das trägt sich gerade so, doch bis zum Sommer soll und muss sich das ändern. Denn auch die Bank will Geld sehen: Mit einem Kredit von 3000 Euro hat der 28-Jährige sein Unternehmen gestartet, 6000 sollen im Frühjahr folgen – für Investitionen ins Marketing. „Wir sind optimistisch, dass wir bis zum Sommer Gewinne einfahren“, meint Steinberg, „bei uns hapert es momentan einfach noch an der Werbung.“ Werbung, die auch das männliche Geschlecht ansprechen sollte, denn Steinbergs Boxen haben deutlich weniger Käufer als Käuferinnen. Warum ein Thema, das


zum giftgrünen – pardon dunkelgrünen – Gemisch mit Apfel, Spinat, Gurke, Sellerie, Petersilie und Zitrone. Durch ein spezielles Kaltpressverfahren sollen sie besonders gesund sein. Zu kaufen gibt es die Säfte von Marcus Moe und seinem Partner Leron Katsir auf Freiburger Märkten und seit Neuestem auch im eigenen Laden in der Lehener Straße. Doch wieso machen ein Wirtschafts- und Englischlehrer am Carl-Schurz-Haus und ein Wissenschaftler der Uni Freiburg einen Saftladen auf? Geld kann kein Motiv sein: Durch eine Erbschaft hat Moe ausgesorgt, den Laden hat er nicht gepachtet, sondern für 185.000 Euro gekauft. Zudem wirft ihr „Freundsaft“ momentan noch keine Gewinne ab. „Der einzige Maßstab, an dem wir unser Unternehmen messen, ist der Spaß“, erläutert Moe deshalb. Und falls der eines Tages ausbleiben sollte, hat er noch zahlreiche weitere Geschäftsideen in der Tasche, wie die Entwicklung seines patentierten Stahlrecyclingsystems oder einer Rohkost-2.0-Kette.

Arne Steinberg, Unternehmen: Kochbox, Startkapital: 3000 Euro, Gründung: Juli 2013, Alter: 28, Berufswunsch als Kind: Bergführer

anscheinend überwiegend Frauen anspricht, von Männern in eine Geschäftsidee umgewandelt wird? Da kann auch Steinberg nur spekulieren: über eine männerdominierte Gründerszene, über Schwierigkeiten, sich dort als Frau durchzusetzen, über fehlenden Mut.

Weibliche Käufer, männliche Gründer Dass Männer schlechtere Essgewohnheiten haben, weniger Gemüse essen, schwerer auf Fleisch verzichten und stattdessen mehr Alkohol sowie Zigaretten konsumieren, ist Thema zahlreicher Studien. Marcus Moe kennt diese Studien, doch wenn er sich in seinem Freundeskreis umschaut, kann er das nicht bestätigen: Bei seinen Freunden ist gesunde Ernährung Männersache. Er selbst habe mit 15 Jahren „angefangen zu denken“, in dem Jahr, als er seinen letzten Burger gegessen habe. Wenn er heute hinter seinem Saftstand auf dem Stühlinger Wochenmarkt steht, sieht er in der Auslage des Metzgers gegenüber kein Fleisch, sondern Kadaver. Spricht er von den negativen Auswirkungen des Fleischkonsums, setzt er einen Braten schon mal mit Arsen gleich. Gift ist für ihn eben Gift. Und das gebe es in seinen Produkten garantiert nicht. Seine Produkte, das sind fünf verschiedene Säfte, vom süßen „Kindersaft“ mit Apfel, Ananas, Limette und Minze bis hin

Omas Traditionen entstaubt

Regional, saisonal, ökologisch – das haben sich auch Philip Klingel und Michael Hofer auf die Fahnen geschrieben. Und auch bei ihnen habe es nichts damit zu tun, dass sich ihre Marmeladen, Chutneys oder Sirupe so besser in der Ökostadt verkaufen lassen. Bio ist hier Herzensangelegenheit. „Wir wollen das aber nicht dogmatisch verfolgen“, sagt Klingel. Wenn sie im Winter Zitrusfrüchte von Sizilien importieren, Nicht-Bio-Mispeln verwenden, die der Naturschutzbund gesammelt hat, oder dem Kleinbauern Früchte abkaufen, die ihm ohne zu spritzen verdorben wären, haben die beiden keine Gewissensbisse. „Wir wissen, wo die Produkte herkommen, sehen, wie sie angebaut werden und kennen die Bauern persönlich“, beschreibt Hofer, worauf es ankommt. Die beiden gelernten Köche haben ihr Start-up ohne jegliches Startkapital aus dem Boden gestampft. Anfangs haben sie als „Küchennomaden“ an den Herden befreundeter Gastronomen gewerkelt, mittlerweile können sie von dem leben, was sie auf den Freiburger Märkten einnehmen – „nicht besser und nicht schlechter als vorher“. Beim Bauern Obst und Gemüse kaufen und dann einwecken – neu ist diese Idee nicht. „Nö“, schmunzelt Hofer, „aber wir haben das traditionelle Einmachen entstaubt.“ Denn bei welcher Oma stapeln sich im Keller schon Tomaten-Tapenade, Kürbis-Ketchup, BloodyOrange-Sirup oder Zitronenmarmelade mit schwarzem Pfeffer und Kardamom? Tanja Bruckert chilli | business im breisgau | 02.2014 | 15


Handwerk & Politik

Handwerkers Hoffnung auf Gabriel Interview mit HWK-Präsident Paul Baier und Geschäftsführer Johannes Burger

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ährend die schwarz-rote Bundesregierung noch über die Energiewende streitet, sitzen Paul Baier und Johannes Burger im dritten Obergeschoss der Handwerkskammer vor einem großen Plakat. „Willkommen im Zentrum der deutschen Wirtschaft“ ist über dem Logo der Deutschen Handwerkskammer zu lesen. Der Präsident und der Geschäftsführer der Freiburger Kammer geben sich gut gelaunt. Das vergangene Jahr war für die meisten der 15.756 Betriebe ein gutes. Im Gespräch mit business-imbreisgau-Chefredakteur Lars Bargmann reden sie über Politik und Investitionsstaus, über Hoffnungen und Großangriffe auf Meisterbriefe.

