Handelsblatt | Juli 2024
Eine unabhängige Kampagne von Contentway
Handelsblatt | Juli 2024
Eine unabhängige Kampagne von Contentway
Die Vorbildfunktion Deutschlands
TRANSFORMATION IST ALTERNATIVLOS
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Führungskräfte ihre Organisationen ganzheitlich durch den Wandel führen. Eine Mammutaufgabe. Im Gespräch mit Dr. Bibi Hahn.
Großes Interview | Gerd Walker |
„KI IST DER GAMECHANGER DER INDUSTRIE“
Die Autobranche profitiert stark von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung. Die Geschwindigkeit ist rasant, erklärt Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker.
Einleitung | Dr. Peter Tschentscher | Erster Bürgermeister von Hamburg
Im Mittelpunkt des Eurominds Wirtschaftsgipfels in Hamburg stehen in diesem Jahr die Wettbewerbsfähigkeit und die Entwicklungsperspektiven der Europäischen Union und ihres gemeinsamen Binnenmarkts.
Interview | BDEW-Landesgruppe Norddeutschland
WIR HABEN EINEN RIESIGEN BEDARF AN WASSERSTOFF IN DEUTSCHLAND
Dr. Jörg Teupen fordert mehr Tempo beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.
AUSGABE #3
Key Account: Alia Fahda
Geschäftsführung: Nicole Bitkin
Head of Content & Media Production:
Aileen Reese
Redaktion und Grafik:
Aileen Reese, Nadine Wagner
Text:
Armin Fuhrer, Thomas Soltau, Katja Deutsch, Jakob Bratsch, Julia Butz
Coverfoto:
unsplash, mostphotos, Fotolia
Distribution & Druck:
Handelsblatt, Juli 2024
Contentway
Wir erstellen Online- und Printkampagnen mit wertvollen und interessanten Inhalten, die an relevante Zielgruppen verteilt werden. Unser Partner Content und Native Advertising stellt Ihre Geschichte in den Vordergrund.
Die Inhalte des „Partner Content“ und „Gastbeitrag“ in dieser Kampagne wurden in Zusammenarbeit mit unseren Kunden erstellt und sind Anzeigen.
Für die Lesbarkeit verwenden wir das generische Maskulinum. Die Formulierungen sprechen alle Geschlechter gleichberechtigt an.
Contentway und Handelsblatt sind rechtlich getrennte und redaktionell unabhängige Unternehmen.
Herausgegeben von:
Contentway GmbH
Rödingsmarkt 20
DE-20459 Hamburg
Tel.: +49 40 87 407 400
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WEITERE INHALTE
10. Marc S. Tenbieg, Deutscher Mittelstands-Bund
16. Christine Regitz, Gesellschaft für Informatik
21. Carolin Bosbach, Bundesvorsitzende
Junger Wirtschaftsrat der CDU e. V.
22. Dr. Rölf Bösinger, Staatssekretär BMWSB
CONTENTWAY.DE
Agilität, Tempo und Mehrwert
VW setzt auf agile Methoden, Cloud-Dienste und Daten, um die Digitalisierung des Konzerns weiter zu beschleunigen, erklärt
IT-Vorständin Hauke Stars.
Im Mittelpunkt des Eurominds Wirtschaftsgipfels in Hamburg stehen in diesem Jahr die Wettbewerbsfähigkeit und die Entwicklungsperspektiven der Europäischen Union und ihres gemeinsamen Binnenmarkts: Forschung und Innovation, Investitionen in eine klimafreundliche Transformation der Industrie sowie der digitale Wandel. Nur ein starkes, modernes und geeintes Europa kann auf Augenhöhe mit Großmächten wie den USA, Russland und China agieren.
Foto: Senatskanzlei Hamburg
Partnerland der Eurominds 2024 ist Estland. Seit der erneuten Gründung der Republik Estland 1991 und dem Eintritt in die Europäische Union 2004 hat sich das Land stark entwickelt. Estland ist führend in der Digitalisierung der Verwaltung, des Gesundheitswesens und der Wirtschaft. Laut PISA-Studie hat Estland das beste Bildungssystem Europas. Mit der Bahnlinie „Rail Baltica“ von Estland über Lettland nach Litauen sowie den lettisch-finnischen Windkraft- und Wasserstoff-Hubs „ELWIND“ und „BalticSeaH2“ baut Estland seine Verkehrsinfrastruktur und die regenerative Energieproduktion deutlich aus.
Auch Hamburg investiert in den klimafreundlichen Umbau der Industrie und der Energiesysteme. Im Hamburger Hafen geht 2026 das erste Ammoniak-Terminal Deutschlands in
Betrieb. Im Rahmen von Energiepartnerschaften kooperiert die Hansestadt mit Häfen in bedeutenden Wasserstoff-Produktionsländern wie Kanada und Chile. Mit einem 100-MW-Elektrolyseur am Standort des früheren Kohlekraftwerks Moorburg steigt der städtische Energieversorger Energiewerke Hamburg ab 2026 in die grüne Wasserstoffproduktion ein. Der importierte oder in Hamburg produzierte Wasserstoff wird mit einem neuen Wasserstofftransportnetz zu den energieintensiven Industrieunternehmen geführt oder in das überregionale Hyperlink-System eingespeist. Der Hamburger Senat fördert diese Projekte mit erheblichen finanziellen Mitteln und unterstützt internationale Kooperationen, um den Klimaschutz voranzubringen und die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft im Norden Europas zu stärken.
CONTENTWAY.DE
Grüner Wasserstoff: Energieträger der Zukunft
Wasserstofftechnologien werden derzeit konsequent weiterentwickelt –aus gutem Grund.
Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Schirmherr des Eurominds Wirtschaftsgipfels 2024
Im Hamburger Hafen geht 2026 der erste AmmoniakTerminal Deutschlands in Betrieb. Im Rahmen von Energiepartnerschaften kooperiert die Hansestadt mit Häfen in bedeutenden WasserstoffProduktionsländern wie Kanada und Chile. Mit einem 100 MW-Elektrolyseur am Standort des früheren Kohlekraftwerks Moorburg steigt der städtische Energieversorger Energiewerke Hamburg ab 2026 in die grüne Wasserstoffproduktion ein.
ZUKUNFT:
Die Transformation der Künstlichen Intelligenz stellt für Unternehmen eine Herausforderung dar, die nicht allein den IT-Experten überlassen werden sollte.
Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und spielt eine immer größere Rolle für die Wirtschaft insgesamt und die einzelnen Unternehmen. KI ist längst praxistauglich geworden und schafft Raum für neue Wertschöpfungsmodelle. In den USA und China scheint man aber die Potenziale, die mit den neuen technologischen Möglichkeiten einhergehen, deutlich besser zu erkennen als in Deutschland. Hierzulande wird sie noch immer in erster Linie als Prozessbeschleuniger oder Effizienzoptimierer betrachtet. Viele Entscheidungsträger in Deutschland scheuen sich noch, die großen Innovationspotenziale zu nutzen. Wenn sich das nicht rasch ändert, drohen die Unternehmen, den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren, denn der Druck auf die tradierten Geschäftsmodelle wächst.
Diese Erkenntnis scheint allerdings noch nicht überall ausreichend in den deutschen Chefetagen angekommen zu sein. Und der zielgerichtete Schritt in die Praxis ist sogar noch seltener zu sehen. „Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Sie liegen meiner Erfahrung nach in einer Mischung aus Abwarten, Silodenken, Personalmangel, fehlendem Change-Management und unzureichendem KI-Know-how oder schlicht in dem Glauben, ein zu großes Risiko einzugehen“, sagt Ralf Bauer, Senior Vice President und verantwortlich für das Deutschlandgeschäft von CGI.
Herr Bauer, derzeit wird KI in vielen deutschen Unternehmen in erster Linie von den IT-Experten angetrieben. Reicht das aus?
Nein, das reicht nicht aus, ganz im Gegenteil. Denn diese Denk- und Arbeits -
weise hat zur Folge, dass die Transformation der KI im Business zu kurz kommt oder ganz auf der Strecke bleibt. Aber genau darum geht es doch, denn KI ist ja kein Selbstzweck, sondern soll für das Unternehmen einen Mehrwert bringen und seine Wettbewerbschancen sichern oder möglichst erhöhen. Für diese Ziele ist aber ja nicht die IT-Abteilung zuständig, sondern federführend die Unternehmensleitung. Und daher muss auch sie für die KI-Transformation verantwortlich sein.
Braucht es dazu dann nicht eine Strategie?
Auf jeden Fall. In manchen Unternehmen fehlt leider bislang die Fähigkeit, über den technischen KI-Tellerrand hinauszuschauen. Wir müssen aber gesamtheitlich die Chancen und Risiken analysieren, die mit der KI-Transformation verbunden sind. Und daraus müssen zukunftsfähige Konzepte entwickelt werden. Es geht dabei zum Beispiel um solche Fragen: Wie stark wird mein bisheriges Geschäftsmodell disruptiert? Welche Rollen und Dienstleistung fallen vielleicht weg? Und welche neuen Geschäftsmodelle können sich im Gegenzug vielleicht ergeben? Sich solchen Fragen zu stellen, stellt zweifellos eine Herausforderung dar, aber Vermeidung ist ganz gewiss keine Strategie. Kritisch wird es spätestens in dem Augenblick, wenn plötzlich die Wettbewerber die
Weichen Richtung KI stellen, bereits durch KI Produktivitätsgewinne realisieren und der eigene Zug droht, in Ausschreibungen oder beim Endkunden auf dem Abstellgleis zu landen. Bevor es so weit kommt, sollten die Verantwortlichen in den Chefetagen aus eigenem Antrieb proaktiv an die Veränderung gehen. Das braucht Mut, wird aber belohnt werden. Und auf dem Weg der Transformation wird man viel lernen und viele neue Erfahrungen sammeln.
Können Unternehmen diese Transformation allein durchziehen? Führungskräfte haben ihre eigene Expertise und das ist schon mal eine gute Vorbereitung. Aber zur Umsetzung der KI-Transformation benötigen Unternehmen exzellente Challenger. Sie vermitteln einen unabhängigen Blick von außen auf ein Unternehmen und sein Wettbewerbsumfeld. Und sie sind aus einem weiteren Grund unerlässlich: Sie bringen ihre Expertise ein, KI und Business sinnvoll zu verknüpfen. Am Anfang muss die Feststellung des Ist-Zustandes stehen, der sogenannte Readiness-Check. Darauf aufbauend sollten erste konkrete Anwendungsschritte gemacht werden, also Use-Cases.
Welche Rolle spielt bei diesem Prozess die Einbindung der Mitarbeitenden? Das ist ein sehr wichtiger, ein ausschlaggebender Punkt. Die Mitarbeitenden
Die Mitarbeitenden sind entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer KI-Strategie im Unternehmen.
In den meisten Unternehmen fehlt leider die Fähigkeit, über den KI-Tellerrand hinauszuschauen.
sind entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer KI-Strategie im Unternehmen. Die Verantwortung für die erfolgreiche Einbeziehung liegt ebenfalls bei der Führungsebene. Sie muss den Mitarbeitenden diese Ängste nehmen und ein Change-Management implementieren, das sie als eine Win-win-Situation verstehen. Wichtig ist es, den Mitarbeitenden zu zeigen, dass die KI ihnen helfen soll, noch besser und effektiver zu arbeiten. KI soll den Menschen helfen, nicht umgekehrt.
Das 1976 gegründete kanadische Unternehmen CGI gehört mit 90.000 Mitarbeitenden zu den größten Anbietern von IT- und Geschäftsprozess-Dienstleistungen weltweit. Es ist darauf spezialisiert, komplexe technologische Herausforderungen praktisch zu lösen und Kunden Ende-zu-Ende bei der Transformation zu einer agilen und nachhaltigen Organisation zu begleiten. Zu diesem Zweck entwickelt CGI Vorgehensmodelle und Lösungen für alle Branchen. Da die Grenzen zwischen den Branchen immer weiter verschwimmen, profitieren Kunden von den industrieübergreifenden Erfahrungen seines globalen Expertennetzwerks. Der im Geschäftsjahr 2023 ausgewiesene Umsatz von CGI beträgt 14,30 Milliarden Kanadische Dollar. www.cgi.com/de
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Führungskräfte ihre Organisationen ganzheitlich durch den Wandel führen. Eine Mammutaufgabe.
Rahmenbedingungen verändern sich rasant: Geopolitische Unsicherheit, Klimawandel, technologischer Fortschritt, Künstliche Intelligenz, mit all seinen Implikationen. Dazu kommen die Anforderungen von ESG und der demografi sche Wandel. Die Vorstellungen in Bezug auf Arbeit und Beruf der jungen Erwachsenen sind neue und andere. Wie können Arbeitgeber die Gen Z abholen und halten und welche Führungsstile braucht es dazu?
Unternehmen stehen vor immensen Herausforderungen. Organisationen, Prozesse, Steuerungsinstrumente und Unternehmenskulturen müssen transformiert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben; Business-Mo-
delle und Prozesse neu gedacht und modernisiert werden. Im Zuge dessen sind Führungskräfte zunehmend gefordert. Auf der einen Seite sollen sie das Kerngeschäft profitabel führen und gleichzeitig das Unternehmen durch Innovationen auf die Märkte von morgen vorbereiten. Wie kann eine solche Transformation gelingen und welche Potenziale kann sie heben? Im Gespräch mit Dr. Bibi Hahn, Co-CEO bei Kienbaum Consultants International.
Frau Dr. Hahn, die Anforderungen an Führungskräfte steigen und es scheint, als seien die Zeiten der Planbarkeit vorbei.
Deswegen sind alle damit beschäftigt, sich neu zu erfi nden. Ein Klient von uns hat es neulich so formuliert: Transform or die! An jeder Struktur, jedem Steuerungssystem oder Prozess wird derzeit ein Fragezeichen gesetzt. Und natürlich auch an zukünftigen
Kompetenzen von Mitarbeitenden. Letztendlich war Führung noch nie so herausfordernd wie heute, aber auch noch nie so vielfältig wie heute. Das Paket an Herausforderungen ist hoch komplex. Durch eine derartige Transformation zu führen, ist eine Mammutaufgabe.
Wie beobachten Sie den Umgang damit?
Das man sich verändern muss, ist allen bewusst. Die Frage ist, wie man die Veränderungsreise aufsetzen sollte. In der Vergangenheit haben wir gelernt, möglichst alle Mitarbeitende in jeder Phase mitzunehmen und zu involvieren. Jetzt beobachten wir, dass Unternehmen einen Strategiewechsel vollziehen. Denn: „Speed is key”. Natürlich wollen Führungskräfte Commitment für die Transformation generieren, aber es geht eben auch darum, die Veränderung relativ schnell zu erwirken. Als Wettbewerbsvorteil.
Dr. Bibi Hahn, Co-CEO bei Kienbaum Consultants International
Führungskräfte müssen Orientierung geben, als Coaches und Unterstützer agieren. Das fördert Vertrauen und stärkt die Zusammenarbeit und Unternehmenskultur.
Über Kienbaum: Seit seiner Gründung im Jahr 1945 ist Kienbaum ein führendes Beratungshaus Deutschlands und eine der ersten Personal- und Managementberatungen europäischen Ursprungs. Mit einem Team von über 600 Mitarbeitenden ist das Unternehmen in allen bedeutenden Wirtschaftszentren Deutschlands präsent und unterhält weltweit Büros. www.kienbaum.com
So stellt sich sofort die Frage: Habe ich die richtige Mannschaft auf dem Platz, wie stark sind meine Schlüsselpositionen besetzt? Wo braucht es Spielführer:innen? Die Auswahl der passenden Führungskräfte bedeutet keinen evolutionären, sondern disruptiven Impact.
Welche Organisationsformen werden genutzt?
Viele haben sich im Zuge der geforderten Agilität in Teilen bereits sehr erfolgreich verändert. Indem sie Hierarchien abbauten, Verantwortung delegierten, auch um Entscheidungen schneller treffen zu können. War das über alle Branchen, alle Organisationen und alle Funktionen die Zauberformel? Nein.
Als „the next big thing“ werden jetzt Skill-based-Organizations diskutiert. Wie verändern sich benötigte Funktionen und damit Skills und Capabilities durch neue Business-Modelle, durch den Einfluss von KI? Welche Jobs brauche ich heute, morgen und übermorgen? Was hat das für Implikationen für Up-skilling und Re-skilling? Welche Skills muss ich selbst vorhalten, welche kann ich einkaufen? Dazu braucht es ein fluides Organisationsverständnis und eine Struktur, in der diese neuen Konzepte andocken können.
Welche Systeme braucht es?
Kommunikations- und Steuerungssysteme werden auch transformiert. Ein Beispiel: Die jährliche Budgetplanung gekoppelt an den Short-term-Bonus funktioniert so nicht mehr. Denn realistische Vorhersagen sind schwer zu treffen. Was dazu führt, dass konservativer geplant wird, der Fokus richtet sich auf Risiken und nicht auf Chancen. Der Trend geht daher dahin, Langzeiterfolg zu incentivieren. Auch wenn es nicht so einfach zu managen ist.
Zusammenarbeit und Unternehmenskultur. Gewisse Strukturen im Sinne von zugewiesener Verantwortung braucht es aber und Leadership erst recht.
Welche Führungskompetenzen sind jetzt notwendig?
Vier Kernkompetenzen sind für uns essenziell. Erstens das Brave Leadership, also mutige Entscheidungen treffen zu können und konsequent zu handeln. Das liegt uns sicherheitsdenkenden Deutschen zwar nicht in der Wiege, aber wir brauchen diesen schnellen, offensiven Geist. Zweitens: Komplexität reduzieren. Wir müssen den Elefanten zerlegen! Transparenz und Klarheit zu Verantwortungen führen zu Handlungsfähigkeit. Drittens: Führungskräfte, die resilient sind und Zuversicht auszustrahlen. Damit Mitarbeitende Halt fi nden und die Unsicherheit an Bedrohung verliert. Viertens: Führungskräfte müssen beurteilen können, wie technologischer Fortschritt ihre Organisation positiv verändern kann.
Wie sieht modernes Leadership Development aus?
Leistungsbereitschaft hängt nicht von der Generation, sondern von den Rahmenbedingungen ab.
tungshaltungen von Boomern und Gen Z an Arbeitgeber:innen haben wir eine Studie durchgeführt. Mit dem Ergebnis: Die Unterschiede sind kleiner als wir denken. Vergütung und Anerkennung sind allen wichtig, auch Flexibilität und Benefits fordern beide Gruppen. Unterschiede gibt es in der Feedback-Kultur. Junge Mitarbeitende erwarten mehr zeitnahe und professionellere Feedbackmöglichkeiten. Karriere steht nicht ganz oben auf der Agenda, sondern eher die Frage: Wie kann ich mehr lernen? Das schönste Ergebnis: Leistungsbereitschaft hängt nicht von der Generation, sondern von den Rahmenbedingungen ab.
Auch einem sinnstiftenden Job nachzugehen, spricht man der Gen Z zu. Ja, sie wollen einen Impact leisten. Das ist die Voraussetzung für Leistungsbe-
reitschaft. Die Aufgabe für Arbeitgeber:innen lautet, diese Sinnhaftigkeit/ den Purpose auf den persönlichen Job hin zu operationalisieren und sichtbar zu machen, das ist ausschlaggebend. Übrigens wollen fast alle einen messbaren Impact leisten und dabei helfen, die Welt etwas zu verbessern. Auch die Älteren. Generationenübergreifende Leistungsbereitschaft als Motor für Transformation – das stimmt positiv.
Bleiben Soft Skills wie Wertschätzung, Zuhören und Empathie nicht immer zeitgemäß?
Jeder Mensch braucht Wertschätzung. Anerkennung ist wichtig über alle Generationen. Es gibt zudem viele klassische Führungsqualitäten, die weiter gelten: Dialog, Rollenklarheit, Enablement und Vertrauen. Neu sind mehr Feedback-Formate und der Trend, individueller zu führen. Das ist natürlich aufwendiger und erfordert unterschiedliche Ansätze von Führung. Aber das scheuen unsere Klient:innen nicht. Sie möchten, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, dass sie sich gehört und verstanden fühlen. Um die Extrameile zu gehen, Wertschöpfung zu betreiben und wirklich Impact zu kreieren.
Wie viel Führung ist eigentlich noch nötig? Kann Hierarchie nicht komplett abgescha� t werden? Genau das beschäftigt unsere Klient:innen. Wenn man mit Führung nur Führung im alten Stil assoziiert, nämlich jährliche Ziele zu vereinbaren, Ergebnisse zu messen, zu kontrollieren und sonst keinen wertschöpfenden Beitrag zu leisten – dann ist natürlich der Ruf nach Abschaff ung von Hierarchieebenen gerechtfertigt. Diese Diskussion braucht allerdings einen differenzierten Blick. Es gibt gerade in diesen unsicheren Zeiten eine wichtige Rolle für Führungskräfte, nur dass sich diese verändert. Führungskräfte müssen Orientierung geben, als Coaches und Unterstützer agieren. Das fördert Vertrauen und stärkt die
Wir propagieren parallele Ansätze, die beide ihre Berechtigung haben. Einerseits langfristige, vielschichtige Programme, um den massiven Generationenwechsel vorzubereiten. Andererseits neue innovative Formate mit dem Fokus, ganze Führungsmannschaften schnell auf das nächste Level zu entwickeln.
Welche Potenziale werden durch die Transformation gehoben? Das Ziel der nachhaltigen und andauernden Transformation erfordert auch einen aufrichtigen Blick auf die Mitarbeitenden. Alle Veränderungen in Organisationsstruktur, Steuerungssystemen und der Führung zahlen auf die Unternehmenskultur ein. Sie wird zum Booster der Transformation. Ohne positiven Spirit, eine konstruktive Haltung und den Willen zur Veränderung geht es nicht. Geschwindigkeit ist zwar entscheidend, dennoch sollte sie mit Augenmaß gewählt werden. Gut gemanagt, wird im Idealfall die Innovationskraft gestärkt, die Organisation rückt näher an den Markt und Consumer- und Employee-Experience verbessern sich.
