Frankreich Magazin 01 2022

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NR. 1 - 2022

Fischerdörfer Cassis & La Ciotat

Kleinode an mächtigen Klippen

Eigenwillige Aude

Mehr als nur Carcasonne

ROMANTIK IM WINTER

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HÔTELS DE CHARME

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NORMANDIE Pittoresker Perche

D: € 6,90 CH: CHF 12,50 A: € 7,70 FR: € 8,70 LUX: € 8,20

MORVAN Bastion des stillen Glücks



Vorwort

VUE PANORAMIQUE CARCASSONNE © VINCENT PHOTOGRAPHIE

Enchantée! Nach 14 Jahren in Nizza bin ich wieder zurück im Norden. Irgendwie vermisse ich es, das Leben in der Fremde und die andere Sprache. Mir fehlt am späten Nachmittag die zweite Runde frisches Baguette vom Bäcker, an dem man sich fast die Finger verbrennt, so ofenfrisch wie es ist. Ich vermisse mein kleines Lieblingsrestaurant in meiner Straße, das eleganten Damen mit Hüten und kleinen Hündchen für 13 Euro einen Michelin-würdigen Mittagstisch serviert. Mir gehen meine Wanderschuhe ab, die würzige Luft der Berge über der Stadt und das Bad im Meer Ende Oktober. Doch den Luxus meine Familie in meiner Nähe zu haben, den gibt es nur in der Heimat. Zum Glück ist da noch das Frankreich Magazin, mit dem ich mich täglich im Geiste ins geliebte Nachbarland begeben kann. Frankreichliebhaber jeder Couleur möchte ich damit erfreuen. Kulturgenießer, Sonnenanbeter, Menschen mit Meerweh oder mit Sehnsucht nach verschlafenen Dorfplätzen in la Campagne und natürlich Paris-Fans. In dieser Ausgabe ist das gut gelungen. Die Natur kommt in Reportagen aus der Normandie und dem Morvan im Burgund zum Zuge, beide Gegenden sind wunderschön und werden nun von „geflüchteten“ Stadtmenschen wachgeküsst, die mehr Grün und mehr Ruhe suchen. Diese neoruraux beleben Geisterdörfer und eröffnen Chambres d’hôtes, Galerien und Restaurants. Das Meer seinerseits spielt in dem Bericht über Cassis und das Nachbardorf La Ciotat bei Marseille die Hauptrolle. Beide Orte sind so unverfälscht und hübsch, dass sie sicher eine Reise wert sind. Außerdem - eine kleine Auszeit in einer französischen Stadt hilft garantiert gegen ein Wintertief. Schlendern durch unentdeckte Gassen, echte Croissants und richtig guter Kaffee, Spitzen-Museen, die so leer wie selten sind, oder der Winterschlussverkauf bei Galeries Lafayette, der Duft von Delikatessen auf dem Markt… Und danach „heimkommen“ in einem der besonders romantischen Hotels, die wir für Sie in Bordeaux, Paris, Lyon, Lille, Straßburg und Montpellier ausgesucht haben. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, von Frankreich inspirierten Winter. Cathelijne van Vliet, Chefredakteurin redaktion@frankreichmagazin.org FRANKREICH MAGAZIN 3 FRANKREICH


Inhalt

Frankreich Magazin - 2022 - 12 Jahrgang - Nummer 1

93 12

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82 26

12

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6 Bienvenue

Neue Tipps und Adressen für Ihre Frankreich-Reise Besondere Unterkünfte, spannende Ausflüge & tolle Ideen

Reise 12 Pittoresker Perche

Mythische Wälder und normannische Dörfer

26 Eigenwillige Aude

Ausflugstipps: Die Umgebung von Carcassonne lohnt sich so sehr wie die reizvolle Stadt selbst

34 Bastion des stillen Glücks Der Morvan im Burgund ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht

62 Cassis & La Ciotat

Kleinode an mächtigen Klippen im Mittelmeer

76 Hôtels de Charme Romantik im Winter

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44


50 82

Kultur & Design 44 Une belle histoire

Die Liebe zwischen Marie Antoinette und Ludwig IV. spross auf dem Boden der Tragödie

76

72 Kultur

Ausstellungen und ein neuer Film

82 Mein Wohntraum im Languedoc La Belle Vue, das französische Dorfhaus mit dem skandinavischen Funken

93 Maison

Neue Einrichtungsideen für zu Hause

94 Auslese

Mit aktuellen Büchern auf dem Sofa nach Frankreich reisen

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Essen & Trinken 52 Rezepte

Charcuterie vom eigenen Herd

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59 Bon appétit

Küchenfreuden auf Französisch

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Auf, nach Paris! In einer ruhigen Straße im 9. Arrondissement von Paris liegt das farbenfrohe B&B Les 3 Chambres. Der Besitzer Laurent Rougier heißt seine Gäste herzlich willkommen und hat einen speziellen Stadtplan für seine Gäste, auf dem schöne Lokale, Museen und Märkte eingezeichnet sind. Besondere Orte sind fußläufig erreichbar: Montmartre ist nur zehn und der Louvre 20 Minuten entfernt. Les 3 Chambres, ab €169 pro Nacht. les3chambres-paris.com

Bienvenue

Tipps für Unterkünfte, die Reise und Ausflüge VON AMÉLIE DUFOUR EN EUGENIE GOLDSCHMEDING, MARTINE JONGBLOED, ANNEKE WARDENBACH & ANJA WINTER

Grandios grün

Neues altes Museum

„Eine Ode an die biologische Vielfalt“, nennt der Designer Patrick Blanc sein Werk „L‘Oasis d‘Aboukir“ in Paris. An dem fünfstöckigen Gebäude mit der vertikalen grünen Wand gedeihen nicht weniger als 7.600 Pflanzen 237 verschiedener Arten. Es dauerte sechs Wochen, dieses üppige Stück Stadtnatur zu erschaffen. L’Oasis d’Aboukir, Rue des Petits Carreaux 40, (2. Arrondissement), Paris.

Das älteste Museum von Paris öffnete im vergangenen Frühjahr nach vierjährigen Renovierungsarbeiten wieder seine Türen. Das Musée Carnavalet im Herzen des Marais erzählt die Geschichte der Stadt Paris von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Die Idee, aus diesem historischen Gebäude ein Museum zu machen, entstand 1866, als Baron Haussmann die Stadt radikal umgestaltete und ein großer Teil des historischen Stadtkerns dem Untergang geweiht war. 1880 öffnete das Musée Carnavalet zum ersten Mal seine Pforten, um die Erinnerungen an die Vergangenheit zu bewahren. Musée Carnavalet, Rue de Sévigné 23, Paris. carnavaletcarnavalet.paris.fr

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Zweite Heimat in Frankreich Grüne Cocktails in Paris Immer mehr Pariser Cocktailbars setzen auf Cocktails mit lokalem, biologischem und saisonalem Gemüse und Obst. Ethique et chic! Drei köstliche Beispiele: 1. Capitale – Hoffen Sie nicht auf Ananas oder andere exotischen Früchte in Ihrem Cocktail bei Margot Lecarpentier. Die Bar arbeitet ausschließlich mit lokalen Früchten der Saison. Die Schalen landen anschließend auf dem Komposthaufen. @capitale.belleville

© gaby yerden

2. Das Divine im 10. Arrondissement arbeitet mit Gemüse, das den ein oder anderen Makel oder eine ungewöhnliche Form hat und somit nicht der Norm entspricht und aussortiert wird. Natürlich wird hier alles bis hin zur Schale verwendet. bar-divine.fr 3. Pantobaguette – der Rum dieses neuen Pariser Hotspots stammt aus einer nahe gelegenen Brennerei. Aus Gemüseresten stellt der Inhaber auch Essiggurken her, die ideal zu Cocktails passen. Sogar Fischgräten bekommen ein zweites Leben: Thomas verarbeitet sie zu einer Soße, welche die Worcester-Soße in der Bloody Mary ersetzt. pantobaguette.fr

Wo kauft man am besten ein zweites Haus in Frankreich? „Le Figaro“ hat die Top 10 der französischen Orte zusammengestellt, die unter anderem auf Kriterien wie dem Markt, dem Grad der Betreuung und der Qualität der Umgebung in Bezug auf Kultur und Gastronomie basieren. Mit 3,6 Millionen Zweitwohnungen ist Frankreich weltweit führend bei den Maisons secondaires. Die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt, als viele Franzosen mehr Platz und mehr Grün suchten und dies in Form eines Zweitwohnsitzes fanden. Das Var schneidet mit Saint-Tropez an der Spitze und drei weiteren Orten überraschend gut ab. Es folgen die Alpes-Maritimes mit Saint-JeanCap-Ferrat und Théoule-sur-Mer. Die Top 10 der Zweitwohnsitze: 1. Saint-Tropez 2. Megève (wunderbarer Skiort) 3. Ramatuelle (bekannt vom Strand von Pampelonne) 4. Grimaud (Dorf am Golf von Saint-Tropez) 5. Saint-Jean-Cap-Ferrat (AlpesMaritimes) 6. Gordes (eines der vielen „schönsten Dörfer Frankreichs“, Vaucluse) 7. Gassin (Dorf am Golf van Saint-Tropez) 8. Eygalières (Vaucluse) 9. Théoule-sur-Mer (Var) 10. Deauville (Normandie)

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Wahrgewordene Träume

Ein verwunschenes Anwesen entdecken und in ein charmantes Zuhause verwandeln, ist der Traum manch eines Frankreichliebhabers. In diesem prächtigen Bildband gehen Leser auf Entdeckungsreise zu den schönsten privaten Schlössern und Herrenhäusern Frankreichs – von der Normandie bis zur Provence. Interieur-Expertin Catherine Scotto stellt schöpferische Menschen vor, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Galeristen, Dekorateure, Antiquitätenhändler, Künstler und Sammler geben mit 190 atemberaubenden Aufnahmen Einblicke in ihre privaten Reiche und einzigartigen Wohnwellten. Le Chateau - Leben und Wohnen in französischen Schlössern und Herrenhäusern, Catherine Scotto, Verlag Prestel, €36

Burgund genießen

Bienvenue Zeitreise

Mitten im Dorf Égleny liegt das 1865 erbaute Château Beauregard. Entspannen Sie sich im Indoor-Wellnessbereich oder bei einer Partie Jeu de Boules. Ein schöner 18-LochGolfplatz ist neun Kilometer entfernt. In der Nähe warten viele Museen, Schlösser und Flohmärkte. Château Beauregard d’Égleny, ab €110 pro Nacht. chateau-egleny.nl

Le Petit Coq aux Champs ist in einem 200 Jahre alten Bauernhaus mit charakteristischem Reetdach untergebracht. Ein blühender Garten mit uralten Bäumen rahmt die Terrasse. Das Vier-Sterne-Hotel (mit 16 Zimmern, von denen einige über eine private Terrasse verfügen) liegt in der Nähe von PontAudemer, dem „Venedig der Normandie“. Es gibt auch einen schönen Swimmingpool. Le Petit Coq aux Champs, ab €119 pro Nacht. lepetitcoqauxchamps.fr

Luxuriös entspannen Les Maisons de Léa besteht aus einem alten Salzlager und drei Häusern aus dem 16. Jahrhundert. Sie blicken auf die Kirche Saint Catherine im schönen Honfleur. Jeden Morgen genießen Sie in der Lounge regionale Produkte wie Marmeladen und Kuchen, und abends köstliche Gerichte aus saisonalen Produkten. Deauville, wo Sie den Strand oder die Pferderennbahn besuchen können, liegt eine halbe Autostunde entfernt. Les Maisons de Léa, ab €155 pro Nacht. lesmaisonsdelea.com

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BOUTIQUE


Einbürgern in Paris

© Julia Griner

Kommen Sie bloß nicht auf die Idee eine Vernissage in Paris in bunten T-Shirts zu besuchen! Sie würden eiligst in Kaufhaus Bazar de l’Hôtel de Ville rennen, um sich einen schwarzen Pullover zu besorgen, so extrem fielen Sie sonst auf. In Paris kleidet man sich in Schwarz, an einem fröhlichen Tag auch mal in tiefem Dunkelblau oder gewagtem Anthrazit. Und Bücher darüber, wie man ein(e) Pariser(in) wird, sind toll, aber trotzdem ist es schwer, einer jener flotten Typen zu werden, die mit flatternden Jacken auf einem Elektroroller ins Büro gleiten und dabei trotzdem Männlichkeit und Eleganz ausstrahlen. Deshalb erklärt Olivier Giraud auf „Franglais“ (Englisch mit französischem Akzent) jetzt in einer witzige Theatershow alles über die Sitten, Gebräuche und Kleiderordnungen der Hauptstädter (m/w). Eine lohnende Stunde im gemütlichen Théâtre des Nouveautés. „How To Become Parisian In One Hour?“ Théâtre des Nouveautés, , Bd. Poissonnière 24, (9. Arr.). theatredesnouveautes.fr, oliviergiraud.com

© Intercontinental Dieu

Bienvenue

Café des chats Alle Eltern kennen es: Kinder quengeln ausdauernd um ein Haustier. Das gemütliche Café des Chats könnte die Rettung sein - oder zumindest ein fairer Kompromiss zum Erhalt des Familienfriedens. In diesem Katzenparadies leben allesamt süße, aber arme Schlucker, hier und da ein bösartiges, weil traumatisiertes Exemplar, die einst durch die Alleen und Boulevards der Umgebung streiften, bis sie im Café des Chats aufgenommen wurden. Hier können sie nach Herzenslust schnurren (ronronner ist das schöne, klangvolle französische Wort dafür) und sich in den Streicheleinheiten der Familien suhlen, die hierher kommen, um einen Happen zu essen. Kinder glücklich, Eltern auch. Le Café des Chats, Rue Sedaine 9 (11. Arr.). lecafedeschats.fr

Mehr als Urlaub Nach WeGoGreenR und Vaovert konzentriert sich nun auch die Buchungsplattform FairMoove auf nachhaltigen Urlaub. Sie können nicht nur Übernachtungsadressen buchen, sondern bekommen auch Ideen für Ausflüge. Die Plattform umfasst zum Beispiel Hotels, die die Plastikverschmutzung bekämpfen, und Ferienparks, die Begegnungen mit Einheimischen organisieren. FairMoove will eine Plattform für alle sein, die sich für Tourismus mit positiver Wirkung interessieren. Eines der Hotels ist das renommierte Hôtel Dieu in Marseille, das mehrere internationale Auszeichnungen für nachhaltigen Tourismus erhalten hat. fairmoove.fr

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Pittoresker Perche Unter ruhebedürftigen Parisern ist die normannische Region Perche enorm beliebt. Vor allem am Rande der alten Wälder und in den reizvollen Dörfern La Perrière, Mortagne-auPerche und Bellême halten sie darum Zweitwohnungen. TEXT & FOTOS ANNEMIQUE DE KROON


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Blick auf eine Terrasse von Horbé in La Perrière; Antiquitätenladen Maison Mérouvel in Mortagneau-Perche. Aufschlagseite: CharolaisRinder im Morgenlicht; Tor zu einem ummauerten Garten in Mortagne-au-Perche.

W

enn ich nach Tipps frage, höre ich immer nur, dass ich das Binnenland der Normandie auf eigene Faust entdecken sollte. Publikumsträchtige Sehenswürdigkeiten gibt es schließlich keine, daher kann ich einfach Lust und Laune walten lassen. Und genau das mache ich, als ich über schmale Landstraßen durch eine hügelige Region voller Fachwerkhäuser, Kühe und Schlösschen fahre. Hier komme ich durch „Petites Cités de Caractère“, wo sich der Alltag um Camembert, Calvados, Boudin Noir (Blutwurst), Cidre und die Patisserie dreht.

Ein mythischer Wald

PERCHE 14 FRANKREICH MAGAZIN

Ziel meiner Reise ist die Region Perche gut anderthalb Stunden westlich von Paris. Eine eher

unbekannte, aber deshalb keineswegs unattraktive Gegend. Viel mehr hat der Perche einen guten Ruf, der auf der Schönheit von Landleben und Natur fußt. Die einstige Provinz Frankreichs steht vor allem für Wälder, Äpfel und die Zuchtpferderasse Percheron. Seit dem 10. Jahrhundert war der Perche eine Bocage, also eine von Wallhecken durchzogene Landschaft, die an die Normandie grenzte. Der Name ist entweder von Pagus oder Silva Perticus abgeleitet, was so viel wie Wald mit hohen Bäumen bedeutet. Während des hundert­ jährigen Kriegs im späten Mittelalter haben die Engländer den Perche geplündert, den Adel einen Kopf kleiner gemacht und viele Schlösser und Abteien verwüstet. Erst 1449 hat sich die nunmehr von den Besatzern befreite Region an den Wieder­ aufbau gemacht. Später sollten ziemlich viele Einwohner nach Neu­Frankreich auswandern, also in die Kolonien in Übersee. Vor allem zahlreiche Frankokanadier haben Vorfahren im Perche, der nach der Französischen Revolution aufgelöst und auf vier Departements verteilt wurde: Orne, Eure­et­Loir, Sarthe und Loir­en­Cher. Die ehemalige Provinz ist nicht zu verwechseln mit dem Parc Naturel Régional du Perche, der 1998 gegründet wurde. Das Gelände wird von Wild­ schweinen, Hirschen, Eichhörnchen, Bussarden und Spechten bevölkert, deckt sich aber nicht mit den Grenzen der ehemaligen Provinz. In den vergange­ nen Jahren haben die Pariser das Binnenland der › Normandie wiederentdeckt, sie haben sich hier


Normandië

Auf der Hauptstraße von Perrière, im Hintergrund Maison d’Horbé.

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ALAINS STADT Mortagne-au-Perche wird auch als „la cité d’Alain“ bezeichnet. Alain, das Pseudonym von Émile-Auguste Chartier (1868–1951, auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise begraben), war Journalist, Pazifist und Philosoph. Mortagne hat ihm ein kleines Museum gewidmet. Seine „Propos“ – kurze Artikel, die von aktuellen Ereignissen inspiriert waren und von denen er Tausende geschrieben hat – haben ihn bei einem breiten Publikum bekannt gemacht. Ihm zu Folge ist Glück eine Frage von Handlungswillen und Lebensfreude. Getreu seiner Philosophie heißt Leben glücklich sein. So schrieb er: „So wie Erdbeeren nach Erdbeeren schmecken, so schmeckt das Leben nach Glück. Es hängt nicht davon ab, was man hat, sondern davon, wie man handelt. Wir möchten kein Glück, das uns zufällt, sondern solches, das wir selbst hervorbringen. Kann man sich einen Sammler vorstellen, der seine Sammlung nicht selbst zusammengestellt hat?“, fragt Alain. „Es stimmt, dass wir Einfluss auf das Glück anderer nehmen können, doch das Beste, was wir in dieser Hinsicht machen können, ist selbst glücklich zu sein.“

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Normandie

massenweise Zweitwohnsitze zugelegt. Sowohl auf dem Lande als auch in den Dörfern nahe der mythischen Eichen­ und Buchenwälder.

Steine und Blumen Ein älteres Paar erklimmt auf Rennrädern in aller Stille den Hügel zum Dorf La Perrière. Schweiß­ tropfen fallen auf den Asphalt. Auf der Straße begegnet mir Jean­Luc Olivé. Er ist überzeugt, dass „La Perrière das schönste Dorf der Normandie ist“. Tatsächlich ist der Ort sehr charmant. Mit seinen 250 Einwohnern ist er winzig, doch die Hauptstraße ist so lebendig, dass sie fast an Paris erinnert: Kleine Restaurants, Möbelgeschäfte und eine Buchhandlung. Jean­Luc ist Antiquitätenhändler aber auch Conseiller des Bürgermeisters und ein leidenschaftlicher Botschafter La Perrières. Er zeigt mir, wo früher der Dorfpolizist ansässig war, in einem kleinen Knusperhäuschen, dessen Türmchen als Gefängnis diente. Wir schlendern durchs Dorf. Ein Paar zaubert aus einem Oldtimer Klapptisch und Bastkorb hervor, um auf einer Wiese neben einer jahrhundertealten Kirche ein Picknick zu machen. Klatschmohn, Kornblumen, Spornblumen und Kletterrosen bilden einen schönen Kontrast zu den Steinmauern. Die Bewohner erhalten Förder­ gelder, wenn sie ihre Häuser so hübsch wie möglich gestalten, berichtet Jean­Luc – und es gibt Pläne, die Straßen mit noch mehr Blumen zu verschönern. Besagtem Stein verdankt das Dorf seinen Namen.