Im Zentrum der deutschen Wirtschaft: Paul Baier (l.) und Johannes Burger imGespräch mit Lars Bargmann. Fotos: © HWK

business im breisgau: Die Freiburger Handwerkskammer hat zusammen mit vielen weiteren regionalen Akteuren im März 2012 die Freiburger Erklärung 3.0 vorgelegt, mit der sie ihre Kritik an der Energiepolitik und ihre Forderung nach einer Energiewende erneuert hat. Wird es eine Erklärung 4.0 geben? Baier: Ja. Jetzt müssen wir aber erst sehen, wo der Weg hingeht. Minister Gabriel muss jetzt mal sagen, was er wirklich will. Er muss Verbindlichkeit schaffen. Das werden wir dann unter die Lupe nehmen und entsprechend mit einer neuen Erklärung reagieren.

bb: Wird so eine Freiburger Erklärung im Bund mehr als nur gelesen? Baier: Die Erklärung war Gegenstand der Diskussionen im Kabinett und in der Regierung. Jetzt sehen wir eine Chance, dass ein für alle planbarer Weg gefunden wird. Die Wende kann aber nur erreicht werden, wenn man nicht nur auf die Erneuerbaren Energien setzt, sondern auch auf die energetische Sanierung. bb: Bisher läuft die Gebäudesanierung trotz mehrerer anzapfbarer Fördertöpfe eher schleppend. Es gibt in der Region einen 14-Milliarden-Euro-Sanierungsstau. Die Anreize für die Eigentümer fehlen ... Baier: Der beste Anreiz wäre die steuerliche Abschreibungsmöglichkeit. Wenn man Handwerkerrechnung für energetische Sanierungen abschreiben könnte, bliebe als Nebeneffekt auch die Schwarzarbeit unterbunden. Bund und Land würden also gar nicht verlieren.

bb: Kritisiert wurde in der Vergangenheit vor allem das Hickhack in der Energiepolitik. Glauben Sie, dass das mit der Großen Koalition ein Ende findet? Burger: Ja. Übrigens hatte die Erklärung 3.0 noch nie so viel Gültigkeit wie heute. Die drei zentralen Forderungen, die Notwendigkeit einer dezentralen Energieversorgung, die Kritik an den widersprüchlichen Maßnahmen und in deren Folge die Unsicherheiten in der gesamten Bevölke- Johannes Burger: „Sie müssen lange su- bb: Was also können Sie machen? rung und die Forderung nach klaren Zie- chen, um so eine Kammer zu finden.“ Baier: Wir werden das den Politikern len statt Beliebigkeit und koalitionstaktiimmer wieder vortragen. Es war ja schen Rücksichten waren richtig und sind es noch. Eine fast schon mal soweit, ist dann aber im Bundesrat gescheitert. Wir hoffen, dass die Große Koalition die SaEnergiewende ist nur möglich, wenn die Menschen, die Betriebe, wenn alle mit ins Boot genommen werden. che nun noch einmal nach vorne bringt. 16 | chilli | business im breisgau | 02.2014


Handwerk & Politik Burger: Über 40 Prozent der gesamten Verbrauchsenergie fließen in Gebäude. Wir haben im Kammerbezirk 420.000 Häuser, die zur Sanierung anstehen. Jährlich werden in unserem Bezirk 1,5 Milliarden Euro für Wärme und Strom ausgegeben. Würde man 20 Prozent einsparen, wären das 300 Millionen Euro. Dieses Geld könnte in die Sanierung und den Zubau der Erneuerbaren investiert werden. Zur Wende zählen vor allem auch Speichermedien. Wenn es die in fünf, sechs Jahren mal gibt, dann entsteht ein gewaltiges Wirtschaftswachstum.

Burger: Mehr als 20 Prozent der Betriebsinhaber sind heute 55 Jahre alt oder älter. Das heißt, dass in den nächsten zehn Jahren 3500 bis 4000 Betriebe zur Übergabe anstehen. Nur 40 Prozent werden in der Familie weitergegeben. Das ist eine große Chance für alle, die einen Meisterbrief haben. bb: Was waren die Besonderheiten 2013? Baier: Ein Highlight war unsere Imagekampagne, die uns mehr in den Fokus gerückt hat. Mit Erfolg. Die Industrie hat bei den Ausbildungsstellen 5 Prozent Minus gemacht, das Handwerk nur 1,5. Also haben wir gute Arbeit gemacht. Zum Jahresende gab es die symbolträchtige Kooperation mit dem Münsterbauverein. Wir sind zufrieden. Burger: Wir haben es 2013 geschafft, unsere Konzepte, Wünsche und Forderungen gegenüber Land und Bund deutlich zu machen.

bb: Hat das Handwerk im Moment nur die Wende als zentrales Thema? Baier: Wir sind der offizielle Ausrüster der Energiewende. Neben der gibt es den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel. Es kann nicht sein, dass unsere duale Ausbildung auf der einen Seite international hoch gelobt wird, und dann von manchen Europapolitikern der deutsche Meisterbrief wieder in Frage gestellt wird. Die duale bb: In Freiburg ist die Gewerbesteuer erhöht worden ... Ausbildung steht und fällt mit der Meisterqualifikation. Die Burger: Aber vor drei Jahren hatten wir das noch verhindert. Plattenleger etwa brauchen keinen Meisterbrief mehr. Jeder, Jetzt war es schwer vermittelbar. Wenn alles nach oben geht, der eine Kelle halten kann, kann einen Bekannst du nicht immer dagegen sein. Auch trieb anmelden. Deswegen haben wir die wir sehen, dass in Bildung und die Infrastruktur mehr investiert werden muss. Ein-Mann-Unternehmen, die Platten reinklatschen, statt sie zu verlegen. Wir haben aber Qualitätsvorstellungen. Deswegen gebb: Die Handwerksbetriebe haben ihre Umhen wir über die Grenzen nach Padua oder sätze um 0,9 Prozent auf 8,65 Milliarden Euro ins Elsass, um zu zeigen, dass die duale Ausgesteigert. Ein guter Wert? bildung auch dort möglich wäre. Die duale Burger: 2012 hatten wir minus 2 Prozent, Ausbildung sollte in Europa bindend sein. jetzt plus 0,9. Wir hatten 2013 einen sehr Burger: Vor 10 Jahren kam der erste Großanlangen Winter, fast 8000 Betriebe sind im griff auf den Meisterbrief von Kanzler Ger- Paul Baier: „Wir sind der offiziel- Bau- und Ausbaugewerbe tätig ... hard Schröder. Alles sollte reduziert werden, le Ausrüster der Energiewende.“ wir wollen uns liberal und europafreundlich bb: Und jetzt gucken wir aus dem Fenster, die Sonne lacht, es gibt milde Temperaturen. Wogeben, jeder soll sich niederlassen können, wo er will. In einer mit rechnen Sie im laufenden Jahr? Nacht- und Nebelaktion haben wir 53 Gewerke mit Meisterpflicht erhalten können, nur elf sollten bestehen bleiben. Burger: Ich sage 2 Prozent plus voraus, wenn die Regierung den Betrieben freien Lauf lässt und nicht Wenn man sich die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich, Italien oder Spanien anschaut, muss man sagen, dass unsere gleich in die Tasche greift. duale Ausbildung der Vorreiter geringer Jugendarbeitslosigkeit ist. Unsere Betriebe bilden aus wie die Weltmeister. bb: Wie viel „Schuld“ hat die Kammer an der Performance der Betriebe? Burger: Der Erfolg der Kammer ist nicht direkt messbar. bb: Und dann kommt die Industrie, bietet den Leuten Wir sind Lobbyisten, führen Gespräche mit der Politik ein, zwei Euro mehr und holt sie damit ab. und sind innovativ. Wir haben die Tour de Handwerk erBurger: Genau da müssen wir rangehen. funden. Danach hat Wirtschaftsminister Nils Schmid alle anderen Kammern angewiesen, das Freiburger Mobb: Wie? dell zu übernehmen. Und bis sie eine Kammer finden, Baier: Wir müssen unsere Leute darüber informieren, was die in Weiterbildungskursen 1,2 Millionen Teilnehmersie in der Industrie erwartet. Im Handwerk ist die Arbeit viel stunden hat, müssen sie lange suchen. abwechslungsreicher, da stehen die Leute nicht Tag für Tag an der Maschine. Je interessanter der Arbeitstag, desto business im breisgau: Herr Baier, Herr Burger, vielen schneller ist Feierabend. Viele lassen sich von dem bisschen Dank für das Gespräch. mehr Geld aber reizen. chilli | business im breisgau | 02.2014 | 17


Advertorial

Innovativer Mittelständler Die Kramer GmbH hat Erfolg auf vielen Feldern

Auch beim Erweiterungsbau für die Skihalle in Neuss war Kramer als Dämmtechnik-Spezialist gefragt.

