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56 56 56 „Wir alle haben es satt“ „Wir alle haben es satt“ „Wir alle haben es satt“ „Wir alle haben es satt

*Bundeskanzler Sebastian Kurz am 10. Dezember 2020 zu den Lockdown-Maßnahmen

Am 25. Februar 2020 hatten die Österreicher es amtlich: Das Coronavirus hatte seinen Weg ins Land gefunden. Bei einer Mitarbeiterin des Hotels Europa in Innsbruck und ihrem Partner schlug der Test an. Ihnen sollten in den nächsten zwölf Monaten mehr als 440.000 weitere Fälle folgen. Der Sars-Cov-2-Erreger, im Grunde ein geist- und lebloser Haufen an Genmaterial, nur darauf aus, sich zu verbreiten, bestimmt seither den Alltag in Österreich. Nicht nur hier. 200 Billiarden Sars-Cov-2-Viren gibt es auf der Welt, ungefähr so viele wie Sandkörner. Weil sie so winzig sind, würden sie trotzdem alle in eine einzige Cola-Dose passen. 111 Millionen Menschen auf allen Kontinenten haben sich damit infiziert, mindestens 2,4 Millionen sind daran gestorben. Das Hotel Europa in Innsbruck hat die Pandemie nicht überstanden, in den ersten Februarwochen ließen die Eigentümer das Inventar versteigern. Was aber hat die Covid-19-Krise mit Österreich gemacht? Wie hat sie das Land verändert? Der Falter wagt eine Bestandsaufnahme.

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Nur noch ein Drittel findet die Maßnahmen „angemessen“ „Wir erleben einen Staat, der sich schwertut“

In der Krise schlägt die Stunde der Füh-

te, und das führt dazu, dass die Bürger rer. Die Verunsicherung treibt die Men- sich abwenden“, sagt Bernhard Kittel. schen zu den Mächtigen. Zu Beginn Das politische Gebälk mag morder Covid-19-Pandemie geriet schon schen, aber haben die Österreicher nicht

Kritik an der Regierung in die Nähe bewiesen, dass sie unten das Gemäuvon Verrat. Wenn aber die Bedrohung er zusammenhalten? War da nicht vor sich verfestigt, reicht den Menschen die allem im März ein Moment des Zu-

Insignie allein zur Gefolgschaft nicht sammenhalts? Ja, aber anhaltend war er mehr aus. Die Politikwissenschaftlerin nicht. Weil generell die Richtung stark

Barbara Prainsack und der Soziologe zum Individualismus weise – Corona

Bernhard Kittel, beide Professoren an hin, Corona her. Und weil die vielen der Universität Wien, fühlen in meh- Ausnahmen (Stichwort Skifahren) den reren Studien seit März einer reprä- Solidaritätsanspruch konterkarierten. sentativen Gruppe von Österreichern den Puls. Das Coronavirus hat offengelegt, was zuNach zwölf Monaten Ausnahme- vor niemand sehen wollte: Jene mit zustand zeigt die Bevölkerung Abnut- schwachem sozioökonomischem Hinzungserscheinungen: im Vertrauen in tergrund trifft es doppelt, dreifach. 20 die Regierung, im Glauben an die De- Prozent von ihnen sagen, sie könnten mokratie, im Umgang miteinander. sich gar keine Quarantäne leisten. Al-

So fanden während des gesamten ers- leinerziehende mussten Homeoffice, ten Lockdowns mehr als 70 Prozent Kinderbetreuung und Verdienstentgang der Befragten die Maßnahmen „ange- schultern. „Die Diskussion konzentriert messen“, darunter auch viele, die we- sich auf die unmittelbaren Auswirkunder Türkis noch Grün gewählt hatten. gen, aber wir dürfen die Ursachen nicht

Im Jänner hat sich dieser Wert halbiert. aus den Augen verlieren“, sagt Barbara

Jeder fünfte hält das alles mittlerweile Prainsack. Und die möglichen Folgen: für „zu extrem“. 40 Prozent befanden Im Jänner hatte sich fast jeder zweite zuletzt, dass die Regierungsentschei- Befragte einsam gefühlt. So sehr hatdungen nicht nachvollziehbar seien. Zu te das Pendel zuletzt Ende April ausinkonsistent, zu wenig begründet sind geschlagen. Eine gute Nachricht haben die Verlautbarungen von oben. die Forscher auch parat: Die ImpfbereitNur noch 60 Prozent der Befragten schaft steigt deutlich. sind mit der Demokratie insgesamt zufrieden. Ende März fanden noch zwei EVA KONZET T

Drittel diese Regierungsform gut. „Wir beobachten einen Mangel an demokratischer Kultur in der politischen EliZum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/53660*961). Pressespiegel Seite 56 von 74 Vor der Covid-19-Pandemie begegnete den Österreichern der „Staat“ als Steuereintreiber und manchmal als Polizei. Dann setzte der Staat coronabedingt die Grundrechte aus. Was hat das mit den Bürgern gemacht? Der Falter hat bei Elisabeth Holzleithner, Vorständin des Instituts für Rechtsphilosophie an der Uni Wien, nachgefragt.

Frau Holzleithner, wie haben die Österreicherinnen und Österreicher im vergangenen Jahr den Staat kennengelernt?

Elisabeth Holzleithner: Als einen Staat, der sich schwertut. Es sind ja auch gewaltige Herausforderungen. Nach einer gewissen Schockstarre und nach massiven Fehlern – Ischgl – hat er recht beherzt agiert. Massive Einschränkungen unserer Grundrechte wurden verfügt und recht selektiv medial „aufbereitet“. Jetzt arbeitet er nach dem Prinzip von Trial and Error. Je länger die Pandemie dauert, desto weniger Verständnis gibt es dafür in der Bevölkerung – trotz aller Bemühungen, zumindest die ökonomischen Folgen der Maßnahmen abzufedern. Stufenweise Lockerungen, die Ungleichbehandlungen verschiedener Bevölkerungs- und Berufsgruppen verfügen, führen zu großem Unmut.

Sehen Sie die Gefahr eines autoritären Kurses?

Holzleithner: In Österreich war man sehr bemüht, die Ausnahmesituation der Pandemie mit den etablierten Mitteln des demokratischen Rechtsstaats zu bewältigen: Es wurde kein Ausnahmezustand oder der Notstand ausgerufen. Es wurde ein Gesetz erlassen, dann die darauf beruhenden Verordnungen. Die Eingriffe waren zudem auf die Bekämpfung der Pandemie beschränkt und zeitlich befristet. Ja, sie waren bisweilen pro blematisch, und etliche hat der Verfassungsgerichtshof teilweise aufgehoben. In Ungarn aber hat Premier Viktor Orbán nach Ausrufung des Ausnahmezustands per Dekret regiert, transsexuellen Personen wurde die Möglichkeit zum Personenstandswechsel entzogen – was hat das mit der Pandemie zu tun? Das heißt nicht, dass es bei uns keine autoritären Tendenzen gäbe. Denken wir da ran, wie die Staatsspitze die Justiz massiv kritisiert, zudem offenbar zu wenig Sensibilität für Gewaltenteilung und auch für Unvereinbarkeiten hat.

Corona-Skeptiker,Verschwörungstheoretiker, Rechte gehen für die „Freiheit“ auf die Straße. Haben sie recht?

Holzleithner: Ich mag die Formulierung „Haben sie recht?“. Ja, sie haben ein Recht darauf, solange sie sich an die Vorgaben halten und solange sie nicht verhetzen. Die Grundrechte der Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit sind nicht nur für die da, die wir für klug oder gut informiert halten. Die andere Frage ist, ob sie mit Blick auf die Freiheit recht haben. Das möchte ich vehement verneinen. Wir sehen einen stark reduzierten Freiheitsbegriff, eine bloße Willkürfreiheit, die sich um andere nicht schert. Die Freiheit, die sich hier das Wort nimmt, sieht die Maßnahmen, die wir in der Pandemie selbst setzen können, um uns und andere zu schützen, wie Mund-Nasen-Schutz oder jetzt FFP2-Masken, ausschließlich als Einschränkung. Dabei gilt es wahrzunehmen, dass genau darin unsere Handlungsmacht in einer Pandemie liegt.

Würstelstände wie dieser am Hohen Markt dürfen untertags wieder öffnen und Bosna, Käsekrainer und Frankfurter feilbieten. Die Gastronomie läuft im Take-away-Modus. Klar ist aber auch: Viele der Wirtshäuser, Bars und Restaurants werden die kommenden Monate nicht überstehen FOTO: CHRISTOPHER MAVRIČ

Leere Büros, überfüllte Wohnungen und der Wunsch nach der Provinz Bodybag und Fensterkitt –

In der Welt der Architekten herrschte 2020 weit- mehr Platz im öffentlichen Raum lauter, und wie der letzte Abschied gehend Alltag. Ein Haus zu bauen, das dauert, das wird auch von einem Virus nicht aus das werden sie auch bleiben. Schneller reagierte der Büromarkt: Viele Firmen haben ihre sich verändert hat der Bahn geworfen. Aber wird es sich ändern? fixen Arbeitsplätze bereits radikal reduziert.