Große Pariser Couturiers wie Paul Poiret haben die Spitzen und Bordüren der „Filetières“ aus La Perrière verwendet Pierre de Grison oder Roussard, der hier seit dem Mittelalter gewonnen wird. Später zwischen 1850 und 1950 erhielt das Dorf ein lieblicheres Image, als sogenannte Filetières hier Häkelarbeiten produziert haben. Große Pariser Couturiers wie Paul Poiret haben diese Häkeleien und Bordüren in La Perrière eingekauft und in ihren Entwürfen verarbeitet. Jean­Luc zeigt mir außerdem, wo Chantal Thomass gewohnt hat. Die Pariser Mode­ und Lingeriedesignerin (74), die für ihr dunkles Haar, ihren Bob und roten Lippenstift bekannt ist, hatte lange ein Haus in La Perrière. Es steht neben dem Pfarrhaus, worauf sie eigentlich ein Auge hatte fallen lassen. Inzwischen ist es ein Ferienhaus: „Die meistvermietete Gîte Frankreichs“, so Jean­Luc.

Markt in Mortagne Der Name Thomass taucht in Mortagne­au­Perche erneut auf, wo ich Franck Montialoux spreche, der Stylist und zugleich Eigentümer des Antiquitäten­ geschäfts im Maison Mérouvel an der Rue de › Quinze Fusillés ist. Es ist nach dem Romancier

Oben: links La Perrière; rechts: Bellême. Linke Seite: Gasthof mit Krämerladen in Monteloup in La Perrière.

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Normandie

Charles Mérouvel benannt, der in Mortagne lebte. Kunst wird hier großgeschrieben. So verkauft er vor allem antike Lüster, Stühle und Drucke. Franck hat Geschichte studiert und zu jedem Gegenstand eine passende Anekdote auf Lager. Er berichtet, dass Thomass ihr Haus in La Perrière gegen eines in Mortagne­au­Perche eingetauscht hat (das sie unlängst wieder verkauft hat). Glaubt man Franck, war sie es auch, die das süße Leben im Perche wieder zum Gesprächsthema gemacht hat. Auch das Haus, das Franck mit seinem Mann Miguel bewohnt, kann sich sehen lassen. Beide erzählen, wie sie es für einen Apfel und Ei erwerben konnten. Miguel stammt unüberhörbar aus dem Süden Frankreichs: „Dort ist es schön, aber ich lebe lieber hier. Im Süden geht alles nur ums Grillen und ums Geldverdienen. Hier gibt es mehr Kultur und ein reichhaltigeres Leben. Außerdem mag ich die Jahreszeiten: Im Winter kann es echt kalt sein, dann setzen wir uns an den Kamin.“ Im bildschönen Garten tollen drei französische Bulldoggen umher, die nach den Protagonisten der britischen Verfassungskrise der 1930er Jahre benannt sind: Wallis, Edward und George (Windsor). Auch sie haben hier ihr Glück gefunden.

sie wollten. Als Guillaume Talvas de Bellême gegen den Herzog der Normandie aufständisch wurde, zwang dieser ihn, ihm mit einem Sattel auf dem Rücken entgegenzukommen. Erst nach dieser Demütigung verzieh der Herzog der Normandie ihm. Ein weiterer illustrer Sohn Bellêmes stammt aus der jüngeren Vergangenheit: Aristide Boucicaut (1810­1877). Der Vater von Aristide hatte ein kleines Geschäft für Stoffe und Bänder. Der Sohn arbeitete im Familienbetrieb, träumte aber von Größerem. Also gründete er Le Bon Marché in Paris, das erste moderne Kaufhaus. Sein Heimatort ehrt ihn heute als Erfinder des modernen Geschäftslebens. Etwas, wonach man in Bellême und dem gesamten Perche vergebens sucht. Wer das für einen Segen hält und es wie der Philosoph Alain aus Mortagne (siehe Infokasten) lieber selbst für sein Glück sorgt, ist im Perche gut aufgehoben.

Links (im Uhrzeigersinn): Privatschloss in der Nähe von Mortagne-au-Perche; Franck, Miguel und ihre drei „bouledogues françaises“; Buchladen La Perrière. Unten: Stadttor in Bellême.

Eine Ente in Bellême Auf einer Hügelkuppe im Naturpark liegt Bellême. Genau wie Mortagne­au­Perche war auch Bellême früher einmal Hauptstadt der Provinz. Der Name soll von „La Bellisimme“ abstammen. Als ich „die Schönste“ besuche, hält das Städtchen grad ein sonntägliches Schläfchen. Die Ruhe wird nur durch das vertraute Knattern eines 2CV unterbrochen, der langsam seine Runden dreht. Jahrhundertelang war Bellême die Stadt der hiesigen Adligen, den Talvas. Anfang des 11. Jahrhunderts ließen diese am höchsten Punkt des Ortes ein neues Schloss errichten, das durch dicke Mauern mit Türmen und zwei Pforten geschützt ist. Eine dieser Pforten fungiert heute als Verbindung zwischen der Rue Ville Close und dem Place de la République. Die Talvas waren nicht grad als friedlich bekannt, doch deshalb konnten sie noch lange nicht alles tun, was

Als ich „die Schönste“ besuche, hält das Städtchen grade Sonntagsschlaf FRANKREICH MAGAZIN 19


Tipps & Adressen LA PERRIÈRE Monteloup Einrichtungsgeschäft, Antiquar und Fachgeschäft für regionale Produkte in einem. Seit Mai 2021 gibt es über dem Laden auch ein Bed & Breakfast mit drei Zimmern, ab €100 pro Zimmer inklusive Frühstück. monteloup.fr La Maison d’Horbé Romantisches Restaurant an der Hauptstraße mit Atmosphère Percheronne in barockem Dekor mit Teesalon und Trödel. Spezialitäten: Jakobsmuscheln mit Trüffelessig, Kalbsbries mit Morcheln sowie die Terrine von Rotbarbe mit grünem Spargel. lamaisondhorbe.com Le Relais d’Horbé Hotel-Restaurant mit eigenem Concept Store, im August 2020 eröffnet und sofort in den Fokus der tonangebenden Einrichtungsblätter gerückt. lerelaisdhorbe.fr Librairie 42 Lignes Kleine Buchhandlung neben dem Maison d’Horbé. 67 VC Grande Rue Gîte Le Presbytère Das alte Pfarrhaus mit dem ummauerten Garten ist angeblich die meistvermietete Gîte Frankreichs. Rue de l’Église/Rue NotreDame. Zu buchen unter: gites-de-france-orne.com.

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Marché d’Art de La Perrière Alle zwei Jahre findet im Ort zu Pfingsten ein Markt für moderne Kunst statt. marchedart.com Les Jardins du Montperthuis Gartenanlage der Landschaftsgärtnerin Philippe Dubreuil, 7 Kilometer südlich von La Perrière. Fr–So 14–18 Uhr (Mitte Mai bis Ende September). Manoir de La Pillardière, Chemilly. lesjardinsdumontperthuis.com

MORTAGNEAU-PERCHE Café du Théâtre Alleskönner-Brasserie mit grandioser Schokoladenmousse. 7, place du Général de Gaulle La Vie en Rouge Weinbar mit Käse und Fleischwaren aus der Region, darunter Blutwurst, die Spezialität von Mortagne schlechthin. 31, rue Sainte-Croix Maison Mérouvel Einrichtungs- und Antiquitätengeschäft von Franck Montialiux. 37, rue des Quinze Fusillés @franck_montalioux Musée Alain Das Museum der Comtes du Perche. Geöffnet Do, Fr und Sa nachmittags, Eintritt frei. alainmortagne.fr

Markt Samstags, mit Blumen, Pflanzen, Gemüse, Büchern und ein wenig Trödel. Une Ferme du Perche Bio-Bauernhof, der ein bisschen außerhalb von Mortagne-auPerche liegt, mit Gemüse, Obst und Blumen. Letztere werden für (und von) Plein Air gezüchtet, den ersten Blumenbauernhof von Paris (in Belleville). Einmal im Monat gibt es eine Führung. unefermeduperche.fr Basilika Notre-Dame de Montligeon Unwahrscheinlich große Basilika vom Ende des 19. Jahrhunderts, die dem Gebet für die Verstorbenen und die Seelen im Fegefeuer gewidmet ist. Eine Initiative von Pater Baguet, der 1876 nach drei Sterbefällen in der Familie in tiefe Trauer verfallen war. Zu den Unglücklichen zählte auch sein Bruder, der von der Kirchglocke von Mortagne erschlagen wurde. Etwa 12 Kilometer östlich von Mortagne. montligeon.org

BELLÊME La Guinguette de Bellême Zwei Gîtes und ein Trödelladen in einem privat geführten Hotel mit großem Garten. laguinguettedebelleme.fr

Le Comptoir du Porche Geschäft von Sylvie Gonsard mit Accessoires und Geschenken sowie einem Teesalon mit Terrasse, gegenüber dem großen Stadttor der Ville Close. Um die Ecke liegt Métamorphoses, das Geschäft ihres Mannes, der Lampen und andere Objekte aus Holz und Metall herstellt. 1, Rue du Château Chez Les Voisins Concept Store und Einrichtungsladen von Marie du Sordet. chezlesvoisins.fr La Verticale Beliebtes Restaurant mit Weinbar, gegenüber von Chez les Voisins. la-verticale.fr Bois du Puits Botanischer Garten mit vielen Blumen auf gut vier Hektar, etwa 2 Kilometer von Bellême entfernt. Im Lokal Pause au Jardin sind kleinere Erfrischungen erhältlich. jardin-botanique-du-bois-du-puits. fr

PARC NATUREL RÉGIONAL DU PERCHE Informationen über den Naturpark unter: parc-naturel-perche.fr


DAS HERZ DES KÖNIGREICHS PLANTAGENÊTS

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NR. 1 - 2022

FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 1 2022

Fischerdörfer Cassis & La Ciotat

Kleinode an mächtigen Klippen

Eigenwillige Aude Mehr als nur Carcasonne

NORMANDIE Pittoresker Perche

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ROMANTIK IM WINTER

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MORVAN Bastion des stillen Glücks

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Christine Cazon

Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.

Französische Spezialitäten „T’as une crise de foie“, stellt Monsieur trocken fest. Eine Leberkrise? Das Wort erinnert mich stark an die englische Leber-Party, von der in meiner Kindheit immer wieder im Radio zu hören war. Ich stellte mir vor, dass in England ständig Partys gegeben wurden, bei denen man (von mir als Kind verschmähte) Lebergerichte aß. Die Party-Welt der Erwachsenen war noch unerklärlich für mich, und die Leber-Party hat sich mir ins Gedächtnis gebrannt, so sehr, dass es das erste ist, was mir zu la crise de foie einfällt. Leberkrise, Leber-Party. Auch Georg Leber, bereits verstorbener SPD-Politiker, fällt mir wieder ein. Es ist bizarr, was das Hirn alles gespeichert hat und bei Gelegenheit wieder hochspült. Natürlich weiß ich heute, dass die Labour-Partei im britischen Parlament seinerzeit keine ausschweifenden Partys mit fetten Leberwurst-Häppchen geschmissen hat; meine Leberkrise aber hat ihre Ursache durchaus in den aufwändigen Menüs der diversen Réveillons, wie hier Weihnachts- und Silvesterabend heißen, und von den Tagen dazwischen, wo man sich weiterhin einlädt und die Reste vertilgt. Das letzte Bierchen war vermutlich schlecht, würde manch einer vielleicht sagen, aber ich trinke ja nicht mal Alkohol, bei mir war es vermutlich der letzte Schokotrüffel oder die Foie Gras mi-cuit oder der gefüllte Kapaun oder eine der unzähligen Marennes-Oléron-Austern oder die Buttercreme-Bûche de Noël, oder die Gesamtheit der ausschweifenden Luxus-Genüsse der Jahresendfeste der Franzosen. Zu viel, von allem viel zu viel. Und zu fett. Viel zu fett. Ich möchte nicht wissen, wie schlecht es mir gegangen wäre, hätte ich das alles noch, wie es sich gehört, mit Sauternes, diversen Grand Crus und Champagner weggespült. Was verspricht man nicht alles, während man sich, von kaltem Schweiß bedeckt, abwechselnd im Bett herumwälzt oder sich über der Kloschüssel das Festessen noch einmal durch den Kopf gehen lässt. „Mir ist so schlecht, oh Gott, ist mir schlecht. Bitte, bitte lass es bald vorbei sein, nie wieder will ich irgendwas essen, vor allem nie wieder Schokolade, ganz bestimmt nie wieder“, und bei dem Gedanken an Schokolade krampft sich der Magen erneut zusammen. Monsieur bringt mir Hepagrume, ein altmodisches

Mittel in Ampullenform gegen Verdauungsstörungen, es wirkt nur bedingt. Abends bekomme ich noch leichtes Fieber. Ich fröstele, gleichzeitig glühe ich. „Crise de foie“, diagnostiziert Monsieur ungerührt. „Zu viel Schokolade“, sagt er „das geht vorüber“. Er brät sich sein Steak diesmal selbst und schließt freundlicherweise die Küchentür, damit ich es nicht riechen muss. Die zweite Nacht schlafe ich zumindest durch, aber in meinem Magen liegt noch immer ein schwerer Stein und ich spüre, ich bin nur einen Millimeter von erneutem Ekel entfernt. Am folgenden Morgen geht immerhin schon ein Tee. Ich suche die mir unbekannte Krankheit „Leberkrise“ im deutschen Kursbuch Gesundheit und stoße nur auf „Leberkrebs“ oder „Hepatitis“, von beidem bin ich hoffentlich noch weit entfernt, meine Gesichtsfarbe ist zwar fahl, aber nicht gelb. Das Internet beschert mir mehrere Artikel, die besagen, la crise de foie, sei die Nationalkrankheit der Franzosen. Von Schoum ist da die Rede, einer gelben Lösung auf Pflanzenbasis, die bei la crise de foie eingesetzt wird. Monsieur lacht, als ich ihm das sage. Schoum ist wohl das allerletzte Mittel für schwere Alkoholiker, um deren erschöpfte Leber noch ein wenig zu aktivieren, sagt er. Warum es dann mit 95% Alkohol versetzt ist, erschließt sich mir nicht so ganz, aber es geht wohl darum, das Übel mit dem Übel zu bekämpfen, wie so oft in der Pflanzenmedizin. Es sei peinlich, la solution Schoum in der Apotheke zu erfragen, erfahre ich. Dort empfiehlt man Hepagrume, jenes Mittel unserer Wahl, das offenbar weniger schlecht beleumundet ist. Und zusätzlich ein paar Tage Diät. Das kann ja sowieso nicht schaden. Jetzt will ich es genauer wissen und arbeite ich mich, noch immer im Bett liegend, auf meinem Smartphone durch mehrere deutsche und französische Gesundheitsforen und stelle kopfschüttelnd fest, die crise de foie gibt es gar nicht, zumindest nicht außerhalb von Frankreich. „Das ist eine rein französische Krankheit“, sage ich vorwurfsvoll zu Monsieur. Der zuckt mit den Schultern. „Das zeigt nur, dass du schon eine echte Französin geworden bist“, ist sein einziger Kommentar. Ich lasse mich erschöpft in die Kissen sinken und habe vorläufig genug von jeglicher französischer Specialité.

ES SEI PEINLICH, LA SOLUTION SCHOUM IN DER APOTHEKE ZU ERFRAGEN, ERFAHRE ICH. JETZT WILL ICH ES GENAUER WISSEN

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CÔTE D’OPALE

EINE HERRLICH WILDE KÜSTE Sie ist die nördlichste der französischen Küsten, auch eine der wildesten und unbekanntesten. Aber nicht mehr lange! Mit ihren endlosen Stränden und der üppigen Natur verspricht die Côte d’Opale Abwechslung und Loslassen.

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on Dünkirchen ganz im Norden bis Berck-sur-Mer am Rande der SommeBucht hat die Côte d’Opale etwas absolut Einzigartiges, ja sogar Undefinierbares. Lange Zeit wurde sie zugunsten der Mittelmeerstrände vergessen, doch sie ist einer massiven Zubetonierung entgangen. Und genau das macht heute ihren Charme aus. An der Côte d'Opale atmet man auf. Und zwar in vollen Zügen! Man genießt die Authentizität, die alten Fischerdörfer und die Weite der Landschaft. Das charakteristische Licht beleuchtet die unberührte Wildnis. In Zeiten des Slow-Tourismus ist die Opalküste ein Wellness-Reiseziel, das ideal ist, um loszulassen und Natur zu tanken. Das Zusammentreffen von Meer und Land hat

ungeahnte Naturschätze hervorgebracht. Nur wenige Kilometer von Calais entfernt sind die Kaps Blanc-Nez und Gris-Nez die Stars auf den Postkarten. Sie tragen das Label Grand Site de France, sind von Wanderwegen durchzogen und bieten atemberaubende Ausblicke auf die britischen Klippen. Am Leuchtturm von Gris-Nez befinden Sie sich an dem Punkt, der England am nächsten ist! Ein Ausflug in den Fischereihafen Boulognesur-Mer lässt sich mit einem Besuch im Nausicaa, dem größten Meeresaquarium Europas, verbinden. Durch immense Panoramafenster taucht man hier in die Tiefen der Unterwasserwelt der Insel Malpelo vor der Küste Kolumbiens ein. Stundenlang kann man das Schauspiel insgesamt 10.000 Tieren wie

Mantas, Rochen, Haie und glitzernden Fischschwärmen beobachten und sich vom Wasserballett der Meerestiere betören lassen. Im Hinterland von Le Touquet-Paris-Plage wartet das malerische Dörfchen Montreuil-surMer darauf, dem Besucher seinen gesamten Charme zu entfalten. Romantische Spaziergänge auf der vollständig erhaltenen Stadtmauer bieten einen atemberaubenden Ausblick auf die Landschaft und in den kleinen verwinkelten Gassen findet man sicherlich einen warmen Ort, um sich den Tag mit heißen Getränken und leckeren Crêpes zu versüßen. Das Strandbad Le Touquet-Paris-Plage ist auch außerhalb der Saison der perfekte Ausgangspunkt, um die Opalküste zu erforschen. Dynamisch und lebendig im Sommer, ist die

Wellness-Ziel Côte d'Opale Hier weht ein Wind der Freiheit


Novotel Thalassa Sea & Spa

kleine Stadt in der Nebensaison ruhig und beschaulich. Zahlreiche Villen beeindrucken mit architektonischen Fantasieflügen und in der verkehrsberuhigten Innenstadt mit den vielen kleine Läden mit Pariser Flair und leckeren Restaurants lässt es sich wunderbar Bummeln. Die meiste Zeit wird man jedoch am Strand verbringen, der sich so weit erstreckt wie das Auge reicht. Wenn sich das Meer zurückzieht, scheint es mit dem Himmel zu verschmelzen. Das Schauspiel ist permanent und grandios. Kinder können rennen, wie sie wollen, ihre Drachen steigen lassen, titanische Sandburgen bauen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob sie die Nachbarn stören werden. Wanderer und Spaziergänger können an den einsamen

Stränden stundenlang laufen und sich von der Brise des wehenden Windes und dem Rauschen der Wellen umwehen lassen. Direkt am Strand von Le Touquet liegt das Novotel Thalassa Sea & Spa. Verbinden Sie Ihren Aufenthalt an der Opalküste mit einer wohltuenden Wellnesspause für Körper und Seele. Die Architekten haben ihre Farbpaletten den in die Landschaften des Nordens verliebten Malern entliehen. Die sanften Farben von Sand, Meer und Himmel sind allgegenwärtig und gestalten eine wohltuende und entspannende Stimmung im gesamten Hotelkomplex. Auch in den Zimmern erscheint das Meer in voller Größe, dank der großen Fensterwände die einen unverbauten Blick auf den Strand und die

Brandung bieten. Davon profitieren Sie ebenfalls in den beiden hoteleigenen Restaurants mit großzügigen Buffets und einer Speisekarte, die Ihre Lust auf Salate und einfache und regionale Aromen erfüllt. Neben einem geheizten MeereswasserSwimmingpool im Hotel, bietet das Novotel komplette Programme für einen ein- oder mehrtägigen Wellnessaufenthalt mit ThalassoAngeboten. Entspannen, entschleunigen, loslassen und eintauchen in die bezaubernder Winterwelt der Opalküste – das ideale Urlaubsziel für ein Wohlfühlwochenende zu zweit, allein oder mit der Familie. Willkommen in Nordfrankreich!