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ls der Isoliermeister und Kaufmann Fritz Kramer 1929 in Grenzach die Einzelfirma „Fritz Kramer“ gründete, hätte er wohl in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet, was heute, 85 Jahre später, aus dieser Pioniertat werden würde: Ein Vorzeige-Mittelständler mit rund 180 Mitarbeitern, mit einer heute noch familiären Eigentümerschaft, mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz und mit sehr viel Potenzial für die Zukunft. Warum? Weil die Menschen bei KRAMER auch das Gegenteil des Sinnspruchs „Schuster bleib bei den Leisten“ leben. Bei KRAMER trifft Tradition auf Innovation. Die jüngste Produktidee des KRAMER-Teams um die Geschäftsführer Matthias Weckesser, Heinz Gass, Franz Willi und Alexander Butsch sind mobile Raummodule,

Fotos: © Kramer GmbH

die in der Linie addhome study derzeit als bundesweites Pilotprojekt an der Lokhalle in Freiburg stehen und von Studenten bewohnt werden. Besser gedämmte und leichtere Container dürfte es nicht geben. Auch das renommierte Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ist hier mit an Bord. Die ersten Bestellungen liegen auf dem Tisch. So verhandelt KRAMER in diesen Tagen mit einer Firma in Yokohama über 40 Raummodule für ein Catering-Dorf in einer Werft, wo ein neuer Kreuzfahrtriese gebaut wird. Das Technische Hilfswerk in Bonn sucht für Katastrophenschutzeinsätze Module, die man an einen Helikopter hängen kann. Zudem prüft der Gemeinderat in Umkirch, ob nicht KRAMER mit seinen Modulen beim Bau neuer Flüchtlingsunterkünfte helfen kann.

Suncooling und addhome study-Module (u. r.) sind zwei Zukunftsfelder. Am architektonisch anspruchsvollen Sitz in Umkirch steht schon bald eine erste Erweiterung an. Ladenbau (oben rechts) und Industriedämmung (unten Mitte) zählen zu Kramers Kernkompetenzen.

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Advertorial Der stärkste Umsatztreiber der Umkircher aber ist mit 80 Prozent der Kühlraumbau für Forschung, Industrie, Logistik und Einzelhandel. Aus dem feinmaschigen Netzwerk etwa zur Fleischwirtschaft erwuchs in den 60er Jahren peu à peu die Sparte Ladenbau mit eigens kreierten, gekühlten Verkaufstheken. Nach der Eroberung des Food-Marktes ist KRAMER jetzt ins Nonfood-Segment eingestiegen: Das erste KRAMER INTERIOR DESIGN-Ladenlokal wird in diesen Tagen bei Schuh Trost in Oberlinden eröffnet. Die Faustformel des Erfolgs? „Wir können mit den Kompetenzen in den verschiedenen Bereichen sehr schnell auf den Markt reagieren“, so Weckesser. Seine Taktik: „Ich sage unseren Leuten immer, ich habe eine Idee, aber das könnt ihr nicht. Dann können die das sicher.“ Sein Marketingchef Frank Gremmelspacher: „Ich habe hier gelernt: Geht nicht, gibt’s nicht.“ Der erste internationale Auftrag kam 1983 von einer Raffinerie in Schottland, Weckesser setzte ihn um. „Das war das Initial für unsere internationale Ausrichtung“, erzählt der Geschäftsführer. Heute hat KRAMER 17 Filialen in ganz Deutschland und eine im englischen Nottingham. Etwa 10 Prozent des Umsatzes wird im Ausland gemacht. Ein Zukunftsthema wird suncooling sein, das solarthermische Kühlen mit Sonnenenergie. Derzeit läuft ein vom Bund gefördertes Forschungsprojekt, bei dem KRAMER

Partner ist. Wenn das wirtschaftlich funktioniert, ist die Gründung einer Tochtergesellschaft geplant. Und weil alles so rasant läuft, plant KRAMER schon die erste Erweiterung auf dem 15.000 Quadratmeter großen Grundstück in Umkirch. „Wir platzen in allen Bereichen aus den Nähten“, so Weckesser. 3000 neue Quadratmeter für Produktion und Verwaltung sollen entstehen. Zudem ist in Chemnitz der Bau einer neuen Filiale geplant. Übrigens: Es war damals eine Liebelei, die Fritz Kramer zur Firmengründung trieb. Die Wanderjahre führten den jungen Fritz auch nach Basel, wo er eine junge Dame kennenlernte, die im Vorstandssekretariat bei Hoffman-La Roche saß. Der Chemiekonzern baute Ende der 20er Jahre ein Zweigwerk in Grenzach. Das musste gedämmt werden. Da war der Isoliermeister genau der richtige Mann. Er bekam den Auftrag – einen, der eine Erfolgsgeschichte einleitete. Lars Bargmann

Info

Unternehmen: KRAMER GmbH, Stöckmatten 2-10, 79224 Umkirch/Freiburg Engagement: KRAMER ist Sponsor der Freiburger Fußballschule, des SV Opfingen, unterstützt das Tumorzentrum und das SOS Kinderdorf. Kontakt: Telefon 07665 / 9359-0, Fax 07665 / 9359-199 www.kramer-freiburg.com 5 Anzeige

chillichilli | business | bauenim &breisgau wohnen | 02.2014 03.2013 | 19


Fakten, Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Zuschauerschnitt des Erstligisten SC Freiburg vor zehn Jahren (03-04): Zuschauerschnitt des Zweitligisten SC Freiburg vor fünf Jahren (08-09): Zuschauerschnitt des Erstligisten SC Freiburg diese Saison (nach zehn Spielen):

23.794 16.429 23.170

Wirtschaftskraft in Deutschland 2012 je Einwohner in Hamburg: Wirtschaftskraft in Deutschland 2012 je Einwohner in Baden-Württemberg:

53.091 Euro 36.019 Euro

Wirtschaftskraft in Deutschland 2012 je Einwohner in Thüringen:

22.241 Euro

Fahrraddiebstähle in Freiburg 2012/2011/2010

2065 / 2323 / 2053

Kosten einer Nacht in einem Freiburger Innenstadthotel vor/nach der Bettensteuer:

139/146 Euro

Beschäftigte in gewerblichen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern in Freiburg: Beschäftigte in gewerblichen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern im Ortenaukreis: Umsatz SC Freiburg 2013: Umsatz FC Bayern 2013:

9000 43.000 50 Millionen Euro 432,8 Millionen Euro

Freiburger Zweitstimmen bei Bundestagswahl 2013 für NPD + REP: Freiburger Zweitstimmen bei Bundestagswahl 2009 für NPD + REP: Freiburger Zweitstimmen bei Bundestagswahl 2005 für NPD + REP:

1066 1745 1831

Meister in der Solarbundesliga deutscher Großstädte 2003 bis 2006: Meister in der Solarbundesliga deutscher Großstädte 2007 bis 2008, 2011 bis 2012: Meister in der Solarbundesliga deutscher Großstädte 2009 bis 2010:

Freiburg Ulm Ingolstadt

Durchschnittlicher Kaufpreis/Quadratmeter Neubauwohnung in Freiburg: Durchschnittlicher Kaufpreis/Quadratmeter Neubauwohnung im Landkreis Nordfriesland:

4200 Euro 5452 Euro

Zahl der Parteien, die bei der Bundestagswahl 2013 im Wahlbezirk Freiburg Stimmen bekommen haben: Zahl der Parteien, die bei der Bundestagswahl 2005 im Wahlbezirk Freiburg Stimmen bekommen haben: Höhe des Freiburger Münsterturms: Höhe des Empire State Buildings: Höhe des Burj Khalifa:

20 12

116 Meter 443,2 Meter 829,8 Meter

Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner und Jahr in Baden-Baden: Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner und Jahr in Freiburg: Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner und Jahr in Baden-Württemberg:

6381 Euro 5285 Euro 5710 Euro

Durchschnittlicher Mietpreis/Quadratmeter Wohnung in Moskau: Durchschnittlicher Mietpreis/Quadratmeter Wohnung in Freiburg: Durchschnittlicher Mietpreis/Quadratmeter Wohnung in Berlin:

26,25 Euro 10.75 Euro 6,60 Euro

Nutzung des Internets durch Menschen: Nutzung des Internets durch böse Bots: Nutzung des Internets durch gute Bots: 20 | chilli | business im breisgau | 02.2014

38,5 Prozent 30,5 Prozent 31 Prozent Lars Bargmann, Felix Holm / Idee: brandeins


Energiebranche

Trotz Öko-Umlage: Versorger halten Strompreis stabil Energiedienst AG meldet Gewinneinbruch

D

er Wettbewerb auf dem Strommarkt hält die Preise für die Privatkunden stabil. Obwohl zum 1. Januar die Ökostrom-Umlage um rund einen Cent pro Kilowattstunde gestiegen ist. Die Laufenburger Energiedienst Holding AG (ED), eine Tochter der EnBW in Karlsruhe, hatte auf ihrer Bilanzpressekonferenz Anfang Februar verkündet, dass sie die Preise vorerst stabil hält. Die südbadische

Badenova AG, die in Freiburg und Breisach rund 120.000 Kunden beliefert, hatte schon im Herbst mitgeteilt, dass sie den Strompreis über den Winter nicht erhöhen werde. Was danach kommt, ließ das Unternehmen offen. Energiedienst hatte im vergangenen Jahr zwar erstmals mehr als eine Milliarde Euro an Erlösen (plus 8 Prozent zum Vorjahr), das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern aber gab um 20 Prozent auf 79

Millionen Euro nach. Badenova erwirtschaftete 2012 knapp 70 Millionen Euro. „Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein, auch wenn es im Rahmen unserer Erwartung liegt“, sagt Martin Steiger, Vorsitzender der ED-Geschäftsleitung. Hauptgrund sei, dass die Energiedienst ihren Wasserkraftstrom günstiger an den Großhandel abgeben müsse, da dort die Preise erheblich gesunken sind. bib

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chilli chilli | business | bauenim & breisgau wohnen | 03.2013 02.2014 | 19 21


Unternehmer

„Wer jetzt noch Grün wählt, den werfe ich raus.“ Sagte einst Martin Herrenknecht, der neulich im Freiburger Peterhof aus seinem Leben plauderte. Er endete so: „Was soll ich denn zu Hause? Meine Frau ärgern?“ Fotos: tbr/Herrenknecht.

„Wo der Papa den Most holt“

Für Martin Herrenknecht ist Tunnelbau ein Wettbewerb, den es zu gewinnen gilt

E

r besiegelt Millionengeschäfte mit Wodka, wettert gegen Stuttgart-21-Gegner und lädt zu Geschäftsessen ins badische Gasthaus. Getrieben vom Wettbewerb kennt er, ebenso wie seine Bohrer, nur eine Richtung: vorwärts. Der Schwanauer Unternehmensgründer Martin Herrenknecht verliert nicht gerne und tut es auch nicht. Er ist der erfolgreichste Tunnelbauer der Welt, mit den größten Maschinen und einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Auf Einladung der studentischen Unternehmensberatung TriRhena erzählte der Schwanauer Unternehmensgründer in Freiburg unlängst, wie er es in 30 Jahren vom Ein-Mann-Betrieb zum Weltkonzern gebracht hat. Umgeben von Gestein, einige Meter unter der Erde – man könnte sagen, das ist die natürliche Umgebung von Martin Herrenknecht. Doch statt des Wummerns von Bohrköpfen, ist im langgestreckten Gewölbe des historischen Peterhofkellers ein erwartungsvolles Raunen zu hören, unterbrochen von gelegentlichem Gläserklirren. Es verstummt, als Herrenknecht zum Mikrofon greift und ohne Einleitung mit einer Anekdote beginnt. Eine Anekdote, die er gerne bei solchen Anlässen erzählt, denn sie beschreibt, wie alles begann: Wie der junge Martin mit seinem Bruder Fasane jagen war, wie es danach vom Vater Prügel gab und wie er sich schwor, eines Tages mehr Menschen zu beschäftigen als sein Vater in seiner Polsterei. Das blieb bis zur Unternehmensgründung im Jahr 1977 das Ziel, damals, als das Büro noch in einer Mietwohnung lag. Heute beschäftigt Herrenknecht 4.800 Mitarbeiter, die Miet22 | chilli | business im breisgau | 02.2014

wohnung ist einem 275.000 Quadratmeter großen Gelände in Schwanau gewichen. Aus seinem Startkapital, ein Darlehen von seiner Mutter über 25.000 Euro, ist ein Jahresumsatz von mehr als 1,1 Milliarden Euro erwachsen. Herrenknecht arbeitet sich durch 30 Jahre Unternehmertum, wobei er Anekdote an Anekdote reiht: Von Vertragsabschlüssen in Russland, die von Strömen von Wodka begleitet wurden, von einer Geschäftsreise nach Istanbul, wo er beim Moscheebesuch die Löcher in seinen Socken verbergen musste, vom Zungenkuss mit Breschnew, den man für ein 80-Millionen-Mark-Geschäft schon einmal in Kauf nehme. Der Unternehmer erzählt trocken, unbeeindruckt. Er unterscheidet nicht, ob ein Vertrag in „Kaddar“ abgeschlossen wurde, wie er das arabische Emirat mit seinem badischen Dialekt ausspricht, oder im Adler in Reichenbach, wohin Herrenknecht mit Vorliebe millionenschwere Geschäftsmänner und Politprominenz einzuladen pflegt. Doch den 71-Jährigen deshalb als leidenschaftslos zu bezeichnen, wäre so verkehrt, wie seine tonnenschweren Bohrer als haushaltstaugliche Makitas zu titulieren. Man merkt, dass in jedem seiner Projekte Herzblut steckt: dem ersten Straßentunnel unter dem Bosporus, dem Fildertunnel für Stuttgart 21, der Ölpipeline nach Turkmenistan oder seinen Bohrungen auf bis zu 7000 Meter, um an Erdwärme zu gelangen. Sein Antrieb ist sein Entdeckerdrang: Er will wissen, wie es sich anfühlt, mit dem Auto unter dem Bosporus durchzufahren oder mit dem TGV durch den Vogesentunnel. Und er will der Erste, der Beste, der Größte sein.„Man braucht Mitkonkurrenten, damit man ihnen zeigen kann, wo der