Sehen Sie die Vorurteile einer ‚faul und fordernden‘ Gen Z bestätigt und wie gelingt moderne Führung, die allen Mitarbeitenden gerecht wird? Es gibt etliche Vorurteile und die gilt es abzubauen. Zum Thema Erwar-
Die Unternehmenskultur als Booster für Transformation: Strategie, Führung und Struktur sind dabei wesentliche Stellschrauben
Die Unternehmenskultur als Booster für Transformation: Strategie, Struktur sind dabei wesentliche Stellschrauben
Struktur & Steuerung Führung & Personal Strategie Kultur
Andres Sutt, Parlamentsabgeordneter (Reformpartei) und Mitglied des Wirtschaftsausschusses in Estland sowie ehemaliger Minister für Unternehmertum und Informationstechnologie, lobt die engen Beziehungen der beiden Länder.
Text: Katja Deutsch
Foto: Invest Estonia
Estland gilt als eines der digital fortschrittlichsten Länder der Welt: Es punktet mit einem hoch entwickelten E-Government-System, einer modernen digitalen Infrastruktur und einem starken Ökosystem für Start-ups. Ein Grund dafür ist die bereits erfolgte Integration der digitalen Bildung in den nationalen Lehrplan. Die Menschen in Estland haben eine sehr hohe IT-Kompetenz, auch im Bereich Cybersicherheit ist Estland weltweit führend.
Deutschland und Estland sind seit Jahrhunderten enge und freundschaftlich verbundene Handelspartner. So ist die Präsenz der Deutsch-Balten seit dem 13. Jahrhundert über die Handelsbeziehungen mit der mittelalterlichen Hanse bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges noch heute durch die weit verbreitete deutsche Sprache hörbar.
„Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Estland und Deutschland sind seit der Hansezeit historisch stark“, sagt Andres Sutt, Parlamentsabgeordneter (Reformpartei) und Mitglied des Wirtschaftsausschusses
in Estland sowie ehemaliger Minister für Unternehmertum und Informationstechnologie. „Deutschland ist für Estland das fünftgrößte Exportziel und das zweitgrößte Importziel. Es ist auch ein immer wichtigeres Investitionsziel. Skeleton, ein schnell wachsendes estnisches Technologieunternehmen, baut zum Beispiel in Sachsen die größte und modernste Fabrik für Superkondensatoren in Europa“.
Rund 400 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung sind in Estland registriert. Sie decken ein breites Spektrum von Branchen ab, darunter
Deutschland als Produktionsstandort und Estland als digitale Nation mit dynamischen Technologieunternehmen und einem Start-upÖkosystem passen gut zusammen.
Maschinenbau, Elektronik, Schifffahrt, Rüstung und viele mehr. „Deutsche Unternehmen investieren in Estland und nutzen die Vorteile des Geschäftsumfelds des Landes, einschließlich seiner fortschrittlichen digitalen Infrastruktur, seines gut ausgebildeten Arbeitskräftepools und seiner strategischen Lage als Tor zu den Märkten in Nordeuropa“, sagt Riina, Leminsky, Leiterin des Global Network bei Enterprise Estonia, Wirtschaftsförderung von Estland.
Deutschland als Produktionsstandort und Estland als digitale Nation mit dynamischen Technologieunternehmen und einem Start-up-Ökosystem passen gut zusammen, meint Andres Sutt. „Wir können Größe und Technologie nutzen, um den globalen Wettbewerbsvorteil unserer jeweiligen Unternehmen zu stärken. Der grüne Wandel bietet viele Chancen, nicht nur in der energieintensiven Industrie, sondern auch im weiteren Sinne. Estland ist offen für Geschäfte.“
Umgekehrt investieren estnische Unternehmen in Deutschland und tragen zur
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Estland und Deutschland sind seit der Hansezeit historisch stark.
Vielfalt und Dynamik der deutschen Wirtschaft bei. Die Zusammenarbeit zwischen Estland und Deutschland erstreckt sich auch auf die Bereiche Forschung und Entwicklung, Technologie und Innovation sowie Energie und Kreislaufwirtschaft.
„Deutschland hat ein wirtschaftliches und politisches Gewicht, das genutzt werden muss, um die EU zu einem starken globalen Akteur zu machen, mit strategischer Autonomie in Technologie und entscheidenden industriellen Inputs“, sagt Andres Sutt. „Wir müssen Europa offen halten für Investitionen, Innovationen und Talente. Das ist der Weg, um die Union global wettbewerbsfähig zu machen.“
„Wir brauchen mehr Mut und Geschwindigkeit“
In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels können Roboter eine entscheidende Rolle spielen, um die Produktivität zu sichern und den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken.
In der heutigen Arbeitswelt stehen Unternehmen vor der Herausforderung des Fachkräftemangels. Roboter und Automatisierungstechnologien bieten jedoch eine vielversprechende Lösung. In Deutschland könnten bis zum Jahr 2030 rund fünf Millionen Fachkräfte fehlen, so eine Erhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft
(IW). Der Grund: Es gehen Hunderttausende mehr in den Ruhestand, als Arbeitskräfte nachrücken. Klar, dass Unternehmen zunehmend auf Roboter und Automation setzen, um Produktionsprozesse effizienter zu gestalten und Arbeitskräfte gezielter einzusetzen. Diese Technologien sind nicht nur in der Industrie gefragt, sondern auch im Dienstleistungssektor, wo sie repetitive Aufgaben übernehmen und qualifiziertes Personal entlasten. Roboter eröffnen somit neue Möglichkeiten, den Fachkräftemangel zu mildern und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Genau hier setzt das Unternehmen von Andrea Alboni an, General Manager Western Europe bei Universal Robots. Seine Lösungen sind leicht zu bedienen und übernehmen repetitive Aufgaben.
dienen und programmieren, was sie für kleinere Unternehmen und Handwerker zugänglicher macht.
Es fehlt nicht an Wissen, sondern an der Umsetzung. Innovationskraft muss entfesselt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Herr Alboni, was unterscheidet die Cobots von Universal Robots gegenüber traditionellen Robotern? Es geht um Materialien und Sicherheit. Traditionelle Roboter bestehen aus Stahl, während Cobots aus Aluminium und Kunststoff gefertigt sind. Dadurch sind Cobots sicherer im Umgang mit Menschen, da sie Dank eingebauter Sensorik Kollisionen erkennen können. Zudem lassen sich Cobots einfacher be -
Wie wichtig ist die einfache Bedienung für den Erfolg bei Unternehmen? Heutzutage geht es nicht nur um Fachkräftemangel, sondern um eine Arbeitskräftekrise. Durch einfache Bedienung können auch kleinere Unternehmen ohne tiefgehende technische Kenntnisse Roboter einsetzen. Schulungen für die Bedienung dauern nur wenige Tage, was die Effizienz erhöht und die Unternehmen wettbewerbsfähiger macht.
Warum gefährdet Automatisierung kaum Arbeitsplätze?
Diese Angst ist ein Klischee der Vergangenheit. Heute finden Unternehmen oft nicht genug Arbeitskräfte. Roboter übernehmen Aufgaben, die Menschen nicht mehr machen wollen. Beispielsweise das Palettieren von schweren Weinkisten, das eine monotone und körperlich belastende Aufgabe ist, die durch Roboter effizienter erledigt werden kann. Die Akzeptanz von Robotern steigt, denn die Realität zeigt, dass sie eher ergänzen als ersetzen. In Ländern wie Japan gehören Roboter längst zum Alltag dazu, weil die Menschen sie als gute Lösung akzeptieren.
Lässt sich die Akzeptanz von Automatisierung und Robotik fördern?
Ja, durch Aufklärung und Sensibilisierung über die tatsächlichen Fähigkeiten und Grenzen von Robotern: Nur so lassen sich die Vorurteile abbauen. Zudem sollte man die erfolgreiche Implementierung in verschiedenen Bereichen, wie Behindertenwerkstätten oder der Bauindustrie, hervorheben. Hier zeigt
Seit 2005 hat Universal Robots es sich zur Aufgabe gemacht, im Leben der Anwender etwas zu bewegen. Es geht um mehr als nur Automatisierung. Sie verändern, wie Menschen rund um den Globus arbeiten und leben, indem Universal Robots sie bei ihren Ideen und Träumen unterstützen. Moderne Tools wie die einfach zu bedienenden Roboterarme werden von Unternehmen jeder Größe eingesetzt, um Marktvolatilität zu reduzieren. Die Cobot-Lösungen bieten Herstellern die Flexibilität und den ROI, um dem Wettbewerb immer einen Schritt voraus zu sein. www.universal-robots.com/de
sich, wie Roboter die Arbeit erleichtern und Menschen unterstützen.
Wie kann Deutschland in Sachen Bürokratie effizienter werden?
Deutschland hat viele Stärken, aber Bürokratie bremst. Wir brauchen Mut, Digitalisierung und Geschwindigkeit. Deutschland sollte Pilotprojekte in verschiedenen Regionen starten und die besten Ergebnisse landesweit umsetzen. Es fehlt nicht an Wissen, sondern an der Umsetzung. Innovationskraft muss entfesselt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Bürokratie kann abgebaut werden, indem man Pilotprojekte startet, erfolgreiche Ansätze übernimmt und den Mut hat, auch mal zu scheitern und daraus zu lernen.
Sind andere Länder in Sachen Digitalisierung Vorbilder?
Länder wie Estland zeigen, wie man mit Mut und weniger Bürokratie viel erreichen kann. Deutschland könnte von diesen Beispielen lernen. Es fehlt oft an Risikobereitschaft und der Bereitschaft, von anderen zu lernen. Ein europäischer Ansatz könnte helfen, indem wir die besten Praktiken übernehmen und anpassen, um unsere eigenen Systeme zu verbessern und Innovationen schneller umzusetzen. Mein politischer Traum ist, dass wir aufhören, über Pläne zu reden, sondern aktiv deren Umsetzung gestalten.
Die Akzeptanz von Robotern steigt, denn die Realität zeigt, dass sie eher ergänzen als ersetzen.
GASTBEITRAG
Der Mittelstand in Deutschland läuft gut – trotz der Politik, findet Freenet-CEO Christoph Vilanek. Aber viele politische Vorgaben wirken hemmend.
Text: Armin Fuhrer Foto: Taylor Vick/unsplash, Presse
Herr Vilanek, wie beurteilen Sie den Zustand des deutschen Mittelstandes?
Es zeigt sich gerade einmal mehr, dass alles, was den deutschen Mittelstand ausmacht, also zum Beispiel seine Ingenieurskunst, die Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Transformation, Digitalisierung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz, bravourös genutzt wird. So lautet das Gesamturteil. Schaut man spezifisch auf einzelne Branchen, gibt es Unterschiede. Grundsätzlich finde ich aber, dass wir im internationalen Vergleich eine hohe Leistungsbereitschaft und intelligente Menschen haben. Es ist mitnichten so, dass nur in den USA Innovationen passieren.
Der Mittelstand klagt über die Politik. Zurecht?
Wir werden in Deutschland erdrückt von bürokratischen Anforderungen. Die Wirtschaft funktioniert bis heute noch – trotz der Politik –, aber sie muss sich dringend ändern. Die Regierungen und die Institutionen insgesamt, die komplizierte Regulatorik sowie ideologisch geprägte Vorgaben mit einer Verbotspolitik, sind für den Mit-
telstand bedrohlich. Denn sie sorgen dafür, dass sich all die fleißigen Köpfe auf die falschen Aufgaben konzentrieren müssen, anstatt ihr Kerngeschäft betreiben zu können. Das kostet viel Zeit und Geld.
Ein Beispiel?
Mit der Einführung der CSDR werden aus den bisher ungefähr 500 berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland rund 15.000, die ausführliche Informationen zu Nachhaltigkeitszielen und Kennzahlen erheben müssen. Das kostet die deutsche Wirtschaft jährlich ca. 1,4 Milliarden Euro laufenden Erfüllungsaufwand. Auch wir mussten dafür zusätzliche Mitarbeitende einstellen.
Was müsste die Politik denn ändern? Ich möchte das einmal grundsätzlich beantworten. Ich finde, jeder, der in einer Behörde oder Kommune arbeitet und wichtige Entscheidungen trifft, müsste erst einmal eine gewisse Zeit in einem Unternehmen der freien Wirtschaft arbeiten, damit er überhaupt versteht, worum es da geht. Das hilft zwar nicht sofort, wohl aber langfristig. Und die Politik muss gegenüber der Wirtschaft ihre Hybris ablegen.
Ich glaube nicht, dass es zu einer Massenabwanderung deutscher Firmen kommt. Aber wir kommen in eine Phase, in der es im Mittelstand keinen Nachwuchs mehr geben wird.
Sehen Sie auch strukturelle Probleme, für die die aktuelle Politik nichts kann?
Ich habe bewusst nicht die Ampel-Regierung erwähnt, denn die Entwicklungen, über die ich spreche, haben sich über 20 oder 25 Jahre akkumuliert. Grundsätzlich ist es so, dass der Stillstand hierzulande zu gut bezahlt ist. Es existiert eine unvermeidbare strukturelle Arbeitslosigkeit, aber alle anderen, die keine Arbeit haben, haben einfach zu wenig Anreize, eine anzunehmen. Arbeit ist kein Frondienst, sondern die Existenz des Menschen. Ich nehme aber die deutsche Politik so wahr, dass sie den Menschen das nicht klarmacht, sondern genau das Gegenteil tut. Fleiß ist hierzulande schon fast geächtet.
Was droht, wenn sich nichts ändert?
Ich glaube nicht, dass es zu einer Massenabwanderung deutscher Firmen kommt. Aber wir kommen in eine Phase, in der es im Mittelstand keinen Nachwuchs mehr geben wird. Das wird zu strukturellen Veränderungen führen, die schon jetzt punktuell sichtbar werden, zum Beispiel im Handwerk oder dadurch, dass es auf dem Land keinen Arzt und keinen Supermarkt
mehr gibt. Das führt zu Frustration in der Bevölkerung. Ich hoffe, dass es zu einer Gegenbewegung kommt oder quasi Selbstheilung kommt, wenn Menschen individuell betroffen sind.
Die Regierungen und die Institutionen insgesamt, die komplizierte Regulatorik sowie ideologisch geprägte Vorgaben mit einer Verbotspolitik, sind für den Mittelstand bedrohlich.
FORTSCHRITT
Im Gespräch mit Andreas Hamprecht, der als CIO/CDO alle Digitalisierungsaktivitäten im Nahverkehr der Deutschen Bahn verantwortet.
Herr Hamprecht, die Steuerung des Regionalverkehrs ist ein komplexes System. Kann dafür auch KI eingesetzt werden?
Für eine Anwendung von KI sind im Grunde zwei Voraussetzungen erforderlich: Die technologischen Möglichkeiten, um ein Problem zu lösen einerseits sowie die dafür notwendigen Daten andererseits. Im Regionalverkehr auf der Schiene ist beides vorhanden, denn es ist richtig, dass seine Steuerung eine sehr komplexe Aufgabe ist – und Daten fallen täglich in sehr großer Menge an. Der Einsatz von KI kann den Ablauf robuster, stabiler, effizienter, kostengünstiger und für die Reisenden angenehmer machen.
Inwieweit ist KI denn schon einsatzbereit?
Tatsächlich haben wir in den vergangenen Jahren an der KI-Readyness des Regionalverkehrs der Bahn gearbeitet und viel darin investiert. Und wir sind inzwischen auch sehr weit mit dem Aufbau der technologischen Grundlagen gekommen. Wir haben die wesentlichen IT-Systeme an eine Plattform angeschlossen und darauf bauen das Berichtswesen, die Analytik und die Präsentationslogistik auf.
Können Sie Beispiele nennen?
Ein wichtiger Bereich ist die Zustandserfassung der Züge. Früher musste ein Zug zur Überprüfung seines Zustands ins Werk gefahren werden. Inzwischen fährt er einfach während des Betriebs durch eine Kamerabrücke. Die Kameras erstellen dann Bildmaterial, mit dem der Zustand überprüft werden
„Mehr strategische Kooperation“
TRANSFORMATION
Früher musste ein Zug zur Überprüfung seines Zustands ins Werk gefahren werden. Inzwischen fährt er einfach während des Betriebs durch eine Kamerabrücke.
kann. Das ist eine Art bildgestützte Anomalie-Erkennung. Diese Methode spart Ausfallzeiten und damit auch Kosten. Eine andere Einsatzmöglichkeit ist die Vorhersage der wahrscheinlichen Zugauslastung. Durch Sensorik und Bildauswertung können wir schätzen, wie viele Reisende einen bestimmten Zug oder Waggon nutzen werden. Da es im Regionalverkehr keine Sitzplatzreservierungen gibt, ist diese Schätzung schwierig. Die Fahrgäste können auf dem Bahn-Navigator erkennen, welcher Waggon stark ausgelastet ist und wo noch freie Kapazitäten sind. Das macht das Reisen bequemer. Solche technologischen Möglichkeiten durch KI werden immer wichtiger, da gerade der Regional- und Nahverkehr auf der Schiene stark zunehmen wird.
Durch Sensorik und Bildauswertung können wir schätzen, wie viele Reisende einen bestimmten Zug oder Waggon nutzen werden.
Brot als tägliches Grundnahrungsmittel spielt in Deutschland seit Jahrhunderten eine große Rolle, und wir haben hierzulande eine beeindruckende Backkompetenz, auf die wir zurecht sehr stolz sein können. Mit mehr als 3.000 Patenten und mehr als zwei Millionen Tonnen gebackener Brot- und Backwaren pro Jahr, sind wir „ein Land der Bäcker“. Dabei ist das Backen an sich ein relativ energieintensives Geschäft, das eine extrem niedrige Gewinnmarge verspricht. Um dennoch das „tägliche Brot“ nachhaltig zu produzieren, brauchen wir daher: mehr strategische Kooperation.
Text: Armin Fuhrer
Foto: DDP/unsplash, Presse
Denn nur in der Zusammenarbeit über die ganze Wertschöpfungskette hinweg kann man eine über Jahrhunderte gewachsene Branche noch einmal relevant verbessern – wie bereits die vollständige Umstellung auf die Zentrallagerbelieferung gezeigt hat.
Denn Großbäcker können bereits heute energieeffizient qualitativ hochwertige Backwaren mit einem mehr als ausreichenden Best Before-Date produzieren. Im Vordergrund steht, eine sehr breite Angebotsvielfalt kostengünstig und energieeffizient herzustellen. Dies führt heute zu einem häufigen Umrüsten der Backanlagen, was zeitaufwendig und kostenintensiv ist.
Zwar gibt es Versuche, das Portfolio und den Produktionsprozess zu optimieren, aber ein Bestellvorlauf von rund zwei bis vier Tagen oder grobe Volumenindikationen für die kommenden acht bis zwölf Monate passen nicht zu langfristig angelegten Personal- und Anlagenbelegungsplanungen. Daher ist ein grundsätzliches Umdenken, weg von Einjahresverträgen und hin zu strategischen Kooperationen, notwendig. Nur so können zum Beispiel Umrüstzeiten und die nicht unerheblichen An- und Abfahrverluste reduziert werden. Dadurch ließe sich Energie einsparen und es würden deutlich weniger gute Brote
vernichtet werden. Dies ist heutzutage eigentlich auch bei kleineren Gewichtsabweichungen nicht mehr nötig, wenn diese einfach gemeinsam anders im Handel ausgelobt und bepreist würden. Hierfür werden wir aber noch mehr und auch noch stärkere Kooperationen benötigt. Denn nur in der Zusammenarbeit über die ganze Wertschöpfungskette hinweg kann man eine über Jahrhunderte gewachsene Branche noch einmal relevant verbessern – wie bereits die vollständige Umstellung auf die Zentrallagerbelieferung gezeigt hat. So kann Deutschland auch langfristig ein „Land der Bäcker“ bleiben.
Mittelständische Unternehmen sind vielen Herausforderungen ausgesetzt, aber sie sind sehr widerstandsfähig, sagt DMB-Geschäftsführer Marc S. Tenbieg.
Text: Armin Fuhrer
Foto: Pavel Chernonogov/pexels
Herr Tenbieg, wie beurteilen Sie die Situation des deutschen Mittelstandes derzeit?
Die Zeiten sind herausfordernd, keine Frage. Die Wachstumsprognosen sind mau und nicht so, wie wir sie über Jahre gewohnt waren. Das kann uns nicht zufriedenstellen. Andererseits muss man aber auch sagen, dass wir in Deutschland Probleme, vor allem die Coronapandemie, bewundernswert gut weggesteckt haben. Das zeigt: Der Mittelstand ist extrem widerstandsfähig.
Was hemmt mittelständische Unternehmen denn am meisten?
Wir profitieren von unserem starken Export, von offenen Märkten und von der Globalisierung. Wenn das nicht funktioniert, wird es für die hiesige Wirtschaft schwieriger. Sorge bereitet mir die Diskussion über Schutzzölle, wie sie die USA gegen China ausgesprochen haben und die EU ebenfalls plant. Natürlich hemmt der Fachkräftemangel immer mehr Unternehmen. Auch die hohen Energiekosten, die große Bürokratie und die oft langen Planungsverfahren belasten die Unternehmen. Und die Politik ist heute für Unternehmen oft zu unberechenbar.
Was kann der Mittelstand selbst auch noch besser machen?
Richtig ist: Man darf der Politik nicht alles in die Schuhe schieben. Unternehmen müssen den Mut aufbringen, zu investieren. Schließlich bedeutet investieren, heute etwas zu tun, damit das Unternehmen übermorgen gut dasteht. Eine gute Vernetzung, bei der der DMB viel Unterstützung bieten kann, ist ebenfalls wichtig. Und nicht zuletzt sind Investitionen in die Digitalisierung und Nachhaltigkeit zukunftsträchtig –
genauso wie die Fortbildung der eigenen Mitarbeitenden.
