Bezirkszeitung Freistadt Juli 2015

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Ausgabe 1/2015 Die Zeitschrift des Christlichen Lehrervereins fĂźr OĂ– Bildungsregion Freistadt

Kontakte


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OBMANN OSR Ernst Steininger CLV-Obmann der BR Freistadt

Im Rückblick auf die Bezirksversammlung danke ich wieder allen Helferinnen und Helfern beim Organisieren im Vorfeld und bei der Abwicklung der Veranstaltung selbst. Wenn in dieser Ausgabe unserer „clv-kontakte“ viel von Bildung und Begeisterung die Rede ist, dann möchte ich diese Begriffe auch auf die Versammlung anwenden. Wir im Vorstand und im Organisationsteam haben uns über den tollen Besuch sehr gefreut, ich bedanke mich dafür sehr herzlich. Lehrerinnen und Lehrer als Bildungsverantwortliche standen bei den Ausführungen von Drin Christine Haiden im Mittelunkt. Sie verstand es ausgezeichnet, unsere Arbeit zu würdigen, aber auch kritische Punkte anzusprechen, das System Bildung zu hinterfragen und uns zum Nachdenken anzuregen. In ihrem Artikel können Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, die Überlegungen zusammengefasst nachlesen. Dietmar Stütz vom Zentralausschuss referierte aus aktuellem Anlass zum Thema „Besoldungsschema neu“. Am konkreten Beispiel konnte Klarheit beim neuen Modell geschaffen werden. Dass Frau PSI RRin Renate Scheuchenegger stets an unserer Versammlung teilnimmt, wichtige Informationen gibt sowie immer auch

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

motivierende Worte findet, ist ein Zeichen der Verbundenheit und Wertschätzung und steht für den Geist im CLV.

Petra Schmidinger begeisterte am E-Piano.

Im Herbst werden wir, wie bei der Versammlung erwähnt, an einer etwas anderen Gestaltung dieser Veranstaltung arbeiten und ich hoffe, 2016 dann auch wieder viele Kolleginnen und Kollegen begrüßen zu können. Allen Geehrten an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die langjährige Treue zu unserer Gesinnungsgemeinschaft. Wenn Bildung begeistern soll, dann müssen dafür auch die Rahmenbedingungen passen, bewährte erhal-

ten bleiben und neue eventuell geschaffen werden. Die wiederaufgeflammte Diskussion um eine Erhöhung der Lehrverpflichtung verunsichert hingegen sehr und wirkt demotivierend auf die Lehrerinnen und Lehrer. Studien bezeugen, dass es im Unterricht besonders auf die Lehrerpersönlichkeit ankommt, diese für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler wichtig ist. Das Gefühl, „Was ich bis jetzt geleistet habe, ist nicht genug“, ist dabei kein guter „Motor“ für die Arbeit einer Lehrperson. Ich hoffe sehr, dass die andiskutierte Maßnahme auch im Hinblick auf die Anstellung junger Kolleginnen und Kollegen nicht erfolgt, da ja durch eine Anhebung der Lehrverpflichtung viele neue Dienstposten verloren gehen würden. Dennoch wird mit viel Engagement und Begeisterung in unseren Schulen gearbeitet, was u. a. das Ergebnis der Zentralmatura in Oberösterreich beweist. Ich freue mich, dass unser Präsident HR Fritz Enzenhofer diesen Erfolg in seinem Dankschreiben an die Schulen auch auf die ausgezeichnete Arbeit der Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer zurückführt. Für die restlichen Schulwochen wünsche ich allen die nötige Energie, für die kommenden Ferien eine schöne Zeit und gute Erholung!

P.S.: Ein Hinweis noch bezüglich LKUF: Schauen Sie einmal auf das neue Onlineportal „myLKUF“ und melden Sie sich am besten auch gleich an!


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SCHULAUFSICHT RRin Renate Scheuchenegger

Bildung im 21. Jahrhundert

Pflichtschulinspektorin der BR Freistadt

Alte Gewissheiten und Traditionen schwinden heute schneller dahin als je zuvor, und „wenn man bloß ein bisschen achtgibt, kann man wohl immer in der soeben eingetroffenen letzten Zukunft schon die kommende Alte Zeit sehen“. Robert Musil

