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Jagd im Wandel

Die Jagd hat sich auch im Burgenland in den letzten Jahrzehnten stark geändert. Waren ursprünglich Reh- und Rotwild die Hauptschalenwildarten, sind heute Reh- und Schwarzwild die dominierenden Arten mit großer Anpassungsfähigkeit an den Menschen (Kulturfolger). Rotwild gilt als Stand- und im Grenzbereich zu Ungarn als häufiges Wechselwild mit neuen Verbreitungsgebieten, Muffel- und Damwild tritt regional als neues Stand- und Wechselwild auf. LJM-Stv. VetR Dr. Charlotte Klement, ELJM wHR DI Friedrich Prandl

Das Niederwild mit ehemals guten Besätzen von Hasen, Rebhuhn und Fasan ist heute auf Hase und Fasan zusammengeschrumpft, das Rebhuhn bedarf besonderer Hegemaßnahmen zu seiner Bestandsicherung. Die Entenstrecke weist nach einem erfreulichen Anstieg eine fallende Tendenz auf. Der einst kleinflächig strukturierten Landwirtschaft sind Großflächen mit vollmechanisierter Bearbeitung gewichen. 10.000 km Verkehrswege, davon 4.000 km Güter- und 3.000 km Forstwege zerstückeln die Region des Landes. Ein beidseitig von Autobahnen und Schnellstraßen im Interesse der Verkehrssicherheit errichteter Wildschutzzaun unterbindet ehemalige Fernwechsel des Schalenwildes. Die Errichtung von Grünbrücken haben teilweise eine Verbesserung gebracht. Bei der Jagdausübung ist den Gesellschaftsjagden auf Niederwild, die neben der jagdlichen auch eine große gesellschaftspolitische Bedeutung in einer Gemeinde hatten, die Einzeljagd meist auf Schwarzwild gefolgt und dabei die Rauwildregulierung auf der Strecke geblieben. Durch die Zunahme des Schwarzwildes zur zweithäufigste Schalenwildart wurde aus der seinerzeitigen winterlichen Notzeitfütterung eine ganzjährige Futtervorlage mit Mais und anderen Getreidearten, bei den Kirrungen. Die Gefahr der Azidose, einer Pansenübersäuerung, die besonders beim Rehwild durch Vorlage attraktiver aber ungeeig-

02/2020

neter Futtermittel zum Verenden führt (FIWI, Jahresbericht 2019), steigt.. Azidose ist eine Pansenübersäuerung, die besonders bei Rehwild durch Vorlage attraktiver aber ungeeigneter Futtermittel zum Verenden führt (FIWI, Jahresbericht 2019). Bei den Reviergrößen ist besonders bei Eigenjagdgebieten ein Trend zu kleineren Bejagungseinheiten mit höheren Pachterlösen zu verzeichnen. Noch einschneidender war die technische Revolution bei der Jagd. Vom Futterautomat als Ersatz der manuellen Futtervorlage, von der Wildkamera anstelle mehrmaliger Beobachtungsansitze, von der digitalen Übermittlung von Erlegerfotos mit falscher Darstellung der Jagd, von „Jagd online“ als Ersatz von Abschussplänen und –listen bis zu Büchsen mit einer möglichst weiten Schussabgabe und hochentwickelten optischen Einrichtungen, wie bestens vergütete Ferngläser, Entfernungsmesser, Wärmebildgeräten, Schalldämpfer und Zieleinrichtungen von Kimme und Korn bis zu Nachtzielgeräten etc. Prof. Dr. Walter Arnold vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie in Wien berichtet in einem Artikel im Vorarlberger Jäger, Mai und Juni 2020, bezogen auf Rotwild, dass Furcht zu Nachtaktivität des Wildes führt und zu einem wesentlichen Faktor in der Lebensweise des Rotwildes geworden ist. Bei den Auslösern der Furcht steht an oberster Stelle die Jagd, besonders dann wenn ein hoher Jagddruck längere Zeit vorhanden ist. Dr. Arnold fordert daher dringend Wildruhezonen mit einem Betretungsverbot zumindest über die Wintermonate, als Teil eines Wildtiermanagements. Kürzere Jagdzeiten und Intervalljagden machen das Wild vertrauter, sichtbarer und erleichtern dadurch die Erlegbarkeit. Notwendige Bestandreduktionen beim Schwarzwild im Hinblick auf die ASP und die Schadensvermeidung werden daher nur erreichbar sein, wenn auf die natürliche Lebensweise des Schwarzwildes durch Einschaltung von Bejagungsintervallen d.h. zeitweises Aussetzen der Bejagung – ausgenommen Schadensfälle – Rücksicht genommen wird. In Frage zu stellen ist das bereits vor Covid 19 bekannt gewordene jagdliche Home-Office bei den Bilder von Wildkameras auf den Bildschirm zu Hause übertragen werden und von zu Hause aus über einen Abschuss eines Stück Schalenwildes entschieden wird. Viele der neuen Technologien sind zweifelsohne für eine zeitgemäße Jagd unverzichtbar geworden. Bei allem Verständnis hierfür sollte aber der Kontakt zwischen Jäger und Revier mit Fährtenlesen, persönliche Wildbeobachtungen, Gespräche mit Revierbesuchern, Bau von Reviereinrichtungen etc. als wesentlicher Teil einer naturnahen, weidgerechten Jagd erhalten bleiben. Nur so wird die Jagd gegenüber der nichtjagenden Bevölkerung und den Medien argumentier bar sein. •

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