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DR. HANSJÖRG RIEGER

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Kurz und knapp

Kurz und knapp

DR. HANSJÖRG RIEGER Typus ehrbarer Kaufmann

INTERVIEW MIT DEM GESCHÄFTSFÜHRENDEN GESELLSCHAFTER DER RUD KETTEN RIEGER & DIETZ GMBH U. CO. KG IN AALEN-UNTERKOCHEN UND EHRENPRÄSIDENTEN DER IHK OSTWÜRTTEMBERG ANLÄSSLICH DESSEN 80. GEBURTSTAGS

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Integer, verbindlich und verlässlich. Zugeneigt, nahbar und vital. Realistisch, abwägend und mutig. Weltmännisch, heimatverbunden und traditionsbewusst. Unternehmer mit hoher Selbstverpflichtung, Urvertrauen und großem Verantwortungsbewusstsein. Jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft: Dr. Hansjörg Rieger – Typus ehrbarer Kaufmann – mit einer reichen Lebensernte.

Herr Dr. Rieger, es war Ihnen eine Herzensangelegenheit, Ihren 80. Geburtstag im Kreis der gesamten Belegschaft von RUD mit über 700 Personen zu feiern. Leider muss dies durch die Einschränkungen des Coronavirus verschoben werden. Dennoch die Frage, was zeichnet Ihr Familienunternehmen und Ihre Belegschaften für Sie aus? Wir gehören zum großen Kreis der mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Wir verstehen unter Familienbetrieb nicht nur ein inhabergeführtes Unternehmen, sondern wir meinen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zur Betriebsfamilie. Wir pflegen den persönlichen Kontakt und binden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortungsvoll in die Entscheidungen mit ein, denn sie bilden die Grundlage unseres Erfolgs. Und sie sind auch mit großem Engagement über Familiengenerationen in ‚ihrem‘ Unternehmen bei der Sache. Vor diesem Hintergrund sind Betriebszugehörigkeiten von 30 und 40 Jahren keine Seltenheit. Das ist bei uns eher der Normalfall, denn bei aller internationaler Präsenz sind wir im heimischen Umfeld fest verwurzelt. Das spüren die Mitarbeiter und sie leben diesen Geist. Das ist unsere DNA, die uns von innen heraus stark und leistungs- und somit in all den Jahren zukunftsfähig gehalten hat. Ihr Firmensitz heißt Friedensinsel. Ist der Name Programm und steht er auch für den Geist bzw. die genannte DNA des Familienunternehmens? Friedensinsel deshalb, weil wir in unserer 145-jährigen Firmengeschichte keine gravierenden Arbeitskämpfe bzw. Streiks erleben durften. Mit dieser Beständigkeit und dem ungetrübten Blick auf den Kern unseres Schaffens haben wir uns ständig weiterentwickelt, unsere Traditionen bewahrt, dabei gleichzeitig an den Anforderungen der Zukunft ausgerichtet und die damit verbundenen Chancen genutzt. Dabei vollzog sich bei uns das unternehmerische Handeln niemals spekulativ. Immer bildeten technische Ideen den Ausgangspunkt – und strenges, kompromissloses Streben nach Qualität. Bewahrt bis in die heutige fünfte Generation, die sich als „Mission Statement“ diese Werte ebenfalls unverrückbar ins Stammbuch geschrieben hat. Wir haben uns schon vor vielen Jahren entschieden, kein billiger Massenproduzent zu sein, sondern konzentrieren uns auf hochqualifizierte, innovative technische Lösungen in unseren Spezialgebieten. Nicht ohne Stolz gehören wir damit zum ausgezeichneten Kreis der Weltmarktführer.

RUD ist heute internationaler und breiter aufgestellt denn je. Was waren und sind Ihre Erfolgsrezepte in all den Jahren? Wie gesagt, es ist die über Jahrzehnte herausragende Qualität unserer Produkte mit der sprichwörtlichen Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Mit diesem Qualitätsversprechen, insbesondere in sicherheitsrelevanten Bereichen, erfüllen die Markennamen RUD und ERLAU ihr hohes Kundenversprechen. Und dies weltweit. Denn schon vor mehr als 40 Jahren haben wir erkannt, dass wir uns nicht auf den deutschen Markt beschränken können und haben deshalb Ver

Dr. Hansjörg Rieger, geschäftsführender Gesellschafter des RUD Familienkonzerns.

triebs- und Produktionsstätten in Australien, Brasilien und USA gegründet. Heute bestehen ca. 50 Tochter- und Beteiligungsunternehmen weltweit. So konnten wir uns frühzeitig in wichtigen Zielmärkten etablieren. Heute erzielen wir rund 60 Prozent des Konzernumsatzes im Ausland.

