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Anna F. im Interview
In Berlin ist alles irgendwie dreckiger
INTERVIEW: CHRISTOPH BERNDL, FOTO: MAX PAROVSKY
schau: Du lebst derzeit in Berlin. Was bietet die deutsche Hauptstadt Musikern, was Wien nicht hat?
Anna F.: Alles ist hier irgendwie dreckiger, im positiven Sinn. Es gibt eine sehr lebendige Szene. An allen Ecken und Enden der Stadt kannst du tolle Musik erleben. Hier bezeichnet sich ohnehin jeder zweite als Künstler. Es ist noch am ehesten vergleichbar mit New York. Da gibt es oft schräge Gigs an total ungewöhnlichen Locations und in kleinen Lokalen – und die meisten, die hier auftreten, sind verdammt gut.
Dein neues Album heißt „King in the Mirror“. Warum dieser Titel?
Der Song ist der letzte auf dem Album und ich verbinde eine besondere Geschichte mit ihm. Ich habe ihn gemeinsam mit Ian Dench, dem Gitarristen der britischen Band EMF, geschrieben. Ian habe ich auf einer Hochzeit kennengelernt und wir waren uns gleich sympathisch. Er hat mich dann zu sich nach Madrid eingeladen. Dort lebt er mit seiner Frau, einer Spanierin. Wir waren gemeinsam im Museo del Prado. Dort sahen wir das Bild „Las Meninas“ von Diego Velázquez. Es zeigt König Philipp IV. und seine Gemahlin im Spiegel und der Maler selbst hat sich darauf in den Vordergrund gesetzt. So kamen wir auf den Titel. Der Song selbst erzählt davon, wie die fremde und die eigene Wahrnehmung oftmals auseinander driften. Überhaupt dreht sich die ganze CD rund um die Gegensätzlichkeiten des Lebens.
Musiker definieren sich auch über ihr Äußeres. Ist es ein Vorteil im Musikgeschäft, wenn man so gut aussieht wie du?
Eigentlich ist es manchmal eher ein Nachteil. So, wie wenn man prominente Eltern hat. Man tut sich oft viel schwerer, für seine eigene Leistung ernst genommen zu werden. Ich habe neue Booking-Agentur in Deutschland und die arbeiten auch mit ihm zusammen. Die haben sich gedacht, warum sollten wir es nicht mit Anna probieren, und es hat geklappt. Männer haben ohnehin meistens lieber Frauen im Vorprogramm und umgekehrt. Obwohl ich zugeben muss, dass ich gar nicht so viele seiner Songs kenne, nur die zwei, drei großen Hits. Wir werden mit Tourbussen unterwegs sein. Da verbringt man viel Zeit gemeinsam auf engem Raum und lernt sich so besser kennen. Ich freue mich drauf.
Camping deluxe sozusagen?
Ja. (lacht) So könnte man es sagen.
Im Vorprogramm hast du Erfahrung, du warst ja schon mit Lenny Kravitz auf Tour. Gab es da auch die tollen Tourbusse?
Das war eine total schräge Zeit, jedoch keine Spur von Luxus. Ich erinnere mich noch gut an unseren „Tourbus“. Das war irgendein umgebauter uralter Schulbus oder so was. Alles hat gestaubt und gescheppert. Lenny ist natürlich komfortabler angereist. Aber es war eine einmalige Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Wir haben heute noch ab und zu Kontakt.
Wer wäre dein persönlicher Favorit als Vorgruppe, wenn du Haupt-Act bist: Metallica, Justin Bieber oder Udo Jürgens?
Sorry, keiner von den dreien. Hast du noch drei andere Vorschläge für mich? (lacht) Lana del Rey könnte ich mir gut vorstellen.
„Ein Auftritt im Dschungelcamp wäre nichts für mich. Mein
Privatleben bleibt privat.“ Auch wenn die Karriere einmal nicht mehr laufen sollte, schließt Anna F. einen Auftritt in einer
TV-Show, die auf Voyeurismus setzt, definitiv aus.
Was sind deine Ziele für die anstehende Tour mit James Blunt?
