MOMENTE Dezember 2015

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Momente

Informationen fĂźr Pensionisten im Christlichen Lehrerverein OĂ–. Dezember 2015

Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt.


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Inhalt 3 4 5 6 8 10 12 14 16 18 19

Danke! Advent Der Sternewerfer Der Engel, der nicht singen wollte Woran ich mich gerne erinnere Minikrippen aus Stoffresten Misteln, ein Sandelholzgewächs Kekse oder Knusperchen? 10 Zukunftsprognosen Gehirnjogging Zum neuen Jahr

Titelseite: Krippendarstellung - Michaela Wregg, Vorchdorf Übrige Fotos: Eugen Brandstetter Lösungen Gehirnjogging (Seite 18): 1. zuerst -, dann +. 2. Karsten

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Danke!

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Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Vor einem Jahr haben wir in der Adventausgabe der MOMENTE einen Beitrag über die Entstehung verschiedener Weihnachtslieder gebracht – Stille Nacht – O Tannenbaum – White Christmas – O du fröhliche - . . . Wie aufmerksam unser kleines Heftchen immer wieder gelesen wird, zeigt uns ein Brief von Kollegen Mag. Herbert Schachinger aus Obernberg: „Ich habe gerade die letzten „Momente“ gelesen und bin dabei auf den Artikel über die schönsten Weihnachtslieder gestoßen. Dabei wird es Sie interessieren, dass eines der bekanntesten Weihnachtslieder, das Lied „Es wird schon glei dumpa“ zu Obernberg einen besonderen Bezug hat. Dieses Lied wurde gedichtet und komponiert von Pfarrer Anton Reidinger, der in Krenglbach 1839 geboren und in Obernberg in der Mettennacht 1912 gestorben ist. Er war 6 Jahre lang Pfarrer von Obernberg und hat hier viel geleistet. Ursprünglich meinte man, die Melodie sei eine Tiroler Weise. Konsulent Alfred Herrmüller aus Krenglbach hat nach langer Forschungsarbeit in einer aufwändigen Biografie ein eigenes Buch über das Leben von Pfarrer Reidinger aufgelegt. Das Grab Reidingers befindet sich in Obernberg und wurde im heurigen Jahr auf Initiative von Alfred Herrmüller renoviert. Die Krenglbacher ließen dabei ein Steinpult in Form eines offenen Buches mit den Noten des Liedes auf dem Grab anbringen. . . .“ Wir freuen uns über Rückmeldungen und Anregungen für diese Zeitschrift, die wir speziell für unsere Mitglieder in Pension gestalten. Wir wollen Ihnen mit dieser und den weiteren Ausgaben von MOMENTE Freude bereiten. Für den bevorstehenden Advent und das kommende Jahr alle guten Wünsche! Marianne Leithgöb und Eugen Brandstetter Ihre Landesobleute der Sektion Pensionisten im CLV


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Advent

ADVENT Gstresste Leit, verstopfte Stráßn Überstunden, volle Kassn Weihnachtsfeiern, Planquadrate Licht ins Dunkel-Bittplakate und a erstes Kerzerl brennt: ADVENT Kaufhaustempeln, Weihnáchtskarten recht láng vor da Kassa warten Ladendiebstahlbagatelle Einbruch, Raub und Überfälle und a zweites Kerzerl brennt: ADVENT Kredit aufnehma, Packl kaufn an jedn Eck an Glühwein saufn stundenláng an Parkplatz suacha wie jedes Jahr auf Weihnácht fluacha und a drittes Kerzerl brennt: ADVENT Stumme Schrei‘ aus kálter Nácht werdn am Fernseher betrácht‘t. Bomben, Terror, Krieg und Schmerzen fláckernd brennt a vierte Kerzn. Háben uns scho drán gwehnt: ADVENT Karl Pumberger Kasper

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Der Sternewerfer

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Loren Corey Eiseley, ein literarischer Naturwissenschaftler (1907 – 1977), beschreibt in seinem „The Star Thrower“, wie er eines Morgens am Strand spazieren ging und eine Beobachtung machte, die sein Leben stark beeinflusste.

