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Nachhilfe in Pflanzenkunde

Alant, Engelwurz, Frauenmantel, Königskerze, Melisse oder die

Ringelblume: Die Natur hat uns mit einer Vielzahl wertvoller Heilkräuter reich beschenkt. In Karlstein an der Thaya wird dieses Wissen bewahrt und weitergegeben. Benedikt Felsinger wirkt hier als Kräuterpfarrer und Nachfolger des legendären Hermann-Josef Weidinger.

Für alles ist ein Kraut gewachsen

TEXT VON CHRISTOPH BERNDL

Rund um den Kräuterpfarrer

Das Buch „Für Leib und Seele – Tipps vom Kräuterpfarrer“ erscheint im März bei Amalthea. Ca. 190 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 19,95 Euro, ISBN 978-3-85002-870-7, eISBN 978-3-902862-90-7

Kräuterpfarrer-Weidinger-Zentrum mit Kräutergarten und Naturladen: Hauptstraße 16/17, 3822 Karlstein/Thaya, Tel. 02844/7070-0, E-Mail: info@kraeuterpfarrer.at www.kraeuterpfarrer.at Stift Geras mit Kräutergarten und Klosterladen: A-2093 Geras, Tel. 02912/ 345-289, E-Mail: klosterladen@stiftgeras.at, www.klosterladen.at

GRÜSS GOTT, hier spricht der Kräuterpfarrer“ – mit diesen Worten meldet sich mein Gegenüber. Am Telefon ist Benedikt Felsinger, Vorstandsmitglied des „Vereins der Freunde der Heilkräuter“. Vom Stift Geras aus trägt er die Kunde rund um die heilsame Kraft der Pflanzen in die Welt. Neben dem Stift ist sein zweiter Sitz das Kräuterpfarrer-Weidinger Zentrum in Karlstein an der Thaya. Längst ist die Waldviertler 1.500-Seelen-Gemeinde an der Grenze zwischen Österreich und Tschechien weithin bekannt.

Dorfkaplan als Kräuterpfarrer

„Mittlerweile übe ich keine Funktion als Prior des Stiftes mehr aus“, erklärt Benedikt Felsinger. „Jetzt kann ich meine ganze Kraft der Pflanzenkunde und ihrer Beziehung zu den Menschen widmen. Zu tun gibt es genug. Unser Verein zählt mittlerweile 20.000 Mitglieder. Immer mehr Menschen besinnen sich wieder zurück auf die Natur und leben nicht bloß neben ihr her. Sie wollen ihre Kräfte nutzen. Das ist Teil eines Wachwerdens für die Schöpfung. Pflanzen sind Lebewesen, die eine Beziehung verdienen und die man nicht nur ausnutzen darf.“ Felsingers Fangemeinde wächst stetig, auch dank einer ausgefeilten Kommunikationsstrategie. In der laut Mediaanalyse 2013 meistgelesenen Tageszeitung des Landes hat Benedikt Felsinger eine fixe Kolumne. Aber nicht nur das. Auch die neuen Medien sind ihm nicht fremd. Täglich bloggt er im Internet unter der Adresse blog.kraeuterpfarrer.at und auch auf Facebook findet man ihn. „Wir sind bereits über 6.000 Fans. Auch immer mehr junge Menschen entdecken uns über diese Kanäle. Außerdem erscheint im März mein neues Buch ,Für Leib und Seele‘. Darin bringe ich auf Basis von 77 meiner Kolumnen viele der besten Tipps“, freut sich der Kräuterpfarrer, der eigentlich durch Zufall in diese Rolle hineingewachsen ist. In Harth wirkte er ab 1993 als Kaplan an der Seite von Pfarrer Weidinger und wurde von ihm seit diesem Zeitpunkt in die Wunderwelt der Kräuter eingeführt. „Die Begeisterung für die Natur hatte ich schon als Kind. Anfangs war ich mir aber nicht sicher, ob ich der Rolle des Kräuterpfarrers

Stärkt Atemwege und Nerven: Der Spitzwegerich ist ein idealer Begleiter durch die Fastenzeit.

gewachsen bin“, sagt Benedikt Felsinger. Nach dem Tod Weidingers, am 21. März 2004, fand schließlich der „natürliche Übergang“ statt, wie Felsinger es nennt. Seither vermittelt er das traditionelle Kräuterwissen und verbindet dabei geistig-philosophische Themen mit praktischen Pflanzentipps. „Ich liebe die Arbeit mit den Menschen und auch bei Auftritten im Rundfunk habe ich kein Problem. Als Jugendlicher habe ich immer Theater gespielt. Heute sind Auftritte im TV oder Radio meine Bühne.“

