schau-Magazin, Ausgabe 3/2014

Page 20

schauinterview

In Berlin ist alles irgendwie dreckiger INTERVIEW: CHRISTOPH BERNDL, FOTO: MAX PAROVSKY schau: Du lebst derzeit in Berlin. Was bietet die deutsche Hauptstadt Musikern, was Wien nicht hat?

Anna F.: Alles ist hier irgendwie dreckiger, im positiven Sinn. Es gibt eine sehr lebendige Szene. An allen Ecken und Enden der Stadt kannst du tolle Musik erleben. Hier bezeichnet sich ohnehin jeder zweite als Künstler. Es ist noch am ehesten vergleichbar mit New York. Da gibt es oft schräge Gigs an total ungewöhnlichen Locations und in kleinen Lokalen – und die meisten, die hier auftreten, sind verdammt gut. Dein neues Album heißt „King in the Mirror“. Warum dieser Titel?

Der Song ist der letzte auf dem Album und ich verbinde eine besondere Geschichte mit ihm. Ich habe ihn gemeinsam mit Ian Dench, dem Gitarristen der britischen Band EMF, geschrieben. Ian habe ich auf einer Hochzeit kennengelernt und wir waren uns gleich sympathisch. Er hat mich dann zu sich nach Madrid eingeladen. Dort lebt er mit seiner Frau, einer Spanierin. Wir waren gemeinsam im Museo del Prado. Dort sahen wir das Bild „Las Meninas“ von Diego Velázquez. Es zeigt König Philipp IV. und seine Gemahlin im Spiegel und der Maler selbst hat sich darauf in den Vordergrund gesetzt. So kamen wir auf den Titel. Der Song selbst erzählt davon, wie die fremde und die eigene Wahrnehmung oftmals auseinander driften. Überhaupt dreht sich die ganze CD rund um die Gegensätzlichkeiten des Lebens. Musiker definieren sich auch über ihr Äußeres. Ist es ein Vorteil im Musikgeschäft, wenn man so gut aussieht wie du?

Eigentlich ist es manchmal eher ein Nachteil. So, wie wenn man prominente Eltern hat. Man tut sich oft viel schwerer, für seine eigene Leistung ernst genommen zu werden. Ihr geht ab März als Vorgruppe mit James Blunt auf Tour. Wie kam es dazu? 20 schau

Ich habe neue Booking-Agentur in Deutschland und die arbeiten auch mit ihm zusammen. Die haben sich gedacht, warum sollten wir es nicht mit Anna probieren, und es hat geklappt. Männer haben ohnehin meistens lieber Frauen im Vorprogramm und umgekehrt. Obwohl ich zugeben muss, dass ich gar nicht so viele seiner Songs kenne, nur die zwei, drei großen Hits. Wir werden mit Tourbussen unterwegs sein. Da verbringt man viel Zeit gemeinsam auf engem Raum und lernt sich so besser kennen. Ich freue mich drauf. Camping deluxe sozusagen?

Ja. (lacht) So könnte man es sagen. Im Vorprogramm hast du Erfahrung, du warst ja schon mit Lenny Kravitz auf Tour. Gab es da auch die tollen Tourbusse?

Das war eine total schräge Zeit, jedoch keine Spur von Luxus. Ich erinnere mich noch gut an unseren „Tourbus“. Das war irgendein umgebauter uralter Schulbus oder so was. Alles hat gestaubt und gescheppert. Lenny ist natürlich komfortabler „Ein angereist. Aber es war eine einmalige Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Wir haben heute noch ab und zu Kontakt.

Auftritt im Dschungelcamp wäre nichts für mich. Mein ­Privatleben bleibt privat.“

Auch wenn die Karriere einmal nicht mehr laufen sollte, schließt Anna F. einen Auftritt in einer TV-Show, die auf Voyeurismus setzt, definitiv aus.

Wer wäre dein persönlicher Favorit als Vorgruppe, wenn du Haupt-Act bist: Metallica, Justin Bieber oder Udo Jürgens?

Sorry, keiner von den dreien. Hast du noch drei andere Vorschläge für mich? (lacht) Lana del Rey könnte ich mir gut vorstellen. Was sind deine Ziele für die anstehende Tour mit James Blunt?

Ich hoffe, dass ich viele neue Fans für meine Musik gewinnen kann. Wenn von 10.000 Besuchern pro Show 200 Fans von Anna F. werden, dann bin ich schon zufrieden. Vielen Dank für das Gespräch! ///

märz 2014


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.