Mit jeder neuen Zukunft ändert sich die Verlässlichkeit des einmal auf eine bestimmte Art Gelernten. Was von dem, was früher einmal galt, gilt noch immer? Und was gilt nicht mehr? Um die rasanten Veränderungen in unserem Lebensalltag unterzubringen, müssen wir kreative und flexible Lösungsmöglichkeiten entwickeln. An diesem Punkt muss die Schule heute ansetzen. Weil wir definitiv nicht wissen, was die Zukunft bringt, was die Kinder an Wissen brauchen, um ihr Leben erfolgreich zu bewältigen und mit Sinn zu füllen, wird es in der Schule allgemein weniger darauf

ankommen, was den Kindern beigebracht wird. Wichtiger ist, sie zu ermächtigen, sich möglichst viel selbstständig beizubringen. Dass die Kinder in der Schule lernen sollten, Lernen zu lernen, ist heute relevanter als je zuvor. Erst das selbstständige Vernetzen von Wissen und Kompetenzen ist Bildung. Diese Bildung benötigt Freiräume und Rückzugsorte ebenso wie Emotionen und Umwege. Nur dann werden Menschen auch in Jahrzehnten in komplexen Sachverhalten bessere Entscheidungen treffen als Computer. Es ist unsere Aufgabe, in den Schulen ein Bildungsklima zu schaffen, das das Einüben solcher Fähigkeiten ermöglicht und Kreativität und Originalität belohnt.

„Wenn ich an die Zukunft dachte, träumte ich davon, eines Tages eine Schule zu gründen, in der junge Menschen lernen könnten, ohne sich zu langweilen; in der sie angeregt werden, Probleme aufzuwerfen und zu diskutieren; eine Schule, in der sie nicht gezwungen wären, unverlangte Antworten auf

Ich danke allen Pädagoginnen und Pädagogen für die Begleitung unserer Kinder, für die mutigen, phantasievollen ungewöhnlichen Ideen, für die gut aufeinander abgestimmten Konzepte und wünsche allen einen erholsamen Sommer.

ungestellte Fragen zu hören; in der man nicht studierte, um Prüfungen zu bestehen, sondern um etwas zu lernen.“

Ihre Pflichtschulinspektorin Renate Scheuchenegger

Karl Popper


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GEWERKSCHAFT DPTS Wolfgang Korner Vorsitzender des GBA Freistadt

Die gelebte Sozialpartnerschaft ist eine Säule unserer Demokratie und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bewährt. Trotzdem versucht die Regierung in letzter Zeit immer öfter diesen Weg zu verlassen. Durch gezielt gestreute Medienberichte versuchen unsere politischen Entscheidungsträger das Image der Gewerkschaft zu beschädigen, indem sie in der veröffentlichten Meinung, die von den Boulevardzeitungen getragen wird, immer wieder als „Blockierer“ notwendiger Maßnahmen hingestellt wird. Dass die vorgetragenen Reformen in Wahrheit Verschlechterungen der ohnehin schon belastenden Arbeitsbedingungen und nur Einsparungen auf Kosten der Qualität der Schule bedeuten, wird bewusst verschwiegen. Sehen wir uns nur die Diskussion bezüglich der zusätzlichen zwei Stunden Unterrichtsverpflichtung an. Die „Kronenzeitung“ und „Österreich“ erhalten vom Minoritenplatz exklusiv eine Information, dass zur Finanzierung der hochgelobten Steuerreform auch die „Beamten“ ihren Betrag zu leisten haben. Gleichzeitig wird angekündigt, dass die Lehrer/innen in Zukunft zwei Stunden mehr in den Klassen stehen sollen. Unterstützt vom Bundeskanzler beteuert die Bildungsministerin, dass dies keine Erhöhung der Arbeitszeit

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

bedeutet. Die Lehrer/innen sollen nur mehr unterrichten, ihre Gesamtarbeitszeit bleibt ohnehin gleich. Frau Heinisch-Hosek hat nur leider vergessen zu sagen, welche Arbeiten die Lehrer/innen in Zukunft nicht mehr erledigen müssen. Dass durch diese Maßnahme die Qualität in der Schule sicherlich sinken wird und dass nebenbei tausende junge Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsplatz verlieren würden, bleibt selbst vielen Journalisten, die in weiterer Folge berichten, verborgen. Auf den „Häupl-Sager“ möchte ich gar nicht eingehen, trotzdem sollte es zu denken geben, wenn politische Verantwortungsträger durch primitives Polemisieren gegen eine Berufsgruppe, von deren Engagement die positive Entwicklung der jungen Menschen unseres Landes abhängt, politisches Kapital schlagen wollen und damit bewusst dem Image der Lehrer/innen in Österreich schaden. Sollte es in Zukunft weitere Vorstöße in diese Richtung geben, werden wir uns zu wehren wissen. Der zweite Aufreger in letzter Zeit war die Besoldungsreform, die die EU der Regierung auferlegt hat. Obwohl die Regierung eigentlich genügend Zeit zur Reparatur des Besoldungsschemas gehabt hätte, sieht man auch an diesem Beispiel, dass eine sozialpartnerschaftliche Einigung bei der Gesetzwerdung für alle Seiten nur Vorteile gebracht hätte.

