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54 54 54 Tirol: Ein Rebellen-Land als Problemfall Tirol: Ein Rebellen-Land als Problemfall Tirol: Ein Rebellen-Land als Problemfall Tirol: Ein Rebellen-Land als Problemfall

INSIDER Aktuell

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WIDERSTaND Im muTaTIoNSgEbIET

Landeschef Platter „Es ist ein unglaubliches Pech.“

Tirol: Ein Rebellen- Land als Problemfall

Corona-Hotspot Ischgl ein Jahr danach Verwaist – und das Negativ-Image bleibt.

1 Jahr nach Ischgl ist Tirol wieder Corona-Hotspot Europas und steht einmal mehr in der Kritik. Tirol als »Buhland« – und die Ösis sind wieder die Bösis.

Tirol mit dem größten mit scharfer Kritik: „Das SysCluster der Südafrika- tem Tirol, dieser verkrustete Mutation B.1.351 in ganz Zirkel aus Touristikern und Europa. Bloß Pech oder Unternehmern, bringt die össelbstverschuldet? In je- terreichische Pandemiebedem Fall weiterhin Anlass für kämpfung in ernsthafte Geeuropaweites Tirol-Bashing. fahr – und spielt mit der GeBritische Skilehrer, die ungeniert sundheit von uns allen.“ Für Party feiern und für weitere Vi- das deutsche Robert-Koch-Inrusausbreitung sorgen, Urlau- stitut gingen Skiurlaube und berrazzien in Wintersportzen- Anstieg der Südafrika-Variantren wie St. Anton am Arlberg, te ja Hand in Hand: „Der starke Tirol als Mutationssperrgebiet Anstieg wird mit diesem Geund nach Sanktionen harsche schehen ursächlich erklärt.“ Töne nach Wien oder Mün- Medial machte damit ein chen: Ein Jahr nach Ischgl hat „Ischgl 2.0“ die Runde. Tirol wieder das Fett weg. Als Deutschland reagierte be„Virol“ wird es seither im Inter- kanntlich mit Grenzkontrolnet verspottet. len, Irland setzte gleich ganz Die Hamburger Wochenzei-Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Österreich auf die Rote Liste. tung Die Zeit sparte da nicht Jede Entwicklung wird inter-Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0508811). national mit Argusaugen beobachtet, notfalls mit Sanktionen bedacht. Was in Tirol gerne als „Rache für Ischgl“ gesehen wird, ist imagemäßig für ein vom Tourismus abhängiges Land wie Tirol freilich eine Katastrophe.

Und das Land reagierte seinem Andreas-Hofer-Image gemäß rebellisch. Als Wien die Reisewarnung verhängte, ließ Tirols Wirtschaftskammerchef Christoph Zangerl wissen: „Die werden uns noch kennenlernen.“ AK-Präsident Erwin Zangerl meinte, man solle die Tiroler nicht wie Pestkranke behandeln, und Franz Hörl, mächtiger Wirtschaftsbund- und Seilbahnenchef, kommentierte die Maßnahme als „Rülpser aus Wien“.

Sätze, die im Netz viral ge hen, dort mit der Aussage des Gesundheitslandesrates Bernhard Tilg nach dem Ischgl-Desaster („Wir haben alles richtig gemacht“) konkurrieren. Auch Landeschef Günther Platter (ÖVP), der sowohl Ischgl als auch den SüdafrikaCluster als „unglaubliches Pech“ bezeichnet, brachte seine Zweifel an den Maßnahmen an. Dazu hieß es dann in der Frankfurter Allgemeinen: Im Stellenprofil eines Tiroler Lan deshauptmanns sei „Trotz eine wichtige Eigenschaft“.

Virologin Dorothee von Laer von der Medizinischen Universität

Interview Star-Blogger: »Die Politik hat sich verschanzt und eingebunkert«

Der Aufdecker Markus Wilhelm über sein Land Tirol in Zeiten von Corona.

Die Grenzen sind dicht Ohne Kontrollen geht gar nichts mehr.

Innsbruck, die Alarm geschla- gemeldet, die Ende Februar gen hatte („Ich hoffe, es ist und Anfang März 2020 in Tirol nicht zu spät“), sah sich im ihre Skiferien verbracht ha Gegenzug mit Anfeindungen ben. 80 Prozent von ihnen seikonfrontiert. „Experten sollen en positiv auf Covid-19 getessich nicht in den Vordergrund tet worden. Mehr als 1.000 haspielen“, hieß es einmal mehr ben den VSV bevollmächtigt von WK-Chef Zangerl. und sich dem Verfahren angeKlage gegen die Republik. Und schlossen, das am 9. April im schon droht den wehrhaften Wiener Justizpalast startet.

Tirolern das nächste Unheil: Der Vorwurf: Die Behörden

Hatte doch der Verbraucher- hätten es unterlassen, die Touschutzverein (VSV) nach der risten ausreichend über die

Causa Ischgl mehrere Muster- Gefahr aufzuklären und zu klagen gegen die Republik Ös- schützen. Sie seien so für terreich eingebracht. Laut Pe- schwere Krankheitsverläufe ter Kolba vom VSV haben sich und sogar Todesfälle verant6.000 Personen aus 45 Staaten wortlich. Harald BrodnigZum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0508811).

Der 65-jährige Bergbauer aus Sölden lehrt mit seiner Seite dietiwag.org den Mächtigen mitunter das Fürchten und ist für die Aufdeckung zahlreicher Skandale verantwortlich. So prangerte Wilhelm 2018 etwa Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung bei den international renommierten Festspielen Erl an, was zum Rücktritt von Intendant Gustav Kuhn von all seinen Funktionen führte. InsIder: Herr Wilhelm, wird in Tirol besonders viel unter den Teppich gekehrt? WIlhelm: Nein, es wird nur mehr unter den Teppich geschaut. InsIder: Tirol steht europaweit wieder in der Kritik. Hat das Land aus Ischgl und seinen Folgen nichts gelernt? WIlhelm: Wer ist das Land? Die Politik hat sich verschanzt, eingebunkert, ist seit Ischgl im Verteidigungsmodus und macht Fehler um Fehler. Es fehlt, brutal gesagt, an Intelligenz. Bei den politischen Vertretern und ihren Beratern.

»Negative Folge glorifizierter Landesgeschichte.«

InsIder: Finden Sie, dass Tirol-Bashing betrieben wird? AnTWOrT: Ja, klar. da wird auch ganz viel dummes Zeug geredet. Von Leuten, die ganz weit weg sind und statt mit Argumenten mit Klischees kommen. Das ist nicht immer, aber oft ziemlich genau dasselbe Niveau wie auf der Gegenseite. InsIder: Reagiert Tirol auf empfundene Bevormundung, sei aus nun aus Wien oder aus Deutschland, erst einmal mit Trotz? WIlhelm: Bestemm. Abwehrreaktion. Und leider fühlen sich schon viele als etwas Besseres. Eine sehr negative Folge der glorifizierten Landesgeschichte. InsIder: Gibt es einen aktuellen Skandalfall, an dem Sie arbeiten? WIlhelm: Über Eier, die nicht gelegt sind, ja noch nicht einmal die Eiform erlangt haben, spricht man nicht. InsIder: Ihre ganz persönliche Corona-Bilanz? WIlhelm: Persönlich bin ich durch meinen Wohnsitz fernab und durch meine Selbstständigkeit vergleichsweise privilegiert. Als Publizist bin ich behindert in der Themensetzung, weil es nur noch ein einziges, alles bestimmendes Thema gibt.

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