Der Sternewerfer Die Flut hatte in der Nacht Tausende von Seesternen an den Strand gespült. Eiseley sah einen Jungen im Sand knien, der einen Seestern nach dem anderen aufsammelte, um ihn dann ins Meer zurückzuwerfen. Nachdem er dem Jungen einige Minuten zugeschaut hatte, fragte Eiseley ihn, was er da tue. Der Junge richtete sich auf und antwortete: „Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe und die Sonne brennt herunter. Wenn ich das nicht tue, dann sterben sie.“ Eiseley schaute verwundert und beschloss, dem Jungen klar zu machen, dass seine Aktivität sinnlos war. Er sagte: „Aber junger Mann, ist dir eigentlich klar, dass hier Kilometer um Kilometer Strand ist? Überall liegen Seesterne herum. Die kannst du unmöglich alle retten, das hat doch keinen Sinn!“ Der Junge hörte höflich zu, bückte sich, nahm einen weiteren Seestern auf, warf ihn ins Meer zurück, lächelte und sagte: „Aber für diesen hat es einen Sinn.“

Erinnern Sie sich an diese Geschichte, wenn der Gedanke auftaucht: „Ich kann doch sowieso nichts ändern.“


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Der Engel, der nicht singen wollte

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Dls die Menge der himmlischen Heerscharen über den Feldern

von Bethlehem jubelte: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden“, hörte ein kleiner Engel plötzlich zu singen auf. Obwohl er im unendlichen Chor nur eine kleine Stimme war, machte sich sein Schweigen doch bemerkbar. Engel singen in geschlossenen Reihen, da fällt jede Lücke sogleich auf. Die Sänger neben ihm stutzten und setzten ebenfalls aus. Das Schweigen pflanzte sich rasch fort und hätte beinahe den ganzen Chor ins Wanken gebracht, wenn nicht einige unbeirrbare Großengel mit kräftigem Anschwellen der Stimmen den Zusammenbruch des Gesanges verhindert hätten. Einer von ihnen ging dem gefährlichen Schweigen nach. Mit bewährtem Kopfnicken ordnete er das weitere Singen in der Umgebung und wandte sich dem kleinen Engel zu. „Warum willst du nicht singen?“ fragte er ihn streng. Er antwortete: „Ich wollte ja singen. Ich habe meinen Part gesungen bis zum „Ehre sei Gott in der Höhe“. Aber als dann das mit dem „Frieden auf Erden unter den Menschen“ kam, konnte ich nicht mehr weiter mitsingen. Auf einmal sah ich die vielen Soldaten in diesem Land und in allen Ländern. Immer und überall verbreiten sie Krieg und Schrecken, bringen Junge und Alte um und nennen das Frieden. Und auch wo nicht Soldaten sind, herrschen Streit und Gewalt, fliegen Fäuste und böse Worte zwischen den Menschen und regiert die Bitterkeit gegen Andersdenkende. Es ist nicht wahr, dass auf Erden Friede unter den Menschen ist, und ich singe nicht gegen meine Überzeugung! Ich merke doch den Unterschied zwischen dem, was wir singen, und dem, was auf Erden ist. Er ist für mein Empfinden zu groß, und ich halte diese Spannung nicht länger aus.“


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Der große Engel schaute ihn lange schweigend an. Er sah wie abwesend aus. Es war, als ob er auf eine höhere Weisung lauschen würde. Dann nickte er und begann zu reden: „Gut. Du leidest am Zwiespalt zwischen Himmel und Erde, zwischen der Höhe und der Tiefe. So wisse denn, dass in dieser Nacht eben dieser Zwiespalt überbrückt wurde. Dieses Kind, das geboren wurde und um dessen Zukunft du dir Sorgen machst, soll unseren Frieden in die Welt bringen. Gott gibt in dieser Nacht seinen Frieden allen und will auch den Streit der Menschen gegen ihn beenden. Deshalb singen wir, auch wenn die Menschen dieses Geheimnis mit all seinen Auswirkungen noch nicht hören und verstehen. Wir übertönen mit unserem Gesang nicht den Zwiespalt, wie du meinst. Wir singen das neue Lied.“ Der kleine Engel rief: „Wenn es so ist, singe ich gerne weiter.“ Der Große schüttelte den Kopf und sprach: „Du wirst nicht mitsingen. Du wirst einen anderen Dienst übernehmen. Du wirst nicht mit uns in die Höhe zurückkehren. Du wirst von heute an den Frieden Gottes und dieses Kindes zu den Menschen tragen. Tag und Nacht wirst du unterwegs sein. Du sollst an ihre Häuser pochen und ihnen die Sehnsucht nach ihm in die Herzen legen. Sie werden dir die Türe weisen, aber du wirst auf den Schwellen sitzen bleiben und hartnäckig warten. Du wirst nichts zu singen haben, du wirst viel zu weinen und zu klagen haben. Du hast es so gewollt. Du liebst die Wahrheit mehr als das Gotteslob. Dieses Merkmal deines Wesens wird nun zu deinem Auftrag. Und nun geh. Unser Gesang wird dich begleiten, damit du nie vergisst, dass der Friede in dieser Nacht zur Welt gekommen ist.“