Ich hoffe, dass ich viele neue Fans für meine Musik gewinnen kann. Wenn von 10.000 Besuchern pro Show 200 Fans von Anna F. werden, dann bin ich schon zufrieden.
Abenteuerlustig quer durch Europa: Auf Tour genießt Anna F. das „Vagabunden-Leben“ im Tourbus.
Poppig? Ja, aber mit Charakter. Auf ihrem dritten Album definiert sich Anna F. musikalisch neu, zeigt Ecken und Kanten. Derzeit werkt die junge Steirerin von Berlin aus an ihrem musikalischen Durchbruch. Ab März heizt sie für James Blunt die Stimmung an. Trotz Probenstress nahm sich Anna Zeit für ein Interview mit schau.
info
Anna kurz und bündig
Anna wurde 1985 im steirischen Friedberg geboren. Eigentlich heißt die Singer-Songwriterin Anna Wappel. Musik begleitete sie schon seit ihrer Kindheit. 2005 inspirierte sie der Musikproduzent Alex Deutsch dazu, ihre Musikam- bitionen weiterzuverfolgen. 2010 erschien Annas Debut „…for real“; dafür gab es den österreichischen Musikpreis Amadeus für das Album des Jahres in der Kategorie „Pop/Rock“. Seit 2012 lebt Anna in
Berlin im Stadtteil Prenzlauer Berg. Am 28. Februar erscheint ihr drittes Album „King in the Mirror“ und ab März tourt sie mit James Blunt durch Europa. Zwei Österreich-Termine sind einge- plant: am 19. März in der Salzbur- garena und am 20. März in der Wiener Stadthalle.
PHASING OUT IST IN
IM BURGENLAND! Eine Tourismus-Erfolgsstory im Südburgenland.
Es ist eine überaus vitalisierende Geschichte, die das regionale EU-Förderprogramm Phasing Out im Südburgenland schreibt. Denn ein Förder-Euro zieht weite Kreise. Und das für die ganze Bevölkerung! Ein Beispiel? Der Ausbau der Avita-Therme in Bad Tatzmannsdorf ist weit mehr als ein belebender Tourismusmotor für die ganze Re gion. Mehr Gäste kommen ins Land, neue Beherbergungsbetriebe entstehen. Das Freizeitangebot wird erweitert. Kulturinitiativen werden gestartet. Drittunternehmer aus der Region bekommen vermehrt Aufträge.
Kurzum: Jeder Förder-Euro verdoppelt sich. Jeder direkt geförderte Arbeitsplatz bringt einen zusätzlichen. Viele weitere Fördermillionen warten. Fortsetzung folgt!
Im Alpenwestern „Das finstere Tal“ beweist Tobias Moretti derzeit im
Kino, dass es in den Bergen rau zugeht. Doch nicht nur in dem von Kritikern hochgelobten Streifen gibt er den harten Kämpfer. Als Gast bei „Gansterer zur Geisterstunde“ stellt er rasch klar, dass er seine
Prinzipien hat und auch bereit ist, für sie beherzt einzutreten – vor allem, wenn es um die heimischen Almen geht.
Mafia-Methoden auf der Alm
TEXT VON CHRISTOPH BERNDL, FOTO: BUBU DUJMIC
schau TV
Gansterer zur Geisterstunde am 5. April um 24 Uhr. Infos zum Empfang auf Seite 4.
WENN MAN SICH etwa die Almbewirtschaftung ansieht, dann ist das eine der größten mafiösen Gemeinheiten und Frechheiten, die je passiert sind“, stellt Tobias Moretti im Gespräch mit Helmut A. Gansterer in der schau TV-Sendung „Gansterer zur Geisterstunde klar. Die Rede ist dabei vom Chaos rund um die Vermessung der heimischen Almen. Durch Probleme beim Erfassungssystem müssen Landwirte bereits erhaltene Förderungen zum Teil zurückzahlen. Ein Thema, bei dem Moretti auf die Barrikaden steigt.
Tobias Moretti über die seiner Meinung nach weit verbreitete Obrigkeitshörigkeit.