Möchten Sie die Opalküste entdecken? Das Novotel Thalassa spa & sea hilft Ihnen diesen Moment unvergesslich zu machen und bietet Ihnen ein Upgrade auf ein Zimmer mit Meerblick an, das für einen Thalasso-Aufenthalt von mindestens 2 Nächten gültig ist, wenn Sie den Promo-Code "SURDE2022" angeben (gültig für das Novotel oder ibis le Touquet). Dieses Angebot gilt bis zum 03.04.2022 vorbehaltlich der Verfügbarkeit und außerhalb des Wochenendes vom 11. bis 13. Februar #HighlyWelcom

Novotel Thalassa Sea & Spa

www.nordfrankreich-reiseideen.com thalassa.com/fr/hotel-spa/0449-touquetnovotel.html


Die eigenwillige Aude

Viel mehr als nur Carcassonne Carcassonne, die mittelalterliche Hauptstadt der Aude, ist zurecht berühmt. Doch planen Sie ruhig einige Tage extra ein, um auch die Umgebung zu entdecken. Journalistin Renate van der Bas wohnt hier bereits seit 23 Jahren. Sie verrät uns ihre Urlaubstipps: „Zwischendurch sollten Sie einfach mal nichts tun. In der Aude ist es keine Schande, zu faulenzen, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und die Ruhe zu genießen.“

TEXT RENATE VAN DER BAS FOTOS HANS AVONTUUR, RENATE VAN DER BAS, BENOIST ADT AUDE,

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SHUTTERSTOCK, SÉBASTIEN CARLES, CITÉ@VINCENT, VINCENT PHOTOGRAPHIE

AUDE

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nsgeheim haben wir dieses recht unbekannte Departement schon mal mit Ostfriesland verglichen. Vor allem das lang gestreckte Tal südlich von Carcassonne, wo sich der Fluss Aude seinen Weg durch das Vorland der Pyrenäen in Richtung Mittelmeer bahnt, hat etwas seltsam Verlassenes. Dabei ist es nur ein halbes Jahrhundert her, dass im Haute Vallée de l’Aude noch glückliche Gemeinschaften von Handwerkern gelebt haben. Damals gab es hier eine prosperierende Schuhindustrie und in der Region wurden auch viele Hüte hergestellt. Für die Armee, für andere Berufsgruppen in Uniform und für gewöhnliche Menschen. Doch wer trägt heute

schon noch einen Hut? Die Arbeitsplätze sind verschwunden, vielen Familien weggezogen und die Dörfer zusehends verlassen. Doch grâce à Dieu ändert sich das grade wieder. Die Aude wird hipper und dynamischer: Immer mehr junge, eigenwillige Unternehmer wittern hier ihre Chance, eine Existenz aufzubauen. Sie leben in einer Region mit den vielleicht schönsten unberührten Hügellandschaften, Tälern und Landstraßen ganz Frankreichs. Da wundert es nicht, dass Besucher zuweilen erkennen, dass die Toskana ziemlich schön sein mag, doch die Aude erst so richtig umwerfend ist. Auch, weil sie nicht so dicht bevölkert ist. Je weniger Menschen, desto schöner die Fotos. Oder etwa nicht?


Oben: Cassoulet, das klassische Gericht in Carcassonne. Unten: Carcassonne

Unternehmung 1 Zuerst ab nach Carcassonne Nur an wenigen Orten auf diesem Planeten findet sich eine doppelt ummauerte Zitadelle wie die von Carcassone. Die über 50 Türme und die drei Kilometer lange Stadtmauer bauen sich schon von weitem sichtbar auf. Im Sommer herrscht innerhalb der Mauern oft Gedränge, doch auch dann herrscht eine angenehme Atmosphäre in den Geschäften und Restaurants mit ihren Terrassen. Auch die Kultur kommt nicht zu kurz: In der Basilika St. Nazaire finden Orgelkonzerte statt und die ganze Stadt steht im Zeichen des Freiluft­ theaters. Wer um den 14. Juli vor Ort ist, darf sich zudem nicht das Feuerwerk am Nationalfeiertag entgehen lassen. Von den Stadtmauern jagen dann unzähligen Pfeile in den Nachthimmel einer abgedunkelten Umgebung. Ein Flammenmeer, das an eine abermalige Belagerung denken lässt. An den Ufern der Aude versammeln sich dann Zehntausende Menschen, die dem Schauspiel atemlos beiwohnen. Kenner bringen Stühle und gut gefüllte Picknickkörbe mit. C’est un grand événement! In der „normalen“ Innenstadt von Carcassonne ist der Place Carnot der besten Flecken für Restaurants und Bars. Dabei ist es gut › zu wissen, dass die befestigte Zitadelle als Cité

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Kein Wunder dass Besucher zuweilen erkennen, dass die Toskana ziemlich schön sein mag, doch die Aude erst so richtig umwerfend ist.

bezeichnet wird, während das moderne Zentrum als Centre Ville oder La Bastide ausgewiesen wird. Auf der Webseite des Tourismusbüros finden Sie eine Beschreibung der schönsten Route vom neuen in den alten Teil.

Unternehmung 2 Corbières und Minervois: Die Natur entdecken

Rechts: Minerve liegt malerisch in den Weinbergen. Unten: „Gegenverkehr“ auf dem Wanderweg durch die Corbières.

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Vorab der wichtigste Tipp für die Umgebung von Carcassonne: Wählen Sie wann immer möglich die Nebenstraßen. Auf diese Weise sind die Touren am schönsten, oft führen sie vorbei an Weinbergen, die zu jeder Jahreszeit prächtig sind. Doch auch die Touren durch die wilde Natur mit Felsformationen, Wäldern, Flüssen und Garrigue sind atem­ beraubend. Letztere sind trockene Böden, auf denen vor allem Sträucher wachsen. Und in den Corbières finden Sie all das vor. In ihrer ganzen Einfachheit gehören sie zu den spannendsten Gegenden Frankreichs. Sie liegen südöstlich von Carcassonne und auf der Fahrt sieht man gelegentlich einen Pyrenäengipfel. Vor Ort geht es nicht so hoch hinaus: Der Pic de Bugarach ist mit rund 1.200 Metern der höchste Gipfel der Corbières. Kommt Ihnen der Name bekannt vor? Nun, 2012 stand der Berg im Blickpunkt internationalen Interesses, weil dem Mayakalender

zufolge an diesem Tag das Ende der Welt eintreten sollte. Allerlei Esoteriker versammelten sich daraufhin vor Ort, weil man nur auf dem Bugarach würde überleben können. Es ist anders gekommen, doch das ändert nichts daran, dass es ein Ort voller Lebenslust ist, an dem man sich wie neu geboren fühlt. Der Gipfel – gute Wanderschuhe anziehen!


Aude

Das reizvolle Städtchen Lagrasse liegt inmitten wilder Natur.

– bietet eine prächtige Aussicht auf die Umgebung. Oder gehören Sie etwa zu den Glückspilzen, die hier doch eine fliegende Untertasse erspähen? Die mysteriösen Geschichten wollen einfach nicht abreißen. Um es deutlich zu sagen: Kindern oder Jugendlichen sollten Sie nicht verschweigen, dass sie sich in den Corbières auf viel Grün und ein behäbiges Tempo einstellen sollten. Allerdings ist überall 4G verfügbar. Kontrollieren Sie den Benzinstand im Auto und nehmen Sie ausreichend zu trinken und zu essen mit. Tankstellen und Restaurants sind in dieser Gegend nämlich spärlich gesät, vor allem, wenn Sie das Hinterland erkunden. Nördlich der Corbières liegt derweil ein deutlich lieblicheres Stück Natur mit einigen lebendigen Orten: das Minervois mit seinen wenig bekannten Dolmen. Einer davon liegt leicht auffindbar bei Pépieux. Er trägt den schönen Namen Lo Morrel dos Fados. Ein anderer liegt besser versteckt auf dem Gelände des Château de Mazy bei Laure­Minervois.

Unternehmung 3 Ein Drink an einem der charmantesten Fleckchen Wenn Sie sich nicht allzu weit in die Corbières vorwagen wollen und am „sicheren“ Nordrand bleiben, sollten Sie den kleinen Ort Lagrasse aufsuchen. Hier warten diverse sehenswerte Monumente wie die mittelalterliche Bogenbrücke und eine berühmte Abtei. Früher waren hier

Benediktiner zuhause – und vor knapp 20 Jahren hat sich hier erneut ein Orden niedergelassen. Diesmal sind es die Regularkanoniker der Augustiner Chorherren. Wenn Ihnen hier also wie mir ein Kleinwagen voller Mönche begegnet, dann sind das keine Halluzinationen. In Lagrasse ist das Alltag. Hier wimmelt es von Restaurants, wobei vor allem das Le 1900 eine Erwähnung wert ist. Neben diesem feinen Lokal liegt das bemerkenswerte Geschäft von Aurélien Carrelas, der sich an ein Abenteuer gewagt hat, indem er die ehrwürdige Marke Kina Karo aufgekauft hat. Schon seit gut 100 Jahren kennen viele Leute aus der Region Kina Karo als eine Kräutermischung mit hohem Chininanteil, mit der man daheim einen Aperitif ansetzen kann, zum Beispiel in Kombination mit Rosé und anderen alkoholischen Getränken. Geschmacklich geht das in Richtung Wermut. „Mein Opa und mein Vater haben das jeden Tag getrunken“, erzählt Aurélien. Als sich ihm die Chance bot, die Marke zu erwerben, hat er denn auch keine Sekunde gezögert. Er hat die Zusammenstellung ein wenig an den Geschmack von heute angeglichen und verkauft nun vor allem Flaschen mit dem fertigen Produkt. Herrlich mit ein paar Eiswürfeln. Pardi heißt ein weiteres Getränk, das hundertprozentig audois ist und bei dem Aurélien seine Finger im Spiel hat. Dieser Aperitif aber ist brandneu. „Vergangenes Jahr habe ich bei einem Empfang Françoise Antech aus der Winzerfamilie aus Limoux getroffen. Gemeinsam ›

Aurélien Carrelas bescherte dem Gebräu Kina Karo eine zweite Jugend.

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Die Aude liegt nahe der spanischen Grenze, was sich in der Tapaskultur bemerkbar macht. Oben: der Innenhof der reizvollen Unterkunft Le Couvent, eine Jugend­ herberge der neuen Art

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haben wir bedacht, dass wir mit ihren Schaum­ weinen und meinen zitrusreichen Kräutern unseren eigenen Spritz herstellen könnten. Denn warum sollten wir diesen Markt den Italienern mit ihrem Aperol überlassen.“ Gesagt, getan. Während einem der Lockdowns haben Aurélien und Françoise viele Nachmittage an der Mixtur getüftelt. So entstand Pardi: ein prickelnder Drink mit Blanquette Extra Dry, dem Schaumwein von Limoux. Seitdem ist dieser ein Hit in den Lokalen der Aude. Einige davon liegen am Place de la République in Limoux etwa 20 Minuten südlich von Carcassonne. Ein Drink am Nachmittag auf den Terrassen ist wunderbar – im Sommer gibt es oft Leckereien vom Grill und Livemusik. Auch der Sonntagsmarkt von Espéranza noch ein wenig weiter im Süden, ist ein farbenfrohes Fest, wo sich nicht nur die Einheimischen blicken lassen, sondern auch Hippies und Alternative. Bio, Öko und Handwerk stehen hier hoch im Kurs. Mutmaßlich sind rund drei Viertel aller Lebensmittel selbst produziert, gepflückt, gebacken, geräuchert oder gekocht. Tipp: Bestellen Sie ein Dutzend schöne Austern und eine Karaffe Weißwein, um während des Genusses am Markt­ stand die Besucher vorbeiziehen zu lassen.

Unternehmung 4 An ausgefallenen Orten nächtigen und speisen In Carcassonne sind viele Hotels um die alte Cité gruppiert, doch seit vergangenem Jahr lockt eine Alternative im normalen Zentrum: Le Couvent. Es ist eine Jugendherberge, aber mit Stil und für alle Altersklassen. Familien teilen ein Zimmer und für Paare gibt es Doppelzimmer mit Privatsphäre. Und das alles in einem ehrwürdigen Kloster mit eigener Tapasbar! Ein Gitter öffnet einen Blick tief in ein Wasserloch und lässt den Betrachter auf düstere Gedanken kommen. Wieviele Klosterbewohner wird es über die Jahrhunderte wohl hier hinein getrieben haben? Auch das Monument La Manufacture Royale in Montolieu (nordwestlich von Carcassonne) lädt zur Kontemplation ein. Früher war hier eine Weberei ansässig, deren Stoffe in alle Welt exportiert wurden, jetzt ist es eine Unterkunft, deren dicke Mauern die Gäste wie von selbst zur Ruhe bringen. Ein weiteres Domizil liegt gut 30 Kilometer südlich von Carcassonne an der Aude im mittelalterlichen Städtchen Alet­les­ Bains. Diese kleine Perle besitzt ein altes jüdischen Viertel und einen Platz voller Fachwerkhäuser. In einem davon lebte und arbeitete im 16. Jahrhundert


Aude

der berühmte Apotheker, Autor und Wahrsager Nostradamus. Der heutige Eigentümer des Gebäudes ist der mit einem stattlichen Schnauz­ bart und flottem Mundwerk ausgestattete Richard Audabram. Der Barett­Träger erzählt gerne, wie es die Familie Nostradamus hierher verschlagen hat und was Michel de Nostradame so besonders gemacht hat. Im Anschluss an eine Führung händigt er Besuchern die Schlüssel zu einer Wohnung aus, wo bis zu vier Personen über­ nachten können. Mit etwas Glück verschlägt es Sie ins Himmelbett! Noch etwas weiter südlich liegt Espéranza, wo in der Domaine de Caderonne ein Appartement umgebaut wurde. Hier schläft man unter jahrhundertealten Balken. Tagsüber lockt ein großzügiger Park zum Lesen – oder spielen Sie doch lieber eine Partie Boules? Er ist nur für Erwachsene, was zuweilen ganz angenehm ist. Meine Lieblingslokale? Eines ist in Trèbes ansässig, ein östlich von Carcassonne gelegener Ort, der sowohl von der Aude wie auch vom Canale du Midi durchkreuzt wird. Hier befindet sich in einer alten Wassermühle bei einer Schleuse das Restaurant Le Moulin, welches das griechisch­belgische Paar Pascal und Sophie betreibt. Von der Terrasse aus kann man den Freizeitbooten hier dabei zusehen, wie sie an Höhe gewinnen oder verlieren – und

Wenn Ihnen hier ein Kleinwagen voller Mönche begegnet, dann sind das keine Halluzinationen über unerfahrene Touristen schmunzeln, die in der Schleuse ins Schwitzen geraten, weil sich ein Tau nicht löst oder der Motor nicht startet. Sehr apart ist auch Le Jardin en Ville, eine Kombination aus Restaurant und Geschäft mitten in einem Wohn­ viertel von Carcassonne (Rue des Framboisiers). Früher war dieses hinter einer Mauer verborgene Lokal ein Gärtnereibetrieb. Es besitzt noch immer einen eigenen Gemüsegarten. Das Interieur ist eine bunte Mischung aus Designermöbeln und dekorativen Objekten. Alles ist zu kaufen. Wer also besonders bequem auf seinem Stuhl gesessen hat, kann ihn einfach mitnehmen, einen Zwischenstopp an der Kasse vorausgesetzt.

Unternehmung 5 Endlich nichts tun (an einem See) Viele Frankreichurlauber nehmen sich vor, so viele › besondere Orte wie möglich aufzusuchen und

Unten: Alet­les­Bains, wo einst Nostradamus wohnte und arbeitete. Nächste Seite: Lac de la Cavayere.


jedem Tag Neues zu entdecken. Doch insbesondere in der Aude gehört es zum guten Ton, auch mal gar nichts zu machen und die Seele baumeln zu lassen. Vielleicht an einem der schönen Badeseen, die die Fahrt zur stark frequentierten Küste überflüssig machen. Besuchen Sie doch mal den Lac de St. Bertrand in der Nähe von Quillan. Der ist klein und eignet sich zudem für Spaziergänge. Dasselbe gilt für den See von Puivert, der sich zu Füßen eines Hügels ausbreitet, an dem die Ruine eines Schlösschens steht. Schon größer ist der Lac de la Cavayère, ein See mit einem Badestrand ganz in der Nähe der Stadt – auch Carcassonne Plage genannt. Wer lieber läuft als liegt schafft es innerhalb einer Stunde einmal um den See. Noch größer ist der Lac de Montbel, ein Stausee an der Grenze zum Departement Ariège. Wer hier einmal ganz herum möchte, muss vier Stunden einplanen. Doch warum sollte man? Schließlich warten entlang der Ufer überall kleine Verstecke, die man für sich beanspruchen kann, um den ganzen Tag über in der Sonne zu sitzen, ab und zu ins Wasser zu gehen und in die Ferne zu schauen

Tipps & Adressen Reise Von Frankfurt bis ins Herz der Aude sind es etwa 1.150 Kilometer. Met dem TGV führt die Strecke über Montpellier und danach mit dem Intercity zum Bahnhof Narbonne-Carcasonne.

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Webseiten

• Ligam Voyages facebook.com/ligamvoyages • Appartement Espéraza ma-dome.nl • Le Couvent au-couvent.fr • La Manufacture Royale la-manufacture-royale.fr • Le Moulin in Trèbes (reservieren) lemoulindetrebes.com

• Le Jardin en Ville in Carcassonne (reservieren) lejardinenville.fr • Wijndomäne Rives-Blanques rives-blanques.com • Domaine Calmel & Joseph (Wein und Gîtes) domaine-calmel-joseph.com



Morvan

Bastion des stillen Glücks Kleine Erzeuger, unbekannte Weine, versteckte Hotels, charmante Dörfer. Die Tatsache, dass der Morvan in Burgund einst nicht mit der modernen Zeit mithalten konnte, wird zunehmend zu einem Vorteil. Sogar die Geisterdörfer erwachen wieder zum Leben. TEXT & FOTOS HANS AVONTUUR


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MORVAN

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ie staubige Straße endet im Hof von l'Huis Préau, im Morvan. Die Schwestern Lois und Rosa wuchsen dort auf, nachdem sich ihre niederländischen Eltern in den 1990er Jahren auf der Suche nach einem Ort mit mehr Freiheit niedergelassen hatten. Sie wollten ihren Kindern Raum zur Entfaltung geben, und die Gäste sollten hier kreative Wochen mit Workshops und Meisterklassen verbringen können. Obwohl der Aufbau der Enklave nicht immer einfach war, leben Lois und Rosa bis heute dort. „Dies ist unser Zuhause“, sagt Rosa, während Freunde ein- und ausgehen, um alle möglichen Arbeiten auf dem Anwesen zu erledigen. „Unsere Eltern wollten dieser hektischen Gesellschaft entfliehen und waren ihrer Zeit voraus. Eine solche Gegenbewegung kann man hier jetzt wirklich sehen. Während die Googles und Amazons immer größer

werden, suchen immer mehr Menschen nach einer kleineren Welt und einem wertvolleren Leben.“ Mit anderen zusammenarbeiten. Gleichgesinnte treffen. Raum für Inspiration. Rosa: „Zum Beispiel stammt fast das gesamte Bio-Gemüse, das wir für unsere Gäste verwenden, von den Nachbarn. So entsteht eine gegenseitige Bindung, die viel stärker, lustiger und nachhaltiger ist als die einseitige Abhängigkeit von Großunternehmen.“ Das ist genau das, was ich auch anderswo im Morvan schmecke. Die Region hatte den wirtschaftlichen Anschluss verpasst, als die Maßstabvergrößerung in der Landwirtschaft einsetzte. Die Kleinbauern konnten nicht mithalten. Der Morvan hat seine Rolle als Nahrungsproduzent von Paris verloren. Doch die ganze Misere hatte einen Vorteil: Der Wert des persönlichen Kontakts und der handwerklichen Produkte ist nie verschwunden. Während in l'Huis Préau die Vorbereitungen für die neue Saison in vollem Gange sind, fahre ich weiter durch eine einfache, unverfälschte Landschaft.


Morvan

Schmale Straßen schlängeln sich durch Wiesen, Wälder und kleine Dörfer, von denen einige noch die Narben schlechterer Zeiten tragen. Auf den Feldern liegen die Kühe im hohen, noch jungen Gras. Sie faulenzen im Sonnenschein und dem sanften Wind. Genau so sollte es sein.