Darüber dürfen wir uns sicher sein. Schließ- Diese Flächen warten jetzt auf neue Nutzer. lich haben wir uns alle in den letzten Mona- Viele Planer prophezeien: Die Zukunft ge- Am Ende riecht alles nach Karbol, nach Schwimmbad. ten ausführlich damit beschäftigt, was das ei- hört Mischformen von Homeoffice und Büro. weiße Leintuch, mit dem der Bestatter den noch ingentlich ist: Wohnen. Wie es funktioniert und Das kann Folgen haben. Denn wer nur noch fektiösen Leichnam des Corona-Toten umwickelt, ist wie nicht. Und was wir gerne anders hätten. zweimal die Woche ins Büro pendeln muss, mit dem Desinfektionsmittel getränkt. Der Bestatter Zum Beispiel erwies sich der offene Grund- kann das auch vom Wienerwald oder Wein- legt ihn in einen Bodybag aus Kunststoff, am Schluss riss, die tolle Errungenschaft der Moderne, als viertel aus tun. Das heißt wiederum, dass der verfugt er den Sarg mit einer Kittmasse, die sonst bei gar nicht so toll, wenn Mama vor der Zoom- Autoverkehr erst recht wieder zunimmt, wenn der Fenstermontage verwendet wird. So will es das Ge-

Konferenz und Kind vor der anderen Zoom- die Öffis nicht schnell genug nachziehen. setz. 8289 Menschen sind bis zum 22. Februar in Ös-

Konferenz sitzt. Wenn beide Partner simultan Denn der Schritt aufs Land ist bereits Fakt. terreich an oder mit dem Coronavirus gestorben. Anund ganztags zuhause hocken und sich nicht Immobilienmakler berichten von einem Run kleiden und Aufbahren des Toten ist unmöglich. Vieaus dem Weg gehen können. Der Trend dürfte auf Österreichs Seeufer, an Wörther-, Atter- le Angehörige entscheiden sich für eine Feuerbestatalso hin zu „mehr kleineren Zimmern“ gehen. und Mondsee sind die Preise durch die Decke tung – auch weil dann die Trauerfeier auf die Zeit nach Thema Nummer eins beim Wohnen wird gegangen. Danke, Corona: Österreichs Land der Pandemie verschoben werden kann. Die Urne veraber der Freiraum. Balkon, Terrasse, Gar- verstädtert und die Städte werden grüner. wahrt der Bestatter. Die vertraute, instinktive Art, mit ten: Sie wurden zu wichtigen Ventilen im Nur: Auf die Wiener Immo-Preise wird dem Sterben und der Trauer umzugehen, werde den

Lockdown. die Pandemie vorerst wenige Auswirkungen Hinterbliebenen jetzt genommen, sagt Kathrin UnterGlücklich, wer sie hatte, und das waren haben. Viele leisten sich Zweitwohnsitze auf hofer, Trauerbegleiterin von der Caritas der Erzdiözenicht nur die Besserverdienenden: Denn die dem Land und behalten das Stadtdomizil, se Wien. „Berührungen und gemeinsames Schweigen bourgeoisen, dicht bebauten Gründerzeitvier- während die niedrigen Zinsen immer noch sind eine wichtige Konstante in der privaten Trauertel sind quasi Balkonwüsten, in ihren hand- die Anlage in „Betongold“ begünstigen. arbeit.“ Das geht nicht über Videotelefonie. tuchgroßen Parks herrschte Gedränge. Hier wurden schon 2020 die Forderungen nach M AIK NOVOTNY LISA KREUTZER Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/53660*961). Pressespiegel Seite 57 von 74

„Das Besuchsverbot in den Altenheimen zu unterschreiben, das hat echt wehgetan“

Peter Hacker ist Gesundheitsstadrat und damit Wiens oberster Pandemiebeauftragter. Wie hat er die Covid-19-Pandemie bisher erlebt? Wann wird Wien wieder aufgesperrt? Der Falter erreicht den Stadtrat am Telefon. alsystem investieren. Wir tun mit einer ziemlichen Leichtigkeit so, als wäre der Steuertopf ein unendlich tiefer Sack, in den man unendlich oft, unendlich lang und unendlich tief hineingreifen kann. Aber jeder, der sich mit Geld auskennt, weiß, dass das nicht stimmt.

Falter: Herr Hacker, vor einem Jahr noch war die Gesichtsverhüllung in der Öffentlichkeit verboten. Heute ist sie ein gesetzliches Gebot. Halten Sie manchmal inne und denken: Das ist eigentlich alles nur noch verrückt?

Peter Hacker: Ich habe kurze Momente der Reflexion. Es ist schon bemerkenswert, was in diesem Jahr alles passiert ist, wie sich Maßstäbe – auch die kollektiven Schmerzgrenzen – und Selbstverständlichkeiten verschoben haben. Alle fühlen sich bedrückt.

Sie auch?

Hacker: Nein, ich fühle mich eigentlich nicht bedrückt. Aber gehen Sie einmal durch die Stadt. Die gewollte Distanz zwischen den Leuten wird zusehends zu einer Bauchentscheidung. Das ist nicht mehr nur der Kopf. Wer kann sich denn jetzt vorstellen, wieder Schulter an Schulter vor einer Tribüne am Donauinselfest zu stehen und miteinander abzutanzen?

Von einem Sozialdemokraten würde man die Aussage erwarten, dass das mit dem Schuldenmachen kein großes Problem ist!

Hacker: Auch die Sozialdemokratie kann rechnen und Betriebswirtschaft ist mir nicht fern. Dass man grundsätzlich Geld verdienen muss, bevor man es ausgibt, ist durchaus auch eine sozialdemokratische Tugend.

Was war rückblickend die schwierigste Entscheidung, die Sie treffen mussten?

Hacker: Das Besuchsverbot in den Alten- und Pflegeheimen und in den Krankenhäusern zu unterschreiben war der persönlich einschneidendste Moment. Das hat echt wehgetan. Der politisch einschneidende Moment war, als im März 2020 drei Lkw-Ladungen Schutzmaterial, das vom Gesundheitsverbund bestellt und bezahlt worden war, an der deutschen Grenze wegen des deutschen Schutzmaterialexportverbots stecken blieb. Wir haben gewusst, dass unsere

Sie haben im ersten Lockdown gemeint, Lagerbestände in den Krankenhäusern dass man Wien nicht wochenlang nur mehr für einige Tage reichen. Das absperren könne. Genau das ist seit waren unwitzige Tage, bis wir die deut-

Monaten Realität. Wie lange hält das die sche Regierung dazu gebracht haben, dass

Stadt noch aus? die Ware, die uns gehört, auch kommt. Hacker: Das ist schwer zu beantworten. Das Wirtschaftssystem wird mit ganz Was war Ihr größter Irrtum in der viel künstlicher Finanzmittelzufuhr aus Pandemie? dem Steuertopf aufrechterhalten. Das Hacker: Ehrlich gesagt kann ich es nicht ist längst ungesund. Dieses Geld könn- beantworten. Ich bin noch zu sehr im Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. te man auch ins Gesundheits- und Sozi- Hamsterrad für eine solche Reflexion. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/53660*961). Pressespiegel Seite 58 von 74

Ab März startet ein großes Testprogramm „Alles gurgelt“, wo alle Wienerinnen und Wiener PCR-Tests gratis erhalten. Ist das das Signal, dass Wien aufmachen wird? Auch gegen die Bundesregierung?

Hacker: Niemand will diesen Zustand. Wer öffnen will, muss für die Sicherheit sorgen. Wir wollen zumindest die Schanigärten bald aufsperren. Dafür müssen wir testen, wir müssen die Positiven finden, die noch keine Symptome haben. Ich bin von dieser Strategie des vielen Testens nicht abgewichen. „Stadtrat, spinnst? Wir haben so viele positive Fälle wegen deiner Strategie“, haben dann auch Parteifreunde im Wiener Wahlkampf gesagt.

Die Infektionszahlen in Österreich sind sehr ungleich verteilt. In Wien sind sie im Bundesländervergleich seit Wochen niedrig. Warum stecken sich die Städter weniger an?

Hacker: Wir waren im urbanen Raum die Ersten, die vom Coronavirus betroffen waren. Die Bevölkerung hier hat die Maßnahmen, – Hygiene, Abstand, sich nicht um den Hals fallen und abschmusen – schnell kapiert. Aussagen wie „Das Virus kommt mit dem Auto“, der Subtext, die Epidemie sei nur in Wien, haben zu einem umgekehrten Lerneffekt geführt. Schauen Sie sich die Infektionszahlen auf der Bezirkskarte an: je weniger dicht ein Bezirk bevölkert ist, desto höher ist die Inzidenz und das schon seit vielen Wochen. Hätten wir in Wien Sieben-Tages-Inzidenzen von 600 wie im Kärntner Hermagor, das will ich mir gar nicht vorstellen.

„Wie erging es Kindern und Betreuerinnen im Kindergarten, Frau Haas?

Die neue Normalität der Zweierreihe verwirrte zu Beginn von Corona, sagt Sandra Haas, Leiterin des Kindergartens Fun & Care im 15. Bezirk: „Am seltsamsten war für die Kinder, dass sie einander beim Anstellen nicht die Hand geben sollen. Vor Corona haben wir ihnen gesagt: ,Bitte gebts euch die Hand!‘ Plötzlich sollen sie das Gegenteil tun. Auch sonst veränderte sich der Alltag. Es gibt keine Ausflüge und keine Feste mit Eltern. Wir schauen aber darauf, dass die Kinder im Kindergarten nicht ständig mit Corona konfrontiert werden, sondern normal spielen können. Natürlich wissen die Kinder, sie sollen sich nicht abbusseln. Aber sie kugeln trotzdem gemeinsam auf dem Boden herum und wir lassen sie. Das ist ein normales kindliches Spielverhalten. Wenn 25 Kinder den ganzen Tag in einem Raum verbringen, gibt es eben Berührungen. Manchmal schreit ein Kind: ‚Der will mich angreifen!‘ Aber die Kinder verwenden das auch als Trick, wenn sie ein anderes Kind nicht so gerne mögen.