Der kleine Engel setzte seinen Fuß auf die Felder von Bethlehem. Er

wanderte mit den Hirten zu dem Kind in der Krippe und öffnete ihnen die Herzen, dass sie verstanden, was sie sahen. Dann ging er in die weite Welt und begann zu wirken. Angefochten und immer neu verwundet tut er seither seinen Dienst und sorgt dafür, dass die Sehnsucht nach dem Frieden nie mehr verschwindet, sondern wächst. Werner Reiser


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Woran ich mich gerne erinnere

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Liebe CLV Mitglieder in Pension! Da saß ich so beisammen mit unseren Landesobleuten Marianne und Eugen. Es war davon die Rede, dass in den „Momenten“ unter dem Titel „Woran ich mich gerne erinnere“ Beiträge erwünscht wären. Da kam mir so Manches in den Sinn: Nicht an alles erinnert man sich gerne; aber letztlich doch an mehr Schönes, Erinnerungswertes . . . So will ich von einem Geschehen erzählen, aus einem von den vielen CLV-Reisen, die ich alle lebhaft im Gedächtnis habe. Trifft man doch wieder die alten Freunde und Weggefährten, knüpft neue Freundschaften. Ihr wisst ja alle, wie das so ist. Also, auf einer dieser Fahrten, die uns ins österreichisch-slowenische Grenzgebiet führte, nützten wir natürlich die Gelegenheit, beim Tement, diesem hervorragenden Winzer, seinen ausgezeichneten Sauvignon Blanc vom Weinberg an der Grenze - auf der anderen Straßenseite heißt er Ciringa - zu verkosten. Die Kenner unter uns verglichen ihn mit den Spitzen-Sauvignons, dem Sancerre von der Loire und dem noch bekannteren burgundischen Chablis. Dass ich nicht ins Schwärmen komme! Die Welt war in Ordnung. Wir vergaßen, was sich im letzten Jahrhundert in diesem Grenzgebiet abgespielt hatte. Der nüchterne nächste Morgen, diese Traumlandschaft durchwandernd - manche sprechen ja gerade von einer österreichischen Toskana. Und doch, wie trügerisch alles. Bunte Felder, Äcker, Wiesen, Weinberge und Wald, Wald. Ein friedliches Bild. Ja, heute! Gott sei Dank! Vergessen die Teilung 1919 (St. Germain). Auch „unseren“ Weinberg, den Zieregg betraf es mittendurch. Eine grüne Grenze, eine graue, besonders in den letzten Kriegsjahren des 2.Weltkrieges - und danach - eine tödliche. Ihr müsst unbedingt Haderlap* lesen!