Die Regierung brachte einen Gesetzesentwurf ein, der nach kurzer Begutachtung durch die Gewerkschaft die Alarmglocken läuten ließ. Die neue Gehaltsstaffel hätte in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes massive Gehaltseinbußen bedeutet, sodass sogar der Nationalrat bei der Beschlussfassung des Gesetzes der Regierung den Auftrag erteilte, dieses sofort zu „reparieren“. Nach mehr als 20 Verhandlungsrunden der Gewerkschaft mit dem Dienstgeber konnte jetzt sichergestellt werden, dass es zu keinen Einbußen in der Lebensverdienstsumme kommt. In Zeiten wie diesen bin ich froh, dass wir mit Paul Kimberger einen konsequenten Verhandler auf Bundesebene haben. Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei allen Gewerkschaftsmitgliedern für die Solidarität und Unterstützung bedanken und hoffe auch weiterhin auf viele Gewerkschaftsbeitritte. Zum Schluss wünsche ich euch allen noch einen angenehmen Abschluss des Schuljahres und erholsame Ferien.


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DIENSTSTELLENAUSSCHUSS OSR Manfred Scheuchenpflug

Zur Information

Vorsitzender des DA Freistadt

Vorrückungsstichtag Ende Mai wurde im Nationalrat die „Reparatur der Reparatur“ (Norbert Schnedl, Bundesvorsitzender der

FCG) der europarechtlich gebotenen Besoldungsumstellung nach über 30 Verhandlungsrunden mit der GÖD

so beschlossen, dass es zu keinen Verlusten für die Lehrerinnen und Lehrer kommt.

Was passiert konkret Bis zur nächsten Vorrückung bleibt der Bezug gleich (Wahrungszulage 1). Die nächste Vorrückung erfolgt durch die Wahrungszulage 2 entsprechend dem bisherigen Besoldungsverlauf. Um die Erwerbsaussicht zu wahren, wird je nach Verwendung die übernächste Vorrückung um ein halbes Jahr, um ein Jahr oder um eineinhalb Jahre vorgezogen. Damit erreicht man die Zielstufe, die gegenüber den „alten“ Bedingungen höher ist. Ab dann erfolgt die Vorrückung wieder alle zwei Jahre (bei bestimmten Verwendungen alle 4 Jahre). Es gibt ab jetzt eine kleine und große Dienstalterszulage. Der Jubiläumszuwendungsstichtag bleibt gleich und das Anfalldatum der nächsten Funktionsstufen bleibt auch gleich. Das Bundesrechenzentrum wird eine Information aussenden, auf der die neuen Gehaltsstufen, das individuelle pauschale Besoldungsdienstalter und die Wahrungszulage ausgewiesen sind. Die Gehaltstabellen sind erst ab Erreichen der Zielstufe aussagekräftig.

LUV – Landeslehrerunterstützungsverein Der Landeslehrerunterstützungsverein ist eine Sozialeinrichtung der oberösterreichischen Pflichtschullehrer. Der LUV gewährt Zinsenzuschüsse zu Bankdarlehen der Raiffeisen-Landesbank. Mitgliedsbeitrag: monatlich 1,30 €. Zweck: Eigenheimbau oder Wohnungsbeschaffung, Wohndarlehensrückzahlungen, Hausstandsgründungen, Wohnungseinrichtung, dringende Anschaffungen und Notsituationen Darlehenshöhe: max. 10000 € (Laufzeiten 2,4, 6,oder 8 Jahre), bei Neulehrer/innen 5000 € (Laufzeiten 2 oder 4 Jahre). Gesamtzinssatz momentan: 2, 375 % und die Zinsen für das Mitglied 1,125 %. Vergabe: 4 Sitzungen/Jahr (September, Dezember, März, Juni). Einreichung spätestens eine Woche vor den Vergabesitzungen.

ZA-Ausweis: Mit dem ZA –Ausweis für aktive APS-LehrerInnen aus OÖ. bzw. mit dem ZA –Ausweis für APS-Lehrerpensionistinnen /APS-Lehrerpensionisten aus OÖ gibt es bei einer ganzen Reihe von Firmen Ermäßigungen.

