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Von Gottes eigener Hand? (M 1.4) Lehrer*innen-Info

Von Gottes eigener Hand?

M 1.4

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Ich erzähle euch heute, wie die Zehn Gebote auf die Welt gekommen sind. Ja, wirklich, das kann man so sagen. Man sagt, die kamen direkt von Gott. Es wird erzählt: Mose hat sie vom Berg geholt, vom Berg Gottes. Mose – ihr erinnert euch an Mose? Das ist der, der das Volk Israel aus Ägypten befreit hat – Zehn Plagen, Schilfmeer … – klingelt da was? Ja, ihr habt Recht, diese Mose-Geschichten sind schon eine ganze Weile her. Aber diese Zehn Gebote, die gelten bis heute überall auf der Welt als gute Grundregeln fürs Leben! Einfach göttlich, oder? Aber jetzt hört zu, ich beginne:

Mose führt das Volk in das Gelobte Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen. So sagte man damals. So hatte Gott es Mose versprochen. Ja, Mose führt das Volk. Aber zu sehen ist noch nichts, nichts von Milch, nichts von Honig. Trocken ist es und heiß. Denn der Weg dorthin, in das Gelobte Land, der führt mitten durch die Wüste.

Und dann, eines Tages, erreichen sie einen Berg, einen hohen Berg, man sieht kaum die Spitze. Steil sind seine Wände und in seinem Innern scheint es zu grummeln. „Da braut sich was zusammen“, flüstert ein alter Mann vor sich hin.

Mose lässt das Volk sich lagern und steigt allein auf den Berg. Und Gott spricht zu ihm: „Ich will euch Regeln geben, dass ihr nicht wie wilde Tiere lebt, wenn ihr in das Gelobte Land kommt, sondern in Ordnung und Frieden. Ich will euch Regeln geben, damit ihr mein Volk werdet, mein besonders geliebtes Volk, das friedlich und gut ist in meinen Augen. Geh, Mose, steige vom Berg herab und frage das Volk, ob sie das wollen. Ob sie mein Volk sein wollen und sich an meine Regeln halten.“

Und Mose tut, was Gott ihm sagt. Das Volk aber, als es alles gehört hat, ruft mit einer Stimme: „Ja, wir wollen Gottes Volk sein. Und wir werden alles befolgen, was Gott uns aufträgt.“ Und Mose steigt wieder hinauf auf den Berg und sagt es Gott. „Heute in drei Tagen“, sagt Gott, „werde ich vom Berg herab zu allen sprechen. Und sie werden nie wieder an dir zweifeln, Mose.“

Am dritten Tag ist der Berg in schwarzen Nebel gehüllt. Es blitzt und donnert und das Volk fürchtet sich sehr. Es weicht zurück, so weit wie möglich. Nur Mose, Mose wagt es. Er tritt in die Wolke. Gott spricht zu ihm. Laut verkündet er Zehn Gebote. Jeder könnte sie hören. Aber das Volk Israel ist vor Furcht und Entsetzen taub und blind … Erst als Mose zu ihnen geht und wiederholt, was Gott gesagt hat, da hören sie zu und nicken eilig. „Ja, ja, gewiss – alles, was Gott gesagt hat, wollen wir tun.“

So weit, so gut. Aber wie kommen die Gebote auf die Tafeln, von denen es heißt: Mose brachte sie vom Berg herab und auf ihnen waren die Gebote geschrieben? In der Bibel lese ich beides: Gott selbst hat sie aufgeschrieben und Mose gegeben. Ich lese auch: Mose hat gut zugehört und das Gehörte hinterher Wort für Wort aufgeschrieben. Vielleicht weiß niemand, wie es wirklich war. Aber ich finde, es kommt auch gar nicht so sehr darauf an. Das Wichtigste ist doch: Diese Gebote sind gut und wirksam! Da kann man schon sagen: Sie kommen vom Himmel.

Aufgaben

1. Wie stellst du dir den Gottesberg vor? Male ein Bild. Zeige es den anderen und erkläre, was du damit ausdrücken willst. 2. Notiere, was der Erzähler über seine Erzählung denkt (beziehungsweise über den Bibeltext, der ihr zugrundeliegt). Diskutiert die Meinung des Erzählers in der Gruppe.