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Denn eindringlicher kann niemand schildern, was sich in diesen Grenzgebieten an Grausamkeiten abgespielt hat: Zusätzlich zum Kriegsgeschehen, Partisanenterror, nicht minder vorher von den Nazis. Angst, Not, Hunger die täglichen Begleiter. Und da, mitten in diesen schweren Gedanken, unmittelbar an der Grenze, steht, wir würden sagen eine Art „Marterl“. Kein Grenzbalken, kein Stacheldraht, kein Uniformierter ... Nein, eben nur das „Marterl“ mit folgender Inschrift:

Glaube ohne Liebe macht fanatisch Macht ohne Liebe macht gewalttätig Ordnung ohne Liebe macht kleinlich Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich Ein Leben ohne Liebe macht krank

Und das hier an dieser Grenze, an diesem Ort. Die Stimmung in unserer Gruppe war plötzlich eine andere. In anderer Weise nachdenklicher als zuvor, ruhiger. Irgendwie kam mir vor, waren wir einander näher. Eine Kollegin sagte: „Das hat uns allen wohlgetan.“ Welche Gedanken begleiteten jeden Einzelnen von uns auf dem weiteren Weg - vielleicht waren diese einander ähnlich? Eingedenk der letzten Zeile der Inschrift verbirgt sich der Wunsch an Euch alle. - Bleibt gesund! Daran denke ich gerne zurück.

*Maja Haderlap, „Engel des Vergessens“ (Roman), Wallstein Verlag OSR Walter Grafenauer - CLV-Obmann im Bezirk Rohrbach (1974 - 1990), Obmann der CLV-Obleute (1983 - 1991), Landesobmann der Sektion Pensionisten im CLV (1991 - 2008)


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Minikrippen aus Stoffresten

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Es war vor Weihnachten, irgendwann am Beginn der Achtzigerjahre. Wir saßen mit unseren Kindern im Wohnzimmer und bereiteten uns auf das Fest vor. Der feine Duft von Weihrauch zog durch den Raum und vermischte sich mit den Gerüchen von Bratäpfeln, Vanillekipferln und Lebkuchen. Die Kinder bastelten an verschiedenen Weihnachtsgeschenken, Christbaumschmuck und bunten Geschenkpapieren. Maria löste Nüsse aus, die in diesem Jahr besonders groß waren. Klaus, unser Jüngster, grübelte über ein Geschenk für seine Lehrerin nach. Plötzlich kam ihm eine Idee. Wie wäre es, wenn man in so eine große, halbe Nussschale einen kleinen Engel setzen könnte. An einem Faden aufgehängt, wäre das doch ein hübscher Christbaumschmuck und ein nettes, kleines Geschenk für die Lehrerin. Die große Schwester Elisabeth wurde um Rat gefragt und sie begann sofort aus verschiedenen Materialien kleine Engel zu formen. Doch so richtig wollte das nicht gelingen. Es fehlte das stabile „Skelett“. Da ich mich damals gerade mit Schmuck aus Silberdraht beschäftigte, konnte ich aushelfen. Aus 1 mm starkem Draht bog ich eine kleine Figur zurecht und setzte ihr eine Holzkugel als Kopf auf. Elisabeth hatte inzwischen bunte Stoffreste mit feiner Struktur, verschiedene Wollreste und Strumpfgewebe zusammengesucht. Das Skelett w u r d e z u n ä c h s t m i t Wo l l e umwickelt, um ihm einen Körper zu geben. Dann bekam der Engel goldene Haare, ein weißes Spitzenkleid und Flügel aus Federflaum und weißer Wolle. Alles wurde mit Uhu zusammengeklebt und schließlich in die Nussschale gesetzt.


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Das gelungene Werk regte uns an, die Idee weiter zu entwickeln. Man könnte doch eine richtige Krippe mit solchen Figuren ausstatten! Die ganze Familie war plötzlich mit von der Partie. Von unseren Wanderungen nahmen wir immer wieder interessante Wurzeln und Rindenstücke mit nach Hause, die wir nun zu kleinen Ställen und Höhlen zusammenfügten, in denen Maria, Josef und Jesus Platz fanden. In den nächsten Tagen kamen dann noch die Hirten, Ochs, Esel und eine Schafherde, ja sogar die heiligen drei Könige dazu. Und über allem flatterte eine musizierende Engelschar. Da war ich mit der Herstellung der Drahtgestelle schon ganz schön gefordert. Selbst am Heiligen Abend ließ der Basteleifer nicht nach und bis kurz vor der Bescherung wurde gewickelt, zugeschnitten und geklebt. Es entstand eine ganze Krippenlandschaft. Und wir hatten schließlich viele kleine Geschenke für Oma, Tanten und überraschende Besucher. Und noch heute zieren einige der damals gefertigten Minikrippen unsere weihnachtliche Wohnzimmerlandschaft. OSR Alfred Hollinetz