Die Ermäßigungsliste und die Antragsformulare findet ihr auf der Homepage des ZA OÖ http://www.za-aps-ooe.at/index.php/za-ausweis Die Ausstellung ist für GÖD-Mitglieder kostenlos, sonst ist ein Unkostenbeitrag von 5 € zu leisten.


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GASTBEITRAG Dr. Christine Haiden Chefredakteurin der Zeitschrift „Welt der Frau“ OÖN-Kolumnistin

Wer viel gibt, braucht auch ein Feedback, muss, im wahrsten Sinne des Wortes, zurückgefüttert werden. Welches Feedback nährt Menschen, die lehren? Einerseits gibt es da die Kinder, die Inhalt des Berufes sind. Mein eigener Lebensweg wurde durch Lehrerinnen und Lehrer entscheidend geprägt. Ich hatte das Glück gefördert zu werden, ich hatte das Privileg, dass kluge Lehrer meine Schwächen nicht überbewertet und meine Stärken erkannt haben. Dafür bin ich bis heute dankbar. Und ich hatte schon öfter die Gelegenheit, mich bei ihnen für diese Begleitung zu bedanken. Andererseits gibt es da „die Gesellschaft“. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben den Eindruck, dass ihre Leistung von ihr nicht geschätzt wird, dass im Gegenteil ständig auf ihre Berufsgruppe losgegangen und sie verunglimpft wird. Stimmt das, von außen betrachtet? Schule hat strukturelle Eigenheiten. Sie ist quasi ein verstaatlichter Bereich. Mit allen Vor- und Nachteilen. Es gibt eine sehr starke Interessensvertretung, die medial vor allem durch ihr beständiges „Nein“ wahrgenommen wird, wenn irgendwelche Veränderungen im Bereich Schule andiskutiert werden. Es gibt aber auch, damit zusammenhängend, eine starke politische Verquickung und daher starke parteipolitische Interessen im Feld Schule. Diese zeigt sich bei Postenbesetzungen und darin, dass die zahlreichen

Lehrerinnen und Lehrer - eine Außensicht

der einzelnen Schule übergeordneten Instanzen wenig Ambition haben, ihre Macht freiwillig zu beschränken. Am besten lässt sich das an den Rahmenbedingungen von Leitungspositionen ablesen. In der Privatwirtschaft wäre es undenkbar, dass eine Direktorin mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kein Sekretariat hat oder fast keine Budgethoheit und schon gar keine Möglichkeit sich das Personal, für dessen Leistung man verantwortlich ist, selbst auszusuchen. Ein komplexes Entlohnungssystem stärkt den Eindruck, dass es nicht um das Ergebnis der Arbeit, sondern um Durchdienen geht. Von außen betrachtet ist zu fragen, ob es innerhalb des Systems Schule überhaupt Interesse an mehr Autonomie und mehr Verantwortung, an mehr Feedback auf Leistung, auch in Form von anderer Entlohnung gibt. Stimmt es nun, dass der Lehrberuf medial ständig schlecht gemacht wird? Wo es viele Interessen gibt, wird natürlich auch heftig um die Gunst der Öffentlichkeit gekämpft. Geht man nur nach der medialen Präsenz sind die Standesvertreter der Lehrenden stets prominent vertreten. Das Problem sehe ich eher darin, dass bei inhaltlichen Fragen, also was fachlich zum Thema Schule zu sagen ist, kaum Experten aus der Gruppe der Lehrenden, sondern stets medial fittere, oft selbst ernannte Experten zum Zug kommen. Das ist ein echtes Handicap, weil medial der Eindruck entsteht, dass

aus der Lehrerschaft stets nur ein Nein zu strukturellen Veränderungen, aber nie eine konstruktive Idee, eine Vision kommt, wie die Menschen im System sich die Zukunft von Schule und Bildung vorstellen. Das kann auch daran liegen, dass in einem hierarchischen System wie es Schule ist, die öffentliche Wahrnehmung auf die Personen an der Spitze konzentriert ist und Leute aus unteren Ebenen gar nicht das Pouvoir haben, selbst öffentlich aufzutreten. Sie müssen ihre Ideen und Veränderungen, so nehme ich es von außen wahr, erst mühsam durch die Instanzen bringen, ehe sie überhaupt in die öffentliche Wahrnehmung gelangen. Das ist vermutlich häufig demotivierend für jene, die mit neuen Ideen kommen. Den Medien die Schuld an der daraus resultierenden Misere zu geben, den Feind also außen zu suchen, ist ein verständlicher Reflex. Ganz sicher gibt es auch eine erkleckliche Zahl von Medienvertretern, die nicht differenziert genug mit der Materie umgehen. Die Strategie kann aber nicht in Selbstmitleid oder einer Wagenburgmentalität bestehen. Ich meine, die einzelnen Schulen brauchen ein viel größeres Maß an echter Autonomie, personell, finanziell und pädagogisch. Aber auch in der Möglichkeit eigenständig mit Medien zu kommunizieren. Schule ist heute mit einer ungeheuren Vielzahl an Anforderungen kon-


