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Die drei Schönen der Provence

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Fayence, Seillans und Bargemon: Sie haben sich schon vor Jahrzehnten einen Namen gemacht, die drei bildhübschen Dörfer der Pays de Fayence im provenzalischen Département Var. Mit ihrer jahrhundertealten Geschichte sind die drei Orte typisch für die Provence von damals wie heute - und nach wie vor ganz sicher eine Reise wert.

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Zugegeben, vor Jahren habe ich mit viel Freude in der Gegend gelebt, weshalb dies eine sehr persönliche Geschichte werden könnte. Andererseits schaut man mit ganz anderen Augen, wenn man nach langer Zeit in die einst vertraute Umgebung

Eröffnungsseiten: Bargemon-Panorama. Diese Seite: Lodewijk Schröder, Koch im Restaurant Le Temps des Cerises. Rechts: Bargemon. zurückkehrt. Das spüre ich schon auf der A8, der

Autoroute La Provence, als ich von Nizza nach

Fayence fahre. Vorbei am Stausee Lac de Saint

Cassien, der Anfang der 60er Jahre angelegt wurde.

Er überflutete das Dorf im Tal und entwickelte sich zu einem Paradies für Urlauber, die bei Hitze

Abkühlung suchen an den Stränden, Tretboot fahren, schwimmen oder angeln. Angenehm ruhig ist es, denn Motorboote sind verboten. Zu „meiner“

Zeit gab es kaum ein Café am Ufer. Fährt man weiter nach Fayence, kann es sein, dass Segelflugzeuge am Himmel schweben. Auch das ist mir neu:

Hier liegt ein Segelflugplatz, wohl einer der wichtigsten Europas. Und dann taucht Fayence vor einem auf. Es schmiegt sich, wie es sich für ein authentisches Provence-Städtchen gehört, an einen Hügel. Tankstellen, Hotels und einige Restaurants liegen „downtown“ am Fuße des Ortes, dahinter beginnt der Aufstieg: eine kurvenreiche Strecke, die mehr oder weniger an der Mairie von Fayence endet, die sich wie eine Art Viadukt über die Straße spannt. Parkmöglichkeiten sind es etwas weiter entfernt, außer am Samstagvormittag, dann ist dort Markt. Die uralten Straßen im Ortskern waren nie für den Autoverkehr ausgelegt, „pittoresk“ hat eben auch seine Einschränkungenzum Glück, finde ich.

Ein guter Ort Fayence ist „la capitale“ der Pays-de-Fayence, einem Zusammenschluss von neun Gemeinden in der Umgebung. Der Name erscheint zum ersten Mal im Jahr 909 auf einer Karte der Abtei von Cluny, damals noch als Faventia. Fachleute weisen allerdings auf die Erwähnung von Fayence in

Die uralten Straßen in Fayence waren nie für den Autoverkehr ausgelegt, „pittoresk“ hat eben auch seine Einschränkungen - zum Glück, finde ich.

Schriften der Abtei von Saint-Victor aus dem Jahr

1119 hin, in dem der Name nicht mehr vorkommt. Der Name Fayence ist möglicherweise vom lateinischen „Fagus“ (Birke) abgeleitet. Andere Quellen nennen als Ursprung den lateinischen Ausdruck „Faventia Loca“, ein guter Ort. Wie dem auch sei, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant des Luxus-Golfplatzes Terre Blanche im benachbarten Tourrettes heißt zu Recht Faventia. Wie eine (Wieder)-Entdeckungsreisende schweife ich umher. Der Salon des Antiquaires findet gerade statt, schon zu meiner Zeit war er ein bekannter Antiquitäten- und Flohmarkt im schönen Garten einer provenzalischen Bastide aus dem 19. Jahrhundert. Dort treffe ich einen befreundeten Koch vom Restaurant Le Temps des Cerises. In seiner Küche ist die Zeit nicht stehengeblieben. Er hat seine Menükarte mit indonesischen Gerichten bereichert. Ich stutze: Nasi Rames in der Provence? Interessant. Wir sprechen uns nur kurz, ich muss weiter.

Plus Beau Village de France Etwa vier Kilometer entfernt liegt Seillans. Das Dorf prangt weit oben auf der Liste der Les Plus

So ein wunderschöner typischer Platz mit Platanen, Terrassen, vielen Brunnen: Er verströmt die warme, freundliche Atmosphäre eines schönen alten provenzalischen Dorfes.

Max Ernst, das Genie von der bastille seillans; Stéphane und Hugo vom Chez Hugo in Seillans. Rechte Seite: Seillans, Porte Sarrasine; Fayence Mairie.

