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Die Zehn Gebote – damals und heute (M 1.5) Lehrer*innen-Info
from Freiräume 7
Die Zehn Gebote – damals und heute
M 1.5
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1. Ein Fachmann der Bibel erklärt:
Die Zehn Gebote sind wie Brausepulver. Ganz stark konzentriert. Man nimmt das Brausepulver und streut es ins Wasser. Es verdünnt sich und wird ein gutes Getränk. Die Zehn Gebote sind wie ein Klumpen Sauerteig. Man nimmt den Teig und vermischt ihn mit viel Mehl. Der Sauerteig durchsäuert das Mehl. Alles zusammen wird ein leckeres Brot. – Die Zehn Gebote sind genauso konzentriert wie Brausepulver und Sauerteig. Du nimmst sie und durchmischst sie mit deinen Lebenserfahrungen und Fragen. So bekommst du heraus, was diese Gebote dir bedeuten. Sie sind wie eine Stimme (von Gott), die dir Ratschläge für dein Leben gibt.
2. Zum Beispiel: Was soll ich tun, wenn …
1) … ich neu in der Klasse bin. Marie ist cool und hat eine obercoole Gang. Ich will gern dabei sein. Und dann fragt sie mich! Es gibt nur eine Bedingung. Ich muss eine Probe bestehen. Marie will meinen Hund, meinen geliebten Amos …
2) … ich meinen Vater suche. Mama erzählt mir ja nichts von ihm. Ich werde Oma fragen. Oma geht es nicht gut. Sie lebt nicht mehr bei uns, sondern in einem Heim. Ich habe sie lange nicht besucht …
3) … ich so wütend bin, so wütend! Da sind diese beiden großen Jungen. Sie haben mich übel gemobbt. Ich will mich rächen. Ich locke sie zu einem Schuppen, bis aufs Dach. Da sind diese morschen Bretter …
4) … ich an einem Wettbewerb teilnehme. Wenn ich so wie „Princess G.“ aussehe und ihr Lied singe, kann ich gewinnen. Aber eigentlich würde ich lieber mein eigenes Lied singen. Es ist ein Liebeslied für Hendrik, den jungen Assistenten des Wettbewerbs …
5) … ich ein Baumhaus gebaut habe und es einweihen will, sonntags, wenn Mama und Papa Zeit haben. Aber Woche für Woche kommt etwas dazwischen. Sie arbeiten einfach immer! Und ich? Meine Schwester ist auch genervt … 6) … unsere Eltern sich nur noch streiten. Mama hat sich in einen anderen verliebt. Was soll denn nur werden? Wir wollen keinen neuen Papi. Wir wollen, dass Mama und Papa zusammenbleiben. Aber wenn Mama nur noch heult …?
7) … ich so Hunger habe. Und da ist dieser Brezelstand … Ich greife zu. Und dann muss ich rennen! Ein fremder Junge hilft mir und wir teilen die Beute. Später ist da dieser kleine Hund. Er läuft mir nach. Ich mag ihn. Papa meint, ich darf ihn nicht behalten. Er gehört ja schon wem …
8) … ich diesen Jungen mag, Naresh. Es heißt, er ist ein indischer Prinz. Da muss ich Eindruck machen! Ich habe eine Idee: Die Villa, wo Mama putzt! Die Besitzer sind verreist. Ich besorge mir den Schlüssel. Und lade Naresh ein, als würde ich da wohnen …
9) … Opa uns verbietet, mit dem Jungen aus dem Haus nebenan zu spielen. Der wäre nicht gut für uns. Opa hat gehört, dass sein Vater ein Dieb ist. Aber der Junge, der sieht so traurig aus. Und vielleicht stimmt das, was Opa gehört hat, ja gar nicht …
10) … ich diesen Hund so mag. Ich habe ihn aus dem Tierheim. Und dann kommt Marie und will ihn zurück. Er wäre ihr weggelaufen! Ich will es nicht glauben! Ich will nicht …
Aufgabe
Bildet Tandems / Kleingruppen zu je einem Fallbeispiel. Welches der Zehn Gebote kann weiterhelfen – und wie? Stellt euer Beispiel und eure Lösung den anderen vor.