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Misteln, ein Sandelholzgewächs

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Die Misteln der Gattung Viscum sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Sandelholzgewächse. Man kennt sie mancherorts unter Bocksfutter, Donnerbesen, Donnerkraut, Druidenfuß, Geißkraut, Hexenbesen, Hexenkraut, Leimmistel, Nistel, Vogelmistel, Wintergrün Die Mistel gehört zu den sehr langsam wachsenden Gehölzarten. Nach etwa 5 Jahren blühen sie das erste Mal; bei einem Durchmesser von 50 Zentimetern sind die Pflanzen etwa 30 Jahre alt! Im Winter, wenn die Laubbäume ihr Blätterkleid verloren haben, sieht man sie schon von Weitem im Geäst vieler Bäume. Misteln zählen zu den Epiphyten, den Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen. Sie sind sogenannte Halb-Parasiten. Die grünen Blätter enthalten zwar Chlorophyll und können Photosynthese betreiben, die Versorgung mit Kohlehydraten ist also gesichert, Wasser und Mineralstoffe entzieht sie aber dem Baum. Das lateinische Wort viscum bedeutet „Klebstoff, Leim“ (daher kommt das Wort „Viskose“) und die Redensart: „jemandem auf den Leim gehen“. Auch ihre Vermehrung ist nicht alltäglich: Die Beeren enthalten einen zäh-klebrigen, kautschukartigen Schleim, der dann am Schnabel der Misteldrosseln, die wie der Name es sagt - besonders für diese Früchte schwärmen, festklebt. Nach dem Schmaus haben sie dann das dringende Bedürfnis ihre klebrigen Schnäbel an Ästen zu wetzen. Dabei heften sie den Samen in luftiger Höhe gleich an die durchs leichte Einritzen vorpräparierte richtige Stelle und der grüne Keim wächst. Unseren Vorfahren erschien die immergrüne Pflanze geheimnisvoll, da sie so hoch oben in den Bäumen wuchs. Weil sie so geheimnisvoll waren, sollten die Misteln auch über zauberhafte Kräfte verfügen. Man glaubte, dass sie vor Feuer schützen könne und hängte sie deshalb an die Hauswand, damit sie Hexen und böse Geister am Eintritt hindere. Man glaubte auch, dass Misteln - ebenso wie vierblättrige Kleeblätter oder Hufeisen - Glück bringen, aber nur demjenigen, der sie zum Geschenk erhält. Die gegabelte Form der Zweige machte sie zum Vorbild der Wünschelrute. In der Kunst taucht die Mistel im Jugendstil sehr oft als Motiv auf.


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Es existieren zahlreiche Legenden und Mythen um die Mistel: In der griechischen Mythologie wird die Mistel wegen ihrer narkotischpsychoaktiven Eigenschaften erwähnt. Wahrscheinlich ist sie die „Goldene Zauberrute“ des Äneas, der mit ihrer Hilfe in die Unterwelt eindrang. Für die Druiden - Hohepriester in Gallien und in Britannien - war die Mistel die heiligste aller Pflanzen. Sie sahen sie als ein Zeichen der Götter an, welches den Menschen mitteilte, dass sie selbst im Baum anwesend seien. Die Druiden schnitten sie deshalb nur im Rahmen eines Gottesdienstes und nur mit einer goldenen Sichel ab, wobei darauf geachtet wurde, dass sie nicht zur Erde fiel, sondern in einem weißen Tuch aufgefangen werden konnte. Sie erklärten die nach ihrer Ansicht für alle erdenklichen gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen nützliche Mistel zur unverzichtbaren Zutat ihres kräftestärkenden „Zaubertranks“. (Eine Comic-Heft-Serie erinnert heute noch daran - die Gallier „Asterix und Obelix“). Schließlich verteilten Druiden die Mistelzweige über der Haustür als Schutz gegen böse Geister.

