Magic Mag Frühjahr 2022

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Geschichten aus der Region / Museen & Co.

Die kostbaren Crailsheimer Fayencen erfreuten sich einst großer Beliebtheit. Foto: Stadtmuseum Crailsheim

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ENTDECKERLUST UND TATENDRANG Im 19. Jahrhundert war im Magischen Dreieck eine regelrechte Aufbruchsstimmung zu spüren. Ob in der Einrichtung einer Universität in Ellwangen, kunsthandwerklicher Raffinesse in Crailsheim oder einer Flut an Künstlern, die zeitlose Malereien in Dinkelsbühl schufen, die Spuren vergangener Zeit sind heute noch lebendig.

FAYENCEN-MANUFAKTUR IN CRAILSHEIM In der Crailsheimer „Porcelan-Fabrique“ des Johann Georg Weiß wurde seit circa 1740 ein Porzellan-Imitat hergestellt: Fayence. Fayencen sind Tonwaren, die mit einer undurchsichtigen, meist weißen Zinnoxydglasur überzogen und mit leuchtenden Farben bemalt wurden. Namensgebend und besonders berühmt waren die Erzeugnisse aus der Stadt Faenza. Die Crailsheimer Fayencemanufaktur existierte bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Der Betrieb stellte in seiner Blütezeit sehr kunstvoll bemaltes Geschirr von hoher Qualität her und verzierte es mit exotischen, später einheimischen Blumen, Jagdszenen oder galanten Paaren. Die Fabrik bot eine vielfältige Auswahl und produzierte Kunstwerke in kleiner Serie. Gekauft wurden die Produkte von einer kleinadligen und wohlhabenden bürgerlichen Kundschaft. Um die Wende zum 19. Jahrhundert stellt die Manufaktur deutlich schlichter bemalte, einfachere Gebrauchsware für breitere Käuferschichten her. In den letzten Jahren des Betriebs sind die Spruchteller der Crailsheimer Fayencemanufaktur beliebt. Neben treuherzigen Liebeserklärungen zeigen andere unver­ ­ hohlen Frauenverachtung. Vertrieben werden die Crailsheimer Stücke auf Märkten. Bei den verbreiteten Jahrmarktslotterien sind die Spruchteller ein beliebter Gewinn. Das Stadtmuseum Crailsheim zeigt in seiner Schausammlung rund 300 Crailsheimer Fayencen von 1760 bis zum Ende der Manufaktur 1827. Die Ausstellung informiert über kulturelle Verflechtungen, die Herstellungsweise und den Wandel von Formen und Dekoren. DIE UNIVERSITÄT ELLWANGEN IN NEUWÜRTTEMBERG Wer hätte gedacht, dass sich in Ellwangen einmal eine Universität befand? Die „Katholische Landesuniversität“ gegenüber der Basilika 12

am Marktplatz bestand von 1812 bis 1817 und beherbergt heute das Landgericht Ellwangen. Friedrich I. hatte große Pläne mit der Stadt Ellwangen. Die Einrichtung einer Universität war daher keineswegs ein Provisorium, sondern langfristig angelegt. Ellwangen sollte nicht nur zur Hauptstadt von „Neuwürttemberg“, sondern auch zum Sitz eines katholischen Landesbischofs werden. Daher gründete der König von Württemberg im September 1812 die katholische „Friedrichs-Universität“ samt Generalvikariat und Priesterseminar auf dem Schönenberg. Die Gründungsfeier fand am 5. März 1813, am Namenstag des Königs, statt. Die Universität machte mit fünf Lehrstühlen und einer einzigen (theologischen) Fakultät einen recht bescheidenen Eindruck. Einst gingen hier keine Juristen, sondern Theologie-Studenten ein und aus. Foto: sek


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