7 frontiert. In einer vielfältigeren Gesellschaft ist das kein Wunder. Die pädagogischen Herausforderungen sind enorm gewachsen. Hat sich das System Schule mit den Anforderungen mit entwickelt? Charmaine Liebertz meint, es mache keinen Sinn über die Kinder zu klagen, die man nun einmal hat, es sei die Aufgabe von Lehrenden sich auf die jeweils ihnen anvertraute Gruppe einzustellen. Das ist eine hohe Verantwortung. Gewährt das System Schule den Lehrenden genügend Freiraum, um das zu gestalten, fördert es Persönlichkeiten, die ihre pädagogischen Talente möglichst ungehindert von Bürokratie und Hierarchie entwickeln können? Die

berühmte Hattie-Studie hat eindeutig belegt, dass die Lehrenden bei der Vermittlung von Bildung der wichtigste Faktor sind. Meiner Wahrnehmung nach muss Schule den Raum öffnen für echte Beziehungen. Sie muss aber auch abfedern, wo Beziehungen nicht gelingen – etwa durch Team-Teaching – und sie sollte die Lehrenden nicht nach Dienstjahren, sondern nach pädagogischem Talent und Erfolg belohnen. Damit das entstehen kann, sollten Lehrende selbst systemische Veränderungen anstreben. Aus einem verstaatlichen sollte in einem nächsten Schritt zumindest ein nur mehr teilverstaatlichter Be-

reich werden. Aus einer engen Abhängigkeit von Hierarchien sollte mehr Autonomie und mehr pädagogischer Freiraum (bis hin zur Gestaltung von Schulräumen) folgen. An die Stelle einer Rückmeldekultur in Form von Vorrückungen und Ehrungen sollte eine Förderung der Lehrenden-Lernenden-Beziehungen und ein ernsthaftes pädagogisches Feedback treten. Ich meine, eine positive öffentliche Wahrnehmung würde solchen Veränderungen unmittelbar folgen. Hinweis: Der Text basiert auf einem Vortrag der bei der diesjährigen Bezirksversammlung des CLV in St. Oswald bei Freistadt gehalten worden ist.

PÄDAGOGIK

Gedanken zur „Bildung“ (basierend auf den Aussagen von Hartmut von Hentig)

Wenn die Gedanken groß sind, können die Schritte ruhig klein sein.“ Hartmut von Hentig

„Bildung ist nicht nur wichtiger als die Schwebebahn und der Ausbau des Autobahnnetzes, sie ist auch wichtiger als die uns gewohnte Veranstaltung Schule.“ Hartmut von Hentig

Auf die Frage danach, was den Menschen bildet, sagt Hartmut von Hentig: „ALLES". Anders als die meisten übrigen Lebewesen ist der Mensch von Geburt an darauf ausgelegt, sich - beinahe unbegrenzt - zu formen, zu verändern, weiterzuentwickeln, zu steigern. Erzieher/innen und Lehrer/innen, die

zum Ziel haben, die ihnen anvertrauten Kinder und Schüler/innen bestmöglich auf das Leben vorzubereiten, stellen sich in diesem Zusammenhang u.a. die Fragen: „Über welche Bildung, welche Qualifikationen muss heutzutage der Mensch verfügen, um eine geeignete Arbeitsstelle zu bekommen und seine Bürgerpflichten zu erfüllen?“ Aber auch: „Welche Tugenden und sozialen Fähigkeiten braucht die heutige Welt oder unser Land zur Bewältigung einer zum Teil unvorhersehbaren Zukunft?“ Bildung geschieht einerseits nicht von selbst, andererseits aber auch nicht nur durch gezielte Belehrung oder Abrichtung. Bildung braucht den Willen dazu, Freiheit, Freiwilligkeit, Zeit und ein kultiviertes Umfeld. Sie ist ein immerwährender aktiver Prozess, in dem die „Sich-Bildenden“ Subjekte und nicht Objekte des Geschehens sind.