Im zweiten Lockdown im November hatten wir bis zu zehn Kinder in den Krippengruppen und um die 18 bei den Größeren. Da haben wir gemerkt, wie ideal kleinere Gruppen sind, weil wir jedes Kind individuell fördern können. Nun sind es wieder bis zu 25 Kindergartenund bis zu 15 Krippenkinder pro Gruppe. Weil Waldtage, Theaterbesuche und anderes ausfallen, sind unsere Pädagoginnen und Pädagogen viel mit den Kindern in der Gruppe oder im Freien auf unserer Terrasse. Sie können so viel besser auf jedes Kind eingehen. Deshalb ist mein Eindruck, dass die Kinder trotz der schwierigen Situation keine Defizite haben.“ Um zehn Prozent weniger Bier produzierten die Brauereien im Jahr 2020 weltweit. In Europa wurden nur 481 Millionen Hektoliter Bier produziert. Im Jahr davor waren es noch 530 Millionen Hektoliter. Bars und Restaurants blieben auf Beständen sitzen. Und schütteten den Biersee weg.

Reisebücher sind jetzt Ladenhüter. Minus 36 Prozent Umsatz meldet der Hauptverband des österreichischen Buchhandels. 2020 verlieren alle Segmente auf dem Buchmarkt, bis auf eines: Kinder- und Jugendbücher legen um drei Prozent zu. Der stationäre Buchhandel verliert ein Achtel seines Umsatzes, der Buchmarkt insgesamt kommt mit 4,4 Prozent Umsatzverlust davon.

97,91 Millionen Nächte verbrachten Touristen 2020 in Österreich. Im Jahr davor waren es noch 152,71 Millionen.

Seit Corona telefonieren auch Opa und Oma übers Internet. 2019 plauderten erst 41 Prozent der Menschen in Österreich über Bild- oder Internettelefonie. Ende 2020 waren es schon 61 Prozent.

Krisenmanagement ohne Evidenz – ein Land im Daten-Blindflug

R-Wert, Inzidenz, exponentielles Wachstum: Eigentlich wirkt die Pandemiebekämpfung faktenbasiert. Aber der Eindruck trügt, sagt der Professor für Volkswirtschaft und Registerforscher Harald Oberhofer von der Wirtschaftsuniversität Wien. Die Datenlage bleibt für belastbare Aussagen zu dünn.

Falter: Was wissen wir über die Covid19-Pandemie in Österreich?

Harald Oberhofer: Leider nicht besonders viel. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie sich die berühmte SiebenTages-Inzidenz verschiedener Bevölkerungsgruppen unterscheidet. Wir wissen nicht, in welchen Berufen, mit welchen sozioökonomischen Hintergründen das Risiko, sich anzustecken, höher ist. Wir wissen insgesamt nicht wirklich, wie sich die gesundheitspolitischen Maßnahmen ausgewirkt haben. Dabei sollten wir noch viel besser verstehen, welche Konsequenzen etwa die Öffnung von Skiliften hat, ob geöffnete Geschäfte einen Unterschied machen. Wir beschreiben die aktuelle Situation nur auf Basis sehr einfacher Daten und Indikatoren. Die Wissenschaft würde gerne Ursachen und Zusammenhänge erforschen. Wollen wir nicht wissen, wer sich wo, wie und warum angesteckt hat? In diesem Land werden nicht einmal die Intensivbetten nach denselben Kriterien gezählt.

Was passiert, wenn Sie als Ökonom beim Gesundheitsministerium um Zugang zu den sozioökonomischen Hintergründen aller Corona-Positiven anfragen, um die Ansteckungen nachzeichnen zu können?

Oberhofer: Im Moment würde es wohl sagen, dass aus datenschutzrechtlichen Gründen diese Daten nicht zur Verfügung gestellt werden. Theoretisch würde eine Novelle des Forschungsorganisationsgesetzes seit 2018 den wissenschaftlichen Zugriff auf sogenannte Registerdaten ermöglichen, also auf jene Daten, die die Behörden sammeln. Dazu muss aber das für die Daten verantwortliche Ressort gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium eine Verordnung erlassen. Das ist bisher nie passiert.

Kann man einen solchen empirischen Blindflug jenen, die unter den drastischen Maßnahmen leiden, Gastronomen, Kinobesitzern, den Eltern, die sich zuhause zersprageln zwischen Homeoffice und Homeschooling, eigentlich zumuten?

Oberhofer: Bleiben wir fair: Wir haben mit Pandemien einfach keine Erfahrung. Das gilt für die Verwaltung, für die Politik, für die Gesellschaft und teilweise auch für die Wissenschaft. Wir sollten jetzt aber erkennen, dass wir mehr Evidenz brauchen, auf deren Basis die Politik dann entscheiden kann. Wenn wir keine Evidenz darüber haben, wie sich Maßnahmen auswirken, wenn wir nicht wissen, was die Folgen von Entscheidungen sind, dann kommt es zu einem PingpongSpiel. Dann gehen wir zu weit in den Öffnungsschritten, und ab einem gewissen Zeitpunkt haben wir nur eine Möglichkeit, darauf zu reagieren: mit einem Lockdown.

Laut Finanzminister Gernot Blümel hat Österreich besonders viel Geld in die Wirtschaftshilfen gesteckt. Gleichzeitig bricht die Wirtschaft ein. Was bringen Fixkostenzuschuss, Umsatzersatz und Ausfallbonus den Unternehmen?

Oberhofer: Wahrscheinlich schon etwas. Ich bin Ökonom, kann aber auch nicht sagen, wie viel. Auch hier ist das Problem, dass wir anhand des Gesamtvolumens an Zahlungen nichts darüber aussagen können, ob und wie die Maßnahmen konkret wirken. Oder eben nicht.

Peter Payer, Christopher Mavrič: Stille Stadt –Wien und die Corona-Krise. 160 Seiten, € 29,90

erscheint im März im Falter Verlag

Im Uhrzeigersinn: Der Portier des Hotel Sacher Ende September. Das leere Museumsquartier im ersten Lockdown. Testen als Ausweg: eine Antigenprobe im Reagenzglas am 7. Jänner. Corona-Leugner demonstrieren zu Jahresbeginn 2021 auf dem Heldenplatz

Wir kaufen anders ein. Seltener, dafür mehr. Und öfter übers Internet. Allein beim Billa-Onlineshop stieg die Nachfrage seit dem ersten Lockdown um 80 Prozent. Bipa verkauft weniger „dekorative Kosmetik“, vor allem weniger Lippenstifte. Der Mund ist jetzt ohnehin pandemiekonform bedeckt. Deshalb greifen die Konsumenten auch weniger zum Kaugummi. Man atmet ja nur noch den eigenen Atem ein. Übrigens: Würde man all das Klopapier, das 2020 in Österreich gekauft wurde, aneinanderreihen, käme man bis nach Los Angeles

Die Naturwissenschaft hat den Corona-Test bestanden

Die beispiellose Schnelligkeit, mit der Impfstoffe, einschließlich des neuen mRNAVerfahrens, entwickelt und hergestellt werden konnten, zeigt, was Wissenschaft leisten kann, wenn sie auf jahrzehntelanger Grundlagenforschung aufbauen und von der Zusammenarbeit zwischen Pharma, Regierungen und großzügiger Finanzierung profitieren kann. Dass es gesonderter Anstrengungen bedarf, um den Impfstoff in genügender Menge, noch dazu global, zu produzieren, war abzusehen. Ebenso dass Mutationen auftreten und Nachbesserungen notwendig sein werden. Virologen und Epidemiologen haben ihre öffentliche Kommunikation insofern verbessert, als sie nun klarer sagen, was aus virologischer und epidemiologischer Sicht sinnvoll und nötig wäre, zugleich aber zugeben, dass auch noch andere Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind. Die Güterabwägung ist jeweils von der Politik vorzunehmen, die allerdings immer wieder zwischen Gemeinwohl und Sonderinteressen schwankt.

Es haben sich jedoch auch deutlich die Grenzen jeder Modellierung gezeigt, die von der Verfügbarkeit guter und vergleichbarer Daten abhängig ist. Die Bedeutung von gut abgesicherten und verfügbaren Daten ist für die wissenschaftliche Arbeit essenziell, was bisher viel zu wenig im Bewusstsein der Politik und Öffentlichkeit angekommen ist.

Insgesamt haben die Naturwissenschaften ihre Rolle im Vordergrund des Geschehens gut genützt. Den Sozialwissenschaften ist – leider – wieder einmal die langwierige und wenig erfreuliche Aufräumarbeit der Folgen zugefallen. Spannend wäre es daher zu fragen, was mögli cherweise anders verlaufen wäre, wenn die Sozialwissenschaften von Anfang an stärker eingebunden gewesen wären. Denn die Erfolge der Naturwissenschaften ändern nichts an der Tatsache, dass sich eine unsägliche Müdigkeit und Frustration in der Bevölkerung breitmachen, die nur knapp an unkontrollierbaren Ausbrüchen und schwerwiegenden psychosozialen Spätfolgen vorbeischrammen.

H ELGA NOWOTNY

Die Wissenschaftsforscherin ist emeritierte Professorin der ETH Zürich und Gründungsmitglied sowie spätere Präsidentin des Europäischen Forschungsrates

ge an klimaschädlichen Gasen zu drosseln, mit Corona hat sich das fundamental geändert.