Beaux Villages de France (Die schönsten Dörfer Frankreichs). Und diese Erwähnung ist schwer zu bekommen. Wer das Dorf richtig erleben möchte, muss den Wagen abstellen. Ehe man sich es versieht, ist man unterhalb am alten Kern vorbei gefahren. Dabei finden sich die alten Straßen mit ihrem bewährten Charme und den hübsch gestrichenen Häusern im oberen Teil nahe der Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Man landet in einer Art Labyrinth von autofreien Gassen, in denen die Zeit stehen geblieben ist. Es ist in der Regel ruhig. Das Dorf soll aus dem 5. Jahrhundert vor Christus stammen, gegründet von einem keltischen Stamm, der sich „Seilhaso“ nannte. Einen gewissen Ruhm verdankt das Dorf dem expressionistischem Künstler Max Ernst (1891-1976), der sich hier mit seiner Frau Dorothea Tanning (1910-2012) niederließ und dem heute ein kleines Museum gewidmet ist. Auch der berühmte Fotograf Robert Doisneau (1912-1994) sowie der belgische Radfahrer Fred De Bruyne (1930-1994), nach dem ein Platz benannt ist, lebten hier. Seillans präsentiert sich gerne als Künstlerdorf und als Provence schlechthin. Die Atmosphäre stimmt auf jeden Fall: das Château aus dem 11. Jahrhundert, die Porte Sarrasine aus dem 12. Jahrhundert. Und wenn man dann auch noch neben dem Brunnen auf dem von nun an unvergesslichen Place du Thouron im Restaurant Gloire de Mon Père etwas zu essen oder zu trinken bestellt, dann weiß man sicher: Dies ist die Provence! Ich selber habe mich diesmal allerdings an einen Tisch bei Chez Hugo gesetzt, muss aber zugeben, dass ich auch dort den Koch kenne. Sein Essen finde ich deutlich besser.

Liebe auf den ersten Blick Bargemon wollte ich auch unbedingt wiedersehen. Wer einmal dort war, ist verliebt für‘s Leben. Wirklich! So ein wunderschöner typischer Platz mit Platanen, Terrassen, vielen Brunnen und einer kleinen Pizzeria: Er verströmt die gemütliche Atmosphäre eines schönen alten provenzalischen Dorfes. Und dazu dann der Reichtum an... wo soll ich beginnen? ...Natur, Kultur, tolles Ambiente. Herrliche Aussichten erfreuen das Auge – auch Bargemon liegt 500 Meter hoch oben am Berg. Und ganz ehrlich: Etwa 13 Kilometer von Seillans entfernt fahre ich eine der schönsten Strecken in der gesamten Provence. Eine aufregende, schmale Route für Fahrkünstler mit Haarnadelkurven und phänomenalen Panoramablicken. Der Ortseingang von Bargemon an der Boules-Bahn ist nicht so viel- >

Beim Spazieren durch die hübschen Gassen und an den Verteidigungsmauern mit diesem fantastischen Blick auf die Olivenhaine spüre ich vor allem das Mittelalter.

versprechend, aber höchstens 200 Meter weiter liegt schon der Place Chauvier im Herzen des Dorfes, mit Straßencafés und einem Brunnen aus dem 18. Jahrhundert. Wie viel Provence wollen Sie denn noch? Genau wie früher, als ich das erste Mal herkam, kann ich bei der Kirche am besten links abbiegen, um unten an der Post zu parken. Als ich ein paar Minuten später auf einer der Terrassen sitze und der Rosé von der anderen Straßenseite gebracht wird, fühle ich mich wieder pudelwohl in Bargemon. Kein Wunder, dass sich Künstler und Prominte hierher verirrt haben, die auch mal zurückgezogen leben wollen. Fußballgott David Beckham wohnte in der Domaine Saint Vincent, in England als „Beckingham Palace“ bekannt. Mrs. Beckham glaubte, es würde dort spuken. Sie verkauften das Anwesen; angeblich trauerte das Dorf den Superstars keine Träne nach.

Eigenartige Museen In der Grotte du Bel Homme gibt es Hinweise, dass hier schon vor 8.000 Jahren Menschen gelebt haben. Auch die alten Römer hatten die tolle Lage von Bargemon bemerkt. Doch beim Spazieren durch die Gassen und an den Verteidigungsmauern mit diesem fantastischen Blick auf die Olivenhaine spüre ich vor allem das Mittelalter. Für den Abend plane ich einen Besuch im Restaurant La Campana, das zurecht jeder im Dorf emphielt. Aber es ist noch früh, also schaue ich an der Festungsmauer in der Beddinton Art Galery vorbei. Mir begegnet ein Maler, der davon schwärmt, wie sehr das Licht der Provence seine Arbeit beeinflusst - egal, wo er auf der Welt malt. Bargemon zählt einige besondere Museen. Das Musée Camos in der Kapelle Saint-Étienne aus dem 11. Jahrhundert zeigt die religiöse und politische Geschichte des Dorfes. Oder das sehr schön gelegene Musée des Fossiles & Minéraux. Mich reizte das Musée de la Mécanographie mit seiner international einzigartigen Sammlung von Schreib- und Rechenmaschinen. Wer denkt sich bloß so etwas aus? Und dann ist da noch das ganz spezielle Polizeimuseum, das Musée du Garde Champêtre, sehr lohnenswert, wenn man das südfranzösische Land besser begreifen möchte. Der „garde champêtre“ ist