Fastenzeit ist Kräuterzeit

Am 5. März beginnt heuer die Fastenzeit – ein guter Zeitpunkt, um sich dem Thema Heilkräuter zu widmen. Benedikt Felsinger hat einen speziellen Tipp parat: „Der Spitzwegerich ist ein einfaches Kraut, das fast überall am Wegesrand wächst. Er lässt uns nicht nur durchatmen, sondern gibt uns auch seelische Kraft. Diese Geduld ist gerade in der Fastenzeit wichtig, denn es geht ja darum, nicht alles sofort haben zu wollen – sowohl im materiellen Sinn, als auch in Sachen Beziehungen.“ Inhaltlich schöpft er aus einem reichen Schatz, der dazu beitragen kann, unser Wohlbefinden zu steigern. „Heilkräuter sind für mich ein Lächeln des Schöpfers“, sprach sein Vorgänger, und auch Herr Benedikt ist davon überzeugt. ///

Ein Bild, das Lust auf den Frühling macht. Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger an seinem Arbeitsplatz, um den ihn viele beneiden werden – mitten in der Natur.

„Bei uns in den Gärten hier im Waldviertel startet die Saison vermutlich erst Ende April oder Anfang Mai. Die Natur selbst ist schon viel früher dran. Kaum schmilzt der Schnee weg, sprießen Veilchen oder Leberblümchen. Also, Augen auf.“

Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger lädt ein, aktiv die Natur zu entdecken.

Eine Fülle an sauren und billigen Veltlinern prägte das Image des „Brünnerstrasslers“ lang genug. Vor zehn Jahren startete Österreichs größtes Weinbaugebiet mit der Aufholjagd unter dem Codewort: Weinviertel DAC.

Der Riese ist erwacht

TEXT VON ROLAND GRAF

SUPERLATIVE BEGLEITEN das Weinviertel; 13.356 Hektar machen die Region zwischen der tschechischen Grenze und Wien zum größten Weinanbaugebiet des Landes. Selbst in Jahren mit geringerer Ernte – 2013 war etwa ein solches – beträgt die Gesamtmenge noch etwa 72 Millionen Liter. Nach wie vor dominiert der „Grüne“ die Rebfläche: Gut die Hälfte des Weinviertels ist mit Österreichs beliebtestem „Weißen“ bestockt. Trotz Sortendominanz fallen die Ergebnisse recht unterschiedlich aus: Kühlere Lagen, etwa am Manhartsberg, haben ihren eigenen Ausdruck, die „fettere“ Stilistik prägt Veltliner vom Löss, einen mineralischen Ton hingegen bringt das Urgestein in die Veltliner aus Röschitz.

Kostende Kommissare

Dass man diese Unterschiede bewusst kultiviert, ist ein Teil des neuen Selbstbewusstseins der Region. Denn die lange nach ihrer Hauptstraße und dem Säuregehalt der Weine als „Brünnerstrassler“ abqualifizierten Veltliner unterzogen sich vor knapp zehn Jahren einer Neuausrichtung. Als erstes Gebiet Österreichs definierte man über ein regionales Weinkomitee, was ein gebietstypischer Veltliner sein sollte. Das „Pfefferl“, als eine würzige Note, stellte sich als Hauptkriterium heraus, das Weine bei der Verkostungskommission erfüllen müssen. Statt die Größe als Fluch zu sehen, zu der noch der Mangel an international bekannten „Stars“ als Leitbetriebe kam, besann man sich der gemeinsamen Kraft. Bei 600 Mitgliedsbetrieben findet schließlich jeder seinen persönlichen Liebling. Dazu kommt die 2009 eingeführte „DAC Reserve“-Kategorie, die kräftigere und reifere Veltliner umfasst. Damit wurde auch das Reifepotential der Weinviertler Leitsorte sichtbar gemacht. Der Aufbruch hat sich auch in den Winzergruppen – Weinviertel Ambassadors (www.weinviertel-ambassadors.at) beziehungsweise Premiumweingüter (www.premiumweingueter.at) – manifestiert, die ihre Stärken bündeln.

Retro mit Sau und Stock

Mittlerweile kommt sogar die alte Marke Poysdorfs, der „Saurüssel“, in einer selbstironischen neuen Verpackung daher. Der einstigen Hochburg Falkenstein verleiht das Weingut Dürnberg mit markanten Etiketten und präzisen Weinen neues Profil. Auch preislich ist die einstige Hauptheimat des weißen „Schank-Dopplers“ der Gastronomie in der Gegenwart angekommen. Mit der neuen Wertschätzung begann etwa auch Karl Neustifters Rückkehr zur ursprünglichen, aber arbeitsintensiven Stockkultur. Dabei wird jede Rebe von einem Stock statt dem heute üblichen Drahtrahmen gestützt. Für die Sonnenein

