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Kulturtipps
Viel zu sehen in Paris
Paris prunkt auch diesen Herbst mit großen Ausstellungen und großen Namen. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Besonders diese vier werden voraussichtlich für Gesprächsstoff sorgen:
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/ © G E D E O N P R O G R A M M E S T É P H A N E C O M P O I N T
Zeitmaschine Pompei
Seit 300 Jahren entdecken Archäologen immer wieder Neues unter der Vulkanasche, die die Stadt 79 vor Christus unter sich begrub. Die aktuelle Ausstellung führt den Besucher durch die größten Ausgrabungen seit dem 2. Weltkrieg in die Gassen der antiken Stadt: Zu der Villa mit dem Garten und den wunderbaren Fresken oder zum Haus der Leda wo ein provokatives Fresko Ledas erotische Begegnung mit dem Schwan darstellt. „Pompei“ im Grand Palais, bis zum 2. November 2020, grandpalais.fr VON ANNEKE WARDENBACH UND MARINUS PÜTZ
150 Jahre Matisse
Anlässlich des 150. Geburtstags von Henri Matisse (1869- 1954) ehrt das Centre Pompidou ihn mit einer Ausstellung von Werken, die man gesehen haben muss, um die Verschränkung von Text und Bild in seinem Werk zu verstehen. In noch nie dagewesenen Umfang präsentiert sie Meisterwerke aus den Sammlungen des Musée national d‘art moderne und zeichnet so seinen künstlerischen Werdegang chronologisch nach. Centre Pompidou, Matisse, comme un roman, 21.10.20 – 22.02.21, centrepompidou.fr
Eingepackt!
Im Vorfeld an die 2021 geplante Verhüllung des Triumphbogens in Paris, widmet das Centre Pompidou dem Ehepaar Christo und Jeanne-Claude posthum eine umfangreiche Ausstellung: Schon 1975 entwickelten sie die Idee, den Pont-Neuf in Paris mit einer goldenen, sandsteinfarbenen Leinwand zu umhüllen, die die Brücke komplett bedecken sollte. Das Publikum sollte auf der Leinwand laufen können. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte dieses Projekts von 1975 - 1985 nach und blickt auf ihre Pariser Zeit zwischen 1958 und 1964. Ursprünglich sollte der Triumphbogen im September 2020 verhüllt werden, das wurde jedoch wegen Covid 19 verschoben. ‘Christo et Jeanne-Claude’ im Centre Pompidou, bis 19.
R E K K A R K B I D O T O 1 9 6 3 / P H O T I S © C H R
Französische Höhepunkte in diesem Herbst
H . M A T I S S E / S M K S K O U - H A N S E N C C E S S I O N T O : J A K O B © S U P H O
Oktober 2020, centrepompidou.fr
Urbane Kunst (ge)feiert
Das Kollektiv 9ème Concept betrachtet sich als eigenständige künstlerische Bewegung. Es nutzt viele ästhetische Linien von aboriginal bis zu surrealistisch und sämtliche Medien (Malerei, Musik, Fotografie, Tätowierung,…) Man will urbane Kunst möglichst vielen Menschen zugänglich machen. Interaktion des Publikums mit dem Werk ist wichtig als Dialog zwischen dem Künstler und dem Kunstliebhaber. Die kollektiven Aktionen zielten darauf ab, die Kunstwelt zu entheiligen, indem sie sie aus ihrem formalen Kontext herausnehmen. Mit „Vision d‘ensemble“ feiert das Kollektiv sein 30-jähriges Bestehen. ‘Vision d’Ensemble’ im schwimmenden Museum Fluctuart, bis 20. Dezember 2020, fluctuart.fr
AZIA GR GIO R SE ©
R EN É-X AVIER P RINET , L A PLAGE DE C ABOURG © CH.B ERNARDOT
Französische Filmtage