Im Mittelalter gehörte sie zu den wichtigsten Heilpflanzen. Hildegard

von Bingen schätzte Mistelsud gegen erfrorene Gliedmaßen. Nachdem Misteln jahrzehntelang „verteufelt“ waren, bestätigt die moderne Medizin - auch die Schulmedizin - heute die Heilfähigkeiten. Lange Zeit war die Mistel im empirisch-medizinischen Bereich zur Behandlung der Fallsucht in Gebrauch. Misteln enthalten Stoffe, die den Blutdruck senken und die Gefäßverbreiterung fördern. Deshalb gewinnt man diese Stoffe auch für Medikamente gegen Arteriosklerose. Bei den keltischen Völkern war die Mistel heilig und ein Symbol des Friedens. In ihrem Zeichen versöhnten sich Feinde und gaben sich den Friedenskuss. Hierher rührt der englische Brauch, dass zur Weihnachtszeit ein Mistelbusch über die Tür gehängt wird und jedes junge Paar sich darunter küssen darf. Und deshalb werden heute noch oftmals Mistelzweige in der Weihnachtszeit über Türen aufgehängt. Der Brauch, die Mistel überhaupt als Weihnachtsdekoration zu benutzen, ist auch heute noch verbreitet. Auszugsweise aus: Zauberpflanzen: „Vom Zauber der Pflanzen - einst und heute“


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Kekse oder Knusperchen?

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Sie heißen Afrikaner oder Venezianer, Schwarzäuglein oder Bethmännchen, Eisenbahner oder Husaren, Mischlinge oder Mohrenküsse, Damenkapriezerln oder Figaros, Knusperle, Harlekins oder sonstwie. Gemeinsam ist ihnen lediglich die Jahreszeit, in der sie Kinderherzen höher schlagen lassen – nämlich alle Jahre wieder, wenn das Christkind vor der Tür steht. Die Rede ist selbstverständlich von der Weihnachtsbäckerei, deren Duft die adventlichen Küchen und Wohnzimmer durchzieht, und die von sorgsamen Müttern geflissentlich versteckt werden, um von neugierigen Kindern mit nicht minderem Einfallsreichtum letztlich doch noch vor dem Heiligen Abend im Schlafzimmerkasten oder hinter der Dachbodentür gefunden und klammheimlich verkostet zu werden. Der Ursprung der Weihnachtsbäckerei hat mit jenem alten, abergläubischen Brauch zu tun, dass man in den gefährlichen Raunächten zwischen Weihnachten und Neujahr die bösen Geister der “Wilden Jagd” vertreiben könne, indem man sie mit allerlei süßen Leckerbissen milde stimme (tatsächlich wurden die ins Fenster gestellten Bäckereien jedoch wohl niemals von den Perchten, sondern letztlich dann doch immer von den Kindern oder von Bettlern und Hausierern vernascht). Meist handelte es sich bei diesen Mundbissen für Perchten und Dämonen jedoch nicht um komplizierte Weihnachtsbäckereien, sondern vielmehr um recht simple Formen des Lebkuchens. Die Köstlichkeiten, die heute die Kristallschüsseln zieren, sind durchwegs in der Biedermeierzeit oder während der Ringstraßenepoche entstanden. Damals erst wurde der Zucker – früher eines der teuersten Lebensmittel der Welt – nämlich allgemein erschwinglich, weil er industriell aus der billigen Zuckerrübe gewonnen werden konnte. Zuvor hatte man dafür den teuren Rohrzucker aus Übersee importieren müssen. Kleine Honigkuchen kannte man indessen schon im alten Ägypten. Auch die Inder formten handliche Bissen aus Nougat und Marzipan bereits um 3000 v. Chr. Was wir heute hingegen als Kekse bezeichnen, hat seinen – damals allerdings noch ungesüßten – Ursprung im alten Rom, wo im dritten vorchristlichen Jahrhundert das sogenannte Waffelbiskuit entstand. Seinen Namen “biscoctus” verdankte es der Tatsache, dass es zweimal gebacken wurde und dadurch haltbar und knusprig wurde. Gegessen wurden die krossen Bissen jedoch als ungesüßtes Gebäck, vor allem zum Wein, in den man sie häufig auch eintauchte.