Lehrer*innen-Info

Die Ursprungserzählung verankert die Zehn Gebote an einem bestimmten Punkt der Geschichte des Volkes Israel. Seine „Wüstenzeit“ neigt sich dem Ende – bevor das Gelobte Land betreten wird, bedarf es einer guten Ordnung. Gott bietet seinem Volk diese gute Ordnung an – und mehr noch: einen Bund. Gott verspricht dem Volk seine besondere Aufmerksamkeit, das Volk verspricht Gott, auf Gott zu hören und nach Gottes Willen zu leben.

Dass das nicht gutgehen wird, lässt bereits die Erzählung von der Übergabe der Gebote und vom Bundesschluss ahnen. Das Volk fürchtet sich, es hört nicht richtig zu – und schon, bevor Mose die Tafeln mit den Geboten zeigen kann, hat das Volk das erste Gebot gebrochen (und ein Stierbild angebetet).

Der biblische Text, Exodus 19–34, wirft viele Fragen auf: Wie oft geht Mose auf den Berg und mit wem? Dazu gibt es verschiedene Angaben. Wer schreibt die Gebote auf, Mose oder Gott? Beides wird erzählt. Was sind die Gebote: die zehn, die wir bis heute kennen? Oder die zehn, und all die anderen auch, die ebenso in dem ausführlichen Text zu lesen sind?

Für die Neuerzählung, die wir hier anbieten, haben wir den Text erstens gerafft und zweitens nicht geglättet, sondern bewusst problematisiert. Die Schüler*innen sollen immer wieder mit der Nase darauf gestoßen werden: Es kommt bei den erzählenden Bibeltexten nicht so sehr darauf an, was „wirklich geschehen“ ist, sondern darauf, was das Erzählte bedeutet, warum es erzählt wird und weitererzählt wird und sich bis heute gehalten hat. Für Schüler*innen, die Schwierigkeiten mit langen Texten haben, hier eine verkürzte Fassung, die ebenfalls Fragen aufwirft:

Kennst du die Zehn Gebote? Die Zehn Gebote regeln das Zusammenleben. Nicht töten, nicht stehlen, Treue zu Gott und Achtung vor dem Alter. Wichtige Regeln sind das. Wir brauchen sie. Hast du dich schon einmal gefragt, wer sich diese Regeln ausgedacht hat? In der Bibel wird erzählt: Das war Gott. Gott hat diese Regeln für sein Volk gemacht. Er hat sie aufgeschrieben, auf zwei steinerne Tafeln. So wird es erzählt. Und das kam so.

Gottes Volk war in dem Land Ägypten gefangen. Gott wollte das nicht. Er schickte einen Mann. Er sollte Gottes Volk befreien. Er sollte es in ein anderes Land führen, in ein gutes Land. Der Mann hieß Mose. Und er machte, was Gott sagte. Der Weg von Ägypten in das gute neue Land führte durch eine leere, trockene Gegend. Durch die Wüste. Mitten in der Wüste kamen sie an einen Berg. „Auf diesem Berg wohnt Gott“, sagte Mose. „Gott hat eine wichtige Botschaft für uns. Wollt ihr sie hören?“

Das Volk Gottes wollte Gottes Botschaft hören. Mose ging auf den Berg. Als er wieder herunterkam, hatte er zwei steinerne Tafeln bei sich. „Die sind von Gott“, sagte er. „Da stehen zehn Gebote drauf. Gott sagt: Wenn wir diese Gebote befolgen, können wir gut und friedlich in dem neuen Land leben. Wir alle zusammen und über uns Gott.“

Das Volk Gottes staunte. Die Gebote waren gut. Sie waren klar und deutlich. Nicht töten, nicht stehlen, treu sein zu Gott und achtsam vor dem Alter. „Aber, Mose“, fragten sie: „Wer hat das aufgeschrieben?“ Mose antwortete nicht. „Du?“, fragten sie. Damals konnten viele Menschen nicht lesen und schreiben. Aber Mose konnte es. Mose antwortete wieder nicht. „Oder Gott?“, fragten die Leute. Sie staunten. „Gott selbst …“ – Was glaubst du: Ist das wichtig?

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