Streitbarer Alpenrebell
Dabei zeigt Moretti, den viele noch immer mit seiner Rolle als Herrl des ermittelnden Schäferhundes ‚Kommissar Rex‘ assoziieren, obwohl diese Rolle 20 Jahre zurückliegt, eine neue Facette seiner Person. Er ist nicht nur leidenschaftlicher Schauspieler, sondern auch Bauer aus Überzeugung – und bereit, seine Meinung gegen Widerstand durchzusetzen. Eine Eigenschaft, die er bei vielen Österreichern vermisst. „Letztendlich wird das alles wie immer am grünen Tisch ausgehandelt. Wir Österreicher sind die feigsten aller Europäer. Das liegt wahrscheinlich auch an unserer Geschichte, denn wir behaupten uns nicht selbst und haben das Selbstbewusstsein einer Maus. Daher geben wir selbst von uns immer alles preis. Eigentlich sind wir deshalb schlechte Europäer, denn dieses Gebilde funktioniert
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Tobias Moretti
Geboren am 11. Juli 1959 in Gries am Brenner. Sein Geburtsname ist Tobias Bloéb. Moretti ist der Familienname seiner Mutter. Er nahm ihn 1984 an, als er mit Giorgio Strehler in Italien arbeitete. Nach der Matura absolvierte er ein Kompositionsstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien und wechselte dann an die Münchner Otto-FalckenbergSchauspielschule. Neben seiner Arbeit für Film und TV spielt der diplomierte Landwirt immer wieder Theater und ist am Residenztheater in München engagiert. Der hochgelobte Film „Das finstere Tal“ läuft derzeit in den Kinos. Zuletzt stand Moretti als depressiver Vampir vor der Kamera. Der Streifen soll noch heuer im Kino starten.
nur unter Gleichberechtigten. Da es die aber in Europa nicht gibt, weil es auf merkantile Strukturen ausgerichtet ist, begeben wir uns gleich in eine Ja-Sager-Position.“ Moretti selbst ist diplomierter Landwirt und bewirtschaftet einen 400 Jahre alten Bauernhof in Tirol, nahe der Hauptstadt Innsbruck.
Almfläche minus Flechte, Strauch, Almrose = Nutzfläche
Also, wie war das jetzt nochmal mit der Vermessung der Almen? „Da kommt plötzlich irgendein Bürokrat in Brüssel drauf, wenn man sich die Almen von oben via Satellitenbild anschaut, dann ist es ja nicht so, dass jeder Strauch oder jede Flechte eine Nutzungsfläche ist. Wenn man da jetzt die Almrosen abziehen würde, dann würde sich die Förderung um so und so viel Prozent minimieren. Die haben aber nicht bedacht, dass das Weidevieh ja unterhalb hineinäst. Wir haben uns das einfach gefallen lassen und nicht gesagt – wie etwa die Bayern – wir bemessen es neu oder anders. Wir haben es einfach gemacht und nicht beeinsprucht. Die Bauern mussten letztlich zu viel erhaltene Förderungen zurückzahlen, was viele auch in existenzbedrohende Situationen brachte. Mittlerweile weiß man aber, dass die das falsch berechnet haben“, so Tobias Moretti. Bei seinen Fans kommt der Querdenker, der gerne Dinge offen anspricht, gut an. Davon zeugen unter anderem fünf Goldene Romys, manifestierter Gradmesser in Sachen Publikumsgunst. Auszeichnungen werden von Moretti nicht überbewertet. „Ich habe 2012 die ‚Goldene Ehrenmedaille des Landes Tirols‘ bekommen. Das hat mich sehr gefreut. Die kriegt man halt für … ich weiß eigentlich gar nicht für was, aber ich glaube, irgendwelche besonderen Verdienste. Aber bin mir jetzt keiner Verdienste bewusst. Vielleicht habe ich sie auch nur so bekommen, ich weiß es nicht.“ Ein Titel wird ihm wahrscheinlich für immer verwehrt bleiben: „Ich würde den Titel ‚Ökonomierat‘ fast dem Oscar vorziehen.“ Besonders wichtig ist für Tobias Moretti der Begriff Heimat. Beruflich ist er viel unterwegs und auch seine Leidenschaft zum Motorrad führt in mitunter in die Ferne. So absolvierte er mit seinem Bruder Gregor Bloéb Ende 2012 die Wüsten-Rallye „Paris–Dakar“. „Die Begrifflichkeit Heimat ist für uns alle ganz wichtig. Auch wenn man sich von ihr entfernt und ihr kritisch gegenübersteht. Aber es gibt sie und man setzt sich mit ihr auseinander. Sie ist in uns, wie ein Grundhumus, der dein Wesen mitbestimmt. Ich bin gerne in meiner Heimat daheim. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens – wie ich lebe, was ich denke, was ich fühle. Auch, wenn man sich manchmal hinaussehnt.“ Das ganze Gespräch mit Tobias Moretti gibt’s im April auf schau TV bei „Gansterer zur Geisterstunde“. ///
Offen und gut gelaunt –so präsentiert sich Tobias Moretti im April auf schau TV.