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RELIGION

Mehr Herzensbildung!? Ludwig Rumetshofer Franz Freudenthaler

Haben wir das Notwendigste vergessen: Die Kunst der Menschenbildung? In einem Jahrhundert, in dem sich das Weltwissen alle 5 bis 10 Jahre verdoppelt –jährlich veröffentlichen Wissenschaftler weltweit ca. 6 Millionen Fachartikel, das sind täglich 17.000 Artikel! – ist es höchste Zeit, dass wir uns als Pädagogen auf unsere eigentlichen Fähigkeiten als Erzieher mit Kopf, Herz und Hand besinnen und die Herzensbildung wieder in den Vordergrund unseres pädagogischen Bestrebens rücken. Nur der Pädagoge, der sich als Wissensvermittler versteht, wird im nächsten Jahrzehnt rasch durch die neuen Medien verdräng- und ersetzbar sein. Der Pädagoge mit Kopf, Herz und Hand wird jedoch immer wertvoller werden. Eine Wissensgesellschaft, die glaubt, alles zu wissen, wenn nur die Informationsflüsse kräftig fließen, beweist letztendlich, wie wenig sie verstanden hat. Ein Lehrer am Gutenberg Gymnasium in Erfurt antwortete in einem Interview – anlässlich des

einjährigen Gedenktages nach dem Anschlag, an dem 16 Menschen starben – auf die Frage, welche Lehre er aus dem Anschlag ziehe: „Ich nehme mir nun die Freiheit heraus, weniger gesetzlich und mehr menschlich zu sein. Mir bleibt nur der Appell an alle Pädagogen: Es bedarf keiner Freiheit, menschlich zu agieren, wenn man mit Menschen umgeht, es ist das Fundament unseres Berufs, unsere selbstverständliche Pflicht! Es ist höchste Zeit zu begreifen, dass Kinder nicht erfolgreich lernen können, wenn sie nur belehrt werden und Stoff dargeboten bekommen, den sie bloß übernehmen sollen ohne persönliche Bedürfnisse und Gefühle. Optimales Lernen bedeutet Eigeninitiative und emotionales Engagement zu mobilisieren, nicht Fakten zu konsumieren. Schule ist keine Tankstelle, wo Schüler Karrierekraftstoff für die Zukunft abfüllen können, um mit Vollgas durchs Leben zu surfen. Schule ist ein empfindlicher sozialer Mechanismus, in dem Regeln des menschlichen Umgangs entworfen und einge-

halten werden müssen. Wer Lernen als sachliches intellektuelles Geschäft ohne emotionalen Kontext versteht, der darf sich nicht wundern, wenn er vom Pädagogen zum Dompteur mutiert, der ständig die Disziplinpeitsche schwingt, um die sozialen Interaktionen der Gruppe in den Griff zu bekommen.“ (C.Liebertz@ganzheitlichlernen.de www.ganzheitlichlernen.de )

Wir im Religionsunterricht können uns glücklich schätzen, dass wir unseren anvertrauten Kindern die Möglichkeit der Herzensbildung schenken dürfen. Gott stellt den Menschen, so wie er ihn geschaffen hat, in den Mittelpunkt und nicht in erster Line seine Leistung. So bekommt der Religionsunterricht eine sehr große Wertschätzung von Seiten der Kinder. Hier darf ich Mensch sein so wie ich bin.

Johannesweg: Die erste Etappe ist geschafft Bei sehr angenehmem Wanderwetter schafften wir die erste Etappe des Johannesweges. Auf dem Steininger Berg befindet sich ein sagenumwobener Felsen, der Herrgottsitz. In der sitzförmigen Mulde auf seiner Spitze soll sich der liebe Gott ausgeruht und sanft lächelnd das Mühlviertler Hügelland betrachtet haben. Hier machten wir eine kleine Rast. Schön, dass auch Frau FI Jungbauer und ihr Mann mit uns gewandert sind.

Segenswunsch Mögen hilfreiche Erfahrungen dich prägen und gute Menschen dir begegnen. Nimm das Leben als ein Geschenk! Gottes Segen möge dich begleiten auf deinem Lebensweg!


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WERKERZIEHUNG

„Werken macht Freude!“ Nur wer selbst begeistert ist, kann andere begeistern! Elfriede Etzlstorfer

Das kreative Arbeiten mit den Händen ist für viele Kinder faszinierend. Die Entstehung eines Werkstückes - beginnend mit der Idee, der Planung, der kreativen Gestaltung bis hin zum fertigen Produkt - zu erleben, ist in der heutigen Zeit etwas Besonderes. Das Erlernen verschiedener Techniken, der Umgang mit Materialien und Werkzeugen, die Auseinandersetzung mit der Umwelt machen den Unterricht sehr vielfältig und sprechen viele Bereiche an.