Kommt dem Mittelstand auch eine Vorbildfunktion zu?
Mehr denn je sogar. Er erkennt schnell Chancen, aber auch Lücken und kann sie nutzen oder stopfen. Und seine regionale Vernetzung kann ein Vorbild auch für die Großen sein. Aber er lernt gerade auch mit Blick auf die eigenen Mitarbeitenden von den ganz großen Unternehmen, zum Beispiel, was die Nutzung digitaler Lösungen bei der Fortbildung betrifft. Insgesamt ist der deutsche Mittelstand weiterhin ein Gütesiegel in Europa und der Welt, das andere gerne nachahmen.
Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB) e. V.
Man darf der Politik nicht alles in die Schuhe schieben. Unternehmen müssen den Mut aufbringen, zu investieren. Schließlich bedeutet investieren, heute etwas zu tun, damit das Unternehmen übermorgen gut dasteht.
Dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegentreten
Im Gespräch mit Deloittes Corporate Influencerin
Lara Sophie Bothur.
Text: Armin Fuhrer
Foto: Austin Distel/unsplash, Presse
Frau Bothur, der Fachkräftemangel ist in aller Munde und wir stehen erst am Anfang der Entwicklung. Was bedeutet das für Arbeitgebende? Wie müssen sie handeln?
Der Fachkräftemangel lässt sich aus meiner Sicht auf verschiedenen Ebenen bekämpfen. Die eine ist das Corporate Influencing, eine neue und sehr effektive Methode, um Unternehmen attraktiv zu präsentieren und neue Mitarbeitende zu gewinnen. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass sie persönlicher, authentischer und nahbarer ist. Das funktioniert vor allem gut über die Businessplattform LinkedIn. Als Corporate Influencerin erzähle ich jeden Tag neue Geschichten und lasse junge Talente in das eintauchen, was mein Unternehmen alltäglich macht.
Ich denke, der Erfolg dieser Methode liegt in ihrem direkten Zugang zu den Menschen, denn schließlich funktioniert Business über Menschen. Die Basis einer jeden guten Beziehung ist Vertrauen, und es fällt viel leichter, einem Menschen dieses Vertrauen entgegenzubringen als einer Marke. Corporate Influencing bietet aber auch eine Möglichkeit, den Mitarbeitenden intern mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen, was ihre Motivation erhöht. Für mich ist Corporate Influencing eine neue Form der Kommunikation, auf die Unternehmen setzen sollten. Es schafft Gesichter
Lara Sophie Bothur, Corporate Influencerin für Deloitte
Für mich ist Corporate Influencing eine neue Form der Kommunikation, auf die Unternehmen setzen sollten. Es schafft Gesichter für Unternehmen.
für Unternehmen.
Die zweite Methode, dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzutreten, ist die Nutzung von Künstlicher Intelligenz, die dem Menschen repetitive Aufgaben abnimmt. Dadurch setzt sie Zeit für andere Aufgaben frei, nämlich solche, die nur Menschen erledigen können. Die Furcht, dass KI ein Jobkiller ist, teile ich nicht. Außerdem schafft KI auch ganz neue Berufsbilder und damit Arbeitsplätze. Aber wir müssen an dieser Stelle noch viel darüber lernen, wie wir mit KI umgehen. Dazu gehört das Aufbauen von technischen Fähigkeiten und konkreten Anwendungen. Das halte ich für eminent wichtig, denn Data und KI werden in Zukunft die Basis für Vieles sein. Wenn wir das begreifen, kann KI ein sehr erfolgreiches Mittel gegen den Fachkräftemangel sein.
INTEGRATION NEUER TECHNOLOGIEN
Durch digitale Technologien widerstandsfähiger werden. IT als Enabler zukunftsfähiger Business-Modelle.
Text: Julia Butz
Foto: Luca Bravo/unsplash
Widerstandsfähigkeit ist in der vernetzten globalen Wirtschaft von heute eine geschäftliche Notwendigkeit. Dabei reichen herkömmliche Formen der unternehmerischen Resilienz, die sich in der Regel nur auf den fragmentierten Schutz einzelner Geschäftsbereiche fokussieren, nicht aus. Für den zukünftigen Unternehmenserfolg ist es Zeit für einen neuen Ansatz zur Resilienz. Digitale Technologie ist dabei der Dreh- und Angelpunkt. Denn eine gezielte Integration neuer Technologien stellt die Weichen, um erfolgreich durch dynamische Marktbedingungen navigieren und zentrale Prozesse auch im Falle unvorhergesehener Störungen von außen aufrechterhalten zu können. Aber auch die digitale Fähigkeit dazu nutzen, aus den veränderten Marktbedingungen Kapital zu schlagen.
Um digitale Resilienz im Unternehmen zu implementieren, Risiken zu identifizieren und das Risikoniveau eines Unternehmens zu bewerten, haben Analysten* ein Digital Resilienz Framework entwi-
ckelt. Es besteht aus den drei Phasen der Krisenreaktion „Reagieren und wiederherstellen“, „Erweitern und optimieren“, „Beschleunigen und innovieren“ und umfasst sechs organisatorische Dimensionen: Führung & Organisation, Kunden & Ökosystem, Marke & Reputation, Finanzen, Operations und Mitarbeitende.
Alle Phasen lassen den Grad der Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens wie eine Art Spiegelbild erkennen. Während es in der ersten Phase darum geht, möglichst schnell und effektiv auf das störende Ereignis zu reagieren und Geschäftskontinuität und Krisenmanagement im Vordergrund stehen, stehen in Phase 2 „Erweitern und optimieren“ all die Aktivitäten im Fokus, die es ermöglichen, über die unmittelbaren Auswirkungen des Ereignisses hinauszuschauen und bereits mit der Planung und Investition für Wachstum zu beginnen. Dies können beispielsweise eine künftige schnellere Entscheidungsfindung, Stabilisierung der Lieferketten oder verbesserte Kommunikationswege sein. „Beschleunigen und
In Unternehmen spielt digitale Resilienz eine entscheidende Rolle für den Erfolg und die Effizienz.
innovieren“, die dritte Phase, konzentriert sich auf die Integration digitaler Resilienz als Grundprinzip.
In Bezug auf die praktische organisatorische Umsetzung zeigen sich auch psychologische und soziale Herausforderungen: Die Rollen von IT-Entscheidern verändern sich signifikant. Folglich müssen ITFührungskräfte und -Businesspartner als wertschöpfender Innovator gleichberechtigt mit Vorstandskollegen zusammenarbeiten. Auch sollten alle Aktivitäten für digitale Resilienz die Belastbarkeit der Mitarbeitenden miteinbeziehen. Wie sind die Erfahrungen und das Produktionsniveau in Zeiten extremer Unsicherheit? Wie steht es um die Fähigkeit, sich auf neue Umgebungen einzustellen und Neues nicht nur zu lernen, sondern im Alltag auch einzusetzen? Und wie um die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse, um die neuen digitalen Technologien zu bewältigen? Digitale Resilienz
PLANAT – Partner Content
ermöglicht es Systemen und Maschinen, flexibel auf neue Herausforderungen reagieren zu können. In einer zunehmend digitalisierten Welt aber müssen eine durchgängige Nutzerfreundlichkeit und eine positive Einstellung gegenüber der digitalen Veränderung ebenso Teil der Strategie sein.
Quelle: IDC‘s Digital Resiliency Framework for Future Enterprise Success
Fakten
52 Prozent der befragten Unternehmen gaben 2023 an, dass sie digitale Vernetzung und IoT (Internet of Things) als Technologie zur Verbesserung der Resilienz besonders wichtig finden.
48 Prozent halten Big Data und Analytics zur Verbesserung der Resilienz besonders wichtig.
Veröffentlicht von Statista Research Department, 1/2024
In der dynamischen Geschäftswelt sind Enterprise-Resource-PlanningSysteme (ERP) mehr als nur Software – sie sind das Rückgrat erfolgreicher Unternehmen.
ERP-Systeme gelten für viele Unternehmen als Grundstein, um Geschäftsprozesse zu optimieren, Abteilungen zu integrieren und Entscheidungen auf Basis fundierter Daten zu treffen. Laut Statista wird der Umsatz im ERP-Software-Markt in Deutschland 2024 erneut ansteigen – auf etwa 2,12 Mrd. €. Wie bei jeder Technologie gibt es auch hier kontinuierliche Weiterentwicklungen. Flexibilität, Automatisierung und Benutzerfreundlichkeit stehen als Trends klar im Vordergrund. Unternehmen, die diese Trends frühzeitig erkennen und in ihre ERP-Strategie integrieren, können ihre Geschäftsprozesse optimieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Christian Biebl, Geschäftsführer vom ERP-Anbieter PLANAT, hilft mittelständischen Fertigungsbetrieben, effizient zu wachsen.
Christian Biebl, Geschäftsführer vom ERP-Anbieter Planat
Inwiefern haben sich die Anforderungen an ERP-Systeme verändert? Früher hatten Unternehmen oft nur ein ERP-System, das von vielen Subsystemen wie Excel-Listen ergänzt wurde. Kunden erwarten jetzt, das volle Potenzial ihres ERP-Systems zu nutzen, um effizienter zu arbeiten. Es geht nicht nur darum, Daten zu sammeln, sondern diese auch sinnvoll zu nutzen. So lässt sich das Unternehmen steuern und es führt zu schnelleren Entscheidungen.
Wie unterstützt Planat Kunden angesichts des Fachkräftemangels? Oft sensibilisieren wir unsere Kunden
PLANAT entwickelt und implementiert seit 1981 die skalierbare ERP-Standardsoftware FEPA, eine Software „Made in Germany“ für den produzierenden Mittelstand. www.planat.de
auch für die Nutzung ihrer bestehenden ERP-Systeme. Die notwendigen Softwarefunktionen sind häufig vorhanden, aber sie werden nicht optimal genutzt. Beratung und Schulungen sind daher ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir zeigen u. a., wie Kunden ihre Daten sauber strukturieren können. Das hilft ihnen, ihre Prozesse effizienter zu gestalten, trägt zur Verbesserung der Datenqualität und somit zur Optimierung der Abläufe bei.
Müssen Sie Überzeugungsarbeit leisten, um Kunden von den Vorteilen einer ERP-Nutzung zu überzeugen?
Wir arbeiten gerne mit sogenannten Key Usern, die innerhalb des Unternehmens die Nutzung des ERP-Systems vorantreiben. Diese Personen sind entscheidend für die erfolgreiche Implementierung und Nutzung des Systems.
Was macht Ihre ERP-Plattform FEPA so besonders?
Wir bieten branchenspezifische Lösungen, die genau auf die Anforderungen
des produzierenden Mittelstands abgestimmt sind. Ein Beispiel ist die bidirektionale Vernetzung zwischen ERP- und CAD-Systemen im Maschinenbau, die den Datenaustausch und die Prozessoptimierung erheblich erleichtert. Außerdem unterstützen wir Sondermaschinenbau, der oft individuelle Lösungen erfordert. Standardisierte Funktionen und Module erlauben die präzise Anpassung an jedes Unternehmen.
Wie wichtig ist die Benutzerfreundlichkeit eines ERP-Systems?
Ein ERP-System muss einfach zu bedienen sein, damit Mitarbeitende es akzeptieren und effizient nutzen können. Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, Oberflächen und Masken individuell anzupassen, um die Arbeitsabläufe zu optimieren. Zudem stellen wir sicher, dass das System flexibel genug ist, um sich an die sich ständig ändernden Anforderungen der Unternehmen anzupassen. Anpassungsfähigkeit und die Möglichkeit, das System eigenständig zu konfigurieren, sind wesentliche Erfolgsfaktoren.
Digitalisierung und KI bieten dem Einzelhandel neue Möglichkeiten für eine bessere Kundenbindung. Aber wer sie nicht nutzt, droht zurückzufallen.
Der Handel wird immer schneller, die Ansprüche der Kund:innen wachsen und zugleich ziehen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz immer mehr in den Einzelhandel ein. Für den Handel – zumal den Handel in Deutschland – bedeutet das, auf Innovationen angewiesen zu sein. Händler:innen sollten Offenheit zeigen und den Mut haben, den Status Quo herauszufordern. Traditionelle Strukturen, Prozesse und Ansätze müssen neu gedacht werden. Die Transformation umfasst also mehr als ausschließlich Investitionen in neue Technologien. Klar ist aber, dass Technologien wie KI, AR und Virtual Reality zukünftig eine wichtige Rolle im Shopping spielen – und zwar sowohl online als auch offl ine. Der Fokus liegt dabei auf dem Shopping-Erlebnis und der direkten Produkt- und Marketingerfahrung der Kund:innen. So viel
ist klar: Je authentischer und immersiver das Shopping-Erlebnis ist, desto größer ist die Kundenzufriedenheit und -loyalität. „Erforderlich ist also ein grundlegender Denkwandel im Einzelhandel“, sagt Birk Angermann, Head of Revenue von Shopify. Denn, so ergänzt David Albert, President Schleich USA Inc., einem führenden Hersteller von Spielfi guren, im Doppelinterview: „Der Kunde von heute erwartet ein nahtloses Einkaufserlebnis – egal wo, wie und wann er seinen Einkauf tätigt.“
Herr Angermann, sehen Sie in dem Wandel eher eine Chance oder eine Herausforderung?
Birk Angermann: Ganz klar eine Chance, denn trotz gedämpfter Konjunktur und anhaltendem Kostendruck für Verbraucher:innen und Unternehmen, verfügt der Handel nach wie vor über das Potenzial, die Wirtschaft anzukurbeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die YouGov* im Auftrag von Shopify zur Lage und Situation des Handels in wichtigen
Shopify ist ein führender Anbieter von Internet-Infrastruktur für den Handel und bietet zuverlässige Tools für die Gründung, das Wachstum, die Vermarktung und die Verwaltung von Einzelhandelsgeschäften jeder Größe. www.shopify.com/de
Märkten in Europa (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien) durchgeführt hat. Aber Unternehmen müssen Wege fi nden, um die Preise zu senken, oder sie konzentrieren sich darauf, Verbraucher:innen einen echten und zusätzlichen Nutzen und Mehrwert zu bieten.
Worin liegen denn die wichtigsten Chancen und Vorteile für Händler:innen?
Birk Angermann: Studienergebnisse zeigen die klare Verbrauchererwartung eines echten und authentischen Kauf- und Markenerlebnisses. Der Handel muss das ernst nehmen und die Möglichkeiten neuer Technologien nutzen. KI entwickelt sich im Handel zunehmend zu einer grundlegenden Basistechnologie. Bei Shopify liegt ein wichtiger Fokus darauf, allen Händler:innen einen effektiven und gewinnbringenden Zugang zur Nutzung von KI zu ermöglichen, denn Technologieeinsatz steigert Kundenloyalität und operative Effi zienz. Aber wichtig ist, dass zugleich die Bedeutung der authentischen und menschlichen Kundenbegegnung bestehen bleibt.
Herr Albert, welche Bedeutung haben denn für ein Traditionsunternehmen wie Schleich Digitalisierung und neue Technologien?
David Albert: Wir streben danach, überall dort präsent zu sein, wo sich Kund:innen aufhalten: online, stationär, in sozialen Netzwerken, auf Marktplätzen und international. Ziel ist ein konsistentes Markenerlebnis, das einen hohen Wiedererkennungswert bietet und reibungsloses Einkaufen ermöglicht. Dazu brauchen wir die neuen Technologien. So viel steht fest: KI wird den Handel verändern.
Herr Angermann, welche Voraussetzung ist wichtig für eine erfolgreiche Transformation?
Birk Angermann: Es ist entscheidend, sich kontinuierlich auf Veränderungen einzustellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ohne Innovationen drohen Unternehmen, Chancen zu verpassen und mit den Entwicklungen des Marktes nicht mehr mithalten zu können. Unternehmen wie Schleich positionieren sich für den zukünftigen Erfolg, indem sie u. a. durch den Einsatz von fl exiblen Technologieplattformen immer einen Schritt voraus bleiben und sich bietende Chancen nutzen.
Birk Angermann, Head of Revenue EMEA, Shopify
KI entwickelt sich im Handel zunehmend zu einer grundlegenden Basistechnologie.
David Albert, President USA Inc., Schleich
Wir streben danach, überall dort präsent zu sein, wo sich Kund:innen aufhalten: online, stationär, in sozialen Netzwerken, auf Marktplätzen und international.
Und, Herr Albert, wie setzen Sie die notwendigen Maßnahmen um?
David Albert: Wir erzielen mehr als 60 Prozent des Umsatzes außerhalb des Kernmarktes Deutschland. Unser Ziel war es daher, eine einheitliche Basis zu schaffen, um weltweit ein konsistentes Kauferlebnis zu gewährleisten und die globale Präsenz sowie digitale Relevanz zu verstärken. Unser Ansatz war die Migration zu einer fl exiblen und anpassbaren Plattform, die den speziellen Bedürfnissen der Marke entspricht. Dazu gehören die nahtlose Integration von Drittsystemen und Social MediaPlattformen sowie der Einsatz von Analytics zur Gewinnung belastbarer Geschäftsdaten. Mit der Umstellung auf Shopify sehen wir eine Verbesserung der Abbruchrate im Check-out um 31 Prozent und einen Anstieg der Bestellungen um 25 Prozent.
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Unternehmen pro� tieren von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, aber sie müssen erst KI-ready gemacht werden. Dabei benötigen sie Hilfe.
Digitalisierung und neue Technologien werden als Treiber für den Produktionsbereich immer wichtiger. Traditionelle Methoden in der Produktion stoßen zunehmend an ihre Grenzen. KI und moderne Technologien eröff nen hier neue Möglichkeiten, beispielsweise durch präzise Vorhersagen und Prozessoptimierungen. Daher ist sie ein sehr großer Treiber und auch ein Steigbügelhalter für viele andere Projekte. Aber: Unternehmen müssen die Voraussetzungen für die neuen Möglichkeiten überhaupt erst einmal schaffen, bevor sie mit KI arbeiten können.
Zeit ist dabei ein wichtiger Faktor –nach dem Motto: Wer nicht mitmacht, verliert an Boden. Vor gut zehn Jahren sahen die meisten KI noch als eine Art Spielwiese. Niemand war sich sicher, ob sie wirklich funktionieren würde. Heute ist klar: Sie funktioniert in vielen Bereichen. „Die Erwartungen an KI sind inzwischen sehr hoch – zurecht“, sagt Thorsten Wujek, Business Unit Director beim Anbieter von Engineering- und Software-Dienstleistungen SALT AND PEPPER.
Herr Wujek, wo liegen denn überhaupt die grundlegenden Vorteile und Chancen der Digitalisierung und KI im Produktionsbereich? Zunächst einmal verlassen aufgrund
Thorsten
Wujek, Business Unit Director bei SALT AND PEPPER
Denn nur wenn die Daten zur Problemstellung passen, kann KI die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
des demografi schen Wandels zeitnah viele Fachkräfte das Berufsleben. Sie haben ihr Wissen im Kopf gespeichert und nehmen es mit in den Ruhestand, sodass es für die Unternehmen verloren geht. KI und moderne Technologien können dieses Wissen zu einem guten Teil erhalten. Viele Unternehmen haben das Problem bereits erkannt. Im letzten Jahr haben wir eine Studie erstellt: Bereits etwa 50 Prozent der Befragten sahen im Einsatz von KI eine Strategie gegen den Fachkräftemangel. Der zweite Vorteil ist, dass mit KI eine noch bessere Güte der Produkte erreicht werden kann, als es in Deutschland ohnehin schon der Fall ist. Prozesse können optimiert werden, wodurch Kosten eingespart werden können. Zudem beschleunigt der Einsatz von fortgeschrittenen Algorithmen und Simulationen die Produktentwicklung, spart Zeit und Geld für Tests und bringt innovative Produkte hervor. Wir haben bereits Projekte umgesetzt, die Einsparungen im Millionenbereich erzielt haben. KI funktioniert also.
Wenn diese Erkenntnis in einem Unternehmen gereift ist – was muss dann der erste Schritt sein?
Ohne Daten keine KI. Jedes Unternehmen verfügt über eine bestimmte Zahl an Daten. Wichtig ist, herauszufi nden, welche es gibt, wo sie zu fi nden sind und wie man sie nutzen kann. Ebenso muss geklärt werden, ob diese Daten KI-ge-
eignet sind. Denn nur wenn die Daten zur Problemstellung passen, kann KI die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Vielen Unternehmen fehlen Kapazitäten und Kompetenz, um den Prozess der Transformation alleine zu bewerkstelligen. Wie können sie Unterstützung bekommen?
Richtig, die meisten Unternehmen sind damit allein schlicht überfordert. Daher benötigen sie Unterstützung durch externe Experten. Was wichtig bei der Wahl des Experten ist: Er sollte sich unbedingt nicht nur mit Daten auskennen, sondern auch mit den Problemstellungen in der Industrie. Das bedeutet, er muss einschätzen können, wo die Daten herstammen und ob es überhaupt Sinn ergibt, mit KI zu arbeiten. Wir haben an dieser Stelle viel Expertise, die die meisten Unternehmen nicht aufbringen können. Die Auswahl des richtigen Partners ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen in dem ganzen Transformationsprozess.
Was ist der erste große Schritt, um ‚KI-ready‘ zu werden?