Das Umweltbundesamt rechnet für das Jahr 2020 mit einem einmaligen Rückgang an Emissionen von neun Prozent. Verantwortlich dafür ist die Corona-Politik samt Lockdowns. Weltweit steht bei den CO₂-Emissionen ein Minus von sieben Prozent im Vergleich zu 2019.

Hat Corona also das Klima gerettet? Nein, leider nicht. Das Virus wird sich kaum auf den Klimawandel auswirken. Denn der Rückgang an klimaschädlichen Gasen im Jahr 2020 gegenüber 2019 ist nur ein relativer, kein absoluter. wie eine Badewanne vorstellen, die im- Die Pandemie hat aber gezeigt, wie mer voller wird, weil jemand den Was- schnell sich die Emissionen drosseln lasFalter serhahn voll aufgedreht hat. sen, wenn die Politik durchgreift. Und Stadtzeitung Wien/Steiermark. Mit Programm

Dieser Jemand sind wir, indem wir dass Staatenlenker dem Rat der Wis-Wien, am 24.02.2021, Nr: 8, 50x/Jahr, Seite: 12-17 Kohle, Öl und Gas verheizen und so kli- senschaft folgen, wenn es in einer Krise Druckauflage: 48 000, Größe: 78,57%, easyAPQ: _ maschädliche Gase in die Atmosphäre brenzlig wird. Unabhängig davon könnAuftr.: 8420, Clip: 13403594, SB: Ischgl pumpen. Das Problem: In der Wanne ten neue Verhaltensmuster die Pandemie versickert das meiste langsam. Ein er- überdauern: zum Beispiel, dass man inheblicher Anteil der Tonne CO₂, die wir ternationale Podiumsdiskussionen auch heute in die Atmosphäre blasen, ist auch online abhalten kann, anstatt Vortragenin 1000 Jahren noch nicht weg. de aus verschiedenen Kontinenten ein2020 war der Hahn zwar weniger weit zufliegen. Corona könnte so doch noch geöffnet als 2019, aber am Ende des Jah- einen langfristigen Beitrag zum Klimares 2020 war dennoch mehr Wasser in schutz geleistet haben. der Wanne als je zuvor. Das heißt: Auch wenn uns Corona noch jahrzehntelang BENEDIK T NARODOSLAWSK Y

Schaulaufen allein reicht im zweiten Jahr der Krise nicht mehr

Österreich war in der Covid-19-Krise vor allem eines: besser. Mantrahaft brachte die türkis-grüne Koalition in den Pressekonferenzen das Stilmittel des Vergleichs: Zu Beginn der Krise führte Österreich die „smarten First-Mover-Countries“ an, die Wirtschaftshilfen flossen dann schneller als in „größeren Ländern in Europa“ – vulgo Deutschland. Überhaupt sei Österreich besser als andere durch die Krise gekommen, twitterte Kanzler Sebastian Kurz noch im April. „Im Gegensatz zu anderen Staaten investieren wir in der Eurozone am zweitmeisten für den Wiederaufbau der Wirtschaft“, sagte Finanzminister Gernot Blümel im August.

Über die schlechten Wirtschaftsdaten für 2020 – Österreich soll um 7,5 Prozent und damit deutlich stärker als der EU-Schnitt einbrechen – schwieg Türkis-Grün sich dann eher aus.

Der Vergleich als solches birgt nichts Vor einem Jahr meldeten die Behörden die ersten Corona-Fälle in Österreich. Die Pandemie brach als eine Art Naturkatastrophe über die Regierenden und die Verwaltung herein. Man rannte dem Virus immer ein paar Schritte hinterher. Zwölf Monate später hat sich dar an nichts geändert. Es wird auf- und zugesperrt. Als Exitstrategie führt die Regierung die Impfung an. Nur dass dafür der Impffortschritt im Land (und in der gesamten EU) nicht ausreicht. Ganz abgesehen davon, dass alle Experten davor warnen, in Erst- und Zweitstich den alleinigen Heilsbringer zu sehen. Wo bleibt die Perspektive, der getaktete Krisenplan? Darin würde Handlungsmacht liegen. Wer die Krise als dramatische Herausforderung erkennt und weniger als eine übermächtige Naturgewalt, der setzt sich ans Ruder. Derzeit tun sich zwei Lehrmeinungen hervor: Die einen sa-

Schlechtes. Die Verbreitung des gen, dass man dem Virus durch ei-

SARS-CoV-2-Erregers erlaubt ei- nen rabiaten Lockdown den Garnen Wettbewerb in Echtzeit unter aus machen müsse – NoCovid. Die den Staaten weltweit. Wer hat die anderen sagen, man müsse mit dem beste Idee zur Eindämmung? Ge- Virus leben: Testen, testen, testen. rade durchläuft das Coronavirus ein Beiden gemein ist, dass sie das der-

Bootcamp. Es trifft auf Millionen zeitige Weiterwursteln ablehnen. von neuen Wirten, also Menschen.

Es mutiert. Was tun? Im ersten Jahr der Pandemie ging es Aber: Die Nabelschau beschreibt zu lange um akute Schadensbegrenden Ist-Zustand, sie stellt fest. zung, spätestens jetzt, im zweiten,

Wird sie nicht als Ansporn verstan- müssen Management und Wiederden, bei eigener Unterlegenheit sich aufbau übernehmen. Die eigentlian den Besseren zu orientieren, ver- che Zerreißprobe steht der Gesellpufft die Wirkung. schaft noch bevor: Wer soll wann Es gäbe Interessantes zu erfah- was wieder dürfen? Und was pasren: Wie hat Dänemark eine funkti- siert eigentlich, wenn es nicht die onierende digitale Verwaltung auf- letzte Pandemie gewesen ist? Auf gebaut? Was lässt sich von dem beide Fragen sollten die Regierung breit angelegten britischen Sequen- und die Gesellschaft Antworten zierungsprogramm abkupfern? Was finden. Schaulaufen reicht nicht. kann man von den schwedischen Schulöffnungen lernen? E VA KONZE T T Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/53660*961). Pressespiegel Seite 61 von 74

Vitalpin-GeschäftsführerinTheresaHaidundderehemaligeEU-Kommissar FranzFischlervergebeneinenFörderpreisanKlimaprojekte. Foto:ProMedia/Vitalpin

Klima-Projekteim Alpenraumgesucht

Innsbruck– InnovativePro- genderWertundderReizder jekte zur Lösung von Um- AlpenfürEinheimischeund welt- und Klimaproblemen Touristengeradedarin,dass sowie für nachhaltiges Wirt- diesesÖkosystemmöglichst schaftenimAlpenraumwer- intakt ist“, erklärt Vitalpinden im Rahmen eines neu Geschäftsführerin Theresa geschaffenen Förderpreises HaiddieBeweggründefürdie gesucht. Ziel des neuen För- SchaffungderKlimaschutzinderpreises,dervonderge- itiative.Projektekönnenvon meinnützigen Organisation Unternehmen, OrganisatioVitalpingemeinsammitdem nenundPersonenabsofort Klimaschutz-ExpertenClima- ausdemgesamtendeutschtePartnerinsLebengerufen sprachigenRaumeingereicht wurde,istes,denTourismus werden.EineFachjuryunter unddenSchutzderAlpenen- demVorsitzdesehemaligen geraneinanderzurücken.Ins- TirolerEU-KommissarsFranz gesamtstehen für die fünf Sie- Fischler und mit prominenter gerprojekte65.000Eurozur Besetzungwieunteranderem Verfügung,wiedieInitiatoren Ex-SkirennläuferFelixNeugesternbeieinerOnline-Pres- reuther,KarinHuberHeim sekonferenzbekanntgegeben vom Circular Economy Fohaben.„Esstörtmich,wenn rumundBOKU-Professorin KlimaschutzundTourismus UlrikePröbstl-Haiderküren oftalsnichtvereinbardarge- bisSeptemberdieSiegerprostelltwerden.Vielmehrlie- jekte. (TT) Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 050403*1543). Pressespiegel Seite 62 von 74

zu mehr Bewusstseinfür Nachhaltigkeitund Klima inden Bergenbeitragen Umweltschutz indenAlpen

dieersteRunde zusammengekommen. Das Geld soll nunanProjektegehen,die dauerhaft Treibhausgase einsparen wollen. Dafür kann man sich bei Vitalpin bis Juni mit einem ausgearbeiteten Projekt bewerben. EinehochkarätigeJury, u. a. mit dem ehemaligen Profisportler Felix Neureuther, sucht danndiebesten Ideen aus. „Eintagsfliegen sollenes nichtsein“ , sagt Jury-Vorsitzender Franz Fischler. Es gibtsechs Bereiche, die gefördert werden sollen:Mobilität,Energieeffizienz,Verwendung undInvestment von erneuerbaren Energien,Kohlenstoffsenke, Förderungder Biodiversität und Initiativen zur KreisZum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. laufwirtschaft. Nadine Isser Der Förderpreissoll NachhaltigkeitundAnfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 05 70602-0). Pressespiegel Seite 64 von 74 Umweltschutz indie TourismusbranchebringenSeite: 2/2

„Tourismus wird grandioses Comeback feiern!“ Mario Gerber, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WK Tirol, im RUNDSCHAU-Gespräch www.observer.atOberländer Rundschau Die führende Wochenzeitung im Oberland und Außerfern Imst, am 24.02.2021, Nr: 8, 50x/Jahr, Seite: 3 Druckauflage: 80 784, Größe: 88,02%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13404161, SB: Ischgl

Mario Gerber ist ein Vollblut-Touristiker. Er konzentriert sich als Gastronom (Gerber Hotels) auf Landes- und Bundesebene voll auf den Tourismus und die Gastronomie. Unter anderem ist er auch VP-Landtagsabgeordneter und Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer (WK) Tirol. Derzeit füllen vor allem Telefonate und Videokonferenzen seinen 14-Stunden-Arbeitstag aus. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen fast immer der schwer angeschlagene Tourismus und die in einer Zwangsjacke feststeckende Gastronomie. Die RUNDSCHAU sprach mit Mario Gerber über die Ist-Situation und über die Zukunft des Tourismus in Tirol.