der Dorfpolizist, von dem es in Frankreich nur noch 1.500 gibt. Der Weg zurück nach Nizza dauert etwas mehr als eine Stunde. Nichts gegen die „Côte“, aber mitten auf der Autobahn spüre ich nach dem fantastischen Tag tief in der Provence plötzlich, wie sich Nostalgie anfühlt.

* TEXT RENÉE VONK-HAGTINGIUS FOTOS VISITVAR, OFFICE DE TOURISME INTERCOMMUNAL DU PAYS DE FAYENCE, LES PLUS BEAUX VILLAGES DE FRANCE, EIGENES ARCHIV. Brunnen in Saillans; Unten: Hinter den Balustraden verbirgt sich der Salon des Antiquaires Fayence.

Terre Blanche Hôtel Spa Golf Resort; Eingang des Musée des Fossiles & Minéraux in Bargemon.

Tipps & Adressen

FAYENCE

Essen ☛ La Table d’Yves Schöner Terrassengarten. Yves Merville ist ein überzeugender Innovator der provenzalischen Küche. 1357, route de Fréjus, +33 (0)4 94760844. latabledyves.com

☛ Le Temps des Cerises Gemütliche, gesellige Terrasse. Der Koch wagt sich an Klassiker wie Kalbsnieren. Place de la République, +33 (0)4 94760119. restaurantletempsdescerises.fr

☛ Le Castellaras Schickes Ambiente, schöne Aussicht auf das Dorf und die Umgebung. Reichhaltige Küche, einschließlich halber Portionen. 461, chemin de Peymeran, +33 (0)4 94761380. restaurant-castellaras.com

☛ L’Auberge Fleurie Die Küche konzentriert sich auf Fisch und Schalentiere. Avenue Saint-Eloi, +33 (0)4 94847664.

Übernachten ☛ Hôtel Le Moulin

de la Camandoule

Ehemalige Olivenölmühle, sehr ruhig gelegen, mit klassischem Restaurant. Chemin Notre-Dame des Cyprès, +33 (0)4 94760084. camandoule.com

☛ Les Oliviers 18, avenue Saint-Christophe (Quartier La Ferrage), Route de Grasse, +33 (0)4 94761312. lesoliviersfayence.fr

SEILLANS

Essen ☛ La Gloire de Mon Père Auf einem typischen provenzalischen Dorfplatz mit einem Brunnen. Besonderes Ambiente, umfangreiche Speisekarte. Place du Thouron, +33 (0)4 94601865. lagloiredemonpere.fr

☛ Chez Hugo Der in Frankreich geborene und ausgebildete Koch Hugo serviert seine eigene Interpretation der provenzalischen Küche. Rue de l’Hospice, +33 (0)4 94855470. chezhugo.fr

Übernachten ☛ Hôtel Des Deux Rocs Urprovenzalische Auberge, oben im Dorf, am Rande des mittelalterlichen Teils. Rue Fontaine d’Amont. hoteldeuxrocs.com

BARGEMON

Essen ☛ La Campana Schöne Atmosphäre, Straßenterrasse, vor allem lokale Küche. 25, rue de la Résistance, +33 (0)4 94766315.

☛ La Pescalune Kleines Restaurant, oft von Feinschmeckern empfohlen. 13, rue de la Résistance, +33 (0)6 29946664.

☛ La Taverne Der Dorfplatz eben. Einfach, gut. Place Chauvier, +33 (0)4 94840917.

☛ Maître Blanc Klassische französische Küche, man denke an Foie Gras. 1, rue Jean-Jaurès, +33 (0)4 94767069.

☛ L’Estanco Hauptsächlich Pizzeria. Place Chauvier, +33 (0)4 94767717.

Côte d’Azur

Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie.

Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz fi nden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.

Sehenswürdigkeiten

Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausfl üge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.

Auf dem Campingplatz

Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie fi nden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.

CAMP DU DOMAINE

2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 Anfang April bis Ende Oktober geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.

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