Unternehmer Papa den Most holt“, witzelt der gebürtige Lahrer auf badisch. Für ihn ist alles eine „challenge“ – und wenn man die „challenge“ um die weltgrößte Maschine nur gewinnen kann, indem man einem 450 Meter langen Bohrer nachträglich noch ein 20 Zentimeter langes Messer aufsetzt, dann macht Herrenknecht das. Er macht es erfolgreich: Sein Ehrgeiz hat ihm bereits 2002 die Marktführerschaft in maschineller Tunnelvortriebstechnik eingebracht. Es kann nicht ausbleiben, dass jemand, der so hartnäckig seine Ziele verfolgt, auch mal aneckt. „Wer jetzt noch Grün wählt, den werfe ich raus“, habe er bei einer Betriebsfeier verlauten lassen, als es um Stuttgart 21 ging. Oder für Herrenknecht eben um den Stand oder Fall eines 80-Millionen-Euro-Auftrags. Doch die negativen Schlagzeilen sind Bauschutt von gestern, und die Spannungen, die es zur Landesregierung gegeben habe, seien mittlerweile wieder aus der Welt geräumt. Nach einem zweistündigen Gespräch habe Kretschmann verlauten lassen, das Ländle brauche jemanden so burschikosen wie Herrenknecht. Challenge gewonnen. Doch trotz lukrativem S21-Geschäft ist Deutschland für das internationale Unternehmen schon lange kein Schlaraffenland mehr. Die Tunnel, durch die Milch und Honig fließen, finden sich stattdessen in Südamerika, Saudi-Arabien, Tür-

kei, Iran, China, Indien oder Singapur. Allein bei Hongkong seien momentan dreißig Maschinen gleichzeitig in Betrieb, in Deutschland gerade mal eine. Doch Schwanau ist und bleibt Herrenknechts Heimat. Mit dem Ort und seinen Bewohnern fühlt er sich verbunden, hier lebt er zusammen mit seiner kolumbianischen Frau und seinen drei Kindern. Auf seine Familie angesprochen, werden Herrenknechts Aussagen vage. Ja, es habe Spannungen gegeben. Es sei nicht leicht für die Kinder gewesen, wenn sie einmal mehr dem Flugzeug hinterherschauen mussten, mit dem der Vater davonflog. Doch die Familie sei mittlerweile wieder näher zusammengerückt, der Sohn studiert Maschinenbau und wird wohl den Betrieb einmal übernehmen. Wann das sein wird, will und kann Herrenknecht nicht sagen – er sieht noch lange kein Ende des Tunnels. „Es gibt eine neue Generation, die ich unterstützen werde“, sagt Herrenknecht, um gleich darauf Pläne für seinen Ruhestand in weite Ferne zu schieben: „Die Nachfolge ist geregelt, aber was soll ich denn zu Hause? Meine Frau ärgern?“ Tanja Bruckert

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chilli | business im breisgau | 02.2014 | 23


Gründer

Coole neue Denkfabrik

Der Co-Working-Space „Grünhof“ und die Start-Up-Szene

A

rbeiten im Großraumbüro. Wer denkt, dass so etwas out ist, hat einen Trend verschlafen. Seit Anfang November gibt es auch in Freiburg – nach dem Vorbild zahlreicher Großstädte – einen sogenannten Co-Working-Space. Die Soziologin Martina Knittel (31) und der Geo-Ökologe Hagen Krohn (34) haben im ehemaligen Gasthaus „Grünhof“ an der Belfortstraße ihrer Idee von einer modernen Denkfabrik Leben eingehaucht. Jetzt verdienen sie ihr Geld, indem sie Bürotische in lockerem Ambiente an Selbstständige und Jungunternehmer vermieten. Ihr eigentliches Ziel ist es aber, eine Keimzelle für Ideen zu schaffen. Eine wissenschaftliche Studie hat ergeben, dass vier von fünf guten Ideen nicht bei der Arbeit direkt, sondern beim Gespräch unter Mitarbeitern entstehen. So gesehen wären Jungunternehmer – also die, die auf gute Ideen besonders angewiesen sind – schön blöd, wenn sie sich für die Arbeit allein hinterm Home-Office-Schreibtisch verschanzen würden. Davon kann auch Andreas Ogger berichten. Der 35-jährige Ravensburger ist Gründer und Chef von „Spätzle mit Soul“. Seine Idee funktioniert seit 2009: Er verkauft via Imbisswagen Kässpätzle auf Festen, Märkten oder Konzerten. „Seit einem halben Jahr habe ich zu Hause Nachwuchs – meine Arbeits-Effizienz dort ist gesunken“, nennt er einen der Beweggründe, warum er seine Buchhaltung jüngst lieber in der Belfortstraße abwickelt. Beim Rechnungen-Schreiben hat er schon Kontakte geknüpft, von denen er profitiert: Dank einer Grünhof-Connection ist er in diesem Jahr auf der Freiburger Fasnet mit einem Stand dabei. Ein Fotograf, den er beim Co-Worken kennengelernt hat, wird fortan PR-Bilder für ihn schießen. Und vielleicht verkauft er im Sommer Spätzle im Hinterhof an die Netzwerkkollegen. „Ich habe am Anfang gedacht, das wäre hier wie in einem Großraumbüro, aber eigentlich bin ich hier mit Freunden zusammen, mit denen es eine Schnittmenge gibt“, schwärmt er, „wenn ich hier vier Stunden sitze, schaffe ich so viel wie zu Hause in zehn.“ Treffen sich ein Spätzle-Verkäufer, ein Ex-Banker, ein Fotograf und ein Programmierer. Was klingt wie

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Keimzelle für Ideen geschaffen: Hagen Krohn und Martina Knittel haben auch Andreas Ogger (unten) gewonnen. Fotos: © fho

ein übererzählter Witz, wird im Grünhof Wirklichkeit. „Die meisten kommen hier nicht wegen der Schreibtische her, sondern wegen der anderen Menschen“, ist Denkfabrik-Gründer Krohn überzeugt, „der Wert einer Mitgliedschaft bei uns steigt mit der Art und Weise, wie man sich mit einbringt.“ Dabei ist die Zusammensetzung, die auf den ersten Blick etwas willkürlich und zusammengewürfelt wirkt, eigentlich genau das Gegenteil. „Wir haben so viele Anfragen, wenn wir wollten, könnten wir den Raum einfach mit IT-lern vollstopfen. Uns geht es aber um die Mischung“, erklärt Knittel, „die Leute sollen sich gegenseitig bereichern.“ Die beiden CEOs tragen mit der Organisation von internen Veranstaltungen und Vorträgen von Fachleuten ebenfalls dazu bei, dass die Gründer-Gemeinschaft vorankommt. 44 Menschen haben sich in den ersten neun Wochen bei der Schreibtisch-Gemeinschaft angemeldet – und täglich flattern bei Knittel und Krohn neue Bewerbungen für einen Arbeitsplatz auf den Tisch – ihr eigenes Start-up-Unternehmen läuft also. „Wenn wir das in Berlin gemacht hätten, hätten wir wahrscheinlich gar keine Resonanz bekommen, weil es das dort schon an jeder Ecke gibt.“ Für Freiburg sei das eine gute Idee gewesen, sagt die GrünhofChefin. Eine, auf die die beiden Jungunternehmer im Übrigen ohne Tischnachbarn gekommen sind. Felix Holm