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Ihren zuckersüßen Charakter verdanken die Kekse dem Vernehmen nach erst den Niederländern, die die kleinen getrockneten Kuchen nicht nur als haltbare Seemannsnahrung zu schätzen wussten – nicht zuletzt für jene Matrosen, die auf ihren Schonern auch das Zuckerrohr von fernen Sklaveninseln heimbrachten. Außerdem spielten Kekse auch bei niederländischen Bauernhochzeiten eine fast schon rituelle Rolle. Jeder der Gäste musste dort nämlich sein mitgebrachtes “koekje” auf einen großen Haufen legen, aus dem sich – in vielen übereinandergelegten Schichten – schlussendlich die Hochzeitstorte zusammensetzte. Mit diesem Brauchtum gelangten die “koekje”, so will es die Überlieferung weiter wissen, schließlich auch über den Ärmelkanal und wurden von den Briten kurzerhand in “cookies” oder “cakes” umbenannt. Das deutsche Wort Keks war damals allerdings noch nicht einmal geboren. Es entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts als “Modewort” und war nichts anderes als ein eingedeutschtes “cakes”, um das allerdings in weiterer Folge eine erbitterte Fehde zwischen Hermann Bahlsen, dem Besitzer einer der ersten “Cakes & Biscuits-Fabriken” Europas und fanatischen Deutschtümlern entfachte. Als Bahlsen nämlich darauf drängte, dass das zunehmend in den deutschen Sprachgebrauch Eingang findende Wort “Keks” auch in den Duden aufgenommen würde, legte sich die deutschnationale “Sprachpolizei” quer und veranstaltete sogar einen Wettbewerb, wer den besten deutschsprachigen Ersatz für das ungeliebte Lehnwort aus dem Englischen fände. Aus zahllosen Einsendungen wurde damals der etwas verkrampfte Ausdruck “Knusperchen” ausgewählt – und es kostete Herrn Bahlsen einen mehrjährigen Kampf gegen die deutschtümelnde Lobby, bis 1915 endgültig das Wörtchen “Keks” von der Duden-Kommission aufgenommen wurde. gefunden im GUSTO 12/1997


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10 Zukunftsprognosen

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Faszinierend ist, womit Futuristen in der Vergangenheit richtig lagen. Lustiger aber sind ihre Fehlprognosen. Innovation. „Alles, was erfunden werden kann, wurde bereits erfunden“, meinte Charles Duell, Chef des amerikanischen Patentamts. Hätte er recht behalten, wäre unsere Welt tatsächlich grundsätzlich verschieden von der heutigen. Die Prognose stammt nämlich aus dem Jahr 1899. Verkehr. „Das Pferd wird es immer geben, Automobile sind eine vorübergehende Modeerscheinung“, prognostizierte der Präsident der Michigan Savinga Bank im Jahr 1903. Mondfahrt. „Es wird noch Generationen dauern, bis der Mensch auf dem Mond landet“, meinte der Astronom Sir Harold Spencer 1957. Nicht einmal eine halbe Generation später war es soweit. Bemannte Marsmission. „Mitte der Achtzigerjahre wird es den ersten bemannten Flug zum Mars geben“, prophezeite ein USRegierungsberater in den Sechzigern. Definitiv zu optimistisch, aber angesichts des Wettlaufs zum Mond nachvollziehbar. Computer I. „Die Computer der Zukunft werden nur noch 1000 VakuumRöhren besitzen und vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen“. Das schätzte das beliebte Technik-Magazin „Popular Mechanics“ im Jahr 1949. Heute ist praktisch jedes Smartphone ein Hochleistungscomputer und wiegt keine 200 Gramm. Computer II. Dass heute in mehr als 80 Prozent aller heimischen Haushalte ein Computer zu finden ist, war früher unvorstellbar. 1977 meinte Digital Equipment-Gründer Ken Olsen: „Es gibt keinen Grund, warum jeder einen Computer zu Hause haben sollte“. Man kann also IT-Pionier sein und trotzdem den nächsten Branchentrend verpassen. Netzwerktechnik. Ausgerechnet Robert Metcalfe, der Erfinder der Ethernet-Verbindung, verstieg sich zu der Aussage: „Das Internet wird wie eine spektakuläre Supernova im Jahr 1996 in einem katastrophalen Kollaps untergehen“.


