Die Stadt in der Stadt Die Festung Hohensalzburg thront majestätisch über der Altstadt und lockt Gäste aus aller Welt mit Geschichte und Geschichten. So manches Detail über das Bollwerk, das nie von Angreifern eingenommen wurde, ist aber selbst Salzburgern nicht immer bekannt. Anfangs stand hier auf dem Mönchsberg vermutlich nur ein einziger römischer Wehrturm. Über die Jahrhunderte entstand daraus dann nach und nach die Festung Hohensalzburg. War es früher ein beschwerlicher Aufstieg, gelangt man heute leicht und vor allem schnell in nur 53 Sekunden mit der Bahn bequem nach oben. Doch schöner ist immer noch der Weg hinauf zu Fuß. Steil geht es zwar bergan, aber es lohnt sich, entlang von Wehrgräben, hohen Mauern, dann durch die Rosspforte und vorbei am etwas versteckten Schmiedturm bis in den großen Burghof. Dort befindet sich in der Mitte die Matthäus-Lang-Zisterne, benannt nach dem Fürsterzbischof, der sich während der Bauernbelagerung auf der Festung verschanzte. Denn die Herren der Stadt, die sowohl geistliche als auch weltliche Macht innehatten, weilten normaler-
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TEXT BERNHARD OSTERTAG
weise unten in der Residenz. Wenn aber Gefahr im Verzug war, zogen sie sich auf die Festung zurück. Dort wohnten und arbeiteten permanent mehrere Hundert Menschen, um im Ernstfall alles bereit zu haben für die Landesfürsten und deren Entourage. Die Zisterne war daher eine wichtige Wasserversorgungsstelle. Das Regenwasser wurde durch ein Röhrennetz gesammelt und durch zwei Filterschächte mit reinigendem Kies in die Zisterne geleitet. Macht, Wärme und die Feuerwehr Weiter führt der Weg in die repräsentativen Räume des Goldenen Saals. Hier wurden Gäste empfangen und mit der wunderschönen, an einen Sternenhimmel erinnernde Decke beeindruckt. Die damals sehr teure Farbe, das Lapislazuli-Blau, und die vergoldeten Noppen symbolisieren die weltliche Macht des Fürsten, Reichtum und auch seine göttliche Verbindung. Übrigens weist eine der Marmorsäulen heute noch eine Beschädigung durch eine Kanonenkugel auf, die bei der Bauernbelagerung 1525 durch ein Fenster flog. Angeschlossen sind zwei Kammern, die als Gästezimmer fungierten. In einer, der Goldenen Stube, befindet sich ein kostbarer Kachelofen, der wohl um 1500 entstand. So wurde hier eingeheizt und nebenan geschlafen. Der Schlafraum konnte zwar nicht beheizt werden, wurde aber mit dicken Holztäfelungen versehen. Eine frühe Form der Isolierung sozusagen.
FOTOS ANDREAS KOLARIK
Da damals viel brennbares Material verbaut wurde und die Angst vor Bränden groß war, richtete im 19. Jahrhundert Hauptmann Ludwig Grenier am Bleiturm ein Warnsystem ein. In Sektoren eingeteilt war es möglich, Brandherde in der Umgebung zu lokalisieren und diese Information weiterzugeben, um das Feuer rasch löschen zu können. Rund um die Uhr war diese Stelle besetzt und brachte damit mehr Sicherheit im Brandfall mit sich. Und dann ist es soweit, der Salzburger Stier im Holzerker über dem Krautturm erklingt. Der Name dieses Hornwerkes stammt vom »Sound«, der wie ein Brüllen eines Stieres klingt. Bestehend aus Walze und Klangkörpern spielt der Stier heute verschiedene Melodien. Anfangs war es ein Choral, bis Leopold Mozart vorschlug, jeden Monat ein anderes Stück zu spielen. Ursprünglich erklang der Stier um 4.00 Uhr morgens, wenn die braven Salzburger Bürger damals aufstanden, um ihr Tagewerk zu beginnen, sowie um 19.00 Uhr nach dem Ave-Läuten. Die Festung Hohensalzburg hat aber noch viel mehr Geheimnisse und spannende Geschichten parat. Ein Besuch im Rahmen der zahlreichen Sonderführungen ist ein Erlebnis, ganz gleich ob als Gast der Stadt oder als Einheimischer »Stierwascher«. Mehr Infos unter www.festung-hohensalzburg.at