Pilgerroute Meine Basis liegt in einem versteckten Tal zwischen den Städten Avallon und Vézelay: Le Moulin des Templiers, ein Gebäude aus dem 12. Jahrhundert, das einst den Kreuzrittern gehörte. Der Weg zu diesem vorübergehenden Zuhause ist wunderschön und führt in Wellen hinauf und hinunter. Jedes Mal, wenn sich der Asphalt hebt oder senkt, öffnet oder schließt sich die Welt. Ich fahre hinab und stehe auf einer Brücke aus glänzenden, von der Zeit glatt geschliffenen Steinen. Das alte Bauwerk überspannt das plätschernde Wasser des Cousin. Auf der anderen Seite des Baches liegt eine Abtei aus

dem 10. Jahrhundert. Mönche leben dort schon lange nicht mehr, aber die Atmosphäre ist immer noch himmlisch. Bei einem Spaziergang durch den Weiler, der um die Abtei herum gewachsen ist, stößt man immer wieder auf Spuren aus den glorreichen Zeiten der Abtei. Ein filigranes Tor, eine Bildhauerei im Stein an der Ecke eines Hauses, ein schöner Garten. Ich setze meinen Weg fort und erspähe die Stadt Vézelay, die sich über der Landschaft erhebt. Die Weinberge begleiten mich auf dem Weg dorthin. Das gilt auch für die Pilger, die auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela hier nächtigen, essen und die Basilika besichtigen. Im kompakten Ortskern sind sie leicht zu erkennen an ihren Rucksäcken, dem Stab und dem geübten Schritt. Jakobsmuscheln markieren ihren Weg. Doch man braucht kein Pilger zu sein, um diese schöne Stadt zu genießen. Wenn die Sonne scheint, färben sich die Sandsteinfassaden golden und selbst die › strengsten Gebäude scheinen zu lächeln. Ich

Eröffnungsseiten: Vézelay, die jüngste AOC-Weinregion Frankreichs. Entspannen bei l’Huis Préau. Links: Pionier Emiel Ebbing Töchtern Lois und Rosa. Unten: Domecy-sur-Cure hat eine besondere romanische Kirche.

Die Landschaft verkörpert perfekt den in sich gekehrten Charakter der Region, immer in menschlichem Maß.

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Morvan

Ich blicke ich auf ein Panorama von schier endlosen Hügeln. Sie dehnen sich in vollkommener Schönheit bis über den Horizont hinaus.

schlendere an einem Fotogeschäft aus einer anderen Zeit und an einem Trödelladen vorbei. Auf dem kleinen Platz vor der Basilika trinke ich im Schatten einen Kaffee und beobachte die Besucher, die im Heiligtum ein- und ausgehen. Es ist schön in Vézelay. Klein genug, um sich nicht zu verirren, groß genug, um herumzustreifen. An einer alten Fassade entdecke ich ein merkwürdiges Schild: „Während der Restaurierung der Basilika (18401860) spielte Viollet-le-Duc in Zeiten der Entspannung in diesem Gebäude Billard“. Eugène Viollet-le-Duc war ein berühmter Architekt, unter dessen Leitung die Zitadelle von Carcassonne und der Mont Saint-Michel, zwei Ikonen der französischen Geschichte, restauriert wurden.

Warm und persönlich Es sind wunderschöne Tage im Norden des Morvan. Frühstück und Abendessen am frischen Wasser des Baches, durch kleine Dörfer bummeln und die Ruhe genießen. Die Landschaft verkörpert perfekt den in sich gekehrten Charakter der Region. Nie besonders hoch oder tief, immer in menschlichem Maß. Und schön in ihrer Einfachheit. Man braucht

nicht immer einen Grand Canyon oder die Gorges du Verdon, um einen Moment des Glücks zu erleben. Am folgenden Tag blicke ich auf ein Panorama von Hügeln, die kein Ende zu nehmen scheinen. Sie dehnen sich in vollkommener Schönheit bis über den Horizont hinaus. „Das war einer der Gründe für uns, diesen 200 Jahre alten Bauernhof zu kaufen“, sagen Sophie und Matthieu Woillez, die sich vor einigen Jahren in dem Weiler Tharoiseau niedergelassen und ihr eigenes Weingut gegründet haben: Domaine la Croix Montjoie. Die Region um Vézelay war die jüngste, die das AOC-Gütesiegel für ihren Weißwein erhielt. Die Produzenten haben dies gemeinsam erreicht. „Unsere Region ist zu klein, um als Winzer gegeneinander zu konkurrieren, also arbeiten wir zusammen“, sagt Matthieu. „Diese AOC fühlt sich wie eine große Anerkennung für die Pioniere an, die anfangs für verrückt gehalten wurden“. Mit 70 Hektar ist der Vézelay ein kleines Weinbaugebiet. Bei den Nachbarn im Chablis zum Beispiel sind es 5.800. Aber gerade der kleine Maßstab macht diese Region warm und persönlich. Nicht nur beim Wein, sondern auch in der gesamten Landwirtschaft.

Familienschloss Mir gefällt die Philosophie des kleinen Maßstabs und des neuen Gemeinschaftsgeists. Es ist eine Art Wiederentdeckung alter Werte. Eine Gesellschaft, in der die Menschen füreinander da sind, als Gegenstück zu flüchtigen digitalen Freundschaften. Auffallend ist dabei, dass die handwerklichen Produkte, innerhalb der Grenzen des Parc Naturel Régional du Morvan durch zeitgemäßes Marketing und eine echte Marke - Valeurs Parc - ihren Weg zum Kunden finden. Von Schnecken bis Ziegenkäse, von Honig bis Forelle. Ich fahre quer durch die Region nach Süden. Die Reise besteht aus einfacher und ehrlicher Unterhaltung: Eine Tasse Kaffee mit einem Croissant auf einem Dorfplatz, ein Blick in eine Kapelle am Straßenrand, eine Runde um einen der schönen Seen im Herzen des Morvan und ein Aufstieg zu einem Aussichtspunkt. Auch wenn die Bewohner es wahrscheinlich anders sehen, liegt die Schönheit manchmal im Verfall. ›

Vézelay, reizvoller Rastplatz auf der Pilgerroute nach Santiago de Compostela.

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Unten: Das Château de Mènessaire . Rechts: Saulieu war einst ein bekanntes Etappenziel an der Route Nationale 6.

Eine Fassade, an der die Werbung für die Boulangerie noch vage auf dem Putz zu erkennen ist. Das Skelett einer Hotelveranda, die einst zwei Seen überblickte. Ich besuche auch das Schloss des Festungsbauers Vauban, der berühmteste Sohn der Region. Einer seiner Nachkommen führt mich umher: Amaury de Sigalas. Stolz zeigt er mir die Räume und spricht leidenschaftlich über seinen Vorfahren und das Schloss, das sich noch immer im Besitz der Familie befindet. „Vauban kaufte es mit dem Geld, das er nach der Eroberung von Maastricht vom König erhielt“, sagt er. Jetzt, wo ich tiefer im Süden bin, sehe ich, dass die Hügel höher und die Täler tiefer werden. An den Flanken weichen die Felder und Wiesen zunehmend dichten Wäldern. Die Straßen steigen nun stärker an, und Schilder mit Namen und Höhenangaben markieren die Gipfel der Bergpässe. Mit 901 Metern ist der Haut-Folin der höchste Gipfel der Region. Auf den Schultern des Mont Beuvray liegen die Überreste der gallischen Stadt Bibracte, der Hauptattraktion der Region. Einst lebten hier 10.000 Menschen und es war eine der letzten Bastionen des Widerstands gegen die Römer. Als die Region unter römischer Herrschaft kam, wurde das Hauptquartier in die

Der Morvan verzaubert mit seiner authentischen Schönheit, Seen, versteckten Tälern und schönen Dörfern ohne trendigen Putz

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günstiger gelegene Stadt Autun verlegt, die auch heute noch einen Besuch wert ist. Unter anderem erinnern ein Turm und einige Stadttore an die Römerzeit. Aber die Altstadt ist wunderbar französisch, mit engen Gassen, schönen Plätzen und einer Kathedrale mit ihrem berühmten Tympanon (Giebelfeld), dem geschnitzten Relief über dem großen Eingangstor. Auf der einen Seite der Innenstadt sind auch noch die alten Stadtmauern vollständig erhalten.

Ganz sich selbst treu geblieben Im schwachen Abendlicht fahre ich aus der Stadt hinaus durch die sanfte Hügellandschaft zu meiner Unterkunft in Chissey-en-Morvan. Auf dem letzten Stück sind die Felder und Wiesen wieder aufgetaucht. Die Fahrt endet auf der Veranda von Helena Snow, einer Amerikanerin, die hier kürzlich eine alte Villa gekauft und ein B&B eröffnet hat. Der Himmel färbt sich orange und rosa, während wir den Tag mit Sekt aus dem Burgund und frischen Snacks feiern. Ein paar Reisende gesellen sich zu uns. Wir reden, diskutieren, und lachen vor allem viel. So unterhaltsam das Gespräch auch ist, es geht ein wenig an mir vorbei. Die Reise durch den Morvan erfüllt meine Gedanken. Ich denke an die Landschaft, die mich, ohne spektakulär zu sein, verzaubert hat mit ihrer authentischen Schönheit, ihren Seen, versteckten Tälern und schönen Dörfern, die sich nicht in trendigen Modernitäten verloren haben, sondern sich selbst treu geblieben sind. Helenas Stimme unterbricht mein wohliges Nachsinnen: „À table!“•


Morvan

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Tipps & Adressen Anreise Der TGV fährt bis Montbard. Von dort aus gibt es Regionalverkehr nach Avallon. Le Parc naturel régional du Morvan Gegründet 1970 und gut für 300 geschützte Arten von Blumen und Pflanzen. Mehr als 67.000 Menschen leben innerhalb der Grenzen des Naturparks in überwiegend kleinen Dörfern. Das Besucherzentrum in Saint-Brisson hält Informationen bereit.

Schlafen

einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant. lugny.fr Hôtel Les Ursulines (Autun) Die Lage! Dieses ehemalige Kloster ist nur einen Steinwurf von der Kathedrale von Autun entfernt. Sie können direkt von Ihrem Zimmer aus dorthin gehen. Suchen Sie sich morgens, bei einer Tasse Kaffee und einem Croissant einen netten Platz im Hofgarten mit Blick auf die Stadt und ihre Umgebung. groupedotel.com

Le Moulin des Templiers (Pontaubert) Renovierte Wassermühle aus der Zeit der Kreuzzüge. Bei gutem Wetter, können Sie auf der Terrasse am Fluss essen. Eine warmherzige und einladende Adresse mit einem modernen Spa. Kosten Sie unbedingt Erics Wein! hotel-moulin-des-templiers.com

La Maison de Mamie en Morvan (Chissey-en-Morvan) Fünf gemütliche Zimmer in einer alten Dorfvilla. Jedes Zimmer ist liebevoll eingerichtet. Die Gastgeberin Helena Snow kümmert sich gut um ihre Gäste, die den Swimmingpool im Garten nutzen dürfen. lamaisondemamie-morvan.fr

Château de Vault-de-Lugny (Vault-de-Lugny) Wunderschönes Schloss zwischen Avallon und Vézelay. Hier schläft man in Schlosszimmern und isst in einem mit

l’Huis Préau (Châtin) In diesem charmanten

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Bohème-Anwesen der Niederländer Lois und Rosa dreht sich alles um Raum und Freiheit. Die Gäste können an zahlreichen Kursen und Workshops teilnehmen, wie Tango, Yoga, Gesang und liebevolle Teamführung. preau.nl

Essen & Trinken

Lieu-dit Vin (Autun) Am Fuße der Kathedrale von Autun können Sie die besten Weine des Burgunds verkosten, begleitet von regionalen Gerichten des Küchenchefs Alban. Probieren Sie z. B. die Forelle, die nur einen Steinwurf von der Stadt entfernt nachhaltig gezüchtet wird. La Côte d’Or (Saulieu) Legendäres Restaurant an der Route Nationale 6, die früher zusammen mit der RN7 die Urlauber an die Côte d'Azur führte. Von 1935 bis 1964 hatte es drei Michelin-Sterne. Auf ihrem Weg in den Süden machten die Reichen und Schönen dort Halt. Nach ihrem Niedergang durch den Bau der Autobahn hat der junge Chefkoch Bernard Loiseau das Restaurant wieder aufleben lassen und besorgte ihm erneut drei Michelin-Sterne. Trotz großen

Leids - Loiseau beging 2003 Suizid - ist es unter der Leitung seiner Frau und seiner Tochter eine Top-Adresse mit hohem Ansehen geblieben, jetzt wieder mit zwei Sternen. bernard-loiseau.fr Bar à Vin, Domaine La Croix Montjoie (Tharoiseau) Die Bar des Weinguts ist nur in den schönsten Monaten des Jahres geöffnet. Was für ein Traumort. Ein Glas in der Hand, ein Teller mit Käse oder Wurstwaren aus der Region in der Hand und dann auf die sanften Hügel des Morvan blicken. lacroixmontjoie.com Le Bistrot du Parc (Saint-Brisson) Probieren Sie die Produkte, die auf traditionelle Weise innerhalb der Grenzen des Naturparks hergestellt werden und das Label „Valeurs Parc en Morvan“ tragen. Von Ziegenkäse bis zu Honig und Fruchtsaft. Es gibt auch einfache Mittagsgerichte. lebistrotduparc-morvan.fr

Information

• morvansommetsetgrandslacs.com • tourisme.parcdumorvan.org • bourgogne-tourisme.com



Une belle histoire

Was wäre Frankreich ohne die Liebe? Frankreich Magazin porträtiert die berühmtesten Liebespaare der Geschichte. In dieser Ausgabe: Marie Antoinette & Ludwig XVI.

Marie An�oine��e & Ludwig XVI. Liebe spross auf dem Boden der Tragödie

Als sie 1770 heiraten, sind der französische Thronfolger Ludwig XVI. und die österreichische Prinzessin Marie Antoinette noch Teenager. Doch aus der Kinderehe sollte wahre Liebe werden. TEXT CHANTAL VAN WEES BILDER SHUTTERSTOCK, IMAGESELECT

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ls der französische Thronfolger Ludwig XVI. am 16. Mai 1770 die österreichische Prinzes­ sin Marie Antoinette heiratet, ist er 16 und sie erst zarte 14 Jahre alt. Zwei Tage vor der Hochzeit treffen sie sich zum ersten Mal. Der erste Eindruck: Er findet sie hübsch genug, bemerkt aber, dass sie noch völlig flach ist. Sie findet ihn bescheiden und zurückhaltend. Zumindest der junge Ludwig XVI. ist das auf jeden Fall. Er war nie dazu bestimmt, König zu sein. Wären seine beiden älteren Brüder nicht gestorben, das Königtum wäre an ihm vorbeigegangen. Marie Antoinette wächst privilegiert am habsburgischen Hof in Wien in großem Reichtum auf. Damals ist Österreich ein mächtiges Reich, das einen großen Teil Mitteleuropas umfasst. Ihre Mutter Maria Theresia ist Kaiserin und für ihren eisernen Willen bekannt: „Ich würde meine eigenen Armeen auf dem Schlachtfeld anführen, wenn ich nicht ständig schwanger wäre.“ Sie hat 16 Kinder, Marie Antoinette ist Nummer 15. Die Kaiserin nutzt ihre Töchter bei ihren Verhandlungen mit anderen Mächten, indem sie diese mit führenden Politikern Europas verheiratet. „Sie sind zum Dienen geboren“, sagt sie. Um Frankreich für sich zu gewinnen, verlangt sie, dass Marie Antoinette den französischen Thronfolger heiratet. Während der Zeremonie in der königlichen Kapelle von Versailles sehen die Gäste, wie seine Hände zittern, als er ihr den Ring an den Finger steckt. Ludwig ist ganz und gar nicht der charmante Prinz, den sie erwartet. Ein Junge, der nichts über Frauen weiß. Die

Vorstellung, dass er sie anrühren soll, macht ihm Angst. Und je charmanter sie sich verhält, desto unsicherer wird er. Am Abend, nach dem Hoch­ zeitsbankett, werden die beiden Teenager vom König selbst in die Hochzeitssuite gebracht, gefolgt von einer kleinen Heerschar von Dienern.

Fantasiewelt Königlicher Sex ist damals eine öffentliche Angelegenheit, da das monarchistische System darauf beruht, Nachkommen zu zeugen, die Dynastie fortzuführen und so die politische Stabilität zu erhalten. Das Gericht hat ein Recht darauf zu erfahren, was in der Hochzeitsnacht unter der Decke passiert. Das Bett wird gesegnet, der König übergibt das königliche Nachthemd an seinen Enkel, die Braut bekommt ihres. Die Kinder legen sich nebeneinander ins Bett, der König küsst sie beide, › der Hofstaat zieht sich zurück. Das Paar ist allein.

Links: Marie Antoinette und Ludwig XVI. mit Madame Lambale im Tuileriengarten (Gemälde von Joseph Caraud). Unten: Blick auf die Gärten von Versailles; Porträt von Marie Antoinette, Gemälde von Élisabeth Vigée-Le Brun.

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Im Schlafzimmer bleibt es still. Und ganz Versailles redet darüber

Sie kennen sich nicht und sind in Panik, sie wissen nicht, was sie tun sollen. Am nächsten Morgen schaut Marie Antoinette aus dem Fenster und bewundert die Schönheit von Versailles. Sie ist in einer Art Fantasiewelt gelandet, abgeschnitten von Frankreich selbst. Sie hat keine Ahnung von der Ungleichheit und der Armut, die das Leben in Frankreich seit Jahrhunderten bestimmen. Ihre Aufgabe ist es, ein Kind zu gebären. Aber im Schlafzimmer bleibt es still. Und ganz Versailles redet darüber. „Nichts“, schreibt Ludwig in sein Tage­ buch, „nichts geschah in dieser Nacht oder in der Nacht danach. Oder danach.“ Der König wird gewarnt, aber es beunruhigt ihn nicht. „Er solle in Ruhe gelassen werden“, sagt er. Maria Theresia, die ebenfalls Bescheid weiß, überhäuft ihre Tochter mit Ratschlägen: „Ich kann nicht oft genug sagen: Ärgern Sie sich nicht darüber. Streicheln Sie ihn, umarmen Sie ihn, aber ohne Zwang. Das würde alles verderben.“

Spielschulden Ludwig ist in allem das Gegenteil seiner Frau: bedachtsam, zurückhaltend, unsicher. Marie Antoinette ist emotional, liebenswürdig und entscheidungsfreudig. Er liebt es zu lesen, sie schlägt selten ein Buch auf. Er liebt die Jagd, ist aber ansonsten wenig majestätisch und ohne jede Autorität. „Er hat nichts Königliches an sich“, schreibt eine Dame des Hofes. „Er sieht aus wie ein Bauer hinter seinem Pflug. Alle sehen nur sie an. Sie ist die Anmut selbst.“ Ludwig ist ein Tagmensch, er geht früh zu Bett und steht früh auf. Marie Antoinette liebt die Nacht. Während er schläft, feiert sie in Paris: Oper, Theater, große Bälle. Sie spielt, bis riesige Glücksspielschulden entstehen, die der brave Ludwig stillschweigend begleicht. Sie gibt Unmengen Geld für luxuriöse Kleider aus und trägt ihr Haar bis zu einem Meter hoch, geschmückt mit Federn und Bändern, ganz im Stil der Zeit. Sie ist ein Kind mit einer Kreditkarte ohne Limit. „Ich habe schreckliche Angst, mich zu langweilen“, schreibt sie in ihr Tagebuch. „Ich brauche ein wenig Ablenkung. Und das finde ich nur in der Unter­ haltung“. Ihre Lage als verheiratete Frau macht sie unruhig, gesteht sie einer Vertrauten. Aber ihr Verhalten ist wohl auch ein Ausgleich für die fehlen­ de Leidenschaft zwischen ihr und Ludwig. Erst im siebten Jahr ihrer Ehe, als der alte König ver­ storben ist und sie längst König und Königin von Frankreich geworden sind, gelingt es ihnen, die Ehe zu vollziehen. Was Ludwig im Bett auf einmal

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Une belle histoire

erfolgreich macht, weiß niemand. Marie Antoinette ist begeistert. Sie schreibt an ihre Mutter: „Mama! Ich bin überglücklich! Seit acht Tagen ist meine Ehe nun vollzogen. Ich bin noch nicht schwanger, aber ich habe Hoffnung!“ Sechzehn Monate später feiert Frankreich, obwohl es ein Mädchen ist: Es gibt kostenlose Wurst und Brot für die Armen, die öffentlichen Trinkbrunnen werden mit Wein gefüllt. Es folgen drei weitere Kinder: zwei Jungen und ein Mädchen. Die Mutterschaft und wahrscheinlich auch der Tod ihrer Mutter im Jahr 1780 verändern Marie Antoinette. Sie zieht sich aus dem Palast­ leben zurück, gibt das Pariser Nachtleben auf und wandelt eine Sommervilla auf dem riesigen Versailler Anwesen in einen Minipalast um, in dem sie sich ganz ihren Kindern widmet. „Hier kann ich ich selbst sein, nicht die Königin“. Zurück zur Natur ist der neue Trend, und Marie Antoinette macht mit: Sie lässt Teiche ausheben, in denen Fische ausgesetzt werden, malerische Flüsse anlegen und

sogar einen Bauerndorf mit Kühen, Käserei und Schafen errichten. Sie tauscht ihre Reifröcke gegen Musselinkleider und trägt breitkrempige Strohhüte. Sie fischt, pflückt Blumen und spielt in Laien­ theaterstücken, wobei sie die Rollen des Hirten und des Milchmädchens bevorzugt. Ludwig, schon immer ein Naturfreund, liebt das Leben in der Villa. Endlich haben sie einen gemeinsamen Nenner gefunden. Aber er kann nur kommen, wenn sie ihn einlädt, denn sie hat einen heimlichen Verehrer: Graf von Fersen, Botschafter des schwedischen Königs. Er ist das Gegenteil von Ludwig: groß, gut aussehend, wie der Held auf dem Cover eines Schlossromans. Und sie ist unheimlich verliebt in ihn. Vielleicht hat die Tatsache, dass Ludwig nach der Geburt ihrer Kinder sein Sexleben aufgibt, etwas mit ihrem Verlangen nach einem anderen zu tun. Es wurde jedoch nie ein Beweis dafür gefunden, dass sie ein Liebespaar waren. Doch da sie zurückgezogen vom Hof leben, kursieren bald ›

Links: Porträt van Louis XVI von Joseph-Siffred Duplessis; die Gärten van Marie Antoinette. Unten: ihr Zimmer im Palast von Versailles.