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Kommunikation I. Mit dem Internet zu tun hat auch eine Prophezeiung des Stanford Institutes, im Jahr 1969, immerhin einer von vier Knotenpunkten des neuen Netzes. Trotzdem ging man dort davon aus, dass die Post künftig via Raketen befördert werde. Ein Jahr später gab es die erste E-Mail. Kommunikation II. „Die Erfindung hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaft als Kommunikationsmittel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert.“ So schätzte die Western Union Financial Services 1876 die Erfindung des Telefons ein. Aber Banker sind ja schließlich keine Trendforscher. Unterhaltung. Legendär sind inzwischen auch die Voraussagen zu heute alltäglichen Formen der Unterhaltung. So hatte Ende des 19. Jahrhunderts das gerade erfundene Radio „keine Zukunft“, in den 1920ern fragte man sich, „wer zum Teufel Schauspieler sprechen hören wolle“. Kurz darauf wurde prophezeit, der Fernseher sei nur eine Modeerscheinung. gefunden im Trend 9/2015


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Gehirnjogging

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1. Mathematisch natürlich nicht richtig. Es ist aber nicht so schwer

auf diese Zahlenkombinationen zu kommen!

9 + 3 7 + 1 17 + 8 9 + 8 14 + 2 5 + 4

= = = = = =

612 68 925 117 1216 19

2. In der Stürmerreihe einer Schülerfußballmannschaft stehen vier Jungen. Jeder hat einen anderen Vornamen, ein anderes Alter, einen anderen Lieblingssport und bevorzugt eine andere Lektüre. Die folgenden Einzelheiten sind bekannt: 1. Klaus ist dreizehn Jahre alt. 2. Der Tennisspieler unterhält sich mit seinem Nachbarn, dessen Lieblingslektüre Krimis sind. 3. Der Elf jährige schwimmt gerne. 4. Derjenige, der gerne Abenteuer liest, ist zehn Jahre alt. 5. Der zwölf jährige Peter unterhält sich mit seinem rechten Nachbarn über dessen Hobby, das Tennisspielen. 6. Der Linksaußen ist Krimileser. 7. Werner, der gerne Reiseberichte liest, steht neben dem Tennisspieler. 8. Karsten steht ganz rechts. 9. Derjenige, der gerne Geschichtsbücher liest, unterhält sich mit seinem linken Nachbarn über Federball. Wie heißt der Schüler, dessen Lieblingssport das Segeln ist? Lösungen siehe Seite 2


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Zum neuen Jahr

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poetic mail

SK Stiftung Kultur - Wurfgedichte 90

Man soll das Jahr nicht mit Programmen beladen wie ein krankes Pferd. Wenn man es allzu sehr beschwert, bricht es zu guter Letzt zusammen. Je üppiger die Pläne blühen, umso verzwickter wird die Tat. Man nimmt sich vor, sich schrecklich zu bemühen, und schließlich hat man den Salat. Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen. Es nützt nicht, und es schadet bloß, sich tausend Dinge vorzunehmen. Lasst das Programm, und bessert euch drauflos! Erich Kästner erschienen in: Erich Kästner, Gesammelte Schriften für Erwachsene Atrium Verlag, Zürich, 1969


Österreichische Post AG/ P.b.b. Verlagspostamt: 4020 Linz, Donau

Ein frohes Fest und alle guten Wünsche für 2016 Ihr Redaktionsteam

Medieninhaber und Herausgeber Christlicher Lehrerverein für Oberösterreich (CLV) Stifterstraße 23, 4020 Linz Tel.: 0732 / 77 68 67 E-Mail: office@clv.at Vertragsnummer: 07Z037596 M Schriftleiter und verantwortlicher Redakteur: Eugen Brandstetter, Haidfeldstr. 2, 4050 Traun. Tel.: 07229 / 911 46 oder 0664 / 523 86 60, E-Mail: eugen.brandstetter@liwest.at Redaktion: Eugen Brandstetter, Alfred Hollinetz, Erwin Hölzl, Marianne Leithgöb, Barbara Weber Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz: Die grundlegende Richtung von „Momente“ ergibt sich aus den Satzungen des Christlichen Lehrervereins

Redaktionsschluss: 12. Februar 2016


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