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Serie: Kleine Messestände

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Tagen Kongresse

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Räume schaffen mit Emotion und Ideen

Fünf Unternehmensstandorte voll räumlicher Ideen, Klängen, Lichtspielen und Überraschungen, um 70 Firmen und Hochschulen die Möglichkeit zu geben, sich mit kreativen Ideen in Szene zu setzen. TEXT: DI Ingrid Wenz-Gahler

INSPIRATIONEN. Für die letzte Ausgabe im Jahr haben wir den Designer’s Saturday in Langenthal in der Schweiz besucht, um Inspirationsquellen für die Gestaltung von Messeständen und Ausstellungen aufzuspüren. Alle zwei Jahre öffnen hier drei Tage lang fünf lokale Unternehmen, die selbst Designprodukte herstellen, ihre Produktionsstätten, um sich und durch eine Jury ausgewählte Kooperationspartner in Szene zu setzen. Fast 16.000 Architekten, Gestalter, Bauherrn und Designinteressierte waren gekommen, um sich die ausgefallenen Installationen anzusehen und nebenbei einen Blick in die Werkstätten und Ateliers zu werfen. Anders als auf vielen Messen nutzten die Aussteller hier die Möglichkeit, mehr von ihrer Identität zu zeigen, Produkt-Geschichten zu erzählen, Stimmungen zu vermitteln, wie es auf normalen Messen in dieser Form kaum möglich ist. In Zusammenarbeit von Kreativen und Künstlern wurden z. B. mystische Räume entwickelt, um eine Stuhlidee darzustellen, das Thema Parkett spielerisch und interaktiv umzusetzen oder neue Teppichtechniken zu zeigen. Pflanzenideen breiteten sich zwischen Lagerregalen aus, Glasmöbel wurden zu Klangobjekten. In einem runden Ausstellungsraum aus Papier zwischen riesigen Webstühlen wurden Leuchten präsentiert. Besonders interessant war zu sehen, wie sich die ausstellenden Firmen mit dem sie umgebenden Raum auseinandergesetzt haben. Auch eine Messehalle hat ja eine eigene Architektur, die ein Aussteller mit seinem Messestand „ausblenden“ muss, damit sich der Besucher voll und ganz auf das ausstellende Unternehmen und die Produktpräsentation konzentrieren kann. In Langenthal trafen die Aussteller auf vielfältige Orte: auf lange, dunkle Gänge in den Produktionshallen, auf weitläufige, helle Räume mit großen Fenstern, auf Werkhallen, die nach Holz dufteten. Um sich gegen sichtbare Technik, Maschinen oder Lagerregale durchzusetzen, wurden kleine, geheimnisvolle Orte geschaffen, verspielt, sinnlich, oft irritierend, deren Atmosphäre durch den technischen Charme der Werkhallen unterstützt wurde. Es ist die Wertschätzung den Menschen, den Orten und den Dingen gegenüber, die hier hergestellt und gezeigt wurden, weshalb dieser Event seit 1987 immer wieder begeistert.

CREATION BAUMANN AG, LANGENTHAL/CH

1 In einem langen, dunklen Gang des Produktionsgebäudes wurde den Wänden entlang die Möbelkollektion in farbigen Kreisflächen präsentiert, deren Dessins, Farben und Strukturen sich zu einem lebhaften Hintergrundbild zusammenfügten. Die diagonale Trennung des Raumes und damit die textile Raumarchitektur wurde durch einen Raumteiler erzeugt, der die Besucher einlud, die In

stallation durch Aktionen zu verändern. Per Hand konnten auf die Oberfläche Wörter und Formen gezeichnet werden, wodurch spielerisch neue Durchblicke auf die dahinter liegende Wand entstanden. Durch Lichtsteuerung wurden im Raum mal filigrane, mal großflächige Schattenspiele erzeugt. INSZENIERUNG: gemeinsam mit Benjamin Thut, Möriken/CH

BAUKNECHT AG, LENZBURG/D

2 In der weitläufigen Halle von Hector Egger Holzbau stapelten sich Maschinen und Holzbalken. Mitten drin stand ein großer schwarzer Kubus mit einer verspiegelten Front. Durch eine große runde Öffnung gelangte der Besucher in eine Welt aus feinen Stoffen, wohliger Wärme und dem Duft frischer Wäsche. In der Mitte der Inszenierung standen im Kreis angeordnete Objekte, vollkommen in Weiß gehalten; auf ihre Form reduzierte Waschmaschinen. Über ein schwarzes Loch wurde der Besucher wieder in den Alltag entlassen. Die Identität des Herstellers und seiner Produkte konnte einmal ganz anders gezeigt und effektiv erlebbar gemacht werden. Erstmals gelang es einem HaushaltsgeräteHersteller, von der Fachjury des DS zugelassen zu werden. INSZENIERUNG: Studio Hannes Wettstein, Zürich/CH

VSI.ASAI, ZÜRICH/CH

3 „Willkommen im größten Innenarchitekturbüro der Schweiz“ war das Motto des Auftritts des VSI, der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten. In der weitläufigen Werkhalle des Möbelherstellers Girsberger dominierten große Fensterfronten, technische Leitungen und Rohre. Die fast raumhohen, mäanderartig aufgestellten, transluzenten Stoffwände führten ein luftiges Eigenleben und zeigten vielfältige Projekte Schweizer Innenarchitekten. Die Verdichtung der Projektbeispiele veranschaulichte die Berufsvereinigung als Kompentenzzentrum und Netzwerk für Innenarchitektur in der Schweiz. DESIGN: VSI.ASAI, Zürich

DIETRICH M. ULBRICH, BASEL

4 Der Schweizer Tapetenexperte, Entwickler und Händler in einer Person suchte eine ungewöhnliche Idee, Tapeten zu präsentieren. Angeregt durch die Aufklapptechnik von Pop-up-Kinderbüchern wurde ein übergroßes Tapetenbuch entwickelt, aus dem vier Raumsituationen im Maßstab eins zu eins von zwei Personen mit weißen Handschuhen herausgeklappt wurden. Gezeigt wurden Räume aus dem täglichen Leben mit Tapeten im Büro, im Operationssaal, in einer Hotelrezeption und im Wohnbereich. Ein schnell installierter Raum im Raum. DESIGN: Bureau Hindermann, Zürich/CH

RUCKSTUHL AG, LANGENTHAL/CH

5 Für die Kollektion „Maglia“ des Teppichherstellers mit farbenprächtigen Strickteppichen aus der südamerikanischen FiquePflanze entwickelten der Architekt Orio Tonini und der Designer Ulf Moritz ein Teatro Maglia. Nach Durchqueren eines langen Ganges gelangte der Besucher in einen dunklen Wald aus Teppichskulpturen. Durch eine spezielle Animation wurden Teppich-Bordüren zu tanzenden Darstellern. Zwei Ebenen tiefer öffnete sich ein Theaterraum, in dem halbrund verlaufende Fotowände sich gegenüberstanden und den Besucher in die Welt der Strickkooperative in Kolumbien entführten, welche die Teppiche herstellt. Inmitten des Raumes schwebte eine Plattform, auf der zwei Strickerinnen aus Kolumbien saßen und auf großen Stricknadeln strickten. DESIGN: Ulf Moritz, Eindhoven/NL

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