Genossenschaften

Bauverein knackt 80-Millionen-Euro-Grenze Genossenschaft feiert 115 Jahre Bauen für Menschen

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er Bauverein Breisgau (BVB) stemmt 2013 und 2014 das größte Investitionsvolumen in seiner 115-jährigen Geschichte: 43 Millionen Euro steckt Geschäftsführer Reinhard Disch in den Neubau, die energetische Modernisierung der rund 5000 eigenen Wohnungen und umweltfreundlichere Energien. Seit 2009 waren es mehr als 120 Millionen. Da hilft es, wenn trotz niedriger Zinsen das Kapital der hauseigenen Bank durch Spareinlagen der Mitglieder allein im vergangenen Jahr um gut 4,6 auf mehr als 80 Millionen Euro zulegt. Zudem wuchs die Zahl der Mitglieder um 1147 auf rund 18.200. Damit ist der BVB nun die zweitgrößte Baugenossenschaft in Baden-Württemberg. Wie viel Gewinn ausgewiesen wird, wollte Disch noch nicht verraten. Eine andere Zahl schon: Der BVB verfügt derzeit über 30 Millionen Euro an liquiden Mitteln. „Das Geld ist weniger das Problem, aber die Verzinsung. Wir machen einen Spagat zwischen günstigen Mieten und der Kapitalverzinsung.“ Viel Zeit zum Feiern haben er und seine Vorstandskollegin Doris Reiprich aber nicht: Egal ob in Gundelfingen oder Kirchzarten, in Denzlingen oder Emmendingen, in Ehrenkirchen oder Umkirch, in Stegen oder auch in Freiburg – überall köcheln genossenschaftliche Bauprojekte. „Ein so großes Wohnungsbauprogramm hatten wir noch nie“, sagt Disch. 56 Einheiten sind es derzeit in Emmendingen,

Aufs große Feiern wird verzichtet: Wer aber am 18. Februar in die Geschäftsstelle an der Zähringer Straße kommt, kriegt ein Glas Sekt in die Hand und kann sich dank vieler Bilder über die Historie des Bauvereins kundig machen. Fotos: © Bauverein

50 in Kirchzarten, 25 in Denzlingen, neun in Stegen. In Freiburg werden im Sommer am Uni-Carré die ersten Häuser abgerissen, um Platz für den ersten Bauabschnitt zu machen. Hier entstehen in den kommenden Jahren 140 Einheiten. Am Carl-Sieder-Weg warten 39 Wohnungen auf den Startschuss. An der Ecke Weiherhof- und Tivolistraße im feinen Herdern ist mindestens ein Neubau geplant, bei den Gutleutmatten rechnen sich die Genossen gute Chancen auf den Zuschlag für 40 Wohnungen aus. Hier steht eine Kooperation mit der Freiburger Stadtbau GmbH bevor. „Wir haben in der benachbarten Gartenstadt rund 200 Wohnungen und Häuser, und wir hoffen, dass wir die älteren Bewohner dann über die Straße in altersgerechte neue Wohnungen kriegen und damit in der Gartenstadt Platz für junge Familien schaffen können“, erklärt Disch. Die Gartenstadt feiert in diesem Jahr übrigens ihr 100-jähriges Bestehen. In Gundelfingen mischt der BVB bei der Erweiterung der Ortsmitte mit Wohnungen und Einzelhandel kräftig mit. In Umkirch gibt es voraussichtlich 30 Wohnungen. Insgesamt sind momentan 140 Einheiten im bau, 193 projektiert. Und wie nebenbei wird der Vorstand den Mitgliedern Ende Februar auch eine gute Bilanz präsentieren. „Den Gewinn werden wir zu gegebener Zeit veröffentlichen“, hält sich Disch bedeckt. bar


Investitionen Rubrik

S-Immo mit Rekordumsatz Immobilien für 65 Millionen Euro vermittelt

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esitzer wechsel dich: Allein auf Vermittlung der S-Immo fanden im vergangenen Jahr rund 240 Immobilien einen neuen Eigentümer. Volumen: 65 Millionen Euro (siehe Infobox). Geld ist vorhanden – vier von zehn Käufern legen das Geld bar auf den Tisch. Thomas Schmidt, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg, legte damit in einem eigentlich von einer Dürreperiode geprägten Markt einen Rekordumsatz hin. Wie hoch der ist, wollte der Makler nicht preisgeben. Er dürfte bei rund drei Millionen Euro liegen. „Der Rekord hat den Markt konterkariert, wir haben ja immer noch einen großen Angebotsengpass“, so Schmidt. Der höchste Umsatz der Firmengeschichte verdankt sich indes nicht so sehr der Stückzahl, sondern vor allem mehrerer millionenschwerer Einzelobjekte. „2013 war das vierte Jahr der Boomnachfrage“, berichtet Schmidt. Die Mutter der S-Immo, die Sparkas-

se, verdient übrigens gleich kräftig mit: Stolze 292 Millionen Euro haben die Banker um den Vizevorstand Erich Greil 2013 an Private vergeben: „So darf es weitergehen.“ Die Kunden müssen immer mehr für die eigenen vier Wände hinblättern, vor allem im Neubau: Ein Quadratmeter kostete im ersten Halbjahr 2013 im Schnitt 4200 Euro (2012: 3700). Ein sattes Plus von elf Prozent. Seit 2010 sind die Preise derart durch die Decke gegangen, dass heute eine 100-Quadratmeterwohnung 110.000 Euro teurer ist als noch vor vier Jahren. Bleiben die Zinsen niedrig und das Angebot knapp, wird sich der Markt in den kommenden Jahren nur wenig ändern. bar

Info

Volumen / vermittelte Objekte 2013: 65 Mio. Euro / 240 2012: 52 Mio. Euro / 230 2011: 59 Mio. Euro / 320 Volumen Baufinanzierung / Darlehen 2013: 292 Mio. Euro / 1631 2012: 261 Mio. Euro / 1418 2011: 173 Mio. Euro / 964

Teuerste Aussicht: In der Villa im Park St. Urban hat ein Käufer für einen Quadratmeter unterm Dach stolze 8283 Euro hingelegt – es handelt sich um eine Fünfzimmerwohnung. Foto: bar