Ausgangsbasis ist eine gründliche Readiness-Analyse und eine robuste digitale Infrastruktur. Zudem sind die effektive Nutzung großer Datenmengen und das Erschließen unstrukturierter Daten erforderlich, um wertvolle Einblicke zu gewinnen. Projekte scheitern
Wenn es um Engineering- und Software-Lösungen geht, ist SALT AND PEPPER Ihr Partner. Neue Technologien und die Digitalisierung transformieren Unternehmen und ganze Branchen. salt-and-pepper.eu
Die Auswahl des richtigen Partners ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen in dem ganzen Transformationsprozess.
oft an veralteten Daten. Alle Daten –von Maschineninformationen bis hin zu handschriftlichen Notizen – sollten zentral gesammelt und verfügbar sein, um Silos zu vermeiden.
Viele Menschen sehen den Wandel auch skeptisch. Sie fürchten, ihre Jobs zu verlieren oder abgehängt zu werden. Zurecht?
Die Angst kann ich nachvollziehen. Wir gehen aber niemals Projekte mit dem Ziel an, Mitarbeitende zu entlassen. In Zeiten des Fachkräftemangels, in denen viele Mitarbeitende eher zu viel zu tun haben, wäre das nicht klug. Wir wollen die Menschen nicht entlassen, sondern entlasten. Es ist wichtig, dass am Anfang eines Projekts deutlich zu machen. Sonst triff t man zumindest bei einem Teil der Belegschaft auf Skepsis, die lähmen kann. KI soll ein Hilfsmittel für die Mitarbeitenden sein.
GERD WALKER
„KI ist der Gamechanger der Industrie“
Die Autobranche profitiert stark von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung. Die Geschwindigkeit ist rasant, erklärt Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker.
Text: Armin Fuhrer
Foto: AUDI AG
Die Autoindustrie ist mit Blick auf die Digitalisierung und die Einführung von KI in der Produktion ganz vorne dabei in Deutschland. Welche Rolle spielen beide für die Branche? Beides sind Gamechanger. Digitalisierung ist für mich Grundlage für Effizienzsprünge. Sie sorgt für mehr Flexibilität und kann dabei helfen, Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz ist ebenfalls enorm. Das wollen wir bei Audi umfassend ausschöpfen – bei Services, Produkten und Unternehmensprozessen. Wir haben in der Produktion und Logistik schon heute rund einhundert KI-Anwendungsfälle, diese reichen vom Ideenstatus bis zum Serieneinsatz. Gerade in der Qualitätskontrolle, Fertigungsprozessüberwachung und Anlagensteuerung bringt uns KI bereits große Vorteile. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist rasant und ich bin davon überzeugt,
Künstliche Intelligenz
kann, wie andere Technologien auch, den Menschen monotone Aufgaben abnehmen und gleichzeitig auch wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung komplexer Aufgaben bieten.
dass wir viele nützliche Anwendungen in allen Geschäftsbereichen bei Audi sehen werden.
Sehen Sie an dieser Stelle eine Vorbildfunktion, zum Beispiel für den Mittelstand – gerade auch vor dem Hintergrund der großen Bedeutung?
Wir können alle voneinander lernen. Das größte Potenzial für digitale Lösungen steckt in der direkten Verknüpfung der Daten über die gesamte Supply Chain. Wir setzen deshalb auch auf enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Kooperationen mit Partnern.
Deutschland steht vor dem wachsenden Problem eines Fachkräftemangels. Welche Rolle kann an dieser Stelle KI spielen?
Wir als Audi haben uns in einer Grundsatzerklärung zum verantwortungsvollen Umgang mit KI bekannt. Unser Ziel ist es, Menschen und Technologien bestmöglich miteinander zu vernetzen. Künstliche Intelligenz kann, wie andere Technologien auch, den Menschen monotone Aufgaben abnehmen und gleichzeitig auch wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung komplexer Aufgaben bieten.
Zugleich fürchten aber viele Beschäftigte auch den Verlust von Arbeitsplätzen durch die KI. Ist diese Sorge berechtigt?
Tätigkeitsbereiche wandeln sich. Wir setzen deshalb gezielt auf die Weiterqualifizierung von Fachkräften in Zukunftsfelder wie Digitalisierung oder Elektromobilität. Mitarbeitende bleiben als Wissensträger und Entscheider weiterhin unverzichtbar.
Also: KI ersetzt nicht den Menschen, sondern unterstützt ihn, indem sie ihm lästige Arbeiten abnimmt? Können Sie Beispiele nennen? Bei Audi haben wir eine KI im Karos -
seriebau im Einsatz, die die Qualität von Schweißpunkten prüft. Zuvor haben Mitarbeitende stichprobenartig die mehr als 5.000 Schweißpunkte eines Fahrzeugs manuell überprüft. Nun übernimmt die KI und macht den Prozess noch effizienter.
Die gleiche Furcht gilt ja auch für die Umstellung auf die E-Autos, weil für die Produktion von Elektrofahrzeugen weniger Arbeitskräfte benötigt werden.
Unsere aktuelle Erfahrung zeigt ein anderes Bild. Wir stehen aktuell mitten in der Transformation zur E-Mobilität und bereiten alle Audi-Standorte darauf vor, E-Modelle zu fertigen. Ein Fahrzeug mit E-Motor unterscheidet sich zwar beim Fertigungsaufwand von einem verbrennungsmotorischen. Während Produktionsschritte beim Antrieb wegfallen, kommen andere wie etwa bei der Batterie hinzu. Man kann daher auch von einer Verschiebung sprechen. Deshalb setzen wir gezielt auf Qualifizierung. In Ingolstadt arbeiten jetzt rund 300 Mitarbeitende in der neuen Batteriemontage, die vorher in anderen Bereichen tätig waren.
Ein ganz großes Thema ist überall die Nachhaltigkeit. Wie können sich Digitalisierung und KI hier auswirken? Nachhaltigkeit ist eine zentrale Zieldimension für uns. Wir betrachten die gesamte Wertschöpfungskette, von den Rohstoffen über die Produktion und Nutzung bis hin zum Recycling. Digitalisierung hilft, die dabei entstehende Datenmenge zusammenzuführen und transparent zu machen. Wir setzen zum Beispiel KI ein, um die Energieverbräuche in den Werken zu überwachen und Einsparpotenziale zu identifizieren. Das spart jährlich CO2 an unseren Standorten ein und unterstützt uns dabei, bis 2025 in allen Audi Werken bilanziell CO2-neutral zu fertigen.
Die digitale Transformation ist bereits in vollem Gang. Auf welche Probleme stoßen Sie dabei?
Die größte Herausforderung und gleichzeitig eine der größten Chancen ist es, die vielen guten Einzellösungen skalierbar zu machen und auf neue Einsatzbereiche zu übertragen. Wenn uns das durchgängig gelingt, ist Digitalisierung für mich der „Gamechanger“ der Industrie.
Ihre Einschätzung: Bleibt die Autoindustrie eine Schlüsselindustrie für Deutschland?
Definitiv. Die Industrie hat sich in der Vergangenheit immer wieder radikalem Wandel unterzogen. Dafür haben wir bei Audi einen klaren Plan für die Zukunft, damit wir die Ressourcen und das Know-how bestmöglich nutzen.
Die größte Herausforderung und gleichzeitig eine der größten Chancen ist es, die vielen guten Einzellösungen skalierbar zu machen und auf neue Einsatzbereiche zu übertragen.
Fakten
Gerd Walker wurde am 1. Februar 1970 in Reutlingen geboren und startete seine Karriere bei Audi im Jahr 1997. Nach Stationen in der Produktion, der Technischen Entwicklung und dem Vorseriencenter wechselte er 2016 nach Wolfsburg, wo er bis 2022 die Volkswagen Konzern Produktion leitete. In seiner Freizeit ist er begeisterter Rennradfahrer.
Aktion Deutschland Hilft leistet Nothilfe nach schweren Katastrophen und hilft Familien, sich besser zu schützen. Erdbebensicheres Bauen rettet Leben. Getreidespeicher wappnen gegen Hunger. Und Hygieneprojekte bekämpfen Krankheiten und Seuchen. Das verhindert Leid, noch bevor es geschieht. Helfen Sie vorausschauend. Werden Sie Förderer!
Spendenkonto: DE62 3702 0500 0000 1020 30 Jetzt Förderer werden: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de
André Häusling, Gründer und Geschäftsführer der HR Pioneers GmbH
André Häusling, Gründer und Geschäftsführer von HR Pioneers, ist Experte für agiles Personalmanagement und neue Formen von Zusammenarbeit. Er weiß, was Mitarbeitende zufriedener macht.
Text: Katja Deutsch Foto: Presse
Durch agile Prozesse können Organisationen deutlich schneller und damit zukunftsfähiger werden.
Wir wollen die Arbeitswelt mit Blick auf die Gesellschaft revolutionieren. Wir alle merken, dass die Komplexität sowohl im Zusammenleben als auch in der Zusammenarbeit zunimmt, und dass es an vielen Ecken und Enden zwickt. Nach der belastenden Pandemie folgte Krise auf Krise, was
Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e.V., Vice President & Head of Women in Tech bei SAP
„Es ist eines der prägnantesten Beispiele für den Gender Data Gap: Schon 2015 forderten Forschende eine Anpassung der Richtwerte für Temperatur in Wohn- und Büroräumen.1 Denn das dahinterstehende Modell orientiere sich zu großen Teilen ausschließlich an Männern. Die Wohlfühltemperatur von Frauen liegt oft deutlich über den Werten, die vielerorts immer noch als Standard gelten.
Es gibt zahlreiche Beispiele dieser Art: von Crash Test Dummies mit ausschließlich männlichen Torsos bis zu unbekannten Auswirkungen von Medikamenten auf weibliche Körper. Und auch wenn das Bewusstsein für diese fehlenden Daten langsam in den Köpfen ankommt, wird es noch Jahre dauern, bis diese Wissenslücken geschlossen werden.
Ein Fehler, der uns nicht noch einmal passieren darf – und erst recht nicht
dazu führt, dass sämtliche Rahmenbedingungen immer wieder an ihre Grenzen kommen. Die Unzufriedenheit steigt. Die Menschen sind einfach müde, Verantwortung zu übernehmen, sie sind frustriert von den Strukturen, von den Unternehmenskulturen und Freigabeprozessen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Dazu kommt, dass viele Menschen inzwischen auch einen ganz anderen Anspruch an die Unternehmensführung und Zusammenarbeit haben. Das ist ein ziemliches Durcheinander geworden. Wie wollen wir unser Zusammenleben und unsere Zusammenarbeit zukünftig gestalten?
Wir bei HR Pioneers konzentrieren uns in erster Linie auf die Arbeitswelt, weil wir hier viel Lebenszeit verbringen. Wir überlegen, wie wir sie gestalten können, sodass wir leistungsfähige Organisationen und gleichzeitig wieder mehr Spaß bei der Arbeit bekommen.
Durch agile Prozesse können Organisationen deutlich schneller und damit zukunftsfähiger werden. Bei Dingen,
die sich gut planen lassen und immer die gleichen Abläufe haben, sind agile Mechanismen nicht notwendig, aber überall dort, wo die Komplexität groß ist, in Branchen mit viel Dynamik, wo wir nicht wissen, was sich alles zwischenzeitlich wieder ändert, sind sie sehr hilfreich.
Ich habe auch gerade eine neue Gesellschaft gegründet, Pioneers & Friends, um Non-Profit-Organisationen zu beraten. Parteipolitisches Engagement ist für die meisten Leute nicht sonderlich attraktiv, trotzdem wollen wir uns engagieren und Gutes tun. Pioneers & Friends ist ein Netzwerk und eine Initiative, bestehend aus anderen Beratungen und Unternehmen, die ihre Expertise und Kompetenz bezogen auf Transformation und Organisationsentwicklung zur Verfügung stellen. Ziel ist es, Wohlfahrtsverbänden, Sportvereinen, Umweltorganisationen und Kirchen ihre Unterstützung anzubieten und darauf positiv unser Land mitzugestalten und ein Stück besser zu machen.
Je diverser die Teams, die Modelle entwickeln, trainieren und testen, desto geringer die Chance, dass sich Vorurteile einschleichen.
bei KI: Doch auch wenn die großen Modelle rasant besser werden, gibt es einige Fälle, in denen sie nicht mit gleichem Maß messen: etwa, wenn sie Stereotypen reproduzieren oder bestimmte Gruppen diskriminieren. Das muss nicht nur an den Datensätzen liegen, auf denen sie trainiert werden. Verzerrungen können in allen Phasen des Entwicklungsprozesses von KI entstehen 2 – und zum Teil schwere Folgen haben.
Die gute Nachricht: Es gibt einen einfachen Weg, solche Verzerrungen schneller sichtbar zu machen und im besten Fall auch direkt zu verhindern. Je diverser die Teams, die Modelle entwickeln, trainieren und testen, desto geringer die Chance, dass sich Vorurteile einschleichen.“
Text: Thomas Soltau, Foto: Presse
1 https://www.nature.com/articles/nclimate2741#auth-Wouter-van_Marken_Lichtenbelt-Aff1
2 https://www.chapman.edu/ai/bias-in-ai.aspx
Die Suche nach passenden Kollegen wird immer herausfordernder. Carsten Arns, CEO von staffingUP, findet diese mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz.
Text: Katja Deutsch Foto: Presse
Geeignetes Personal zu finden, wird immer schwieriger: Zu wenig Fachkräfte und eine alternde Bevölkerung treffen auf gestiegene Anforderungen und Arbeitnehmende, die sich Homeoffice und mehr Work-Life-Balance wünschen. Unternehmen, die diese Erwartungen nicht erfüllen, finden schwerer Talente und müssen zunehmend um Bewerber buhlen.
Die SaaS-Plattform staffingUP integriert Künstliche Intelligenz (KI) in den Rekrutierungsprozess. Die Funktion peopleUP erstellt sekundenschnell KI-gesteuerte Stellenanzeigen, die sie gezielt auf Social Media Plattformen verbreitet und so für ideale Matches zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden sorgt. Qualifizierte Kandidaten können innerhalb weniger Tage generiert werden.
adminUP unterstützt die Automatisierung der Personalverwaltung: zentrale Verwaltung von Personalakten, übersichtliche KPIs, automatisiertes Terminmanagement und Erstellung von Organigrammen. Dadurch wird der
Rekrutierungsprozess effizienter und das HR-Management automatisiert.
Besonders Unternehmen in dynamischen und wettbewerbsintensiven Branchen profitieren von staffingUP durch die KI-gestützte Vorselektion und die schnelle Rekrutierung von Fachkräften. KMUs nutzen die automatisierten HR-Prozesse, um ohne große Personalabteilung effektiv zu rekrutieren und zu verwalten, Großunternehmen verschlanken und zentralisieren ihre Recruiting-Prozesse.
staffingUP verhilft nicht nur einzelnen Unternehmen zu mehr Effizienz, sondern trägt durch die Einführung moderner Technologien und effizienter Prozesse auch zur Stärkung des gesamten Wirtschaftsstandortes Deutschland bei.
Carsten Arns, CEO von staffingUP
Qualifizierte Kandidaten können innerhalb weniger Tage generiert werden.
Paul Vahle GmbH & Co. KG – Partner Content
Unternehmen können durch Elektri�zierung und Umgehung der Wechselstromtechnik viel Energie einsparen, erklärt Experte Achim Dries.
Herr Dries, welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit im Bereich der Automatisierungssysteme und der Intralogistik?
Ähnlich wie vor einigen Jahren das Thema Industrie 4.0 spielt derzeit das Thema Nachhaltigkeit eine überragende Rolle. Es besitzt größte gesellschaftliche Relevanz und geht ebenso durch alle Industriezweige. Denn bei Nachhaltigkeit geht es auch immer um Ressourcenschonung. Überall, wo man Prozesse automatisiert, schont man die Ressourcen von Mensch und Maschine und damit erreicht man eine größere Energieeffi zienz – und so wiederum auch die Reduzierung von Emissionen.
Das bedeutet, dass Nachhaltigkeit also auch immer im eigenen Interesse des Unternehmens liegt?
Natürlich steht die „Enkelfähigkeit“ im Fokus – die Verantwortung, zukünftigen Generationen eine Welt mit ausreichenden Ressourcen zu hinterlassen. Kurz gesagt: Verantwortungsbewusst gegenüber Natur und Gesellschaft zu handeln. Nachhaltigkeit bedeutet immer, den Einklang von ökologischem, ökonomischem und sozialem Denken
Elektri�zierung ist die Vorstufe zur Automatisierung, die zum autonomen Arbeiten führt.
zu fokussieren. So ist es doch völlig logisch, dass Unternehmen inzwischen die Bedeutung von Nachhaltigkeit erkannt haben. Wenn wir heute ein neues Werk errichten, das ausschließlich mit Erneuerbarer Energie betrieben wird –quasi autark ist – führt das langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen, auch wenn anfänglich höhere Investitionskosten anfallen.
Was sind denn für Sie wichtige Ansatzpunkte für die Einsparung von Emissionen?
Viele Technologien helfen bereits dabei, Emissionen zu reduzieren. Eine bedeutende Rolle wird künftig die Gleichstromtechnik einnehmen. Diese lässt sich an einem kurzen Beispiel erläutern: Aus unseren Steckdosen erhalten wir Wechselstrom, der beim Laden von Smartphones durch einen Adapter in Gleichstrom umgewandelt wird. Bei diesem Wandelvorgang geht jedoch Energie verloren. Mit reiner Gleichstromtechnik lassen sich mindestens zehn Prozent Energie einsparen – ein Wert, der durch Förderprojekte bestätigt wurde und wahrscheinlich noch höher liegt. Ich bin überzeugt, dass sich diese Technik in Zukunft noch weiterverbreiten wird.
Und wie können DC-Lösungen aussehen?
Nehmen wir ein Unternehmen, das mittels einer Photovoltaikanlage seine eigene Energie erzeugt: Es kann diese direkt, ohne Umwandlung in Wechselstrom und damit ohne Effi zienzverlust, für die Fördertechnik nutzen. Bereits jetzt setzen Automobilhersteller in Pilotfabriken auf DC-Technologien und agieren fast autark. Sie können nahezu ohne externen Strom und beinahe
CO2-frei produzieren. Diese Technik ist natürlich auch in vielen anderen Industrien denkbar.
Wie könnten diese aussehen?
Zum Beispiel in einem Containerhafen: Krananlagen sind dort teilweise noch mit Dieselmotoren ausgestattet und beim Löschen der Containerschiffe wird Bremsenergie ungenutzt als Wärme abgegeben. In einem elektrifi zierten Hafen könnte diese Energie durch Rekuperation genutzt werden, um eine Batterie aufzuladen. Dies ist nur einer der Vorteile von Gleichstrom als Treiber von Effi zienz und Nachhaltigkeit. Viele Hafenbetreiber elektrifi zieren bereits ihre Anlagen, um Emissionen zu reduzieren. Gleichstrom wäre ein weiterer Effi zienz-Booster.
Obwohl Nachhaltigkeit zunächst Investitionen erfordert, pro� tieren Unternehmen neben den positiven E� ekten für Klima und Umwelt auch wirtschaftlich davon? Betrachten wir dazu noch einmal den Hafenbereich. Im größten britischen Containerterminal, dem Port of Felixstowe, fi elen früher pro Kran rund 300.000 Pfund Personalkosten pro Jahr an. Bei 180 Kränen kam da eine beträchtliche Summe zusammen. Doch durch die vollständige Hafenautomatisierung und -elektrifi zierung konnten die Energie- und Personalkosten deutlich reduziert werden.
Mit der Elektri� zierung gehen aber auch noch weitere neue Möglichkeiten einher, oder? Elektrifi zierung ist die Vorstufe zur Automatisierung, die zum autonomen Arbeiten führt. Dafür wird jedoch Künstliche Intelligenz benötigt. Mit
Als Spezialist für Energie- und Datenübertragung, Positionierung und Steuerung bedient das Familienunternehmen VAHLE mit Sitz in Kamen, Westfalen, eine Vielzahl unterschiedlichster Industriesegmente und verkörpert nicht nur einen Hidden Champion, sondern auch Innovation und technologische Expertise, die seit der Gründung im Jahr 1912 fortbestehen. Die Lösungen von VAHLE tragen dazu bei, Nachhaltigkeit zu ermöglichen. www.vahle.com
Bereits jetzt setzen Automobilhersteller in Pilotfabriken auf DCTechnologien und agieren fast autark. Sie können nahezu ohne externen Strom und beinahe CO2frei produzieren.
KI können Fehler und Störungen vermieden werden, die sonst zu unnötigem Ressourcenverlust führen würden. VAHLE hat ein einzigartiges vorausschauendes Tool entwickelt, das ungeplante Ausfallzeiten von Anlagen verhindert. Ausfälle einzelner Maschinen können zum Stillstand ganzer Bereiche führen, was sehr kostenintensiv und nicht nachhaltig ist. Solch einem Stillstand vorzubeugen, senkt die Kosten und steigert die Langlebigkeit sowie Effi zienz der Anlagen. Dies bedeutet für Unternehmen erhebliche Kosteneinsparungen und viele weitere positive Effekte – sowohl wirtschaftlich als auch ressourcenschonend. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit und ist natürlich auch vorteilhaft für den eigenen Nutzen.
Die aktuelle Energieversorgung auf den Prüfstand stellen, Eigenverbrauch aus Erneuerbaren erhöhen und Flexibilitäten vermarkten.
Die Photovoltaik (PV) ist ein Grundpfeiler der Energieversorgung. Unternehmen und Privathaushalte stärken ihre Zukunftsfähigkeit mit Solarstrom aus eigener Erzeugung, profitieren von der Unabhängigkeit gegenüber schwankenden Marktpreisen und gehen einen entscheidenden Schritt Richtung CO2Neutralität. PV-Lösungen spielen eine zentrale Rolle in einem intelligenten System aus Erzeugung, Speicherung, flexiblen Verbrauchern und einer effektiven Steuerung zur Vermarktung von Energieüberschüssen und -flexibilitäten. Immer mit dem Ziel, Erneuerbare Energie zur richtigen Zeit und am richtigen Ort bereitzustellen, einen möglichst hohen Eigenverbrauch zu erwirken und weitere Erlöspotenziale auszuschöpfen. Der Komplettanbieter von ganzheitlichen Solarlösungen Qcells denkt bei der Planung von PV-Anlagen von Beginn an Stromspeicher, E-Mobilität, die Lieferung von zusätzlich benötigtem Grünstrom aus dem Netz und die gewinnbringende Vermarktung von überschüssigem Solarstrom mit. Im Gespräch mit Marc Tremel und Florian Schmidt aus dem Qcells Geschäftsbereich VPP & Project Solutions.
