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Insider Wien, am 24.02.2021, Nr: 59, 52x/Jahr, Seite: 8-9 Druckauflage: 90 000, Größe: 92,28%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13403417, SB: Ischgl
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WIDERSTaND Im muTaTIoNSgEbIET
Landeschef Platter „Es ist ein unglaubliches Pech.“
Tirol: Ein RebellenLand als Problemfall
Corona-Hotspot Ischgl ein Jahr danach Verwaist – und das Negativ-Image bleibt.
1 Jahr nach Ischgl ist Tirol wieder Corona-Hotspot Europas und steht einmal mehr in der Kritik. Tirol als »Buhland« – und die Ösis sind wieder die Bösis. irol mit dem größten Cluster der SüdafrikaMutation B.1.351 in ganz Europa. Bloß Pech oder selbstverschuldet? In jedem Fall weiterhin Anlass für europaweites Tirol-Bashing. Britische Skilehrer, die ungeniert Party feiern und für weitere Virusausbreitung sorgen, Urlauberrazzien in Wintersportzentren wie St. Anton am Arlberg, Tirol als Mutationssperrgebiet und nach Sanktionen harsche Töne nach Wien oder München: Ein Jahr nach Ischgl hat Tirol wieder das Fett weg. Als „Virol“ wird es seither im Internet verspottet. Die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit sparte da nicht
T
mit scharfer Kritik: „Das System Tirol, dieser verkrustete Zirkel aus Touristikern und Unternehmern, bringt die österreichische Pandemiebekämpfung in ernsthafte Gefahr – und spielt mit der Gesundheit von uns allen.“ Für das deutsche Robert-Koch-Institut gingen Skiurlaube und Anstieg der Südafrika-Variante ja Hand in Hand: „Der starke Anstieg wird mit diesem Geschehen ursächlich erklärt.“ Medial machte damit ein „Ischgl 2.0“ die Runde. Deutschland reagierte bekanntlich mit Grenzkontrollen, Irland setzte gleich ganz Österreich auf die Rote Liste. Jede Entwicklung wird inter-
national mit Argusaugen beobachtet, notfalls mit Sanktionen bedacht. Was in Tirol gerne als „Rache für Ischgl“ gesehen wird, ist imagemäßig für ein vom Tourismus abhängiges Land wie Tirol freilich eine Katastrophe. Und das Land reagierte seinem Andreas-Hofer-Image gemäß rebellisch. Als Wien die Reisewarnung verhängte, ließ Tirols Wirtschaftskammerchef Christoph Zangerl wissen: „Die werden uns noch kennenlernen.“ AK-Präsident Erwin Zangerl meinte, man solle die Tiroler nicht wie Pestkranke behandeln, und Franz Hörl, mächtiger Wirtschaftsbund- und Seilbahnenchef,
kommentierte die Maßnahme als „Rülpser aus Wien“. Sätze, die im Netz viral gehen, dort mit der Aussage des Gesundheitslandesrates Bernhard Tilg nach dem Ischgl-Desaster („Wir haben alles richtig gemacht“) konkurrieren. Auch Landeschef Günther Platter (ÖVP), der sowohl Ischgl als auch den SüdafrikaCluster als „unglaubliches Pech“ bezeichnet, brachte seine Zweifel an den Maßnahmen an. Dazu hieß es dann in der Frankfurter Allgemeinen: Im Stellenprofil eines Tiroler Landeshauptmanns sei „Trotz eine wichtige Eigenschaft“. Virologin Dorothee von Laer von der Medizinischen Universität
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