Die Rückkehr des Königs der Lüfte
TEXT UND ILLUSTRATION VON HEDI MATHIAS
Sie bereisen in Europa ein riesiges Gebiet – vom Norden Norwegens bis in den Norden Griechenlands – immer auf der Suche nach einer intakten Natur, die ihnen ausreichend Nahrung bietet. Jetzt haben sich die Seeadler in den Donauauen wieder angesiedelt, nachdem sie seit 1946 bei uns als ausgestorben galten.
Die March-Donau-Auen zählen zu den schönsten unberührten Flusslandschaften Österreichs. Durch Zuläufe und Regulierungen in den letzten zwei Jahrzehnten bieten sie mittlerweile wieder vielen seltenen Pflanzen und Tieren Raum.
EINST WAREN SEEADLER in unseren Breiten heimisch und wurden sogar als Wappentier verehrt. Doch dann setzte im 19. und 20. Jahrhundert eine regelrechte Verfolgungsjagd auf den größten heimischen Greifvogel ein. Und er galt seit 1946 als ausgestorben.
„Damit es die Seeadler schaffen, alle für sie geeigneten Gebiete zu besiedeln, brauchen sie unseren Schutz.“ Christian Pichler, WWF
Der Adler kehrt zurück
Umso erfreulicher ist das Ergebnis der Anfang Jänner bei einer europaweit entlang der Donau in allen neun Donaustaaten durchgeführten Zählung, die insgesamt 750 Exemplare dieses raren Vogels ausmachen konnte. Wie die von BirdLife, DANUBEPARKS und WWF organisierte Zählung nun zeigte, stellen die grenzübergreifende Region Nationalpark Donau-Auen / March und die angrenzenden slowakisch-ungarischen Auen einen Schwerpunkt des Vorkommens dar. Mehr als 100 Adler wurden in diesem Großraum nur 50 km östlich von Wien gezählt – eine schöne Bestätigung für die erfolgreiche partnerschaftliche Naturschutzarbeit über Grenzen hinweg.
Woher die Trendumkehr?
Diese Wendung wurde zum einen vom verstärkten Umweltbewusstsein bewirkt. Zum anderen werden intensive Schutzmaßnahmen realisiert, wie Winterfütterung, Überwachung des Bestands und Bruterfolgs und die Errichtung von Horstschutzzonen, um Störungen an den Brutplätzen zu vermeiden.
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Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Der Greifvogel gehört zur Familie der Habichtartigen. Ihr Verbreitungsgebiet sind gewässerreiche Landschaften Eurasiens von Grönland bis zum Pazifik. Ihre Nahrung besteht aus Fischen, Wasservögeln und Aas. Beim erwachsenen Tier ist das Gefieder vorwiegend braun, mit hellem Kopf, Hals, Brust und Rücken und weißem Schwanz. Größe: ca. 74 bis 92 cm, Flügelspannweite 193 bis 244 cm. Die Weibchen sind mit einem Gewicht von 3,7 bis 6,9 kg und einer Flügellänge von 62 bis 71 cm deutlich größer und schwerer als die Männchen mit 3,1 bis 5,4 kg und einer Flügellänge von 55 bis 65 cm. Die ältesten beringten Exemplare waren bei der Kontrolle zwischen 30 und 40 Jahre alt.