Was verbirgt sich hinter dem QcellsAnsatz ‚Grünen Strom neu denken‘?
Marc Tremel (MT): Eine PV-Anlage sollte nicht nur Stromerzeuger, sondern direkt in ein modernes und flexibles Energiesystem integriert sein, um alle wirtschaftlichen Chancen op -
timal nutzen zu können. Zum Beispiel, indem Erzeugungsspitzen gewinnbringend über uns an der Strombörse vermarktet werden. Oder wenn grüner Reststrom, für die Tage, an denen die Sonne zu wenig scheint, von Qcells geliefert wird.
Florian Schmidt (FS): Batteriespeicher bieten dazu den Vorteil einer Flexibilitätsvermarktung: Kapazitäten können zu gewissen Zeiten besser genutzt werden, z. B. um Strom zu günstigen Zeiten ein- und zu Hochpreiszeiten auszuspeichern. Man kann damit noch mehr aus Batteriespeichern herausholen.
MT: Mit unserer langjährigen und spezifischen Projekterfahrung sind wir in der Lage, maßgeschneiderte Energielösungen zu geben, die die beste und wirtschaftlichste für den Kunden ist, vom Privathaushalt über Kleinunternehmen bis zur Großindustrie. Ob dies ein Konzept mit dem Fokus auf Speicherung für die Ladeinfrastruktur der eigenen E-Lkw-Flotte ist oder um Solarstrom für meine Fertigung auch in der Nacht nutzen zu können.
Also ein ganzheitliches Energiekonzept aus Strom, Speicherung und Mobilität?
MT: Genau. Wir beraten auch in Hinblick auf Förderung von E-Mobilität. Wer seinen Mitarbeitenden z. B. anbietet, das E-Auto freitags kostenlos in der Firma zu laden – gespeist aus den eigenen Überschüssen – schafft wertvolle Anreize.
FS: Gleichzeitig treibt man den Ausbau einer klimagerechten Wirtschaft in allen Sektoren voran. Mit klimafreundlich produziertem Strom,
gespeichert und vor Ort verbraucht, die Vollversorgung mit Grünstrom an allen Unternehmensstandorten. Den nachhaltigen und wirtschaftlichen Mehrwert einer Qcells-Energiestrategie berechnen wir individuell für jeden Kunden.
Nennen Sie gern Best Practices.
MT: Für ein namhaftes deutsches Industrieunternehmen entwickelt Qcells derzeit ein ganzheitliches Energiekonzept, das eine PV-Anlage von mehr als 4 MW beinhaltet, eine lokale Speicherung überschüssiger Energie mit potenzieller Flexibilitätsvermarktung sowie eine Verteilung des Überschussstroms an die Standorte des Kunden. Wirtschaftlichkeit ist dabei essenziell und wird anhand verschiedener Kriterien optimiert.
Qcells feierte im Frühsommer 25-jähriges Jubiläum. Wie blicken Sie in die Zukunft?
FS: Die Nutzung Erneuerbarer Energien hat in den letzten 25 Jahren den Durchbruch geschafft und ist mittlerweile aus dem Energiesystem nicht mehr wegzudenken. Qcells hat als Solarpionier diesen Wandel von Anfang an mitbestimmt. Die Erfahrung, das große Know-how im Unternehmen gepaart mit einer allzeit flexiblen Antwort auf neue Anforderungen und Trends sind beste Voraussetzungen für die weitere Entwicklung. Das klare Ziel von Qcells ist es, Haushalten und Unternehmen dabei zu helfen, reibungslos und kostengünstig an der Energiewende teilzuhaben. Und zwar mit der Ruhe, der hohen Qualität und der Zuverlässigkeit, für die Qcells in seiner 25-jährigen Geschichte immer gestanden hat.
Der weltweit erfolgreiche Komplettanbieter von sauberen Energielösungen agiert in den Bereichen Solaranlagen, Energiespeicher und Elektromobilität sowie Energiedienstleistungen wie Direktvermarktung und Stromtarife für Privat- und Gewerbekunden. Mit Hauptsitz in Seoul, Südkorea und Bitterfeld-Wolfen, Deutschland und internationalen Produktionsstätten, ist Qcells global aktiv und lokal verankert. Mit einem über Jahre gewachsenen Netzwerk an Technologiepartnern in ganz Deutschland. www.q-cells.de
Marc Tremel, Team Lead Project Sales, VPP & Project Solutions, Qcells
Eine PV-Anlage sollte nicht nur Stromerzeuger, sondern direkt in ein modernes und flexibles Energiesystem integriert sein, um alle wirtschaftlichen Chancen optimal nutzen zu können.
Die Nutzung Erneuerbarer Energien hat in den letzten 25 Jahren den Durchbruch geschafft und ist mittlerweile aus dem Energiesystem nicht mehr wegzudenken.
Die Nachfrage nach Wärme ist derzeit besonders hoch, vor allem in Großstädten. Alternativen zu fossilen Brennstoffen werden seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht nur händeringend gesucht, sie existieren bereits und müssen jetzt vorangetrieben werden.
Eine solche Alternative ist Energie aus Abfall. Thermische Abfallverwertungsanlagen wandeln sie um in Strom, Prozessdampf für die Industrie und Fernwärme. In Großstädten rückt insbesondere die Erschließung von Abwärme immer mehr in den Fokus für eine nachhaltige Wärmeversorgung. Wärme aus Abfall mag für manchen befremdlich wirken, tatsächlich ist die thermische Verwertung von Restabfällen etwa in Abfallheizkraftwerken bereits landesweit Realität. Jetzt geht es darum, mit Innovationen bislang ungenutzte Potenziale zu erschließen, um Strom und Wärme nicht nur dann nutzen zu können, wenn sie produziert werden. Dafür bedarf es flexibler Prozesse und entsprechender Speichermöglichkeiten. Timo Poppe, CEO der EEW Energy from Waste GmbH, stellt im Interview erfolgversprechende Innovationen bei der Wärmegewinnung aus Reststoffen vor.
Herr Poppe, EEW hat sich das Ziel gesetzt, die im Abfall enthaltene Energie so effizient wie irgend möglich zu nutzen. Wie gehen Sie dabei vor? Als Branchenführer treiben wir die Energiegewinnung mit Innovationen voran. Ein Beispiel ist der Einbau neuer Turbinen, die unsere Energieeffizienz steigern. Da sich hierzulande im Bereich der Fernwärme neue Anforderungen ergeben, werden unsere Anlagen
zudem an mehreren Standorten an städtische Fernwärmenetze angeschlossen. Wir planen zudem Heißwasserspeicher, um Wärme effizient zu speichern und auch dann liefern zu können, wenn wir unsere gesamte Energie gerade für die Stromproduktion aufwenden müssen. Flexibilität ist für uns sehr wichtig: Wir können warmes Wasser, Dampf für industrielle Prozesse und Strom produzieren. Wir bauen zudem Batteriespeicher, um überschüssigen Strom zu speichern und bei Bedarf ins Netz einzuspeisen, und errichten die erste und größte Absorptions-Wärmepumpe ihrer Art in Deutschland, um bislang ungenutzte Wärmeenergie effizient zu nutzen.
Abfall ist nicht nur ein heimischer Energieträger, sondern auch Rohstoffquelle. Wie meinen Sie das? Viele Firmen streben eine Kreislaufwirtschaft an. Wir nutzen in erster Linie die Energie des Abfalls und führen zunehmend unsere eigenen Reststoffe in den Kreislauf. Beispielsweise wird Schlacke, die nach dem Verbrennungsprozess übrigbleibt, im Straßenbau verwendet. Auch Filterstäube werden in großen Mengen gesammelt und als Rohstoffe betrachtet. Sie können etwa als Klinkerersatz einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Zementindustrie leisten. Diese Reststoffe ersetzen kostbare Primärrohstoffe und werden für die Entwicklung neuer Recycling-
Baustoffe verwendet. Als rohstoffarmes Land müssen wir reich an Ideen sein, um erfolgreich zu bleiben.
Was ist der Beitrag von Energie aus Abfall zu einer Energiewende?
In Deutschland gilt: „Ohne Wärmewende keine Energiewende.“ Denn die Wärme verursacht den größten Primärenergieverbrauch. Nach dem Ausstieg aus russischem Gas müssen alternative Wärmequellen gefunden werden, und die thermische Abfallverwertung spielt hier eine wichtige Rolle. Sie trägt derzeit 16 Prozent zur deutschen Fernwärme bei, in Hannover sogar 25 Prozent.
Die Nachfrage nach Wärme aus Abfallverbrennungsanlagen steigt, besonders in Großstädten, da Wärme schwerer über weite Distanzen zu transportieren ist als Strom. Daher werden vorhandene Wärmequellen wie industrielle Abwärme genutzt. Mit Wärmepumpen können wir die ausgekoppelte Wärmemenge erhöhen.
EEW errichtet gerade eine neue Vorsortieranlage für Abfallgemische in den Niederlanden. Was kann die, was Anlagen in Deutschland noch nicht können?
Die Anlage dient als Pilotprojekt, um die Wertschöpfungskette zu verlängern, insbesondere durch das Herausfiltern
Poppe, CEO der EEW Energy from Waste GmbH
Als rohstoffarmes Land müssen wir reich an Ideen sein, um erfolgreich zu bleiben.
von Kunststoffen, was CO2-Emissionen reduziert und wirtschaftlich vorteilhaft ist. Sie hat eine Kapazität von 150.000 Tonnen. Den Standort in den Niederlanden haben wir wegen des genehmigungsfreundlicheren Umfeldes, seiner guten Infrastruktur, Investitionsfreundlichkeit und Nähe zu Kunden gewählt, die diese Kunststoffe weiterverarbeiten können.
Wir versuchen, möglichst viele wiederverwertbare Materialien aus dem Abfall zu gewinnen. Doch für die Reste vom Rest ist die thermische Verwertung die beste Lösung.
Die Nachfrage nach Wärme aus Abfallverbrennungsanlagen steigt, besonders in Großstädten, da Wärme schwerer über weite Distanzen zu transportieren ist als Strom.
EEW Energy from Waste leistet bereits heute einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. In den derzeit 17 modernen Anlagen unserer Unternehmensgruppe können wir jährlich rund 5 Millionen Tonnen Abfall energetisch verwerten und umweltschonend beseitigen. www.eew-energyfromwaste.com
Nirgendwo zeigt sich die Energiewende deutlicher als in Schleswig-Holstein. An der Küste des nordwestlichsten Bundeslandes weht der Wind fast Tag und Nacht, kostenlos und von ganz allein. Er ist die treibende Kraft auf dem Weg von fossilen zu Erneuerbaren Energien. Die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien liegt auch darin begründet, dass sie für die höchsten Gewerbesteuereinnahmen in ganz Norddeutschland verantwortlich sind.
Alle Standortgemeinden in Schleswig-Holstein profitieren von Einnahmen in Millionenhöhe – die wiederum der Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft zugutekommen. Fossilfreie, zuverlässige Energieversorgung für eine starke und wachsende Wirtschaft, für Landwirtschaft und Handwerk, für Verwaltung, Schulen und Freizeit ist in SchleswigHolstein keine Utopie, sondern Realität. Ina Kietzmann, Leiterin Kommunikation & Landespolitik, und Dipl.-Ing. Stephan Frense, CEO ARGE NETZ GmbH & Co. KG, sprechen im Interview über Erfolge und Herausforderungen beim Erfolgsmodell Erneuerbare Energien der ARGE NETZ GmbH & Co. KG:
Welche Rolle spielen die Erneuerbaren Energien aktuell im Norden Deutschlands?
Stephan Frense: Vom Windertrag haben wir aufgrund unserer Lage im Norden Deutschlands einen klaren Standortvorteil für die Erneuerbaren Energien – ein großer Vorteil für unsere Kommunen! Alle Standortgemeinden in Summe profitieren von Gewerbesteuern in Millionenhöhe, in unseren Reihen der ARGE NETZ profitieren sogar über zwölf Prozent aller betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner von einer direkten Beteiligung. Diskussionen um Akzeptanz sind deshalb bei uns kein Thema. Es lohnt meiner Meinung nach, auch über Beteiligungsmodelle in ganz anderen Bereichen nachzudenken, das schafft
Vertrauen und Bindung bei gleichzeitiger Übernahme von Verantwortung.
Wie kann Norddeutschland Vorreiter bei der Energiewende werden (besonders bei Wasserstoff)?
Stephan Frense: Das sind wir bereits! Gerade hat sich bei uns in Dithmarschen auch ein schwedischer Batteriehersteller angesiedelt – denn die Erneuerbaren Energien sind ein Wirtschaftsmagnet und resilient gegenüber Krisen und Lieferproblemen. Selbst der Ausbau von Speichern und Wasserstoff-Elektrolyseuren vor Ort ist volkswirtschaftlich sinnvoller als jedes fossile Energiesystem der Neuzeit. Für ARGE NETZ ist der Weg daher klar: Wir unterstützen unsere mittelständischen Betreiber von Wind-, Solar- und Biogasanlagen in ihrer Entwicklung von der kleinteiligen Stromproduktion hin zu einer ganzheitlichen Energieversorgung. Dazu gehört auch die Errichtung von Batteriespeichern für die Kurz- und Langzeitspeicherung von grüner Energie.
Warum ist die Ansiedlung neuer Unternehmen in Norddeutschland gleichzeitig ein Grund zur Sorge?
Ina Kietzmann: Die Schaffung Tausender Arbeitsplätze hat sehr positive Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft. Denn die Menschen leben ja glücklicherweise auch hier, brauchen also Kita-Plätze, Schulen, ÖPNV-Angebote und mehr. Gleichzeitig befürchten viele kleinere Handwerksbetriebe Fachkräfteabwanderung. Das Problem
wird sich weiter zuspitzen, da wir in eine enorme Fachkräftelücke steuern, auch im Bereich der Energiewende. 2035 wird in Schleswig-Holstein ein Bedarf von 330.000 zusätzlichen Arbeitnehmenden prognostiziert, im Bereich der Erneuerbaren Energien spürt bereits heute jedes dritte Unternehmen den Fachkräftemangel. Gründe sind wachsende Anzahl an Unternehmen, der nahe Renteneintritt der „Babyboomer“ und die niedrige Erwerbsquote weiblicher Mitarbeiterinnen.
Was könnten die Firmen Ihrer Meinung nach unternehmen, um die strukturellen Probleme der geringen Erwerbstätigkeit bei Frauen anzugehen?
Ina Kietzmann: 78 Prozent der Teilzeitarbeitenden sind Frauen. Wenn wir es schaffen, die Rahmenbedingungen familienfreundlich zu gestalten, so dass Frauen ihre durchschnittlichen Wochenstunden erhöhen, würde das das Delta der Fachkräftelücke deutlich abfedern. Leistungsgerechtigkeit – also gleiches Geld für gleiche Arbeit – ist in der Praxis leider noch nicht Gang und Gäbe. Es geht nicht mehr nur um die Begeisterung für MINT-Fächer, es geht um „Wie können wir die gesamtgesellschaftliche Voraussetzung schaffen, dass Familien die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf bewerkstelligt bekommen, ohne daraus Nachteile zu erleiden?“ Möglichkeiten wären zum Beispiel flexible Vollzeit, die Anerkennung von Care Arbeit und die Abschaffung des Gender Pay Gap.
Wenn wir es schaffen, die Rahmenbedingungen familienfreundlich zu gestalten, so dass Frauen bei Interesse ihre durchschnittlichen Wochenstunden erhöhen, würde das das Delta der Fachkräftelücke abfedern.
Selbst der Ausbau von Speichern und WasserstoffElektrolyseuren vor Ort ist volkswirtschaftlich sinnvoller als jedes fossile Energiesystem der Neuzeit.
ARGE NETZ ist eine der führenden Unternehmensgruppen erneuerbarer Energieerzeuger aus dem hohen Norden. Mittelpunkt ihrer Arbeit ist die Nutzung Erneuerbarer Energien im Rahmen einer integrierten Energieplanung. Die Ziele: 100 % Erneuerbare sowie Stärkung von Mittelstand und Bürgerenergie. www.arge-netz.de
Caroline Bosbach, Bundesvorsitzende Junger Wirtschaftsrat der CDU e. V., fordert von der Regierung, die täglichen Sorgen der Menschen endlich ernst zu nehmen.
Text: Katja Deutsch Foto: Presse
Viele Menschen scheinen – besonders im Osten – das Vertrauen in die Politik verloren zu haben. Was sind die drei Hauptgründe?
Ende letzten Jahres hat gerade mal ein Fünftel der Menschen angegeben, der Bundesregierung zu vertrauen – ein Rekordwert. Seit zwei Jahren ist die Ampel ein echtes Konjunkturprogramm für die AfD. Die Menschen haben zunehmend wirtschaftliche Sorgen und wollen sicher leben, und weder staatliche Bevormundung noch politische Erziehung erfahren. Besonders im Osten hat nicht nur die Corona-Politik viel Vertrauen gekostet, sondern auch die Migrationspolitik der letzten zehn Jahre.
Viele Ursachen liegen bereits länger zurück, auf andere hat Deutschland nur geringen Einfluss. Wo kann Deutschland richtig punkten?
Die Regierung punktet in dem Moment, wo sie die Sorgen der Menschen ernst nimmt. Bevor die Basics nicht
GASTBEITRAG
Caroline Bosbach, Bundesvorsitzende Junger Wirtschaftsrat der CDU e. V.
geklärt sind – eine funktionstüchtige Infrastruktur, bezahlbarer Wohnraum, gute Bildung, ausreichend Kita-Plätze – brauchen wir mit Exoten-Themen in diesem Maße nicht zu kommen. Neben dem Thema Migration sind Fragen der sozialen Sicherheit und der sozialen Gerechtigkeit wahlentscheidend. Auf beides hat der Staat unmittelbaren Einfluss.
Was kann die Politik auch im Lokalen tun, um Deutschland wirtschaftlich wieder nach oben zu bringen und gleichzeitig gerechter zu machen?
Top-Thema ist die lähmende Bürokratie dieses Landes. Sie kostet deutsche Unternehmen mehr als Forschung und Entwicklung, und frisst die Hälfte des Gewinns. Das kann nicht sein. Die Verbände haben vergangenes Jahr rund 450 konkrete Vorschläge eingereicht, von denen gerade mal zehn Prozent im sog. Bürokratieentlastungsgesetz gelandet sind. Hier ist noch viel Luft nach oben.
GASTBEITRAG
Mit den Green Tiny Houses, die an mehreren Standorten in Deutschland stehen, hat Jan Sadowsky naturnahe und nachhaltige Ferienunterkünfte im Miniformat geschaffen.
Text: Katja Deutsch Foto: Presse
Hotels und Resorts haben in der Regel einen enormen Wasser-, Strom- und Materialverbrauch. Wie ginge das denn auch anders?
Ganz gleich, um welche Art von Objekt es sich handelt, man sollte sich immer fragen, wie man Ressourcen optimieren kann – zum Beispiel durch den Einsatz modernster Technologien. In unseren Tiny Houses setzen wir eine Dusche ein, die ursprünglich für die NASA entwickelt wurde. Die Astronautendusche recycelt das Wasser in Echtzeit, so sparen wir 90 Prozent des Wasserverbrauchs und 80 Prozent der Energiekosten ein.
Was ist ein weiterer wichtiger Nachhaltigkeitsfaktor?
Durch die kompakte Größe unserer Tiny Houses werden weniger Ressour-
Jan Sadowsky, Geschäftsführer Green Tiny Houses GmbH
cen benötigt und es entstehen weniger Emissionen im laufenden Betrieb. Bereits bei der Produktion legen wir großen Wert auf hochwertige Baustoffe, wie eine Fassade aus patentiertem Superwood, die besonders langlebig ist. Wir verwenden Seegras oder Schafwolle als natürliche Dämmung, die ein angenehmes Raumklima schafft. Einige unserer kleinsten Tiny Houses werden sogar komplett energieautark betrieben und erzeugen Strom durch ein Photovoltaik-Panel. Bei der Aufstellung der Tiny Houses werden die Flächen nicht versiegelt, da sie mobil auf Trailern stehen – das schont zusätzlich die Umgebung und die Vegetation.
Warum sind Unterkünfte wie die Green Tiny Houses so zukunftsweisend für Deutschland?
In unseren Tiny Houses kann man dort Urlaub machen, wo die Natur am schönsten ist. Wir machen Nachhaltigkeit erlebbar, aber ohne erhobenen Zeigefinger, vielmehr inspirieren wir zum Nachmachen für zuhause. Die Übernachtung im Tiny House mitten in der Natur ist ein besonderes Erlebnis, das perfekt in den Trend des Slow Tourism passt – reduziert auf das Wesentliche aber ohne auf Komfort zu verzichten.
Was der Rotweinfleck auf dem cremefarbenen Leinensofa, ist die Inflation für unsere Wirtschaft. Egal was man macht, sie will einfach nicht verschwinden. Hinzu kommt eine Weltlage voller Krisen, Kriege und politischen Unsicherheiten – die US-Wahl im Herbst lässt grüßen. Wohin mit dem Ersparten, wenn nichts sicher scheint?
Grüne Investments leisten u. a. einen wichtigen Beitrag für eine ökologischere und sozialere Welt.