Die Freude und der Stolz über Selbstgeschaffenes sind bei den Kindern meist sehr groß. So können SchülerInnen im Werkunterricht Selbstwertgefühl abseits der „üblichen“ Schulfächer aufbauen. Das gemeinsame Arbeiten, der Ideenaustausch und die gegenseitige Unterstützung in einer angenehmen Atmosphäre tragen außerdem zu Lernerfolg und Lernfreude bei.

Einige Statements von SchülerInnen: Werken macht mir Freude, weil      

man mit verschiedenen Materialien arbeitet. wir etwas zum Dekorieren machen. man mit der Nähmaschine arbeiten kann. wir uns gegenseitig helfen. die Stunden sehr abwechslungsreich sind. ich gerne Selbstgemachtes verschenke.

Mit der Einführung der Neuen Mittelschule gab es auch Veränderungen im Bereich der Werkerziehung. Durch den Wegfall der Wahlmöglichkeit zwischen technischem und textilem Werken und durch eine verpflichtende koedukative Führung stellt der Unterricht neue Herausforderungen an die WerkerzieherInnen dar. Einerseits wurde für interessierte und talentierte SchülerInnen eines Bereiches die Unterrichtszeit um die Hälfte gekürzt, andererseits bedarf es einer entsprechen-

den Motivationsarbeit für die verpflichteten SchülerInnen. Erschwerend für die Unterrichtsarbeit nennen KollegInnen auch die Gruppengrößen. Dennoch kann die Verpflichtung auch als Chance gesehen werden, dass Kinder neue Interessensfelder entdecken. Die Erweiterung der Kompetenzen kann sich im Hinblick auf ihre berufliche wie private Zukunft sehr positiv auswirken. Um SchülerInnen begeistern zu können, braucht es Lehrende, die für die Sache brennen.


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PENSIONISSTEN/INNEN

CLV-Bezirksfahrt 2015 OSR Willi Puchner

Nach der hervorragenden Powerpoint-Präsentation von OSR Franz Karger über Rumänien, seine schönen Städte Bukarest, Hermannstadt, Kronstadt und Constanza, über die Törzburg, Moldauklöster, Kirchenburgen und das Donaudelta mit seiner vielfältigen Vogelwelt am 1. März stand am 21. Mai die Bezirksfahrt nach Schärding an. In BSI Helmut Kumpfmüller, dem Obmann des Schärdinger Stadtvereins, fand die Freistädter CLVPensionistengruppe einen versierten Stadtführer, der ihr mit viel Wissen und geschichtlichen Begebenheiten die bewegte Geschichte der früheren bayrischen Grenz- und Handelsstadt am Inn näherbrachte. Von der Seilerstraße über den Stadtplatz ging die Runde zum Schlosspark, wo 2003 der 26 Meter tiefe Ziehbrunnen freigelegt wurde. Das Brunnenhaus wurde nach einem Votivbild von 1499

rekonstruiert. Entlang der Innpromenade wusste Kumpfmüller anhand der Marken der Hochwasserstände zu erklären, wie die Schärdinger mit den stets wiederkehrenden Katastrophen umzugehen gelernt haben. Durch das bekannte Wassertor schloss sich der Kreis und endete bei der Stadtpfarrkirche. Gestärkt im „Gasthaus zur Bums’n“ peilte die Gruppe Schloss Zwickledt in Wernstein am Inn an, das nicht nur jahrzehntelanger Wohnsitz von Alfred und Hedwig Kubin war, sondern auch der Ort, an dem der große Künstler den größten Teil seines bildnerischen Werkes schuf. Zum Abschluss wurde das einzige Trappistenkloster Österreichs, gegründet 1293, besichtigt. Abt Marianus Hauseder persönlich führte durch das Stift und erzählte über dessen sehr wechselvolle Geschichte.

VKE

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JUNGLEHRER/INNEN Michaela Hüttmayr

Bildung begeistert

CLV-Vertreterin der Junglehrer/innen in der BR Freistadt

Das Schuljahr neigt sich in Riesenschritten dem Ende zu und die Ferien sind beinahe greifbar, rückblickend war es ein sehr bewegendes Schuljahr in vielerlei Hinsicht. Zuerst die Personalvertretungswahlen im Herbst und mitten im Frühjahr fühlte sich ein Teil der Bevölkerung durch den unterstützenden Sager von Bgm. Häupl bestätigt, über die Lehrer ordentlich herziehen zu können. Man reagierte entrüstet, zornig, traurig, verfiel nicht selten in eine Rechtfertigung, musste sich von Eltern einmal mehr anhören, wie unfähig man als Pädagoge/in nicht ist, schämte sich zwischendurch zu erwähnen, welchen Beruf man ausübt, hinterfragte selbst seinen Arbeit sowie das eigene Handeln. Und doch, oder vielleicht gerade auch deswegen, haben sich unzählige Kollegen/innen nicht unterkriegen lassen. Sie haben hinterfragt, abgewogen, manches verbessert, an