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Rechts: Denkmal von Marie Antoinette und Ludwig XVI. in der Basilika von Saint Denis. Unten: Louis XVI. und seine Familie werden in Varennes verhaftet. (Gemälde von Thomas Falcon Marshall).

Gerüchte: über sexuelle Ausschweifungen und darüber, dass sie keine gute Mutter oder Ehefrau sei. Sie ist nach wie vor Österreicherin, also in den Augen der Franzosen falsch, und ihre Prasserei machen sie unbeliebt. In Frankreich herrschen Spannungen, Menschen hungern.

Liebe in Zeiten des Chaos Ludwig kann den Armen nicht helfen. Das Land ist bereits hoch verschuldet, und er plündert die Staatskasse weiter, indem er die amerikanische Revolution unterstützt, um England zu schwächen. Aber vor allem seine Gemahlin bekommt die Schuld. Ihre Prunksucht wird als Ursache für die Krise angesehen. Mit dem Geld, das sie für den Aufbau des falschen Bauernhofs verwendet, hätte sie auch echten Bauern helfen können, die hungern, sagen sogar Mitglieder des Hofes. Aber sie kümmert sich nicht darum, was von ihr als Königin erwartet wird. Als das Volk die absolute Macht des Königs abschaffen will und eine konstitutionelle Monarchie fordert, findet man Ludwig jeden Morgen weinend in den Gemächern seiner Frau. Marie Antoinette versteht, dass sie nun die Starke in der Beziehung sein muss. Sie nimmt an seinen Ratssitzungen teil und studiert die Wirtschaft und die Reformen. Aber sie hat keine Ahnung von Politik oder französischer Geschichte und macht die

Mit Hilfe ihres ehemaligen Verehrers gelingt Marie Antoinette die Flucht

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Situation nur noch schlimmer. Als 1792 die Französische Revolution ausbricht, will sie nach Österreich fliehen, aber Ludwig weigert sich und sie bleibt an seiner Seite. Innerhalb weniger Wochen stürzt das Land in reines Chaos. Die Aristokraten verlieren ihre Privilegien, es gibt Unruhen, die Presse gewinnt an Freiheit, die Menschenrechte werden proklamiert. Das Königspaar ist in Paris inhaftiert. Je schwächer Ludwig wird, desto härter wird Marie Antoinette. Mit Hilfe ihres ehemaligen Verehrers, Graf von Fersen, gelingt ihr die Flucht. Nur wenige Kilometer vor der österreichischen Grenze werden sie erkannt. Das weltfremde Königspaar hatte nicht damit gerechnet, dass eine nagelneue Kutsche mit Kisten voller Ludwigs Lieblingswein auffallen würde. Sie werden erneut inhaftiert und dieses Mal besser bewacht. Vielleicht liegt es daran, dass sie erkennen, dass das Ende in Sicht ist, aber es ist diese letzte gemeinsame Zeit, in der Ludwig und Marie Antoinette zueinander finden. Er drückt seinen Stolz und seine Bewunderung für sie aus, sie sagt über ihn: „Er hat Angst, Befehle zu erteilen, aber er ist kein Feigling, er hat passiven Mut.“ Fast wie ein bürgerliches Paar genießen sie einander und ihre Familie. Gemeinsam unterrichten sie ihre Kinder, wenn sie ins Freie dürfen, spielen sie Ball, und abends spielen die beiden Billard. Bis Ludwig am 21. Januar 1793 durch die Guillotine hingerichtet wird. In seinem Testament schreibt Ludwig: „Ich bitte meine Frau, mir zu verzeihen. All die teuflischen Dinge, die sie für mich erleiden musste. Und den Kummer, den ich ihr während unserer Ehe bereitet haben mag.“ Marie Antoinette erwartet am 16. Oktober das selbe Schicksal. Ein grausames Ende einer zwanzigjährigen Ehe, in der sie kurz vor dem Ende doch noch Liebe zueinander fanden.



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Charcuterie vom eigenen Herd „Charcuterie zu Hause herzustellen, ist nicht schwer. Um das zu beweisen, haben wir dieses Buch geschrieben“, sagen die renommierten Metzger Gille und Nicolas aus Paris. Sie zeigen traditionelle Rezepte aus der bäuerlichen Landküche Frankreichs, bieten aber auch leichtere Kreationen mit mehr Gemüse. Eines ist den Rezepten gemein: Sie gelingen auch am heimischen Herd ohne Spezialausrüstung.

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Rezepte

TOURTES

Schinken & Käse ZUBEREITUNG 45 Minuten GARZEIT 30 Minuten RUHEZEIT 30 Minuten

Für 6 Personen ZUTATEN 500 ml Milch 50 g Butter 50 g Mehl 1 TL Salz 2 Prisen Pfeffer aus der Mühle 500 g Blätterteig 6 mittelgroße Scheiben Kochschinken 150 g geriebener Emmentaler 2 Eier Die Milch in einen Topf geben, zum Kochen bringen und sofort vom Herd nehmen. Die Butter in einem zweiten Topf zerlassen. Das Mehl unter ständigem Rühren einrieseln lassen und anschwitzen. Die heiße Milch nach und nach dazugießen, das Salz und den Pfeffer dazugeben und weiter rühren, bis eine cremige Béchamelsauce entstanden ist. Für 30 Minuten in den Kühlschrank stellen. Den Backofen auf 180 °C Umluft vorheizen. Aus dem Blätterteig für Boden und Deckel der Pastete zwei Kreise ausrollen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und einen Teigkreis auf das Blech legen. Eine Scheibe Schinken auf die Teigmitte legen, dabei rundherum einen mindestens 2 cm breiten Rand frei lassen. Den Schinken mit Béchamelsauce bedecken und mit Emmentaler bestreuen. Den Vorgang in der Reihenfolge Schinken, Béchamelsauce, Emmentaler wiederholen, bis alle Zutaten aufgebraucht sind. Die Eier in einer Schale verquirlen. Den freigelassenen Teigrand rundherum etwa 2 cm

breit mit verquirltem Ei bepinseln. Die Füllung mit dem zweiten Teigkreis abdecken. Den Teig um die Füllung herum leicht andrücken, sodass er deren Form annimmt. Die beiden Teigplatten durch leichten Druck auf den mit Ei bestrichenen Rand miteinander verbinden. Überschüssigen Teig bis auf etwa 2 cm zurückschneiden. Zum Schluss die Teigkanten versiegeln. Die Tourte mit dem restlichen verquirlten Ei bestreichen und mit einem dekorativen Muster versehen. Im vorgeheizten Ofen 30 Minuten backen. Herausnehmen und gleich servieren.

Gilles und Nicolas Vérot, die Autoren des Kochbuchs, sind Vater und Sohn. Sie sind beide Metzger und Inhaber des renommierten Maison Vérot in Paris, einem Familienbetrieb von 1930.

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SÜLZE

Kaninchen ZUBEREITUNG 1 Stunde 45 Minuten GARZEIT 2 Stunden 30 Minuten RUHEZEIT 1 Nacht Für 5 Personen ZUTATEN 1 Bund glatte Petersilie 2 Knoblauchzehen 1 Zwiebel 3 TL Salz 3 Prisen Pfeffer aus der Mühle 2 mittelgroße Karotten 1 mittelgroße Zucchini 1,2 kg Kaninchenkeulen 50 g Blattgelatine In einem Topf 2 ½ l Wasser zum Kochen bringen. Zwei Drittel der Petersilienstängel, den Knoblauch und die grob gehackte Zwiebel hineingeben, das Salz und den Pfeffer hinzufügen und alles 30 Minuten sanft köcheln lassen. Die Karotten schälen, von der Zucchini das obere und untere Ende abschneiden. Die restlichen Petersilienblätter fein hacken. Nach Ablauf der 30 Minuten die Karotten, die Zucchini und die Kaninchenkeulen in das siedende Wasser geben und gar ziehen lassen, dabei darauf achten, dass alle Zutaten vollständig von Flüssigkeit bedeckt sind. Die Garzeit für die Kaninchenkeulen beträgt etwa 2 Stunden, Karotten und Zucchini sind schneller gar. Gelegentlich eine Garprobe machen und herausnehmen, was sich mit einer Gabel widerstandslos einstechen lässt. Fleisch und Gemüse bei Raumtemperatur abkühlen lassen. Die Gelatineblätter in einem Gefäß mit kaltem Wasser einweichen. Von dem Garsud 500 ml abseihen und zum Kochen bringen. Probieren und nachwürzen, falls nötig.

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Die Gelatineblätter aus dem Wasser nehmen, in die heiße Brühe geben und darin auflösen. Das Kaninchenfleisch von den Knochen lösen und mit den Händen in Stücke zupfen. Die Karotte der Länge nach vierteln, die Zucchini achteln. Die gehackte Petersilie unter die Brühe rühren. Eine Kasten- oder Terrinenform zu einem Drittel mit Kaninchenfleisch füllen und mit Brühe knapp bedecken. Die Hälfte der Karotten- und Zucchinistreifen abwechselnd in Längsrichtung darauf anordnen. Eine weitere Schicht Fleisch einfüllen und wieder knapp mit Brühe bedecken. Den Vorgang wiederholen, dabei die Gemüse in umgekehrter Reihenfolge einschichten. Mit einer Schicht Fleisch abschließen und mit Brühe knapp bedecken. Die Sülze 30 Minuten bei Raumtemperatur ruhen lassen, anschließend mit Frischhaltefolie abdecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Vor dem Servieren aus der Form stürzen.


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Rezepte

PASTETEN

Grossmutter-Art ZUBEREITUNG 90 Minuten GARZEIT 90 Minuten RUHEZEIT 1 Nacht Für 6 PERSONEN ZUTATEN 650 g Schweinebauch wie gewachsen (500 g netto) 350 g Geflügelleber 50 g Weißbrot 6 Stängel glatte Petersilie 2 Schalotten (50 g) 100 g flüssige süße Sahne 3 gestrichene TL Salz 4 Prisen Pfeffer aus der Mühle 2 Eier

Aus dem Schweinebauch falls nötig die Knochen auslösen. Die Schwarte abschneiden, die darunterliegende Fettschicht aber nicht entfernen. Den Schweinebauch, die Geflügelleber und das Brot separat in 7 mm große Würfel schneiden. Die Petersilienblätter und die Schalotten fein hacken. Die Sahne in einen Topf gießen, das Brot zugeben und bei mittlerer Temperatur 5 Minuten ziehen lassen. Die Petersilie und die Schalotten hinzufügen und weitere 2 Minuten köcheln lassen. Die Schweinebauchwürfel in eine Schüssel (oder in die Küchenmaschine mit Flachrührereinsatz) geben, mit dem Salz und dem Pfeffer bestreuen und mit der Hand (oder auf niedriger Stufe in der Maschine) bearbeiten. Die Eier in die Schüssel geben und alles gründlich zu einer homogenen Masse verarbeiten. Die Leber und die Sahne-BrotPetersilien-Schalotten-Mischung hinzufügen und die Masse 5 Minuten kräftig mit der Hand durchkneten (oder auf niedriger Stufe in der Küchenmaschine bearbeiten). Die Masse in eine ofenfeste Form füllen und gut festdrücken. Die Form in den kalten Backofen schieben, die Temperatur auf 160 °C Umluft einstellen und die Pastete 90 Minuten garen. Falls nötig, den Rand der Form mit Küchenpapier abwischen, solange sie noch heiß ist. Die Pastete bei Raumtemperatur 60 Minuten ruhen lassen, dann über Nacht in den Kühlschrank stellen. 30 Minuten vor dem Servieren herausnehmen. Reste im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von 4 Tagen verbrauchen.

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Bratwurst & Frikadellen ZUBEREITUNG 45 Minuten 5 Personen

ZUTATEN 600 g Schweinebauch wie gewachsen (450 g netto) 450 g Schweinenacken 3 TL Salz 4 Prisen Pfeffer aus der Mühle Fett zum Braten Aus dem Schweinebauch falls nötig die Knochen auslösen. Die Schwarte abschneiden, die darunterliegende Fettschicht aber nicht entfernen. Den Schweinebauch in etwa 7 mm große Würfel schneiden. Den Schweinenacken ebenfalls in etwa 7 mm große Würfel schneiden. Die Schweinebauchwürfel in eine Schüssel (oder in die Küchenmaschine mit Flachrührereinsatz) geben, mit dem Salz und dem Pfeffer bestreuen und mit der Hand (oder auf niedriger Stufe in der Maschine) bearbeiten. Den gewürfelten Schweinenacken hinzufügen. Die Masse 5 Minuten kräftig mit der Hand durchkneten (oder auf niedriger Stufe in der Küchenmaschine bearbeiten). Die Masse zu Würsten oder zu Frikadellen weiterverarbeiten. Im Backofen garen oder in der Pfanne braten und heiß servieren. Terrinen, Rillettes, Pasteten & Wurst, Verlag Christian München € 39,99

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Wärme der Provence In der wilden, warmen und felsigen Provence schaffen die schimmernden Farben der Natur eine besondere Harmonie, die schon viele impressionistische Künstler inspiriert hat. Die schönen Farben der Blüten spiegeln sich in den Aromen des köstlichen Tees wider, die Sommelier und Teeliebhaberin Wendy Gaurié vertreibt. Darunter Sorten wie Vert Provence, Rouge Provence und Thé des Impressionistes. Dieser grüne Tee mit milden Kräutern und weißen Blüten enthält Malve, die heilend bei Erkältungen und Halsschmerzen wirkt. Aber vorsicht, es gibt in diesem schönen onlineTeeladen auch viele andere Leckereien aus La France! exclusivithee.nl

MITTELMEER-AUSTERN

Das Fischerdörfchen Leucate versprüht Authentizität mit den kleinen Hütten, Fischernetzen und Bergen von Austernschalen. Christoph vom Maison Allary tüftelte dort an der Austernzucht und erzählt Ihnen gerne vor Ort davon. Seine Caramoun-Austern gedeihen in Tischkultur, wozu es Tiden braucht. Da das Mittelmeer und der Mond nicht so kommunikativ sind, sprich Ebbe und Flut gering ausfallen, zieht er die Austerntische mittels Befehl auf dem Smartphone aus dem Wasser, um die Ebbe vorzutäuschen. Die Caramoun-Auster weist festeres Fleisch auf und ist intensiver im Geschmack.

huitre-allary.com

Bon appétit Oh, là là Gaumenfreuden! Tipps, Neuigkeiten und Wissenswertes aus der französischen Küchenwelt

© kerstin_hier, Kerstin Schliemann

VON ANNEKE WARDENBACH

ZWIEBELLIEBE

Cité de la Gastronomie Das Burgund steht für große Weine, das Bresse-Huhn, Senf, fruchtigen Cassis und grandiose Märkte. Damit nimmt die Region sogar im kulinarisch verwöhnten Frankreich eine Sonderstellung ein. Burgunds Hauptstadt Dijon würdigt die Genussfreude künftig mit einem eigenen Stadtviertel: Ab April 2022 eröffnet auf dem 70.000 m² großen Gelände eines ehemaligen Krankenhauses die Cité de la Gastronomie mit Feinkostgeschäften, Verkostungen, Workshops, Restaurants und einen außergewöhnlichen Weinkeller. Das Areal mit historischen und zeitgenössischen Gebäuden liegt vor den Toren der Altstadt am Startpunkt der „Route des Grands Crus“.

Marina und Richard von der Gourmet-Marke aix&terra stellen ihre Produkte auf traditionelle Art her in ihrer Manufaktur in Mirmande (Drôme). Bei dieser Kreation werden die Zwiebeln fein geschnitten, erhitzt und bei großer Hitze mit Zucker und gesalzener Butter vermengt, damit der Karamell

sie umhüllt, bevor sie mit Balsamico-Essig abgelöscht werden. Köstlich als Zutat zu einer herzhaften Tarte oder zu einer Käseplatte. Kein Wunder, dass diese Köstlichkeit ihren Weg in das exquisite Conceptstore von Audette gefunden hat. Zwiebelconfit m. gesalzenem Butterkaramell, €24,40. audette.de

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CASSIS & LA CIOTAT

Kleinode an mächtigen Klippen Auf beiden Seiten der höchsten Klippen Frankreichs buhlen die Fischerstädchen Cassis und La Ciotat um die Gunst der Gäste. Dabei ist die gesamte Küste westlich von Marseille umwerfend schroff, schön und geheimnisvoll, ob zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Kajak. TEXT PAUL SMIT FOTOS PAUL SMIT & MICK PALARCZYK

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CASSIS & LA CIOTAT

B

eide Städtchen bieten ein Bild von atemberaubender Schönheit: je ein Hafen mit bunten, liebevoll gepflegten Fischerbooten, umgeben von Restaurants und Cafés. Cassis ist bekannter, La Ciotat mutet etwas authentischer an. Cassis rühmt sich zu Recht seiner Calanques, jener fjordartigen Buchten aus weißem Kalkstein, die direkt hinter dem Dorf beginnen, eine beeindruckende Kulisse der Natur, die sich bis nach Marseille erstreckt. Aber La Ciotat hat auch etwas Besonderes: nach Osten, Richtung Toulon, besteht die Küste aus rostbraunem Poudingue, Puddingstein; in den Felsen sind unzählige Kieselsteine „verschmolzen“, wie Schokostückchen in einem Pudding. Diese Landschaften mit versteckten Stränden sind fast noch grandioser als die Calanques. Zwischen den beiden Dörfern erheben sich die höchsten Klippen Frankreichs, die Falaises Soubeyranes, von denen Cap Canaille am weitesten ins Meer hinein ragt.