26 | chilli | business im breisgau | 02.2014

Buddha & wirtschaft

Kai Romhardt in Freiburg Bekannt wurde er mit dem Buch „Slow Down Your Life“, das „Die Zeit“ als „weises Trainingsprogramm“, die „Bild“ als neue „Anti-Stress-Bibel“ einstufte. Die „FAS“ findet, dass Kai Romhardt dem Lesenden Entspannung verschafft. Und das ist ein Schlüsselwort im Wirken des gebürtigen Hamburgers, der in St. Gallen Management und Organisation studierte, vor zehn Jahren das Netzwerk Achtsame Wirtschaft initiierte und – nicht allzu lang – bei der Beratungsfirma KcKinsey arbeitete. Ende Januar hielt Romhardt in der Katholischen Akademie den Vortag „Zwischen Sinn und Gewinn – Achtsamkeit als Leitbild unseres Wirtschaftens. Erkenntnisse einer buddhistisch inspirierten Ökonomie“. Der Buddhismus ist sein Bezugsrahmen geworden, seit sein altes Weltbild bei McKinsey in die Krise geraten war. Er fand seinen Lehrmeister in Thich Nhat Hanh, Begründer des Engagierten Buddhismus, und versucht seither, den achtsamen Umgang mit Wissen, Zeit, Konsum, Arbeit und Geld* zu vermitteln. Es ist sicher nicht alles neu, was er sagt und schreibt: das Geld solle dem Menschen dienen und nicht anders herum, das Wirtschaften habe sich von den „wahren Bedürfnissen“ des Menschen entfernt, eine nur aufs Wachstum ausgerichtete Wirtschaft führe irgendwohin, nicht aber zu einem glücklicheren Leben. Das zu erkennen mache frei, denn „unsere Wirtschaft ist nur so, wie sie ist, weil wir so sind, wie wir sind.“ Er ist ein gefragter Mann, viele Unternehmen suchen neue Wege, um Burnout, Mobbing oder Innerer Kündigung der Mitarbeiter entgegenzuwirken. chilli *Wir sind die Wirtschaft: Achtsam leben – Sinnvoll handeln Kai Romhardt, 300 Seiten, Hardcover Verlag: J.Kamphausen, inspire! Preis: 22,80 Euro


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News

Menschen und Meldungen Inxmail als Job-Motor

Neuer Chef im Umweltamt

Der neue Chef im Freiburger Umweltschutzamt heißt Klaus von Zahn. Der 48-Jährige beerbt damit Dieter Wörner, der in den Ruhestand geht. Klaus von Zahn leitet derzeit das Umweltschutzamt in Düsseldorf und fängt am 1. September in Freiburg an.

Neuer Job für Schröder-Klings

Foto: © Stadt Freiburg

Norbert Schröder-Klings (Foto unten), von 2007 bis 2011 in Freiburg als Baureferent beschäftigt, wird am 1. März in die Freiburger Kanzlei Bender, Harrer, Krevet eintreten. Bis zum 28. Februar ist der Jurist noch beurlaubt – er war vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Seit 2011 war Schröder-Klings als Kommunalberater tätig und vermittelte etwa in einem jahrelangen Streit zwischen den Gemeinden Hartheim und Eschbach um den Gewerbepark Breisgau.

28 | chilli | business im breisgau | 02.2014

Foto: © Schleiner + Partner

Das Freiburger IT-Unternehmen Inxmail hat mit Verena Wunderlich nun die 100. Mitarbeiterin eingestellt. Das teilte der Spezialist für E-Mail-Marketing in einer Pressemitteilung mit. Damit hat Inxmail, das in diesem Jahr sein fünfzehnjähriges Bestehen feiert, allein seit vergangenem März 25 neue Beschäftigte angeheuert.

Grund zum Lachen: Horst Zipse, Dieter Salomon, Lothar A. Böhler, Andreas Möhrle und Christian Hodeige, der Vorsitzende des Kuratoriums Augustinermuseum (v. l. n. r.).

Richtfest im Neuen Eugen-Martin-Gewerbepark

Baubeginn für die 2400 Quadratmeter große Halle war im vergangenen September. Als Generalunternehmer zeichnete die Dürrschnabel Industriebau GmbH aus Emmendingen verantwortlich. Ende April soll der Bau fertig sein. Früher stand auf dem 16.000 Quadratmeter großen Areal die Freiburger Stadtsäge. 1972 kaufte der spätere Freiburger Ehrenbürger Eugen Martin das Gelände und nutzte es als Hauptsitz seines Hygienegroßhandels Marco. Im Freiburger Stadtmagazin chilli hatte Martin bei einem Ranking der 50 wichtigsten Freiburger im Mai 2010 Platz eins belegt. Ein halbes Jahr später starb der Mäzen und Menschenfreund.

Badischer Verlag beteiligt sich an Stickin

Neue Frauenbeauftragte

Die Eugen-Martin-Stiftung baut an der Liebigstraße 2-4 im Industriegebiet Freiburg-Nord für zwei Millionen Euro eine neue Gewerbehalle. Ende Januar feierte die Stiftung mit dem Vorstandsvorsitzenden Horst Zipse im Beisein von Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon und Domdekan Andreas Möhrle das Richtfest beim neuen Eugen-Martin-Gewerbepark. Mit den Mieteinnahmen finanziert die Stiftung Förderprojekte. „Zusammen mit den weiteren Gewerbehallen können wir mit über 550.000 Euro jedes Jahr rechnen“, erläuterte Zipse.

Der Badische Verlag hat sich an dem Offenburger Start-up Stickin AG beteiligt. Das im November 2012 von Jeremias Endres und Alexander Schulze gegründete Unternehmen hat eine App entwickelt, die eine Art digitale Stempelkarte fürs Smartphone ist. So können Treuepunkte digital gesammelt werden. Über die Summe der Beteiligung ist Stillschweigen vereinbart.

Simone Thomas, 47, ist vom Freiburger Gemeinderat Ende Januar zur neuen Frauenbeauftragten gewählt worden. Die PR-Beraterin, die zuletzt etwa für die Öffentlichkeitsarbeit des Solar-Info-Centers zuständig war, wird am 1. Mai ihren Stuhl im Innenstadt-Rathaus besetzen. Thomas hatte lange Jahre die Beratungsstelle Frauenhorizonte geleitet.


News

Die Stadt Freiburg bekommt ein „Welcome-Center“ für ausländische Fachkräfte: Das Landeswirtschaftsministerium fördert die Freiburg Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH (FWTM) mit 167.000 Euro. Das Geld aus dem Europäischen Sozialfonds ermöglicht die Konzeption und den Start einer zentralen Anlaufstelle. Das Ziel: Fachkräfte aus dem Ausland sollen auf die Region aufmerksam gemacht, zudem soll ihnen der berufliche und private Einstieg erleichtert werden. „Es geht heute darum, eine Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte in der Stadt aufzubauen“, sagt FWTM-Chef Bernd Dallmann. Für das Projekt werde es zwei Personalstellen geben.

Neuer Chefarzt

Stephan Kerting (Foto unten) ist neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am RKK-Klinikum. Der 40-Jährige – der einst in Freiburg Medizin studiert hatte – kommt vom Uniklinikum Carl Gustav Carus in Dresden und beerbt im St. Josefskrankenhaus Richard Salm (67), der nach 17-jähriger Tätigkeit mit einer Feierstunde verabschiedet wurde. Zu den von RKK-Geschäftsführer Helmut Schillinger begrüßten Ehrengästen zählte etwa Rüdiger Siewert, der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Freiburg.