Wir sehen Sie als Scharnier von den vier „Kettenbrüdern“ der Generation Ihres Vaters zu Ihren drei Söhnen, mit denen Sie heute RUD führen. Was zeichnet Ihre Zusammenarbeit aus? Ich betrachte unser Unternehmen als ein familiäres Vermächtnis, das es gilt, an die nächste Generation weiterzugeben. Natürlich gibt es in einer Familie unterschiedliche Ansichten und Meinungen, aber entscheidend ist, das Wohl des Unternehmens und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht aus den Augen zu verlieren. So empfinde ich mich als Bindeglied innerhalb der Generationen. Ich freue mich sehr, dass meine Söhne Jörg Steffen, Ph.D., Dipl.-Ing. Johannes und Dr. Benjamin Rieger unsere reiche Unternehmensgeschichte und lange FamilienDas Team der IHK Ostwürttemberg gratuliert ihrem Ehrenpräsidenten sehr herzlich BE A STE LLE GES S GU UN TE DHEITUND

tradition als gemeinsame Verantwortung sehen und daraus die entsprechenden Verpflichtungen ableiten und mehr als erfüllen.

Was würden Sie der nachfolgenden Unternehmergenration außerhalb von RUD ins Stammbuch schreiben? Erfolgreiche Arbeit verlangt Anstrengung und Konzentration, wie bei einem Sportler im Training. Aber der Erfolg beflügelt, macht Freude, gibt Befriedigung und ist damit weiterer Ansporn, Vorbild zu sein.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts? Angesichts der Coronakrise bleibt mir nur der Wunsch und die Hoffnung für meine Familie, für unser Unternehmen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie allen Menschen auf der Ostalb, möglichst gesund zu bleiben. Dann kann unsere Region der Talente und Patente ihren Wohlstand bewahren.

DR. HANSJÖRG RIEGER

Dr. Hansjörg Rieger gehört zu den renommiertesten Unternehmerpersönlichkeiten der Region. Er feierte am Palmsonntag, den 5. April, seinen 80. Geburtstag. An der Spitze des weltweit agierenden RUD-Konzerns steht er beratend der operativen Geschäftsführung seiner drei Söhne, Jörg Rieger, Ph.D., Dipl.-Ing. Johannes Rieger und Dr. Benjamin Rieger, zur Seite.

Dr. Rieger fühlt sich seinem heimischen Standort, an dem er in Unterkochen die Volksschule und in Aalen das Schubart-Gymnasium besucht hat, nachhaltig verbunden. Er studierte und promovierte an der TU München. Nach Einsätzen bei Kettenfirmen in England und USA, die damals technologisch führend waren, nahm er 1968 seine Tätigkeit im RUD Familienunternehmen auf. Noch in der Ära seiner Vorgänger-Generation der „Vier Kettenbrüder“ erfolgte 1969 seine Ernennung zum Geschäftsführer.

Eine Vielzahl an technischen Innovationen von anwenderbezogenen Produkten fällt unter seine Ära. Ein Beispiel ist die Erfindung der Schneeketten vom Typ RUDmatic. Nicht nur die Produkte selbst, sondern auch die zur Herstellung von Ketten mit immer höherer Festigkeit notwendigen Maschinen wurden von ihm weiter entwickelt. Mit großem Mut zu unternehmerischem Risiko gelang es ihm, das Unternehmen in den unterschiedlichsten Märkten weltweit zu etablieren. So gründete er bereits Ende der 70er Jahre Produktions- und Vertriebseinheiten in USA, Brasilien und Australien, wie sie auch branchenintern ohne Beispiel waren. Folgerichtig wurde so die Premiummarke RUD an die Weltmarktspitze geführt. Mit der Übernahme des langjährigen Wettbewerbers Erlau AG in Aalen konnte die Marktstellung bedeutend ausgebaut werden.

Heute erreicht der weltweit agierende Familienkonzern RUD mit über 1.700 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von ca. 200 Mio Euro.

Kennzeichnend für seine hohe unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung war auch seine Bereitschaft, wichtige Ehrenämter zu übernehmen. Beispielhaft dafür war die Präsidentschaft der IHK Ostwürttemberg von 1989 – 2001, in der er als Mitinitiator der Zukunftsinitiative Ostwürttemberg den erfolgsorientierten Regionalgedanken gefördert hat. Darüber hinaus war Dr. Rieger Leiter verschiedener Wirtschaftsdelegationen mit den früheren Ministerpräsidenten Späth und Teufel. Auch im Bankenbereich und in wichtigen Funktionen seiner Kettenbranche war er maßgeblich engagiert.

Verdiente Anerkennung fand dieses ehrenamtliche Wirken unter anderem bereits 1995 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, die Ernennung zum IHK Ehrenpräsidenten im Jahr 2001 und die Verleihung der „Großen Ehrenplakette der Stadt Aalen“ im Jahr 2011.

Dr. Rieger ist begeisterter Bergsteiger und Skifahrer und freut sich noch heute über eine Abfahrt mit seinen Enkeln.

Herr Dr. Rieger, wir bedanken uns für das Gespräch.

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