Verborgener Fluss Wir starten in Cassis mit dem hier üblichen Morgenritual: einem Cappuccino auf der Terrasse des Café „Monsieur Brun“ mit Blick auf den Yachthafen. Dann schlendern wir zum Plage de la Grande Mer, dem Dorfstrand, wo wir Kajaks mieten. Sonia, eine gute Freundin aus Nizza, wollte

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schon immer einmal Seekajak fahren, denn entspannter als im Kajak lässt sich die Küste kaum erkunden. Das ruhige Wetter heute ist unsere Chance auf diesen besonderen Perspektivwechsel. Als wir die erste Calanque erreichen, ruft Sonia überrascht: „Ich werde zur Seite geschoben!“ Ich hatte sie mit dem Kajak in der Nähe des Kalksteinufers bewusst vor mir her paddeln lassen, da ich weiß, dass hier in der Nähe des Ausgangs der Calanque de Port-Miou ein unterirdischer Fluss mündet. Ich war gespannt, ob sie ohne Vorwissen etwas von der Strömung bemerken würde. Arme Sonia, jetzt denkt sie, ihr schlankes Boot wird von einem Walrücken oder einer Haifischschnauze zur Seite gedrückt. Ich fahre jetzt selbst in die Strömung hinein; sie ist so stark, als wären wir auf einem Fluss. Kein Wunder: In acht Metern Tiefe drängt ein Wasserstrom mit der gleichen Menge pro Sekunde wie die Siagne bei Grasse ins Meer, nach


Cassis & La Ciotat

schweren Regenfällen sogar noch stärker. Dieses Süßwasser schwimmt dann auf dem dichteren, salzigen Meerwasser an der Oberfläche und bildet so wirklich einen Fluss im Meer. Wir paddeln gemächlich weiter auf dem Weg zur Calanque d'En-Vau, ohne Zweifel die schönste Calanque von Cassis. Sie ist tief eingeschnitten zwischen senkrechten Wänden, die immer höher aufsteigen, je mehr wir uns dem Strand nähern. Der ist noch nahezu menschenleer, denn nur ein langer Fußweg führt dorthin. Mit dem Kajak kommen wir schneller ans Ziel und so machen wir eine Pause an einem der schönsten Strände der Provence, aber ohne die übliche Menschenmenge. Als es dann doch voller wird, steigen wir wieder in die Kajaks und paddeln zur nächsten Felsenbucht, die kleinere Calanque d'Oule. Ihre senkrechten Kalksteinwände scheinen hier alle paar Meter aufgeplatzt zu sein. Einer der Risse ist auch auf Meereshöhe zugänglich – die

Grotte de l'Oule – und mit großer Vorsicht paddeln wir in die Zwielichtwelt ohne festen Boden. Unter Wasser geht der Riss noch ein ganzes Stück weiter, bevor der Grund in Sicht kommt! Auf der Rückfahrt nach Cassis machen wir noch einen Abstecher zur Calanque de Port-Pin, die eine ganz andere Atmosphäre hat. Keine steilen Wände, sondern sanfte Hänge mit Aleppo-Kiefern und ein Strand voller Sonnenanbeter. Dieser ist zu Fuß einfach zu erreichen, was den geselligen Trubel mit vielen Kindern erklärt. Port-Miou, nur wenige Schritte zu Fuß, aber eine ganze Kajaktour um die Pointe de la Cacau herum entfernt, hat keinen Strand. Als einzige Calanque ist sie ein echter Hafen. Der Name kommt von Mieux Port, der „beste Hafen“. Er liegt gut vor den Mistral-Winden geschützt, deshalb dümpeln hier etwa 500 Jachten und Segelschiffen vor Anker. Port Miou ist der größte Hafen des Dorfes Cassis, das direkt nebenan liegt. Aber die ›

Eröffnungsseiten: Café Monsieur Brun (links) in Cassis und der kleine Hafen von La Ciotat. Linke Seite: ein Fischer in Cassis inspiziert seine Netze. Oben: Sonia steuert auf den Strand von der Calanque d’En-Vau zu.

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Cassis & La Ciotat

Cafés, Fischrestaurants und Bistros finden sich um den alten Fischereihafen im Zentrum. Hier sollte man auch sein, um Fisch zu kaufen, direkt vom Boot am frühen Morgen. Zweimal pro Woche ist Markt auf dem Platz hinter dem Hafen. Dahinter erstrecken sich die Gassen, mit einigen guten Restaurants. Wie Le Bonaparte, mit schattigen Tischen in der Gasse. Wir essen Fisch, denn darum dreht sich hier schließlich alles.

Zaubernebel Noch an diesem Abend fahren wir nach La Ciotat, denn dort haben wir eine ungewöhnliche Unterkunft gebucht: die République Indépendante de Figuerolles. Es solle ein paradiesisches Stück Erde sein, doch als wir am nächsten Morgen aus unserem Gartenbungalow treten, sehen wir... nichts. Die Republik liegt im Nebel. Grégory Reverchon, „Herrscher“ des Bungalow-Hotels mit dem faszinierenden Namen, zuckt die Achseln. „Dann muss Ihr Foto von der schönsten Bucht von La Ciotat eben warten. An Ihrer Stelle würde ich Frühstück einpacken und für ein Picknick zur Chapelle Notre Dame de la Garde eilen. Denn diese Kapelle steht auf einem Gipfel hoch über der Küste und wahrscheinlich auch über dem Nebel. Dann erlebt man ein Spektakel, das meist nur von kurzer Dauer ist.“ Bei der Kapelle angekommen, vergessen wir glatt unser Frühstück. Was wir vor uns sehen, kann einfach nicht in Frankreich sein. Wir wurden wahrscheinlich nach Australien oder Südafrika teleportiert. Und in die Vergangenheit, die Zeit der

Einmal bei der Kapelle angekommen, vergessen wir glatt unser Frühstück. Was wir vor uns sehen, kann einfach nicht in Frankreich sein. Dinosaurier! Das Gestein ist rostbraun und besteht aus faustgroßen Kieselsteinen, eingebettet in Naturzement. Es wird daher Poudingue genannt, abgeleitet vom englischen „Pudding“. Das ist eigentlich auch eine Art Mörtel, in dem Rosinen und andere Früchte stecken. Puddingstein verwittert zu den seltsamsten Formationen. Sie sind es, die wie wunderbare Wesen vor uns aus dem Nebel aufsteigen. Am auffälligsten ist ein riesiges Dreieck in der Ferne mit einer senkrechten Wand zum Meer hin und auf der anderen Seite einem abfallenden Hang. Es heißt Bec de l'Aigle und tatsächlich kann man in den Umrissen einen Adlerschnabel erkennen. Noch weiter dahinter scheint eine Insel auf den Wolken zu schweben – die Île Verte – während wir näher bei uns in dem Schokoladenpudding andere Formen erkennen. Ich sehe Dinosaurier, wahrscheinlich ein Gruß meines Gedächtnisses aus meiner Kindheit, Sonia erkennt Vögel. Sobald wir weitergehen, oder sich die Sonne und ihre Schatten bewegen, ändern sich die Erscheinungen wie Transformer-Spielzeuge von ›

Linke Seite: die Calanque de Port-Pin. Unten: eher Australien oder Südafrika als Frankreich, die „Poudingue“-Küste bei La Ciotat.


einem Tier zum anderen. Inzwischen rollt der Nebel vom Meer ins Hinterland, ein magischer Anblick. Schließlich steigt die Sonne höher, ihre Strahlen stechen gnadenlos in den Nebel und lösen ihn auf. Die Schatten verschwinden und unsere Fantasiewelt verflüchtigt sich wie der Nebel. Zeit für das Picknick, das nicht mehr Frühstück, sondern Mittagessen ist. In der Kapelle wird uns klar, dass es hier wirklich spuken kann. Vor allem auf See, wo einst der Mistral an wilden Tagen viele Fischerboote unbarmherzig auf die Puddingklippen prallen ließ. Trotzdem endete dies oft gut, dank Maria, der Notre Dame unserer Kapelle, wie die vielen Votivtafel im Inneren bezeugen. Die Gemälde zeigen die unterschiedlichsten Schiffbrüche. Mit ihnen bedankten sich die Geretteten bei ihrer treuen Muttergottes.

Farbenspiel Wir fahren zum Sémaphore du Bec de l'Aigle, dem Aussichtspunkt der Marine, und genießen den herrlichen Blick auf La Ciotat. Dann steigen wir zum Vieux Port hinunter, wo uns die leuchtenden Farben alter, aber perfekt gewarteter Fischerboote auffallen. Mein Blick fällt auf die Tiercé, das einzige Boot mit gelben Akzenten unter den vielen Blauen, Türkisfarbenen und Grünen. Michel Wey schrubbt

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Cassis & La Ciotat

das Deck mit einem Schwamm. Als ich mich anschicke, das Farbenspiel zu fotografieren, fragt er: „Möchtet ihr mitfahren?“ Wer kann so einem Angebot widerstehen? Wenig später tuckern wir durch den alten Hafen. Unser Kapitän Michel scheint jeden zu kennen, denn links und rechts hören wir Grüße. Und Witze, weil meine Kameralinse auf ihn gerichtet ist. „Bist du bald in 'Closer' (französische Boulevardzeitung, Red.) zu sehen?“ Er genießt die Aufmerksamkeit, als extrovertierter Marseiller. „Aber ich lebe schon seit 35 Jahren in La Ciotat. Hier ist alles etwas entspannter als in Marseille; wunderbar! Meine Frau wurde hier geboren; als Tochter eines Fischers. Deshalb habe ich dieses alte Boot gekauft und renoviert.“ Ich frage ihn, warum das Boot Tiercé heißt, das ist eine Art Wette im Pferderennen. „Das ist eine schöne Geschichte!" Michel erzählt sie gerne. „Die ursprünglichen Besitzer waren drei Fischer und liebten Pferdewetten. Aber anstatt alles zu verlieren, haben sie für ihre Verhältnisse viel Geld gewonnen. Sie entschieden sich, dieses Boot als Ersatz für den Fall zu kaufen, dass ihr Fischerboot kaputt gehen sollte, und nannten es – Ehre, wem Ehre gebührt – Tiercé.“ Auf dem Wasser war es herrlich kühl, doch sobald

Wenig später tuckern wir durch den alten Hafen. Unser Kapitän Michel scheint jeden zu kennen, denn links und rechts hören wir Grüße. Und Witze wir die Straßen hinter dem Hafen erkunden, wird uns schnell warm. Wir lassen uns auf einem gemütlichen Platz zu einem frischen Rosé nieder. Ein Hund hat eine noch bessere Idee: Er springt einfach in den Brunnen. Alle Terrassenbesucher sehen etwas neidisch zu, während der Hund mit jeder Faser seines gekühlten Körpers ausdrückt: „Mann, tut das gut!“ Kein Zweifel: La Ciotat ist ein wunderbares Reiseziel. Aber besser als Cassis? Ich mag die etwas authentischere Atmosphäre von La Ciotat, mit einem echten Hafen außerhalb der Marina und einer funktionierenden Werft. Sonia bevorzugt jedoch das etwas anmutigere Cassis. Beide liegen in einer fabelhafte Umgebung und mit dem Auto fährt man bequem von einem Ort zum anderen. Also egal - als Duo sind sie unschlagbar.

Im Uhrzeigersinn (alle drei La Ciotat): der botanische Garten Parc du Mugel ist ein kleines subtropisches Paradies mit Aussicht auf die Bucht; ein Hund kühlt sich die Pfoten, Folgende Seite: der Hafen von La Ciotat.

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Casis en La Ciotat

Tipps & Adressen WANN Im Frühjahr, Spätsommer oder Herbst. Während der Hochsaison ist es sehr heiß und viel los, die Parkplätze sind voll und die Route des Crêtes zwischen La Ciotat und Cassis ist manchmal bei Brandgefahr gesperrt.

AUSFLÜGE Eine Sightseeing-Tour mit dem Auto von La Ciotat nach Cassis über die Route des Crêtes lässt sich gut mit ein paar kurzen Spaziergängen kombinieren:

schönsten Strand der Gegend. Dies ist mit dem Kajak möglich, eventuell unter Begleitung. Zu Fuß ist es ein langer Spaziergang, also planen Sie einen Tag dafür ein und packen Sie ein Picknick und viel Wasser ein.

KARTE Die IGN Topokarte 3245 ET Aubagne / La Ciotat (€13,40) ist die beste Wanderkarte.

ÜBERNACHTEN

1. Calanque de Figuerolles 2. Mugelpark (La Ciotat) + Anse du Sec (vom Park aus) 3. Alter Hafen + historischer Kern von La Ciotat 4. Rundum die Chapelle Notre Dame de la Garde 5. Pont Naturel de Terrevaine (auch Grande Arche de la Ciotat genannt, ein spektakulärer Steinbogen) von der Route des Crêtes aus.

B&B La Demeure Insoupçonnée (Cassis) Herrlicher Blick über die mit Weinreben bewachsene Bucht neben Cassis und den Falaises Soubeyranes, die sich darüber erheben. Julie und Jean-Claude tun alles für ihre Gäste und die gleiche Liebe zum Detail finden Sie auch bei der Gestaltung der Zimmer mit eigener Terrasse. Gemeinschaftspool. la-demeure-insoupconneecassis.eu

Auf der anderen Seite von Cassis empfehlen wir die Calanque d'En-Vau, mit dem

B&B Villa Le Sud (Cassis) Gelungene moderne Architektur. Jedes Zimmer hat eine

eigene Terrasse. Französisches Frühstück am Pool. Sehr ruhig und nur 2 km vom Zentrum von Cassis entfernt. villalesudcassis.fr Best Western Hotel Vieux Port (La Ciotat) Vom alten Hafen aus gesehen, ist es etwas schade, dass dieses moderne Gebäude hier entstanden ist. Aber von den bemerkenswert geräumigen Zimmern aus hat man einen schönen Hafenblick, der Dachpool ist toll, das Frühstück umfangreich und der Service wie er sein soll, alles mit dem alten Dorfkern um die Ecke. bestwestern-laciotat.com

ESSEN & TRINKEN Divino (Cassis). Weinbar, in der Sie die lokalen Weine probieren können, mit kleinen Gerichten im Tapas-Stil dazu. In einer schattigen Gasse im alten Cassis. divino-cassis.com Le Bonaparte (Cassis) Besser draußen in der kühlen

Gasse als drinnen im langweiligen Interieur. Hier dreht sich alles um Fisch. Wir haben jeder ein anderes Gericht probiert und beide waren gleich gut. Online-Informationen auf facebook.com Les 3 Secs (La Ciotat) Blick auf den Hafen, wahlweise Terrasse oder überdachte Terrasse und eine überraschend gute Küche. Online-Informationen auf facebook.com Kitch & Cook (La Ciotat) Eine farbenfrohe Terrasse auf einem ruhigen Platz vor der Fassade einer Barockkirche, könnte es provenzalischer sein? Die Küche ist übrigens kein Kitsch, sondern Kunst. kitchandcook.com

MEER INFO myprovence.fr – touristische Website des Departements Bouches-du-Rhône. ot-cassis.com – Website des Dorfes und Umgebung.

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Imposante Impressionisten in Essen Das Folkwang-Museum in Essen feiert in diesem Jahr den 100. Jahrestag seines Bestehens. Anlässlich dieses Jubiläums lädt das Ausstellungshaus zu einem Blockbuster, deren Protagonisten die französischen Impressionisten Auguste Renoir, Claude Monet und Paul Gauguin sind. Im Mittelpunkt der Schau stehen Werke aus der Sammlung von Kojiro Matsukata, die normalerweise im National Museum of Western Art in Tokio hängen. Sie sind zum ersten Mal seit den 1950er-Jahren in größerem Umfang in Europa zu sehen. Die Schau verdeutlicht anhand von rund 120 Werken, wie sich der Impressionismus von einer zunächst kritisch beäugten Kunstrichtung zu dem Stil entwickelte, der heute als Beginn der modernen Kunst gilt. Renoir, Monet, Gauguin – Bilder einer fließenden Welt, Folkwang Museum Essen, 6. Februar bis 15. Mai 2022 Paul Gauguin Cavaliers sur la plage I, 1902

Kulturtipps VON RALF JOHNEN

Überraschungssieger

Le Pop – Konzerte in Köln Frischer Wind aus Frankreich. Dafür steht bereits seit 15 Jahren das kleine Plattenlabel Le Pop. Das von zwei passionierten Kölner Musik-Fans betriebene Label hat von Dominique A. über Françoise Breut und Mathieu Boogaerts bis hin zu Cœur De Pirate eine ganze Generation einflussreicher Protagonisten des Nouvelle Chanson in Deutschland eingeführt. Wer die Künstler gerne

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mal live erleben möchte, sollte die Konzerttermine im Kölner Stadtgarten abonnieren, wo die Helden der zeitgenössischen französischen Musik regelmäßig auftreten. Nächster Termin ist der 6. April, wenn die von Boogaerts produzierte Sängerin Luce auf der Bühne steht. Luce, Stadtgarten Köln, 6. April 2022

Das Musee Marmottan Monet ist das beste Museum Frankreichs. Dies zumindest haben die Kunden der Plattform Tiqets so entschieden. An der Abstimmung haben sich erstaunliche 850.000 Benutzer beteiligt. Dabei konnte sich das im 16. Arrondissement von Paris gelegene Haus gegen namhafte Konkurrent durchsetzen: Der Pariser Louvre, der Palast von Versailles und das ebenfalls in Paris ansässige Musee d‘Orsay mussten sich mit den Plätzen zwei bis vier begnügen. Bei der Abstimmung haben die User unter anderem den Internetauftritt und dessen Benutzerfreundlichkeit hervorgehoben. Das Ausstellungshaus beherbergt die weltweit größte Sammlung mit Werken von Claude Monet (1840-1926). Darunter befindet sich das Gemälde „Impression soleil levant“, das zum Namenspaten für den Impressionismus werden sollte. www.marmottan.de


Cauvin Thibault © Frank Loriou

Festspiele der Klassik in Nantes Gut 300 Konzerte an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Das ist das ambitionierte Programm des Festivals „La Folle Journée 2022“, das die Stadt Nantes vom 26. bis 30. Januar 2022 austrägt. Im Mittelpunkt der 28. Austragung des Festivals steht die Komposition „Der Wanderer“ von Franz Schubert, das als Inbegriff der deutschen Romantik gilt. Tickets und aktuelle Informationen über den Status der Veranstaltung auf der Webseite. follejournee.fr

Hommage an Céline Dion Wer bereits zu Lebzeiten mit einem Film über sein Leben beehrt wird, muss einiges richtig gemacht haben. Das bleibt dem Publikum im Kinosaal bei „Aline – The Voice of Love“ denn auch nicht verborgen: Aline, ein junges Mädchen aus einer musikbegeisterten doch recht armen, frankokanadischen Familie, nimmt sich fest vor, ein Star zu werden. Das gelingt nach einigen vergeblichen Anläufen bereits 1988 mit dem Gewinn des Grand Prix d’Eurovision. Ihr größter Erfolg jedoch wird „My Heart Will Go On“, die Titelmelodie des Kinohits „Titanic“. Diese bemerkenswerte Karriere zeichnet die kanadisch-französische Koproduktion detailgetreu nach. Dabei allerdings handelt es sich um eine unautorisierte Lebensverfilmung, die jedoch abgesehen vom Namen der Protagonistin keine größeren Anstrengungen zur Verfremdung unternimmt. Fans dürfte das eher freuen. „My Heart Will Go On“, Frankreich/Kanada 2020, Regie und Hauptrolle Valérie Lemercier ab 23. Dezember im Kino.

Renoir und die RokokoMalerei in Frankfurt Das Städel Museum in Frankfurt wirft ab dem 2. März einen Blick auf das Oeuvre des französischen Malers Pierre-Auguste Renoir (1841– 1919). Die Werkschau trägt den vielsagenden Titel „Renoir. Rococo Revival“ und thematisiert insbesondere die bislang wenig bekannten Zusammenhänge zwischen der Arbeit französischer Impressionisten und der Malerei des Rokokos. Bis einschließlich 19. Juni sind in diesem Zusammenhang auch Bilder von Edgar Degas, Édouard Manet und Claude Monet zu sehen. Insgesamt bringt die Ausstellung 120 Gemälde zusammen, darunter Leihgaben aus Washington und Los Angeles. „Renoir. Rococo Revival. Der Impressionismus und die französische Kunst des 18. Jahrhunderts“, Städel Museum Frankfurt, 2. März bis 19. Juni 2022 staedelmuseum.de

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Virtuelle Löwenjagd in Belfort Mithilfe einer neuen App lässt sich die in den südlichen Vogesen gelegene Kleinstadt Belfort binnen zwei Tagen gut erkunden. Die Stadt ist unter anderem berühmt für den Löwen von Belfort, der mit 22 Metern Länge und elf Metern Höhe die größte Steinstatue Frankreichs ist. Das Tier steht symbolisch für den Widerstand während der preußischen Belagerung in den Jahren 1870/1871. Erschaffen wurde sie vom Bildhauer Bartholdi, der auch für die Freiheitsstatue in New York verantwortlich zeichnet. Wer sich auf Belfort einlässt, wird auf den insgesamt vier thematischen Rundgängen auch mit anderen Kunstwerken vertraut gemacht. Der 4,5 Kilometer lange Jardot-Rundgang

etwa vermittelt einen Einblick von Street-Art, Architektur und Kunst im öffentlichen Raum. Die „izi travel app“ steht kostenlos auf Deutsch zum Download zur Verfügung.