Foto: © ISE

167.000 Euro für Welcome-Center

ISE erhält Zayed Future Energy Prize 2014

Der Chef des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), Eicke R. Weber, hat am 20. Januar den mit 1,5 Millionen US-Dollar dotierten Zayed Future Energy Prize 2014 aus den Händen von Scheich Mohammed Bin

Foto: © Andreas Weindel triolog

Foto: © RKK Klinikum

Treter statt Burger

Wo im November noch Burger gebrutzelt wurden, können die Freiburger bald Sneaker und Streetware kaufen. Die ehemaligen Räumlichkeiten des Burger King im Freiburger „Bermudadreieck“ hat der Kölner Filialist „Snipes“ gemietet. Der Mietvertrag laufe bereits seit dem 15. Januar, so ein Sprecher der Heilsarmee, der das Gebäude gehört. Der vorherige Mieter, Franchisenehmer Philipp Karl Eiermann, hatte seinen Vertrag „wegen Mietstreitigkei-

Zayed Al Nahyan, dem Kronprinzen von Abu Dhabi, entgegengenommen. Als einer von drei Finalisten machte das vor über 30 Jahren gegründete, größte europäische Solarforschungsinstitut mit Sitz in Freiburg das Rennen in der Kategorie Nongovernmental Organization (NGO).

Hotel Victoria gewinnt Preis

Die Sieger des diesjährigen GeorgSalvamoser-Preises sind die Gemeinde Saerbeck (Nordrhein-Westfalen) und die Singener Solarcomplex AG, die jeweils 20.000 Euro erhalten. Den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis gewann das Freiburger Hotel Victoria. Die Jury würdigte damit „das außergewöhnliche Engagement bei der Nutzung erneuerbarer Energien“ der Betreiber Astrid und Bertram Späth. Der Preis, einer der höchst dotierten Umweltpreise, wird von der Georg-Salvamoser-Stiftung und dem Freiburger Rathaus ausgelobt.

ten“ nicht mehr verlängert. Bei der Suche eines Nachfolgers habe der Mietpreis nicht die oberste Priorität gehabt: Unter 15 Angeboten habe es welche für bis zu 50 Prozent über der vorherigen Miete gegeben, so Heilsarmee-Abteilungsleiter Rainer Wiebe. „Snipes“ passe einfach am besten zur Heilsarmee. Begründung: Die Deichmann-Gruppe ist unter Führung des evangelisch-freikirchlich aktiven Unternehmers Heinz-Horst Deichmann an der Modekette beteiligt.

chilli | business im breisgau | 02.2014 | 29


News

Das Universitätsklinikum Freiburg (UKL) gehört in Deutschland zu den Top-Five-Arbeitgebern im Bereich „Gesundheit und Soziales“. Dies ermittelte das Nachrichtenmagazin Focus in Zusammenarbeit mit dem beruflichen Netzwerk xing und dem Arbeitgeberportal kununu.„Das freut uns natürlich sehr und zeigt, dass unsere Anstrengungen im Bereich der Personalentwicklung fruchten“, sagt der UKL-Vorstandsvorsitzende Rüdiger Siewert. In der nach Angaben vom Focus größten deutschen Befragung dieser Art wurden die 800 besten Arbeitgeber mit mehr als 500 Mitarbeitern aus insgesamt 22 Branchen ermittelt. Das UKL ist mit rund 10.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Südbaden.

Familienheim nun bei 31 Millionen Euro

Foto: © Volksbank Freiburg

Die Spareinrichtung der Freiburger Baugenossenschaft Familienheim mit ihrem Führungsduo Anja Dziolloß und Werner Eickhoff wuchs im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent oder 2,1 Millionen auf rund 31 Millionen Euro. In den vergangenen fünf Jahren bedeutet das ein Plus von 108 Prozent. Allein in der Sparwoche im Oktober legten die Sparer 870.000 Euro an, so die Spareinrichtungsleiterin Sabine Schamp. Die Gelder werden ausschließlich in den Bau neuer und die energetische Modernisierung älterer Wohnungen (derzeit rund 2700) investiert. Die Zahl der Mitglieder wuchs um 599 auf 6559.

30 | chilli | business im breisgau | 02.2014

Foto: © Sparkasse Freiburg

UKL Freiburg als Top-Arbeitgeber

Der Vorstand und sein Verwaltungsratsvorsitzender: Bernd Rigl, Werner Haas, Marcel Thimm, Lars Hopp, Erich Greil und Dieter Salomon (v.l.n.r.)

Sparkasse holt Lars Hopp

Die Sparkasse Freiburg hat für den nach 28-jähriger Vorstandstätigkeit in Rente gehenden Werner Haas ein neues Vorstandsmitglied verpflich-

tet: Lars Hopp. Der 46-Jährige tritt am 1. März seinen Dienst an, er leitete in den vergangenen zehn Jahren den Bereich Kreditservice bei der Sparkasse Hannover.

Schiewer schlägt Schanz

Uniklinik feuert Keil

Volksbank mit Verstärkung

Managing-Director bei der UBS Deutschland und der Deutschen Bank AG. „Im genossenschaftlichen Private Banking stehen nicht Renditeziele um jeden Preis, sondern die Kundenorientierung und nachhaltige Erfolge im Mittelpunkt. Ich freue mich darauf, diesen Bereich in einer der schönsten Städte Deutschlands auszubauen“, sagte van Loon.

Hans-Jochen Schiewer hat seine zweite Amtszeit angetreten. Der Rektor der Universität Freiburg setzte sich bei der Wahl unter anderem gegen seinen Vize Heiner Schanz durch. Schiewer wurde vom Universitätsrat einstimmig bestätigt. Die Entscheidung, so heißt es in einer Pressemitteilung, sei „nach einer ungewöhnlich ruhigen Vorwahlphase“ gefallen, nachdem alle Beteiligten die „gesetzlich vorgeschriebene Vertraulichkeit hinsichtlich der Kandidaten und Details des Prozesses“ gewahrt hatten. Schanz kündigte nach der Niederlage seinen Rücktritt an. Der Professor geht zurück ans Institut für Forst- und Umweltpolitik in Freiburg.

Die Freiburger Volksbank hat sich für den Posten des Private-Banking-Leiters einen Top-Manager geangelt: Andreas van Loon. Der 56-Jährige war zuvor Generalbevollmächtigter der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers in Frankfurt und war dort fürs Privat- und Unternehmerkundengeschäft verantwortlich, davor war er

Die Freiburger Uniklinik hat ihren Kaufmännischen Direktor Reinhold Keil (54) vor die Tür gesetzt. Nach BZRecherchen soll dabei eine Rolle gespielt haben, dass Keil seinen Dienstwagen privat nutzte oder sich auch mal von einem Uni-Chauffeur ins SCStadion kutschieren ließ. Nach chilliRecherchen wurde Keil von Kollegen „Gutsherrengehabe“ vorgeworfen. Keil war Ende 2011 vom Uniklinikum Essen gekommen. „Die Verantwortung für diese Fehlbesetzung (...) liegt bei Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und der grün-roten Landesregierung“, kritisiert Dirk Spöri, Sprecher der LINKEN Baden-Württemberg.


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