Alternative zu Aktien – Investieren in die Sachwerte der Zukunft: Die breit gestreute Aktienanlage – gerade über ETFs – zählt zu den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen – zurecht. Dennoch zeigt die Vergangenheit: Gerade in Krisenzeiten reißt es Aktien(fonds) regelmäßig in die Tiefe. Im CoronaCrash stürzte beispielsweise der DAX binnen weniger Tage um 37 Prozent ab. Sachwerte sorgen für mehr Balance und Ruhe.
Pangaea Life bietet mit dem Fonds „Blue Energy“ eine Möglichkeit, mit der Sparer an der Wertentwicklung echter Windparks, Photovoltaikanlagen, Wasserkraftwerke und moderner Energiespeicher teilhaben können. Der Fonds „Blue Living“ investiert in den Bau nachhaltigen Wohnraums, wo er am dringendsten gebraucht wird. Dementsprechend leisten die Investments nicht nur einen wichtigen Beitrag für eine ökologischere und sozialere
Welt, sondern produzieren in Form von Stromverkäufen und Mieteinnahmen auch dann Erträge, wenn Aktienmärkte schwanken.
Sind Sachwerte-Investments nur was für Reiche? Diese Frage hört man immer wieder, wenn es um die Geldanlage in konkrete Sachwerte geht. Doch die ehemalige Domäne der Großanleger öffnet sich. Die Versicherungsgruppe die Bayerische bietet mit „Blue Invest“ eine Lösung, mit der auch Kleinanleger bereits ab 50 Euro monatlich in die beiden nachhaltigen Sachwerte-Fonds der Pangaea Life investieren können –und sich damit einen echten Stabilitätsanker ins Portfolio holen. Der sich lohnt: Pro Jahr erwirtschaften beide Fonds seit Auflage eine durchschnittliche Rendite von 9,1 und 8,6 Prozent (Bruttowerte vor Kosten; Stand: 31.03.2024).
Text: Jakob Bratsch
Foto: Nicholas Doherty/unsplash, Presse
Uwe Mahrt, CEO Pangaea Life (pangaea-life.de)
Im Corona-Crash stürzte beispielsweise der DAX binnen weniger Tage um 37 Prozent ab. Sachwerte sorgen für mehr Balance und Ruhe.
Die Städtebauförderung hat eine spürbare Hebelwirkung, um einen Wirtschafts- und Wohnstandort zu stärken
Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger fordert, städtebauliche Maßnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und umzusetzen.
Foto:
Unter dem Schlagwort „Smart City“ verstehen wir Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, Städte lebenswerter, effizienter, technologisch fortschrittlicher, ökologischer und sozial inklusiver zu gestalten. Für diesen umfassenden Ansatz sind unter anderem kommunale Verwaltung, Stadtwerke und Bauministerium gefragt. Wie einzelne Smart Citys gestaltet werden, hängt von lokalen Bedingungen ab, doch die Herausforderungen ähneln sich in vielen Städten: Bauflächenpotenziale schaffen, Potenziale für die Energieeinsparung oder konkrete Klimaschutzmaßnahmen ermitteln. Ziele, Maßnahmen und Instrumente sind dabei eng miteinander verwoben.
Für die Klimaanpassung braucht man beispielsweise Entsiegelungsmaßnahmen und die Nutzung des Niederschlagwassers. Für den Klimaschutz muss der Energiebedarf von Gebäuden
Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
verringert und die Wärmeversorgung dekarbonisiert werden, ebenso müssen die Wohnraumschaffung an sich und Klimaanpassung des Gebäudes zusammengedacht werden. Als effektives Instrument für einen zukunftssicheren Wirtschaftsstandort hat sich dabei die Städtebauförderung erwiesen. Sie ist seit 1971 das Herzstück der Stadtentwicklungspolitik des Bundes und beträgt aktuell 790 Mio. Euro jährlich. Denn die eingesetzten Mittel werden in der Regel von den lokalen kleinen und mittelständischen Unternehmen genutzt. Da diese Unternehmen natürlich auch viel eigenes Geld in die Hand nehmen, hat die Städtebauförderung also eine spürbare Hebelwirkung. Und dadurch wird der jeweilige Wirtschafts- und Wohnstandort gestärkt.
Dr. Christian Bergmann, Partner und Head of Architecture bei Hadi Teherani Architects in Hamburg, rät dazu, wieder mehr auf architektonische Qualität zu achten.
Viel Grün, höhere Substrataufbauten und Retentionsflächen können viel dazu beitragen, Überschwemmungen zu vermeiden und gleichzeitig Regenwasser die Stadtluft kühlen zu lassen. Denn nicht nur Regenereignisse sind ein Thema der Zukunft, sondern vor allem die Überhitzung der Innenstädte. Insofern sind Grünflächen sehr wichtig – auch gebäudeintegriert, auf Dächern und vermeintlich versiegelten Flächen sowie im Bereich von Fassaden.
Die Schaffung von Wohnraum ist eines der großen gesellschaftspolitischen Ziele in Deutschland. Hier plädiere ich ganz klar für Nachverdichtung und Aufstockung, wobei wir wohl nicht umhinkommen werden, auch neue Flächen für den Wohnungsbau freizugeben. Dabei muss man aber darauf achten, dass der sog. Urban Sprawl nicht vorangetrieben wird, denn wir wollen ja Verkehrsströme reduzieren und nicht erhöhen. Auch werden die Flächen für die Landwirtschaft benötigt, ganz wesentliches Zukunftsthema dabei ist aber auch das Erhalten und Fördern der Biodiversität. Insofern ist
Bei allen technischen Anforderungen ist es letztlich die gebaute Qualität, die über das Funktionieren einer Stadt entscheidet.
das Wachstum nach Innen zu bevorzugen, insbesondere auch durch Umnutzungen von ehem. Büroflächen.
Neben all den technischen Aspekten, die wir imstande sind zu lösen, dürfen wir nicht vergessen, attraktive Stadträume zu schaffen. Denn nur wenn die Menschen ihre Städte, Stadträume und Gebäude lieben, werden sie auch belebt und lange genutzt. Insofern müssen wir das Thema Architekturqualität, Qualität der Stadt und des öffentlichen Raums immer wieder in den Vordergrund stellen. Bei allen technischen Anforderungen ist es letztlich die gebaute Qualität, die über das Funktionieren einer Stadt entscheidet.
auch nachhaltig – wenn man umweltfreundlich anreist
Marco Pappalardo, Marketing Director der Skidestination Dolomiti Superski, hat viele gute Ideen zur Einsparung von CO2 . Jetzt muss nur noch die Bahn mitmachen.
Text: Katja Deutsch Foto: wisthaler.com
Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, verfolgen wir im Verbund „Dolomiti Superski“ zwei Ansätze: Wir müssen investieren und innovieren. Nach innen werden die rund 140 Liftunternehmen im Dolomiti Superski-Verbund ständig
Unsere Gäste sind sich meist nicht bewusst, dass sie durch ihre Anreise mit dem Auto oder Flugzeug 70 Prozent unseres gesamten CO2Ausstoßes verursachen.
von der internen Konkurrenz getrieben, technologische und nachhaltige Investitionen zu tätigen.
Blicken wir hingegen nach außen, in Richtung unserer Gäste, so stellen wir fest, dass rund 70 Prozent des CO2Ausstoßes eines Urlaubs durch die Anund Abreise entstehen. Unsere Gäste sind sich meist nicht bewusst, dass sie durch ihre Anreise mit dem Auto oder Flugzeug 70 Prozent unseres gesamten CO2-Ausstoßes verursachen. Um die An- und Abreise umweltfreundlicher zu gestalten, muss die gesamte Kette – Liftbetreiber, Gastronomie und Hotellerie – Überzeugungsarbeit leisten. Muss man wirklich fliegen? Muss es wirklich das Auto sein? Wir ermutigen auch die Bahn, einen besseren Transport der Skiausrüstung zu ermöglichen.
Im Jahr 2020 haben wir das Projekt „Dolomiti-Superski-Responsibility“ gestartet, wo wir gemeinsam mit unseren 12 Talschaftsverbünden und unseren 140 teilnehmenden Unternehmen acht
Themenfelder definiert haben. Alle Unternehmen sind gefordert, zum Beispiel in den Bereichen Wassermanagement, Energieverbrauch, Mobilität, nachhaltige Planung von Infrastruktur und Schutz der Ökosysteme Ideen einzubringen und umzusetzen.
Im Bereich des Mitarbeitendenmanagements werden beispielsweise Unterbringungsmöglichkeiten und Fahrgemeinschaften geschaffen, oder Shuttlebusse eingerichtet, um die Mitarbeitenden zum Arbeitsplatz zu fahren.
Unsere Bergbahnen werden nur mit Erneuerbaren Energien durch Wasserkraft betrieben und wir arbeiten stetig an einer Verbesserung unseres Abfallmanagements. Am Jahresende werden die Projekte gemessen und evaluiert.
Und nicht zuletzt versuchen wir, Dolomiti Superski als Ganzjahresdestination zu etablieren. Die Gäste kommen jetzt vermehrt auch im Sommer und Herbst, sie lieben das schöne Wetter hier und
Marco Pappalardo, Marketing Director der Skidestination Dolomiti Superski
Um den Wirtschaftsstandort zu stärken, sehen wir Nachhaltigkeit auch als soziale Aufgabe.
die Farbenpracht. Um den Wirtschaftsstandort zu stärken, sehen wir Nachhaltigkeit auch als soziale Aufgabe. Wenn die Menschen in ihrer Heimat arbeiten können und nicht in die Großstädte abwandern müssen, können unsere Dörfer bestehen und eine Zukunft haben.
Die Bauindustrie ist sehr innovativ. Moderne Baumaschinen sind Hightech. Einige fahren autonom oder bohren, baggern und planieren präzise – GPS-gesteuert. Viele Bauverfahren sind ebenfalls hochinnovativ. Das Bauen insgesamt muss aber noch innovativer werden. Gefordert sind hier im Kokreten die Baustoffherstellenden und die Auftraggebenden: Sie müssen die Innovationen annehmen, der Staat muss sie genehmigen und zulassen.
Auch macht die Digitalisierung vor der Bauindustrie nicht halt: Digitale Zwillinge ermöglichen bspw. eine effiziente und ressourcenschonende Bauweise und Innovationen wie serielle und modulare Bauweisen sowie der Einsatz von KI zielen auf kostengünstigen, schnellen und präzisen Wohnungsbau. Auch Recyclingbaustoffe und eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur sind von großer Bedeutung. Im Gespräch mit Thomas Schmid, dem Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Bauindustrie am Standort München:
Herr Schmid, wie „digital“ ist der Bau? Digitales Bauen bedeutet das Planen, das Bauen und das Betreiben eines Bauwerkes mithilfe digital-vernetzter Methoden. Ziel ist es, eine optimale Koordination der Informationen und Prozesse zu bewirken, und zwar über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Daher begleitet ein digitaler Zwilling das Bauwerk. Das ist ein virtuelles Modell, das alle Informationen schon von der Planung an enthält. Erst, wenn das Bauwerk virtuell optimiert ist, wird real gebaut. Das ist effizient und auch ressourcenschonend. In Zukunft wird die Digitalisierung am Bau eine noch größere Rolle spielen.
Woran denken Sie da konkret?
„Gebaut wird immer“ – das wird weiterhin gelten. Die Bauindustrie ist und bleibt gefragt. Wie aber die benötigten Baulösungen künftig innovativ und
effizient umgesetzt, also geplant und gebaut werden können, ist für uns eine spannende Frage. Dafür haben wir einen verbandsinternen Think Tank gegründet: die Zukunftswerkstatt Bau. Dort erarbeiten wir zusammen mit Experten, wie sich ausgewählte zukünftige Megathemen auf die Bauwirtschaft, die Bauunternehmen und das Bauen insgesamt auswirken. Gestartet sind wir mit zwei Themen: Serielles und modulares Bauen sowie KI, der Künstlichen Intelligenz. Auf die Ergebnisse sind wir selbst sehr gespannt.
Mehr bezahlbarer Wohnraum: Was kann die Bauindustrie dazu beitragen? Der Bedarf nach Wohnraum ist hoch und er nimmt noch zu. Insbesondere fehlt es an bezahlbarem Wohnraum in den Städten. Bauindustrielle Methoden bewirken einen kostengünstigeren Bau. Vorgefertigte Bauteile oder vorfabrizierte Module ermöglichen niedrigere Baukosten und zugleich eine präzisere Bauweise. Außerdem ist die Baustelle weniger aufwendig und sie ist schneller wieder weg. Davon profitieren die Anwohner.
Serielles Bauen betrifft hauptsächlich die nicht sichtbaren Bauteile.
In Zukunft wird die Digitalisierung am Bau eine noch größere Rolle spielen.
Der Bayerische Bauindustrieverband e.V. ist ein Arbeitgeberverband, der die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen, Unternehmen der bayerischen Bauindustrie, gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit vertritt. www.bauindustrie-bayern.de
Die bauindustriellen Produktionsmethoden erlauben einen großen und individuellen Gestaltungsspielraum. Zudem minimieren sie den Materialverbrauch. Das spart Gewicht, was wiederum bei der Nachverdichtung in den Städten sehr bedeutsam ist. Durch ein weiteres oberes Geschoß oder den Umbau überflüssig gewordener Hotels, Fabriken oder von Bürogebäuden entsteht zusätzlicher Wohnraum. Auf Basis der vorhandenen Infrastruktur, ohne unverbrauchte Naturflächen zu beanspruchen.
Immer wichtiger werden auch die Recyclingbaustoffe. Was sagen Sie dazu? Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Recyclingbaustoffe sollten viel mehr als heute eingesetzt werden. Gerade die öffentlichen Auftraggeber sollten hier vorbildlich vorangehen. Sie müssen diese zulassen, wo immer das möglich ist, und bei Ausschreibungen ausdrücklich darauf hinweisen. Das ist praktizierter Umweltschutz.
Welchen Beitrag kann die Bauindustrie außerdem zum Thema bezahlbarer Wohnraum leisten?
Eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur und gleichwertige Lebensverhältnisse – auch im ländlichen Raum. Ein gut funktionierendes Mobilitätssystem entlastet nämlich den Wohnungsmarkt in den Städten. Und wenn es auch gute Arbeitsplätze im ländlichen Raum gibt, hilft das zusätzlich. Dadurch gewinnen alle, die Städte und das Land.
In welchem Zustand ist aber die Verkehrsinfrastruktur heute tatsächlich?
Weder gut ausgebaut noch im guten Zustand, jedenfalls nicht überall. Wir brauchen mehr Mittel im Bundes -
Thomas Schmid, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes, München
Bauindustrielle Methoden bewirken einen kostengünstigeren Bau. Vorgefertigte Bauteile oder vorfabrizierte Module ermöglichen niedrigere Baukosten und zugleich eine präzisere Bauweise.
haushalt, und zwar real mehr, nicht nur nominal. Die Kosten steigen zwar nicht mehr so rasant wie zuletzt, aber sie bleiben hoch. Außerdem besteht gerade bei der öffentlichen Infrastruktur ein erhebliches Erhaltungsdefizit. Dieser Sanierungsstau muss beseitigt werden. Wir müssen auch die Verkehrsinfrastruktur für die Anforderungen der Zukunft ausbauen, und zwar jetzt. Eine Verkehrswende, die diesen Namen verdient, ist nur realisierbar, wenn das Schienennetz in Deutschland dafür auch die Kapazitäten zur Verfügung hat. Ebenso gilt das für den Ausbau des Radwegenetzes. Die Mobilität der Zukunft braucht eben die dafür geeigneten Verkehrswege.
Dr. Jörg Teupen, Vorsitzender der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland und Vorstand der Bereiche Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, fordert mehr Tempo beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.
Text: Katja Deutsch Foto: Tim van der Kuip/unsplash, Stadtwerke Kiel
Herr Dr. Teupen, wie beurteilen
Sie den Gesetzesentwurf der Bundesregierung für das Wasserstoffbeschleunigungsgesetz?
Dieser Entwurf geht in die richtige Richtung, doch beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft brauchen wir ein enormes Tempo. Werden Wasserstoffinfrastrukturvorhaben als Anlagen des öffentlichen Interesses wahrgenommen, beschleunigt das ihre Umsetzung, denn wenn die Bundesregierung deutlich
Dr. Jörg Teupen, Vorsitzender der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland und Vorstand der Bereiche Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG
macht, dass diese Vorhaben eine ganz besondere Bedeutung für Deutschland haben, kann die Genehmigungsbehörde viel leichter Entscheidungen zur Realisierung treffen.
In der nationalen Wasserstoffstrategie geht die Bundesregierung von einem Importbedarf von 50 bis 70 Prozent des Gesamtbedarfs im Jahr 2030 aus. Woher soll dieser stammen?
Die Bundesregierung hat beispielsweise mit Ägypten, Namibia, Kanada und Saudi-Arabien Wasserstoffpartnerschaften gebildet, jedoch wären weitere Länder, in denen gute Bedingungen vorherrschen, für Deutschland interessant. Ein günstiger Stromentstehungspreis durch Erneuerbare Energien ermöglicht eine günstige Wasserstoffproduktion. Wir müssen massive Mengen an Wasserstoff nach Europa liefern, denn der Bedarf für Industrie und Kraftwerke ist gigantisch.
Wie kann Deutschland eine Vorreiterrolle in Bezug auf den Wasserstoff als Säule der Energieversorgung einnehmen?
Wir brauchen Importverträge von mindestens 15 Jahren Laufzeit mit einem festgelegten Preissystem. Wir müssen die Infrastruktur mit Terminals auf den Import von Wasserstoff vorbereiten, zum Beispiel durch Weiterentwicklung der bestehenden Erdgas-Terminals. Fernleitungsnetzbetreiber müssen gewährleisten, dass Wasserstoff auch verteilt werden kann, und dazu das H 2Kernnetz realisieren.
Infener AG und Wirtschaftsagentur Neumünster GmbH – Partner Content
Der Dreiklang aus grünem Wassersto�, Sauersto� und Abwärme macht
Dass Wassersto� schon heute fossile Brennsto�e ersetzen kann, hat sich in vielen Unternehmen noch nicht herumgesprochen, denn Angebot und Nachfrage laufen noch nicht synchron. Neben der Notwendigkeit, die überschüssige grüne Energie zu speichern und damit verbindlich zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar zu machen, brauchen wir die entsprechende Infrastruktur. Grüner Wassersto� ist für die Energiewende und die Energieunabhängigkeit Europas essentiell, doch die Ausbaupläne der Bundesregierung kommen nur schleppend voran. Um die Klimaziele der EU zu erreichen, muss die Wassersto�produktion jetzt massiv hochgefahren werden. Über einen – ästhetisch höchst gelungenen –Wassersto�-Hub in Neumünster und dessen regionalökonomische Dimensionen sprechen Joel Vogl, CEO und Co-Founder von Infener, und Iris Meyer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsagentur Neumünster GmbH.
Herr Vogl, warum wurde Neumünster für den Bau des ersten Hubs gewählt?
Neumünster ist ein ideal gelegener Standort für unseren Wasserstoff-Hub, nicht nur wegen der größten Wasserstoff tankstelle Europas, sondern auch aufgrund zahlreicher industrieller Transformationsprozesse in der Region. Schleswig-Holstein hat seit Jahren einen Überschuss an grünem Strom. Wir wollen diesen in Form von Wasserstoff dort nutzbar machen, wo er erzeugt wird.
Was ist das Besondere an Ihren H 2-Hubs?
Der in Neumünster produzierte grüne Wasserstoff wird der regionalen Industrie zugutekommen. Aber auch beim Thema Sauerstoff, der als Nebenprodukt der Elektrolyse anfällt, sehen wir künftig großes Anwendungspotenzial: zum Beispiel für die Oxyfuel Combustion. Außerdem bereichern wir die kommunale Wärmeversorgung. Der Dreiklang aus grünem Wasserstoff, Sauerstoff und Abwärme kann die lokale Wirtschaft stärken und langfristig wettbewerbsfähig machen.
Was ist die europäische Wasserstoffbank und was sind ihre Ziele?
Die europäische Wasserstoffbank ist eine von der EU-Kommission geschaffene Marktplattform auf Auktionsbasis, um Angebot und Nachfrage in Deckung zu bringen. Ziel muss langfristig der Verzicht auf diese Förderinstrumente sein – weil Wasserstoff genau wie die Technologien zu seiner Produktion günstiger werden muss.
Was braucht es, um innovative Wassersto� projekte voranzutreiben?
Wir haben in Deutschland ein Ausbauziel von zehn Gigawatt installierter Elektrolysekapazität bis 2030. Davon sind heute erst 0,3 Gigawatt fi nanziert. Um mehr Projekte wie Neumünster zu realisieren, brauchen wir ganz klar mehr Anschubfi nanzierung. Diese könnte sich am Vorbild der EEGUmlage orientieren.
Frau Meyer, der geplante Hub soll weit mehr als nur eine Produktionsanlage für grünen Wassersto� sein?
Ja, da sind Infener und wir uns einig. Es soll Produktions- und Begegnungsstätte zugleich sein. Aus unserer Sicht hat die Technologie einen klaren Vorteil: Hubs ermöglichen eine dezentrale Energieversorgung, was die Resilienz von Geschäftsmodellen stärkt.
Welche regionalökonomischen E� ekte erwarten Sie?
Ich spüre reges Interesse an Wasserstoff als Energieträger. Diese Nachfrage wird sich durch regulatorische Maß-
nahmen und vermehrte Sensibilität der Kundschaft weiter erhöhen. Zudem werden mit dem Markthochlauf Investitionsentscheidungen getroffen und neue Dienstleistungen in der Region entstehen. Diesen Wissenszuwachs in den Firmen wollen wir mit Kompetenzclustern begleiten.
Was sind die Learnings aus der Projektbegleitung?