Die gute Nachricht: Die 37. Französischen Filmtage 2020 finden statt! Live! Das größte Schaufenster des frankophonen Films in Deutschland präsentiert die neusten Filme aus der gesamten französischsprachigen Welt vom eigenwilligen Autorenfilm noch unentdeckter Filmschaffender bis zum opulenten Kinoereignis mit Starbesetzung für die große Leinwand. Mit rund 15.000 Besuchern waren die Französischen Filmtage bisher ein echtes Publikumsfestival in Tübingen und Stuttgart; auch in diesem Jahr, mit Abstandsregeln und Hygienekonzept. Dazu ist zum ersten Mal ist eine zusätzliche Online-Version der Filmtage geplant. Wer französischsprachige Filme liebt, kann damit in der ersten Novemberwoche unabhängig vom Standort neues Kino genießen. Auch ohne Französischkenntnisse: Alle Filme sind Deutsch untertitelt! Französische Filmtage Tübingen | Stuttgart, 28. Oktober – 4. November 2020, franzoesische.filmtage-tuebingen.de
Maler des Schwarz und des Lichts
Vor kurzem feierte Pierres Soulages, der französische Meister der gegenstandslosen Malerei, seinen 100. Geburtstag. Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden widmet seinem außergewöhnlich langen Schaffen nun eine Retrospektive. Seine Werke tragen keine Titel, die die Wahrnehmung der Betrachter beeinflussen könnten. So erklärte der Künstler: „Ein Gemälde ist ein organisiertes Ganzes, ein Ensemble von Formen, auf dem unsere Sinndeutungen entstehen und zerfallen.“ Die Ausstellung dokumentiert den Werdegang des Künstlers von 1946 bis heute und zeigt eine Auswahl an Gemälden aus europäischen Museen und Privatsammlungen, insbesondere aus dem Soulages-Museum in Rodez und dem Centre Pompidou in Paris. Pierre Soulages, Frieder Burda Museum, Baden-Baden, 17.10.20 – 28.02.21, museum-friederburda.de
Mit allen Sinnen!
Ab 1860 entstand vor allem in Frankreich eine neue Art der Malerei: Impressionismus. Man malte nun schnell und direkt vor dem Motiv. Scheinbar alltägliche Szenen und Landschaften wandeln sich vor den Augen des Betrachters zu lebendigen Ereignissen. In Stuttgart laden 60 Exponate, darunter 33 selten bis nie ausgestellte Leihgaben aus Privatbesitz, dazu ein, sich auf das sinnliche Sehen und Erleben der Bilder einzulassen. Zeitgleich zeigt das Musée de Lodève bei Montpellier die weitere Entwicklung mit Werken der Société nouvelle de peintres et
EW Ä CHSHAUS G P IERRE -A UGUSTE R ENOIR , D AS © S TAATSGALERIE S TUTTGART
sculpteurs, die ab 1895 bis 1939 erfolgreich war. t Mit allen Sinnen!, Staatsgalerie Stuttgart, bis 7.3.2021, staatsgalerie.de t Derniers Impressionistes, Musée Lodève, bis 28.02.21,
Kulturtipps
S OULAGES , P EINTURE ILD -K UNST , B ONN 2020 P IERRE © VG B
museedelodeve.fr
M Ö TR S ARIANNE © M ’A RCOLE D ONT P
An den Ufern der Seine
Paris zählt 37 Brücken und wohl nur verliebte Paare kennen sie alle. Sie erinnern an große Siege (Tolbiac, Austerlitz, Arcole…), würdigen bedeutende Frauen (Simone de Beauvoir) und Männer (Sully, Louis-Philippe, Mirabeau) und weisen auf wichtige Monumente hin (Archevêché, Carrousel, Invalides). Sie überspannen die Seine und sind Zierschmuck der Stadt der Lichter. Kunsthistorikerin Marianne Ström lebt seit 1971 in ihrer Wahlheimat Paris. Ihre Foto-Ausstellung „Ponts de Paris“ (Die Brücken von Paris) lädt ein zu einem Spaziergang an den Ufern der Seine durch die französische Metropole, immer weiter bis ins Herz der Stadt. Deutsch-Französisches Kulturzentrum, Essen, bis 30.10.20.