„Erwarten sollte man frische und trinkanimierende Weine.“

Ulli Hager, Weinkomitee Weinviertel

strahlung und Pflanzdichte ist die Methode besser, die reine Handarbeit macht die Poysdorfer Rarität auch deutlich teurer (90 Euro ab Hof). Doch solche Avantgardeprojekte, auch wenn sie sich technisch eigentlich älterer Methoden bedienen, machen schließlich erst ein Weinbaugebiet von Rang aus. Präsentiert werden die DAC Veltliner traditionell im März in Wien. Erwarten sollte man „frische, fruchtige, feinwürzige und trinkanimierende Weine“, fasst Ulli Hager vom Weinkomitee Weinviertel zusammen, was heuer den Jahrgang 2013 besonders prägen wird. Zu verkosten gibt es die Weine am 11. März in der Wiener Hofburg (siehe schau Event-Tipp). ///

Ich habe Pfe er. Mein Wein auch.

www.weinvierteldac.at

Eine gute Ernte verspricht frische, spritzige Weine. Im Weinviertel kommen nicht nur Weinliebhaber auf ihre Kosten.

Ausflugstipps für Vineasten: Veltliner-Weekend mal vier

Vinothek vor Wien

In unmittelbarer Wien-Nähe (einige Weine stammen vom Bisamberg) befindet sich die stylische Vinothek von Anita und Rudolf Schwarzböck. Das reiche Sortiment begeistert vor allem mit den DAC Reserven wie z.B. „Vom Flysch“. Aber auch Schokolade und köstliche Marmeladen aus eigenen Marillen (unser Favorit: die mit Amaretto und Mandeln verfeinerte oder die Weingartenpfirsich-Marmelade) gibt es hier zu verkosten.

RUDOLF u. ANITA SCHWARZBÖCK, 2102 Hagenbrunn, Hauptstraße 56- 58, Tel. 02262/672740, www.schwarzboeck.at

Zum Wein radeln

Hoch im Weinviertler Norden ist das radlerfreundliche Gästehaus Rücker eine ideale Destination. Am besten bucht man das ganze Wochenende – Frühstück mit hausgemachten Marmeladen und eine Weinverkostung inklusive (65 Euro pro Person)! So kann man bei schönem Wetter im Innenhof mit Winzerin Elisabeth fachsimpeln. Etwa über ihren „Drei Lagen“-Veltliner, der auf Schotter, Lehm und Löss gewachsene Trauben kongenial vereint.

WEINGUT + GÄSTEZIMMER RÜCKER , 2074 Unterretzbach, Herrengasse 1, Tel. 02942/20802, www.elisabeth-wein.at

Windmühl-Nähe

Der weit gereiste Herbert Studeny setzt neben Veltliner auch auf Sauvignon blanc. Der „Sündlasberg“ geht bei Blindverkostungen oft auch als Steirer durch. Ideal für einen Ausflug sind der 26. und 27. April, wenn von Retz aus die „Weinbergschnecken“-Bahn verkehrt. Ansonsten lässt sich die Distanz zur malerischen Windmühle von Retz auch mit dem Rad bewältigen; Verkostungen für Gruppen sind nach Voranmeldung möglich.

HERBERT STUDENY, 2073 Obermarkersdorf 174, Tel. 02942/8252, www.studeny.at

Buffet in Breitenwaida

Während Mama Inge den vielfach ausgezeichneten Heurigen führt, hat sich Tochter Ingrid Groiss binnen weniger Jahre in der Weinszene etabliert. Ihr Gemischter Satz „In der Schablau“, in dem auch Sortenraritäten mitgelesen werden, gilt als einer der besten des Landes. Ihn und die Lagen-Veltliner gibt es gemeinsam mit den Strudelspezialitäten beim Schlemmerbuffet im Heurigen zu kosten (jeden Sonntag, 12–13.30 Uhr).

INGRID GROISS, 2014 Breitenwaida, Tullnerstraße, Tel. 0676/3927706, www.ingrid-groiss.at

Event TIPP

Weinviertel-Kost in der Hofburg

Am Dienstag, den 11. März 2014, präsentieren über 100 Veltliner-Winzer ihren „Weinviertel DAC“ 2013.

Ebenfalls von 15–21 Uhr in der Hofburg zu verkosten sind die Reserven des Jahrgangs 2012: die kräftigere Variante des regionstypischen Grünen Veltliners.

HOFBURG WIEN, 1010 Wien, Heldenplatz www.weinvierteldac.at

Weitere Termine: 18. März 2014 Design Center, Linz 8. April 2014 Kulturbühne „AmBach“, Götzis 9. April 2014 Flughafen Amadeus Terminal 2, Salzburg

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