Begleitet werden diese Aktionen durch Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein für Tierschutz zu stärken. Dank dieser Maßnahmen konnte der Rückgang gestoppt und ein Wachstum der Bestände bewirkt werden. Die Vögel brüten im Waldviertel, in den Augebieten an der Donau, aber auch im Nord- und Südburgenland. Trotz ihrer Größe (siehe Info) sind Seeadler hochsensible Wesen. „Die Elternvögel können nur erfolgreich brüten und dann ihre Jungen großziehen, wenn sie in der kritischen Zeit zwischen Februar und Juni nicht aufgeschreckt werden“, erklärt Christian Pichler vom WWF. Damit die Jungvögel überleben können, will der WWF deshalb an besonders gefährdeten Horststandorten Schutzzonen ausweisen und mehr Schutzgebiete einrichten.
Drohende Gefahren
Seeadler sind unter anderem Aasfresser, das ist jedoch nicht ungefährlich: Viele dieser Tiere sterben indirekt an Vergiftungen. Illegal von unverantwortlichen Personen zur Bekämpfung von Füchsen oder Mardern ausgelegte Giftköder führen zu schweren Vergiftungserscheinungen. Leider werden auch immer wieder Abschüsse nachgewiesen, obwohl hohe Strafen und lebenslanger Jagdscheinentzug drohen. Für die Erhaltung der Seeadler hat der WWF ein Schutzprogramm ins Leben gerufen. ///
www.wwf.at
ENERGIE BURGENLAND Top bei Service, Ökostrom und Energieeffizienz
Mit der Fusion wurde aus Bewag und Begas ein moderner und schlagkräftiger Energiedienstleister, der seit 1. Oktober 2012 unter dem Namen ENERGIE BURGENLAND am Markt auftritt.
Seit September 2013 ist das Burgenland, als erstes Bundesland Österreichs, auf Basis erneuerbarer Energien stromautark.
Service auf höchstem Niveau: Acht Kundencenter, eine moderne Homepage, Energiespar-Shop und Energiespar-Rechner helfen bei allen Fragen rund um den richtigen Umgang mit Energie und die Energie Burgenland-Produkte.
Die Zusammenlegung war ein Erfolg: Der Qualitätsanbieter ist heute Vorreiter bei Ökostrom, Motor für die heimische Wirtschaft und top im Kundenservice. Vorstandssprecher Michael Gerbavsits und Vorstandsdirektor Alois Ecker über die erfolgreiche Fusion, Herausforderungen der Energiewende und künftige Pläne als Energiegesamtdienstleister.
Welche Bilanz ziehen Sie über das erste Jahr als Energie Burgenland? Sind Sie zufrieden mit 2013? GERBAVSITS: Das Jahr 2013 war für uns ein Jahr mit großen Herausforderungen, in dem wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einem nachhaltigen Erfolg für die Energie Burgenland erreicht wurden. Wir haben nicht nur die Fusion der Bewag und Begas rechtlich abgeschlossen, sondern auch die Ausbaustufe II bei Windkraft fortgeführt und neue Investitionen in den Netzausbau getätigt.
Worauf sind Sie besonders stolz? GERBAVSITS: Unseren größten Erfolg feierten wir im September 2013: das Burgenland ist das erste Bundesland in Österreich, das auf Basis erneuerbarer Energie rechnerisch stromautark ist. Aber auch für unsere Kunden gab es Neuheiten: Ein großer Schritt in Richtung Kundennähe ist uns mit dem ersten Bürgerbeteiligungsmodell gelungen. Unsere Kunden haben nun erstmals die Möglichkeit, sich an einem Windrad zu beteiligen. So können sie selbst an der Energiewende mitwirken.
Was hat sich außerdem für Ihre Kunden verändert? ECKER: Wir haben das Serviceangebot für unsere Kunden erweitert. Wir bieten in acht Kundencentern kompetente Energieberatung an. Wer für die Beratung nicht aus dem Haus gehen will, kann auch die vielen Vorteile unserer Homepage nutzen. Dort findet man umfangreiche Informationen zu unseren Produkten und auch Tipps zum Energiesparen, den Energiespar-Shop sowie einen Energiesparrechner. Damit verhelfen wir unseren Kunden zu einem effizienteren Umgang mit Energie – das schont die Umwelt, aber ebenso das Geldbörsel. Daher hat sich auch in der Bonuswelt einiges getan: Seit 1. Oktober können auch Erdgaskunden die vielen Vorteile der Bonuswelt nutzen. Mit Bonusleistungen bei der Anschaffung von energieeffizienten Geräten, Service-Checks sowie mit zahlreichen Vergünstigungen im Bereich der Kultur, Erholung und für Familienabenteuer unterstützen wir unsere Kunden aktiv.