Von Gebi G. Schnöll

RUNDSCHAU: Sehr geehrter Herr Gerber! Zuerst vielen Dank, dass Sie sich für dieses Gespräch Zeit genommen haben. Die Frage, wie es dem Tourismus in Tirol geht, erübrigt sich angesichts der derzeitigen Situation wohl. Daher die Frage, wie schlecht ist es um den Tourismus bestellt?

Mario Gerber: Wir befinden uns in einer dramatischen Situation. Die Grenzen zu Tirol sind dicht, Gasthäuser und Hotels sind seit Monaten geschlossen und in den Skigebieten sind die Pisten so gut wie leer. Die Stimmung unter den Touristikern ist am Tiefpunkt angelangt. Wenn die Hotellerie nicht bald aufsperren kann, bricht der komplette Markt weg. Wir müssen endlich aufsperren. Es gibt in Tirol Regionen, in denen mit offenen Gastronomiebetrieben der Tourismus auch ohne Grenzöffnung belebt werden könnte. Äußerst wichtig wäre auch, dass die Gasthäuser bald wieder aufsperren dürfen. Die Gasthöfe, Restaurants und Cafés sind für die heimische Bevölkerung und die Urlaubsgäste gleichermaßen da, und sie sind ein wichtiger Teil des Tourismusgeschäftes. schaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte berücksichtigen. Wenn das so weiter geht, steuern wir auf einen Kollateralschaden zu. Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben: Masken, Abstand, soziale Distanz und möglichst viele Tests können uns die Normalität zurückbringen.

RS: Ist das Auf- und Zusperren eine Dauerlösung?

Gerber: Nein, überhaupt nicht! Das ständige Auf- und Zusperren werden viele Betriebe nicht überleben. In der Wirtschaftskammer sind wir intensiv um finanzielle Hilfen und andere Unterstützungen für die Betriebe bemüht. Wir müssen aber auch gemeinsam mit Virologen Konzepte ausarbeiten, wie in Zukunft ein Tourismus stattfinden kann. Jedenfalls müssen wir testen, testen, testen und impfen, impfen, impfen.

RS: Bei den Tests ist Tirol bundesweit ein Vorbild. Bei den Impfungen hapert es, weil der Nachschub an Impfstoffen fehlt?

Gerber: Von der EU bin ich bitter enttäuscht. Die Europakarte gleicht, was die Impfungen betrifft, einem Fleckerlteppich. Es muss alles daran gesetzt werden, dass genügend Impfstoff vorhanden ist und alle Impfwilligen geimpft werden können.

WK-Spartenobmann LA Mario Gerber ist sich sicher, dass der Tourismus in Tirol ein grandioses Comeback feiern wird. Foto: Blickfang

plädieren, dass die Gastronomie so schell wie möglich aufsperren darf.

RS: Die Gastronomie hat seit Anfang November geschlossen. In den privaten Kellerbars und Hinterhöfen wird gefeiert. War es die richtige Entscheidung der Bundesregierung, die Gastronomie zuzusperren?

Gerber: Natürlich gibt es viele private Partys, bei denen ohne Masken und Abstand gefeiert wird. In der Gastronomie wäre mit Sicherheit die Möglichkeit gegeben, bei den Gästen die vorgegebenen Regeln wie Negativtests, Maskenpflicht und Abstand zu kontrollieren und bei Bedarf den Gast darauf aufmerksam zu machen.

RS: Wie hoch ist Ihrer Ansicht nach der Schaden, den die Pandemie im Tourismusgeschäft in Tirol bisher verursacht hat?

Gerber: Sehr hoch. Im Bereich der Wertschöpfung sind es sicherlich einige Milliarden Euro.

RS: Ischgl befindet sich nach den Vorgängen im März 2020 immer noch in einer schiefen Optik. Vor allem in den Nachrichten deutscher Sender wird es oft so dargestellt, als ob von Ischgl aus die ganze Welt mit dem Coronavirus infiziert worden wäre.

Gerber: Man kann nur appellieren, dass mit den Angriffen auf Ischgl endlich Schluss ist. Es macht keinen Sinn, dass ständig auf Ischgl und neuerlich auch auf Tirol abgezielt wird. Ja, es sind Fehler passiert, es macht traurig und nachdenklich, aber es muss Schluss sein mit den Schuldzuweisungen. Nachdenklich stimmt mich vor allem, dass kaum noch von Wuhan gesprochen wird, von wo aus das Virus die ganze Welt erobert hat.

RS: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Gerber: Dass die Corona-Fall zahlen endlich auf ein Niveau sinken, das wieder ein normales Leben und Wirtschaften möglich macht. Ich bin überzeugt davon, dass der Tourismus bald wieder das ist, was er war: Es wird ein grandioses Comeback geben, da bin ich mir sicher!

Vielen Dank für das Gespräch.

RS: Ostern steht unmittelbar vor der Türe. Normalerweise ist die Osterwoche ein gutes Geschäft. Wird es zu Ostern in den Tourismusregionen

RS: Wer derzeit auf die Skipiste offene Lifte und Hotels geben? oder zum Friseur will, muss einen ne- Gerber: Ich hoffe schon! Als gativen Antigentest vorweisen. Wäre Spartenobmann für Tourismus und das auch für die Hotellerie und die Freizeit muss es mein Ziel sein, die Gastronomie sinnvoll? Experten davon zu überzeugen, dass

Gerber: Ja, natürlich! Das Freites- zu Ostern unter gewissen Auflagen ten wäre ein Ticket zum Neustart. ein Tourismus stattfinden kann. LeiEs wäre für viele Beherbergungsbe- der sind da noch die geschlossenen triebe ein Wirtschaften auch ohne Grenzen und die Reisewarnungen: offene Grenzen möglich. Die Ge- Ein gutes Ostergeschäft wird heusundheit ist wichtig, das ist keine er wohl kaum mehr möglich sein. zählt als: 3 Clips, erschienen in: Landeck, Imst, Telfs, Reutte Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Frage! Man muss aber auch die wirt- Ich werde jedenfalls weiterhin dafür Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 05412/6911*14). Pressespiegel Seite 65 von 74

(ap) Fünf Monate schon geschlossen und noch keine AufsperrPerspektive – viele Oberländer Hoteliers sind verzweifelt. Die RUNDSCHAU hat u.a. in Ischgl, Nauders und Serfaus nachgefragt.

Man wartet hart auf die Öffnung – Gasthaus Martha in Nauders RS-Fotos: Pircher

Thomas Radlbeck, Besitzer des Hotel Mozart in Landeck, meint: Wir stehen Gewehr bei Fuß für eine baldige Öffnung. Ganz ist der Betrieb nicht geschlossen, vereinzelte Berufstätige werden beherbergt, die Nachfrage ist aber sehr gering. Auch „Essen to go“ wird angeboten, um die Mitarbeiter halten zu können. Trotzdem wartet Radlbeck hart darauf, wieder mehr Gäste im Haus willkommen heißen zu dürfen. „Hoffentlich müssen wir das Hotel nach einer Öffnung im Frühjahr dann bis in den Herbst nicht mehr zusperren“, so der Wirt. Christoph Mallaun vom Hotel Mallaun in See möchte sein Hotel erst wieder im Juni öffnen. Die Mitarbeiter will der engagierte Wirt doch bald wieder einstellen, einerseits plant er Schulungsmaßnahmen für die Mitarbeiter, anderseits will er kleinere Renovierungsarbeiten im Hotel mit den Angestellten durchführen. „Man muss versuchen die guten Mitarbeiter an den Betrieb zu binden und mit Hilfe der Kurzarbeit ist dies auch möglich“, so Mallaun. Im Hotel Post der Familie Wolf in Ischgl will man Ende Februar entscheiden, ob das Hotel in der heurigen Wintersaison noch geöffnet wird. Bis dahin sollte man jedoch genauere Informationen bekommen, um eine auf Fakten basierende Entscheidung treffen zu können. Gerne würde auch Franz Hölbling seinen Gasthof „Martha“ in Nauders öffnen: „Sobald es erlaubt ist, öffnen wir unseren Betrieb und ich bin mir sicher, schon die erste Woche nach der Öffnung ist unser Betrieb wieder ausgebucht. Die Gäste aus Deutschland sehnen sich nach einem Urlaub in Sonne und Schnee“, ist sich der Gastwirt sicher. Christian Handle, Besitzer des Apart-Hotels „Pezid“ in Serfaus, glaubt nicht, dass er in der laufenden Wintersaison seinen Betrieb noch einmal öffnen kann. „Nervig ist, dass man immer wieder vertröstet wird, eine genaue Ansage vom Bund wäre auch für den Kontakt mit den Gästen notwendig“, so Handle.

(ap) Die Seilbahnen im Bezirk stöhnen unter immer mehr Auflagen, etwa Sicherheitskonzepte, FFP2-Masken und nun „Reintesten“. Trotzdem scheut man vielerorts keine Mühen und Kosten und versucht ein Angebot für die Einheimischen aufrecht zu erhalten.

Bei der Komperdellbahn gibt es nun keine Tickets mehr.

