FÜR DIE JÄGERIN
Im Interview Für Frauen ist es oft nicht einfach, Familie, Beruf und Hobby auch unter einen Jagdhut zu bringen. Sylvia Leitner aus Rauchwart ist das gelungen. Das Interview führte LJM-Stv. BJM VetR Dr. Charlotte Klement
Wodurch wurde das Interesse bei Ihnen zur Jagd geweckt ? Durch meinen Mann, der aus einer Jägerfamilie kommt und schon immer den Wunsch hatte die Prüfung zu machen. Beruflich bedingt war das relativ spät erst im Jahr 2003 möglich. Bei Durchsicht des Lehrprinzen, wurde mir erst bewusst, dass zum Jagen auch die Hege und Pflege dazu gehört. Die Wildökologie und der Schutz des Wildes weckte das Interesse umso mehr. Also beschloss ich, den Jagdkurs und die Jagdprüfung gleich mit meinem Mann zu machen. Sylvia Leitner verbringt jede Minute mit Kind und Kegel im Jagdrevier.
Ihr Mann ist auch Jäger. Ist es von Vorteil, wenn beide Partner zur Jagd gehen ? Auf alle Fälle, weil da viel Verständnis da ist, dass man viele Stunden am Hochstand verbringt. Oftmals alleine oder jeder auf einem eigenen Hochstand. Gemeinsam funktioniert das bei uns selten, da wir unterschiedliche Ansichten haben.
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Konnten Sie auch bei Ihrer Tochter das Interesse zur Jagd wecken ? Ja, das kam schon als ich für die Jagdprüfung lernte. Sie ist öfters mit am Hochstand, bei den Reviergängen, Fütterungen, hilft bei Reparaturen der Jagdeinrichtungen und ist perfekt beim Aufbrechen. Ihr großes Interesse gilt aber den Wildkrankheiten. Sie haben auch die Prüfung zum Aufsichtsjäger erfolgreich abgelegt. Was hat Sie zu dieser Prüfung veranlasst ? Einfach wieder eine Auffrischung vom bereits gelernten und was sich in den letzten Jahren verändert hat. Leider habe ich auch beim Aufklären mancher Naturnutzer festgestellt, dass man als Aufsichtsorgan ernster genommen wird. War das ein Vorteil in Ihrer Gesellschaftsjagd für Sie ? Nein, in unserer Jagdgesellschaft waren genug Aufsichtsorgane vorhanden.
Fühlen Sie sich in Ihrer Jagdgesellschaft gleichberechtigt oder sehen Sie Unterschiede zu Ihren männlichen Kollegen? Wenn ja, welche ? Im Großen und Ganzen ja. Es gibt aber hin und wieder Situationen wo bevorzugt immer mein Mann kontaktiert wird. Sie sind heute bereits Oma. Glauben Sie, spielt das Alter einer Jägerin in dieser männlichen Domäne eine Rolle ? Aus meinen Erfahrungen seit ich Jägerin bin, war das Alter nie ein Thema. War ja eher eine spätberufene als ich mit 42 Jahren erst meine Jagdprüfung ablegte. Kommt ihre jagdliche Ausbildung auch Ihren Enkelkindern zugute ? Auf alle Fälle. Meine Enkeltochter ist jeden Tag seit sie laufen kann mit mir im Revier unterwegs. Sie kennt mit ihren 4 Jahren die heimischen Wildtiere, viele 04/2020
© Foto: S.Leitner
Wie schwierig ist es für eine berufstätige Frau mit Kindern die Jagd auszuüben? Ich hatte das Glück, dass meine Tochter in der Zeit schon 14 Jahre alt war, Verständnis für meine Leidenschaft hatte und auch Interesse zeigte für die Wildtiere. Da ich die ganze Woche in Wien arbeiten musste, nutzte ich jede freie Zeit am Wochenende für die Hege, Pflege und Jagd. Die Jagd für berufstätige Frauen mit Kindern kann nur funktionieren wenn die ganze Familie Verständnis dafür hat und auch die entsprechende Unterstützung da ist.