Die Projektgeschwindigkeit hat Vorbildcharakter. In wenigen Wochen galt es, eine rechtliche, technische und persönliche Ebene zu fi nden. Nun müssen wir in der Vermittlung noch klarer werden. Wasserstoff ist ein Gamechanger. Er kann elektrische Energie speichern und Erdgas ersetzen. Seine Einsatzgebiete sind enorm.
Um eine umweltfreundliche und zukunftsgerichtete Energieversorgung sicherzustellen, brauchen wir eine Kombination aus verschiedenen Erneuerbaren Energien, Wassersto� und Bioenergie. Gleichzeitig sind fortschrittliche Speichertechnologien nötig, um den Strombedarf durchgängig decken zu können. Das bedeutet große Herausforderungen, aber auch gleichzeitig große Chancen für eine saubere und sichere Energiezukunft.
Grüner Wasserstoff spielt für den Mittelstand eine zunehmend wichtige Rolle, da er zahlreiche Möglichkeiten bietet, die Energieversorgung fossilfrei zu machen und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit zu steigern. Besonders vorteilhaft: Er kann direkt vor Ort produziert werden und bei seiner Verbrennung wird nur Wasser freigesetzt, keinerlei CO2. Wasserstoff kann zudem überschüssigen Strom aus Erneuerbaren Energien speichern und beispielsweise bei Verbrauchsspitzen wieder in Strom umwandeln. Er eignet sich übrigens auch für den Einsatz in besonders chemieintensiven Unternehmen der Metall-, Chemie- und Kunststoff verarbeitung. Im Interview spricht Dr. Thomas Perkmann, Vorstands-
Aufgrund kurzer Tankzeiten und hoher Reichweiten ist die Antriebsenergie eine aussichtsreiche Alternative zu herkömmlichen Kraftsto�en und eine sinnvolle Ergänzung zur E-Mobilität.
vorsitzender der Westfalen AG, über die Bedeutung von Wasserstoff für die Dekarbonisierung.
Welche Rolle spielt Wassersto� bei der Dekarbonisierung?
Wenn wir Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und zukunftssichere Energieverfügbarkeit ernstnehmen, kann an grünem Wasserstoff kein Weg vorbeiführen. Allein schon aufgrund seiner Speicherbarkeit und der Fähigkeit zur Massenproduktion ist er ein sehr zuverlässiger Energieträger.
Wie schätzen Sie den aktuellen Wassersto� markt ein?
Viele unsere Kunden sind an Wasserstoff interessiert. Nicht nur in großen Unternehmen, auch im Mittelstand gibt es viele Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff. Das kommt mir in der politischen Diskussion oft zu kurz. Dass wir dort anfangen sollten, wo wir CO2 am besten einsparen, ist sicherlich richtig. Aber die vielen kleinen und mittleren Unternehmen können mit ihrer Flexibilität und ihrem Denken in Generationen ein weiterer Treiber für den Hochlauf sein.
Die hohen Kosten gerade gegenüber den herkömmlichen Energieträgern rechnen sich für viele Anwendungen momentan noch nicht, deshalb braucht
es sicherlich auch staatliche Unterstützung, um die Preislücke zu schließen. Auch das Schaffen passender Rahmenbedingungen wäre ein erster guter Schritt zur Förderung von Wasserstoff.
Welche Spielregeln braucht es denn für einen gelungenen Wassersto�hochlauf?
Noch haben wir in Deutschland einen Technologievorsprung beim Wasserstoff, den wir auch nutzen sollten. Momentan bremsen die staatlichen Rahmenbedingungen und die Regulierung Wasserstoff jedoch eher aus, als dass sie den Energieträger fördern. Eine attraktive THG-Quote, die den Einsatz alternativer Kraftstoffe wirklich fördert, wäre beispielsweise hilfreich. Auch setzt die Umsetzung der RED II-Richtlinie in Deutschland einen viel zu engen Rahmen für einen schnellen Markthochlauf.
Oft werden industrielle Prozesse und die Mobilität als Einsatzbereiche für Wassersto� genannt. Warum ausgerechnet dort?
In der Industrie wird Wasserstoff als Prozessenergie seine Verwendung fi nden – gerade, wenn es um hohe Temperaturen und energieintensive Vorgänge geht. Bislang wird hierfür meist noch Erdgas eingesetzt, das dann ersetzt werden kann. In der Mobilität sehen wir im Schwerlastverkehr einen Markt für Wasserstoff. Aufgrund kurzer Tankzeiten und hoher Reichweiten ist die Antriebsenergie eine aussichtsreiche Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen und eine sinnvolle Ergänzung zur E-Mobilität.
Als Familienunternehmen mit 100-jähriger Geschichte ist die Westfalen-Gruppe europaweit an zahlreichen Standorten vertreten. Mit Hauptsitz in Münster ist Westfalen heute in den Geschäftsfeldern Technische Gase, Kälte und Wärme, Tankstellen und Mobilität sowie respiratorische Heimtherapie aktiv. Dabei stellt insbesondere Wassersto� einen Wachstumsbereich dar, der perspektivisch weiter ausgebaut werden soll. Als Produkt ist Wassersto� nicht neu für die Westfalen-Gruppe, die bereits seit rund 40 Jahren Kunden mit dem zukunftsfähigen Energieträger versorgt – ob via Flaschen, Bündel, Trailer oder Produktionsanlagen vor Ort. Auch bei der Gestaltung der Mobilitätswende bringt das Traditionsunternehmen jahrzehntelange Erfahrung ein und setzt dabei zunehmend auf alternative Antriebsenergien. www.westfalen.com
Noch haben wir in Deutschland einen Technologievorsprung beim Wassersto�, den wir auch nutzen sollten.
Wie genau setzt sich Westfalen für den Einsatz von Wassersto� ein? Bereits seit 40 Jahren gehört Wasserstoff zu unserem Portfolio. Wir kennen die Vorzüge des Produkts und Energieträgers ganz genau. Entsprechend planen wir auch einen signifi kanten Teil unserer vorgesehenen Investitionen in diesem Bereich. So beabsichtigen wir etwa den Bau von Elektrolyseuren in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Zusammen mit RWE wollen wir darüber hinaus im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens den Ausbau eine H 2-Tankstellennetzes vorantreiben – insbesondere in NRW und Niedersachsen. Zudem planen und versorgen wir heute schon eine Vielzahl individueller Kundenprojekte mit Trailern oder Onsite-Lösungen.
Eine Dekarbonisierung industrieller Prozesse klappt nur mit grünem Wassersto�.
Wasserstoff wird zur treibenden Kraft einer kohlenstoffarmen Energiewende. Der vielfältig einsetzbare Energieträger soll die CO2-Emissionen am Industriestandort Deutschland deutlich verringern. Denn er hat entscheidende Vorteile: Ähnlich wie Erdgas kann Wasserstoff langfristig und in großen Mengen gespeichert werden, um bei Strom- oder Wärmebedarf wieder als Energiequelle zu dienen. Eines der Kernprobleme der erneuerbaren Energieerzeugung würde damit gelöst. Zum ersten Mal besteht mit H2 außerdem die Möglichkeit, Prozesse zu dekarbonisieren, die nicht elektrifi zierbar sind, wie in der Stahl- oder Chemieindustrie.
Für den Aufbau und die Etablierung einer starken Wasserstoff wirtschaft braucht es Know-how, eine moderne Infrastruktur mit starken Stromnetzen und Verteilerpipelines für den Wasserstoff sowie großtechnische Speicher- und Erzeugungsanlagen. Dafür investiert der Energiedienstleister EWE u. a. in den Ausbau von Erzeuger- und Speicherkapazitäten. Für das Ziel einer klimafreundlichen Energieversorgung ist EWE mit der nachhaltigen Erzeugung, dem Transport und den intelligenten Speicher- und E-Mobilitätslösungen bereits sehr gut aufgestellt. Im Gespräch mit Dr. Timo Di Nardo, EWE Leiter Commercial and Sales Hydrogen.
Herr Di Nardo, wie bringt EWE die Wassersto� wirtschaft und damit die Energiewende voran?
Dank langer Pionierarbeit sind wir zu einer der großen Gestaltungskräfte rund um die Wasserstoff wirtschaft geworden. Derzeit betreiben wir bereits erste Elektrolyseure und sind dabei, eine 10-Megawatt-Wasserstofferzeugungsanlage in Bremen zu bauen. Parallel machen wir schon den Schwenk auf einen
320-MW-Elektrolyseur in Emden und eine 50-MW-Anlage, die ebenfalls in Bremen gebaut werden soll. Das sind für uns Riesenschritte, die zeigen, in welchen Geschwindigkeiten hier agiert wird. Wir sehen es allerdings als höchst sinnvoll an, Elektrolyse, Speicher und auch die Netzinfrastruktur direkt zusammenzudenken, um die In-Balance zwischen Erzeugung und Verbrauch über Speicher glätten zu können. Damit können wir die konstante Versorgungssicherheit mit grünen Energien kombinieren und marktgerechte Energieprodukte in einer Größenordnung anbieten, die für die Industrie auch nutzbar ist. Damit nach Bedarf und flexibel produziert und geliefert werden kann und nicht nach Wetterlage.
Wie beispielsweise für die Stahlindustrie.
Wasserstoff ist ein massiver Hebel für den gesamten Industriezweig. Denn bei thermischen Prozessen kommt die Elektrifizierung an ihre Grenzen. Und betrachtet man die stoffl iche Nutzung, ist Wasserstoff sogar alternativlos. Heute wird für beide Nutzungsarten Kohle oder Erdgas verwendet, Wasserstoff kann diese als klimaneutrale Alternative substituieren. Der Grundstein für die grüne Stahlproduktion ist damit gesetzt. Bei unseren Partnern aus der Stahlindustrie werden dafür bereits Investitionen eingeplant.
Zudem soll Anfang nächsten Jahres der genannte 10-MW-Elektrolyseur in Bremen in Betrieb gehen. Unsere bestehenden Erzeugungskapazitäten werden mit dem Aufbau weiterer großtechnischer Erzeugungsanlagen, wie in Emden, noch erweitert – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig dekarbonisierten Stahlindustrie. Der 320-MWElektrolyseur in Emden ist eines von vier Teilprojekten im Rahmen des von der EU genehmigten EWE-Projektes „Clean Hydrogen Coastline“.
Was umfasst „Clean Hydrogen Coastline“?
Mit diesem Großvorhaben legen wir den
Grundstein zum Aufbau einer initialen Wasserstoffi nfrastruktur, die neben der Erzeugung auch den Transport, die Kavernenspeicherung und die sektorübergreifende Nutzung im industriellen Maßstab umfasst. Dazu baut EWE auch einen Teil des deutschlandweiten Kernnetzes für den Transport auf. Für die unterirdische Speicherung planen wir eine Kaverne unseres Erdgasspeichers im niedersächsischen Huntorf für die großtechnische H2-Speicherung umzurüsten. Den Nachweis, dass Wasserstoff sicher in Salzkavernen gelagert werden kann, erbringt EWE gerade im Rahmen eines Forschungsprojektes an seinem Gasspeicherstandort in Rüdersdorf bei Berlin. Aktuell testen wir den Betrieb auf verschiedenen Druckstufen. Die Erkenntnisse aus dem Projekt wollen wir auf großtechnische Kavernen, wie beispielsweise in Huntorf, übertragen. Durch unseren geografi sch für die grüne Wasserstoff-Produktion vorteilhaften Standort im Nordwesten Deutschlands und unsere regionale Verbundenheit können wir unseren Beitrag leisten, die grüne Energieversorgung schnell und zuverlässig überall in Deutschland aufzubauen.
Für den Aufbau und die Etablierung einer starken Wassersto� wirtschaft braucht es Know-how, eine moderne Infrastruktur mit starken Stromnetzen und Verteilerpipelines für den Wassersto� sowie großtechnische Speicherund Erzeugungsanlagen.
für Versorgungssicherheit und Netzstabilität: Anbindung der Wassersto�nfrastruktur am Kavernenspeicher in Huntorf.
GASTBEITRAG
Dr. Michael Strugl, CEO der VERBUND AG, regt neue Handelsabkommen an, um die Wasserstofftechnologie zu etablieren und den Standort Europa zu stärken.
Text: Katja Deutsch Foto: Eva Bronzini/pexels, KWFreudenau
Wie beurteilen Sie die Fortführung des Green Deal nach dem Wahlausgang?
Im Jahr 2019 war der europäische Green Deal ein bahnbrechender Schritt im Kampf gegen die Klimakrise. Fünf Jahre später ist unsere Welt eine andere: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine fordert Europa sicherheitspolitisch mit enormen Investitionen in Verteidigung und Aufrüstung. Wirtschaftspolitisch drohen die USA und China Europa in jeder Hinsicht den Rang abzulaufen. Die großen Eckpfeiler des Green Deal – erster klimaneutraler Kontinent bis 2050, Reduktion der CO2-Emissionen um 55 Prozent bis 2030 – werden auch von der neuen EU-Kommission weitergeführt. Wir müssen aber standortpolitisch klug vorgehen und die europäische Industrie stärken. Beim Thema Wasserstoff könnte Europa die Nase vorne haben.
VERBUND ist Österreichs führendes Energieunternehmen und einer der größten Wasserkrafterzeuger Europas. Wie viel Strom produzieren Sie? Österreich hat seine topografischen Vorteile als wasserreiches Alpenland gut genutzt und schon immer auf Erneuerbare Energie gesetzt, vor allem auf Wasserkraft. Damit konnte Österreich zuletzt rund 80 Prozent seines Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien decken. VERBUND erzeugt
Kurzfristig steht der Ausbau der heimischen Wasserstoffproduktion im Vordergrund, langfristig kann der stark steigende Bedarf jedoch nicht allein aus heimischer Produktion gedeckt werden.
mit rund 32 Terawattstunden knapp die Hälfte davon. Der Großteil kommt aus unseren 130 Wasserkraftwerken, zunehmend auch aus Photovoltaik und Windkraft.
Denken Sie auch über die Produktion von grünem Wasserstoff nach? Wir arbeiten bereits seit mehreren Jahren intensiv daran und betreiben auch erste Demonstrationsanlagen. Grüner Wasserstoff spielt für die Erreichung der Klimaziele und die nachhaltige Dekarbonisierung zahlreicher industrieller Anwendungen und Prozesse eine entscheidende Rolle und ist eine der drei Säulen der VERBUND-Strategie. Kurzfristig steht der Ausbau der heimischen Wasserstoffproduktion im Vordergrund, langfristig kann der stark steigende Bedarf jedoch nicht allein aus heimischer Produktion gedeckt werden. VERBUND arbeitet daher am Aufbau einer umfassenden Wertschöpfungskette, um große Mengen an grünem Wasserstoff aus den Nachbarregionen importieren zu können. Auch dafür brauchen wir tragfähige nationale und internationale Partnerschaften mit Industrie und Politik, um
diese Technologie heute für morgen zu erschließen.
Wie können Österreich und Deutschland im Bereich der nachhaltigen Stromerzeugung besser zusammenarbeiten?
Österreich und Deutschland verbindet viel, auch in Energiefragen. Beide Länder sind im gemeinsamen europäischen Strombinnenmarkt vernetzt, bis vor wenigen Jahren noch in einer gemeinsamen Strompreiszone. VERBUND ist seit vielen Jahren in Deutschland aktiv, zu unseren Kraftwerken gehört das größte Wasserkraftwerk Deutschlands, das Innkraftwerk Jettenbach-Töging. Seit 2012 betreiben wir in RheinlandPfalz fünf Windparks.
Europa steht vor der Herausforderung, gegenüber den USA, China und Indien wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen unsere Industrie stärken, auf Digitalisierung setzen und neue Handelsabkommen schließen. Entscheidend ist der Vorsprung durch Forschung und Innovation. Wir sollten die Chancen der Wasserstoffwirtschaft nutzen, um unseren Standort und unseren Wohlstand zu sichern.
Europa steht vor der Herausforderung, gegenüber den USA, China und Indien wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen unsere Industrie stärken, auf Digitalisierung setzen und neue Handelsabkommen schließen.
eFuels zählen zu den erneuerbaren Kraftstoffen. Sie werden mittels grünen Wasserstoffs und einer nachhaltigen CO2-Quelle hergestellt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kraft- und Brennstoffen setzen sie kein zusätzliches CO2 frei, sondern sind in ihrer Gesamtbilanz klimaneutral. Dank der Kompatibilität mit heutigen Verbrennungsmotoren können eFuels in Neu- sowie Bestandsfahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen und Baumaschinen sowie als Rohölersatz in der chemischen Industrie verwendet werden.
Welche Rolle spielen eFuels im Verkehrssektor?
eFuels wirken in Kombination mit der Elektromobilität als zusätzlicher Beschleuniger zur CO2-Emissionsreduktion im Verkehrssektor und damit eines realen und pragmatischen Klimaschutzes. Gleichzeitig sind eFuels die Lösung für die Bereiche, in denen eine Elektrifizierung schwer zu realisieren ist – wie etwa dem Schwerlastverkehr, dem Offroad- und maritimen Sektor sowie in der Luftfahrt.
Wie steht es um den Markthochlauf von eFuels?
Weltweit steht die eFuel-Produktion in den Startlöchern. Bislang fehlen die regulatorischen Anreize, um den Markthochlauf von eFuels und die Realisierung
von Skaleneffekten zu ermöglichen. Forschung und Entwicklung sowie der Maschinen- und Anlagenbau sind längst so weit, im industriellen Maßstab eFuels herzustellen. Hier gilt es, die europäische und insbesondere deutsche Spitzenposition im Wasserstoffsektor im internationalen Technologiewettbewerb zu verteidigen und global nicht den Anschluss zu verlieren.
Wann werden eFuels eingesetzt? eFuels werden, unabhängig vom Verkehrsbereich, vorerst schrittweise beigemischt. Das ist gesetzlich vor allem in den Bereichen Luft- und Schifffahrt ab 2030 so vorgesehen. Während eine Reinbetankung mit eFuels aufgrund hoher Produktionskosten bis 2030 noch unwirtschaftlich erscheint, würde sich eine
Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance
Beimischung von beispielsweise 5 % des gesamten EU-Kraftstoffmarktes in 2030 im Kraftstoffpreis nur moderat niederschlagen. Es würden aber 60 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. So können die Mehrkosten für den jeweiligen Kraftstoff während des Markthochlaufs kundenseitig geringgehalten werden und gleichzeitig sofort mit der bestehenden Flotte CO2-Emissionen reduziert werden.
Werden eFuels günstiger?
Die Marktentwicklung und damit künftige Produktionskosten hängen von vielen Faktoren, jedoch maßgeblich von der Gesetzgebung ab. Die bislang sehr
Die eFuel Alliance hat sich zum Ziel gesetzt, die Herstellung synthetischer klimaneutraler Kraft- und Brennstoffe voranzutreiben und zu intensivieren. www.efuel-alliance.eu
Betterspace GmbH – Partner Content
Strukturreformen, Energiekrisen und ökologische Herausforderungen – für Kliniken, Hotels, Pflegeheime, Büros und öffentliche Einrichtungen wird steigender Kostendruck zur Überlebensfrage. Ein Weg, den Druck zu mindern, ist, den Energieverbrauch zu optimieren. Durch den gezielten Einsatz innovativer Energiemanagementsysteme können Betriebskosten drastisch gesenkt und Ressourcen geschont werden. Das öffnet positive Perspektiven für die Betreibenden und Besitzer von Nichtwohngebäuden, die so nicht nur finanziell entlastet werden, sondern auch zum Umweltschutz beitragen. „In Nichtwohngebäuden ist der Energiebedarf durch das Heizen und Kühlen von Gebäuden extrem hoch und somit eine Stellschraube, die man nachjustieren kann“, erklärt Benjamin Köhler, Managing Director und Gründer von Betterspace. Das junge Unternehmen ist Vorreiter auf dem Gebiet der Steuerung intelligenter Thermostate, die im Zusammenspiel aus Funktechnologie und Algorithmen neue Wege in die Zukunft ebnen.
Energieeffizienz optimieren ohne Umbau Köhler und sein Team verbessern mit ihrer intelligenten Steuerungstechnologie better.energy Heiz- und Kühlsysteme ohne Umbaumaßnahmen. Die IoT-Plattform ermöglicht es, Heiz- und Kühlsysteme präzise zu steuern und an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen. „Das Beste daran ist, dass die Lösung durch den Einsatz modernster kabelloser
LoRaWAN-Funk-Technologie das Energiemanagement sowohl unabhängig von der vorhandenen Gebäudeinfrastruktur macht als auch die selbständige Installation ermöglicht“, erklärt Köhler.
Software regelt den tatsächlichen Energiebedarf Das Energiemanagementsystem berücksichtigt die tatsächliche Raumbelegung, sodass keine Energie für das Klimatisie-
Kontakt
Betterspace GmbH
ren ungenutzter Zimmer verschwendet wird. Die Einzelraumsteuerung nimmt dabei dem Nutzer Aufwand ab und reguliert die Temperatur automatisch mit intelligenten Algorithmen, flexiblen Regeln und Modi. Damit ist es möglich, die Kosten für Heizung und Kühlung deutlich abzusenken und die Energieeffizienz in Nichtwohngebäuden anzuheben. Dabei bedient sich die Lösung des einstigen Forschungs-Start-ups flexibler Funktionen, wie einer automatischen Tag- oder Nachtabsenkung, dem ausschließlichen Beheizen oder Kühlen belegter Räume, dem Festlegen von Temperaturgrenzen oder der Erkennung geöffneter Fenster.
Energiehaushalt von Standorten zentral gesteuert
„Wir haben bereits weit über 1.000 Gebäude aus verschiedensten Branchen mit unserer Lösung ausgestattet, darunter diverse Großprojekte mit einer Anzahl von über 2.000 verbauten LoRaWANKomponenten“, so Köhler. Möglich macht dies die Implementierung so -
strengen europäischen Vorgaben zur Herstellung von grünem Wasserstoff als Basis für eFuels erschwert eine schnelle Skalierung und einhergehende Preissenkungen in der Herstellung. Zahlreiche Studien belegen, dass mit ausreichend politischer Ambition, technologischem Fortschritt sowie sinkenden Kosten für erneuerbare Energie, Produktionspreise von E-Kraftstoffen für Straßen-, Luftund Seeverkehr unter 2 Euro pro Liter erreicht werden können.