Kulturtipps Sechsmal Yves Saint Laurent zum 60.

Art Capital: Großer Kunstsalon Lust auf eine bedeutende Kunstmesse? In diesem Fall bietet sich der Besuch der Art Capital an, die vom 16. bis 20. Februar 2022 im Pariser Grand Palais Éphémère stattfindet. Fünf Tage lang präsentieren 2.000 Künstler aus allen Genres ihre Werke, darunter Maler, Bildhauer, Fotografen, Architekten und Graveure. Schon seit 2006 ist zielt die Messe auf ein breites Publikum ab. So hat sich die Art Capital zu einem Präsentierteller der zeitgenössischen Kunst entwickelt. Art Capital, 16.–20. Februar 2022, Grand Palais Éphémère Paris, parisinfo.com

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1962 sorgte Modeschöpfer (1936–2008) mit seiner ersten Kollektion für Furore. Anlässlich des 60. Jahrestages der revolutionären Schau würdigen sechs renommierte Pariser Ausstellungshäuser das Werk des Designers: So inszenieren der Louvre, das Center Pompidou, das Picasso Museum, das Musée d‘Orsay Museum, das Musée d’art moderne de la Ville de Paris und das Yves Saint Laurent Museum die Entwürfe auf noch nie dagewesene Weise in einer Art Wanderausstellung. Spannende Begegnungen sind dabei garantiert – man stelle sich nur vor, wie sich im Centre Pompidou die Gemälde Piet Mondrians in den Kleidern Saint Laurents spiegeln, zu dessen Frühwerk eine Hommage an den niederländischen Meister der Simplizität gehört. Yves Saint Laurent, 29. Januar bis 15. Mai 2022, Start und Ziel des Parcours ist das Yves Saint Laurent Museum in der Avenue Marceau



7xliebevoller Empfang

Mit Rosenblüten oder Pfefferkuchenherzen Ein romantisches Wochenende in einer französischen Stadt ist ein gutes Mittel gegen ein Wintertief. Erst recht mit einer Übernachtung in diesen angenehmen Hotels. Einfach mal abschalten - was man übrigens auch solo gut geht. TEXT SUZANNE BERGMAN

Bourg Tibourg


PARIS

Schmuckkästchen

La Course

BORDEAUX

Unter Sternen

Die sieben Zimmer im Luxury Guesthouse la Course haben alle etwas Besonderes. La Palombe Bleue ist wie ein luxuriöses Zugabteil eingerichtet, im Zimmer namens La Piñada erinnern die Farben an die Natur von Les Landes und im Lovebird Room schlafen Sie nach einem ausgiebigen Bad in der runden Badewanne in einem Himmelbett. Es geht sogar noch romantischer: In der Suite Manon dans les Étoiles in der obersten Etage haben Sie freien Blick auf die Sterne. Vom Bett aus durch das Glasdach, aber auch von der eigenen Terrasse und vom beheizten Privatpool aus. Im Erdgeschoss erwartet Sie eine weitere Überraschung: Dort finden Sie einen gut ausgestatteten Weinkeller voller Kostbarkeiten aus der Region. Den Wein können Sie übrigens auch auf der gemütlichen Terrasse des Hotels genießen. Ein Fitnessraum und ein Hammam stehen Ihnen zur Verfügung, und für einen Spaziergang ist der öffentliche Garten gleich um die Ecke. Bordeaux lässt sich auch im Winter mit Fahrrädern erkunden, die das Hotel verleiht: entlang der Ufer der Garonne, durch romantische Straßen und an Parks und Plätzen entlang. Auf eigene Faust oder mit einem Führer. Ein Besuch in der Cité du Vin, dem spektakulär gestalteten Museum über die Welt des Weins, ist ein Muss.

Kann ein kleines Hotel groß sein? Nur, wenn Jacques Garcia für die Innenausstattung verantwortlich ist. Der bekannte französische Innenarchitekt hat das Pariser Bourg Tibourg in ein stilvolles Ganzes verwandelt, mit den schönsten Antiquitäten, einer orientalischen Farbpalette, neugotischen Details und Bädern mit Mosaiken, schwarzen Granitböden und großer Badewanne! Ein Schmuckstück, wie man so schön sagt. Sogar die Website ist ein Traum. Das Frühstück ist reichhaltig, das Zimmerservice-Menü originell und luxuriös - man denke an Sushi, Erdbeeren und Chablis. Es gibt kein Restaurant, aber da das Hotel im Marais liegt, ist alles fußläufig erreichbar. Und der Portier des Hotels gibt Ihnen gerne Tipps, unter anderem zu den angesagtesten Galerien und besten Ausstellungen. Zum Beispiel La Collection Morozov - mit großartigen Werken französischer und russischer Meister aus der Sammlung zweier russischer Brüder in der spektakulären Fondation Louis Vuitton (bis Februar 2022). Paris ist in der dunklen Jahreszeit noch zauberhafter als sonst, denn dann macht die Stadt der Lichter ihrem Ruf alle Ehre. Sobald es dunkel wird, leuchtet Paris wohin man schaut, natürlich besonders in der Weihnachtszeit. Mit bunten Lichtern in den Bäumen, Lichtprojektionen auf Denkmälern und stilvoll geschmückten Weihnachtsmärkten. Auch ein Bummel entlang der Schaufenster der großen Kaufäuser mit beweglichen Puppen, Installationen und vielen Lichtern garantiert einen schönen Winternachmittag in der Stadt.

Romantisches Extra: ein Filmabend in Ihrem Hotelzimmer (das Hotel bietet eine umfangreiche Sammlung französischer Filme) mit Popcorn, einem Teller Macarons und Champagner. Zimmer: ab ca. €270. bourgtibourg.com

Romantisches Extra: eine private Verkostung im Weinkeller oder eine Massage in Ihrem eigenen Zimmer. Zimmer: ab ca €180. lacourse-bordeaux.fr

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LILLE

Wellness-Zimmer

© PH410

Private Room & Spa

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Verbringen Sie die Nacht in Ihrem eigenen Spa, hier ist das möglich! In Lille finden Sie unter dem Namen Private Room & Spa zwei schön gestaltete und sehr geräumige Hotelzimmer - Nummer 28 und 40 - mit allem Drum und Dran. Einfach nur entspannen, im Whirlpool oder in der Infrarotsauna, zwei Schritte von Ihrem Doppelbett entfernt. Lauschen Sie Ihrer Lieblingsmusik - Lautsprecher und Spotify Premium stehen zu Ihrer Verfügung. Und auch Netflix, für einen Filmabend. Einmal angekommen, müssen Sie nirgendwo mehr hingehen: Sogar Herd, Kühlschrank und Spülmaschine sind vorhanden! Oder Sie bestellen per Tablet eine der vielen Lieferoptionen, von Tapas bis Champagner. Doch auch wenn Sie gerne auswärts essen, ist dies der richtige Ort für Sie. Die genaue Lage der beiden Zimmer wird erst nach der Reservierung bekannt gegeben, aber sie befinden sich definitiv in Vieux-Lille. Das bedeutet, dass Restaurants und Bäckereien - für das Frühstück - zu Fuß zu erreichen sind, und natürlich alles weitere, was der alte Stadtkern sonst noch zu bieten hat. Die Kathedrale, die Vieille Bourse und die hübschen mittelalterlichen Gassen. Nicht weit entfernt liegt das Palais des Beaux-Arts, wo bis zum 14. Februar eine Ausstellung über das Werk des spanischen Malers Goya zu sehen ist.

Romantisches Extra: Rosenblüten, LED-Kerzen, Handtücher in Form von zwei Schwänen, ein schöner Blumenstrauß, LIEBE-Luftballons... die romantische „Menükarte“ ist endlos. Zimmer: ab €199. lille.private-room.fr


Romantisch übernachten LYON

Geschichte genießen

Es ist noch gar nicht so lange her - von 1854 bis in die 1960er Jahre, um genau zu sein - dass das Fourvière Hotel ein Kloster war. Das merkt man schon beim Betreten: Der Empfang findet in der ehemaligen Kapelle statt. Versuchen Sie, den Mund nicht vor Staunen offen stehen zu lassen, wenn Sie sich umsehen und nach oben blicken: was für Farben, was für Details! Über die Türen der 75 Hotelzimmer können Sie noch mehr über die Geschichte Lyons erfahren: Jede Tür zeigt ein Bild einer Persönlichkeit, die für die Stadt wichtig war, und auf der Innenseite steht ihre Geschichte. Die ehemaligen Nonnenzellen sind jetzt die einfachsten Zimmer des Hotels, aber immer noch viel komfortabler als die Nonnen es gewohnt waren. In den vier Gängen, die den Innenhof umgeben, können Sie im Bistro Les Téléphones wunderbar - und ganz privat - speisen. Der Aperitif wird in der Bar Les Collections serviert, und das Restaurant Le Bouchon bietet authentische lokale Küche. Entspannen Sie sich im Außenbereich im beheizten 25-Meter-Schwimmbecken, im Innenbereich in der Sauna mit Hammam und Jacuzzi oder aktiv auf der Kegelbahn. Es lohnt sich auch, nach draußen zu gehen, wo man sogleich auf die berühmte Basilika von Lyon stößt, die auf demselben Hügel wie das Hotel steht. Die Stadt selbst liegt Ihnen zu Füßen und kann mit einer Seilbahn erreicht werden. Dort finden Sie - neben vielen anderen tollen Vierteln - das fotogene Musée des Confluences, wo Sie die Ausstellung La Terre en héritage in die Jungsteinzeit zurückversetzt. Fourvière Hotel

© studio Kalice/èhôtels-Lyon

Romantisches Extra: das Arrangement mit Massage, Champagner und Rosenblüten auf dem Zimmer. Zimmer: ab ca. €130. fourvière-hotel.com


Cour du Corbeau Domaine de Biar


Romantisch übernachten

MONTPELLIER

Mitten in der Natur

1727 baute ein französischer Baron auf der Domaine de Biar ein Haus im Stil der Folies Montpelliéraines - Landhäuser vor den Toren der Stadt Montpellier. Bis heute ist man hier gut aufgehoben. Jedes Zimmer hat seine eigene Farbgebung und Atmosphäre. Dabei ist der Blick auf den umliegenden Park immer schön. Er lädt ganzjährlich zum Spaziergang ein, im Sommer können Sie dort in das Schwimmbad eintauchen. Die Wege führen Sie entlang des Flusses Mosson, großer Weiden mit den echten Camargue-Pferden und Weinbergen, soweit das Auge reicht. Auf dem Gelände selbst finden Sie auch Pferde, von denen Sie während einer Equicoaching-Sitzung (Coaching mit Pferden) viel über sich selbst und Ihre Kommunikation lernen können. Nehmen Sie an Yogastunden teil, buchen Sie eine Massage oder besuchen Sie das Hammam: Alle Möglichkeiten zur Entspannung sind hier vorhanden. Auch kulinarisch sind Sie hier richtig: Sie essen hier nachhaltig, das heißt: was das Hotel selbst anbaut oder direkt aus der Region bezieht. Sechs Kilometer weiter bietet Montpellier eine wunderschöne Altstadt mit einem eigenen Triumphbogen, stattlichen Boulevards und dem trendigen Marché du Lez, wo es Vintage, Food Trucks und Antiquitäten gibt.

STRAßBURG

Uriges Holz

Romantisches Extra: Champagner und das ortstypische Pfefferkuchenherz im Zimmer. Zimmer: ab ca. €220 (Nebensaison). cour-corbeau.com

Romantisches Extra: eine Duo-Massage in der eigenen Suite mit Badewanne auf Beinen. Zimmer: ab ca. €170. domainedebiar.com

© Olivier Octobre

Das rosafarbene Münster, stattliche Plätze und urige Fachwerkhäuser. Das sind gemeinsam mit den Kanälen des Gerberviertels die Hauptsehenswürdigkeiten im historischen Zentrum von Straßburg. Eines der Fachwerkhäuser beherbergt bereits seit Jahrhunderten ein berühmtes Hotel, das schon deutsche Kaiser und preußische Königen liebten. 2007 wurde das Cour du Corbeau rundum renoviert und soweit wie möglich in seinen Originalzustand aus der Renaissance zurückversetzt. Die 63 Zimmer liegen oft entlang der typischen hölzernen Außengalerien mit geschnitzten Holzbalustraden. Mal schlafen die Gäste unter hohen Decken und Balken, mal haben sie einen privaten Garten, die meisten Zimmer blicken auf den Innenhof. Dort wird bei schönem Wetter ein Frühstück serviert, von dem die Gäste immer wieder schwärmen - ganz zu schweigen von den Cocktails an der Cocktailbar. Das Hotel selbst verfügt über kein eigenes Restaurant, aber in Fußnähe gibt es vielseitige gastronomische Angebote. Jedes Jahr im Dezember übrigens wird die Kapitale des Elsass zur Weihnachtshauptstadt Frankreichs. Kein Wunder, die Stadt veranstaltet den Weihnachtsmarkt bereits seit dem 16. Jh., was ihn zum ältesten und berühmtesten Frankreichs macht. Von Ende November bis Weihnachten stehen hier mehr als 300 Stände auf elf verschiedenen Märkten öffnen, alle mit einem eigenen Thema. Große Weihnachtsbäume, Musik, Köstlichkeiten wie Lebkuchen - ein Fest für alle Sinne!

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La Belle Vue Französisches Dorfhaus mit skandinavischem Funken

Sie liebt die französische Küche und den Wein, vor allem aber ihr rundum renoviertes Haus mit der herrlichen Aussicht. Die Schwedin Yvonne Tenninge tauschte ihr Inneneinrichtungsgeschäft gegen ein idyllisches B&B im Dorf Neffiès, eine Autostunde von Montpellier entfernt. TEXT: SIGRID STAMKOT UND FABIAN TAKX FOTOS: PIA VAN SPAENDONCK, COCO FEATURES


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„Ich liebe alles, was französisch ist!“


Mein Wohntraum

E

s ist ein großes Klischee, aber „Leben wie Gott in Frank­ reich“ passt bei Yvonne Tenninge (60) und ihrem Ehemann Mikael Sköldmark (54) sicherlich gut. Bereits mit zwölf Jahren, als sie zum ersten Mal in Frankreich Urlaub machte, beschloss Yvonne, dass sie später in ihrem neuen Lieblings­ land leben würde. Sie liebt Frankreich für seine Kultur, seine Lebensart, sein Essen und natürlich für den Wein: „Ich liebe alles, was französisch ist!“ Als sie 19 war, ging sie für zwei Jahre nach Südfrankreich, um Französisch zu lernen, und vor sieben Jahren ließ sie sich mit Mikael und ihrem Hund Sixten endgültig im Languedoc nieder. Sie zogen in ein Dorfhaus im mittelalterlichen Dorf Neffiès, wo 20 Prozent der rund 1000 Einwohner Ausländer sind. Ein wunderschöner Ort, eine halbe Autostunde vom Mittelmeer entfernt, zwischen den Hügeln der Montagne Noire, umgeben von Wein­ bergen und Olivenhainen. Eine Gegend, die sie bereits wie ihre Westentasche kannte, denn sie war mit ihrem Mann und ihren drei Kindern schon oft dort gewesen. Als sie zusammen mit Mike die Gegend näher erkundete, kam sie zu dem Schluss, dass das freundliche Neffiès der ideale Ort wäre, um sich niederzulassen. Es ist klein, aber es gibt eine Bäckerei, eine Post, einen Supermarkt, einen Friseur und einen Wochenmarkt. „Wir sind von

allem umgeben, was wir brauchen!“ Das Paar fand ein altes Dorfhaus aus Stein von 1854. Ein Traum­ haus mit charakteristischem Stuck, hübschen Fensterläden, originellen Details und vor allem einer herrlichen Aussicht. Nur: es war nicht zu verkaufen. Aber Yvonne klemmte sich dahinter und nach einigen Verhandlungen mit dem englischen Eigentümer wurden sie stolze Besitzer. Das Haus hatte bereits einige Jahre zuvor zum Verkauf gestanden und war wieder vom Markt genommen worden, erzählt Yvonne. Ursprünglich gehörte es einem Winzer und hatte daher einen 150m² großen Weinkeller. Yvonne und Mikael wollten das Haus von außen so authentisch wie möglich gestalten. ›

NEFFIÈS

Eröffnungsseiten: die Farben an den Wänden passen zum Fußboden; Mikael und Yvonne. Links: Der Kronleuchter stammt von einer Dame aus dem Dorf. Diese Seite im Uhrzeigersinn: die Küche mit den roten handgemachten Zelliges-Kacheln und der selbst angefertigten Arbeitsplatte aus Beton; die zierliche Treppe, eine der vielen gemütlichen Ecken im Haus.

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„Es ist unmöglich, im Languedoc zu leben und nichts über Wein zu wissen“

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Mein Wohntraum

Deshalb haben sie den alten Fensterläden lediglich einen neuen Anstrich verpasst. Innen war das eine andere Sache. Bis auf einige alte Elemente wie Bodenfliesen, Holzarbeiten und die Türen haben sie „alles erneuert. Das Innenleben des Hauses war in schlechtem Zustand. Einige der Decken stürzten fast ein. Und wir wollten auch neue Badezimmer.“

Die Seele des Hauses Zunächst wurde ein Zimmer umgestaltet, so dass Yvonne die Arbeiten Schritt für Schritt erledigen konnte, während ihr Mann in Stockholm weiter­ arbeitete. Alles wurde neu verputzt und gestrichen, und die meisten Decken wurden ausgetauscht. Drei Badezimmer wurden kernsaniert. Es war eine große Aufgabe, aber auch genau das, was sie gesucht hatten: ein Haus, das noch nicht renoviert worden war, mit einem kleinen Garten mit Platz für ein Schwimmbad. Ein Haus, das sich für eine kleine charmante Frühstückspension eignet zu der La Belle Vue schließlich werden sollte. Yvonne gesteht,

dass diese drei Jahre der Renovierung eine ziemliche Belastung waren. Der Weinkeller ist nun umgebaut und beherbergt jetzt eine Wohnung für Yvonne und Mikael, einen Raum für Partys und ein Yogastudio. Und wieder einen Weinkeller! Denn sie exportieren unter dem Namen Le Bon Vin Biowein nach Schweden. „Es ist unmöglich, im Languedoc zu leben und nichts über Wein zu wissen“, sagt Yvonne. „Dies ist eine der größten Weinregionen der Welt. Früher war sie vor allem für Quantität bekannt, aber jetzt machen sie hier den schlechtesten und den besten Wein.“ Ihr Fleiß hat sich gelohnt, das Bed & Breakfast La Belle Vue ist ihr ganzer Stolz. Eine gemütliche Unterkunft mit warmer Ausstrahlung und mit vielen Ecken, in denen man es sich mit einem Buch oder einem Glas Wein gemütlich machen kann. „Das Haus ist voller kleiner Schätze, die ich auf Märkten oder in Antiquitätenläden gefunden habe, manchmal auch bei Freunden. Mein Favorit ist das Sofa im Flur, das ich in einem Trödelladen aufgestöbert habe. Es ist ›

Links im Uhrzeigersinn: der originale Vorratsschrank in der Küche. Altmodische Badewanne in einem der Gästezimmer. Sorgfältig ausgesuchte Tapete an einem Gästebett. Diese Seite: der Blauregen (Glyzinie) an der Haustreppe.


