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38 38 38 Tirol, das neue Kärnten–oder: Ein System bröckelt vor sich hin Tirol, das neue Kärnten–oder: Ein System bröckelt vor sich hin Tirol, das neue Kärnten–oder: Ein System bröckelt vor sich hin Tirol, das neue Kärnten–oder: Ein System bröckelt vor sich hin
VO N O L IVER P INK
Tirol,das neue Kärnten– oder: Ein Systembröckeltvorsichhin
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Zwei Rücktritte,eine Affäre. Undein Landeshauptmann,der nachallden Verwerfungen seit Pandemiebeginn nun Fakten schafft. Fürs Erste jedenfalls.
Sagen wir es einmal so: Es sieht seltsam aus. Eine Wirtschaftslandesrätin, die von ihrem privaten E-Mail-Account aus ihren Rücktritt verkündet. Ein ohnehin schonumstrittener Gesundheitslandesrat, der das wenigspäter auchtut. Nachdem zuvor dieDebatte über einefreihändige Auftragsvergabeder Tiroler Landesregierung an ein Wiener Labor hochgekocht war,dasim Verdachtsteht, teilweisefalsche Coronatests (die mit den gefährlichen Mutanten) ausgestellt zuhaben, und dessen Chef,ein Urologe,am Freitagin einem Kunstfehlerprozess vor Gericht steht. Allein,dass die traditionelllokalpatriotischen Tiroler ein Wiener Labor beauftragen, ist zumindestschon einmalungewöhnlich.
Alle, die mit dem Innenleben der Tiroler ÖVP näher befasstsind, meinen allerdings, dass die Amtsübergabe der Wirtschaftslandesrätin, also von Patrizia Zoller-Frischauf, schon seit Monaten feststand, nur der exakte Zeitpunkt noch nicht. Und auch der Rücktritt des Gesundheitslandesrats, also von Bernhard Tilg, seinur eineFrageder Zeitgewesen. Die Vergabe an das Testlabor sei höchstens derletzteTropfengewesen,der das Fass zum Überlaufengebrachthabe. Wobei Tilg dem Vernehmennachgarnicht die treibendeKrafthinter dieser Vergabe an das Wiener Labor war.
BernhardTilg war allerdingsschon in der CausaIschglmassiv in dieKritikgeraten. In die jüngereFernsehgeschichtedieses Landesgingsein Auftrittin der„ZiB 2“ im März des Vorjahres ein, als er unbeirrt einums andereMal betonte, in der Corona-CausaIschgl allesrichtiggemacht zu haben. schütteln aufbeiden Seiten. Tirol fühlte sichmissverstanden,der Rest von Österreich verstand die Tiroler nicht mehr. Und wenn – das kann und wird jetzt auch Zufall sein – eine neue Mutante auftauchte in Österreich,dann war Tirol verlässlichnicht weit davon entfernt. Das System desschwarzen Tirol,die Dominanz der Volkspartei, hat Rissebekommen, die Pandemie hat das noch einmal deutlichsichtbarer werdenlassen. Der demokratische Absolutismus eines Eduard Wallnöfer liegt weit zurück, schon in den vergangenen Jahrzehnten war innerparteilicher Streit in der Tiroler ÖVPeinständiger Begleiter, mitpersönlichen VerwerfungenundAbspaltungen. Dem jeweiligen Landeshauptmann gelang es immerhin, dies so zu übertünchen,dass das Systemnochhielt. Und das scheint dem derzeitigen, Günther Platter, nuningewisser Weiseauchnoch einmalgelungen zusein. DieNachfolge von Patrizia Zoller-Frischauf und BernhardTilghat erselbstgeregelt, seinen innerparteilichen Konkurrenten, den nach vorn drängenden Tiroler Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Walser, noch einmal abgewehrt. Platter trat am Mittwoch dieFluchtnach vorn an: Ja, er werdebei der Landtagswahl 2023 wieder antreten, sagteer bei der Präsentationseinerneuen Landesräte.
Causa finita? Man wird sehen. Das Rumoren wird wohl weitergehen. Unterschätzensollte man Günther Platter,den Armin Laschet aus Zams,aber auchnicht. Dennunterschätzt wurdeer schonoft. Als Verteidigungs-undInnenminister wurdeder ehemaligeGendarm
Tirol übernahm mit Beginn der Pande- nicht immer ganz ernst genommen. mie jeneRolle,die langeZeit Kärnten Dass er dereinst Landeshauptmann innegehabt hatte. Also vom Image her. wird–damalsgabesnoch Kaliber wie
Zuerst das misslungene Krisenmanage- Erwin Pröll, Michael Häupl oder Jörg mentin Ischgl, gefolgt von Beschwichti- Haider in der Landespolitik –, hätten gungenundRelativierungen,der Weige- ihm auchnicht viele zugetraut. Vor alrung, schnellstmöglich Maßnahmen ge- lemnicht,dass er essolang bleibt. Erist gen dieAusbreitunggefährlicher Virusva- es immerhin schon knapp 13 Jahre. In rianten zu ergreifen. einem bröckelnden Gemäuer allerdings,
Das Fremdbild der eigensinnigen, stu- jenem der Tiroler Volkspartei. ren Tirolerstand in Kontrast zum Eigen- Mehr zumThema: Seiten 2und3 bild, von verständnislosen Feinden des Tiroler Wesens umgeben zu sein. Kopf- E-Mailsan: oliver.pink@diepresse.comZum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/51414*70). Pressespiegel Seite 38 von 46