Am Hausberg der Landecker und Zammer ist der Skibetrieb bis auf Weiteres auf Samstag und Sonntag reduziert. Aber am Schlepplift in der Riefe wird von den freiwilligen Betreibern das Angebot ausgeweitet. Täglich, so lange es die Schneelage erlaubt, ist der Lift von 13 bis 17 Uhr geöffnet, jeden Samstag ab 18.00 Uhr will man bis Saisonende sogar einen Nachtskilauf anbieten. Zudem ist beim Riefenlift wie auch bei anderen Skiliften kein negativer Covid-Test erforderlich, wie der Mitorganisator des Skibetriebs in der Riefe DI Peter Hauser festhält.

ISCHGL UND SEE. Die Bahnen in Ischgl bleiben bis auf Weiteres geschlossen, eine finale Entscheidung für oder gegen eine Öffnung wird der Aufsichtsrat erst demnächst fällen. Die Infektionszahlen und die Mutationen lassen aber nicht besonders optimistisch in die Zukunft

blicken. Zudem haben die Reisewarnungen der umliegenden Länder Einfluss in die Entscheidung, verdeutlicht Seilbahnvorstand Dr. Günther Zangerl. In See bleiben die Bahnen wie gehabt auch während der Woche geöffnet. Jeden Freitag will man aufs Neue entscheiden, ob der Betrieb im gleichen Umfang in der folgenden Woche weitergeführt werden kann. Man möchte den Stammgästen so lange es geht das Skifahren ermöglichen, erklärt Geschäftsführer DI Matthäus Tschiderer.

SERFAUS-FISS-LADIS. Die Komperdellbahn und die Anlagen in Serfaus bleiben geschlossen. Allerdings präpariert man in Serfaus weiterhin Aufstiegs- und Abfahrtsspuren für Tourengeher. Auch die Rodelbahn wird weiterhin präpariert, allerdings muss man zu Fuß aufsteigen. Der „Murmlipark“ für die Kleinsten im Dorfzentrum von Serfaus und die Winterwanderwege werden weiterhin betreut, betont Vorstand Ing. Stefan Mangott. Die Waldbahn und die Bahnen in Fiss sind weiterhin am Wochenende in Betrieb. Somit kann man am Samstag und Sonntag am Sonnenplateau Ski fahren.

NAUDERS. In Nauders sind vier Anlagen an Samstagen und Sonntagen geöffnet. Viele Skifahrer akzeptieren die Maskenpflicht

und das Reintesten, der Besuch der Gäste nimmt aber ab. „Bis auf Weiteres versuchen wir dieses Angebot aufrecht zu erhalten“, meint Mag. Michael Schöpf. Man hofft, dass die Gastronomie und Hotellerie zu Ostern öffnen kann, der Glaube daran wird aber immer geringer. Allerdings will man heuer schon am 10. Mai, falls erlaubt, die Bergbahnen für die Sommersaison öffnen. „Der Sommer mit unserem herausragenden Bike-Angebot wird immer wichtiger“, freut sich Prokurist Schöpf.

Auch der Obmann des Schiklub Landeck Fuzzi Huber macht in der Zammer Riefe Liftler-Dienst. RS-Fotos: Pircher

Eine Spendenbox soll die Kosten hereinspielen.

•auch für Quereinsteiger ohne fachliche Vorkenntnisse

autechnik-Kolleg, , 19:00 Uhr T-Kolleg, , 19:00 Uhr Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 05412/6911*14). Pressespiegel Seite 67 von 74

„Après-Ski ist sehr vielfältig“ „Kitzloch“-Chef Bernhard Zangerl aus Ischgl über Medienberichte, Anfeindungen und die Zukunft des Après-Ski www.observer.atRundschau Ausgabe Landeck Die führende Wochenzeitung im Oberland und Außerfern Imst, am 24.02.2021, Nr: 8, 50x/Jahr, Seite: 12 Druckauflage: 18 614, Größe: 87,74%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13404210, SB: Ischgl (dgh) „Kitzloch“-Chef Bernhard Zangerl aus Ischgl blickt im RUNDSCHAU-Interview auf ein schwieriges, Interview- und Anfeindungen-reiches Jahr zurück. Sein Après-Ski-Lokal stand bekanntlich zu Beginn der Pandemie im Oberland im Mittelpunkt.

RUNDSCHAU: Wissen Sie, wie viele Interviews u.ä. Sie in etwa gegeben haben? Waren ausländische Medien „aggressiver“ als österreichische/ Tiroler?

Bernhard Zangerl: Ja, aktuell zurückblickend auf ein wahrlich außergewöhnliches Jahr sind es aktuell wahrscheinlich so knapp an die 100 Interviews, in Form von NewsSendungen, Reportagen, Live-Interviews, Radiosendungen, Magazinen, Podcasts, Zeitungen … in so ziemlich allen europäischen Ländern, auch weltweit waren einige namhafte Mediengruppen vor Ort, u.a. BBC, New York Times, Washington Post, Bloomberg … und man kann schon sagen, dass man sich daran gewöhnt hat, ständig und regelmäßig Rede und Antwort zu geben. Die Eröffnung der Saison 2020/21 wäre da auch wieder sehr gefragt gewesen und so waren für eine geplante Eröffnung im Dezember, Jänner bereits Wochen im Vorhinein zahlreiche TV-Teams angemeldet … Aus meiner Sicht war es eigentlich so, dass speziell österreichische und Tiroler Medien sehr negativ und teils wirklich sehr unfair und nicht „neutral und objektiv“ über das Geschehen berichtet haben und dies dann auch teils von deutschen Medien so übernommen wurde. Das kann ich so sagen, weil ich selber ständig in Kontakt mit Journalisten bin und war und weiß, dass die österreichische Berichterstattung die weltweit negative Berichterstattung am meisten geprägt hat. Grundsätzlich ist meine Erfahrung aber eine sehr gute und ich kann sagen, dass besonders ausländische Medien ohne Vorurteile und nicht voreingenommen angereist sind und sich selber ein Bild vor Ort gemacht haben. Hause eingesperrt zu sein, war sehr schwierig und die herausforderndste Zeit. Das war auch der Zeitpunkt, wo wir uns dafür entschieden haben, offen mit den Medien zu kommunizieren. Dass das dann solche Ausmaße annimmt, hat sich keiner nur ansatzweise gedacht. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass nach den ersten fünf Interviews eigentlich alle Fragen beantwortet sind und dann wieder „Ruhe“ einkehrt …

RUNDSCHAU: Haben Sie Anfeindungen von Privatpersonen nur aus dem Ausland oder Restösterreich erlebt, oder waren auch welche aus Landeck und Ischgl darunter?

Bernhard Zangerl: Anfeindungen hat es anfangs speziell aus dem österreichischen Raum gegeben, nach eigenen Recherchen hauptsächlich aus der Region Innsbruck und Wien. So wurde auch kein Versuch unterlassen, auf unseren Bewertungsportalen (Tripadvisor, Google-Rezensionen) durch Emails, aber auch durch Anrufe Unmut kund zu tun. Uns war aber klar, dass es auch davor schon unzählige Ischgl-Kritiker gegeben hat, die alles, was wir machen, verurteilen und schlechtreden und dann durch die Corona-Berichterstattung wieder Anlass gefunden haben, ihren Neid und Hass im Internet zu teilen. Außerdem ist man schon irgendwie gewohnt, dass viele sehr neidisch auf Ischgl blicken. Auf das, was unsere Vorfahren, Großeltern und Eltern, hier aufgebaut haben.

Bernhard Zangerl: „Anfeindungen hat es anfangs speziell aus dem österreichischen Raum gegeben, nach eigenen Recherchen hauptsächlich aus der Region Innsbruck und Wien.“

ten und Emails von Gästen aus aller Welt mit, dass sie es kaum erwarten können, wieder nach Ischgl zu kommen. Das Problem ist eben aktuell, dass wir eine Leistung bzw. ein Produkt haben, das man aktuell leider nicht kaufen/nutzen kann (Reisebeschränkungen, Grenzschließungen, Lockdown seit November usw. …). Wir sind jedoch optimistisch und hoffen nach wie vor auf ein kleines bisschen Saison und somit auch auf ein bisschen mehr Normalität. Außerdem wird sich Qualität, wie sie in Ischgl vorzufinden ist, immer durchsetzen.

RUNDSCHAU: Wie sehen Sie die Zukunft des Après-Ski?

Bernhard Zangerl: Après-Ski gehört zum Skifahren und wird auch in Zukunft zum Skifahren dazugehören. Après-Ski ist sehr vielfältig und meiner Meinung nach in verschiedenen Formen nach dem Skifahren vorzufinden. So gehen manche gemütlich auf ein Glas Wein in eine Bar und essen eine Brettljause dazu, andere verbringen ihren Après-Ski in der Unterkunft an der Bar oder auch im Hotelspa, und andere gehen eben auf ein oder zwei Getränke in ein Lokal. Meiner Meinung nach ist der Besuch einer Après-Ski-Bar, eines Gasthauses, einer Bar, aber auch einer Disco ganz klar mit einer Kultureinrichtung gleichzusetzen und gesellschaftlich von unersetzbarer Bedeutung. Wenn man alleine daran denkt, wie viele Menschen aus aller Welt sich dort kennenlernen und finden, diskutieren, Spaß haben, unterhalten werden, den Alltag vergessen und das Leben genießen.

RUNDSCHAU: Wird das „Kitzloch“ umfunktioniert?