Diese Seite im Uhrzeigersinn: Yvonne und Mikael kennen sich seit 26 Jahren und sind seit 12 Jahren ein Paar; Hund Sixten erwartet die Gäste; vom Schwimmbad aus blickt man auf die Pyrenäen. Rechts: das gusseiserne Bett dient als Lounge auf der Terrasse.

ein altes Napoleon III. Ich habe ihm mit schönem schokoladenbraunen Leinen einen neuen Touch gegeben. Solche Dinge geben einem Haus eine gute Seele.“ Jedes Haus besitzt eine solche, davon ist die Schwedin überzeugt. „Ich höre immer sehr genau zu, was ein Haus braucht“, sagt sie. „Jeder Raum benötigt seine eigene Einrichtung. Hier waren erdige Farben und natürliche Materialien wie Leinen, Baumwolle und Wolle gefragt. Ich habe eine Vorliebe für antikes Leinen, davon habe ich viel für die Vorhänge, die Tischdecken und die Kissenbezüge verwendet. Da ich keine synthetische Materialien mag, habe ich die Duschvorhänge für alle Bäder selbst genäht, und zwar aus Stoffen. Es ist mehr Arbeit, aber das ist es wert.“

Französisch im Quadrat Die fünf Gästezimmer haben allesamt Frauen­ namen: Juliette, Colette, Florence, Clothilde und

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Blanche. „Nur weil sie so schön klingen!“ In zwei der Gästezimmer beließ Yvonne die schönen alten Tapeten an den Wänden, was sie für ganz selbstver­ ständlich hielt. Sanfte Farben wie Hellgrau, Beige, Grün und Rosa zieren die Wände. „Ich habe alle Farben selbst gemischt, damit sie gut zu den alten Böden passen. Als ich die Wände schliff, stellte sich heraus, dass die Farben, die ich ausgewählt hatte, fast identisch mit den Originalfarben waren. Auffallend ist, dass schwedisches Design zwar im Trend liegt, hier aber fast völlig fehlt. Meine französischen Freunde sagen, dass es hier jetzt französischer ist als bei ihnen!“ Das Paar selbst fühlt sich nach sieben Jahren in Neffiès fast wie Franzosen. „Mein Mann trainiert im Fußballverein die Mädchen und Jungen „und ich bin in der Kommunalpolitik aktiv. Wir haben viele französische Freunde, aber wir kennen auch viele Ausländer. Meine Nachbarn sind Niederländer, sie verweisen oft Gäste an uns. Gegenüber wohnt ein Franzose, der Bio­Gemüse anbaut, ein anderer Nachbar stellt Bio­Ziegenkäse her. Natürlich verwenden wir diese Köstlichkeiten auch gerne in unserer Table d'hôte“. Zweimal in der Woche können Gäste bei Yvonne und Mikael zu Abend essen, donnerstags gibt es die traditionellen Moules frites (Muscheln mit Fritten). Das Frühstück ist so lokal und nachhaltig wie möglich. Sie organisieren auch allerlei Unternehmungen, von Yoga bis zu Weinwochen, und verleihen Fahrräder, um die Gegend zu erkunden. Die Website von La Belle Vue ist bisher leider nur auf Schwedisch. „Wir hatten viel Mundpropaganda in Schweden. Aber jetzt kommen immer mehr Leute aus anderen Ländern, wir müssen die Website dringen übersetzen. Aber wenn Sie auf unserem Instagram­Account nachsehen, können Sie sich den Text auf Englisch anzeigen lassen.“ Obwohl sie ihre Frühstücks­ pension La Belle Vue liebt ­ der Name bezieht sich ›


In vielen Ecken kann man es sich mit einem Buch oder einem Glas Wein gemütlich machen



Mein Wohntraum

Links: die wunderbare alte Badewanne. Diese Seite: auch im Freien warten gemütliche Ecken für Mußestunden. Unten: Yvonne legt viel Wert auf Details.

natürlich auf den herrlichen Blick auf die Pyrenäen, den sie an schönen Tagen hat ­ ist ihre Lieblings­ jahreszeit der Winter. Dann haben ihr Mann und sie alle Zeit der Welt füreinander. „Dann frühstücken wir im Bett und reden über die Zukunft und das Leben. Und obwohl das Gästehaus geschlossen ist, sind die Betten gemacht und es gibt immer frische Blumen. Ich zünde Kerzen an und höre Musik, zum Beispiel von Carla Bruni. Und ich brauche nichts weiter zu tun. Ich kann so glücklich sein und mein Haus genießen, wenn ich nur hindurchgehe. In Schweden sagen wir: Mein Haus ist mein Schloss. Und so geht es mir auch. Mein Haus ist mein sicherer Hafen.“

Labellevue.se. Instagram: @labellevueneffies

Sanfte Farben wie Hellgrau,Beige, Grün und Rosa zieren die Wände Tipps von Yvonne Essen bei L'Escampette „Unser Stammbistro, wo wir Freunde treffen, tolle Atmosphäre, gutes Essen.“ 12, place Lieutenant Paul Gauffre, Neffiès Apéro in château Saint-Pierre „Ein altes Château das heute Restaurant und Hotel ist.“ beychevelle.com, SaintJulien-Beychevelle Trödel in Pézenas „Ich gehe gerne in die Galerie de Pézenas im gleichnamigen Dorf, dort gibt es viele schöne Einrichtungs- und Trödelgeschäfte.“ 17, avenue de Verdun, Pézenas Wein „ Die Sonatina von Sainte Cécile du Parc aus Pézenas findet jeder köstlich.“

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Macon Außergewöhnliches Landgut mit Herrenhaus mit 10 Schlafzimmern, umgeben von eigenen Weinbergen, vor kurzem renoviert zu 2 großen, nebeneinander liegenden Häusern, sowie eine dritte, kleinere Einheit, eventuell für den Hausmeister. €1 495 000 Ref. JP5262S

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Café avant tout Guter Kaffee ist für viele unerlässlich beim Morgenritual, das gilt ganz sicher auch in Frankreich. Diese scheinbar zerknitterten Becher ziehen mit einem guten Kaffee jede Falte wieder glatt. Revol, Crumpled Porcelain Espresso Cup, €9. revol1768.com

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Strahlen Ganz gleich ob im Bad, Flur oder Schlafzimmer, dieser Spiegel ist im doppelten Sinne ein Blickfang - für den schnellen Blick, bevor Sie strahlend aus dem Haus gehen. Maisons du Monde, MARY Spiegel in Sonnenform aus goldfarbenem Metall 50cm, €22,99. maisonsdumonde.com

Den Winter genießen mit warmen Farben, würzigem Duft und eleganten Blickfängern. VON SERENA CARUSO

Kerzenduft Schon seit 1884 produziert Carrière Frères handgemachte Kerzen. Sogar Duftnoten wie Feige, Birne oder Tomate werden in der Normandie eingefangen. Heißen Sie den Winter willkommen mit einer Kerze, die den Duft eines Kaminfeuers verströmt. Carrière Frères, Firebrand, €46. carrierefreres.com

Warmes Orange Kuscheln Sie sich abends gemütlich auf dem Sofa ein. Oder wagen Sie sich an einem schönen Winterabend auf die Terrasse. Sowohl die Wolle als auch die Farbe dieser Decke werden Sie schön wärmen. Yves Delorme, Iosis Plaid Verso, ab €117. de.yvesdelorme.com

FRANKREICH MAGAZIN 93


Frankreichs erstes Restaurant Freiheit geht durch den Magen! Die Komödie À la carte erzählt in opulenten Bildern von der Entstehung des erstes Restaurants Frankreichs für alle Bürger im 18. Jahrhundert. Dem ehemaligen Koch des Herzogs (Grégory Gadebois) ist die Lust am Kochen vergangen. Dies ändert sich, als die geheimnisvolle Louise (Isabelle Carré) auf den Hof kommt. Sie möchte in die Kochkunst eingewiesen werden. Sie geraten ins Fahrwasser der Französischen Revolution, die schließlich auch die noblen Speisen zunehmend den Bürgern zugänglich machte. Das ungleiche Duo findet über das Essen zueinander und eröffnet das erste Restaurant Frankreichs - für alle! Wie schon mit seiner Liebeskomödie „Birnenkuchen mit Lavendel“ lässt Regisseur Éric Besnard dem Publikum das Wasser im Munde zusammenlaufen. Zurzeit im Kino. GEWINN Wir verlosen unter unseren Lesern 5 DVD des Films. AKTION Mitmachen unter frankreichmagazin.org/gewinnspiel

Auslese

Auf dem Sofa nach Frankreich reisen VON ANNEKE WARDENBACH

„Erotisches Gehirn“ der Avantgarde? Aufmüpfig, frivol, französisch In Frankreich ist Liedermacher George Brassens Kult, besonders zwischen 1950 und Ende der 1970er Jahre war er populär. Mit Le gorille, einem frivolen Couplet über einen brünstigen Affen, das sich in seiner Pointe als ein Plädoyer gegen die Todesstrafe herausstellt, wurde Brassens schlagartig bekannt. Viele seiner Chansons wurden vom staatlichen Radiosender RTF verbannt – zu anstößig, oder zu kritisch gegenüber Polizei, Justiz und Kirche. Seine Texte galten stets als nicht übersetzbar, nun hat sich Gisbert Haefs doch herangewagt und sie auf 656 Seiten ins Deutsche übertragen. George Brassens Die Chansons Mandelbaum Verlag € 48

94 FRANKREICH MAGAZIN

Fasziniert von der Geschichte ihrer eigenen Urgroßmutter, begannen die Schwestern und Buchautorinnen Beret zu recherchieren. Heraus kam das Portrait einer ungewöhnlichen Frau mitten im spannenden Aufbruch in die Moderne. 1908 trifft die 27-jährige Gabriele Buffet - Musikerin, Freigeist und als Feministin ihrer Zeit weit voraus - auf Francis Picabia, einen erfolgreichen jungen Maler mit skandalträchtigem Ruf. Francis möchte neue Wege einschlagen in der Kunst, Gabriele will mit gesellschaftlichen Konventionen brechen. Sie wird zur „Frau mit dem erotischen Gehirn“, der die Männer zu Füßen liegen, unter ihnen Marcel Duchamp und Guillaume Apollinaire. Von Paris über New York, Berlin, Zürich und Barcelona bis Saint-Tropez inspiriert Gabriele die Wegbereiter der modernen Kunst. Ein Leben für die Avantgarde Anne & Clarie Berest Verlag Aufbau € 22


Erkundung eines großen Franzosen In seiner langen Karriere begeisterte Camille SaintSaëns als Pianist und Organist das Publikum auf der ganzen Welt. Er prägte das Musikleben in Frankreich mit etwa 600 Werken verschiedener Genres. Diese Edition (34 CDs mit Begleitmaterial) lädt anlässlich des 100. Todestags zu neuen Entdeckungen ein, doch sie enthält auch die bekanntesten Kompositionen. Die Einspielungen - darunter etliche CD-Premieren überspannen mehr als 100 Jahre an Aufnahmegeschichte und umfassen bedeutende Instrumentalisten, Sänger, Dirigenten und Orchester, viele von ihnen aus Frankreich. Den Anfang macht der Komponist selbst mit Aufführungen von 1904. Saint-Saëns Edition, Warner Classics, ca. € 80

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Imaginäre Welt Bestsellerautor Grégoire Delacourt (Valenciennes, 1960) lebt mit seiner Familie in Paris. Sein neuer Roman überrascht mit vielen Wendungen, ist aber weder kompliziert noch langweilig. Während die Gelbwesten-Proteste Frankreich in Atem halten, lebt der dreizehnjährige Geoffroy in einer imaginären Welt, die er nach Zahlen und Farben ordnet. Das sensible Wesen des besonderen Kindes überfordert dessen Familie: Vater Pierre ist unfähig, mit ihm zu kommunizieren, und

gefangen im eigenen Zorn; Mutter Louise versucht ihn zu beschützen und hofft vergeblich auf etwas Zärtlichkeit. Farben spielen eine große Rolle im Leben des Kindes mit Asperger-Syndrom und sie strukturieren auch diesen Roman. Gelb wie die Gelbwesten von Vater Pierre, und Grün, jene Farbe, die für ihn irgendwann Liebe bedeuten wird. Grégoire Delacourt Die wärmste aller Farben Atlantik Verlag € 22

Auslese Spannendes Aquitanien In der Rue de Paradis, einer Straße zwischen Ozean und Austernbucht, gerät Luc Verlain in ein Dickicht aus Lügen, Neid und lange gehüteten Geheimnissen. Im 5. Fall des Krimi-Bestsellers stirbt eine Frau bei einer schweren Sturmflut, in dem kleinen Ort auf der Halbinsel Cap Ferret verschlingen Wassermassen Dünen und eine ganze Straße, die nie hätte gebaut werden dürfen. Nun müssen alle Häuser weg und die Bewohner umgesiedelt werden, aus ihrem Idyll am Ende der Welt. Luc Verlain soll in der aufgeheizten Stimmung vermitteln – und findet sich bald in seinem kniffligsten Fall wieder, genau in der Nacht, in der eine neue Sturmflut droht: Der Bürgermeister des Dorfes treibt tot im Wasser. War der Mord an ihm die Rache des Enkels der Toten aus der Sturmnacht? Oder ist einer der Menschen schuldig, deren Häuser abgerissen werden? Bald wird klar: Der reiche Politiker hatte nur noch Feinde in der Rue de Paradis. Auch als Hörbuch erhältlich. Alexander Oetker Rue de Paradis Verlag Hoffmann und Campe € 16

96 FRANKREICH MAGAZIN

Magie der Musik Dieses Buch ist typisch für den französischen Erfolgsautoren Eric-Emmanuel Schmitt - schön, ruhig und nachdenklich. Madame Pylinska ist Mentorin der Hauptfigur, die zufällig denselben Vornamen trägt wie der Autor. Die exzentrische Madame hat eine besondere Art des Unterrichtens, die nicht immer mit Klavierspielen zu tun hat. Die Hausaufgaben sind Lebenslektionen. Sie begleitet ihn sowohl beim Erlernen des Chopin-Spiels als auch im Leben. Es geht nicht mehr um Technik, sondern um Gefühl. Lernen zu leben und zu lieben. Ein anrührendes und poetisches Buch über die Liebe zur Musik und dem Leben. Nicht nur für Freunde klassischer Musik! Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin Eric-Emmanuel Schmitt Verlag C. Bertelsmann €16


Indirektes Porträt Paris, 1987. Yves ist aus der Provinz zum Studium in die Hauptstadt gekommen. Aus Angst, sich zu verlieren, nimmt er stets dieselbe Metro und dieselben Straßen, jeden Tag geht er mit seinen Büchern ins Café an der Ecke, wo er lernen, aber wo er vor allem ein bekannter Unbekannter bleiben kann. Dort trifft er Evelyne, eine Klavierlehrerin in den Dreißigern, mit ihrem Sohn, dem dreizehnjährigen Jérôme. Fortan drehen sich seine Gedanken um diese unnahbare, widerspruchsvolle Frau, eine Liebesgeschichte beginnt. Als Evelyne wegen einer Anstellung in die Banlieue zieht, wohnen sie bald zu dritt – bis Evelyne verschwindet und die beiden ihrem Schicksal überlässt. Elena Costas (Nancy, 1986) zweiter Roman zeichnet die Erinnerungen von Yves und Jérôme mit einem Abstand von 30 Jahren nach. Zwischen den zwei Stimmen wechselnd, entsteht indirekt das Porträt einer Frau, die kompromisslos nach Freiheit sucht. Es ist Costas erster Roman auf Deutsch, er nähert sich Themen wie der Einsamkeit, des Verlassen- und des Erwachsenwerdens sowie der tröstenden Kraft von Musik. Der Traum vom kühnen Leben Elena Costa Rotpunkt Verlag € 24

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SOCIÉTÉ es en • La santé des femm berne bise ne fait • Le retour de la ux pas que des heure Page s 6 – 7 FA C I L E f f ff FRANÇAIS ise : la joie • Chanson frança t de Charles Trene

Page 9 C U LT U R E art • Au Maroc, le street ce urbain redessine l’espa

Page 11 PS L’A I R D U T E M lle • Au sein de la nouve révolution génération, une tés des identi

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Aktuell in Revue de la Presse : Le retour de la bise ne fait pas que des heureux

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Französisch lernen am Puls der Zeit

sle massacre de manife pour commémorer e, ils octobre 2021 à Paris tte ouvrière de l’époqu ants défilent le 17 Coiffés de la casque Un groupe d’enf le 17 octobre 1961. pour manifester. la police française, s’étaient endimanchés tants algériens par a soixante ans qui à leurs aînés d’il y rs plusieu dans rendent hommage livrent ses agents policiers démengarantissant aux de la capitale, ne tout prix ces illégales lieux nger 2 Il faut ce jour-là à un message menso l’impunité des violen ns de faire stants al- tant pas disant empêcher les Algérie à l’encontre des manife ondes de la police les sur public e plus se une des tiré sur des irruption dans l’espac gériens. Il organi les Algériens ont l’arrêt d’un pagnée de que pour revendiquer grandes rafles, accom policiers. Suite page 16 inatoire qui es, de l’histoire couvre-feu discrim violences extrêm ible et le Algériens sont leur rend la vie imposs de France : 12000 aire son audience


La France, mon amour! Das nächste Frankreich Magazin ist ab Mitte April erhältlich.

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ABO- UND KUNDENSERVICE mijntijdschrift.com, Daalakkersweg 2-72, 5641 - JA Eindhoven, Niederlande frankreich@mijntijdschrift.com Tel. +31 88 2266638 (Mo - Fr 10.00-16.00 Uhr) Nachbestellungen auf www.frankreichmagazin.org ABONNEMENT Ein Jahresabonnement kostet in Deutschland €26 (inkl. Versandkosten, europäisches Ausland zzgl. €10). Das Abonnement gilt zunächst für vier Ausgaben und verlängert sich danach automatisch. Es ist nach den ersten vier Ausgaben jederzeit kündbar. Das Abonnement beginnt mit der Ausgabe, die als nächstes erscheinen wird. Das Geschenkabonnement endet nach vier Ausgaben automatisch. ABONNEMENT MIT WILLKOMMENSGESCHENK Sie erhalten die Prämie nur dann, wenn Sie in den letzten 12 Monaten das Frankreich Magazin nicht abonniert hatten.

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CHEFREDAKTION Cathelijne van Vliet REDAKTION Anneke Wardenbach, Ralf Johnen ARTDIRECTION Sefanja Nods LAYOUT Suzy Benjamin, Sander Buningh

NR. 1 - 2021

NR. 4 - 2020

FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 1 2021

frankreich magazin NUMMER 4 2020

die drei schönen der provence

FOTO UMSCHLAG Saint-Paul-de-Vence © JenniferCauli / Schapowalow

MITARBEIT Hans Avontuur, Renate van der Bas, Christine Cazon, Amélie Dufour, Eugenie Goldschmeding, Annemique de Kroon, Martine Jongbloed, Stéphane Meurisse, Mick Palarczyk, Pablo Pichel, Paul Smit, Hanneke Spijker, Chantal van Wees, Karola Woll, Anja Winter.

LA VENDÉE

Verträumte Dörfer im Var

STERNE, SALZ UND SCHICKE STRÄNDE

entdeckungstouren kurz hinter der grenze!

Wohntraum Einst Ruine, jetzt zauberhaftes Landhaus

• Haute-Marne, schlicht und bildschön • Haute-Saône, Geheimtipps von der Schlossherrin

DAS JURA, WILD & SCHÖN Authentisches Frankreich vor unserer Tür

FÜRSTLICHE FERIEN Zu Gast in französischen Schlössern

HERAUSGEBER Daniëlle Wiersema

KURZ MAL WEG 10 reizvolle Ziele nördlich von Paris

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Nr. 4- 2020

Nr. 1 - 2021

REDAKTION Tel. +31 20 5302570, redaktion@frankreichmagazin.org

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Das Beste in Burgund

Weltklasse Patisserie Rezepte vom Chef-Konditor Cédric Grolet

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16-12-2020 13:07

Nr. 2 - 2021 NR. 1 - 2022

FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 1 2022

MARKETING Tel. +31 20 5302571, marketing@frankreichmagazin.org ANZEIGEN Julien Frouin, Tel. +31 20 5302578, julien@creditsmedia.nl

Fischerdörfer Cassis & La Ciotat

Kleinode an mächtigen Klippen

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ROMANTIK IM WINTER

Nr. 4 - 2021

Nr. 3 - 2021

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Nr.1 - 2022

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VERTRIEB IPS Distribution GmbH, Meckenheim FRANKREICH MAGAZIN Van Slingelandtstraat 63, 1051 CG Amsterdam, Niederlande, Tel. +31 20 5302570, www.frankreichmagazin.org, www.facebook.com/FrankreichMagazin. EMPFOHLENER LADENPREIS €6,90 © Frankreich Magazin ist eine Ausgabe von Joie de Vivre BV, die Teil der Verlagsgruppe Credits Media ist. Ohne die schriftliche Genehmigung des Herausgebers darf nichts aus dieser Ausgabe übernommen und/oder auf welche Weise auch immer reproduziert werden. Die Redaktion hat ihr Möglichstes getan, um Quellen und Rechteinhaber von verwendetem Bildmaterial zu erwähnen. Sollten dennoch Abbildungen ohne Angabe der Rechteinhaber gezeigt werden, können sich diese an die Redaktion wenden.

(Montag bis Freitag, 10.00 – 16.00 Uhr) DER SPEZIALIST FÜR LÄNDERMAGAZINE

98 FRANKREICH MAGAZIN


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