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KOLUMNE: DIE KAMERA MAL ZUHAUSE LASSEN?
MARTIN ZÖLLER IST AUTOR VON „MADONNA, EIN BLONDER! GANZ UND GAR NICHT ALLTÄGLICHE GESCHICHTEN AUS ROM“
Magisches Merkwort: „AMHUZZFNZH“
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Kleine Wissensfrage am Anfang: Können Sie etwas mit der Abkürzung SKOFGAR anfangen? Na? Aus der Schulzeit? Das ist ein Merkwort mit dem sich Schüler merken sollen, wie Lebewesen systematisiert werden: „S“ wie „Stamm“, dann „K“ wie „Klasse“, dann „O“ wie „Ordnung“...und so weiter. Die Idee: Man merkt sich das Merkwort und alles andere kommt automatisch. Alles klar? Was das mit Italien zu tun hat? Naja wäre es nicht großartig, ein ähnliches Merkwort für den Beginn von Reisen zu haben? Damit man nie mehr das Bügeleisen anlässt oder den Pass vergisst? Wie wäre es zum Beispiel mit „AMHUZFFNZH“? „A“ wie „Ausweis“, „M“ wie persönliche „Medikamente“, „H“ wie „Handyladegerät“, „U“ wie „Unterlagen für die Reise“, „Z“ wie „Zahnbürste“, „F“ wie ein gescheiter „Fön“, noch ein „F“ wie „Fotoapparat“, „N“ wie „Nachbar gießt die Blumen“, „Z“ wie „Zeitung abbestellt“, „H“ wie „Haustür abgesperrt“...Ganz einfach „AMHUZFFNZH“, wie man es spricht sozusagen. Aber stopp. Echt auch „F“ wie „Fotoapparat?“ Oder wie wärs, den einfach mal zu vergessen? Und auch die Fotofunktion im Handy? Ich habe aktuell mehrere 10000 Fotos auf meinem Handy. Und wie oft schaue ich sie mir an? Eigentlich nie. Und Fotobücher? „Mach ich schon noch“, na klar. Nein, es wird leider nie passieren. Absurd, wie viele Momente ich fotografiere und so verpasse. Um das Wahrnehmen ohne Fotografieren zu üben, sollte man nach Rom kommen. Zwar darf man in Rom alles fotografieren und vermutlich entstehen täglich Millionen Fotos von Piazza Venezia bis Kollosseum, aber es gibt auch einen Ort, an dem man nicht fotografieren darf: ausgerechnet den größten Kunstschatz Roms, die Sixtinische Kapelle. Und, ist das schlimm? Nein! Ich war im September zuletzt in den Vatikanischen Museen, natürlich schoben sich trotz Corona tausende Menschen durch die Gänge und dann in der Sixtina strenge Schilder und noch strengere Ordner: „No fotos please“. Manche können doch nicht anders, werden dann ermahnt, manche wissen kaum, was sie mit ihren Händen machen sollen, wenn kein Handy gehalten wird, manche schaffen es tatsächlich, wieder mal wahrzunehmen, zu schauen. Eine Alternative zum Fotografieren wäre auch: Zeichnen. Mit dem Ok der Ordner dürfen die Exponate und Sehenswürdigkeiten gezeichnet werden, mit Bleistift. Eine Freundin von mir hat neuerdings ein Notizbuch in der Größe eines Handys. Damit zeichnet sie im Stehen im Vorbeigehen, nicht besonders gut, aber immer besser. Sie nimmt wahr. Und das ist doch das um was es geht im Urlaub - vor allem in Italien! Das richtige Merkwort könnte also auch lauten. „AMHUZZFNZH“. Statt „F“ wie „Fotoapparat“ ein weiteres „Z“ wie „Zeichenblock“. Also jetzt „AMHUZZFNZH“ merken und die Reise ist perfekt. „AMHUZZFNZH“: Wie man es spricht. •