Lehrer*innen-Info
Die Zehn Gebote sind einerseits universell und auch unmittelbar einleuchtend (nicht töten, nicht stehlen, die Alten achten, Gott treu sein), andererseits aber auch kontextabhängig. Das Ehebrechen zum Beispiel: In alten Kulturen stand darauf die Todesstrafe; das hing vor allem damit zusammen, dass der Mann sicher sein wollte, dass das Kind, das seine Frau ihm gebiert, auch wirklich seins ist (heute gibt es dafür den Vaterschaftstest). Das Gebot, die Eltern zu achten: In alten Kulturen waren sie darauf angewiesen, dass ihre Kinder sie im Alter versorgen (heute gibt es dafür Rente und das soziale Netz). Das Gebot, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen: In alten Kulturen war der Name durch ein magisches Band mit seinem Träger verbunden (heute glauben wir das nicht mehr).
Trotzdem ist den genannten Geboten weiterhin ein guter Sinn abzugewinnen: Wenn Partner, die eine Familie gegründet haben, einander hintergehen, leiden alle Beteiligten. Ehrlichkeit und Vertrauen sind wichtig, auch wenn Beziehungen sich verändern. Wenn Menschen alt werden, behalten sie vor Gott ihre Würde – es ist wichtig, dass sie das auch spüren und leben können, insbesondere von den eigenen Kindern. Gottes Namen nicht zu missbrauchen, heißt auch: Keine Kriege im Namen Gottes, keine Gewalttat, keine Lüge.
Sie können deduktiv vorgehen und den Schüler*innen solche Bedeutungen (Bedeutungswandlungen) im Durchgang durch die einzelnen Gebote erklären – oder induktiv: warten, bis die Schüler*innen sich stoßen und danach fragen.
Zu: 1
Der Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit soll darauf liegen, die Gebote auf eigene Fragestellungen zu beziehen. Dazu regt der einleitende Text auf M 1.5 an. Die Veranschaulichung mit Brausepulver und Sauerteig kann noch gesteigert werden: indem diese Bilder praktisch erprobt werden.
Zu: 2
Die zehn Fallbeispiele sind dem Kika-Film „Unsere Zehn Gebote“ entnommen (Gemeinschaftsproduktion mit der ev. und kath. Kirche). In Spielszenen mit rotem Faden (der Hund Amos) erleben Kinder im Alter von ca. 10 bis 15 Jahren Dilemma- oder Entscheidungssituationen, denen je eines der Gebote zugeordnet ist.
Für die Arbeit im Klassenzimmer sehen wir vor: Die Kurztexte werden Partner- oder Kleingruppen übergeben. Diese leisten Detektivarbeit. Welches Gebot (die Gruppen erhalten auch M 1.6) könnte mit dieser Geschichte zu tun haben – und inwieweit? Die Zuordnung muss nicht zwingend der des Films entsprechen; Hauptsache, die Gruppen kommen zu schlüssigen Argumentationen und lernen das situationsabhängige Anwenden der konzentrierten Regeln.
Alternativ kann der Film eingesetzt werden (erhältlich bei Ihrer Medienzentrale oder bei Matthiasfilm).
Die Zuordnung der Gebote im Film ist:
Szene 1: 1. Gebot* / Szene 2: 4. Gebot / Szene 3: 5. Gebot / Szene 4: 2. Gebot */ Szene 5: 3. Gebot / Szene 6: 6. Gebot / Szene 7: 7. Gebot / Szene 8: 9. Gebot / Szene 9: 8. Gebot / Szene 10: 10. Gebot
*Szene 1 und 4 sind m. E. am wenigsten eindeutig. Bei 1 geht es darum, sich nicht von einem selbsternannten „Gott“ zum Opfer verleiten zu lassen; bei 4 eigentlich um das Bilderverbot (Doro soll „sie selbst“ sein, nicht eine Kopie; eine Art von „Namensmissbrauch“ steckt darin aber auch).