Rädern geschraubt, Verstaubtes aufgebrochen, überprüft, was wichtig und was zu vernachlässigen ist, sich wieder mehr zugetraut, sich hingestellt und nicht unterkriegen lassen, für unseren Beruf auf die Füße gestellt und nebenbei mit voller Power mit den Kindern und Jugendlichen gearbeitet, gelernt, sie motiviert, sie unterstützt, getröstet, Werte vermittelt, ihnen Rückendeckung gegeben, Neues gezeigt, ihnen etwas zugetraut uvm. Sie haben weiterhin im Unterricht begeistert. Dass viele Jung- bzw. Neulehrer auch selbst bereit sind sich begeistern zu lassen, zeigte sich einmal mehr bei unseren Junglehrer/innenveranstaltungen im Bezirk. Bereits am 20. Jänner begeisterte Hr. Rudolf Pföhs vom Verein der Polizeieinsatztrainer beim „Rechtssicherheitstraining“ rund fünfzig Lehrer/innen aus den Bezirken Freistadt und Perg. Viele Fragen bzgl. der Sicherheit sowie über erlaubte Maßnahmen im Schulalltag wurden gesprochen und vieles konnte geklärt werden. Knapp

TOTENGEDENKEN Wir nehmen Abschied von

SR Berta Patri 4273 Unterweißenbach Sie ist am 19. Juli 2014 im Alter von 91 Jahren von uns gegangen.

fünfzig Interessierte besuchten den Infoabend Mitte März bzgl. „Jahresausgleich richtig machen“, bei welchem Hr. Dietmar Stütz aus dem ZA abwechslungsreich und mit gewohntem Humor diese Materie vermittelte. Schließlich informierten sich Mitte Juni angehende Pädagogen/innen und Lehrer/innen im 1. Dienstjahr über die Vor- und Nachteile des „neuen und alten Dienstrechts“, für welches sie sich bis 30. Juni 2015 entscheiden müssen. Diese Entscheidung wird auch auf die im Herbst 2015 neu eintretenden Kollegen/innen zukommen. Sollten diesbezüglich noch Fragen aufkommen, hilft das Junglehrerteam bzw. die Personalvertretung sehr gerne weiter. Anfragen einfach an m_huettmayr@gmx.at senden.

Das JL-Team wünscht angenehme letzte Schulwochen und einen tollen Sommer!


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Entschuldigungs-Grund Ein Lehrer fragt den kleinen Franz: „Wo bist du denn geblieben? Warum hast du dich gestern ganz wo anders rumgetrieben?“ „Herr Lehrer, tut mir schrecklich Leid. Mich drückt auch das Gewissen. Ich hab jedoch die ganze Zeit zu Hause bleiben müssen.“

„Mein lieber Bub, was war mit dir, was ist dir denn geschehen? Es wird verziehen, glaube mir, nur muss ich es verstehen!“ „Das Unglück schlug gar heftig zu. Der Feuerteufel prüfte unser Haus. Das fuhr im Nu in alle Welten Lüfte! „Das ist ein legitimer Fall, der Schule auszuweichen, und wird vermutlich überall die Zustimmung erreichen.

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: CLV Freistadt, 4240 Freistadt, Am Pregarten 19 ZVR-Zahl: 839736252 Offenlegung gem. Mediengesetz: CLV-Kontakte ist das Mitteilungsblatt der CLV-Bezirksorganisation Freistadt Zweck der Publikation ist die Information der Lehrerschaft über aktuelleThemen. Bilder: Bilderarchiv des CLV Freistadt, www. Bilderpool.com Medienhersteller: Druckerei Haider, 4272 Schönau Redaktionsteam: E. Buchberger, M. Hüttmayr, F. Kregl, L. Rumetshofer, M. Scheuchenpflug, E. Steininger

All unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir einen schönen Sommer mit einer Vielfalt an Aktivitäten und Erholungsmöglichkeiten. Das Redaktionsteam

Wer einen Schultag so verlor, begeht ja keine Sünde. Du fehltest aber schon davor! Was gab es da für Gründe?“ „Mein Vater hat genug Verstand und ist auch sehr gerissen. Wir haben deshalb vor dem Brand das Haus ausräumen müssen.“ FK


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