Welchen Beitrag leistet die eFuel Alliance?
Wir sind die Stimme der weltweiten eFuel-Wertschöpfungskette. Mit über 180 Mitgliedern entlang dieser Wertschöpfungskette, von der Erzeugung Erneuerbaren Energien bis hin zu Anwendungen im Straßen-, Luft-, See oder OffroadSektor, wirken wir als Plattform und Beschleuniger von Investitionen in die industrialisierte Produktion. Dabei versuchen wir die breite Öffentlichkeit sowie die politischen Entscheidungsträger für unsere Themen zu gewinnen und die Akzeptanz für alternative erneuerbare Kraftstoffe zu stärken.
Benjamin Köhler, Managing Director und Gründer von Betterspace
genannter Multi-Property-Funktionen, mit deren Hilfe sich mehrere Standorte zentral verwalten lassen. „Dadurch sparen Nichtwohngebäude zwischen 20 und 35 Prozent Energie ein“, so Köhler. Das macht sich nicht nur finanziell bemerkbar, sondern auch in der CO2-Bilanz.
Weitere Informationen zu dem Smart-Building-System sind online unter bs360.io/energieeffizienz
Oberpörlitzer Straße 2 | 98693 Ilmenau
Fon: +49 (0)3677 7613 100
Mail: info@betterspace360.com
Grüner Wassersto� ist das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, Mobilität und industrielle Produktion in Zukunft emissionsfrei zu gestalten. Um die klimaschädlichen Auswirkungen von CO2-Emissionen zu reduzieren, ist der Umstieg auf zerti�zierten grünen Wassersto� eindeutig die beste Option.
Die dafür notwendige Infrastruktur sowie die erforderlichen Anlagen befi nden sich teilweise bereits im Aufbau. Um fossile Energieträger auf breiter Basis durch Grünen Wasserstoff zu ersetzen, braucht es erstens eine Hands-on-Mentalität der Unternehmen, denn die Anforderungen an alle Beteiligten ändern sich ständig – und zweitens eine stabile Förderung und verlässliche Rahmenbedingungen seitens der Politik. Jetzt besteht die Chance, die Weichen neu zu stellen und unsere Zukunft zum Positiven zu verändern. Alles, was es dazu braucht, ist Geld. Aber die Investitionen von heute sind viel geringer als die, die in 20 Jahren getätigt werden müssen, wenn wir jetzt zögern. Heiko Iffl and, Managing Director der Ingenion GmbH, und Jochen Kaufholt, Geschäftsführer der Turneo GmbH, sprechen im Interview über Herausforderungen und Chancen beim Bau von Anlagen und Infrastrukturen für Grünen Wasserstoff .
Herr I� and, Herr Kaufholt, Sie entwickeln und realisieren Konzepte zur Produktion von Wassersto�. Für wen lohnen sich Ihre Anlagen besonders? Jochen Kaufholt: Die Investitionskosten in H 2-Infrastrukturen sind hoch. Unternehmer profitieren nicht sofort, da die Nachfrage erst langsam steigt. Wasserstoff kann in verschiedenen
Bereichen eingesetzt werden – in der Schwerlastlogistik, dem ÖPNV, auf dem Wasser oder in der Industrie. Die Kosten der Wasserstoff produktion sind derzeit noch hoch, was insbesondere an den Investitionskosten und an den Stromkosten liegt.
Heiko I� and: Unsere Projekte im Bereich Wasserstoff nehmen immer mehr an Fahrt auf – von der Beratung bis zur Realisierung wächst die Nachfrage. Wir bearbeiten derzeit Projekte bis 50MW und planen bereits größere. Der Wirtschaftsstandort Deutschland profitiert von jedem H 2-Projekt, da Entwicklungen gestärkt und Wertschöpfung in Deutschland generiert werden.
Wie beurteilen Sie den Schi� sverkehr hinsichtlich des Einsatzes von Grünem Wassersto� ?
Jochen Kaufholt: In Cuxhaven betreiben wir eine Elektrolyse, die in erster Linie ein Seeschiff mit grünem Wasserstoff versorgt. Der Wasserstoff wird in spezielle Container vertankt, die mit einem Kran auf das Schiff
Seit 2003 begleitet und unterstützt Ingenion erfolgreich Industrieunternehmen und Dienstleister mit ihrer Kompetenz. Dabei steht die erfolgreiche Unterstützung der Kunden immer im Vordergrund. www.ingenion.org
Jochen Kaufholt, Geschäftsführer der Turneo GmbH
gestellt werden um die Versorgung des schiff sseitigen Brennstoff zellensystem zu übernehmen. Wir arbeiten bereits an Projekten, in denen 500 TEU Containerschiffe Wasserstoff antriebe erhalten. Große 400-Meter-Schiffe werden wahrscheinlich eher alternative Kraftstoffe auf Basis von Wasserstoffderivaten wie z. B. Methanol oder Methan nutzen.
Heiko I� and: Die Nachfrage maritimer Abnehmer steigt deutlich an, da erkannt wurde, dass H2 bzw. seine Derivate zwingend erforderlich sind, um die Schiffsverkehre zu dekarbonisieren. Wir sprechen mit Werften und Reedereien großer Containerschiffe wie auch privater Yachten.
Wie steht es um den Ausbau der Wassersto� tankstellen in Deutschland und Europa?
Jochen Kaufholt: Trotz politischer Herausforderungen geht der Ausbau voran. Insbesondere für den ÖPNV und Schwerlastverkehr werden weitere Wasserstoff tankstellen geplant und gebaut. In der Mobilität dominiert derzeit die Batterie, dennoch benötigen wir beide Antriebstechnologien, denn nicht alles ist mit der Batterie darstellbar.
Heiko I�and, Managing Director der Ingenion GmbH
Heiko I� and: ÖPNV- und Lkw-Hersteller setzen auf beide Technologien. Auch die Ingenion bedient beide Bereiche, wir entwickeln und bauen sowohl H2-Projekte als auch Ladeinfrastrukturen. Die Entscheidungen einiger Hersteller bestätigen diesen Bedarf, da hier zeitnah H2-Verbrenner sowie FCEV-Lkw in den Markt kommen werden.
Was sind die größten Herausforderungen beim Bau von solchen komplexen Anlagen?
Jochen Kaufholt: Die größten Herausforderungen liegen insbesondere in der Finanzierung der Anlagen. Hier ist die Politik gefragt, die für eine passende Förderkulisse sorgen muss, damit die notwendigen Investitionen nicht ausbleiben. Technische Herausforderungen existieren sicherlich auch, sind durch Erfahrung und die richtigen Partner allerdings handelbar.
Heiko I� and: Ich teile die Meinung von Herrn Kaufholt hier vollständig. Zusätzlich erleben wir gerade große Sprünge in der H2-Technologie, die wir in unseren Projekten integrieren. Hierbei erweist sich insbesondere das Zusammenspiel aller Komponenten als spannende Herausforderung, welche wir als Ingenieurbüro gerne annehmen.
Wie kann ich den Megatrend ‚Longevity‘ für mich persönlich und mein Unternehmen nutzen?
GASTBEITRAG VON
Dr. Irmi Huber, Geschäftsführerin und Gründerin neotes
Der Megatrend „Longevity“, also das gesunde Altern und die Verjüngung, bietet enormes Potenzial für Einzelpersonen und Unternehmen. Trotz einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren in Europa verbringen viele Menschen ihre letzten 15 Jahre mit Krankheiten, die die Lebensqualität beeinträchtigen. Typische Alterskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen resultieren oft aus unserem Lebensstil. Durch LongevityWissen können wir unsere Gesundheit langfristig verbessern.
Für Unternehmen wird das Thema immer relevanter. Mitarbeitende über 50 Jahre sind doppelt so häufig erkrankt wie jüngere Kollegen. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels ist eine längere Lebensarbeitszeit notwendig. Daher wird die Mitarbeitendengesundheit für Arbeitgebende zunehmend wichtiger.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, hat neotes ein umfassendes Betrieb -
liches Gesundheitsmanagement (BGM) entwickelt, das Tests, Coaching und Mikronährstoffe umfasst. Dies fördert die Gesundheit der Mitarbeitenden und sichert ihre Arbeitsfähigkeit.
Gesund alt zu werden oder den Alterungsprozess zu verlangsamen, ist nicht nur ein Privileg der Reichen. Viele Maßnahmen, wie Lebensstiländerungen, sind nahezu kostenlos. Um dieses Wissen zu verbreiten, wurde 2020 neotes.com als erste europäische Longevity-Plattform gegründet. Der neotes bioAge Selbsttest misst epigenetische Veränderungen in den Körperzellen, bevor Krankheitssymptome auftreten, und bestimmt das biologische Alter und Krankheitsrisiko. Auf Basis dieser Ergebnisse bietet neotes Beratung, weitere Tests und die Gabe von Mikronährstoffen oder Hormonen.
neotes begleitet Sie auf dem Weg zu besserer Gesundheit und Verjüngung. Starten Sie jetzt, profitieren Sie persönlich und stärken Sie Ihre Mitarbeitenden!
Text: Thomas Soltau, Foto: Presse
Fakten
Möchten Sie mehr über Longevity erfahren und wie Sie diese Erkenntnisse in Ihrem Unternehmen umsetzen können? Besuchen Sie neotes.com.
Abnehm-Revolution
GASTBEITRAG VON
Prof. Dr. med. Christian Berg, Chefarzt Endokrinologie/Diabetologie EVK Mettmann
In der Endokrinologie haben sich neue Therapien zur Behandlung von Volkskrankheiten wie Übergewicht, Fettleibigkeit, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen entwickelt. Diese Krankheiten sind häufig, können zu schwerwiegenden Komplikationen führen und werden oft unterschätzt.
Ein neuer Ansatz ist die Verwendung von Medikamenten zur Gewichtsregulation, den sog. Inkretinmimetika, die die Darmhormone und des InsulinStoffwechsels regulieren. Die Wirkstoffe können nicht nur bei Diabetikern den Blutzucker senken und damit das Risiko von Folgeerkrankungen wie Nieren- und
GASTBEITRAG VON
Dr. Christian Weißenberger, Leiter des Zentrums für Strahlentherapie Freiburg
Herr Weißenberger, die KI hält mittlerweile Einzug in die Medizin. Sie sind Strahlenexperte in der Krebstherapie. Wie sieht es an dieser Stelle aus?
In der Strahlentherapie sind Ärzte mit der Medizinphysik eng verbunden und nicht zuletzt deshalb sind wir auch eine Art Vorreiter bei der Einführung von KI in der Medizin. Wenn wir ein Planungs-CT – oder neuerdings auch Planungs-MR – erstellen, zeichnen wir Schritt für Schritt ein, an welcher Stelle wir ein von einem Tumor befallenes Gewebe bestrahlen wollen. Um hier genau arbeiten zu können, braucht man viel ärztliche Erfahrung. Diese genaue Einzeichnung ist wichtig, um nicht unnötig gesundes Gewebe oder gesunde Organe mit der Bestrahlung zu belasten. Bei dieser sehr aufwendigen Arbeit kann Künstliche Intelligenz helfen. Allerdings müssen deren Ergebnisse wohl auch in Zukunft noch von einem Strahlentherapeuten oder einer Strahlentherapeutin auf Fehler überprüft werden.
Aber das medizinische Personal wird durch KI entlastet?
Ja. Das Vordringliche ist, dass uns Ärzten mit KI ein Tool in die Hand gegeben wird, mit dessen Hilfe wir effizienter arbeiten können und das den Ärzten ermöglicht, uns auf eine Überwachungsfunktion zurückzuziehen. Wir werden entlastet von repetitiven Aufgaben und können uns damit auf wichtigere Dinge konzentrieren.
Welche Rolle kann ein digitaler Zwilling des Patienten spielen?
An einem Digital Twin können wir bestimmte Behandlungsmethoden „am Patienten“ durchspielen und prüfen, welche individuelle Herangehensweise die Beste ist. Auf diese Weise können Risiken bei der Behandlung von vornherein minimiert werden. Der digitale Zwilling wird derzeit breit erforscht. Ich erwarte mir hier große Vorteile.
Wird der Mensch durch KI ersetzt?
Nein, das passiert ganz sicher nicht. Erstens bleibt er eine Kontrollinstanz und zweitens kommuniziert er persönlich mit dem Patienten. So kann er sich von ihm ein Bild über seinen Gesamtzustand machen, in das unter anderem sein mentaler Zustand einfließt. Und nicht zuletzt kann der Arzt natürlich empathisch auf die Befürchtungen und Ängste des Patienten eingehen. Zu all diesen Dingen ist KI nicht in der Lage.
Text: Armin Fuhrer, Foto: Presse
GASTBEITRAG VON
Nervenschäden und Augenproblemen verringern, sondern führen auch bei Menschen ohne Diabetes zu einer Gewichtsreduktion von bis zu 20 Prozent des Körpergewichts. Studien haben hierzu überzeugende Ergebnisse gezeigt.
Gesunde Personen, die diese Abnehmspritzen über ein Jahr anwenden, weisen einen besseren Langzeitblutzucker, einen anhaltenden Rückgang des Körpergewichts und eine Reduktion des Blutdrucks und der Blutfette auf. Zudem kann eine gute Verträglichkeit und Sicherheit der Medikamente bescheinigt werden. Vorteil ist zudem die einfache, einmal wöchentliche Anwendung. Dadurch können Abnehmmedikamente ein Segen für viele Betroffene sein und eine wichtige Rolle in der Behandlung von übergewichtsassoziierten Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes spielen und so die Gesundheit und Lebensqualität relevant verbessern. Eine kontinuierliche ärztliche endokrinologische Begleitung ist dabei stets anzuraten.
Text: Thomas Soltau, Foto: Presse
Alexandra Bishop, Geschäftsführerin AstraZeneca Deutschland
„Innovare“ ist Latein und heißt übersetzt schlicht „erneuern“. Der Begriff steht für Weiterentwicklung, Verbesserung, für Aktivierung. „Erneuern“ oder eben Innovation steht somit für Zukunft. Innerhalb eines Gesundheitssystems umfasst dies die Entwicklung neuer Medikamente und die Dringlichkeit, diese den Menschen zur Verfügung zu stellen.
Aktuell bremsen Bürokratie und Hürden beim Marktzugang für innovative Arzneimittel vor allem klinische Studien aus. Die Genehmigung einer klinischen Studie benötigt in Deutschland bis zu 300 Tage1 – in Frankreich nur um die 25. Laut dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) kann man des Weiteren von einem Innovationsrückstand zwischen Deutschland und
den USA sprechen: Zwischen 20152023 waren 15 Arzneimittel von der US-Zulassungsbehörde als sehr wichtig eingestuft worden – und dort verfügbar2 In Deutschland nicht. Hier hemmen rigide Leitplanken die Innovationskraft, kurz bevor diese die Patienten endlich erreichen würde.
„Erneuern” bedeutet jedoch Chancen zu sehen – nicht vor Herausforderungen stehenzubleiben. Als wissenschaftsorientiertes Unternehmen stehen wir für Innovation und sind entschlossen, eine führende Rolle in der klinischen Forschung in Deutschland einzunehmen, um mehr Innovationen früher zu den Patienten zu bringen. So zeigt unser Unternehmen aktiv Lösungsansätze auf, um die Bürokratie abzubauen und die Rahmenbedingungen für klinische Studien und den Zugang dazu zu verbessern. Denn wenn Gesundheit zuerst kommt, gewinnen alle.
Text: Thomas Soltau, Foto: Presse 1 vfa, 2021c. Nicht repräsentative Umfrage unter Mitgliedsunternehmen zur Dauer des Vertragsabschlusses zwischen Studiensponsor und -zentrum im internationalen Vergleich. [Online], verfügbar unter: https://vfa.de/umfrage-dauer-vertragsabschluss 2 Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), Pressemitteilung 018/2024 „Wachsender Innovationsrückstand“. https://www.vfa.de/de/presse/pressemitteilungen/ pm-018-2024-wachsender-innovationsrueckstand.html
RÜCKBLICK
Mehr als 180 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien kamen am 11. und 12. Juli 2024 in Hamburg zusammen, um beim EuroMinds Wirtschaftsgipfel die drängendsten Fragen unserer Zeit zu diskutieren. Schirmherr des Gipfels war Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.
Text: Jakob Bratsch
Foto: Senatskanzlei Hamburg, Presse
Als Partnerland fungierte in diesem Jahr Estland. Andres Sutt, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und der Deutsch-Estnischen Parlamentariergruppe, eröffnete den 5. Wirtschaftsgipfel mit einer inspirierenden Rede.
Estland gilt als eines der digital fortschrittlichsten Länder der Welt: Es verfügt über ein hoch entwickeltes E-Government-System, eine moderne digitale Infrastruktur und ein starkes Ökosystem für Start-ups. Diese digitalen Kompetenzen und der Wille zur Innovation machen Estland zu einem wertvollen Partner des EuroMinds Wirtschaftsgipfels 2024, um die Herausforderungen der Zukunft zu
Die Soziale Marktwirtschaft vereint seit Jahrzehnten Wohlstand und soziale Gerechtigkeit. Ein Update unseres Wirtschaftsmodells ist jedoch nötig. Ein starker Mittelstand ist in Deutschland unerlässlich, da er überaus flexibel auf Veränderungen reagiert und durch Innovationskraft langfristig Arbeitsplätze schafft. Diese Stärken müssen wir mehr denn je erhalten.
Klimawandel und Wirtschaftsturbulenzen müssen gemeinsam gedacht werden, um den Kurs auf Nachhaltigkeit zu halten.
meistern und voneinander zu lernen. Der seit 2020 jährlich stattfindende Gipfel bietet eine Plattform für den Austausch von Ideen und Lösungen zu den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. In diesem Jahr standen die gemeinsamen Werte Europas, die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft sowie die Energiewende im Zuge aktueller Klimaziele im Mittelpunkt.
Aydan Özoğuz, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, erinnerte daran, dass „fast 80 Jahre Frieden, Freiheit und Sicherheit keine Selbstverständlichkeit sind“. Diese Errungenschaften seien das Ergebnis guter Zusammenarbeit in Europa und des Bekenntnisses zu gemeinsamen Werten. Boxlegende und Unternehmer Henry Maske betonte die Wichtigkeit, eine Grundsatzdebatte über essenzielle Werte für unser Zusammenleben zu führen.
Ein weiteres zentrales Thema des Gipfels war die Frage, wie Deutschland und Europa im globalen Wettbewerb bestehen können. Prof. Dr. Gesine Schwan, Mitbegründerin und Präsidentin der Berlin Governance Platform, wies darauf hin, dass „wir nur friedlich zusammenleben und gemeinsam handeln können, wenn wir uns immer wieder auf einen Grundkonsens über unsere gemeinsamen Werte einigen“. Die Soziale Marktwirtschaft könne dabei ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit sein, sofern sie sich den aktuellen Herausforderungen anpasst. „Die Soziale Marktwirtschaft vereint seit Jahrzehnten Wohlstand und soziale Gerechtigkeit. Ein Update unseres Wirtschaftsmodells ist jedoch nötig. Ein starker Mittelstand ist in Deutschland unerlässlich, da er überaus flexibel auf Veränderungen reagiert und durch Innovationskraft langfristig Arbeits -
plätze schafft. Diese Stärken müssen wir mehr denn je erhalten“, so Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB) e. V.
Auch ob die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Gefahr ist, sowie aktuelle Klimaziele in Zeiten steigender Inflation realistisch umgesetzt werden können, wurde intensiv diskutiert.
Joschka Knuth, Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein, unterstrich die Bedeutung der Energiewende für eine sichere und umweltfreundliche Zukunft. Er betonte: „Stromtrassen müssen ausgebaut, Strompreise stabilisiert und neue Technologien etabliert werden.“
Dr. Jörg Teupen, Vorsitzender der BDEW-Landesgruppe Norddeutschland, mahnte an, dass „die Energiepreise im Rahmen der Energiewende bezahlbar bleiben müssen“, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden.
Prof. Dr. Estelle L. A. Herlyn von der FOM Hochschule für Oekonomie betonte, dass Klimaschutz nur durch internationale Kooperation und konsensfähige Ansätze erfolgreich sein kann. Sie kritisierte das aktuelle Vorgehen in Deutschland, das mehr Kollateralschäden verursacht als Lösungen bietet. Der Konsens unter den Experten war klar: Klimawandel und Wirtschaftsturbulenzen müssen gemeinsam gedacht werden, um den Kurs auf Nachhaltigkeit zu halten.
Der EuroMinds Wirtschaftsgipfel 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, dass es keine einfachen Lösungen für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit gibt. An den beiden Tagen konnten die Teilnehmenden aus über 30 Talkrunden und mehr als 40 Keynotes, Impulsvorträgen sowie Workshops auf drei Bühnen auswählen und sich rege am Austausch beteiligen. Durch diesen offenen Dialog und die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg können wir gemeinsam Wege finden, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten. Der nächste Gipfel im Jahr 2025 wird zweifellos diese wichtigen Themen weiter vertiefen.
Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Schirmherr des Eurominds Wirtschaftsgipfels 2024
Sören Bauer, Geschäftsführervon Sören Bauer Events GmbH und Veranstalter des Eurominds Wirtschaftsgipfels 2024
Der EuroMinds Wirtschaftsgipfel 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, dass es keine einfachen Lösungen für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit gibt. An den beiden Tagen konnten die Teilnehmenden aus über 30 Talkrunden und mehr als 40 Keynotes, Impulsvorträgen sowie Workshops auf drei Bühnen auswählen und sich rege am Austausch beteiligen.
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