Wie sieht die Zukunft der Energie Burgenland aus? Welche Ziele und Vorsätze haben Sie fürs Jahr 2014? GERBAVSITS: Die Energie Burgenland kommt bisher am besten durch die Energiewende und hat einen Vorsprung gegenüber den anderen Energiedienstleistern erarbeitet. Sowohl betriebswirtschaftlich als auch auf der Produktionsseite. Ab 2014 geht es darum, diesen Vorsprung noch weiter auszubauen.
Wie sieht das konkret aus? GERBAVSITS: Neben der Windkraft wollen wir uns auch ein zweites Standbein in der Photovoltaik aufbauen. Das Burgenland hat die höchste Sonneneinstrahlung Österreichs. Es wäre unklug, diese vorhandenen Energieressourcen nicht zu nutzen. Daher werden wir Maßnahmen setzen, um den Photovoltaik-Bereich intensiver auszubauen. Derzeit arbeiten wir an mehreren Projekten, beispielsweise an einem großen Projekt mit einem Betrieb im Südburgenland. Außerdem sind auch weitere Bürgerbeteiligungsprojekte geplant. Mit zukünftigen Projekten wollen wir diese Zusammenarbeit mit unseren Kunden stärken. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf die Windkraft, auch im Photovoltaik-Bereich sollen Bürgerbeteiligungen möglich sein.
Vorstandssprecher Mag. Michael Gerbavsits und Vorstandsdirektor Dr. Alois Ecker wollen den Wachstumskurs der Energie Burgenland intensivieren und neue Geschäftsfelder entwickeln.
Das Thema Energieeffizienz scheint zentral für die Energiewende zu sein. Mit Bürgerbeteiligungsmodellen und einer nachhaltigen Energieerzeugung macht die Energie Burgenland anscheinend alles richtig. Aber reicht das für eine erfolgreiche Energiewende? ECKER: Die „Energiewende“ baut auf zwei Pfeilern auf: Ökologisierung und Dezentralisierung der Stromerzeugung, sowie eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz. Mit einem Umdenken bei der Energieerzeugung ist es dabei nicht getan. Haushalte, Gemeinden, Städte und Länder – jeder ist dabei gefragt. So beraten und versorgen wir beispielsweise in einem Pilotprojekt mit den Gemeinden Rust, Neutal, Mattersburg, Olbendorf und Güttenbach als Dienstleister die Gemeinden in allen Fragen des Energieeinsatzes und damit in allen Fragen der Energieeffizienz, egal ob Strom oder Erdgas. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts wollen wir diese Leistung allen Gemeinden anbieten. In einem geplanten zweiten Durchlauf sollen auch Haushalte von diesem Service profitieren können.
Und wie geht man die Ökologisierung und Dezentralisierung der Stromerzeugung an? ECKER: Als Beispiel kann ich hier das Smart City Projekt in Oberwart nennen, das von der Energie Burgenland unterstützt wird. In Oberwart befindet sich neben dezentralen Solarstrom-Anlagen auch ein nennenswertes Biomassewerk der Energie Burgenland zur Erzeugung von Wärme und Strom. Mit Hilfe des Projekts werden die Entwicklung und der Testbetrieb eines innovativen, gebäudeübergreifenden und integrierten Energiemanagementsystems für Strom und Wärme ermöglicht. Somit können die vorhandene Infrastruktur weiter genutzt und die Steuerung der Energieflüsse optimiert werden. Mit solchen Projekten arbeiten wir uns Schritt für Schritt an die Energiewende heran. •
„Wir wollen uns bei der Produktion von Ökostrom ein weiteres Standbein aufbauen und neben der Windenergie den Bereich der Photovoltaik ausbauen.“