Bernhard Zangerl: Das Kitzloch wäre diese Saison 2020/21 ein ganztägig geöffnetes Restaurant gewor den, mit den ganzen Sicherheitsbestimmungen (u.a. Konsumation im Sitzen, MNS von und zum Tisch, keine Tanzfläche, kein Barbereich, keine laute Musik, Gästeregistrierung usw.), also zusammengefasst gesagt ein anderes bzw. neues AprèsSki-Erlebnis im Kitzloch. So würde natürlich ein eventueller Saisonstart diesen Winter aussehen, sollte das jedoch nichts werden, hoffen wir den nächsten Winter wieder in einer gewohnten Normalität starten zu können.

RUNDSCHAU: Was war das Schwierigste für Sie am vergangenen Jahr – in (zwischen-)menschlicher, aber RUNDSCHAU: Bemerken Sie als auch wirtschaftlicher Hinsicht? Unternehmer gravierende Verände-

Bernhard Zangerl: Das Schwie- rungen in der Nachfrage nach Skiurrigste am vergangenen Jahr war, als laub in Ischgl? ich in Selbstisolation am 7. März ge- Bernhard Zangerl: Meiner Meikommen bin und die ganze negative nung nach wird es keine große Berichterstattung sowie die Vorwürfe Veränderung der Nachfrage für und Unwahrheiten, die über Ischgl Skiurlaub geben und so hoffe und und das Kitzloch verbreitet worden glaube ich, dass, sobald die Pandesind, mitzuverfolgen hatte. Das alles mie besiegt ist, sich der Tourismus auf Social Media und im Fernsehen Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. wieder schnell erholen wird. Man mitzubekommen und hilflos zu bekommt vor allem aus TelefonaAnfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 05412/6911*14). Pressespiegel Seite 68 von 74

Die Die Tiroler wehren sich gegen ihr schlechtes Corona-Image Sündenböc ke www.observer.atDie ganze Woche Österreichs größte Wochenzeitschrift Wien, am 24.02.2021, Nr: 8, 51x/Jahr, Seite: 18-19 Druckauflage: 368 200, Größe: 86,45%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13404379, SB: Ischgl

Nach dem „Corona-Fall Ischgl“ im März des vergangenen Jahres und dem Auftreten der südafrikanischen Mutation des Corona-Virus im Zillertal in diesen Tagen wurden die Tiroler zu den „Stiefkindern“ unseres Landes er-

Seit Wochen kursiert in den sozialen Medien eine Szene der „Piefke-Saga“, obwohl der Fernsehfilm aus der Feder des Tiroler Autors Felix Mitterer inzwischen 31 Jahre alt ist. Das beweist die Qualität der Aufnahme, nicht aber deren Inhalt, der aktueller zu sein scheint denn je.

In besagter Szene wettert der Bürgermeister des fiktiven Tiroler Dorfes Lahnenberg, gespielt von Kurt Weinzierl, bei einer Ansprache in Richtung Bundeshauptstadt: „Wir sind zutiefst entsetzt, aber glauben Sie mir, Wien ist nicht Tirol. Wir haben es in unserer Geschichte nie leicht mit unserer Hauptstadt gehabt (…) Unsere Mentalität ist eine völlig andere.“

Heute heißt Weinzierl nicht Kurt, sondern Günther, sein Nachname ist Platter und er ist Landeshauptmann von Tirol. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Tiroler Wirtschaftskammer Christoph Walser und dem obersten Seilbahner Franz Hörl, hatte er sich, nachdem die Südafrika-Mutation des Corona-Virus zum ersten Mal im Zillertal aufgetaucht war, vehement gegen die von der Bundesregierung beschlossene Isolation Tirols vom Rest unseres Landes gewehrt. Von einem „Rülpser aus Wien“ war ebenso die Rede wie davon, dass man die Tiroler schon noch kennenlernen werde.

Spott und Häme für die angeblich trotzige Mentalität des Bergvolkes ließen nicht lange auf sich warten. Tirol mutierte rasch zu „Virol“ und das Zillertal zum „Killertal“.

Zum zweiten Mal nach dem Ischgl-Desaster im Vorjahr kam der Corona-Supergau aus Tirol. Damit stand der Sündenbock fest. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass die ursprünglichen Spuren der Virus-Mutationen später nach Deutschland und Niederösterreich führten. Und auch nicht die Tatsache, dass Tirol mittlerweile den

Das Zillertal wurde zum „Killertal“

hermann Pittl, 68, Polizist im Ruhestand und ehemaliger Schützenhauptmann, Mils „Anschuldigungen kamen wohl von der politischen Opposition“

„Im Fall Ischgl verstehe ich die Vorwürfe gegenüber der Tiroler Landesregierung und den Gesundheitsbehörden nicht. Es heißt immer, Tirol hätte zu spät gehandelt.

Mein Gefühl ist, dass die Anschuldigungen von der politischen Opposition kamen und von der Presse aufgegriffen wurden. Es waren sicher alle überfordert, niemand hatte mit dem Virus Erfahrung. Das Land hat aber Gesundheitsmaßnahmen ergriffen, die normalerweise für ansteckende Krankheiten gelten. Bei der südafrikanischen Virus-Mutation müssen wir handeln, damit es in drei Monaten nicht wieder heißt, wir hätten zu spät reagiert. Deshalb bin ich für die Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen wurden. Bei den Äußerungen gegenüber Wien ist die Politik über das Ziel hinausgeschossen. Landeshauptmann Günther Platter wollte Stärke beweisen. Schlussendlich wurden aber die Maßnahmen aus Wien mit der Abschottung und den strengeren Tests notwendig.“

Kathrin Stoll, 32, Unternehmerin, Reith im Alpbachtal „Ich halte es für eine Sauerei, was mit den Tirolern gemacht wird“

„Ich halte es für eine Sauerei, was mit den Tirolern ge macht wird. Es kann doch nicht ein einzelner für ein globales Problem verantwortlich gemacht werden. Das ist ein Witz.

Viel mehr müsste es ein Gesamtkonzept geben, bei dem alle an einem Strang ziehen. Vom Südafrika-Virus gibt es mittlerweile Fälle in vielen Ländern, wobei sich immer mehr heraus kristallisiert, dass das Virus, von dem die Afrikaner angeblich gar nichts wissen, über Deutschland eingeschleppt wurde. Die Tiroler, denen die Einschleppung nachgesagt wird, tun mir leid, weil sie in Briefen bedroht wurden. Und das alles, weil Politiker in Wien und Bayern extreme Maßnahmen verhängen. Es wird auch die Wirtschaft kaputtgemacht, wenn Pend ler nur unter schwierigsten Bedingungen oder gar nicht nach Deutschland dürfen.“

Sündenböc ke der NationWien, am 24.02.2021, Nr: 8, 51x/Jahr, Seite: 18-19 Druckauflage: 368 200, Größe: 85,72%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13404379, SB: Ischgl

klärt. Vom trotzigen Bergvolk war ebenso die Rede wie von einer „Mir sein Mir“-Mentalität. Doch die Tiroler sehen sich zu Unrecht zum Sündenbock gemacht. Die WOCHE-Reporterin Barbara Reiter hat sich in Tirol umgehört.

bundesweit niedrigsten Sieben-Tages-Infektionswert aufweist. Dennoch ruderte Landeshauptmann Platter zurück und zeigte sich in Bezug auf die Abschottung Tirols vom Rest des Landes einsichtig.

In der vergangenen Woche meldete sich der weitaus wortgewaltigere Seilbahnchef Hörl erneut zu Wort, als die Bundesregierung die Schließung der Gastronomie und Hotellerie bis Ostern verkündete. „Das akzeptiere ich so nicht“, sagt Franz Hörl und fordert eine Neubewertung der Lage Ende Februar. Damit scheint er den Tirolern aus der Seele zu sprechen, wie aus einer Umfrage hervorgeht. Von „Sauerei“ ist unter der Bevölkerung ebenso die Rede wie von „Unverhältnismäßigkeit“.

Es ist also gut möglich, dass die Virus-bedingten Auseinandersetzungen zwischen Wien und Tirol in eine weitere Diskussionsrunde gehen. Die „Piefke-Saga“ hatte schließlich auch vier Folgen.

herbert Perathoner, 56, Bildhauer, Hall „Die Anschuldigungen sind haltlos“

„Die Maßnahmen sind eine Beleidigung meiner Intelligenz, weil ich mich als ehemaliger Spitzensportler seit Jahren mit Gesundheit beschäftige. Es gibt Mittel gegen Corona, wo wir keine Angst mehr zu haben brauchen, weil die Natur uns alles gibt. Corona ist zu einem Geschäftsmodell geworden. Es kommen immer neue, unbegründete Maßnahmen auf uns zu. Die Anschuldigungen gegenüber Tirol sind für mich haltlos. Viel schlimmer als das Virus ist für mich die Zerstörung der Wirtschaft. Es ist eine Frechheit, dass Menschen, die in Tirol leben und jahrelang Steuern gezahlt haben, systematisch vernichtet werden. Es gibt zahlreiche Jungunternehmer, die Schulden gemacht haben, um sich etwas aufzubauen. Die Verzweiflung ist groß, kommt aber in der Berichterstattung nicht vor.“

Karl SPanring, 58, Optikermeister Hall „Wir Tiroler müssen uns nicht alles gefallen lassen“

