IM GESPRÄCH
Univ. Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb ist die Grande Dame in Sachen Klimaschutz in Österreich. Im Schulblatt-Interview spricht sie unter anderem über den Klimaschutz im neuen Regierungsprogramm, wie Klimaschutz in der Schule aussehen kann, welche Auswirkungen 1,5 Grad plus haben werden und was die größte Herausforderung für die Bewältigung des Klimawandels darstellt?
Eine wesentliche Komponente meines Lebens war, Verantwortung zu übernehmen. Sie kämpfen seit mehr als dreißig Jahren dafür, dass der Klimawandel ernst genommen wird. Wie schaffen Sie es, so viele Jahre motiviert zu bleiben? Ich glaube, weil es immer wieder schöne Erlebnisse und Erfolge gibt, weil ich sehr viele interessante Menschen dabei kennen lerne, die ähnliche Kämpfe führen, nicht immer ums Klima, aber es gibt einfach sehr viele motivierte Menschen, die um einer Sache willen, einfach sehr viel Herzblut investieren und das finde ich ermutigend. Dann habe ich auch einen sehr unterstützenden Mann und ein sehr unterstützendes Umfeld hier an der BOKU und das hilft. Was war der Auslöser dafür, dass Sie sich so stark um das Thema Klimawandel angenommen haben? Am Anfang war es ganz normales aka-
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FEBRUAR 2020 | DAS SCHULBLATT
demisches Interesse, natürlich mit Verständnis für die Relevanz des Themas. Aber das Klima hat sich einfach systematisch verändert, da ist mir kontinuierlich klarer geworden, dass wir etwas tun müssen. Es ist in etwa so, wie wenn die Eltern sehen, dass ein Schüler vor einer Schularbeit das Heft nie in die Hand nimmt. Man sagt ständig, fang an, fang an, sonst ist es zu spät. Wenn es schon sehr spät ist, dann werden wahrscheinlich die Interventionen der Eltern auch intensiver werden, so ähnlich kommt mir das vor. Und dann heißt es, es ist schon fast zu spät, aber es heißt nicht, dass man dann nichts mehr lernen kann. Ob es sich dann ausgeht, ist dann immer noch die offene Frage. Es ist leider auch beim Klima die Frage, ob es sich ausgeht, aber eins ist völlig klar, wenn wir jetzt nichts tun, geht es sich sicherlich nicht aus.
Was macht eine Klimaforscherin den ganzen Tag? Was ich jetzt mache, ist nicht mehr typisch. Eine typische Klimaforscherin hat ein Problem, an dem sie arbeitet. Sie liest dazu, was andere Kollegen dazu schon gemacht haben, studiert, welche Theorien und Hypothesen es dazu gibt und dann versucht sie selbst anhand von Daten und anhand von Modellberechnungen dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Wenn wir vom Klimawandel ausgehen, sieht sie sich Statistiken an, wie sich die Temperatur verändert. Die Daten sind ja für alle da, aber das Spannende daran ist, kann ich meine Fragen mit den vorliegenden Daten in einer soliden Weise beantworten. Sie haben gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern ein Maßnahmenpaket für die österreichische Politik