„Ich denke, dass Tirol zu Unrecht bestraft wird. Speziell die Regelungen unserer deutschen Nachbarn, der Bayern, halte ich für ungerecht und nicht nachvollziehbar. Was mich schon seit Ischgl ärgert, ist, dass Tirol der Sündenbock der Nation sein soll. Tirol ist aber nicht der Verursacher der Pandemie und dahingehend stimmt etwas in der ganzen Berichterstattung nicht mehr. Wir Tiroler müssen uns nicht alles gefallen lassen. Wenn unser Landeshauptmann ein bisserl auf den Putz gehaut hat, dann hat er schon recht.“

gabriele hye, 58, Fachsozialbetreuerin, Innsbruck „Die Verbreiter des Virus in Europa waren vor allem Urlauber“

„Den ersten ,Lockdown‘ im Frühjahr 2020 fand ich in Ordnung, weil die Kritik nach den Vorkommnissen in Ischgl nachvollziehbar war. Allerdings waren die Verbreiter des Virus in Europa vor allem Urlauber. Der dritte ,Lockdown‘ hingegen ist eine Katastrophe. Ich sehe mich als Tirolerin schon als Sündenbock, weil ich nicht einmal mehr nach Deutschland fahren darf, obwohl Tirol derzeit die bundesweit niedrigsten CoronaZahlen aufweist. Die Tiroler sollten einige Zeit unter sich bleiben und im eigenen Bundesland Urlaub machen. So hätten wir auch kein Problem mehr. Bezüglich der südafrikanischen Virus-Mutation fände ich es eine Frechheit, sollte die wirklich ein Tiroler während des ‚Lockdowns‘ bei uns eingeschleppt haben. Was nervt, sind die Schließungen der Hotels und Restaurants. In jedem Geschäft und sogar in den Schlangen beim Corona-Test sind die Menschen enger beisammen als in jedem Gasthaus oder Hotel. Dazu kommen die hohen Schulden, die jetzt gemacht werden. Dafür werden unsere Kinder und Enkelkinder eines Tages unverschuldet büßen müssen.“

Als das Virus

§ Heutegenauvor einem Jahrtratenineinem Hotelin Innsbruckdieersten Corona-Fälle auf § „Es ist ein Falleingetreten, aufden wir vorbereitetsind“,betontedamals die Politik

Innsbruck, 25. Februar 2020. Es ist Faschingsdienstag. Auchinder Tiroler Landeshauptstadt sindVerkleidete unterwegs, wirdgefeiert. Aber dieser Tag wirdnicht aufgrunddes buntenTreibens indieGeschichteeingehen ... ... dennamfrühenAbend macht plötzlich die Nachricht dieRunde,dass es die erstenCorona-FälleinÖsterreichgibt. DieMeldung verbreitet sich sprichwörtlich wieeinLauffeuer.

Das Virus hat sich, um nachÖsterreich zu kommen, einen vornehmenPlatz ausgesucht:Das einzigeFünfSterne-Hotel in Innsbruck, das Europa. Dort, wo schon KönigLudwigII.,QueenElizabethII,Fürst Albertvon Monacooder Künstler wie die Rolling Stones, Deep Purple und Zucchero genächtigt haben. IndenBarswird über Corona-Witzegelacht

Es ist 18.30 Uhr, als die „Krone“ mit einemTeam vor Ort eintrifft. Währendin so mancher Bar noch über Corona gewitzelt und mit gleichnamigem Bier angestoßen wird, herrscht vor demHotelemsiges Treiben. Echte,alles anderealsverkleidete Polizisten riegeln das Haus ab. Es darfkeiner raus, und schongar niemand mehr hinein, was einige verdutzteGästenichtverstehen wollen. ImInnerenhuschen mit Masken undHandschuhenausgerüstete und teils in weißeMäntelgehülltePersonenherum–aber es handelt sich nicht umeinen „Tatort“Dreh:Coronaist inÖsterreichangekommen. Aus Italienmit demVirus imGepäcknachTirol

Nur spärlich sickern Informationen vom Hotel nach außen. So viel aber doch: BeimoffiziellenCoronafall Nummer 1 und 2 inÖsterreichhandelt essich umein junges italienisches Pärchen (beide 24Jahrealt),daswenige Tage zuvor von einem Kurzbesuch aus seiner Heimat nachInnsbruck zurückgekehrtwar. Mit imGepäck hatten siedas Virus. Zu diesemZeitpunkt,andiesem 25. Februar, gibt es neben diesen beidenInfektionenbereits in mehrereneuropäischenLändernFälle. Darunter Großbritannien, Deutschland, Frankreich,Spanien,Kroatien und Italien. Weltweit liegt die Zahl der Infizierten andiesemFaschingsdienstag vor einem Jahr bei rund 80.000,jeneder Todesopfer beiknapp 2500. Nocham selbenAbenderklärt Bundeskanzler SebastianKurz: „Es ist einFalleingetreten,auf den wir vorbereitet sind. Jetzt gilt es, rasch zureagieren.“ Esseinicht notwendig, in Panik zu verfallen, betonenKurzundGesundheitsminister RudolfAnschober. Das HotelEuropa steht mittlerweileleer

Wasseit diesemdenkwürdigenFaschingsdienstagalles passiert ist,lässtsichhier aus Platzgründen nicht niederschreiben,aber einpaar Schlagworte: Ischgl, Chaos beiMassenausreise vonGästen, Quarantäne, Cluster, Lockdown,Schul- undGastroschließungen, Maskenpflicht,Einbrüchein vielen Wirtschaftsbereichen usw.

Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 112 Millionen Infizierte (wovon etwa die

nachÖsterreichkam www.observer.atWien, am 25.02.2021, 365x/Jahr, Seite: 16-17 Druckauflage: 681 902, Größe: 92,74%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13406539, SB: Ischgl

25. Februar2020: Polizisten riegelndas Hotel Europaab. Davor auch verdutzte Gäste,dienichtreindürfen.

Hälfte genesen ist) und knapp 2,5MillionenTodesopfer. InÖsterreich sindes knapp450.000 Infizierte und 8400 Tote,diemit diesemVirus in Zusammenhang gebracht werden.

Übrigens:Das altehrwürdige Fünf-Sterne-Hotel Europa in Innsbruck steht mittlerweile leer, ist dem Verfall preisgegeben. Dort werden wohlniemehr Gäste einchecken – ein Bild mit Symbolcharakter, was dieses Virus in Europa anzurichten imstande warundnochist. Claus Meinert

HANS GMEINER

Zu Tode g’fürcht ist auch g’storbn

Vor einem Jahr, in der letzten Februarwoche, kam Corona auch in Österreich so richtig an. Gab es in der Woche zuvor in den heimischen Zeitungen nicht mehr als 115 Meldungen zum Thema, so waren es eine Woche später mit einem Mal 600. Man fragte freilich noch arglos „Corona – ist Dramatik angebracht?“ und beruhigte sich mit Ärzte-Äußerungen wie „Die erregung rund um Covid-19 ist für mich rational nicht nachvollziehbar, dieses Virus ist nicht besonders gefährlich“ oder „Kein Grund zu Corona-Panik,

Grippewelle ist gefährlicher“. außerhalb von China waren damals gerade einmal 700 Fälle registriert. In Italien sperrte man nach den ersten zwei Todesfällen erste Gemeinden ab. am ende dieser Woche aber gab es in Österreich bereits sieben registrierte Fälle. Wer damals bei der begrüßung den Handschlag verweigerte, wurde dennoch schief angeschaut und musste sich rechtfertigen. Ischgl war, zumindest in der breiten Öffentlichkeit, noch weit weg, wiewohl das Virus bereits wohl dort war. Der rest ist Geschichte – in der vergangenen Woche gab es in den heimischen Zeitungen knapp 4.000 Meldungen zum Thema Corona, die Statistik zählt inzwischen allein in Österreich fast 450.000 Fälle und mehr als 8.200 Tote.

Die Pandemie hat uns fest im Griff. unser Lebens ist auf den Kopf gestellt. Das Licht am ende des Tunnels, von dem seit vergangenem Sommer die rede ist, ist immer noch weit weg. Die Nerven liegen blank, liest man allerorts.

Wir haben viel lernen müssen in diesem Jahr. und wir konnten auch vieles lernen. Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass auch unsere Generation, zumal jene in den westlichen Industriestaaten, der Krieg und Not immer fremd waren, nicht unverletzlich ist. Wir haben lernen müssen, dass auch für uns die Welt nicht der sichere Ort ist, als den wir sie kennenlernten, und wie schnell alles anders sein kann.

Die Pandemie bescherte uns aber auch vieles, was Mut machen kann. Ganz zuvorderst ist da die Wissenschaft zu nennen, die es schaffte, binnen weniger Tage das Virus zu sequenzieren und binnen weniger Monate Impfstoffe zu entwickeln, die uns eine Perspektive geben. auch wenn wir in Österreich, wie in ganz europa, verärgert auf die Impfung warten, darf man nicht außer acht lassen, dass weltweit bereits fast 200 Millionen Menschen geimpft sind – mit Impfstoffen, die vor einem Jahr gerade einmal im sprichwörtlichen Laborstadium waren.

Das gibt, auch wenn das viele jetzt nicht wirklich hören wollen, Hoffnung, zeigt es doch, zu welchen Leistungen der Mensch fähig ist. und natürlich die Wissenschaft, muss man dazusagen. Letztere, und hier vor allem die Chemie, ist bei vielen Menschen in Verruf geraten und musste in den vergangenen Jahren und Jahrzehn-

Jetzt muss es auch darum gehen, nicht nur das Virus im Griff zu haben, sondern einen praktikablen Weg zu finden, mit der bedrohung zu leben.“

Hotspot Ischgl: Ende des Alpen-Ballermanns?

Der Ischgler Tourismuschef Alexander von der Thannen will exzessiven Partytourismus minimieren, aber keine Neuausrichtung des Geschäfts.

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